Gutes Feedback ist kein Hexenwerk

Schon allein das “F-Wort” vermag es, manch einem Magenschmerzen zu bereiten. Ein anderer knüpft vielleicht noch ein “-kultur” dran. Feedback ist Kommunikation und die soll ja bekanntlich offen und ehrlich sein. Am besten aber: einfühlsam.

Rückmeldungen sind unerlässlich. Schließlich ist auch eine Arbeitsbeziehung eine Beziehung – und die lebt von ihrer Kommunikation. Feedback darf positiv und negativ ausfallen, aber niemals destruktiv. Deswegen lohnt es sich für alle, ob Führungskraft oder Teammitglied, die Grundregeln für konstruktives Feedback zu verinnerlichen.

Was gutes Feedback ausmacht

Ist man in der Position des Feedback-Gebers, sollte einem bewusst sein, dass es rasch passieren kann, dass sich das Gegenüber angegriffen und deswegen zu einer defensiven Haltung gezwungen fühlt. Denn ein solches Gespräch berührt immer die Selbstwahrnehmung. Wird diese mit einer Fremdwahrnehmung konfrontiert und stimmen beide nicht miteinander überein, kommt es naturgemäß zu Diskrepanzen. Deshalb gibt es ein paar klare Regeln für die Teilnehmer eines Feedback-Gesprächs, die zwar zunächst naheliegend erscheinen, aber deshalb nicht weniger wirksam sind.

Für den Feedback-Geber gilt die so genannte 3-W-Methode:

  1. Wahrnehmung. In jedem Fall zuerst mit Lob beginnen. Soll auch Kritik geübt werden, niemals pauschalisieren (“Du kommst immer zu spät!”), sondern in sachlichem und beobachtendem Ton sprechen und Kritik idealerweise immer auf konkrete Ereignisse beziehen. Geht es um Angelegenheiten der persönlichen Wahrnehmung, in Ich-Botschaften formulieren. Wer zu spät kommt, kommt zu spät, aber ob zum Beispiel im Kundengespräch ausreichend Geduld bewiesen wurde, ist Ermessenssache. Es empfiehlt sich also dringend Negatives möglichst wertneutral und ohne einen Angriff (auch keinen passiv-aggressiven!) zu formulieren.
  2. Wirkung. Verdeutlichen, welche Wirkung ein negatives Verhalten hat, aber nicht etwa so, dass Konsequenzen angedroht werden, sondern so, dass dem Feedback-Nehmer bewusst wird, welchen Eindruck sein Verhalten bei anderen erzeugt.
  3. Wünsche äußern. Hier wird geäußert, welche Veränderungen gewünscht sind – optimaler Weise verknüpft mit offenen Vorschlägen oder dem Angebot, daran zu arbeiten.

Für den Feedback-Nehmer sind die Verhaltensregeln in der Theorie sehr simpel. In der Praxis müssen (leider) auch schon mal die Zähne zusammengebissen werden:

  1. Rückmeldungen sind meistens erwünscht, aber nicht immer und überall. Ist man gestresst oder hat einen schlechten Tag, darf um Verschiebung gebeten werden. In solchen Fällen ist die Aufnahmefähigkeit häufig begrenzt und auf Kritik wird eventuell viel empfindlicher reagiert, als zu einem anderen, passenden Zeitpunkt.
  2. Den Feedback-Geber immer ausreden lassen. Klassische Verhaltensregel der Kommunikation, sollte man eigentlich meinen. Fühlt man sich jedoch unfair behandelt, gar nicht so einfach zu befolgen. Aber es wird noch ärger: Erklärungsversuche und Rechtfertigungen sind erst mal nicht angebracht, auch weil so häufig unerwünschte Emotionalität ins Gespräch kommt.
  3. Sich bedanken. Auch dann, wenn es überhaupt kein Spaß macht.

Wer Feedback bekommt, tut gut daran, das Gesagte erst ein mal sacken zu lassen. Auch konstruktive Rückmeldungen können ordentlich zu knabbern geben. Vergessen werden darf aber nicht, dass es schlussendlich um Wahrnehmungen geht – welche immer vielschichtig und subjektiv sind.

Feedback messbar machen

Davon, dass Unternehmen von guter Kommunikation profitieren, muss wohl niemand mehr überzeugt werden. Zu einer offenen Feedbackkultur zählen sowohl Qualität, als auch Quantität. Eine Studie ergab zum Beispiel, dass bei 50% der Befragten die Mitarbeiterzufriedenheit durch Feedback (in diesem Fall durch Vorgesetzte) steigt – es wird geschätzt und als nützlich empfunden.

Aber leider verstehen es nicht alle Vorgesetzten ordentliches Feedback geben: Dieselbe und eine andere Studie ergaben, dass zwischen 23% und 25% der jeweiligen Befragten nicht verstehen, was ihre Vorgesetzten ihnen mit dem Feedback überhaupt mitteilen möchten. Klare Aussagen sind unabdingbar! Auf der Kehrseite des Ganzen wünschen sich aber auch 23% der Führungskräfte mehr Feedback von ihren Mitarbeitern.

Um eine funktionierende Feedbackkultur zu fördern und zu unterstützen, gibt es mittlerweile einige HR-Applications, die als umfassende Businesslösungen auch auf dem deutschen Markt vermehrt Fuß fassen. Ein paar davon wollen wir Euch kurz vorstellen:

  • Loopline: cloudbasierte Anwendung, die den Feedbackprozess zweiseitig unterstützt. Laut dem Artikel 5 HR-Apps zum Mitarbeiter-Feedback bietet sie “Vorbereitung, Durchführung und Ergebniskontrolle von Personalgesprächen. Features wie z.B. Erfassung, 360-Grad-Feedback, integrierte Kompetenzmodelle zum Performance Vergleich, Logbuch, Messung der Mitarbeiterzufriedenheit und eine flexible Terminierung des Feedback Prozess erleichtern die HR-Aufgaben von Führungskräften”.
  • 15five: funktioniert als Bindeglied zwischen Führungskräften, Mitarbeitern und Teams. Die Software ermöglicht z.B. Befragungen bei Problemen und anschließendes Kommunizieren von Lösungen. Unter dem Stichwort “employee reward” können sich Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzte unkompliziert positive Rückmeldungen geben. Darüber hinaus gibt es Funktionen für das Tracking und Zielreporting, damit Mitarbeiter “ihre persönlichen Geschäftsziele und Prioritäten erfassen und verfolgen können”.
  • Netigate: bietet Tools wie Voice of Employee an, mit dessen Hilfe ohne großen Aufwand Befragungen verfasst und ausgewertet, 360 Grad Feedbacks erstellt oder Onboarding-Prozesse erleichtert werden können.

Ausreden wie “zu aufwendig”, “nützt nichts” oder “mimimi” zählen also in Zukunft nicht mehr! Feedback ist keine seichte Angelegenheit, die mal eben so von der Hand geht – aber dennoch unverzichtbar. Software-Lösungen bieten den Anwendern nicht nur klare Daten und Ergebnisse, sie können vielleicht auch helfen, unvermeidbaren persönlichen Gesprächen ein wenig ihrer emotionalen Schärfe zu nehmen.

Was sind Eure Erfahrungen? Nehmt Ihr jede Rückmeldung erstmal gelassen hin oder zählt Ihr eher zu denen, den ordentlich die Pumpe geht?

[HTTP410] Was Fach- und Führungskräfte erwarten – Trendstudie 2016

Dieses Frühjahr wurden in der Stepstone Trendstudie 2016 14.000 Fach- und Führungskräfte zu aktuellen Themen wie Work-Life-Balance, dem Stellenwert von Teamwork und ihren Erwartungen an den Bewerbungsprozess befragt.

Die Auswertung der Ergebnisse zeichnet ein Bild von selbstbewussten Spezialisten. Spezialisten, die sich ihrer Fähigkeiten und der Bedeutung ihrer Arbeit für ein Unternehmen bewusst sind – und die nicht länger zögern, Anforderungen zu stellen. Dafür spricht, dass laut der Studie 80% der Befragten angaben, eine passende Stelle ablehnen zu wollen, sollten sie sich nicht mit dem Unternehmen identifizieren können.

Den Arbeitgebern zu denken geben sollte auch, dass nur 20% der Teilnehmer davon ausgehen, in fünf Jahren noch bei ihrem aktuellen Unternehmen beschäftigt zu sein. 47% von ihnen wären bereit, für den perfekten neuen Job zu pendeln oder sogar umzuziehen – Flexibilität ist auf Seiten der Arbeitnehmer also durchaus vorhanden. Doch die neue Stelle muss nicht nur ein angemessenes Gehalt bieten – sie soll zum Leben der Befragten passen.

Auf die Frage “Welche Kriterien waren bei der Berufswahl entscheidend?” antworteten die Befragten wie folgt:Trendstudie_Grafik1.1

Quelle: Stepstone Trendstudie 2016

Vor allem für die jüngeren Arbeitnehmer sind Ratschläge von Freunden und Familie von schwindender Bedeutung. Sie richten ihre Berufswahl zunehmend an dem aus, was sie wirklich interessiert – ob damit ein hohes Gehalt erziehlt werden kann, spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Bei den erfahrenen Fach- und Führungskräften sieht das etwas anders aus. Für die Mehrheit (69%) zählt eine Gehaltserhöhung zu den Grundvorraussetzung für einen Jobwechsel. Doch auch sie erwarten mehr, viel mehr von einer neuen Stelle. Denn viele der Teilnehmer setzten Prioritäten neben Beruf und Karriere, die sie als wichtiger oder genau so wichtig empfinden – dazu zählen neben Familie und Partnerschaft vor allem die Themen Gesundheit (87%) und die persönliche Entwicklung (83%).

Die Anforderungen an Unternehmen und Jobs steigen also, denn wenn die Fach- und Führungskräfte nicht das Gefühl haben, dass “alles passt”, sinkt die Bereitschaft, eine neue Stelle anzunehmen. Ihre Kompromissbereitschaft bei einem Jobwechsel ist vergleichsweise gering, vor allem wenn es um die Sicherheit des Arbeitsplatzes, den Vorgesetzten oder Entwicklungsmöglichkeiten geht. Für 60% der Befragten sind da Zusatzleistungen wie Mobiltelefone oder Firmenwagen schon eher verhandelbar.

Entsprechend sind auch die Ansprüche hinsichtlich der Qualitäten der zukünftigen Vorgesetzen hoch:

Trendstudie_Grafik2.1

Quelle: Stepstone Trendstudie 2016

Eigenverantwortliches Arbeiten sowie Teamwork (also kooperative Zusammenarbeit) stehen bei den Befragten hoch im Kurs, egal ob es um den Chef oder die Kollegen geht. Die weiblichen Befragten haben übrigens höhere Ansprüche, wenn es um das Zwischenmenschliche geht, Stichwort Softskills.

So überrascht es kaum, dass sich auch die Erwartungen an den Bewerbungsprozess verändern. In der Studie wird hier der Vergleich zum Online-Shopping herangezogen:

“Wer online einkauft, ist daran gewöhnt, seine Ware am nächsten Tag in den Händen zu halten. Dieses Service-Level verinnerlichen Fachkräfte immer stärker und möchten auch die Jobsuche zunehmend wie einen Online-Shopping-Prozess gestalten: mobil, schnell und einfach.”

Viele der Befragten halten die derzeitg festen Formalitäten im Bewerbungsprozess (etwa klassische Bewerbungsfotos und Zeugnisse) für überholt und glauben, dass in Zukunft individuelle Arbeisnachweise und persönliche Referenzen an Bedeutung gewinnen werden. Schon vor der eigentlichen Bewerbung kann die Gestaltung von Webseiten und Stellenanzeigen die Jobinteressenten vergraulen – mehr denn je sollten Unternehmen ihren (Internet-) Auftritt also sorgsam pflegen.

Besonders wichtig finden die Teilnehmer, dass der Bewerbungsprozess unkompliziert gestaltet ist – die Bewerbung via Smartphone gilt hier als echte Alternative und freut sich steigender Beliebtheit: 47% der Fach- und Führungskräfte schreiben ihr zu, den Bewerbungsprozess intensiver und vor allem schneller zu machen.

Für Unternehmen und das Recruiting bedeuten die Ergebnisse der Studie einmal mehr, dass zukünftig ein Umdenken im Umgang mit qualifizierten Bewerbern gefordert ist. Das beginnt schon beim Bewerbungsprozess: die Fach- und Führungskräfte nehmen nicht länger die Position von Bittstellern ein. Viel eher wollen sie in diesem ersten Schritt wie Kunden behandelt werden, die nichts vom Kauf der Katze im Sack halten. Transparenz und Kommunikation sind gefragter denn je.

Sollte Euer Bedarf an Ergebnissen für heute noch nicht gedeckt sein, findet Ihr die Stepstone Trendstudie 2016 hier als PDF.

PIC: (CC BY 2.0) by Chase Elliott Clark

[HTTP410] Der Weg zum Social Business: Herausforderungen und Vorteile

Dass sich die Arbeit von Marketing und Public Relations gerne mit dem Attribut “social” schmückt, ist heute nichts Neues. Auch andere Unternehmensbereiche, in denen eine Kommunikation mit der Öffentlichkeit im Vordergrund steht, passen sich an: (Social) Recruiting, Crowdsourcing etc. Dass aber die komplette Unternehmensstruktur einem “Social Business” Platz macht; daran können sich viele nur schwer gewöhnen. So ein Betrieb ist schließlich organisch gewachsen, jeder sitzt an seiner definierten Position, wird dort (mehr oder weniger) gebraucht und hat sein Aufgabenfeld (mehr oder weniger) fest im Blick. Diese starren Strukturen zu öffnen, bedeutet stets auch ein Stück Kontrollverlust – dazu muss Bereitschaft bestehen.

Problematisch ist ferner, dass die Idee des Social Business oft von Spartenbranchen vorangetrieben wird – meistens aus den IT/Software-Bereichen. Social Business wird dann schnell runtergebrochen auf Software X oder Serverstruktur Y. Dann entscheidet plötzlich die IT, ob denn nun “social” gemacht wird oder nicht. Die Antwort lässt sich denken.

Dass der Wandel zu einem “Social Business” ein viel fundamentalerer ist, macht die Sache natürlich nicht einfacher. Deutlich wird dies auf einer Grafik der DachisGroup: Sie zeigt die unterschiedlichen Stationen, Herausforderungen und Vorteile dieser Struktur im Ganzen, über die Abteilungen hinweg:

  • Das Marketing wird experimentierfreudiger, schneller, schlanker und geht in die direkte Ansprache
  • Im Vertrieb werden fließend nachhaltige Beziehungen aufgebaut. Weg vom “Call-Sale-Goodbye” -Schema
  • Forschung und Entwicklung werden agiler und innovativer, bei gleichzeitig kürzeren Entwicklungszyklen. Vermehrte Möglichkeit des Outsourcings.
  • Der Kundenservice wird sorgender, mit einem direkteren Draht nach außen. Es entstehen neue Möglichkeiten mit Fehlern und Servicefällen individuell umzugehen.
  • Budgets sind flexibel verwaltbar und werden dort eingesetzt, wo sie wirklich gebraucht werden
  • Die Führungskräfte können proaktiv entscheiden und das Mitarbeiterengagement steigern. Besonders gefällt mir in diesem Zusammenhang: “work out loud”
  • Die Partner können effizienter arbeiten und in die Kommunikationswege eingebunden werden
  • Und nicht zuletzt erleben die Kunden eine neue Qualität von Mitsprache und Authentizität – dass schafft engere Beziehungen als je zuvor

Über diese direkten Business-Benefits hinaus, profitiert das Unternehmen durch einen Verbesserung in Workflow, Kommunikation, Mitarbeiterzufriedenheit und interner Innovation. Weitere Punkte auf der Grafik. Hier einmal als Slideshare-Präsentation eingebunden, das hochauflösende PDF kann hier heruntergeladen werden.

Das Kommentarfeld wartet auf weitere Vorteile oder Stolpersteine… 😉