[HTTP410] Egal ob “Freund” oder Fremder – Deutsche vertrauen kaum in Markenkommentare

Die zweite umfassende Studie “Digital Life” des Marktforschungsinstituts TNS Infratest, welche die Einstellungen und Verhaltensweisen von 72.000 Internet-Usern aus 60 verschiedenen Ländern im Alter von 16-65 Jahren erhoben hat, kam zu etlichen interessanten Resultaten. Einige Kernergebnisse sind hier in einem Video zusammengefasst:

Desweiteren kam die Digital Life Studie zu folgenden Ergebnissen:

  • 90 % der deutschen Onliner nutzen das Web für die Produktrecherche mit steigender Relevanz von Social Media
  • mehr als zwei Drittel suchen im Web nach Informationen zu einem im Fernsehen beworbenen Produkt
  • gut ein Drittel hat bereits per Smartphone während des Shoppens im Ladengeschäft online recherchiert, jedoch nur 13 Prozent der Waren werden mobil eingekauft
  • 85 % der Konsumenten recherchieren auf der Webseite der Marke, wenn das Interesse schon geweckt ist
  • 86 % der Konsumenten recherchieren dann auch auf Seiten, auf denen Dritte über Produkte schreiben und diese bewerten, wie z.B. soziale Netzwerke, Blogs, Microblogs wie Twitter, Konsumentenvideos (YouTube) und natürlich Review- und Preisvergleichsseiten

Warum kommentieren Konsumenten konkret eine Marke?

Nicht jeder Internet-User ist auch ein aktiver Markenkommentator: Weltweit sind es im Schnitt 47% und in Deutschland 31%.  Für diese Gruppe spielen dann ganz unterschiedliche Gründe eine Rolle, um regelmäßig etwas mit Bezug zu bestimmten Marken zu schreiben. Am häufigsten werden Kommentare verfasst, um Tipps und Hilfestellungen rund um die Nutzung eines Produktes zu geben (Welt & Deutschland: 46%), gefolgt von dem Anliegen eine Marke zu “sharen” (Welt 31%; Deutschland 29%) und – weit abgeschlagen – der Absicht ein Lob zu formulieren (Welt 13%; Deutschland 15 %).  Immerhin, nach den vorliegenden Ergebnissen wird online mehr gelobt als getadelt (global: 10%; Deutschland 11%).

Wer “und wenn ja, wie viele” vertrauen den Markenkommentaren?

Besonders interessant finde ich die Statistiken der Studie zum Aspekt des Vertrauens in Bezug auf Markenkommetare. Insbesondere die jüngeren Altersgruppen setzen dabei ein hohes Maß an Vertrauen in die Empfehlungen von Freunden – interessanterweise aber fast genauso viel in die Empfehlungen von Personen, die sie nicht kennen. Je älter die Verbraucher werden, desto kritischer eingestellt sind sie gegenüber solchen Kommentaren – egal ob sie von ihren digitalen “Freunden” oder von einem Fremden auf der anderen Seite der Erde kommen.

Sehr spannend sind dabei auch die geographischen Unterschiede, die durch die “Digital-Life-Studie” belegt wurden. Hier jeweils Deutschland im Vergleich zu den Extrem- und Globalwerten:

Grafik: Vertrauen in die Kommentare von Freunden

Grafik: Vertrauen in die Kommentare von Fremden

Während in Deutschland im Schnitt nur 43% den Markenkommentaren ihrer “Freunde” trauen, sind es in Saudi Arabien ganze 87% – mehr als doppelt so viel. Der gleiche auffallende Unterschied besteht zwischen dem Vertrauen gegenüber den Kommentaren von Fremden – hier sind es 79% bei den saudi-arabischen Social-Networkern und 33% bei den deutschen.

Für diese Gegensätze können Gründe, wie z.B. die unterschiedlichen Mentalitäten oder die Angst einem viralen Marketingkonzept auf den Leim zu gehen (oder gar die Zensur wie in Saudi Arabien), eine Rolle spielen. Ich glaube es liegt u.a. daran, dass die Verbraucher in schnell wachsenden Märkten gegenüber Marken in sozialen Netzwerken viel offener eingestellt sind, als in den entwickelten wie z.B. in Deutschland,  wo sich nach Infratest auch 50% der Social Networker gestört fühlen, sobald Markenaktionen in sozialen Medien zu aufdringlich sind.

Was meint Ihr? Warum vertrauen wir nicht einmal unseren “Freunden” im Netz?