Das Ende des schwarzen Bretts – Jobsuche im Social Web

Larissa Vassilian, bezeichnet sich selber als Podcast-Oma, Geekin und Radionärrin. Ehemals aus dem klassischen Print-Journalismus kommend, hat sie schon früh die Vorzüge des World Wide Web für sich entdeckt und zu nutzen gewusst. Im Oktober 2013 fasste sie ihr gesammeltes Fachwissen über Personal-Branding in 16 Kapitel eines Buches zusammen, um damit der Job- und Auftraggebersuche ein bisschen Würze und Spaß einzuhauchen.

Das im O’Reilly Verlag erschienene Buch über die Jobsuche im Social Web beinhaltet die volle Bandbreite an Möglichkeiten und Einsatzgebieten, die dem Jobsuchenden derzeit zur Verfügung stehen. Es geht unter anderem um den Aufbau/Ausbau der eigenen Persönlichkeit im Netz, der Ich-Marke. Was möchte ich preisgeben, wie will ich wahrgenommen werden und welche Kanäle sind für mich sinnvoll, um meine Fähigkeiten bestmöglich und für die Zielgruppe ansprechend zu präsentieren. Der „Markencheck“ in Kapitel 2 enthält eine Fülle an Tipps für das eigene Personal-Branding, die sich jeder Job-Hunter einmal eingehend zu Gemüte führen sollte. Die Autorin achtet dabei auf ständige Bebilderung durch kreative und gelungene Beispiele aus der Praxis, liefert aber gleichzeitig den Hinweis, dass durchaus nicht jede Kreativleistung von Personalern gewürdigt werden kann, aber ein Minimum an Online-Präsenz heutzutage ein Muss sein sollte.

Den verschiedenen gängigen Plattformen, von Facebook über das eigenen Blog bis hin zu LinkedIn, werden eigene Kapitel gewidmet, die mit Best-Practice-Beispielen und vielen nützlichen Anmerkungen auf die unterschiedlichen Funktionen und Vorteile der Kanäle hinweisen. „…verlinken Sie ihre Profile untereinander, was das Zeug hält!“

Im gesamten Buch wird der Leser von Interviews mit Social-Media-Experten, Karriere-Coaches, Community-Managern und vielen weiteren Gurus aus unterschiedlichen Bereichen begleitet. Auch Jan kommt als Social-Recruiting-Enthusiast (Seite 64-65) zu Wort und erläutert die Notwendigkeit einer eigenen (kleinen) Webpräsenz, die es dem geneigten Personaler ermöglicht, schnell und effizient einen Überblick über den Kandidaten zu bekommen. Konkret sollte sich jeder Jobsuchende vorher eingehend damit beschäftigen, was er will, wohin er will und dann die nötigen Schritte mit Mut und Enthusiasmus antreten. Das Buch gibt hierfür einen schönen, anschaulichen Leitfaden an die Hand.

Interviews mit Social Media und HR Experten im Buch "Jobsuche Im Social Web"

Interview mit Jan

Muss ich wirklich eine eigene Internetseite haben?

Sie müssen nicht, aber ich persönlich halte es für empfehlenswert. Es ist eine gute Möglichkeit für Kreative, ihr Portfolio zu zeigen. Ob das jetzt Texter sind oder Designer, ist egal – hier können sie sich präsentieren. Ich selbst würde keinen Designer mehr anstellen, der keine eigene Webpräsenz hat, auf der ich mich durch seine Arbeiten klicken kann. Denn nur so sehe ich, welchen Stil er hat und ob er zu uns passt. Aber so ein Blog ist ganz schön aufwendig. Nicht jeder Jobsuchende nimmt sich dazu die Zeit. Es muss ja kein Blog sein. Ein Blog würde ich mir als Freelancer auch nicht ans Bein binden wollen, wenn ich nicht selbst ein Faible fürs Schreiben hätte und mir das Spaß machen würde. Denn so ein Blog erzeugt Druck und Stress, weil man es ja aufrechterhalten möchte und immer neue Inhalte bieten muss, das merke ich auch bei unserer »Wollmilchsau«. Aber es muss ja wie gesagt auch kein Blog sein, es reicht schon eine Microsite, eine kleine Visitenkarte im Netz. Ein paar Punkte zum eigenen Lebenslauf und zur Person, dazu ein schön gestaltetes Portfolio mit aussagekräftigen Arbeitsproben und natürlich ganz wichtig eine Möglichkeit, in Kontakt zu treten. Das reicht. Eine ganz minimalisti- sche Seite zum Durchklicken ist doch schnell gemacht.

Worauf sollte man dabei achten?

So ein Auftritt muss unter dem eigenen Namen stattfinden oder unter einem prägnanten Firmennamen, den man sich ausdenkt und dann überall verwendet. Dann finde ich wichtig, dass man sich eine eigene Domain registriert und unter dieser Domain seine Visitenkarte einrichtet. Dazu gehört auch die passende Mailadresse von dieser Domain aus. Das vermittelt einfach einen Eindruck von Professionalität. Wichtig ist vor allem: Sie müssen gefunden werden können! Und das geht eben nur durch ein professionelles Auftreten im Netz und durch gute Verbindungen Ihrer Profile in den verschiedenen Netzwerken.

Was ist denn den Personalern wichtig?

Also zum einen muss ich hier mal eines festhalten: Personaler wollen Leute einstellen! Es wird oft vermittelt, Personaler würden eher nach Gründen suchen, jemanden nicht einzustellen. Sie wollen aber vor allem eines: sich ein vollständigeres Bild des Bewerbers machen. Und noch etwas: Personaler wollen schnell finden, was sie suchen. Eine verschwurbelte Bleiwüste wird er gleich wieder wegklicken. Lieber kurz, knapp und prägnant formulieren und in wenigen Sätzen sagen, was Sie können und was Sie ausmacht. Ich würde bei der Suche nach einem Auftragnehmer auch danach schauen, ob er in einschlägigen Plattformen auftaucht, sich also in Fachforen einbringt und sich engagiert. Ich will mir als Personaler ein Bild machen können von dem Menschen, der mir sonst sehr abstrakt erscheint anhand einer Bewerbungsmappe oder einer Onlinebewerbung.

Gibt es noch einen Tipp in Sachen Social Recruiting?

Ich würde nicht nur auf die bekannten, großen Jobbörsen setzen. Es gibt im deutschsprachigen Raum 2.000 Jobbörsen. Zudem gibt es auch Foren zu bestimmten Themen, bei denen ich mein Profil einstellen würde. Bewerber sollten sich aber nicht nur dort tummeln, wo andere Bewerber sind – sondern am besten dort, wo auch mal ein Auftraggeber vorbeischaut, zum Beispiel bei jovoto.com.

Alles in allem eine Fülle an brauchbaren Informationen, kurz und knackig zusammengefasst und leicht verständlich. Ein gutes Buch über die manchmal auch ganz spannende und schöne Aufgabe einen neuen Job zu suchen oder den eigenen Marktwert zu pushen. Abschließend sei nur noch gesagt: „Was sie brauchen um von diesem Buch profitieren zu können, ist vor allem Neugier und Kreativität“. Word.

IBM BeLiquid – Zukunft der Arbeit?

Für eine der interessanteren Schlagzeilen im Februar sorgte vor kurzem der Konzern IBM, als es in vielen namhaften und weniger namhaften Zeitungen von Massenentlassungen und moderner Tagelöhnerei die Rede war.  Das Vorhaben, einen Teil der festen Belegschaft durch Freelancer zu ersetzen, löste eine nicht wirklich überraschende Welle der Entrüstung aus, à la “Hilfe, wir werden alle sterben, weil die Inder nur $100 im Monat zum Leben brauchen”. Das sogenannte “Revolutionäre Arbeitsmodell”, was übrigens nun wirklich nichts Neues ist, wird von IBM in Form eines Pilotprojekts bereits seit mindestens einem Jahr im  Rahmen der Initiative “BeLiquid” getestet bzw. erfolgreich praktiziert. Es geht darum, für Mini-Projekte, die innerhalb von einem halben Tag bis max. einer Woche erledigt werden können, weltweit die besten Kräfte zu finden. Dabei greift man auf einen Pool von geprüften Freelancern zu – eine Art von Crowdsourcing. Die Rekrutierung von geeigneten Freelancern übernehmen Outsourcing-Partnerunterunternehmen für IBM (“Vendor” genannt). Aktuell sind es die Unternehmen Zerochaos und Stefanini, die offenbar in verschiedenen Regionen wiederum über lokale Partner verfügen, wie z.B. die IT Firma Rishabh in Indien. Das BeLiquid Programm wird mit den folgenden Hauptmerkmalen beschrieben:

Key Features of the Liquid Program include:

  • 100% work from home opportunity. All programming is done in a secure, remote environment!
  • You choose the programming components you want to develop!
  • Program specifications are always provided, and access to the IBM component code library gives you an added edge for faster completion!
  • Liquid Players are paid on successful programming events, so earning potential is unlimited!
  • The more successful you are as a Player, the more IBM will request you to work on programming events!
  • Your digital profile is shared amongst IBM project managers and your Player peers, so the best of the best is always recognized and rewarded!
  • Program and tool training with an online support community to answer questions!

Ein gut gemachtes Informationsvideo erläutert die Idee und das Konzept hinter BeLiquid.

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Wer sich gerne für den IBM Pool bewerben möchte, macht das am besten über diese BeLiquid Facebook App. Der Bewerbungsprozess umfasst folgenden Schritte:

  • Send his/her resume to the Rishabhsoft Recruiter and complete a phone screening
  • Successfully complete the Previsor online Technical Test, which will be sent from the Recruiter. A minimum passing score is required. Currently, the passing score is 80%, but it could change
  • Complete the ZeroChaos IBM Liquid Challenge Player Enrollment Package. This package will include a Criminal Background Check and a Non-Disclosure Agreement. It is sent via email from ZeroChaos
  • Attend the IBM Liquid Player training session when scheduled. Invitations are sent via email from ZeroChaos
  • Review the IBM Liquid Challenge Player Welcome Package when received from IBM via email
  • Receive the IBM Liquid Portal login and password from ZeroChaos via email
  • Register for design and program components in the IBM Liquid Portal
  • This competitive environment provides programmers and designers the opportunity to become part of one of the world’s leaders in technology.

Meinung: 1. Das Modell, ein Top-Kernteam zu haben und bei Bedarf auf Spezialisten zugreifen zu können, halte ich für absolut sinnvoll und zeitgemäß. Es ist kein Muss für jeden. Aber es ist ein Modell, das gut funktioniert und zwar sowohl für den Kunden als auch für den Dienstleister. Wir arbeiten auch so. Wenn ein Unternehmen, in so einem Modell Vorteile für sich und für seine Kunden sieht, finde ich keine Argumente dagegen. 2. Die Befürchtungen der westlichen Fachkräfte, auf einem offenen Markt den Fachkräften aus Niedriglohnländern unterlegen zu sein, sind bei weitem nicht immer begründet. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sich in bestimmten Bereichen gar nicht lohnt, auf Freenlancer aus anderen Ländern zu setzen, weil die kulturellen Unterschiede das Projektergebnis stark belasten können. Das wird IBM auch wissen. Es geht nicht darum, den billigsten Arbeiter auf der Welt zu finden, sondern eine Aufgabe schnell und qualitativ hochwertig zu lösen. 3. Die Tatsache, dass die anstehenden weltweiten Veränderungen des Arbeitsmarktes, die mit mehr Transparenz, Wettbewerb und besserer Qualitätskontrolle der Leistungen eines Einzelnen einhergehen, die Menschen hierzulande in Angst und Schrecken versetzen, belegt lediglich, dass unsere Gesellschaft reif für eben diese Veränderungen ist. IBM hat sich lediglich, mehr oder minder öffentlich, getraut, einen Kurs zu kommunizieren, der von vielen anderen mitdenkenden Unternehmen bereits praktiziert  bzw. in ähnlichem Umfang vorbereitet wird. Darauf müssen wir uns einstellen, ob es uns gefällt oder nicht. Anstatt zu jammern, wäre es z.B. überlegenswert,wie man sich in seiner Kerndisziplin unersetzbar macht. Dann gibt es, ob Festangestellter oder Freelancer, nichts zu fürchten.