Drei Lektionen aus der “Finanzkrise” – eine polemisch-satirische Analyse

Wer die Berichterstattung rund um die “Finanzkrise” verfolgt, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass zahlreiche Konzerne und Groß-Unternehmen sich geschickt als Opfer der Wirtschaftskrise stilisieren, obwohl ihre Probleme in Wirklichkeit hausgemacht sind.

Was, Sie sind auch unverschuldet durch jahrelanges Missmanagement und grundlegende strategische Versäumnisse in die Schieflage geraten?

Keine Bange! Die Wollmilchsau zeigt an drei prominenten Beispielen, wie auch Sie Ihr Unternehmen erfolgreich durch die Krise lavieren können.

Die Finanz-Industrie

Realitätsferne Finanzpekulationen ohne realwirtschaftliche Grundlage haben viel Geld beschert, in kürzester Zeit traditionelle Bank- und Versicherungsunternehmen ruiniert und das Vertrauen in eine ganze Branche untergraben. Mindestens ebenso findig wie bei der Konstruktion immer komplizierterer Schrottpapiere waren die Wallstreet-Strategen und ihre internationalen Berufskollegen, als es darum ging sich aus dem Schlamassel zu befreien.

Was wir gelernt haben: Geld verdient man, indem man Kunden Dinge verkauft, die sie sich nicht leisten können. Man ihnen eine Finanzierung, maskiere diesen Wahnsinn gründlich und verkaufe das Risiko als lukrative Anlage weiter. Das treibe man solange, bis der Schaden die gesamte Volks- oder noch besser die Weltwirtschaft betrifft. Dann lässt man die Blase platzen. Anschließend ziehe man sich als Marktradikaler das Sozi-Büßer-Gewand an, klopfe bei der Regierung und lasse über “Experten” das Wort “systemnotwendig” verbreiten. Und schon ist der Steuerzahler bereit sich für Generationen zu verschulden und heißt den verlorenen Sohn willkommen…

[Lektion 1: Nachhaltigkeit obsiegt mittelfristig über Zockerergebnisse (Gier verwirrt den Verstand).]

Die Auto-Industrie

Anstatt als Antwort auf steigende Energiepreise und knapper werdende Ressourcen energiesparende Modelle zu entwickeln, haben die Verantwortlichen sich mit mut- und phantasielosen Verbesserungen bestehender Modelle begnügt. Darüber hinaus hat man bekannte Überkapazitäten beibehalten. Als Belohnung für dieses vorbildliche Verhalten bekommen Sie nun Staatshilfen. Und um da nicht zu kurz zu kommen, haben die, die sich noch nicht durch rückwärtsgewandte Strategien geschwächt hatten, schnell alles verzockt.

Was wir gelernt haben: Auch wenn Vater Staat gerne Bonbons an ungezogene Kinder verteilt, bekommen nur die Großen welche ab. Wenn man nicht zu den Großen gehört, macht das nichts, dann feilt man einfach an einer geeigneten Statistik, und schon sieht auch der letzte Politiker ein, dass der eigene Industriezweig entscheidend für die Volkswirtschaft ist.

[Lektion 2: Warten Sie nicht, bis der Markt Sie zu Innovationen zwingt; agieren Sie statt zu reagieren.]

Der Handel

Die Beispiele Karstadt (Arcandor), Herthie und Wertheim zeigen, wie schwer Unternehmen sich damit tun, einzusehen, dass sich ihr Geschäftsmodell überholt hat. Früher einmal war das Konzept Warenhaus zweifellos ein tragfähiges Modell. Damals, als es noch keinen eCommerce und keine Malls für Event Shopping gab und Boris Becker Tennis statt Poker gespielt hat.

Was wir gelernt haben: Auch wenn ihr Geschäftsmodell noch aus Wirtschaftswunder-Zeiten stammt, halten Sie ruhig daran fest und lassen Sie sich nicht verunsichern. Tonbandgeräte und Schwarz-Weiß-Fernseher funktionieren schließlich auch immer noch. Falls es doch nicht klappt, heuern Sie für Ihr letztes Geld einfach eine krisenerfahrene Führungskraft an, dann müssen Sie sich zumindest nicht selbst mit dem Insolvenzverwalter herum schlagen.

[Lektion 3: Beobachten Sie strukturelle Marktveränderungen und blicken Sie dabei der Realität ins Auge, nur so können Sie rechtzeitig gegensteuern.]

“Burning Money” – Vorschaubild von purpleslog

Demografischer Wandel trotz(t) der Finanzkrise

Die augenblickliche Finanzkrise mag manche zu dem Trugschluss verleiten, der Arbeitsmarkt werde in den kommenden Monaten einen Wandel vom Nachfrage- zum Angebotsmarkt vollziehen, mit der Folge, dass die bis dato fehlenden Fachkräfte sich nun große Sorgen um ihre Stellen machen müssten.

Nun, es wäre vermessen zu leugnen, dass es für viele Unternehmen in den nächsten Monaten, und vielleicht sogar Jahren, durchaus ernst werden wird. Selbstverständlich wird sich das auch in ihrer Personalpolitik widerspiegeln. Doch sollte dieser möglichst eine langfristige Sicht zugrunde gelegt werden. Wer heute gezwungenermaßen entlassen muss, sollte sich gleichzeitig Gedanken darüber machen, wie in der nächsten Aufschwungsphase neue Mitarbeiter (zurück)gewonnen werden sollen. Was kann man heute schon tun, um sich die Lösung dieser Aufgabe in 6, 12 oder 24 Monaten zu erleichtern?! Denn unabhängig von der Finanzkrise spielt die demographische Entwicklung gegen uns. Wer nur das “heute” berücksichtigt, wird sich nach der Finanzkrise mit einem noch intensiveren Wettbewerb um die besten Köpfe konfrontiert sehen.

Um dem in den meisten öffentlichen Beiträgen einfach nur für sich selbst stehenden Begriff “demografischer Wandel” ein etwas deutlicheres Gesicht zu verleihen, posten wir an dieser Stelle das Ergebnis einer kleinen Zeitreihenanalyse über die Seite vom Statistschen Bundesamt.

Demografischer-Wandel

Danach ist davon auszugehen, dass bis 2015 bereits knapp 3 Millionen Arbeitskräfte in der für den Arbeitsmarkt besonders interessanten Gruppe der 30 – 50 jährigen fehlen werden. Bis 2020 wird diese Gruppe sogar um 4,5 Millionen schrumpfen.

Wie stark müssten die Folgen der Finanzkrise ausfallen, um diese Entwicklung auszugleichen?

Aktien und Arbeitnehmer – eine Analogie

Was hat die Börse in den Tagen der Finanzkrise mit dem Thema Personalpolitik in den Unternehmen zu tun? Sehr viel!

Wer die entsprechenden Artikel in der Tagespresse und im Internet verfolgt, wird feststellen, dass sich die Aktienkurse und die Zahl der Beschäftigten in immer mehr Unternehmen in die gleiche Richtung bewegen – nach unten.

Nach Massenentlassungen der Investmentbanken hört man inzwischen auch außerhalb der Finanzbranche von Einstellungsstopps und Mitarbeiterabbau.
Wer sind bloß diese Menschen, die sich von heute auf Morgen von ihren Werten trennen? In Bezug auf die Aktienmärkte würde Herr Kostolany von den sogenannten “Zittrigen” sprechen. In der Phase des Booms sind Sie auf den Zug aufgesprungen. Ohne langfristige Strategie und zum Teil vielleicht sogar, ohne tatsächlich ausreichend Eigenmittel zu besitzen.

Nun haben die Zittrigen Angst, alles zu verlieren. Sie verkaufen alles – rette sich wer kann. Sie verkaufen schlechte Werte, sie verkaufen gute Werte und erzeugen damit immer mehr Angst und Unsicherheit, die wiederum zu weiteren Verkaufswellen führen.

Dieses Prinzip scheint auch für die Personalpolitik mancher Unternehmen zu gelten. Man hat sich womöglich übernommen. Man hat Angst die Ergebnisse zu verfehlen. Die Konsequenz – Entlassungen, bei denen mit Sicherheit viele gute Köpfe unter die Räder kommen. Dazu verbreitet man eine Unsicherheit in den Unternehmen, die alles andere als förderlich ist.

Doch das Ganze hat auch ein Gutes. Denn panikartige Massenverkäufe treiben auch die Preise solider Anlagewerte nach unten. An den Börsen sind liquide Investoren bereits wieder auf Einkaufstour. Sie nutzen die Gelegenheit, die besten Titel unter Wert einkaufen zu können. Ihre Strategie ist gut überlegt und langfristig. Die Rendite, die Sie mit Ihren Anlagen erzielen werden, wird deutlich über der Rendite der Zittrigen und kurzfristig denkenden Anleger liegen.

Diese Strategie eignet sich auch für personalsuchende Mittelstandsunternehmen. Langfristig denkende Unternehmer sollten die aufkommende Unruhe nutzen und Ausschau nach den besten Köpfen halten. Eine Krise, wie wir sie im Moment erleben, ist eine gute Zeit, um durch kluge Personalpolitik langfristige Wettbewerbsvorteile auszubauen.

Denn gute Mitarbeiter sind wertvoller als die attraktivsten Wertpapiere.