Personalmarketing mit Facebook Mobile App Ads

Ich denke, es wird inzwischen kein großes Geheimnis mehr sein, dass die Nutzung von Facebook auf mobilen Geräten stark an Fahrt gewinnt. Zum aktuellen Stand in Deutschland gibt’s die folgende kleine Übersicht, die freundlicherweise von horizont.net vor Kurzem zur Verfügung gestellt wurde.

facebook_deutschland_mobile_nutzer

Vielleicht ist Euch auch schon aufgefallen, dass Facebook sich in den vergangen Monaten sehr viel Mühe mit der Entwicklung von Werbe-Formaten eben für die mobilen Geräte gemacht hat. Dabei scheint Facebook ganze Arbeit zu leisten. Die Einnahmen aus der mobilen Werbung sind auf dem Weg, im laufenden Quartal die Marke von 50% an den gesamten Einnahmen zu knacken. Bedenkt man, dass das Wachstum der Nutzerzahlen sich insgesamt verlangsamt, kann man das Wachstum der mobilen Werbe-Einnahmen als Beleg für die hohe Effektivität der Formate interpretieren.

Vor wenigen Tagen präsentierte Facebook einen weiteren Schritt in Richtung von mehr Engagement und Conversion, also mehr Effektivität, in diesem Bereich – die sogenannten Mobile App Ads mit integrierten Call-to-Action Buttons. Das sind Ads, mit denen man die Nutzer nun neben App-Installationen zu Handlungen innerhalb von bereits installierten mobilen Apps animieren soll.

facebook_mobile_ads_call_to_action

 

Nun zu unserem eigentlichen Thema – Facebook und Personalmarketing. Der Anblick solcher schicken Anzeigen lässt mich natürlich nicht kalt und ich sage mir, wie toll es doch wäre, Stellenanzeigen in dieser Form auf die schlau segmentierten Zielgruppen regnen zu lassen. Leider hat Facebook mich diesmal nicht gefragt und schon wieder den Fokus komplett auf alle anderen gelegt, nur nicht auf Personaler. Wo ist bitte schön der “Apply Now” Button abgeblieben? Was soll das? Warum will Facebook unser Geld nicht haben?

surprised-reaction-guy-but-why-meme_design

Aber warum sollte uns eigentlich diese Ignoranz seitens Facebook davon abhalten, die schönen Möglichkeiten dennoch zu nutzen? Genau, es gibt keinen Grund dafür. Ich frage mich, ob sich das Format, das eigentlich für App-Developer entwickelt wurde, für Personalmarketing-Kampagnen zweckentfremden lässt.

Gesagt, getan. Facebook Power Editor gestartet. Als Zielgruppe zunächst grob alle mobilen Facebook Nutzer in Deutschland festgelegt. Und Mobile App Ad als Anzeigen-Typ ausgewählt. Jetzt wird’s spannend. Man kann natürlich mobile Apps bewerben, aber auch z.B. Apps, die auf Facebook Fanpages installiert werden. Und es geht noch weiter. Man kann offenbar auch einfache Links bewerben (wenn man von “Get mobile apps installs” auf “Get mobile app engagement and conversions” umstellt.)

facebook_mobile_job_ad

Damit hätten wir alle Möglichkeiten, um schöne, kreative, mobile Personalmarketing-Kampagnen bei Facebook durchzuführen. Das hieße z.B: Facebook-Nutzer auf eine bestimmte Stellenanzeige, auf die Karriereseite, auf die Karriere-App bei Facebook zu locken. Oder sie sogar dazu zu bringen, eine mobile App zu installieren, die ein Teil der Personalmarketing- oder Employer Branding-Kampagne ist.

Voraussetzung für den Erfolg ist natürlich stets, dass solche Ads und das was danach kommt, kreativ und mit dem Nutzer vor Augen kreiert werden. Und dabei ist es halb so schlimm, dass uns kein “Appy Now” Button zur Verfügung steht. Mit “Book Now”, “Play Game”, “Open Now” und entsprechendem Inhalt lässt sich etwas machen, was bestimmt gut funktioniert. Ich hoffe sehr, dass wir bald die eine oder andere kreative Kampagne dieser Art erleben werden. Wir hier würden so etwas super gerne umsetzen.

Ich habe zugegeben so schnell noch nicht ausprobiert, ob alle meiner Anzeigen-Beispiele bei Facebook so direkt akzeptiert würden. Definitiv ist dies aber ein weiteres gutes Beispiel für Personalmarketing.

[HTTP410] Die Jobvite Social Recruiting Survey 2013

Jobvite hat zum 6. Mal 1600 Recruiter und HR-Professionals in den USA befragt. Die Jobvite-Studien hatten schon immer etwas zu fabelhafte Zahlen für alle Social-Recruiting-Prediger, aber sie lassen sich immerhin gut über die Jahre vergleichen, wodurch Trends erkennbar werden.

2013 nutzen schon 94% der Personaler Social Media für ihre Arbeit oder planen zumindest, damit zu beginnen. Eine Steigerung von 16% in den letzten 5 Jahren. Hier frage ich mich natürlich, ob Jobvite eine Auswahl von extrem fortschrittlichen Recruitern hat(te) oder ob die Unterschiede zu Deutschland so immens sein sollen. Dass 2008 über drei Viertel der Personaler Social Media nutzten, als noch die wenigsten Unternehmen ahnten, was da überhaupt auf sie zukommt, das wage ich zu bezweifeln.

Mit Blick auf die geplanten Ausgaben 2013: Soziale Netzwerke gelten unter den Recruitern mit 73% als stärkstes Recruiting-Instrument – noch vor persönlichen Empfehlungsprogrammen (62%) und der Karriere-Website mit 61%. In Jobbörsen wollen 39% verstärkt investieren, nur 19% in Personalberatungen oder externe Dienstleister.

Die Lieblingsnetzwerke der Recruiter sind seit Jahren dieselben: LinkedIn, Facebook und Twitter (in den USA ein sehr viel stärkeres Netzwerk als hier). Die Umfrage erwähnt aber auch kleinere Spezialnetzwerke wie GitHub, Stackoverflow oder gar Instagram. Klar ist: Sourcen lässt sich überall, wo Leute sind. Und nun Butter bei die Fische: Was bringt’s? 92% haben bereits über LinkedIn eingestellt, 24% über Facebook und 14% via Twitter. Da sind die Zahlen sogar leicht zurückgegangen, nur LinkedIn hat dazugewonnen.

Auch jedes Mal spannend finde ich die Reaktionen der US-Recruiter auf das Online-Verhalten Ihrer Kandidaten. Rechtschreibfehler sind schlimmer als Alkohol und Sex schlimmer als Waffen.

Die Jobvite Social Recruiting Survey betrachtet Elemente des Social Network Profils eines Kandidaten aus Recruiter-Sicht

Die Studie wird hier erhältlich sein, sobald sie öffentlich zugänglich ist. Was haltet Ihr von den Zahlen? Auch ohne Gegenzahlen – einfach so gefühlt?

[HTTP301] Facebook gibt Tipps zu Jobsuche und Recruiting mit Graph Search

Schon bei der Vorstellung der Graph Search Ende letzten Jahres hatte Facebook den Nutzen der neuen Suche mit Einsatzszenarien im Sourcing und bei der Jobsuche belegt, die in der Recruiting-Community mit großem Interesse verfolgt wurden. Ein Hindernis aus Sourcer-Sicht war bisher aber weiterhin die Tatsache, dass viele Facebook-Profile deutlich weniger Informationen zum beruflichen Werdegang, Bildungsabschlüssen und Arbeitgebern boten als die Business Netzwerke. Das versucht Facebook bereits seit einiger Zeit zu ändern, indem es die Nutzer aktiv dazu anhält, Ihre Profile mit Infos zum schulischen und universitären Werdegang, zur beruflichen Laufbahn und ihren persönlichen Interessen anzureichern.

Anlässlich des US-Rollouts der Graph Search am 7. August hat Facebook im Rahmen der Social Jobs Partnership mit dem amerikanischen Arbeitsministerium und verschiedenen anderen Partnern aus dem US-Arbeitsmarktumfeld nun ein zweiseitiges PDF mit Tipps zum Einsatz der Graph Search bei der Jobsuche veröffentlicht.

Das Dokument beschreibt, wie sich Graph Search für die Stellensuche nutzen lässt,

 

Jobsuche mit Graph Search

gibt Tipps zur Optimierung des eigenen Profils für die Stellensuche

 

Tipps von Facebook für die Jobsuche

 

und bietet einige einfache Beispiele, wie Recruiter die Graph Search zum Sourcing von Kandidaten einsetzen können:

 

Sourcing mit Graph Search

 

Wer wie dort empfohlen seine Jobs in seine Facebookpage einbinden möchte, sollte sich mal unser Online-Personalmarketing Tool Jobspreader ansehen.

Wenn Ihr Facebook auf US-Englisch nutzt und Euch für Graph Search angemeldet habt, könnt Ihr übrigens alle Tipps direkt anwenden. Unsere ersten Sourcing-Tests waren durchaus vielversprechend. Habt Ihr damit schon Erfahrungen gemacht?

Selbstbewusst, positiv und vorsichtig: Teenager im Internet

teenager

“Sie werden ja so schnell groß…” – Was unsere Teens wollen, tun und interessiert, ist nicht nur fürs Azubi-Marketing von Belang. Wer sein Personalmarketing zukunftssicher gestalten möchte, der muss bei heutiger Planung natürlich eine Zielgruppe berücksichtigen, die erst in ein paar Jahren kontaktiert werden wird: Die heute 12-17jährigen. Das Mafo-Institut PewResearch widmet sich in seiner Arbeit gerne und ausgiebig den US-amerikanischen Familien und deren Lebenswirklichkeit. So auch im Report: “Teens, Social Media, and Privacy”.

Dieses Thema ist einige Blicke wert, denn nach und nach beginnen die Nachwachsenden sich gar nicht so zu verhalten, wie es die Berater, die gerade mal mühsam die Generation Y in eine Schublade pressen konnten, vorhergesagt haben. Wenn wir über 30 nun glaubten, das Internet verstanden zu haben, machen die Jüngsten damit schon wieder Sachen, die wir so gar nicht verstehen. Plötzlich ist Facebook gar nicht mehr so cool? Plötzlich Instagram und Twitter? Tststs, diese Jungend…

Befragt wurden 802 12-17jährige und deren Eltern im Spätsommer letzten Jahres.

  • 24% aller Online-Teens nutzen Twitter (16% waren es 2011). Facebook empfinden sie als stressig, der Kontakt zu Verwandten und anderen Erwachsenen stört. Wird aber als Netzwerk-Angelpunkt dennoch weiter genutzt, sofern notwendig.
  • 60% halten ihre Profile privat und geben an, sich mit den jeweiligen Privatsphäreeinstellungen gut auszukennen. Auch wenn die Sorge vom Datensammeln durch Dritte recht gering ist (nur 9% haben “große Sorge”), haben sie ein ausgeprägtes Bewusstsein für Privates und Öffentlichkeit.
  • Teens teilen und erfahren online gerne Positives. Deren Netzwerke werden bewusst für positives Erleben aufgebaut, wer da stört fliegt raus: 74% haben bereits Leute aus ihrem Netzwerk entfernt.

Auch wenn das Bewusstsein für Privatsphäre wächst, teilen  Teens immer mehr Daten im Vergleich zur letzten Studie 2006, in der Tendenz sind die älteren noch offener als die jüngeren. Hier dürfte aber auch elterliche Kontrolle noch eine Rolle spielen. In Klammern jeweils der Wert von 2006.

  • 91% posten Bilder von sich (79%)
  • 71% posten den Namen ihrer Schule (49%)
  • 71% posten den Namen der Stadt in der sie leben (61%)
  • 53% posten Ihre E-Mail-Adresse (29%)
  • 20% posten Ihre Telefonnummer (2%)

92% sind übrigens mit ihrem echten Namen unterwegs, zumindest auf dem Netzwerk, das die am häufigsten nutzen. 39% geben an, bei der Altersangabe zu schwindeln, um Zugriff zu bestimmten Inhalten zu erlangen. Mädchen sind etwas vorsichtiger als Jungs, was die Privatshäreeinstellungen angeht.

57% haben sich schon einmal entschlossen etwas doch nicht zu posten, da sie negative Folgen befürchtet haben, 4% hatten schon einmal Probleme in der Schule, der Familie oder im persönlichen Umfeld aufgrund eines Postings in sozialen Netzwerken.

Wer weiter schmökern möchte, kann sich hier das PDF des kompletten Reports runterladen.

Google oder Facebook? Schwere Wahl für Silicon-Valley-Praktikanten

facebook_google

Google oder Facebook? Eine der Fragen, die sich jeder aufstrebende Silicon-Valley-High-Performer bei der Wahl seines Praktikumsplatzes stellen muss. Bei Jim Strout habe ich gerade die perfekte Antworthilfe gefunden. Was man dort dann genau tut, ist ja auch nebensächlich, schließlich geht es um Lifestyle und den richtigen Namen im CV, oder? 😉

google-vs-facebook-3

Und, wie würdet Ihr Euch entscheiden? Mich persönlich hat Facebook überzeugt. Company Mission, Perks und die Möglichkeit, den guten alten McHammer zu treffen – das matcht totaaal mit meiner Attitude! Schönes Wochenende!

Pics: Hakan Dahlsröhm, Kevin Krejci (CC BY 2.0) – Grafik: internetserviceproviders.com

Personalsuche mit Facebook: Graph Search Recruiting Webinar

Im Januar habe ich über die ersten Gehversuche mit der Facebook Graph Search berichtet. Inzwischen ist etwas Zeit vergangen, die Facebook Graph Search ist auch in Deutschland verfügbar und der eine oder andere Recruiter/Sourcer setzt sie in seiner täglichen Arbeit für die Personalsuche mit Facebook ein. Wird also Zeit zu schauen, wie der Stand der Dinge ist. Da kommt uns doch der Online Recruiting Trainer Jonathan Campbell mit seinem ausführlichen Webinar zu dem Thema sehr gelegen. In dem knapp 30-minütigen Video erfahrt Ihr, wie man die Facebook-Suche für Eure Zwecke richtig einsetzt, welche Einschränkungen es gibt, wie man die Filter-Optionen verwendet. Dazu gibt’s Best-Practice-Tipps für die Suche und Ansprache von Kandidaten.

Was ich persönlich für die Personalsuche mit Facebook interessant fand:

Allein schon der zu Beginn erläuterte Unterschied zwischen der “Query Language Search” (z.B. Google) und der bei Facebook verwendeten “Natural Language Search”  ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Bei Facebook gibt man Fragen ein und nicht einfach nur Keywords, wie z.B. bei Xing, LinkedIn oder Google. Weiß man das nicht, wird die Ausbeute mager ausfallen. Kleines Beispiel: Gebt in die Suche z.B. “Hamburg” ein. Danach zum Vergleich “who works in Hamburg”. Kleine sprachliche Variationen der Fragestellungen können die Anzahl der Ergebnisse stark beeinflussen. Mitdenken lohnt sich hierbei 🙂 Bsp: “Developers who work in Berlin” vs. “Developers who are from Berlin” vs. “Developers who live in Berlin” liefern zum Teil unterschiedliche Leute.  Und jetzt ersetzt mal “Developers” mit z.B. “Programmers”. Noch mehr Leute… Weitere interessante Punkte sind das praktische Beispiel der kombinierten Verwendung von Facebook-Suche und LinkedIn (20:00 min) und ausführliche Überlegungen zur Kontaktaufnahme (24:00). Hat jemand von Euch schon mal kostenpflichtige Nachrichten zur Kontaktaufnahme verwendet?

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Ich hoffe, dass Euch dieses Video gefällt, den Einstieg in die Facebook Graph Search erleichtert und vielleicht bei der nächsten Besetzung hilft. Natürlich freue ich mich über Erfahrungsberichte und Fragen zu dem Thema.

[HTTP410] Facebook Big Data: Hochschul-Personalmarketing

Im Bestreben noch mehr über Personalmarketing bei Facebook zu lernen, durchleuchten wir mit Wisdom Professional nach und nach verschiedene Zielgruppen. Da viele unserer Kunden im Hochschulmarketing aktiv sind, habe ich mal die Studenten in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter die Lupe genommen.

Die Stichprobe betrug gut 30.000 Personen im Alter zwischen 17 und 28 Jahren und einer nahezu ausgeglichenen Geschlechterverteilung:

FBHM_Demografie

Urbanität & Beziehungsstatus

Wenig überraschend ist, dass mit 86 Prozent der Großteil der Zielgruppe in Städten lebt. Interessant fand ich persönlich, dass knapp 61 Prozent der Stichprobe in einer Beziehung lebt und 10 Prozent verheiratet sind.

Fremdsprachen

Als nächstes habe ich mir angesehen, in welchen Sprachen die Stichprobe Facebook verwendet. Neben Deutsch, das von rund 60 Prozent der Zielgruppe genutzt wird, nutzen 28 Prozent Facebook auf Englisch, 3 Prozent auf Französisch und knapp 2,5 Prozent auf Spanisch.Weitere verbreitete Sprachen sind Italienisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch und Türkisch. Um die Fremdsprachenkenntnisse der Studenten ist es also zumindest in dieser Panelgruppe nicht schlecht bestellt.

Wohn-Regionen

Die beliebtesten Wohn-Regionen der Panelgruppe sind Berlin (14%), Köln-Bonn (11%), Düsseldorf-Essen (10%), München (10%), Wien (7%), Frankfurt (7%), Zürich (7%), Genf (7%), Hamburg (5%) und Stuttgart (5%). Weitere seht Ihr hier:

FBHM_Karte

Interessen: News & Medien

Hier hätte ich gerne eine Empfehlung abgegeben, in welchen Magazinen sich ggf. noch ein Engagement lohnen könnte, außer der “ZEIT Campus” waren aber keine klassischen Hochschulmagazine vertreten.

Interessen: Unternehmen & Produkte

Hier habe ich herzlich gelacht, denn der durchschnittliche Student strebt vor allem nach drei Dingen:

  • einer Karriere bei BMW (Glückwunsch ans Personalmarketing!)
  • Captain Morgan Rum
  • Ben & Jerry´s Eis

FBHM_Heatmap

So, da die Give-aways für die nächsten Hochschulmessen jetzt wohl feststehen, komme ich vielleicht auch mal wieder vorbei. 😉

Warum ich Facebook Home nicht weiter testen werde

Ich war ja schon skeptisch, zugegeben, aber die App ist nach dem ersten Test wieder vom Telefon geflogen. Ja, als Digitalkonzeptionierstrategiedings kann ich mir diese Einstellung an sich nicht leisten, schließlich müsste ich ja jedes neue Medium mit relevantem Nutzerkreis zumindest einmal nach Möglichkeiten abklopfen. Dieses Mal glaube ich aber, nichts zu verpassen. Warum?

Facebook Home ist meinen Augen der (falsche) Versuch, dem Umbruch dieses Netzwerkes in Nutzung und Audience entgegenzuwirken. Die App verwandelt Dein Telefon in eine mobile Facebook-Werbeanzeige: Sie macht aus einem ordinären Facebook-Post einen schicken kleinen Homescreen-Banner und versucht so, noch ein paar Interaktionen mehr aus dem Nutzer herauszukitzeln:

 

Man stelle sich einfach mal vor, eine E-Mail-App würde sich so verhalten. Beim Blick auf das Telefon bekomme ich Bilder aus Anhängen der letzten Woche gezeigt, den Newsletter, den ich schon lange abbestellen wollte oder ein paar Auszüge aus ellenlangen CC-Konversationen. Klar, Facebook ist etwas bunter, frischer, positiver – aber das (Erfolgs)prinzip des Newsfeeds wird hier einfach über den Haufen geworfen. Dieser lebt von einer halbwegs chronologischen Ordnung und Scrollbarkeit. Und von der Tatsache, dass ich ihn aufrufe, wenn ich ihn lesen möchte. Kurz: Er überlässt mir die Auswahl, was ich ich lese und was nicht. Einzelne Posts von Facebook vor die Nase gehalten zu bekommen, wann immer ich mein Telefon aus der Tasche hole, halte ich nicht für erfolgsversprechend. Das ganz nette Design, saubere Technik und eine kluge Chat-Funktion seien an dieser Stelle mal geschenkt.

Facebook versucht mit dieser App und der damit verbundenen Kampagne so zu tun, als wäre dort die Lutzi los. Während um einen herum alles dröge und grau ist, kann man dort bei dem tollen Spaß dabei sein, den die Freunde da draußen haben. Wir alle wissen, dass dem nicht so ist. Facebook ändert sich, unsere Nutzung ändert sich und auch die Nutzerstrukturen werden nicht die gleichen bleiben. Facebook ist stark, wird auch noch weiter stark sein. Die Augen aber davor zu verschließen, wie die Mehrheit dieses Netzwerk nutzt und nutzen möchte, wird niemanden weiterbringen. Facebook nicht und uns nicht, die wir dort gerne tolle Sachen umsetzen. Möglich wäre, dass dieses Feature vor allen Dingen auf Teenager zugeschnitten sein sollte – dann passen aber wiederum die Spots nicht.

 

Pic: Paul Keller (CC BY SA)

[HTTP410] Facebook Big Data mit Wisdom Professional: Wer mag die Wollmilchsau?

Das Business Intelligence Unternehmen MicroStrategy hat uns sein mächtiges Big-Data-Erhebungstool Wisdom Professional für sechs Monate zum “Spielen” gegeben. In einer Serie von Artikeln werden wir herausfinden, was sich alles bei Facebook sinnvoll analysieren läßt, und wie man die erhobenen Daten praktisch einsetzen kann.

Unser Kontext soll dabei Recruiting und Employer Branding sein. Wir freuen uns übrigens explizit über Eure Ideen und Vorschläge bezüglich möglicher Auswertungsziele, Datennutzung und Interpertationen. Los geht’s!

Der erste Eindruck von dem Tool bzw. den analysierbaren Daten und Kriterien sieht so aus.

wisdom dashboard

Erste Erkenntnis – Wisdom hat 20 Mio. Facebook-Profile mit allen dazugehörigen Daten erfasst. Das ist eine ordentliche Stichprobe (ca. 5%),  mit der sich etwas anfangen lässt. Zumindest habe ich keine größere gesehen. Facebook selbst rückt ja die 1 Mrd. Datensätze nicht einfach so raus 🙂

Nun zum ersten praktischen Test. Ich möchte heute gerne die Facebook Community der wollmilchsau analysieren. Wer sind unsere Leser? Was mögen sie? Was machen sie? Und was können wir mit ihnen, also auch Euch, anfangen?

wollmilchsau_facebook_nutzer

Für die Wolmilchsau finden sich 988 Profile in der Datenbank. Das sind 16,7% der gesamten Fanbasis. Glaubt man dieser Stichprobe, sind unsere Fans mit  im Schnitt 37 Jahren älter und offenbar auch noch gebildeter als der Facebook-Durchschnitt. Gut. Wir sind unterdurchschnittich beliebt bei den Frauen. Nicht so gut.

wollmilchsau_fans_interessen

Ein genauerer Blick auf die Interessen der Fans offenbart, dass wir nicht die einzige Seite sind, die unsere Fans mögen. Was?! Dank verschiedenen Ansichten und Kennzahlen lässt sich z.B. untersuchen, welche Optionen zunehmend gemocht bzw. nicht gemocht werden. So erfreut sich z.B. das Magazin Business Punk eines zunehmenden Interesses bei unseren Fans. Mal sehen, ob wir da Themen abgucken können 🙂 Eine spannende Sache.

wollmilchsau_fans_charakter

“Techies” sind offenbar die am stärksten vertretene Gruppe in unseren Fanreihen. Grundsätzlich ist die Kenntnis der Interessen der Community eine nützliche Sache. Dieses Wissen kann sowohl für Maßnahmen innerhalb als auch außerhalb der Community sehr sinnvoll eingesetzt werden. z.B. für Aktionen für bereits vorhandene Fans oder zur Vergrößerung der Community.

wollmilchsau_fans_demographics

wollmilchsau_fans_checkins

Informationen über die Geographische Verteilung bzw. beliebte Aufenthaltsorte der Community können z.B. für die Planung von unterschiedlichen Offline-Maßnahmen hilfreich sein. In welcher Stadt würde sich ein Event lohnen, bei dem man möglichst viele Menschen hätte, die einen bereits kennen? Welche Gutscheine könnte/sollte man im Rahmen einer Aktion verlosen?

In dieser Einführung habe ich die Möglichkeiten der Datenerhebung lediglich kurz umrissen. Für Marketingleute sollten die Interpretations- und Einsatzmöglichkeiten von ordentlichen Facebook-Daten auf der Hand liegen. Doch wie sieht’s mit Personalern aus?

Ein Beispiel aus der Praxis: wir haben vor ein paar Tagen eine neue Stelle ausgeschrieben und suchen Unterstützung im Bereich Vertrieb. Für uns als kleineres Unternehmen stehen die Chancen gut, neue Mitarbeiter aus dem engeren Netzwerk zu rekrutieren, oder aber aus dem Netzwerk der Menschen, die uns kennen, länger verfolgen und als Marke wahrnehmen, also auch unsere (Facebook-) Community. Die Auswertung dieser Community kann uns bei der Beantwortung der Frage helfen, ob und welche Maßnahmen sich lohnen könnten, um eine Besetzung der offenen Position aus eben dieser Community zu erreichen.

Unsere neuerliche Besetzung im kreativen Bereich (Community-Management und Kommunikatiosndesign) entstand aus der Facebook-Community. Was meint ihr, wie stehen die Chancen bei der aktuellen Besetzung (ausgehend von der kurzen Analyse)?

Nochmaliger Hinweis:  macht gerne Vorschläge für die nächsten Analysen.

Gelangweilte Nutzer? Folgen für Facebook-Recruiting und Personalmarketing

Facebooks Wachstum ist ins Stocken geraten, in jungen Altersgruppen geht die Zahl der Nutzer sogar leicht zurück. Was bedeutet das für Facebook? Was für Werbetreibende und Recruiter?

Auf den ersten Blick wenig. Eine statistische Sättigung war angesichts der enormen Nutzerzahlen in Westeuropa und den USA zu erwarten. Auch wenn wir in Deutschland mit 30% noch eine relativ niedrige Penetration haben, so liegt das eher an Bevölkerungsstruktur und Online-Verhalten als an Facebook. Einfach ausgedrückt: Wer etwas bei Facebook zu suchen hat, ist dort – wer sich von Facebook fern hält, findet derzeit keine neuen Gegenargumente. Davon ausgenommen die Altersgruppe 45+.

Was uns allerdings zu denken geben sollte, ist die veränderte Nutzungspraxis: Dass die Jugend z.B. vermehrt Instagram fürs alltägliche Fotoposten und -kommentieren nutzt, ist ein recht deutliches Zeichen für eine subjektive, persönliche Facebook-Sättigung. Die Vision, Facebook als ultimatives Netz im Netz zu etablieren, wird sich so wohl nicht verwirklichen. Facebook ist nach wie vor Kontaktnetzwerk und Kommunikationszentrale. Dass aber sämtliche anderen Online-Aktivitäten bei Facebook abgebildet werden, ist immer weniger der Fall. Das mag verschiedene Gründe haben: Das Facebook-Profil ist zu einer recht offiziellen Sache geworden, inzwischen ist man mit den Eltern und Lehrern, Vorgesetzten und Kollegen vernetzt. Immer mehr Nutzer, immer mehr Seiten – das ungezwungene Netzwerken ist vorbei. Bestand der Newsfeed früher noch aus einer Menge lustiger Bildchen, Farmville- und Mafia-Wars-Anfragen, so sind es heute (von Facebook gut gefilterte) Nachrichten der Profile und Pages, mit denen man häufig interagiert – oder die dafür bezahlen. Da bietet Instagram als eine der Facebook-Alternativen für die Jüngeren mehr Freiheit und eine sehr viel bessere Handhabbarkeit.

Die Vorstellung, dass der Onliner immer mehr Zeit auf Facebook verbringt und deswegen ganz natürlich in Kontakt mit all den schönen Unternehmensauftritten kommt, ist spätestens heute nicht mehr zeitgemäß. Wir werden uns weiterhin häufig bei Facebook einloggen, aber sehr viel gezielter, orientierter, konzentrierter. Facebook-Engagement von Unternehmen muss sich daran anpassen. Facebook bietet dafür in erster Linie immer neue Werbeformen und Möglichkeiten, sich ins Blickfeld der Nutzer zu schieben. Viele verschiedene Optionen bei den Sponsored Stories/Posts, zunehmendes Retargeting und nicht zuletzt: die Private-Message an Facebook-Nutzer, mit denen man nicht selbst vernetzt ist. Die wird nämlich bald gegen einen kleinen Obolus direkt in der Mailbox des anderen auftauchen und nicht, wie bisher, im Ordner “Sonstiges” versauern. Da freut sich der Recruiter.

Fazit:

Bei Facebook wird sich noch einiges ändern, in unserer Nutzung des Netzwerks ebenfalls. Die reine Aufenthaltsdauer dort wird – da bin ich mir sicher – weiter abnehmen, die Bedeutung Facebooks in der weltweiten Online-Landschaft hingegen bleibt mindestens stabil. Personalmarketing und Recruiting bei Facebook wird weiter kein Selbstläufer sein und muss alle paar Monate neu gedacht werden. Gut so.