Mittendrin statt nur dabei: Community-Management bei der DFS

Die Facebook-Page der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH ist ein tolles Beispiel für eine Karriere-Page, die ohne viel Schnickschnack eine große Fan-Gemeinde aufgebaut hat. Was läge also näher, als die DFS einmal zum Thema Community-Management sprechen zu lassen.

60.000 fröhliche Menschen, die La Ola bahnt sich ihren Weg durch die Reihen. Gänsehautstimmung. Die beste Atmosphäre im Fußballstadion ist geprägt von Fans, die Gesänge anstimmen, sich engagieren und somit ihrer Mannschaft Unterstützung zuteilwerden lassen. Damit kitzeln sie aus ihrem Team vielleicht die entscheidenden so genannten „paar Prozent mehr“ heraus. Fußballfans und Facebookfans lassen sich nicht unbedingt eins zu eins vergleichen – aber es bleiben Fans.

Fans sind laut Definition Menschen mit einer emotionalen bzw. leidenschaftlichen Beziehung. Man kann es nicht laut genug betonen: Menschen! Oft wird mit der Marketingbrille auf Karriere-Fanpages geschaut. Mittel und Wege werden diskutiert, wie man zu mehr Fans kommen kann. Gerne werden dann die neuesten Werbemöglichkeiten in den Vordergrund gestellt. Seiten müssen „fancy“ und mit hochwertigen Bildern, Videos, Tabs und weiteren Features versehen sein.

Mir fehlt oftmals die Fokussierung auf das Wesentliche – die Menschen. Wie unterhalte ich mit ihnen, wie spreche ich sie an, damit sie mit mir in Interaktion treten? Wann muss ich das tun, wie schnell muss ich reagieren und wie halte ich das Gespräch am Laufen? Wie kann ich am besten ihre Fragen beantworten oder ihren Input aufnehmen? Welche Möglichkeiten muss ich dafür schaffen? Das sind für mich die spannenden Fragen, die es in den Mittelpunkt zu rücken gilt. Am Ende des Tages ist das größte Feature einer Facebook-Karriereseite, dass ich Beziehungen zu Menschen aufbauen und aufrecht erhalten kann. Dass ich ihnen einen Mehrwert bieten kann indem ich mein Unternehmen erlebbar und fühlbar mache und zwar im Diskurs mit anderen. Ich kann es also vielseitig und individuell gestalten und dennoch komprimiert auf einer Seite darstellen. Ein Gefühl kann ich durch Bilder, Videos etc. schaffen, eine zwischenmenschliche Bindung baue ich aber erst auf, wenn ich als Unternehmen ein Gesicht zeige, mit Fans ins Gespräch finde und somit die persönliche Ebene herstelle.

Menschlichkeit steht jedem Arbeitgeber besser zu Gesicht als Hochglanzbilder. Facebook-Karriereseiten sind keine Spiegelung eines attraktiven (am Reißbrett entworfenem) Images, sie können noch viel mehr sein, nämlich Basis für einen Austausch und gemeinsames Gestalten. Hier können unzählige Facetten meines Unternehmens beleuchtet und herausgestellt werden. Ein Fundament für gemeinsame Werte, gemeinsames Denken und Handeln, aber auch für Streitgespräche und anschließendem Konsens. Abschließend nochmal kurz zurück zu den Fußballfans, um zu verdeutlichen, was ich meine. Was bringt mir das schönste Stadion, wenn es zwar gut besucht ist, aber keiner singt?

Geben Sie Ihren „Fans“ also vielmehr die Möglichkeit, in der ersten Reihe zu sein und Ihr Unternehmen hautnah zu erleben. Bauen Sie eine Community auf.

Florian SchrodtFlorian Schrodt war bei der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH zunächst in der Kommunikation tätig, inzwischen ist er dort als Referent im Personalmarketing mit Schwerpunkt Online. In dieser Funktion verantwortet er vor allem die Aktivitäten und die Weiterentwicklung der sozialen Netzwerke, die er als Teil des Social Media Teams aufgebaut hat. Als Referent, Redner und Blogger gibt er Einblicke in seine Erfahrungen, die er auf diesem Gebiet sammeln konnte. Bevor er zur DFS kam, hat er Politikwissenschaften studiert und als freier Journalist gearbeitet sowie ein Traineeship in einer PR-Agentur absolviert.

Die Zukunft von Facebook-Apps

Am 29.02.2012 wird das recht junge Konzept der Facebook Timeline, das gerade zur Pflicht für alle privaten Profile zur Pflicht geworden ist, auch für die Facebook Fanpages präsentiert. Im Laufe des Jahres werden wir dann vermutlich auch die Umstellung erleben. Es gab nach der Ankündigung und eigentlich schon im letzten Jahr einige Artikel, die sich mit dem möglichen Aussehen der Fanpages nach der nun anstehenden Umstellung beschäftigt haben.

Die Frage, die wir uns gerade stellen und die bisher kaum öffentliche Beachtung fand, ist die nach der Perspektive der “klassischen” Facebook Tab-Apps im Rahmen des neuen Konzepts. Welcome-Tabs, Fangates, Shops, Video-Channels usw. findet man heute auf fast jeder Unternehmens-Fanpage. Neben der Pinnwand-Kommunikation dienen sie zu Individualisierung einer Fanpage und erlauben es, dem Nutzer relevante Informationen anzubieten, ohne ihn zum Verlassen der Facebook-Plattform zu bewegen.

Das jetzige Facebook-Page Konzept basiert im Grunde auf dem einer klassischen Webseite: Navigationsleiste + statische Inhalte, verpackt auf den Unterseiten. Der Nutzer entscheidet, was er davon sehen möchte. Die Struktur ist vergleichbar mit einer Einkaufspassage. Man weiss, genau, welche Läden drin sind und springt bei Bedarf von einem zum anderen. DU entscheidest, was und wann DU mitbekommst und konsumierst.

Kerst in Haagse Passage (CC2.0) by FaceMePLSAlte Facebook Fanpage – Pic: Kerst in Haagse Passage (CC2.0) by FaceMePLS

Das neue Konzept der Timeline ist etwas völlig anderes. Es gibt keine Unterseiten und keine Menüpunkte. Es gibt nur eine dynamische Seite, auf der sich alle Inhalte entlang des Zeitstrahls an einem vorbei bewegen. Man sieht auf den ersten Blick nur das, was gerade aktuell ist. Um zusehen, was es mal gab, muss man “zurück laufen”.  Vergleichbar mit einer Stadtrundfahrt. Man fährt rum, und die Halstestelle, an der man gerade ausgestiegen ist / an der der Reiseleiter Halt macht, bietet auch ein Maximum an Informationen und Möglichkeiten. Der Rest ist irrelevant, unsichtbar oder unbekannt, weil zu weit weg. Der BUS entscheidet, was und wann DU mitbekommst und konsumierst.

Neue Facebook Fanpage mit Timeline - Pic: Train Craze CC2.0 Neue Facebook Fanpage mit Timeline – Pic: Train Craze CC2.0

Es ist also durchaus möglich, dass das neue Fanpage Timeline-Konzept keine klassischen Apps mehr vorsieht, weil sie z.B. aus Facebooks Sicht einfach ein Überbleibsel  einer veralteten Weltsicht sind. Ein Video-Channel ist nur dann sehenswert/erwähnenswert, wenn ein neues Video gerade eingestellt wurde. Ein Shop ist nur dann (wieder) interessant bzw. dem Nutzer einer Fanpage zeigbar, wenn einer seiner Freunde dort zufällig gerade was gekauft hat, an allen anderen Tagen aber nicht. Und so weiter…

Dass die Individualisierbarkeit der Unternehmensprofile im Grunde eine Priorität von Null hat, beweisen bereits andere Netzwerke. Bei Google+ sind alle Brandpages gleich. Es gibt keine Apps. Das russische 100 Mio. Nutzer Netzwerk vkontakte.ru, das sich gerade unter dem Namen vk.com und mit einer  werbewirksamen 1 Mio.$  Spende an Wikipedia gen Westen aufmacht,  hat Apps und Widgets für Unternehmensprofile zum Jahreswechsel abgeschafft.

Höchste Zeit für Facebook App-Entwickler zu überlegen, wie sich statische App-Konzepte in dynamische umwandeln lassen. Wie bindet man einen Shop sichtbar in eine Facebook-Timeline ein, ohne den Komfort eines Shop-Reiters zu haben?!

Pic: Jef Aerosol “No Future” by bixentro CC2.0