Vier gute Recruiting-Videos mit vier unterschiedlichen Ansätzen

Über Recruiting-Videos zu lästern, ist ja recht einfach geworden. Es gibt genug Nachschub und immer wenn man dachte, der Tiefpunkt wäre erreicht, kommt etwas um die Ecke, mit dem nun wirklich keiner mehr gerechnet hätte. Ganz speziell mit Videos aus dem eigenen Sprachraum gehen wir hart ins Gereicht: “Uhh, wie deutsch!”, “Ohh, die schwäbeln aber!”, “Ihh, wie spießig!”.

Viele gute Haare lassen wir aber auch an den ehemals großen Vorbildern aus den USA nicht: “Viel zu glatt, typisch amerikanisch!”. Da kann einem als Unternehmen schon fast die Lust vergehen, ein solches Projekt überhaupt anzufassen. Gott sei Dank lassen sich davon die wenigsten beeindrucken und produzieren weiterhin Recruiting-Videos aller Qualitäten – auch gute! Und von denen würde ich heute gerne einmal drei vorstellen. Einfach als Motivation und Gegengewicht. Allesamt solide Arbeiten mit recht unterschiedlichen Ansätzen:

Personalmarketing Video: Der Mensch im Mittelpunkt

Das Unternehmen freenow mit Hauptsitz in Hamburg setzt in ihrem Employer Branding Video ganz auf Menschlichkeit und Individualität. Ein Video, das die Möglichkeiten hinter den einzelnen Jobs und gleichzeitig die Internationalität des Unternehmens einfängt.

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Produktion: Pictima

Recruiting-Video: Die Arbeit im Mittelpunkt

Was macht eigentlich ein Wirtschaftsingenieur oder ein Produktionstechnologe? Ganz allgemein und insbesondere bei der Turck-Gruppe, eine Unternehmensgruppe auf dem Sektor der Industrieautomation. Turck legt in diesem Video den Schwerpunkt auf ihre Ausbildungsberufe, um dem potenziellen Nachwuchs die sperrigen Berufsbezeichnungen etwas näherzubringen.

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Produktion: Turck TV

Das Unternehmen im Mittelpunkt

NR Metallbau hat seinen Sitz in Straelen am Niederrhein und bietet Lösungen für Fenster- und Fassadenbau an. In ihrem Recruiting-Video konzentrieren sie sich auf die Besonderheiten des Unternehmens und welche verschiedenen Möglichkeiten man insbesondere als Auszubildender auch nach der Ausbildung im Unternehmen hat.

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Produktion: Pictima

Recruiting Video kreativ und aktuell

Die GaLaBauer von GB Gartenbau aus Willich suchen nach neuen Kolleg:innen. Und greifen für diese Suche mal eben den krassesten Trend auf, den es gerade in YouTube-Deutschland gibt: 7 vs. Wild

Das Intro-Video von 7 vs. Wild haben die Willicher dabei satirisch so umgeformt, dass eine Aufforderung zur Bewerbung daraus entsteht.

👌 Richtig gut gemacht, nah am Original, perfekt weitergedacht.

👍 Stand jetzt hat das Video auf YouTube knapp 330.000 Aufrufe, 35.000 Likes und knapp 3.500 Kommentare. Ausnahmslos positiv.

Das Video bescherte der GB Gartenbau Willich insgesamt 3570 Abonnenten auf ihrem YouTube-Kanal. Man kann also davon ausgehen, dass auch zukünftige Recruiting Videos eine erhöhte Reichweite bekommen.

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Produktion: GB Gartenbau Willich

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Disclaimer: Hierbei handelt es sich um einen Artikel aus dem Jahr 2013, den wir mit neuen Recruiting-Videos aktualisiert haben.

Deutsche Unternehmen und das Social Media Recruiting – Eine unendliche Geschichte

War die zweite Hälfte des Jahres 2015 eine gute Zeit für das Recruiting in den sozialen Medien? Im halbjährigen Abstand erscheint der ADP Social Media Index (kurz ASMI), der in einer Erhebung untersucht, in welchem Verhältnis Social Media und der HR-Bereich in Deutschland zu einander stehen. Hierzu werden 250 deutsche Unternehmen aus verschiedenen Branchen (z.B. produzierende Industrie, Groß- und Einzelhandel, öffentlich-rechtliche Institutionen etc.) und verschiedener Größe befragt und/oder ihre Webseiten und ihre Nutzung der sozialen Medien analysiert. Das Tolle daran: das Ganze ist repräsentativ und ermöglicht es, die halbjährigen Ergebnisse direkt zu vergleichen, Veränderungen zu dokumentieren und noch dazu Trends (kurze und langfristige) festzustellen.

Vorherige Woche war es dann zum 7. Mal soweit und die Ergebnisse wurden veröffentlicht. Für Euch kämpfen wir uns gern einmal mehr durch den Grafik-Dschungel und verraten Euch, was es zu berichten gibt.

Die gute Nachricht vorweg: Es geht immer noch aufwärts! Zwar hat sich das in den letzten Erhebungen verzeichnete starke Wachstum an Nutzung im zweiten Halbjahr 2015 normalisiert, es ist im Durchschnitt aber noch weit von einer Stagnation entfernt.

Social Media Index - Prognose vs. Status quo
Quelle: ADP Social Media Index: Ergebnisse der 7. Umfrage (Januar 2016)

Die linke Grafik zeigt, dass der ASMI im Vergleich zur letzten Erhebung um 4 Punkte gestiegen ist, was frei aus dem Statistik-Deutsch übersetzt bedeutet, dass die Nutzung von Social Media für HR-Zwecke leicht gestiegen ist. Gleichzeitig ist in der rechten Grafik ein leichter Rückgang des Prognose-Indexes zu sehen, was bedeutet, dass die Unternehmen für die nächsten sechs Monate insgesamt weniger Aktivitäten geplant haben.

Ein wichtiger Punkt in der Studie sind die verschiedenen Größenordnungen der Unternehmen.

Social Media Recruiting nach Unternehmensgröße
Quelle: ADP Social Media Index: Ergebnisse der 7. Umfrage (Januar 2016)

Die Zahlen sagen uns, dass große Unternehmen ihren mittleren und kleinen Kollegen im Punkto HR und Social Media viel voraus haben. Dazu heißt es in der Studie schlicht: „Je größer die Unternehmen sind, desto häufiger und zielorientierter nutzen sie Social Media“. Hierfür spricht, dass große Unternehmen nur noch punktuelle Verbesserungen vornehmen, weil sie bereits einen guten Stand erreicht haben. Mittlere Unternehmen holen bei der Nutzung der sozialen Medien inhaltlich auf, während die kleinen Unternehmen noch häufig mit dem Aufbau ihrer Karriere-Webseiten beschäftigt sind.

Doch auch zwischen den Branchen zeigen sich qualitative und quantitative Unterschiede:

Branchenunterschiede beim Social Media Recruiting
Quelle: ADP Social Media Index: Ergebnisse der 7. Umfrage (Januar 2016)

Neben denen aus IT und Telekommunikation dürfen sich vor allem die Unternehmen aus dem Finanz- und Versicherungssektor zu den Gewinnern zählen – während die öffentlich-rechtlichen Institutionen weit abgeschlagen sind, was die Nutzung der sozialen Medien für Rekrutierungszwecke angeht. Dies war auch in der letzten Erhebung nicht anders und wird sich laut Prognose auch bedauerlicher Weise erst mal nicht großartig ändern.

Trotzdem gibt es auch noch weitere Anlässe für (verhaltene) Freude. So stieg der Anteil der Unternehmen, die über eine Social-Media-Strategie verfügen ebenfalls weiter, wenn auch nur langsam, an.

Social Media Recruiting Strategie Status quo
Quelle: ADP Social Media Index: Ergebnisse der 7. Umfrage (Januar 2016)

Immerhin planen gut 36% der Befragten, eine Strategie in Angriff zu nehmen oder arbeiten bereits an einer. Sollten diese Pläne in blühende Taten umgesetzt werden, könnten bald über 70% der Unternehmen über eine Strategie verfügen. Zukunftsmusik? Wir freuen uns darauf, sie zu hören! Auch der Anteil derer, die 2012 noch nie von so einer mysteriösen Social-Media-Strategie im Bereich HR gehört hatten, ist in den letzten Jahren erfreulicher Weise stark gesunken – aber es bleiben noch immer erschreckende 22%, die in einer solchen Strategie keinen Nutzen für ihr Unternehmen sehen können oder wollen.

Auch eine detaillierte Betrachtung der meistgenutzten Recruiting-Plattformen könnte den einen oder anderen von Euch interessieren – wenn auch vielleicht nicht überraschen.

Recruiting-Kanäle deutscher Unternehmen
Quelle: ADP Social Media Index: Ergebnisse der 7. Umfrage (Januar 2016)

Die eigene Unternehmens-Webseite gehört zu den am stärksten in das Recruiting integrierte Medium, danach folgen die Business-Netzwerke Xing und LinkedIn. Eine interessante Randnotiz im Hinblick auf Facebook ist, dass zwar 89% der befragten Unternehmen dort in irgendeiner Form aktiv sind – aber dies bei nur 43% den Bereich HR einschließt. Außerdem wird erwähnt, dass die Verlinkungen zwischen Social Media Plattformen und der eigenen Karriere-Webseite bislang vernachlässigt wurden. Auch was die Inhalte im HR-Informations- und Employer-Branding-Bereich angeht, wird hier Kritik wegen mangelnder Qualität erhoben.

Wer nun glaubt, die Ergebnisse dieses ADP Social Media Index sprächen für Stagnation oder abnehmendes Interesse, der hat sich vielleicht von unserer Wortwahl täuschen lassen. Insgesamt steigen Interesse und Investitionen der deutschen Unternehmen und ihrer HRlerin und an sozialen Netzwerken weiterhin an. Ja, hin und wieder nörgeln wir nur allzu gern, dass uns das alles viel zu lange dauert (Beispiel: öffentlich-rechtliche Institutionen) und wünschen uns jede Nacht vor dem zu Bett gehen, wir mögen am nächsten Tage in einer revolutionierten Welt voller ausgefuchster und zeitgemäßer Recruitingansätze erwachen – aber wir können uns auch immer noch über die kleinen Fortschritte freuen. Und Träumen, haben wir gehört, muss ja schließlich auch erlaubt sein.

Wenn Ihr für heute noch nicht auf Eure tägliche Grafik-Dosis gekommen seid oder Euch noch ein paar weitere Ergebnisse des ASMI ansehen möchtet, dann findet Ihr hier die Slideshow mit weiteren Einblicken in die Erhebung.

[HTTP301] Pragmatische Macher (Shell Jugendstudie 2015)

Seit 1953 untersucht die Shell-Jugendstudie alle paar Jahre die Werte, Wünsche und Befindlichkeiten der Jugendlichen in Deutschland. Jugendlich ist man übrigens von 12 bis 25 Jahren, so dass die Ergebnisse nicht nur für Azubi- sondern auch für Absolventen und Nachwuchs-Recruiter interessant sind.2010 war die 16. Shell-Studie durchgeführt worden. Das Ergebnis haben wir damals mit den Worten “selbstständig, konservativ und online” zusammengefasst, ein Kommentator nannte sie aufgrund fehlender Illusionen und der nicht vorhandenen (politischen) Rebellion “die traurigen Streber” und die Autoren selbst beschrieben die Jugendlichen als pragmatisch. Dieser Pragmatismus scheint sich weiter verfestigt zu haben, so dass die Autoren die Jugendlichen im Kollektiv inzwischen als “Die Pragmatische Generation” beschreiben. Shell-Jugendstudie 2015 - Pragmatische Generation Mit nahezu zwei Dritteln dominieren die “Durchstarter” und die “Bodenständigen”, während die “Distanzierten” und “Idealisten nur je 18 Prozent ausmachen. Vielleicht ist das die Folge des Aufwachsens in einer zumindest medial suggerierten Dauerkrise und einer sich ständig verändernden, globalisierten Welt, die niemand versteht und die weder Eltern noch Politiker glaubwürdig erklären geschweige denn gestalten können. Und so schrauben die Jugendlichen verglichen mit ihren Vorgängern ihre Erwartungen runter und kümmert sich eben selbst um ihre Zukunft. Die Zahl der Materialisten sinkt und die der Macher steigt. Mehr Macher und weniger Materialisten unter den Jugendlichen Ihr Streben gilt einem stabilen persönlichen Umfeld in einer unruhigen Welt, wobei die sinkende Sorge um den Arbeitsmarkt und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen positiv hervorstechen. Arbeitsmarkt macht Jugendlichen weniger Sorgen Nichtsdestotrotz legt die pragmatischen Generation den Hauptfokus ihrer Berufsorientierung auf einen sicheren Arbeitsplatz, gefolgt von Mit-Gestaltungsmöglichkeiten, Work-Life-Balance und schließlich Karriereaussichten. Betrachtet man das Bild etwas differenzierter, finden aber zumindest die “Durchstarter” und die “Bodenständigen” ein hohes Einkommen wichtig. Arbeitsplatzsicherheit ist der Hauptfokus bei der Berufsorientierung Mir persönlich scheint unsere Jugend also ziemlich realistisch und vernünftig. Das ist an und für sich schon ein gutes Fundament für den Aufbau einer stablilen Zukunft und da die Mehrheit (61%) trotz aller Sorgen optimistisch in die Zukunft blickt, freue ich mich schon auf ihren Eintritt ins Arbeitsleben. Die Vernunft spiegelt sich auch mit Blick auf die Online-Nutzung der Jugendlichen wieder. Sie nutzen das Internet mit unterschiedlichen Schwerpunkten für alle Bedürfnisse, von Information über Unterhaltung bis zur Selbstdarstellung. Dabei haben sie offenbar gelernt, nicht alles für bare Münze zu nehmen und Dinge auch zu hinterfragen. Online sind sie zwischen 11 und 25 Stunden wöchentlich. Online-Nutzertypen unter den Jugendlichen - Die meisten sind digitale Vielnutzer Für Recruiter ist interessant, dass 90 Prozent der Jugendlichen Social Media nutzen (und dort folglich erreicht werden können), wobei sie eher Inhalte konsumieren als gestalten. Aber mit Blick auf die Altersspanne erscheint mir auch das normal. Gesellschaftlich bedauerlich finde ich persönlich, dass sich 26 Prozent nach eigener Aussage noch nie online über Politik und Gesellschaft informiert haben. Allerdings ist auch das Vertrauen in Politiker bei den Jugendlichen niedrig und die Politikverdrossenheit hoch, so dass vielleicht auch dieses Verhalten pragmatisch ist. Das die Jugendlichen trotzdem nicht gleichgültig sind, was sie bewegt und wie sie sich zwischen Ost und West unterscheiden, erfahrt Ihr hier in der Zusammenfassung der 17. Shell-Jugendstudie (pdf). Und zum Abschluss noch ein paar O-Töne:

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Demografischer Wandel und Standortattraktivität in Deutschland

Angeregt durch ein Gespräch über Standortattraktivität als Wettbewerbsfaktor im Arbeitgebermarketing habe ich mir die Frage gestellt, wie Unternehmen im Kontext des demografischen Wandels strategischen Handlungsbedarf erkennen und konkret angehen können. Dabei kam mir die frisch aktualisierte Bevölkerungsvorausberechnung des “Wegweiser-Kommune”-Projekts gerade recht, in der die Bertelsmann Stiftung den demographischen Wandel bis 2030 für alle deutschen Kommunen mit mehr als 5000 Einwohnern analysiert hat.

Wie Ihr den demografischen Wandel Eurer Region analysiert

Im Folgenden zeige ich, wie Ihr die Folgen des demografischen Wandels für Eure Region und Euer Unternehmen analysiert. Da die Untersuchung die Stadt-Land-Lücke erneut bestätigt hat und der demografische Wandel Arbeitgeber abseits der Städte erfahrungsgemäß besonders hart trifft, nehme ich dabei zwei Landkreise als Beispiel. Dazu habe ich mir den Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern und den Ortenaukreis in Baden-Württemberg herausgesucht. Beide Regionen können (wie viele andere) mit geografischen Vorzügen werben, wirtschaftlich dürfte die Ortenau im Vorteil sein.

Um zu sehen, wie der demografische Wandel an Eurem Standort ausfällt, gebt Ihr auf wegweiser-kommune.de Euren Landkreis oder Eure Stadt ein und wählt die gewünschte Statistik. Zur Wahl stehen Kommunale Daten, Bevölkerungsprognose, Wanderungsprofile, Demografietypen, Bevölkerungspyramide und Altersstrukturanalyse. Persönlich finde ich die Altersstrukturanalyse für die Beurteilung des Fachkräftesicherungsbedarfs am hilfreichsten und empfehle Euch die Analyse damit zu starten.

Für Ludwigslust-Parchim zeigt sie schon auf den ersten Blick mehr als deutlich, welche immensen Herausforderungen Recruiter in Mecklenburg-Vorpommern in den nächsten 15 Jahren (und darüber hinaus) stemmen müssen, um an Fachkräfte zu gelangen (und sie zu halten). Bis 2030 schrumpfen alle arbeitsmarktrelevanten Altersgruppen zwischen 19 und 65 Jahren zwischen 25 und 30 Prozent:

Altersstruktur-Ludwigslust-Parchim

Im Ortenaukreis sieht die Lage insgesamt etwas entspannter aus, allerdings schrumpft auch hier die Altersgruppe der 19-24jährigen um über 20 Prozent.

Altersstruktur-Ortenaukreis

Um zu sehen, ob der Trend schon eingesetzt hat und die Handlungsdringlichkeit einzuschätzen, empfehle ich Euch anschließend einen Blick auf die Wanderungsbewegung Eurer Region zu werfen. Für ein vollständiges Bild achtet darauf, dass Ihr dabei beide Geschlechter auswählt. Dabei seht Ihr in absoluten Zahlen für jeden einzelnen Altersjahrgang den Wanderungssaldo. Die Zahlen sind Mittelwerte der Jahre 2009-2012.

Auch wenn die Zahlen absolut vielleicht weniger bedrohlich erscheinen, zeichnet sich hier für Ludwigslust-Parchim kein gutes Bild:

Wanderungsprofile aus Parchim von Frauen und Männer

Der mecklenburgische Landkreis hat von 2009 bis 2012 über 1000 potenzielle Jung-Arbeitnehmer verloren. Der Vergleich zum Wanderungsprofil der Ortenau, die lediglich Verluste bei den 19-24jährigen verzeichnet hat, lässt zusammen mit den beiden Altersstruktur-Statistiken vermuten, dass es dem Ortenaukreis besser gelingt, den vermutlich ausbildungsbegründeten Abgang junger Menschen im Zeitverlauf auszugleichen.

Wanderungsprofile aus Ortenaukreis von Frauen und Männer

Wie Ihr die Standortattraktivität Eurer Region bewertet

Dankbarerweise seid Ihr bei der Bewertung Eurer Standortattraktivität im Vergleich zu anderen Regionen nicht auf statistische Kaffesatzleserei angewiesen, wie ich sie gerade von mir gegeben habe. Dazu nutzt Ihr den Zukunftsatlas 2013 des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos, der alle 402 Kreise und kreisfreien Städte Deutschlands im Standort-Wettbewerbt rankt. In Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt ist daraus eine tolle interaktive App entstanden, in der sich einzelne Kreise und Städte miteinander vergleichen lassen.

Standortattraktivität von Ortenaukreis und Parchim

Glücklicherweise stützt das Ergebnis meine Kaffeesatzleserei, denn der Zukunftsatlas 2013 rankt den Ortenaukreis im Standortwettbewerb auf Platz 131 von 402, den Kreis Ludwigslust-Parchim dagegen leider nur auf Platz 379.

Und jetzt freue ich mich auf Euren Input! Wie steht Euer Standort im innerdeutschen Wettbewerb da? Wie geht Ihr im Recruiting mit Standortnachteilen um? Hilft der Aufbau einer Arbeitgebermarke Standortnachteile auszugleichen? Welche Maßnahmen kennt Ihr noch? In einem Folgeartikel werde ich einige Ansätze zur Fachkräftesicherung durch Standortmarketing zeigen, die in Deutschland schon angewandt werden und nehme dazu gerne Eure Anregungen auf.

[HTTP410] Social Media in Deutschland – ein Status Quo

Ich bin eben zufällig auf das Blog der Hamburger PR Agentur Faktenkontor gestoßen und entdeckte dort einige interessante Charts zur Entwicklung von Social Media in Deutschland im Jahr 2014. Die Daten entstammen offenbar der Studie “Social Media Atlas 2014/2015”, deren Ergebnisse Ende Dezember unter den Moto “Stirbt Facebook…?” in Form einer Standard-Pressemeldung hier und da in der Online-Presse auftauchten. Die Charts finde ich persönlich schöner und verständlicher. Deshalb möchte ich sie an dieser Stelle gerne für Euch veröffentlichen.

Die Zahl der Befragten lag je nach Fragestellung zwischen ca. 2500-3500 Personen, was mir persönlich als “recht ordentlich” erscheint (schaffen doch die meisten Studien kaum die als im Allgemeinen repräsentativ geltende Basis von N=1000). Die Interpretation dieser durchaus glaubwürdigen Ergebnisse überlasse ich Euch. Dass Facebook in absehbarer Zeit sterben werde, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Das Gefühl, der Hype sei vorüber, das so vielen Experten letztes Jahr schlaflose Nächte bereitet haben dürfte, scheint sich in diesen Zahlen widerzuspiegeln. Interessanterweise sagt mir mein Gefühl heute, dass das Thema Social Media bei vielen Unternehmen gerade jetzt erst ankommt. Jetzt, wo es endlich teuer wird, häufen sich die Anfragen. Ein Paradox? “Was nichts kostet, ist nichts wert…?”

Das Social Media Wachstum hat ein Ende.
Quelle: Faktenkontor

Die folgende schöne Grafik zeigt, dass es auf den wichtigsten Social Media Plattformen offenbar deutlichen mehr passive als aktive Nutzer gibt. Ich denke nicht, dass es so verwunderlich ist. Es ist normal, dass es weniger Menschen gibt, die aktiv Inhalte generieren, als Konsumenten dieser Inhalte. Was ich mir allerdings gut vorstellen kann ist, dass sich das Verhältnis zunehmend in Richtung Passivität verschiebt und weiterhin verschieben wird. Die Menschen werden vermutlich zunehmend einfach müde vom sinnlosen Posten von Fotos, Zitaten und Zeitungsartikeln.  Ich persönlich habe meinen letzten Facebook-Beitrag im November abgesondert, meine Facebook-App kurz vor Weihnachten von Handy gelöscht. Jetzt konsumiere ich hin und wieder das Zeug in meiner Timeline, entfolge immer mehr “Freunde”, die zu viel Mist posten und freue mich dagegen zunehmend über gut gemachte Werbe-Posts von interessanten Content- und Produkt-Anbietern.

Welche Angebote werden in sozialen Medien genutzt.
Quelle: Faktenkontor

Interessant ist auch die Verteilung der Social Media Nutzung nach Bundesländern und ihre Entwicklung im Jahresvergleich. Berlin ist oben auf (Hipster?). Brandenburg ist Schlusslicht (-> Rainald Grebe “Brandenburg”?) Es gibt zum Teil relativ starke Rückgänge zum Vorjahr zu verzeichnen, so z.B. in Hessen und Brandenburg. Die möglichen Gründe dafür entziehen sich meiner Vorstellungskraft. Vielleicht habt Ihr Ideen? Würde mich wirklich interessieren.

Die Bedeutung von Social Media in Deutschland
Quelle: Faktenkontor

Das ist er also – der Status Quo der Social Media aus der Nutzerperspektive zum Jahresbeginn 2015. Eine nicht weniger interessante Erweiterung dieser liefern die Ergebnisse einer weiteren Umfrage von Faktenkontor und news aktuell. Es wurden 536 Mitarbeiter in “Pressestellen” zu Ihren Erfahrungen zur Ihren Erfahrungen mit Social Media befragt. Herausgekommen, ist eine hübsche Ansammlung von allen möglichen Sorgen und Problemen der professionellen Nutzer von Facebook & Co. Leider suggeriert die Darstellung, dass es ausschließlich negative Erfahrung gibt. Dennoch finde ich sie toll, irgendwie süß sogar. Zumal es für (fast) alle angesprochenen Probleme eine einfache universelle Lösung gibt, die ich hier verraten möchte: (Ad-) BUDGET. Social Media Frust muss gar nicht sein, liebe “Pressestellen”.

Zu den größten Problemen der Pressestellen im Social Web zählt zu wenig Interaktion.
Quelle: Faktenkontor

Alles in allem sind das doch ein paar interessante Erkenntnisse. Ich hoffe, ihr konnten denen auch etwas abgewinnen. Leider, leider habe ich keine Charts zum Thema Jobsuche gefunden. Ich weiß, dass sie Teil der Studie sind, zumindest war es in der vorherigen Version so. Vielleicht sind ja die Verfasser so nett und stellen uns 1-2 Charts zur Verfügung. Mal sehen. Bis dahin freue ich mich auf Eure Kommentare zum langsamen Tod von Facebook, Social Media und Eurem Umgang damit.

Null Bock auf Einheitsbrei: Neue Netzwerke gegen alte Platzhirsche

Wenn Facebook eine Messenger-App für 19 Milliarden kauft, dann mag das Teil einer Blase sein – davon dass der “Hype vorbei” sei, kann man angesichts einer solchen Investition allerdings kaum sprechen. Nun mag man sich über den angeblichen Wert eines Online-Unternehmens mit 55 Mitarbeitern wundern oder sich fragen, was Facebook im Detail zu diesem Schritt bewegt hat. Wenn man allerdings mal den Fokus von diesen unternehmerischen Aspekten wegnimmt und auf die Nutzer schaut, dann wird es (zumindest für mich) interessant:

WhatsApp hatte zuletzt 450 Millionen Nutzer, davon alleine 30 Millionen in Deutschland. Fällt Euch was auf? Facebook hat es all die Jahre nicht geschafft, diese Marke zu knacken und krebst hierzulande immer noch bei 25 Millionen rum. WhatsApp hingegen wuchs alleine im letzten halben Jahr um 10 Millionen Nutzer. Möglich wurde dies durch idiotensichere bzw. leichte Nutzung von WhatsApp und die Fokussierung auf eine Funktion: das Senden und Empfangen von Nachrichten und Fotos. Und das passiert pro Tag fast 20 Milliarden Mal.

Facebook bewies schon mit dem Kauf und der überaus gekonnten Weiterführung von Instagram das richtige Gespür. Ja, wir wollen Fotos posten. Nein, wir wollen sie nicht unserem gesamten Netzwerk aus Freunden, Bekannten und Verwandten unter die Nase halten, sondern nur denen, die sich meine Wackelphotos mit Lomo-Filter ausdrücklich abonniert haben. Das gleiche gilt für den Bereich Kommunikation, auch wenn Facebook mit dem Messenger eine Alternative anbietet, die allerdings lange nicht so gut angenommen wird wie die simple grüne Sprechblase mit dem Telefonhörer.

Das deckt sich mit einem Trend, den man seit etwas über einem Jahr überall beobachten kann: eine zunehmende Diversifizierung in der Wahl und Nutzung einzelner Dienste. “Wave” ist mit knapp 50.000 Befragten aus 65 Ländern eine der umfassendsten Studien der Online-Nutzung überhaupt. (Grundsätzlich sehr zu empfehlen!) Auch in Version 7 dieser Erhebung wird deutlich: Die Nutzungsintensität und -vielfalt sozialer Netzwerke nimmt immer weiter zu. Dass die Facebook-Wachstumskurve nach und nach abflacht, sollte man nicht überinterpretieren.

So entwickelt sich im Windschatten der großen komplexen Netzwerke die Microblogging-Dienste weltweit gemächlich aber prächtig, allen voran Twitter:

Die globale Microblogging-Welle - Neue Netzwerke wachsen wie Pilze aus dem Boden

Nicht jedoch in Deutschland, hier pflegen wir allerdings unsere ganz eigene Kultur: Online-Foren.

Online-Foren sind in Deutschland nach wie vor sehr beliebt.

Das nur als Beispiel. Quer durch alle Klassen, Länder, Altergruppen, Szenen, Urban Tribes etc. lassen sich solche Eigenheiten beobachten. Die Rolle der Massennetzwerke wird weiter abnehmen, wenn auch Facebook als Adressbuch, Event-Tool und Mail-Programm wohl noch lange sehr wichtig sein wird – einfach wegen seiner Verbreitung. Die Musik spielt aber zunehmend in den Spezial-Netzwerken und -Tools. Und während ich hier von Instagram und WhatsApp schreibe, die beide schon so groß wurden, dass Facebook sie kaufte, installieren sich irgendwo gerade ein paar hunderttausend Nutzer den neuen, heißen Scheiß. Doof nur, wenn Unternehmen zwei Jahre brauchen, um in einem Netzwerk aktiv zu werden, nur um dann festzustellen, dass sie 3 Monate zu spät dran sind.

[HTTP410] Die ARD-ZDF-Onlinestudie 2013

Alle Jahre wieder: Die ARD-ZDF-Onlinestudie 2013 ist draußen! 1800 Telefoninterviews mit Onlinenutzern ab 14 Jahren aus der deutschsprachigen Bevölkerung (bis 2010 waren es deutsche Bürger) werden nun wieder den Weg in viele Vorträge und Präsentationen finden. Noch immer zählt sie zu den meist respektierten Nutzerstudien in Deutschland (so zumindest mein Eindruck), schon alleine deswegen sollten wir mal einen kurzen Blick darauf werfen.

Merken kann man sich:

1. Mobile, Mobile, Mobile!

Man hat es bereits vernommen: Die mobile Nutzung nimmt rasant zu und hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 23% auf 41% fast verdoppelt. Etwa 45% der 14-29jährigen surfen täglich mobil, bei den 30-39jährigen sind es schon 23%. Eine interessante Zahl dazu versteckt sich noch in einem ganz anderen Bereich der Studie: Der Anteil der Haushalte, die mit einem Smartphone ausgestattet sind hat sich ebenfalls verdoppelt (iPhone: von 12% auf 22%, anderes Smartphone: 21% auf 42%).

2. Generation X und Babyboomer

Jetzt sind die Alten am Zug! Bei der GenY tut sich nicht mehr viel. Mit durchschnittlich vier Stunden Onlinenutzung am Tag und einer Social-Network-Nutzungsrate von rund 85% kann man (abgesehen von der mobilen Nutzung) keine großen Steigerungen erwarten. Kräftig Gas geben aber die älteren Semester: Bei den 40-49jährigen hat sich zum Beispiel der Anteil an mobilen Surfern von 15% auf 42% fast verdreifacht. Und die über 70jährigen? Die haben ihren Anteil an Onlinern in einem Jahr von 20% auf 30% gehoben!

3. Web 2.0

Nach wie vor mit spitzen Fingern wird dieses Thema angefasst: Was genau das Web 2.0 ist, wird klar definiert: Wikipedia, Communities (private, berufliche, Bewegtbild), Blogs und Twitter. Punkt. Dass inzwischen fast alle großen Webseiten ähnliche Angebote haben, wird hier wohl eher nicht berücksichtigt. Insgesamt nimmt die Nutzung auf breiter Ebene zu, aber genau an dieser Stelle bekomme ich die meisten Probleme mit den Angaben, bzw. mit der Erhebung durch Telefoninterviews. Am Beispiel Blogs: Die Nutzung ist hier von 8% auf 16% gestiegen. Ich persönlich bezweifle erstens, dass der Anteil an Bloglesern so gering ist/war und zweitens, dass sich die Nutzung von Blogs zum Vorjahr plötzlich verdoppelt haben soll. Zumindest sehe ich dafür keine deutlichen Indikatoren (Ihr?). Mein Verdacht eher: Die Kenntnis darüber, was ein Weblog ist, hat sich verbreitet, so dass immerhin 16% in der Lage sind, zu erkennen, dass eine genutzte Seite ein Blog ist. Jan-Peter Kleinhans hat das auf Netzpolitik an ein paar anderen Beispielen festgemacht. (Letzter Absatz)

Und genau das ist mein jedes Jahr mein Problem mit dieser Studie, zumindest in jenen feineren Bereichen. Hier kann man einfach nicht davon ausgehen, dass die Befragten wissen, wonach sie gefragt werden, dazu ist der theoretische Kenntnisstand einfach zu niedrig. Kleiner Querverweis dazu: Auf der Internationalen Funkausstellung wurde gerade von den Fernsehanstalten die Kampagne “Auf rot geht’s los!” vorgestellt, die Fernsehzuschauer an das Thema Smart-TV heranführen soll. Michael Albrecht, ARD-Koordinator Digital Video Broadcast dazu gestern in der Tagesschau:

“Viele Zuschauer haben das längst im Wohnzimmer stehen, aber noch gar nicht mitbekommen, das sie das auch nutzen können. Und insofern die Kampagne (…) damit wir das dem Fernsehzuschauer nahe bringen.”

[HTTP410] Mobile Recruiting in Deutschland (Infografik)

Seit wir in der Mobile Recruiting Studie den mobilen Status quo deutscher Karriere-Webseiten untersucht haben, wollten wir die Ergebnisse in kompakter Form als Mobile Recruiting Infografik veröffentlichen. Hat zwar etwas gedauert, aber hier seht Ihr nun auf einen Blick, wie es um die mobile Candidate Experience der 160 börsennotierten Unternehmen aus DAX, MDAX, TecDAX und SDAX bestellt ist. Wer Lust auf mehr hat, kann sich hier die komplette Mobile Recruiting Studie herunterladen.

Mobile Recruiting Infografik zur Studie 2013
Mobile Recruiting Infografik

[HTTP410] Deutschlands Arbeitswelt im Jahr 2030

Die Robert Bosch Stiftung hat kürzlich eine 140 Seiten starke Untersuchung zur “Zukunft der Arbeitswelt – auf dem Weg ins Jahr 2030” vorgelegt, die ich allen Personalern und Arbeitsmarktinteressierten unbedingt empfehlen möchte. Aufbauend auf einer gründlichen Analyse der demografischen Entwicklung in Deutschland werden darin angesichts des massiven Schrumpfens der volkswirtschaftlichen Workforce Lösungsansätze zum Erhalt des Arbeitsangebotes dargelegt.

Die demografische Ausgangslage

Laut dem der Studie zugrunde liegenden Referenzszenario sinkt die Zahl der Menschen im Kernerwerbsalter von 20 bis unter 65 Jahren bis 2030 um 6,1 Millionen oder gut 12 Prozent. Damit geht dem Arbeitsmarkt innerhalb von nur zwei Jahrzehnte etwa jede achte Person im erwerbsfähigen Alter verloren. Zur Sicherung des Arbeitsangebots haben die Autoren drei arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder identifiziert und ihr Potential in Szenarien durchgerechnet:

Szenario “Erwerbsbeteilung”

Das Szenario “Erwerbsbeteilung” untersucht die Frage, welche Effekte eine steigende Erwerbsquote auf das Arbeitsangebot hat. Die dabei identifizierten Handlungsfelder sind »Lebensarbeitszeit verlängern«, »Beschäftigungsquoten erhöhen«, »Arbeitsmarktzugang hier lebender Migranten verbessern«, »Zuwanderung erhöhen«, »Geburtenraten erhöhen«.

Deutschlands Arbeitsmarkt wird in den meisten Szenarien bis 2030 schrumpfen

Szenario “Arbeitszeit”

Das Szenario “Arbeitszeit” errechnet die Effekte einer steigenden Arbeitszeit pro Erwerbsperson. Das Handlungsfeld ist »Jahresarbeitszeit erhöhen«. Anzumerken ist hier, das sich die Überlegungen auf die Erhöhung der statistischen Jahresarbeitszeit beziehen und nicht darauf abzielen, die Jahresarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten zu erhöhen, was politisch ja nicht durchsetzbar wäre. Denkbare Hebel sind die Absenkung der Teilzeitbeschäftigtenquote und die Erhöhung der in Teilzeitstellen geleisteten Arbeitszeit.

Die Arbeitsvolumenprojektion hält sich bis 2030 relativ stabil.

Szenario “Produktivität”

Darauf aufbauend simuliert die Studie im Szenario “Produktivität” welche Auswirkungen sich aus den möglichen Entwicklungen der Erwerbspersonen und des Arbeitsvolumens auf das Wohlstandsniveau in Deutschland ergeben würden.

Die Produktivität könnte bis 2030 je nach Szenario sowohl sinken als auch steigen.

Anschließend fordern die Autoren Reformen in den Handlungsfeldern Arbeitsmarkt, Bildung/Qualifizierung, Arbeitsrecht und Soziale Sicherung schlägt die Kommission konkrete Maßnahmen vor, die zwar nicht neu sind, politisch bisher aber nur ungenügend angegangen wurden:

  • eine Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen, Älteren, Personen mit Migrationshintergrund, aber auch qualifizierten Zuwanderern,
  • eine Erhöhung des Arbeitsvolumens, vor allem von teilzeitbeschäftigten Frauen, sowie
  • eine Steigerung der Produktivität auf volkswirtschaftlicher Ebene erlauben.

Diese Forderungen wurden vielfach auch schon von anderen geäußert. Was die Studie so empfehlenswert macht, ist die Tatsache das sie sich anschließend auf weiteren 100 Seiten konkrete Lösungsansätze ausarbeitet. Wer sie lesen will, kann sich die Studie “Zukunft der Arbeitswelt – auf dem Weg ins Jahr 2030” hier herunterladen.

[HTTP410] Die jungen Wilden: Tumblr im HR-Marketing

Auch wenn Tumblr (gegründet 2007) in Wirklichkeit alles andere als jung ist, so richtig im Blickwinkel der Werbeindustrie war es bis jetzt nicht. Vielleicht einer der Gründe, dass sich dort bis jetzt ungestört eine sehr eigene Kulturlandschaft entwickeln konnte.

Als dann Yahoo-Chefin Marissa Mayer im Mai dieses Jahres bekannt gab, das Netzwerk für 1,1 Milliarden US-Dollar gekauft zu haben, rückte es plötzlich in den Fokus. Warum gibt jemand so viel Geld für einen Haufen 13-22jähriger aus, die dort Handy-Spiegel-Fotos mit dem Hashtag #selfie teilen? Weil es dort natürlich sehr viel mehr gibt: “From art to architecture, fashion to food, Tumblr hosts 105 million different blogs.”, schreibt Marissa selbst. Dass #Porn bei Tumblr ebenfalls eine zentrale Rolle spielt, verschweigt sie in diesem Zusammenhang – ergänzt aber an anderer Stelle:

“I think the richness and breadth of content available on Tumblr — even though it may not be as brand safe as what’s on our site — is what’s really exciting and allows us to reach even more users”.

Recht hat sie. Und sie tut gut daran, sich mit der Einflussnahme zurück zu halten. Dennoch: Dass Tumblr derzeit schon etwas erwachsener wird, bekommt man zu spüren: Vor zwei Tagen lief eine Beta-Phase aus, in der US-Unternehmen wie General Electric oder AT&T mit Sponsored Posts auf Tumblr werben konnten. Auch wenn sich diese Anzeigen im Kontext etwas fremd anfühlten, es war ein erster Schritt; ein Zeichen, dass sich auch die seriöse Industrie des Netzwerks und seiner Nutzer annimmt. Und auch an anderen Stellen wurde etwas geschraubt – genug, um sich einmal die Frage zu stellen:

Ist Tumblr im HR-Marketing einsetzbar?

Strukturell betrachtet: Tumblr ist als Microblog in einer Nische irgendwo zwischen Instagram und “richtigem” Blog. Ein Tumblr-Post hat einen beiläufigen Charakter, kann sehr viel spontaner und unperfekter sein als man es heute schon von Facebook-Posts erwarten kann. Die einzelnen Interaktionsmöglichkeiten sind begrenzt. “Liken” in der bekannten Form gibt es nicht. Man kann einzelne Posts seinen Favoriten hinzufügen, das bekommt aber niemand mit außer dem Urheber selbst. Der virale Effekte bleibt hier aus, entsteht bei Tumblr aber über das Rebloggen einzelner Beiträge (ähnlich dem Retweet).

Ich würde Tumblr als Medienstream einsetzen, in dem ich Bilder, Grafiken oder Videos mit einem kurzen Kommentar versehe und teile. Im Gegensatz zu Facebook muss ich mir hier um Frequenzen und Zeiten weniger Gedanken machen. Bei Tumblr wird strikt chronologisch sortiert, gescrollt und bei Gefallen geteilt. Sofern man nicht zehn schlechte Inhalte direkt nacheinander bringt, kann hier im Tagesgeschäft nicht viel falsch gemacht werden. Und das Publikum? Ist eher jung und nicht aus Deutschland. Doch auch hier wird das Prinzip Tumblr von den monatlich 3,5 Millionen Besuchern gut angenommen, sofern die Blog-Idee zusagt. Kim Jong-Il looking at Things war z.B. auch in DACH ein erfolgreiches Tumblr-Blog – nach dem Tod des “geliebten Führers” leider eingestellt. Auch die herzliche Umarmung von Phillip Rösler und Kai Diekmann wurde in einem zynischen Themen-Tumblr tagesaktuell kommentiert. Leider alles in Nischen. Darüber hinaus gibt es nur wenig, was viele deutsche Besucher hätte. Tumblrs Nutzerstruktur ist wie sein Themenfeld: Sehr vielfältig, international und – ja – nicht immer “safe for work”.

Fazit

Tumblr kann hierzulande noch nicht wirklich empfohlen werden, dazu gibt zu wenige aktive Nutzer im DACH-Raum. Möglich wäre ein Konzept, das 1. gut zu Tumblr passt (wie z.B. dieses) und 2. durch genügend Media-Budget gemeinsam mit anderen Netzwerken befeuert wird. Die Infrastruktur ist hochinteressant, aber gleichzeitig so dezentral und global, dass eine gezielte Ansprache derzeit kaum möglich ist. Dennoch: Es ist ein wunderbares Netzwerk mit viel Raum für kreative Ideen. Falsch ist man dort sicher nicht, auch wenn die Zahlen vermutlich noch nicht überzeugen werden. Aber für erste Experimente ist es nicht zu früh. Tumblr, Instagram und Co wachsen und erfreuen sich bei Teenagern großer Beliebtheit. Mehr dazu in der kommenden Woche!