[HTTP410] Karriereinfos deutscher Automobilhersteller im Online-Check

Nach meinem letzten GenY-Check habe ich mich mal auf die größten deutschen Automarken gestürzt und deren Online-Kommunikation im Hinblick auf Karriere überprüft. Die untersuchten Kanäle waren die Unternehmens-Webseiten, die Facebook-(Karriere)-Pages, Youtube, Twitter und bei einigen auch die Corporate Blogs.

  • BMW
    Auf der BMW Karrierepage gibt es neben Informationen zu Einstiegsmöglichkeiten und einen Blick hinter den Kulissen auch ein “Bewerbungscenter”: Hier lassen sich Bewerbungen hochladen und und eigene Profile anlegen. Auch auf Facebook wird mir einiges geboten: Es werden nicht nur Stellengebote und allgemeine Tipps gepostet, sondern auch Beiträge von Praktikanten für Praktikanten. Auf dem BMW Twitter-Kanal werden, wie auf Facebook, allgemeine Tipps und Stellenangebote getwittert. Bonus hier: Die Follower werden zum Ende von Bewerbungsfristen darüber benachrichtigt. Der Youtube-Kanal bietet unter Anderem Videos über: die “Social Responsibility”, “Diversity”, “Produkte” und “Berufsgruppen” von BMW.
  • Audi
    Auf der Audi-Karrierepage findet man neben den üblichen Informationen auch “magische Montente”, in denen Mitarbeiter in Videos von besonderen Augenblicken berichten. Desweiteren lassen sich dort Steckbriefe, Videos und andere Informationen über den Audi-Nachwuchs ansehen. Auf der Facebook-Seite findet man Fotos von Betriebsführungen und auch hier beschreiben Praktikanten ihren Alltag im Unternehmen. Auf der Twitter-Seite findet man Nachrichten und Stellenangebote. Auf dem Unternehmens-Blog bekommt man weitere Einblicke hinter die Kulissen. Der Fokus des Youtube-Channels, liegt eher auf den Produkten, als auf dem Unternehmens selbst.
  • Daimler
    Auch auf der Daimler-Karriereseite, gibt es die Möglichkeit Bewerbungsunterlagen hochzuladen. Zusätzlich kann man sich über ein “Jobagenten”-Tool, Inhalte aus dem Karrierebereich zusammenstellen. Auf der Facebook und Twitter-Page gibt es allgemeine Informationen zu Daimler, sowie Tipps für das Berufsleben. Es gibt auch eine Job-App für das iPhone, auf der man nach Stellenangeboten suchen kann. Besonderes das Unternehmens-Blog, bietet viele nützliche Informationen rund um Karriere und fungiert hier als Sprachrohr, über das Daimler seine Inhalte und Identität kommuniziert.
  • Opel
    Auf der Website muss man sich durch mehrere Menüpunkte klicken, um auf den Karriere-Bereich zu gelangen. In der oberen Hälfte des Karriere-Bereiches gibt es eine Slideshow mit Bildern von Opel-Mitarbeitern, darunter die nötigsten Basis-Informationen. Auf dem Twitter-Kanal werden auf Deutsch und Englisch Nachrichten zu Opel getwittert. An Stelle einer allgemeinen Facebook-Karriere-Seite tritt eine Ausbildungs-Page, die allerdings keine Informationen für Hochschulabsolventen bietet. Das Unternehmens-Blog bietet da schon mehr Hintergrundinfos rund um Opel und die Arbeit an neuen Modellen.
  • Porsche
    Die Karriere-Seite bietet Schülern, Studenten, Absolventen und Berufserfahrenen einen guten Überblick zum Einstig bei Porsche. Auf Facebook erhält man auch durch Videos einen Einblick in den Arbeitsalltag. Bei Twitter kann man sich die Tweets nur als bestätigter Follower angucken. Auf dem Youtube-Channel gibt es viele Videos über die Produkte, Events und Mitarbeiter von Porsche. Der Unternehmens-Blog wird dafür genutzt, um Nachrichten über Porsche zu kommunizieren.
  • Volkswagen
    Die Informationen auf der Volkswagen Karriere-Seite sind auf das Wesentliche reduziert und bieten so einen schnellen Überblick über die Karrierewege. Auf Facebook findet man viele Karriere-Videos und Fotos von Veranstaltungen, sowie ein kleines Karriere-Blog in den “Notizen”. Hier wird die “Diversity” von VW Kommuniziert: Es gibt z.B. eigene Shortcuts zum Women Experience Day. Es werden News rund um VW getwittert, jedoch nur auf Englisch. Auch auf Youtube findet man viele Karriere- und Produktvideos.

Fazit

Alle genannten Firmen bieten Fachkräften und Absolventen tolle Möglichkeiten, ins Berufsleben einzusteigen. Sie sind in ihrer Wahl der Kommunikationskanäle sehr ähnlich, jedoch gibt es Bereiche, in denen der Eine besser ist als der Andere.

Während alle anderen Automarken eine Karriere-Page auf Facebook betreiben, hat sich Opel z.B. nicht für diesen Weg entschieden. Sie haben dafür eine Ausbildungs-Page auf Facebook, die auf die Kommunikation mit Azubis ausgelegt ist, was für mich als Studenten keine Relevanz hat. Auch die Marken-Fanpage bietet keinerlei Information zu Karriere. Die Opel-Webseite ist eher statisch und konservativ gehalten, der Bereich Karriere, hat auf den ersten Eindruck, einen geringeren Stellenwert als auf den Webseiten der anderen Fahrzeughersteller.

Das beste Unternehmensblog betreibt Daimler, auf dem es ein überdurchschnittlich großes Angebot an Informationen über den Bereich Karriere gibt. Bei Audi gefällt mir sehr, dass sie ihre Praktikanten mit Fotos auf der Facebookseite vorstellen. Man bekommt den Eindruck, dass sie ihre Praktikanten sehr schätzen und großen Wert auf Nachwuchskräfte legen. Die Volkswagen-Webseite, war für mich am einfachsten zu navigieren. Die Seite ist sehr reduziert und auf das Wesentliche konzentriert, macht aber trotzdem einen modernen Eindruck und spricht alle Altersgruppen an.

Die schönste YouTube-Seite betreibt Porsche. Auf der Startseite ihres Kanals, ist eine dynamische Applikation installiert, mit der der Werdegang der Marke dem Werdegang des Nutzers gegenübergestellt wird. Jedoch gibt es auch hier wenig Videos zu konkreten Karrieremöglichkeiten.

Der Automobilhersteller, der mich bei dieser Gegenüberstellung am meisten beeindruckt hat, ist die BMW Group. Der Karrierebereich auf ihrer Webseite ist sehr dynamisch gestaltet und bietet viele Informationen über die Einstiegsmöglichkeiten bei BMW. Es entsteht der Eindruck, dass sie Berufseinsteigern mehr Möglichkeiten bieten können, als die anderen Automarken. Auch ihre anderen Kanäle wie Facebook, Twitter und YouTube sind gut gepflegt und bieten ein breites Spektrum an Informationen für Berufseinsteiger.

Bespitzelung oder fehlendes Monitoring? Daimler im Kreuzfeuer

Am Dienstag ging durch die Medien, dass Daimler Mitarbeiter zum Personalgespräch gebeten hat, die in der Facebook-Gruppe “Daimler-Kollegen gegen S21” einen Beitrag geliket haben, in welchem Konzernchef Zetsche, zusammen mit Merkel und Mappus als “Spitze des Lügenpacks” bezeichnet wurde. Im Verlauf der letzten Tage wurden in Folge dessen sehr gegensätzliche Vorwürfe gegen Daimler laut: Von Mitarbeiterbespitzelung auf der einen, bis zu mangelhaftem Social-Media-Monitoring auf der anderen Seite.

Die Fakten:

Bestätigt ist, dass fünf Mitarbeiter zum Gespräch in die Personalabteilung geladen wurden. Im Beisein des Betriebsrates wurden sie darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei der getätigten Äußerung um eine Beleidigung handle und diese, egal ob online oder im Betrieb öffentlich ausgesprochen, nicht tolerierbar sei. Weitere Konsequenzen habe es keine gegeben. Tatsache ist auch, dass die Facebook-Gruppe inzwischen nicht mehr aufzufinden ist, sie also entweder gelöscht oder versteckt wurde. Ob von Facebook oder vom Gründer der Gruppe selbst (was ich für wahrscheinlicher halte), sei dahingestellt. Bei Facebook zumindest, sei dazu nichts bekannt.

Der Rest…

…ist reichlich absurd. Auslöser des ganzen Zirkus war ein Text der Marxistisch-Lenistischen Partei Deutschlands, der bereits letzte Woche die Behauptung aufstellt, Daimler hätte “eine Art hauseigene Stasi-Abteilung aufgebaut.” Diese soll “Äußerungen aufspüren, die das „Daimler-Image“ schädigen und dazu unter Anwerbung von Denunzianten auch die Daimler-Kollegen in- und außerhalb des Betriebes bespitzeln.“. Golem.de fragte nach, fand die Geschichte (teilweise, in Bezug auf die Facebook-Gruppe) bestätigt und so setzte sich diese fort; mit immer skandalträchtigeren Überschriften, von denen Uwe Knaus in einem Artikel auf dem hauseigenen Daimler-Blog einige gesammelt hat. Dort geht er nochmal auf die Selbstverständlichkeit ein, die Mitarbeiter zu einem klärenden Gespräch zu bitten und widerspricht der Behauptung, dass diese bespitzelt worden seien. Ebenso widerspricht er den gegenteiligen Vermutungen, dass Daimler kein funktionierendes Monitoring-System habe.

Übrigens: Für Facebook Gruppen (das war es nämlich, keine Page!) gibt es drei Privacy-Einstellungen: Geheim, Privat (der voreingestellte Standard) und Öffentlich. Nur wenn die Gruppe öffentlich gewesen sein sollte, dann hätte ein (regelkonformes) automatisiertes Monitoring überhaupt greifen können. Und auch dann wäre in der Konsequenz genau das Gleiche passiert. Unternehmensschädigende Aktivitäten solcher Gruppen (Pages, Threads, Accounts, Seiten etc…) kann nur durch problembewusste, aufgeklärte Mitarbeiter verhindert werden – wenn überhaupt.

Weitere Lesetipps zum Thema:

Maximilian Splittgerber, Leiter Communications Strategy & News Management bei der Daimler AG zum Thema Monitoring (Januar 2011):
Monitoring ist mehr als das Finden von Daten
(Monitoring ist bei Daimler durchaus kein Fremdwort, ganz im Gegenteil.)

Die juristische Sicht von Dr. Carsten Ulbricht zu diesem Fall:
Daimler AG gegen Beleidigungen auf Facebook – Unternehmensstrategien zwischen unzulässiger Rufschädigung und zulässiger Meinungsäußerung

Robert Basic fragt dazu
Facebook ganz privat: Einmal Mitarbeiter, immer Mitarbeiter?

Pic: aj82 (CC BY-SA 2.0)

[HTTP410] Gute Mitarbeiter mit guten Ideen: Daimler profitiert von einer Web 2.0-Plattform

Ich bringe Daimler ja gerne als Positiv-Beispiel für ein Unternehmens-Blog, das (unter Anderem) dem Anspruch eines guten Employer Brandings gerecht wird. Das Blog wird hauptsächlich von Daimer-Mitarbeitern geschrieben und über 260 verschiedene Namen in der Autorenliste zeigen, dass dieses Angebot auch gerne angenommen wird.

Doch die Marke mit dem Stern lässt seine Mitarbeiter nicht nur an der Außenwirkung des Konzerns mitgestalten. Vor drei Jahren wurde – nicht ohne kritische und offene(!) Diskussionen unter den Mitarbeitern (1, 2) – die Business Innovation Community ins Leben gerufen. Ein unternehmensinternes Social Network, in dem Mitarbeiter ihre eigenen Ideen für Produktinnovationen und Weiterentwicklungen präsentieren. Diese können dann standortübergreifend kommentiert, bewertet und weiter verfeinert werden. Nach einem Jahr hatte die Plattform bereits 10.000 Mitglieder. Diese haben 860 Ideen, 5600 Kommentare und 6900 Bewertungen beigesteuert. Im Oktober 2010 zog Daimler erneut Bilanz: Von den inzwischen 20.000 Mitgliedern und 1.500 Ideen wurden bereits 35 ausgearbeitet. Darunter:

  • car2go: Ein Car-Sharing Modell für Ballungsräume: Der erste Testlauf  in Ulm und  Austin/Texas wurde  direkt in den Dauerbetrieb übernommen. 20.000 Car-Sharer in Ulm und 10.000 angemeldete Nutzer in Austin führten im März 2010 zur Gründung der car2go-GmbH, die das Projekt 2011 auf den internationalen Markt bringen wird. car2gether ist eine Mitfahr-Community, die sich schnell und flexibel u.a. über Smartphones koordiniert. Seit September in Ulm, seit wenigen Wochen auch in Aachen aktiv.
  • Im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart kann man im Young Classic Store sogenannte Youngtimer, also Wagen aus den Baujahren von 1970 bis 1990, erwerben. Das ergänzt das Angebot der Daimler Classic-Center für Oldtimer.
  • Seit Anfang 2010 werden in einem Pilotprojekt Fahrhilfen für Menschen mit Behinderung ab Werk in die Fahrzeuge eingebaut. Je nach Anforderung kann jedes Fahrzeug individuell für den Kunden gestaltet werden. Seit Oktober bundesweit in allen Mercedes Benz Niederlassungen. (btw: Über die Einführung der Mercedes Benz Fahrhilfen erschien gestern ein Artikel auf dem Mitarbeiter Blog.)

Was uns Daimler lehrt

1. Unternehmen brauchen keine Angst vor dem eigenen Mitarbeiter haben. Ihm eine Stimme zu geben , ihn netzwerken und seine eigene Meinung äußern zu lassen, entfaltet erst sein volles Potential. Denn jeder Mitarbeiter mehr ist als nur seine definierte Position im Unternehmen und der Nutzen, der sich aus seiner Kreativität ziehen lässt, steht in keinem Verhältnis zu dem Schaden, den er möglicherweise anrichten könnte.

2. Wenn man seinen Mitarbeitern diesen Freiraum gibt, tut man gut daran es so offen zu zeigen, wie Daimler es tut. Das Mitarbeiter-Blog zielt ganz klar auf Außenwirkung und auch der Erfolg der Business Innovation Community ist natürlich eine frohe Botschaft – nicht nur für die momentane Belegschaft: Die Meldung zeigt jedem, der mit dem Gedanken spielt, bei Daimler zu arbeiten, was er dort bewegen kann und wie sehr seine Ideen unterstützt werden.

Pics: Daimler und twicepix