‘The Golden Voice’ gibt einer Zeitung Nachhilfe in Journalismus 2.0

Es ist eine der schönsten Geschichten dieses jungen Jahres: Die des obdachlosen Ted Williams, der an der Ausfahrt zur Interstate 71 in Columbus/Ohio stand und um ein paar Dollars bat. Was nicht bekannt war: Er hat die ‘Golden Voice’ eines (ehemaligen) Radiomoderators.

Ein kurzes Video, gedreht von einem Radakteur des Columbus Dispach, machte Anfang Januar im Internet die Runde, und binnen weniger Tage bekam Ted Williams einen Job als Stimme für die Cleveland Cavaliers (Basketball) und ein erstes TV-Engagement.

Eine nette Story, die das Bild der USA als Land der unbegrenzten Möglichkeiten wiederbelebt, in dem es der Tellerwäscher zum Millionär schaffen kann. Zudem ist es ein netter, etwas anderer Social Recruiting-Case. 😉

Nachholbedarf für eine Lokalzeitung

Doch nicht nur Ted Williams hat von der Geschichte profitiert, auch der Columbus Dispatch hat ein paar Hausaufgaben in Sachen “Journalismus 2011” bekommen. Der Erfolg des Clips ging nämlich keineswegs auf das Konto dieses Regionalblattes, sondern er startete durch das Kopieren und Verbreiten des Videos über YouTube. Und das hat dem Dispatch gar nicht gefallen: Er lies das kopierte Video sperren, obwohl er selbst einräumt, dass eben dieses “unautorisierte Kopieren” zum Erfolg des Video und dem anschließenden Happy End geführt hat.

In einer Stellungnahme dazu verweist der Columbus Dispatch nochmals auf die Urheberrechtsverletzung, erklärt aber, grundsätzlich niemand davon abhalten zu wollen, dieses Video zu sehen. Vielmehr sei YouTube der Bitte um Verlinkung auf die eigene Seite dispatch.com nicht nachgekommen. So kam es nun, dass der Columbus Dispatch seinen eigenen YouTube-Channel eröffnet und das Video dort hochgeladen hat. Bleibt zu hoffen, dass er die richtigen Schlüsse gezogen hat und den Kanal nun auch weiter nutzt, um seine Videos dort zur Verbreitung bereitzustellen. Bis jetzt ist nämlich nur dieser eine Clip dort zu finden. In den Kommentaren zu diesem Video entlädt sich derzeit der Unmut über das Verhalten der Zeitung – auch das ist ein Teil von Journalismus 2.0.

Pic: smemon87