Ich lerne Bloggen

In diesem Jahr wird alles anders. Alles noch viel besser als letztes Jahr. Eine der anstehenden Änderungen bei der Wollmilchsau ist, dass Jan und Ich wieder mehr bloggen wollen. Das ist ein wenig untergegangen, da wir in anderen Bereichen einfach echt viel zu tun hatten. Zum Glück haben wir Tobi, der in 2011 als Chefblogger gefühlt eine Mio. klasse Artikel gestemmt und der Wollmilchsau zu unvergleichlichen Ruhm und Ehre verholfen hat.

Jetzt sitze ich also da und versuche mich zu erinnern, wie das denn mit dem Bloggen nochmal genau ging. Themenauswahl, Länge, Sprache etc., “wollen die Leute sowas überhaupt lesen?!” Naja, es ist wohl, wie mit den meisten anderen Tätigkeiten. Macht man etwas selten, fehlt die Routine. Auf der anderen Seite kann man z.B. Ski- und Radfahren nicht verlernen,… sagt man… . Aber was, wenn man’s noch nie wirklich konnte?! Egal.

Ich will’s mir natürlich so einfach wie möglich machen, mit dem regelmäßigen (Wieder-)Bloggen. Dazu habe ich mir als erstes den Tobi geschnappt und versucht, aus ihm ein paar Insiderinfos rauszukriegen:

1. Tobi, was ist für dich als professionellen Blogger (ganz subjektiv) ein guter/gelungener Blog-Artikel? Nach welchen Kriterien bewertest Du die Qualität/ den Erfolg deiner Arbeit?

Abgesehen von einigen der gängigen journalistischen Kriterien (saubere Recherche, Wahrheit, Transparenz, saubere Darstellung etc.) bewerte ich Qualität in der Tat völlig subjektiv: Gefällt er mir? Mir gefallen Artikel dann, wenn ich mich selbst freuen würde, einen solchen Artikel zu lesen. Dabei besteht natürlich die Gefahr, an der Masse vorbei zu schreiben. Kam ja auch schon häufiger vor, dass ich Euch einen “tollen” Artikel zeige und die Reaktion fällt dann eher verhalten aus.

Ob er dann ein Erfolg wird, messe ich an den Reaktionen: Bekommt er positives Feedback? Wird er gelesen? Geteilt, wenn ja: von wem? Ein guter, erfolgreicher Artikel muss aber nicht diesen Idealen entsprechen: Er sollte zu einem Thema etwas Wertvolles beigetragen haben.

2. Wie gehst Du beim Verfassen eines guten Artikels in der Regel vor? Deine Schritte von der Idee bis zum Vergessen der Artikels.

Die wirklich guten Artikel schreiben sich jedesmal anders. Aber ein solider Artikel entsteht so: Zunächst überlege ich, ob ich zu meinem Thema eine Aussage formulieren kann, und ob sie argumentativ haltbar ist. Dazu lese ich mir möglichst alles relevante durch, was ich zu dem Thema finden kann, dann führe ich eine Reihe von Selbstgesprächen und versuche, mich in diesen vom Gegenteil zu überzeugen. Wenn ich das nicht geschafft habe, beginne ich zu schreiben.

Texte schreibe ich selten von oben nach unten sondern oft kreuz und quer. Erst im zweiten oder dritten Schritt bringe ich sie dann in eine sinnvolle Reihenfolge. Das mag nicht jedem liegen, aber so arbeite ich beim Schreiben noch inhaltlich weiter. Hier fallen mir oft noch weitere Denkfehler oder -lücken auf, die auch mal zum Abbruch des ganzen Vorhabens führen können.

Wenn die Texte fertig sind, folgen noch die handwerklichen Feinheiten: Tags, SEO-Optimierung, eine gute Headline, Bilder, Verlinkungen der Quellen und weiterführenden Informationen etc. Wann ich den Artikel dann vergesse, kann ich nicht genau sagen – kommt drauf an, wie sehr mich das Thema weiter beschäftigt.

3. Durch was unterscheidet sich ein Blogger von einem (Online-) Zeitungsjournalisten?

Manchmal durch gar nichts. Manche Blogger arbeiten redaktionell sauberer als die bravsten Journalisten. Und das sind die, die am schnellsten wieder aus meiner Timeline fliegen: Sie langweilen mich, da ich die Zeitungen eh lese. Das schöne am Blog: Es ist so unabhängig, dass es nicht unabhängig sein muss. Das sehe ich durchaus als Qualität: Als Privat- oder Corporate-Blogger kann ich ganz anders Stellung beziehen und eine viel stärke Meinung haben, als es eine Zeitung je dürfte. Das finde ich großartig.

Und wichtig: Fakten und Ansichten können so mal richtig strapaziert werden. Darin sehe ich übrigens keine Gefahr. Dazu sind Blogs strukturell viel zu angreifbar. Ein Blogartikel steht in einem kommunikativen Kreis. Ähnlich wie der König beim Völkerball. 😉

4. Ich bin 16 Jahre alt und möchte in Zukunft mit Bloggen mein Geld verdienen – was muss ich tun?

Möglichkeit 1: Finde ein Thema, für das Du dich leidlich begeistern kannst. Baue dir ein Netzwerk von Informanten auf, bringe regelmäßig und zahlreich Artikel Achte auf Design und SEO. Und dann schaltest Du Werbung und meldest dich bei einem Affiliate-Netzwerk an und versuchst über den Blog als Themenplattform viele Klicks und Sales zu generieren. Unromantisch, aber der sicherste Weg.

Möglichkeit 2: Finde ein Thema, für das Du dich wirklich brennend interessierst. Schreibe Artikel mit all deinem Herzblut und hoffe darauf, dass sie von jemandem gelesen werden, der Dich einkauft und Dir eine Festanstellung gibt. 🙂

So mach ich es…

Bloggen und Recht – Der Weg zum abmahnsicheren Blog

So ein Blog ist ja eine gute Idee, doch “was sagt Legal zu dem Draft?” 😉 Als Blogger hat man dauernd mit Abmahnungen und Klagen zu kämpfen, so der Eindruck. Gerade Unternehmen sorgen sich um rechtliche Stolperfallen und die umsetzenden Abteilungen haben wenig Lust, sich für Probleme und Extrakosten zur Verantwortung ziehen zu lassen. Also lassen sie lieber die Finger davon.

Das ist natürlich Unsinn. Zum einen ist der “Abmahnanwalt”, der sich auf der Suche nach Rechtsverstößen durchs Netz klickt, ein Mythos. Solange es niemanden auf den Schlips tritt, ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass ein Blog unter die juristische Lupe genommen wird. Und wer sich dennoch absichern möchte, kann das relativ einfach tun: Obey the law! Sooo viel ist das gar nicht.

Ich erwähnte den Workshop Bloggen und Recht auf der re:publica. Thorsten Feldmann und Henning Krieg gaben hier eine Einführung in das rechtssichere Bloggen und nahmen sich viel Zeit für Fragen aus dem Publikum. (Was dazu führte, dass die Session irgendwann abgebrochen werden musste, da die Kalkscheune geschlossen wurde). Thorsten hat nun aber die Folien online gestellt, so dass sich die Teilnehmer die fehlenden Parts anschauen können und jeder andere einen Eindruck davon bekommt, was er verpasst hat was bei einer ersten rechtlichen Absicherung zu beachten ist.

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Pic: dierk schaefer