HR Analytics: Was kann man messen?!

Jan Kirchner hat auf der #SMRC14 und der #ZP14 über Roboter Recruiting referiert. Josh Bersin, der HR-Vordenker aus Übersee, spricht in seinem aktuellen Artikel zu den 10 wichtigsten technologischen Trends in HR von “‘The Datafication of HR’ – the beginning of a decade long transition toward data-driven people decisions“. Und es gibt wohl keine Fachzeitschrift in unserer Branche, die sich in den letzten Monaten mit dem Thema HR + Big Data nicht auseinandergesetzt hat.

###promotional-banner###

Die theoretische Richtung scheint klar zu sein. In der Praxis herrscht offenbar noch große Verwirrung. Was sind HR Metrics und wie nutzt man sie zur Optimierung des eigenen Recruitings? Viele wollen durchaus diese “Datafication of HR”, Big Data, Business Intelligence und HR Analytics. Nur wenige lassen sich nicht von den groß klingenden Begriffen einschüchtern und finden Schritt für Schritt ihren individuellen pragmatischen Zugang zu dem Thema. Das Thema heißt, egal mit welchen modischen Begriffen belegt, schlicht: Daten sammeln, Daten strukturieren, Daten auswerten (im HR-Kontext). Wir sehen unsere Aufgabe darin, für Euch und für uns selbst die Brücke in die Praxis zu schlagen.

Wir haben uns hier bereits mehrfach mit Fragen beschäftigt, wie Daten-Analyse den Recruiting-Prozess unterstützen kann. Ob über die Verbesserung der Performance der Karriere-Webseite, des Personalmarketing-Mixes oder der Direktansprachen. Heute habe ich mich auf die Suche nach Daten gemacht, die man innerhalb des Unternehmens messen kann. Also im Grunde, nachdem eine Einstellung stattgefunden hat. Vielleicht findet Ihr in der folgenden Aufstellung die eine andere Idee für Euren Fall.

Die folgende Übersicht der “HR Metrics and Indicators” kommt aus dem Jahr 2012. Zu alt? Glaube ich nicht.

HR metrics survey results

Die Grundlage dafür entstammt der wissenschaftlichen Arbeit “Human Capital Measurement and Reporting”, die im Jahr 2003 von Foong and Yortson veröffentlicht wurde. Die beiden haben vor 11 Jahren herausgefunden, dass:

There is a growing body of evidence that the quality of Human Capital Management (HCM) is an important factor in a business’s competitive advantage, and correlated with competitive performance. This is especially so as we move to a services based economy, where knowledge is a key differentiator (e.g. in consulting, investment banking and IT services), and where employee costs can exceed 40% of corporate expense. Knowledge is also increasingly important in high-value-added manufacturing-based businesses (pharmaceuticals, consumer electronics and electrical machinery). However, very few companies are believed to offer significant HCM data to shareholders in their annual reports. Many organisations say that ‘people are our greatest assets’, but we don’t know how well they fare in investing in people.

Die ursprüngliche Auflistung der messbaren Indikatoren findet Ihr auf der Seite 23 dieser lesenswerten Arbeit. Die Autoren liefern weiterhin nicht nur die Argumentationen für das WIE sondern auch für das WARUM Daten im Bereich HR erfasst werden sollten. Wer hätte das gedacht, aber das sogenannte “Human Capital” (bzw. Human Capital Index als Aggregation unterschiedlicher Indikatoren), das wir heute ganz gerne BigData- technisch messen und analysieren wollen, beeinflusst die Performance von Unternehmen. Das wusste man schon im Jahr 2002, bevor es BigData und den ganzen Rest offiziell gab. Na sowas 🙂

Human Capital Index 2002

Was ich damit sagen will? Die Theorien und Konzepte, die heute als neu gehandelt werden, sind nicht neu. Es ist schon längst alles da, vielfach durchdacht und vereinzelt in der Praxis ausprobiert worden. Neu sind die technologischen Anforderungen bzw. die Möglichkeiten, die wir begreifen und einsetzen müssen. Das ist alles.

Wie seht Ihr das? Wo sind in Eurem Unternehmen die größten Herausforderungen im Bezug auf die Daten-Analyse? Was würdet Ihr gerne analysieren, aber wisst nicht, wie das anzugehen ist?

[HTTP301] HR Analytics am Beispiel von 8.000 Direktansprachen

Analytics, Business Intelligence, BigData, HR Analytics sind Bestandteile des Begriffsraums, der in diesem Jahr auch in dem DACH-HR-Universum zunehmende Aufmerksamkeit genießt. Es bestehen allerdings noch viele Unklarheiten. Was bedeuten die Verallgemeinerungen im Detail? Was kann man mit ihnen theoretisch machen? Und wie sieht es eigentlich mit den Beispielen aus der Praxis aus?

Passend zu diesen Fragestellungen verweise ich heute gerne auf den kurzen Artikel “How HR Analytics will transform the world of hiring” (und im Grunde auf den ganzen Blog dahinter), der eine Übersicht über die Einsatzmöglichkeiten von HR-Analytics liefert. Da haben wir unterschiedliche Themen. Eines davon ist z.B. die Vorhersage der Rekrutierungserfolgs. Die Idee in Kurz ist, man beobachtet, was man bis jetzt macht, erkennt Gesetzmäßigkeiten und testet Annahmen zur Verbesserung, beobachtet, erkennt, testet.

Ein sehr interessantes und beeindruckendes praktisches Beispiel in diesem Kontext lieferte vor ein paar Wochen Aline Lerner im Blog von hiring.com unter dem Titel “What I learned from reading 8,000 recruiting messages”. Es wurde im großen Rahmen untersucht, was in einem Ansprache-Text an Ingenieure stehen muss, damit eine Interaktion wahrscheinlicher wird.

So wurde z.B. festgestellt, dass es durchaus ratsam sein kann, wettbewerbsfähige(re) Gehälter bei der Ansprache zu erwähnen (nicht vergessen, es geht hier um die USA), um eine positive Reaktion zu forcieren. Keine wirkliche Überraschung. Dennoch ist die Verteilung interessant. Bei einem Gehaltswunsch von 120.000$ führten Abweichungen von +/- 10.000$ zu +20%  /  -25%! Interaktion.

People Want to be Paid What They're Worth

Die bei Weitem meisten Ablehnungsgründe waren allerdings nicht der finanziellen Seite, sondern der Einschätzung des Unternehmens insgesamt geschuldet.

Most Rejections Aren't About Money

Und natürlich sind vernünftig und ernsthaft personalisierte Anschreiben wesentlich effektiver. Aber hättet Ihr schätzen können, wie deutlich der Unterscheid ausfällt bzw. dass Pseudo-Personalisierung der Ansprache sich nicht lohnt?

Highly Personalized Messages Are Way Better

“Hätte man sich denken können”, wird der eine oder andere sagen. In der Tat, die Erkenntnisse dieser Analyse scheinen auf den ersten Blick kaum revolutionär. Allerdings ist “Denken” nun mal nicht “Wissen” und der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Ein paar Prozentpunkte hier und da auf der Seite des “Wissen” können die Ergebnisse unserer Arbeit entscheidend verbessern oder uns zumindest vor dummen Fehlern bewahren. Schaut Euch gerne den ganzen Post von Aline an!

Es ist aus meiner Sicht nie zu spät und nie zu früh, mit der Erhebung und Auswertung von Daten zu beginnen. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der ständigen Verbesserungen und Erweiterungen, je nach Eurem Bedarf und Unternehmensgröße, unterliegt. Ob ihr diesen Prozess intern nun BigData, Business Intelligence, HR Analytics oder von mir aus Big HR Analytics Data for Business Intelligence nennt, ist doch völlig egal. Hauptsache Ihr erkennt den möglichen Mehrwert und arbeitet Euch in diese Richtung vor. Das hat schon vor dem Internet funktioniert.

Viel Erfolg!

[HTTP410] Trendforschung mit Google Books Ngrams

Ich war letzte Woche auf der Developer Conference 2013 in Hamburg. Es war eine gute Konferenz. Der vielseitige Mix aus Themen und Vorträgen bot genug Denkfutter für Entwickler und Nicht-Entwickler gleichermaßen. Wer an ein paar guten Zusammenfassungen interessiert ist, wird hier, hier und hier fündig.

Einer der interessanteren Vorträge, die ich in Erinnerung behielt, wurde von Dr. Felix Marczinowski  (Blue Yonder GmbH) zum Thema “Predictive Analytics in der Praxis” gehalten (hier eine etwas ältere Version des Vortrags). Nein, es folgen jetzt keine Details aus dem Vortrag. Es kommen auch keine Lobeshymnen auf BigData usw. Ich möchte Euch lediglich daran erinnern, nicht zu vergessen, dass DATEN auch in unserem Bereich eine wichtige Rolle spielen (und noch spielen werden). Also, liebe Recruiting-Statistik-Freunde da draußen, sammelt bitte bewusst Daten in Eurem Bereich: Klicks, Quellen, Verbleib auf den Stellenanzeige, Conversions usw. Eines Tages wird sich das garantiert auszahlen.

Warum Daten Spaß machen, wenn man erst einmal genug davon gesammelt hat, zeigt eine Entdeckung aus dem oben erwähnten Vortrag. Der Euch sicherlich bekannte Dienst Google Books erfasst und speichert ja seit einiger Zeit alle möglichen Bücher in digitaler Form. Was ich nicht wusste, ist, dass es ein Tool Namens “Ngrams” gibt, mit dem Wörter und Phrasen in dem Bestand von Google Books ausgezählt werden können. Ist das cool?! Man kann also z.B. analysieren, wann welche Themen auf besonderes Interesse gestoßen sind. Nach möglichen Korrelationen mit anderen Themen suchen. Und letztendlich sogar Prognosen erstellen.

Leider, leider gibt’s aktuell Daten nur bis 2008. Was soll’s, es ist trotzdem eine feine Sache. Hier ein paar schnelle Beispiele aus unserem Themenfeld:

Nicht übel. Was haltet Ihr davon?