[HTTP410] Mehr Liebe für Bewerber: die Candidate Experience Studie 2014

Soeben ist die Candidate Experience Studie 2014 erschienen und liefert erstmalig empirisch valide Empfehlungen zur Gestaltung der Candidate Journey und des Bewerbungsprozesses. Um das zu gewährleisten haben Christoph Athanas von metaHR und Prof. Peter M. Wald unter Mitarbeit von stellenanzeigen.de 1379 Personen hinsichtlich der wichtigsten Kontaktpunkte im Bewerbungsprozess befragt. Hier die Kernaussagen auf einen Blick:

Candidate Experience Studie Kernaussagen

Über die Kandidatenerfahrung mit Karriereseiten schreiben wir hier u.a. im Kontext unserer Mobile Recruiting Studien ja regelmäßig. Daher freut es mich besonders, dass die Ergebnisse der CandEx-Studie unsere Forderung nach der Umrüstung von Karrierewebseiten auf Responsive Design klar bestätigt. Jeder Dritte sucht Jobs mobil via Smartphone oder Tablet­ nach Jobs. Die mobile Jobsuche existiert in verschiedenen Szenarien: Zu Hause, unterwegs oder auch im Büro! Bei den unter 26­-Jährigen ist die mobile Jobsuche noch stärker verbreitet: Fast 60% nutzen dafür das Smartphone, 40% auch unterwegs.

Neben der hohen Bedeutung einer positiven mobilen Candidate Journey stützt die Studie auch unsere regelmäßigen Forderungen nach einer klaren Informationsstruktur, der Benennung persönlicher Ansprechpartner und kompakt gestalteten Bewerbungsformularen oder noch besser gar keinen.

Die Ablehnung der klassischen, ewig langen, Bewerbungsformulare hätte dabei gar nicht deutlicher ausfallen können. Mehr als 70 Prozent präferieren die Bewerbung per Email und selbst die Bewerbung per Post (!) schlägt die Bewerbung via Formular, für die sich lediglich 13 Prozent erwärmen können.

Bewerbervorlieben im Bewerbungsprozess

Die Abneigung gegen Bewerbungsformulare geht dabei so weit, dass knapp jeder Zehnte (!) Befragte angegeben hat auf die Bewerbung zu verzichten, wenn sie ausschließlich über ein Bewerbungsformular erfolgen kann.

Bewerbungsformulare verschrecken Bewerber

Die Studie zeigt außerdem, das die Suchmaschinenoptimierung von Karrierewebseiten und die Platzierung der eigenen Stellenanzeigen bei Google zunehmend erfolgsentscheidend sind. Rund 53% der unter 30-­Jährigen geben an, Google immer oder meistens für die Jobsuche zu nutzen. Vergleicht man das mit den 42 Prozent aller Befragten, die angeben bei der Stellensuche immer oder meistens (33 Prozent) auf allgemeine Stellenbörsen zurückzugreifen, zeigt sich deutlich wo die Reise hingeht. Diese Entwicklung zeigt auch, weshalb Unternehmen gut daran tun, klassische Jobbörsen im Personalmarketing durch Job-Aggregatoren zu ersetzen, die die Bewerber direkt auf die eigene Karriereseite leiten und so dazu beitragen, die Google-relevanten Performancezahlen der Karriereseite zu verbessern (macht bei unser Jobspreader für Euch 😉.

Neben den Aussagen zur Gestaltung des Online-Personalmarketings zeigt die Befragung auf, wie wichtig das Bewerbungsgespräch für eine positive Candidate Experience ist.

Grafik - Erwartung an das Bewerbungsverfahren

Wie jeder Personaler weiß bestätigt die Studie noch einmal wie die Durchlaufzeiten im Bewerbungsprozess die Kandidatenerfahrung beeinflussen. Die Autoren empfehlen (wohl eher mit Blick auf die Realität) unter sechs Wochen zu bleiben. Unternehmen die es innerhalb von zwei Wochen schaffen haben aber die Chance, Kandidaten besonders positiv in Erinnerung zu bleiben.

Bewertung der Prozessdauer

Zusammenfassend bewirkt eine positive Candidate Experience, dass Bewerber das Unternehmen auch künftig als Arbeitgeber in Erwägung ziehen. Rund 84 Prozent derjenigen mit einer positiven Bewertung der Candidate Experience würden sich erneut bei dem Unternehmen bewerben. Bei einer negativen Bewertung würden dies nur 13 Prozent tun. Rund ein Viertel der Befragten teilt die Erlebnisse im Bewerbungsprozess zudem auch weiteren Empfängern über soziale Netzwerke mit oder bewertet die Prozesse auf Arbeitgeberbewertungsplattformen. Die unter 30-Jährigen machen dies mit gut 30 Prozent noch häufiger.

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Nur 17 Prozent der Befragten geben an, dass Sie bemerkt haben, dass sich Unternehmen Mühe geben, ihre Bedürfnisse als Bewerber zu verstehen und zu respektieren. Demzufolge können Unternehmen mit Investitionen in das Candidate Experience Management eine deutlich positive Abgrenzung der eigenen Arbeitgebermarke gegenüber den Wettbewerbern erreichen. Wer tiefer in das Thema Candidate Experience Management einsteigen möchte, dem empfehle ich den Download der Candidate Experience Studie.

One-Click-Bewerbung mit Mini-Assessment

Von der Social Media Recruiting Conference in Hamburg ist mir vor allem eine interessante Diskussion in Erinnerung geblieben: Es ging  um die One-Click-Bewerbung. Der Bewerber, der sich für eine Stelle interessiert, leitet mit einem einzigen Klick ein XING-, LinkedIn– oder sonstiges Profil an den Arbeitgeber weiter. Es gibt keine Anschreiben, es gibt keine individuelle Anpassung, es gibt kein “ich gehe auf das Stellenangebot und das Unternehmen ein”.

Im Grunde waren sich alle einig, dass die Veränderung des Kommunikationsverhaltens im Netz zwangsläufig dazu führen wird. Wir wollen alles nur noch schneller und einfacher haben. Der Bewerbungsprozess ist keine Ausnahme. Warum sollte sich eine Top-Kraft bei einem Unternehmen über ein langes SAP-HR-Bewerbungs-Formular bewerben, wenn es bei einem anderen heute schon mit einer Facebook-Nachricht und morgen mit einem Klick auf ein daumenbreites Icon auf dem Smartphone geht?

Verständlich waren allerdings die Einwände derjenigen, die den Wandel zur One-Click-Bewerbung zwar kommen sehen, allerdings aus Angst vor einer Flut nicht ernst gemeinter Bewerbungen vor dem Schritt in diese Richtung zurückschrecken. Auch wenn ich gerade im Fachkräfte-Bereich keine Flut an Bewerbungen ausschließlich aufgrund der Einfachheit erwarten würde, könnte in der Tat doch die eine oder andere nutzlose Bewerbung auf dem Tisch der Personaler landen.

Wie könnte man das vermeiden, ohne die Einfachheit zu gefährden? Die erste praktische Lösung, die mir gleich einfiel, wäre eine Two-Click-Bewerbung. Man ermöglicht dem Bewerber tatsächlich per Klick die Einreichung seines Standard-Profils, erweitert die Prozedur jedoch um eine Art Captcha-Abfrage, um ein Mini-Assessment. Um das Profil tatsächlich abzuschicken, muss der Bewerber z.B. eine Multiple-Choice Aufgabe lösen, die zu der angestrebten Position passt.

Würde das Konzept der One-Click-Bewerbung um ein Mini Assessment erweitert, könnte das den Arbeitsmarkt revolutionieren.

Für einen Wirtschaftsprüfer z.B. “Welche der folgenden 10 Aussagen entsprechen nicht den Bilanzierungsgrundsätzen nach US-GAAP?”. Für einen Experten – super easy, eigentlich kein echter Aufwand. Für einen fehlgeleiteten Bewerber kaum zu lösen, ohne wirklich viel Zeit zu investieren. Also hier sind verschiedene Optionen denkbar, wobei ich mir im Moment tatsächlich Multiple-Choice-Fragen oder irgendwelche Bilder-Rätsel am besten vorstellen kann. “Welche Bauteile sind nicht Bestandteile eines Tesla-Transformators?” usw.

Ich bin mir sicher, dass man auf diese Art und Weise, den Bewerbungsprozess erleichtern und sich gleichzeitig vor überflüssiger Arbeit durch völlig unqualifizierte Bewerbungen schützen könnte. Was meint Ihr? Könnt Ihr als Personaler Euch eine ähnliche Integration für Eure Ausschreibungen vorstellen? Was haltet Ihr als Bewerber von einer Two-Click-Bewerbung?

[HTTP410] Bewerberfürsorge ist keine Atomphysik – Wie der “Jobs Status” hilft

Etienne Besson, der Initiator der diesjährigen Schweiz-Ausgabe der “The Recruiting Unconference”, hat uns gestern mit seinem Tweet auf ein interessantes  Bewerbermanagement-Tool, das bei dem CERN-Institut gerade im Einsatz ist, aufmerksam gemacht.

CERN – das sind die Kernphysiker mit dem riesigen Teilchenbeschleuniger. Die tüchtigen Wissenschaftler, die sich so viel mit aufeinandertreffenden Atomen beschäftigen, sind bei Fragestellung rund um aufeinandertreffende Bewerber bzw. Bewerbungen und Personalabteilungen, quasi ganz viele Atome, nicht minder wissenschaftlich gründlich vorgegangen.

Sie haben sich gedacht, dass eben dieses Aufeinandertreffen für die Beteiligten möglichst nachvollziehbar und transparent sein muss. Gar nicht verkehrt bei Bewerbungsprozessen, die zwischen 10 und 15 Wochen dauern können.

Auf der sogenannten “Jobs Status” Seite können die Bewerber ziemlich einfach nachvollziehen, aus welchen Schritten sich der Bewerbungsprozess zusammensetzt, und was gerade mit der eigenen Bewerbung passiert. Für jede Stelle gibt es eine Referenznummer und für jeder Referenznummer erläutert ein simples Ampel-System die Stufe und den Status. “Die Ausschreibung ist zu Ende, es wir gerade einen Longlist erstellt.”.

“Aha, alles klar, ich weiß, was Sache ist und bin beruhigt”, denkt sich der enthusiastische Atom-Physiker beim Anblick dieser Info und kommt erst gar nicht auf die Idee, jemanden von der Personalabteilung mit nachfragenden Anrufen und E-Mails bezüglich seiner laufenden Bewerbung zu nerven. Spart Zeit, Geld und Nerven auf beiden Seiten und vermittelt dem Bewerber das Gefühl, man denke unaufgefordert an ihn.

Ich finde diesen Ansatz sehr gut. Wissenschaftlich nüchtern, ohne  jeden Schnick-Schnack und gleichsam effektiv gelöst.  Eine gute Idee, die sich aus meiner Sicht auf ziemlich allen Karriereseiten gut machen würde.

Was meint ihr dazu? Kennt ihr vielleicht andere Beispiele aus der Praxis, wo tatsächlich an die Bewerber gedacht wird?