Gestern erschien eine beunruhigende Meldung auf meinem Radar: “Mobile Recruiting-Apps gelten als nicht relevant und unseriös”. So die aktuellen Ergebnisse der frischen “trendMonitor zum Thema Mobile & Social Media Recruiting” Studie zusammengefasst im Blog “Mein Freund die Arbeitgebermarke” von Jannis Tsalikis.
Was ist bloß los mit diesen ominösen Mobile Recruiting-Apps?! Unsere 33 Chefredakteure haben sich auf der Suche nach den Ursachen die ganze Nacht den Kopf über die Studie zerbrochen. Dabei hat sich phänomenales ergeben:
1. Laut den Autoren der Studie haben 98% der Befragten (Absolventen) noch nie eine Recruiting-App benutzt. Mit dieser Zahl wird die Irrelevanz begründet.
Es stellen sich mir gleich mehrere Fragen, wenn ich so etwas lese. Was versteht die trendence Studie bzw. Umfrage unter Recruiting- bzw. Bewerbungs-Apps? Ist das a) die grundsätzliche Möglichkeit, sich über ein mobiles Gerät zu bewerben oder ist das b) eine extra zu installierende mobile App, zu deren Kernfunktion auch “Bewerbung” gehört?
Sollte es ich um b) handeln, muss ich erwähnen, dass unsere eigene Untersuchung im Rahmen der Mobile Recruiting Studie 2013 ergeben hat, dass von 160 damals untersuchten Unternehmen lediglich 7 (knapp 4%) eine mobile Karriere- / Recruiting- / Bewerbungs-App besaßen. Ich wiederhole: 7 Apps! Wesentlich mehr dürften nicht dazu gekommen sein.
Von den 1300 Befragten der trendence Studie haben also 2% (ganze 26) eine Begegnung mit einem faktisch fast nicht existenten Phänomen erlebt. Was ich damit sagen möchte: Recruiting-Apps sind nicht relevant, weil es sie einfach nicht gibt, und nicht, weil die Zielgruppe sie nicht nutzen möchte.
2. Unsere Absolventen haben Angst vor Sachen, die sie nicht kennen. 70% halten Recruiting-Apps, (die sie noch nie gesehen haben) für “unseriös” und 45% machen sich Sorgen wegen des “Datenschutzes”.
Ähh, ja genau. Was sagt uns das jetzt? Nun, über die Akzeptanz und den Nutzen der Recruiting-Apps wieder mal rein gar nichts. Die Befragten wissen einfach nicht, wovon sie da sprechen. Man hätte vermutlich genau so gut irgendeine andere Frage stellen können und hätte in etwa die gleichen Ergebnisse erhalten.
Etwas Nützliches hat diese Umfrage doch noch, wenn man als Unternehmen die Liste der Sorgen etwas zweckentfremdet. Sie stellt im Grunde eine gute Anleitung für die Umsetzung einer App und die Kommunikation auf der Karriereseite, im App-Store und in der App selbst, dar. Es reicht offenbar nicht, eine App in die Welt zu setzen, man muss unserer Jugend auch noch die Angst davor nehmen. Ok Leute, das ist eine machbare Aufgabe, das kriegen wir doch hin, oder?
Grundsätzlich möchte ich für die kommenden Befragungen der Zielgruppe zu diesem Thema Folgendes vorschlagen: Fragt sie doch, was sie davon halten würden, wenn sie sich per Telefon oder Tablet schnell, einfach und sicher bewerben könnten. Wenn sie eine schöne, ansprechende Bewerbung, die allen Formanforderungen entspricht, mal eben während einer langweiligen Vorlesung zusammenklicken könnten. Wenn es so natürlich wäre, dass man auch vor dem Desktop-Rechner sitzend für die Bewerbung automatisch zum Handy greifen würde.
Aber eigentlich brauchen wir keine Umfrage dafür. Die Zielgruppe wird die Recruiting-Apps, mobile Karriereseiten usw. nutzen, wenn wir dafür sorgen, dass sie sinnvoll umgesetzt und einfach nur gut sind.
Happy Mobile Recruiting in 2014.