Diese Features sollte jedes gute Bewerbermanagementsystem haben

Bewerbermanagementsystem Feature: Diese unvollständige Liste an Must-have-Funktionen stammt aus einem ATS-Workshop, den Jan im Zuge unserer letzten Online Konferenz angeboten hat. Dabei haben wir gemeinsam mit den Teilnehmern Must-have – und Wunschfunktionen von Bewerbermanagementsystemen herausgearbeitet. Wenn Du nächstes Mal dabei sein möchtest, informieren wir Dich gerne in unserem Newsletter über anstehende Webinare, Workshops und andere Termine – hier für den HR Newsletter eintragen!

Talentpool

Was passiert mit Bewerbern, die sich nur knapp nicht gegen ihre Konkurrenten durchsetzen konnten, bei denen eine Einstellung an Rahmenbedingungen gescheitert sind, oder die einfach noch nicht die benötigte Berufserfahrung haben? In vielen Bewerbermanagementsystemen bekommen sie eine Absage und verschwinden dann irgendwann gemeinsam mit ihren Unterlagen für immer aus dem System. In einigen Systemen lässt sich das mit einem Workaround umgehen. Die Bewerber könnten zum Beispiel einfach im Auswahlprozess gehalten werden oder es wird eine neue Stelle erschaffen, die “Talentpool” heißt. Wirklich gut funktioniert das nicht.

Besser wäre eine integrierte Talentpool-Lösung, die datenschutzkonform arbeitet, die eine Suche und ein funktionierendes Tagsystem anbietet und die die Kommunikation mit den Kandidaten automatisieren kann (Glückwünsche zum Geburtstag, Benachrichtigung bei passenden Stellen, andere aufgesetzte Mail-Sequenzen etc.).

Kalenderintegration

Termine für Vorstellungsgespräche zu finden, ist nicht einfach. Besonders dann, wenn mehr als zwei Personen dabei sind und das Gespräch nicht digital stattfindet. Natürlich habt Ihr als Recruiter den Fachbereich beim Briefing darauf hingewiesen, dass Vorstellungsgespräche absolute Priorität haben, aber der Kalender ist jetzt doch ziemlich voll mit anderen, wichtigen Terminen. Unerlässlich ist deswegen eine Kalenderintegration in beide Richtungen. Einerseits will ich im BMS sehen, wann es freie Slots gibt, andererseits möchte ich diese Slots auch direkt aus dem BMS buchen können. Ideal wäre, wenn sich der Bewerber direkt selbst einen freien Termin buchen könnte.

Bewerbermanagementsystem Features: Ohne Kalenderintegration wird's schwierig

Bewerbungsformulare

Es ist sicherlich sinnvoll, wenn Bewerbermanagementsysteme ein vorgefertigtes Bewerbungsformular anbieten, häufig zusammen mit vorgefertigten Stellenanzeigen oder ganzen Karriereseiten. Was aber nicht sinnvoll ist: Wenn man keine Möglichkeit hat, die Formulare anzupassen oder gleich komplett durch ein selbstgebautes Formular zu ersetzen (und die Daten dann per API ans System weiterzugeben). Natürlich fällt auch direkt jedes BMS in die Kategorie “Nicht zu gebrauchen”, das einen Log-In vor die Formulare schaltet.

Positiv stechen BMS hervor, bei denen die Formulare individualisierbar sind, eine One-Click-Bewerbung angeboten wird und die IT gut damit arbeiten kann.

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Tracking & Reporting

Ein Reporting in Form eines Recruiting Funnels gehört zur absoluten Grundausstattung eines Bewerbermanagementsystems: Wie viele Bewerbungen habe ich für meine Stellen erhalten, wie viele davon haben es in die nächste Runde geschafft, wie viele wurden eingestellt? Für tiefergehende Analysen bietet sich ein (datenschutzkonformer) Datenexport an, der in vielen System nicht vorgesehen ist. Um den Recruiting Funnel zu vervollständigen, müssen ganz oben die Klicks auf die Stellenanzeige gemessen werden. Ein Bewerbermanagementsystem kann das zwar nicht leisten. Es gibt aber Systeme, die einer Auswertung mit externen Web Analytics Tools im Wege stehen: Wenn die Stellenanzeigen nicht auf Deiner Karriereseite liegen, sondern bei Deinem BMS, oder wenn die Stellenanzeigen via iframes auf Deiner Karriereseite eingebunden werden.

Reminder

Gerade in Organisationen, in denen das Recruiting nicht in Vorstellungsgesprächen involviert ist oder nur eine erste Vorauswahl trifft, ist das Nadelöhr eines schnellen Prozesses meistens der Fachbereich. Sei es, weil Hiring Manager überlastet sind oder Vorstellungsgespräche eher leidiges Übel als fruchtbarer Austausch.

Damit Kandidaten nicht zu lange auf eine Rückmeldung warten, sind Reminder ein wichtiges Feature. Sollte eine Bewerbung eine bestimmte Zeit lange unbeantwortet bleiben, geht eine Erinnerung raus. Bekommt der Kandidat nach einem Gespräch nicht innerhalb von X Tagen eine Rückmeldung, geht eine Erinnerung raus. Auch automatische Absagen nach X Wochen können helfen, um der Wichtigkeit einer guten Candidate Experience im Unternehmen Nachdruck zu verleihen.

Bewerbermanagementsystem Features: Reminder sind wichtig

Multiposting

Wir Wollmilchsäue sind naturgemäß keine großen Fans von Jobbörsen und ihrem Post & Pray-Modell. Unter anderem, weil es dabei keine Erfolgsgarantie und nur sehr begrenzte Analytics-Möglichkeiten gibt, die Reichweite auf einen einzigen Kanal begrenzt ist, die eigene Karriereseite nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient und eine Anzeigen-Laufzeit von 30 Tagen fernab der Recruiting-Realität ist.

Dennoch gibt es Fälle, in denen Unternehmen nicht um Post & Pray herumkommen, weil z.B. nur sehr wenig rekrutiert wird, Marketingwissen in HR fehlt oder keine eigene Karriereseite existiert. Dafür muss es dann eine Multiposting-Funktion im Bewerber- oder Personalmanagementsystem geben, um zumindest den Aufwand der händischen Schaltung zu reduzieren, Fehlerquellen zu umgehen und von den (häufig) etwas besseren Preisen zu profitieren. Allen anderen empfehlen wir, das Personalmarketing-Budget lieber in Programmatic Job Advertising zu investieren.

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Passend zum Thema Bewerbermanagementsystem Features: In dieser Studie haben wir untersucht, was Kandidaten von mobilen Bewerbungsmöglichkeiten halten und wann sie tatsächlich genutzt werden.

Google Hire ist Geschichte

Ich habe eine Weile nicht geschrieben und wartete geduldig auf die Gelegenheit, nicht (mal wieder) über Google schreiben zu müssen. Ich wünschte, ich hätte nicht kläglich versagt. Naja, wie dem auch sei, kommen wir direkt zur Sache. Google Hire, der vor zwei Jahren gestartete “Killer der Bewerbermanagementsysteme”, wird in 2020 vom Netz genommen. Vor zwei Jahren gab es eine gewisse Aufregung um das Thema. Es wurde viel spekuliert und in Kombination mit der Google Job Api und Google for Jobs schon mal das Bild der apokalyptischen Reiter an die Hauswand des Recruiting Marktes gemalt. Im Ergebnis hat die Software nie wirklich die Grenzen der USA verlassen.

Ich kenne die aktuelle Benutzeroberfläche zwar nicht. Ich kann auch nicht wirklich beurteilen, wie gut sie insgesamt ist und wie gut sie sich (aus der Perspektive der Nutzer ) entwickelt hat. Einige der letzten Release-Notes lassen mich erahnen, dass die Software bei einigen guten Ansätzen (z. B. Reporting) noch lange nach dem Start einige ernste Schwächen auszumerzen hatte.

Nun, jedenfalls gemessen allein am Aussehen und an der Funktionalität ihrer Lösung für die (Unternehmens-) Stellenbörse wage ich die kühne Behauptung, dass sich die Software in den vergangenen zwei Jahren, zumindest in Sachen Usability für den Bewerber, nicht wirklich weiter entwickelt hat (vgl. Stand Look & Feel 2017). Ganz nebenbei, die Stellenbörse muss offenbar per iFrame in die Karriereseite eingebunden werden. Im Ernst jetzt?! Google Hire bei aira im Einsatz: Mittlerweile aber nicht mehr

Nun stehen einige amerikanische KMUs und Start-Ups, nachdem sie zwei Jahre eine hier und da gut gemeinte aber nicht wirklich runde Software nutzen mussten, vor einem Scherbenhaufen. “Danke, Google!” Doch jetzt mal im Ernst, wie ist das nur möglich? Was ist der Grund für Googles Entscheidung, den (vermeintlich) groß angelegten Angriff auf den Recruiting Markt in Teilen zu stoppen? Meine persönliche These ist, dass Google sich zu viel vorgenommen hat.

Mit einer nicht ausreichend ausgereiften Lösung wollte man evtl. den weltweiten Markt im Handumdrehen erobern, ohne all zu viel dafür tun zu müssen. Vielleicht ist dieser Plan nicht ganz aufgegangen. Wir haben da ein wenig recherchiert. Zunächst ist die Frage spannend, wie viele Kunden Google Hire in den vergangenen zwei Jahren gewinnen konnte. Für die Beantwortung dieser Frage haben wir spekuliert, dass alle Jobs dieser Kunden bzw. die mit Google Hire generierten Stellenbörsen bei Google selbst auffindbar sein müssen. Mit diesem Ansatz und einer entsprechenden Suchkette  kommen wir auf max. ca. 1500 Unternehmen, die eine Google Hire Stellenbörse angelegt haben. Kann das stimmen? Wer bietet mehr? Vielleicht liegen wir mit diesem Ansatz ja falsch. Unser nächster Test betrachtet daher die Traffic-Entwicklung der Domain hire.withgoogle.com, auf der sowohl die Zugriffe der Google Hire Kunden als auch der zugehörige Bewerber-Traffic ihrer Stellenbörsen zusammenlaufen dürften.  Zusätzlich betrachten wir einen Wettbewerber und zwar Personio, um ein Benchmark zu haben. Ein tolles Bewerbermanagementsystem aus Deutschland, ein schnell wachsendes mittelständisches Unternehmen mit ca. 250 MA. Aber kein Weltkonzern mit Milliarden-Umsätzen. Wie haben sich die beiden schätzungsweise im Vergleich geschlagen? Überraschung!

Google Hire: Wie viel Traffic?

Laut SimilarWeb Schätzung hat Google Hire im Juli 2019 mit 2,5 Mio. vs. 0,97 Mio. monatlich gerade 2,5 Mal mehr Traffic auf die Waage gebracht als Personio. Ja wohl, der Chart deutet zwar ein gewisses Wachstum an. Aber glaubt Ihr, dass diese absoluten Mengen für Google ausreichend sind? Ich denke, aus Sicht von Google ist das ein Witz. Diese Auswertung bestärkt unsere Vermutung, dass die Schätzung der Kundenzahl gar nicht so falsch sein könnte. Bei 1500 Kunden und einem maximalen monatlichen Beitrag von 400$  dürfte Google Hire so gesehen einen Umsatz von maximal knapp 7 Mio. pro Jahr erzielen. Das ist ganz bestimmt kein Geschäft für Google. Als Anhänger der “Google disrupted das Recruiting trotzdem” Theorie könnte man jetzt entgegnen, dass die Aussichten nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Der Hockeystick hätte noch kommen können. Hier kommt Google Trends zum Einsatz. Hat sich Google vermutlich auch angeschaut.
Google Trends: Wie stark was das Interesse an Google Hire in den letzten Jahren?

Das Interesse an “Google Hire” im zeitlichen Verlauf lässt vermuten, dass sturmflutartige Disruption des Recruiting Marktes vorerst nicht zu erwarten ist. Zugegeben, im Fall von Deutschland hätte mich das jetzt wirklich nicht  überrascht. Aber auch weltweit scheint die Offenheit für Recruiting-Disruption sich aktuell in Grenzen zu halten und Google Hire an Interesse tendenziell zu verlieren. Trotz der schier grenzenlosen Möglichkeiten von Google bei der Vermarktung der eigenen Produkte. Im Ergebnis fühlen wir uns bestätigt, dass Google den Recruiting Markt wohl unterschätzt bzw. sich überschätzt hat. Gute Ideen, Technologie und sehr viel Geld reichen in unserem Geschäft zumindest bis jetzt offenbar nicht aus, um in Start-Up Geschwindigkeit den Markt auf den Kopf zu stellen.

Recruiting und Disruption mögen sich nicht besonders. Und evtl. gilt das auch nicht exklusiv für Deutschland. Google Hire ist leider, wie nicht wenige andere Projekte davor, nun ein weiterer Grabstein auf Googles Friedhof der guten Ideen. Zum Abschluss sei uns noch ein Querverweis und Gedankenspiel aus gegebenem Anlass erlaubt. “Google for Jobs” ist die zweite vermeintliche Recruiting-Disruption, die gerade in Deutschland viel Staub aufwirbelt. Wir erkennen aktuell zwei Ähnlichkeiten mit Google Hire, die nun Fragen aufwerfen.

Erstens hat Google in zwei Jahren seit dem Start nichts an der Usability der Oberfläche verbessert. Wenn man den Markennamen “Google” weg denkt, ist die Lösung aus meiner Sicht nach wie vor einfach nur schlecht für den Nutzer. Der König ist also nackt, sozusagen. Warum sollte sich das in Zukunft erheblich ändern?! Um ehrlich zu sein, ärgert mich das sogar ein wenig. Was für eine Verschwendung. Da ginge gerade mit den Mitteln von Google so viel mehr. Zweitens, das weltweite Interesse an Google for Jobs verhält sich sehr ähnlich zum Fall Google Hire. Es stagniert bzw. nimmt tendenziell ab. (Die Daten für Deutschland zeigen einen krassen Sprung nach oben, der aber inzwischen wieder zurück auf dem Boden der Tatsachen angekommen ist.) Google Hire und Google for Jobs im Trends-Vergleich In Summe kommt es so vor, als ob wir die größte Disruption schon hinter uns haben. Google hat keine Leidenschaft für das Recruiting. Mit Google Hire wurde auf die schnelle was ausprobiert und wegen Totalversagen wie eine kleine Start-Up-Wette glatt gestellt, obwohl noch im August an der Software geschraubt wurde. “While Hire has been successful, we’re focusing our resources on other products in the Google Cloud portfolio.”, ja.., klar, macht total Sinn. Google for Jobs ist eine halbherzige Lösung, die schon vor 10 Jahren an der Oberfläche lag und in der jetzigen Form sehr bedingten Mehrwert bietet. Vielleicht wird Google noch versuchen Geld damit zu verdienen, vielleicht auch nicht. Denn sie verdienen schon Geld mit Jobs über ganz normale Ads, die eben noch vor der Google for Jobs Box auftauchen und damit eigentlich attraktiver sind.

Die Unterzeichner der EU-Petition gegen Google for Jobs täuschen sich vermutlich, wenn sie in diesem Kontext eine ernsthafte geschäftliche Absicht Googles hinter ihren davon schwimmenden Fällen sehen. Reiner Kollateralschaden. Der Job-Markt ist Google egal. Er ist (gerade in Deutschland) zu klein und viel zu schwer, um ihn schnell im ausreichenden Maße an sich zu reißen. Oder hat doch eben diese Petition der tapferen europäischen Jobbörsen, die übrigens auch vor Google Jobs Era ihre Existenzberechtigung  ausschließlich dem kostenlosen organischen Google Traffic zu verdanken haben, Google Recruiting Ambitionen den entscheidenden Todesstoß verpasst? Naja…

Die Teilnehmer unseres kürzlich gehaltenen Google for Jobs Webinars kennen unsere aktuelle Verschwörungstheorie bezüglich der wahren Interessen hinter Google for Jobs. Schlicht und einfach: die einmalige Möglichkeit zur Vervollständigung der Werbeprofile durch Gehaltsdaten bzw. berufliche Präferenzen (was auf das gleiche hinausläuft). Mit zuverlässigen Information, wo sich in etwa Euer Gehalt bewegt, lässt sich unserer Meinung nach mit Google Ads viel mehr, schneller und einfacher Geld verdienen (als explizit mit dem lästigen Stellenanzeigen Geschäft). Viel Spaß beim Grübeln.

Zum Scheitern verurteilt? Darum misslingen Einstellungen

Heute haben wir eine Studie für Euch im Angebot, die ein etwas leidliches, aber dafür umso wichtigeres Thema behandelt. In der Woran scheitern Einstellungen?-Studie von von Bitkom Research im Auftrag von Personio geht es – jup, der Name verrät es – um die Gründe, an denen Einstellungen in deutschen Unternehmen scheitern.

Befragt wurden knapp über 300 Personalentscheider aus Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern. Tatsächlich zeigt die Studie, dass die Unternehmensgröße ein kritischer Faktor für erfolgreiche Einstellungen ist, doch dazu später mehr.

Ein Satz mit X… Gründe für das Scheitern von Einstellungen

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist angespannt und viele Unternehmen leiden unter einem Reichweitenmangel, das ist bekannt. Neben diesen strukturellen Herausforderungen zeigt die Studie aber auch Gründe auf, die bei den jeweiligen Unternehmen, ihren Vertretern und den Bewerbern liegen.

Der Grund, wieso die meisten Einstellungen scheitern, liegt – Trommelwirbel – beim Gehalt. Oder viel mehr an den Erwartungshaltungen, die sowohl auf Unternehmens- als auch auf Bewerberseite entstehen.

Gründe für Scheitern von Einstellungen in Deutschland
Quelle: Bitkom & Personio – Woran scheitern Einstellungen – Studie

 

Die Probleme, die durch die Gehaltsvorstellungen der Bewerber entstehen, teilen sich den ersten Platz (ebenfalls 97%) der Gründe, wieso eine Einstellung nicht zustande kommt, mit Bewerbern, die die Kriterien der Stellenanzeige nicht erfüllen. Auf dem dritten und vierten Platz folgen dann die weniger fachlichen Aspekte, nämlich Sympathie und Soft Skills, knapp gefolgt von fehlender Berufserfahrung.

Und wie sieht es auf der anderen Seite aus? Laut der Studie gaben die Teilnehmer an, dass Bewerber wegen folgender Gründe eine Absage während des Bewerbungsprozesses schicken würden:

Bewerberabsagen_von_Einstellungen_Gründe
Quelle: Bitkom & Personio – Woran scheitern Einstellungen – Studie

Die Grafik zeigt: Die Unternehmen sind zu langsam. In vielen Fällen bemühen sich Bewerber nicht nur um eine einzige Stelle (schließlich führen laut Studie nur durchschnittlich 23% der Vorstellungsgespräche zu einer Einstellung). Ist die Dauer des Bewerbungsprozesses bei Unternehmen also besonders lang, gehen ihnen geeignete Kandidaten oft durch die Lappen, weil andere schneller waren. In der Studie heißt es dazu:

Langsame Unternehmen werden im Wettbewerb um Arbeitskräfte abgehängt

66% der Teilnehmer gaben an, Bewerber hätten wegen der unzureichenden Gehaltsangebote abgesagt. Auf dem dritten Platz folgt mit nur 21% die Unzufriedenheit mit den Arbeitszeiten.

Hier darf nicht vergessen werden, dass die Studie aus Sicht der Personalentscheider entstanden ist. Deswegen darf hier natürlich nicht von Vollständigkeit ausgegangen werden. Denn Sympatie und Soft Skills der Unternehmensvertreter dürften auch für die Kandidaten eine große Rolle bei der Auswahl einer neuen Stelle spielen – nur ob solche Gründe in freundlich verpackten Absagen auftauchen, darf wohl bezweifelt werden.

Bei großen Unternehmen klappt es ein bisschen besser

Die Studie zeigt auch, dass große Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern etwas bessere Quoten bei ihren Einstellungen erzielen. So bringen sie es im Schnitt auf 35% (=Durchschnittliche Anzahl an Einstellungen geteilt durch durchschnittliche Anzahl an Vorstellungsgesprächen), während Unternehmen mit 100 bis 499 Mitarbeitern nur 18% und Unternehmen mit 50 bis 99 Mitarbeitern nur 11% schaffen.

Einige Gründe dafür liegen auf der Hand. Zum einen haben große Unternehmen zumeist auch größere HR-Abteilungen. Im Schnitt haben Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern 13,2 Personen in der Personalabteilung, während es bei den kleineren (50 bis 99 Mitarbeiter) nur 1,9 und den mittleren (100 bis 499 Mitarbeiter) 3,0 sind. Zum anderen ist zu hoffen, dass in größeren HR-Abteilungen auch größere Budgets für verschiedene Personalmarketingthemen verfügbar sind.

Zudem werden in größeren Unternehmen häufiger “strukturierte” oder “teilstrukturierte” Vorstellungsgespräche geführt.

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Die Größe des Unternehmens bestimmt laut der Studie auch darüber, wer die Entscheidungsmacht hinsichtlich der endgültigen Einstellungen inne hat. So sind in kleineren Unternehmen (bis 99 Mitarbeiter) zu 45% Geschäftsführer und/oder Vorstand diejenigen, die das letzte Wort haben. Bei Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern trifft dies nur noch zu 22% zu. Stattdessen verlagert sich die Entscheidung über Einstellungen mit wachsender Größe der Unternehmen hin zu einer Zusammenarbeit zwischen Fachabteilung und Personalern – bei den großen Unternehmen sind es 65%, die so über Einstellungen entscheiden.

Unternehmen, die digitale Lösungen nutzen, erzielen bessere Ergebnisse

Insgesamt zeigt die Studie, dass bisher nur wenige der Unternehmen bei ihrem Personalmanagement auf digitale Lösungen setzen, womit hier Bewerbermanagementsysteme gemeint sind. Während bei anderen Bereiche wie Lohn- und Gehaltsabrechnung oder der Erfassung von Arbeitszeiten jeweils bereits zu 99% und 69% digitale Lösungen im Einsatz sind, sind es nur schlappe 16%, die Bewerbermanagementsysteme nutzen. Immerhin weitere 25% ziehen es in Erwägung.

mehr Einstellungen weniger Gespräche mit Software
Quelle: Bitkom & Personio – Woran scheitern Einstellungen – Studie

Dabei zeigt sich, dass sich der Einsatz von Software im Bewerbermanagement lohnt. Denn:

Unternehmen mit Software für das Bewerbermanagement führen deutlich weniger Bewerbungsgespräche, erzielen aber genauso viele Einstellungen.

heißt es in der Studie.

Außerdem zeigen sich größere Unternehmen (über 500 Mitarbeiter) digitalen Bewerbermanagementsystemen gegenüber aufgeschlossener: 34% setzten solche ein, während es bei den kleinen (bis 99 Mitarbeiter) lediglich 12% sind.

Dabei zeigt die Studie auch, dass alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, von der digitalen Unterstützung profitieren. Sie können mehr Bewerber, mehr Vorstellungsgespräche und mehr Einstellungen für sich verbuchen.

Noch sehr viel mehr Infos gibt es in der vollständigen Studie nachzulesen, die es hier zum Download gibt.

PS. Noch eine Handlungsempfehlung aus der Studie, die mehr als eine Binsenweisheit ist: Wer nicht frühzeitig über das Gehaltsthema spricht, kann nach drei, vier, oder fünf mühsamen Auswahlgesprächen eine böse Überraschung erleben (gilt für beide Seiten). Solange das Thema aber hierzulande weiterhin tabuisiert wird – trotz Entgeldtransparenzgesetz – werden weiter unzutreffende Erwartungen entstehen und aussichtsreiche Zusammenarbeiten verhindert.

[HTTP410] Google Hire: Bewerbermanagementsystem? Scheint so!

Seit Mitte April sorgt Google Hire für Spekulationen in der HR- und Business-Welt. Viele Fragen sich, was sich wirklich hinter dem Projekt verbirgt und welchen Einfluss das Ergebnis auf den Recruiting-Markt haben könnte. Auch wir haben uns im Zusammenhang mit den ersten Hinweisen auf die “Google Jobsuchmaschine” erst kürzlich diese Frage gestellt.

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Beta-Tester & ihre Jobbörsen

Viele konkrete Hinweise findet man aktuell in der Tat nicht. Im Crunchbase Blog tauchte im April eine Liste mit Unternehmen auf, die am geschlossenen Beta-Test teilnehmen sollen. Über die folgenden Links erreicht man die jeweiligen Listen mit Jobs, die offensichtlich im Rahmen von Google Hire angelegt wurden.

Inzwischen sind noch ein paar mehr Tester dazu gekommen, wie wir herausfinden konnten.

Schauen wir uns das Ganze mal genauer an. Die Jobbörsen oder Job-Listen sind an sich nicht besonders spektakulär. Eher schlicht, Google eben.

Die Tatsache, dass es sie in dieser Form überhaupt gibt, nährt natürlich die Vermutung, dass es im Hintergrund ein Bewerbermanagementsystem geben muss. Wie sollen die Jobs sonst angelegt worden sein.

Jobs & Bewerbung

Klickt man sich aufmerksam durch die Unternehmen bzw. ihre Jobs durch, bemerkt man hier und da minimale Design- und Layout Unterschiede. Daraus lässt sich schließen, dass im Backend von Goolge Hire Customizing-Optionen zur Verfügung stehen. Der Design-Rahmen bleibt stets sehr “googlig”. Aaaber, die Bewerben-Button Farbe darf man z. B. schon gerne anpassen. Toll 🙂

 

Das Bewerbungsformular kommt auch sehr schlicht und einfach daher. Die Farben der Buttons können natürlich auch angepasst werden. Das Formular passt sich auf mobilen Geräten natürlich einwandfrei an und lässt sich einfach bedienen.

Hat man seine Bewerbung abgeschickt, erhält man eine Bestätigungsmail und muss der Vorgang nochmals selbst bestätigen. Sonst könnte sich ja sonst wer für einen bewerben. So hält man sich die eine oder andere Spam-Bewerbung (wie gerade eben von mir) vom Hals.

In den meisten Jobs habe ich noch eine Reminder-Funktion gefunden. Natürlich funktioniert sie auch auf mobilen Geräten.

Die E-Mail kommt auch tatsächlich an. Sie enthält die Position, das Unternehmen und einen Bewerben-Button. Wie nett.

Eine weitere nette Sache sind die Filter und die Stichwortsuche, die bei einigen der Tester in den Listen aktiviert sind. Toll finde ich die Geschwindigkeit der dynamischen Suche. Mit einem Feld durchsucht man die Titel, die Beschreibung und die Location. “Enter” muss der Bewerber dabei nicht klicken. Nach der Eingabe von drei ersten Zeichen in die Suche, werden die Ergebnisse blitzschnell eingekreist. Dazu ein kleines Video. Probiert es aber gerne selbst aus.


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Link zum Video

Es gibt offenbar aktuell noch Probleme mit der Reihenfolge der Suchbegriffe. Aber für diese Feinheiten wird es je den Beta-Test eben auch geben.

Analytics

Weiter geht’s. Selbstredend ist wohl die Tatsache, dass jede Job-Liste und jeder Job mit einem sauber integrierten Google Analytics Code versehen ist. Wir haben analysiert, was gemessen wird. Ja, Bewerbungen werden sauber gemessen, wie es scheint. Hier der Beweis für die Anaytics-Nerds. Der Job selbst sowie die Bestätigungsseite senden Tracking-Daten an Google Analytics.

Das kann man nur begrüßen. Überlegt mal, Ihr habt ein Bewerbermanagementsystem im Einsatz und habt NULL Stress, wenn Ihr vernünftig messen wollt. Alles ist quasi schon von alleine da. Nichts muss zusätzlich installiert, nichts muss eingerichtet werden. Woher kommen nochmal Eure Bewerbungen? Kein Problem für Euch! Nett von Google. Alles Andere hätte mich an dieser Stelle allerdings negativ überrascht.

Weitere mögliche Module und Funktionen

So, Ihr glaubt immer noch nicht, dass Google Hire sehr wahrscheinlich ein Bewerbermanagementsystem wird? Ok. Wir haben noch ein paar Feinheiten exklusiv für Euch herausgefunden. Durch eine glückliche Eingebung konnten wir uns die “verborgene” URL-Struktur der Software herauslesen. Dadurch bekommt man eine Idee davon, welche Funktionen/Module es aktuell im Rahmen des Beta-Tests bereits gibt.

Eine kennt Ihr schon. Die Job-Listen. Dieses Modul wird immer durch die URL:  hire.withgoogle.com/public/jobs/firma aufgerfufen. Google Hire verwendet durchgehend sprechende logische URLs. Schaut mal her:

Auf die gleiche Art und Weise (Keine russischen Hacker, sondern SimilarWeb) haben wir einige weitere Muster entdeckt. Interessant ist z. B. der Bereich “Candidates”. Wenn man sich die Parameter in den URLs genau anschaut, lässt sich erahnen, was dort jeweils passiert.

Es gibt wohl eine Liste mit Kandidaten. Man kann diese Liste nach Status sortieren. Natürlich kann man jeden Kandidaten einzeln aufmachen. In dem Profil findet man die interne Korrespondenz und Termine.

Ein weiteres interessantes Modul verbirgt sich unter “Applications”. Hier wird wohl der Bewerbunsprozess gesteuert. Kandidaten werden eingeladen, Termine werden verwaltet, Interview-Runden gezählt.

Dann gibt es noch das Modul Reporting. Dahinter verbergen sich Funktionen mit den Bezeichnungen “Candidate-Pipeline” und “Source-Efficiency”. Aha! Candidate Pipeline, denke ich, ist klar. Source-Efficiency wird Euch helfen zu verstehen, welche Quellen was bringen und welche nicht. Gut.

Zu guter Letzt möchte ich noch gerne auf das Modul “process-flows” bzw. die Funktion “process-flows-editor” verweisen. Ich habe das Gefühl, das Google sich womöglich gedacht hat, dass Recruiting-Prozesse in Unternehmen nicht immer gleich gestaltet sind. Es könnte ja Sinn machen, ein flexibles, anpassungsfähiges Bewerbermanagementsystem zu entwickeln.


An dieser Stelle reicht es auch, würde ich sagen. Ich hoffe, wir konnten etwas mehr Licht ins Dunkel bringen. Ob und wann Google Hire kommt, wissen wir weiterhin nicht. Es bestätigt sich für uns aber der Verdacht, dass es ein Bewerbermanagementsystem sein wird.

Was meint Ihr?