Mobile Bewerbungen: Wann werden sie genutzt?

Im Dezember vergangenen Jahres haben wir eine Online-Befragung geteilt, in der Tobias, Leiter Kampagnenmanagement bei der Wollmilchsau, im Zuge seiner Masterarbeit mehr über mobile Bewerbungen aus Sicht der Bewerber erfahren wollte. Anders als viele bereits existierende Studien von Unternehmensseite sollte die Fragestellung aus wissenschaftlicher Perspektive beleuchtet werden. Im Zentrum stand die Analyse möglicher Einflussfaktoren, die die Bereitschaft zur Nutzung mobiler Bewerbungsmöglichkeiten fördern. Tobias stellte die Forschungsfrage: Was veranlasst Bewerber wirklich zur Nutzung von mobilen Bewerbungsmöglichkeiten?

Die Zahl an mobilen Zugriffen auf Stellenanzeigen steigt. Anlass zur Frage ist aber, warum sich diese Tatsache nicht auch im Anstieg mobiler Bewerbungen widerspiegelt. Viele der Jobsuchenden wechseln scheinbar für die Bewerbung immer noch an den Laptop oder stationären Computer. Zum Teil gehen die potenziellen Bewerber sogar ganz verloren. Woran liegt das und wie können mobile Bewerbungen attraktiver werden?

Tobias hat seinen Master erfolgreich abgeschlossen (yeah!) und nun die Ergebnisse mit uns geteilt. Wir möchten sie wiederum mit Dir teilen und stellen sie in vereinfachter Darstellung als Studie zur Verfügung.

[promotional-banner id=”51351″]

Wachsende Relevanz von Mobile Recruiting

Das Konsumverhalten von Online-Inhalten hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Immer mehr Menschen nutzen eher ihr Smartphone als ihren Computer, um Dinge im Internet zu erledigen. Das wirkt sich natürlich auch auf die Zugriffszahlen von Online-Stellenanzeigen aus: Mittlerweile finden bereits 48 % der Zugriffe auf Stellenanzeigen über mobile Endgeräte statt. Die Bewerbungsrate über mobile Endgeräte fällt trotzdem wesentlich geringer aus als bei Zugriffen über den Computer oder Laptop. Wo hakt es also?

Sicherheitsrisiko: Mobile Bewerbungen

Mobile Bewerbungen: Einfachheit der Nutzung wichtiger als die Sicherheit

Die Ergebnisse der Studie zeigen, was viele Unternehmen nicht wahrhaben wollen: Die technische Eignung und die Nützlichkeit spielen eine wesentlich größere Rolle als die Sicherheitsbedenken. 90% der Befragten geben an, dass mobile Bewerbungsmöglichkeiten schneller und effektiver gegenüber anderen Bewerbungsmöglichkeiten sein müssen, damit sie sich bewerben. Die Kandidaten möchten Zeit und Aufwand sparen und sich sicher sein, dass die technischen Kriterien erfüllt sind. Auch das Vergnügen spielt bei der Nutzung eine große Rolle. Nur 14 % gaben an, dass sie bei mobilen Bewerbungen um die Sicherheit ihrer Daten fürchten und sie deswegen eher auf diese Art der Bewerbung verzichten würden. Interessant, oder?

Weitere Einflussfaktoren und ihre Bedeutung bei potenziellen Bewerbern kannst Du in unserer neuen Studie lesen. Jetzt kostenlos herunterladen:

[promotional-banner id=”51636″]

Recruiting Offensive 2019: Mit Echtzeit-Arbeitsmarktdaten zu mehr Recruiting-Erfolg

Am 18. Oktober ist es wieder soweit: Die dritte Ausgabe unserer kostenlosen Online-Konferenz „Recruiting Offensive“ findet statt. Dieses Mal mit unseren Freunden von Firstbird und myVeeta. In drei Live-Vorträgen bekommst Du geballtes Recruiting Wissen von Jan Kirchner, Arnim Wahls und Pascal Hoheisel. Jetzt noch schnell anmelden:

[promotional-banner id=”49509″]

Mit Blick auf Fachkräfte-Engpässe und den allgemeinen Bewerbermangel in Deutschland, wird sich Jan Kirchner dem Thema Echtzeit-Arbeitsmarktdaten widmen. Welche Rolle spielen Daten und Automatisierung für den Recruiting-Erfolg und warum ist die Bewerberflaute so oft selbstverschuldet?

Dass die Arbeitsmarktzahlen trotz zuletzt positiver Entwicklungen weiterhin frustrierend sind, haben wir Dir in diesem Jahr ziemlich ausführlich erläutert: Die durchschnittliche Vakanzzeit zum Beispiel hat sich im Laufe der letzten zwei Jahre um 30 Tage erhöht. Eine steigende Anzahl an offenen Stellen trifft auf eine sinkende Arbeitslosenzahl, die auch in den nächsten Jahren trotz erhöhter Zuwanderung nicht signifikant steigen wird. Weitere Ergebnisse zum Thema Arbeitsmarkt, kannst Du der aktuellen Arbeitsmarkt-Studie entnehmen.

Wieso finde ich keine Bewerber und was ist mein Problem?

Trotz des berechtigten Missmuts, trägt der Arbeitsmarkt natürlich nicht alle Schuld an Fachkräfte-Engpässen und Mängeln. Immerhin haben wir in unserer Online Recruiting Studie 2019 zeigen können, dass selbst die großen DAX-Unternehmen in ihrer Candidate Journey teilweise noch recht hilflos straucheln. Also was ist eigentlich genau Dein Problem und woran liegt es, dass Du keine Bewerber findest?

Leiden Deine Stellenanzeigen an einem allgemeinen Reichweitenmangel, handelt es sich bei Deinen offenen Stellen um Engpass-Profile oder hast Du schlichtweg ein Verwertungsproblem?

Denn klar ist, verschiedene Probleme erfordern verschiedene Lösungen. Herrscht ein echter Mangel am Arbeitsmarkt und die gesuchten Kräfte existieren gar nicht, bringt auch das wahllose Zuschalten noch so vieler Jobbörsen und Suchmaschinen nichts. Sollten die gesuchten Fachkräfte lokal nicht verfügbar sein, lohnen sich breiter aufgestellte Marketingkampagnen und gezieltes Aktivieren und Überzeugen durch Active Sourcing. Mit Hilfe von Echtzeit-Arbeitsmarktdaten ist es möglich, genau dies herauszufinden.

Mit jobbezogenen Echtzeit-Arbeitsmarktdaten zum Recruiting-Erfolg

Wer die Arbeitsmarktsituation seines Standorts kennt (und zwar die reale, nicht die gefühlte), kann dementsprechend handeln. Verständlicherweise ist das beliebige und zudem teure Zuschalten von Jobbörsen und Jobsuchmaschinen für Jobs, bei denen Post&Pray nicht funktioniert, sinnlos und reine Geldverschwendung. Um das zu verhindern, ist es nun möglich, mit jobbezogenen Echtzeit-Arbeitsmarktdaten die Marktsituation im Voraus zu checken und den Wettbewerb zu analysieren. So weißt Du für jeden einzelnen Job immer schon vorab, wie die Lage vor Ort ist, welche Ausgaben sich wirklich lohnen und was Du tun musst, um Recruiting-Erfolg zu haben.

Wenn Du wissen willst, welche wichtige Rolle Daten und Automatisierung für den Recruiting-Erfolg spielen, wie Du als Unternehmen den Kontakt zu passenden Kandidaten frühzeitig herstellst und was es für Do’s and Dont’s beim Prämien-Recruiting gibt, melde Dich jetzt für die Recruiting Offensive 2019 an.

Kostenlose Onlinekonferenz “Recruiting Offensive 2019” mit 3 Vorträgen  am 18. Oktober von 9:30-11:45 Uhr

[promotional-banner id=”49509″]

Wie viele Bewerber-Zugriffe braucht man für eine Bewerbung?

Wir brauchen mehr (aussagekräftige) Zahlen! Das sage ich vermutlich in jedem zweiten meiner Posts. Die Effektivität von Personalmarketing-Maßnahmen ist heute wohl eines der am besten gehüteten Geheimnisse.

Die Jobbörsen geben keine Zahlen zu durchschnittlichen Besucher- bzw. Bewerberzahlen heraus, obwohl sie diese Daten haben. Unternehmen lernen gerade erst Schritt für Schritt, solche Zahlen bei sich auf den Karriereseiten zu erfassen, teilen diese aber ebenfalls nicht gerne mit dem Rest der Welt. Bis es soweit ist müssen wir tröpfchenweise das zusammentragen und öffentlich machen, was sich irgendwie auftreiben lässt und das Bild der Realität nach und nach verfeinern.

###promotional-banner###

Was die Anzahl der für eine Bewerbung benötigten Bewerber-Zugriffe angeht, arbeiten wir bei der Wollmilchsau mit einer groben Faustregel von 2%. Die These lautet also, ob Jobbörse, Karriereseite, Employer Branding Plattform, Facebook-Kampagne oder sonstiger Online-Kanal, man benötigt im Durchschnitt 50 Bewerber-Zugriffe auf eine Stellenanzeige, um eine Bewerbung zu generieren (und ca. 500 um eine Stelle erfolgreich zu besetzen). Diese Schätzung ergab sich teils aus einigen persönlichen Gesprächen mit Menschen, die Zugang zu solchen Daten haben, teils aus eigenen Experimenten und Beobachtungen. Natürlich ist dieser Wert sehr grob, er unterscheidet weder nach Kanälen, begleitenden Maßnahmen, Qualität der Anzeigen, noch nach Branchen, geschweige denn nach Qualität der Bewerber (dazu mehr in 10 Jahren). Aber es ist ein Wert, der als Anfangspunkt/Benchmark für uns und für Euch dienen könnte.

So langsam nimmt die Bedeutung der Messung von Employer Branding an Fahrt auf. Bei The Social Workplace hat Elizabeth Lufer ein Employer Branding Measurement Dashboard veröffentlicht, eine gute Übersicht zu den wichtigsten Messpunkten im Employer Branding – aus HR- sowie aus Marketingperspektive werden hier sowohl der Return on Investment als auch der Return on Engagement fokussiert.

Employer Branding Measurement Dashboard 2016

Auch Dominik Hahn hat sich Anfang dieses Jahres mit den KPI beschäftigt, “weil Employer Branding und Recruitment endlich erwachsen werden müssen”. Die Grundlage für die Messung relevanter KPI ist ein gutes Reporting-System, das beispielsweise auf Google Analytics, weil einfach zu bedienen, beruht. Dominik beschreibt sehr anschaulich, welche Kennzahlen in Google Analytics wichtig sind, anhand eines Funnels und vielen Beispielen wird klar, wie wichtig das Tracking und wie das recht einfach zu realisieren ist.

Letztes Jahr hat Henrik Zaborowski ein paar Zahlen aus dem Datenbestand der Employer Branding Plattform feelgood@work geteilt. In diesem Zusammenhang spricht er von einem ihm bekannten Durchschnittswert von 2-4% (Angabe “einer der reichweitenstärksten Jobbörsen in Deutschland”).

Für feelgood@work selbst wird das Intervall mit ca. 4% – 11% angegeben. Der Artikel von Henrik unterstreicht die Auswirkung eines guten Unternehmensprofils auf diese Zahlen. Je aussagekräftiger das Unternehmensprofil, desto höher der Erfolgswert der Anzeige, wenn ich die Aussagen richtig verstehe.

Erfolgswert von Stellenanzeigen

Ob Ihr nun auf Employer Branding Plattformen setzen wollt oder nicht. Die einfache Schlussfolgerung aus Henriks Beobachtungen ist, dass der Kontext, in dem eine Stellenanzeige dargestellt wird, sich recht deutlich auf den Erfolg der Anzeige auswirken kann. So müssten sich also theoretisch Verbesserungen an den Inhalten Eurer Karriereseite auf die Erfolgsrate Eurer Anzeigen auswirken. Leider umfassen die Zahlen und Beobachtungen von Henrik keine Details zu den Branchen/Jobkategorien, denen die untersuchten Unternehmen angehören. Es wäre super interessant, ob es da bei feelgood@work Unterschiede zu beobachten gibt.

Hier möchte ich nun gerne ein paar unserer aktuellen Beobachtungen beisteuern (natürlich ohne Anspruch auf statistische Relevanz). Wir führen regelmäßig Messungen bei ein paar Personaldienstleistern durch. Auf ihren Karriereseiten landen die potentiellen Bewerber auf den “nackten” Stellenanzeigen der Auftraggeber, ohne einen passenden Kontext (wie im Fall der eigenen Unternehmensseite oder einer Employer Branding Plattform). Hierbei beobachten wir deutliche Unterschiede bei der Erfolgsrate, die wahrscheinlich auf den jeweiligen Jobmix zurückzuführen sind.

So kommen wir aktuell bei dem Unternehmen, der überwiegend Sachbearbeiter-Stellen ausschreibt auf eine max. Erfolgsquote von 6,15% (bedeutet, man benötigt ca. 16-17 Bewerber-Zugriffe für eine Bewerbung. Bei einem weiteren Anbieter, der überwiegend Ingenieur-Stellen anzubieten hat, messen wir dagegen ein Maximum von 1,26% (bedeutet, ca. 80 Bewerber-Zugriffe pro Bewerbung). Spannende Bandbreite, wie ich finde, die, trotz einer nicht repräsentativen Erhebung, die Marktsituation ganz gut widerspiegeln könnte. Was meint Ihr?

Noch ein Bonus zum Abschluss. In dem Case der beiden erwähnten Personaldienstleister beträgt der Anteil der mobilen Bewerbungen 8,3%. Der Anteil der Bewerbungen mit dem Xing-Button liegt bei 10% (nur bei einem Unternehmen im Einsatz). LinkedIn-Button (ebenfalls nur bei einem Unternehmen im Einsatz) wurde bis jetzt nicht verwendet.

Ich hoffe, Ihr konnten meinen Überlegungen etwas abgewinnen. Ich freue mich auf Eure Zahlen. Wer bietet mehr, wer bietet weniger?

(Dieser Artikel erschien ursprünglich am 23.06.2015 und wurde aktualisiert.)

Was sind eigentlich Jobsuchmaschinen?

Seit geraumer Zeit nehme ich mir vor, einen ausführlichen Artikel über die Jobsuchmaschinen zu schreiben.

Man kann sie wohl am besten als die „Zauberwesen“ der Online-Recruiting-Welt bezeichnen. Lange Zeit befanden sie sich, trotz eines erheblichen Beitrags zur Besetzung vieler Stellen, als fleißiger Zulieferer für klassische Jobbörsen wie Stepstone, Monster & Co. unter dem Radar der Öffentlichkeit.

Inzwischen bekommen immer mehr Personaler Wind davon, dass es diese „Zauberwesen“ gibt, doch wenige wissen, was sich wirklich dahinter verbirgt und wie diese Jobsuchmaschinen (wie z.B. Jobrapido, Trovit, Indeed, Adzuna, Jobisjob usw.) genau funktionieren. Dies möchte ich nun möglichst einfach erläutern.

1. Das Geschäftsmodell

In Anlehnung an den Groß- und Einzelhandel kann man die Jobsuchmaschinen als die Großhändler des Online-Recruitings bezeichnen. Großhändler haben Zugriff auf große Mengen einer bestimmten Ware und verkaufen diese wiederum in großen Mengen an Einzelhändler weiter. So gesehen haben die Jobsuchmaschinen zwei Kernaufgaben:

  1. Möglichst viele Bewerber-Zugriffe, möglichst günstig zu generieren
  2. Bewerber-Zugriffe in großen Mengen weiterzuverkaufen

Die Differenz zwischen a) und b) ergibt den Gewinn.

1.1 Wie kann die Jobsuchmaschine Bewerber-Zugriffe „generieren“?

Da Bewerber keine Orangen sind und nicht an den Bäumen wachsen, müssen wir hier ganz kurz unser Abstraktionsvermögen bemühen und ein sehr einfaches Model des Online-Arbeitsmarktes verinnerlichen.

Stellt Euch vor, dass es in Deutschland jeden Tag 3 Menschen gibt, die ins Internet gehen und dann bei Google nach dem gleichen Job suchen. Stellt Euch weiterhin vor, dass es 3 Spieler gibt, die nun um die Aufmerksamkeit dieser 3 Menschen buhlen: Eure Karriere-Webseite, eine klassische Jobbörse, wo Ihr die Anzeige platziert habt, und eine Jobsuchmaschine, die exakt die gleiche Anzeige von der Jobbörse weitergeleitet bekommen hat.

Google-Ergebnisse führen zu Jobsuchmaschinen

Derjenige der drei Spieler, der am „lautesten schreit“, fängt die Mehrheit dieser 3 suchenden Menschen ein (generiert die meisten Bewerber-Aufrufe oder schlicht Klicks).

Die Jobsuchmaschinen sind besonders gut darin. Es sind überwiegend kleine, sehr effizient aufgebaute Unternehmen mit sehr starkem Fokus auf die (SEO-)Technologie. Sie machen den ganzen Tag nichts anderes, als ihre „Fangnetze“ zu verbessern. Da kommt eine schwergewichtige, klassische Jobbörse nicht so schnell mit – und eine kleine, langsame Karriere-Webseite schon gar nicht.

###promotional-banner###

1.2 Wie verkauft die Jobsuchmaschine die Bewerber-Zugriffe weiter?

Im vorhergehenden Abschnitt habe ich bereits angedeutet, dass die Jobsuchmaschine „Eure Stellenanzeige“ von der klassischen Jobbörse weitergeleitet bekommen hat. Die Jobbörse hat die Anzeige dank einer üblichen Schaltung (30 Tage für X EUR) ja bereits von Euch bekommen.

Die klassische Jobbörse hat mit der Jobsuchmaschine einen Deal. Für jeden Bewerber-Zugriff, den die geschickte Jobsuchmaschine einfangen kann und der anschließend auf „Eure Anzeige“ bei der klassischen Jobbörse weitergeleitet wird, bekommt die Jobsuchmaschinen einen festen Geldbetrag. Den sogenannten Cost-per-Click (CPC).

Jobsuchmaschinen leiten Klicks an die Jobbörsen weiter

Je größer die Menge der Bewerber-Zugriffe ist, zu deren Abnahme sich die klassische Jobbörse im Vorfeld verpflichten kann oder will, desto ist niedriger der Preis pro Zugriff. Übliches Groß- / Einzelhandel-Model also. Ist eine solche Zusammenarbeit abgeschlossen, leitet die Jobsuchmaschine automatisch alle generierten Bewerber-Zugriffe auf die Seiten des Einkäufers weiter.

1.3. Die Realität

Die Realität funktioniert tatsächlich nicht viel anders als das beschriebene vereinfachte Modell. Der Unterscheid ist lediglich durch die folgenden Umstände bedingt:

  1. Es gibt einfach viel mehr als nur 3 Menschen, die täglich online nach Jobs suchen.
  2. Es gibt viel mehr als 3 konkurrierende Spieler.
  3. Die klassischen Jobbörsen sind nicht die einzigen Großabnehmer. Es gibt inzwischen auch andere Markt-Teilnehmer, die direkt mit den Jobsuchmaschinen arbeiten.
  4. Die Jobsuchmaschinen handeln auch untereinander bzw. generieren die Zugriffe über andere kleinere Quelle, auf die ich hier nicht im Detail eingehen möchte.

Um Euch aber ein Gefühl für die Komplexität der „Handelsrouten“ der Jobsuchmaschinen selbst zu geben, zeige ich hier mal einen Auszug unserer eigenen Analyse, wer wo wie viel kauft.

Auszug der Traffic-Analyse von Jobsuchmaschinen und Jobbörsen

2. Die Praxis

Der praktische Umgang mit den Jobsuchmaschinen scheint heute noch viele Endkunden (also Unternehmen) zu irritieren. Zum einen ist dafür der Umstand verantwortlich, dass manche Unternehmen sehr überrascht sind, wenn sie erfahren, dass ihre Stellenanzeigen bei einer mehr oder weniger unbekannten Jobsuchmaschine bereits auftauchen. „Ich kenne sie nicht. Ich war das nicht. Was soll das?!“.

Die zweite verbreitete Irritation ist im Grunde eine Folge der ersten. Wenn Unternehmen mit der Tatsache konfrontiert werden, dass vernünftige Ergebnisse bei Jobsuchmaschinen ebenfalls Geld kosten, sind sie abermals verwirrt. „Aber ich bin doch eh schon drin. Warum soll ich jetzt dafür extra bezahlen?! Ich will lieber einfach in noch mehr kostenlose Jobsuchmaschinen.“

(Hier wird ganz nebenbei der in der HR-Welt aktuell noch sehr weit verbreitete logische Fehler sichtbar: Irgendwo „drin sein“ und „ein Ergebnis erhalten“ sind nicht ein und dasselbe.)

Ich versuche nun, diese Rätsel aufzulösen.

2.1 Wie gelangen die Anzeigen genau zu den Jobsuchmaschinen?

Um genügend Beachtung von Google zu bekommen, benötigen Jobsuchmaschinen eine große Menge aktueller Inhalte – also Jobs. Es geht noch weiter, da sie eben besonders gut beim „Einfangen“ von Bewerber-Zugriffen sein müssen, brauchen sie so viele Jobs für Ihre Datenbank, wie kein anderer Spieler da draußen. Mehr als eine Konzern-Karriere-Webseite, mehr als die größte klassische Jobbörse. Hat z.B. eine klassische Jobbörse in der Regel um die 50.000 Jobangebote, sind es bei einer kleinen Jobsuchmaschine schon um die 500.000.

Ich vereinfache wieder ein wenig. Sagen wir mal, eine Jobbörse hat im Rahmen eines Großdeals alle ihre 50.000 Jobangebote bei einer Jobsuchmaschine platziert. Damit die Jobsuchmaschine darauf genügend Rücklauf liefern kann, muss sie bei Google ein deutlich höheres Gewicht darstellen als die klassische Jobbörse selbst. Sie konkurrieren nämlich trotz Ihrer Zusammenarbeit um die gleichen Bewerber–Zugriffe.

Diese Aufgabe löst die Jobsuchmaschine dadurch, dass sie sich um 450.000 weitere Jobs aufbläht. Diese werden auf den maschinell auslesbaren Karriere-Webseiten mit Hilfe von „Crawlern“ eingesammelt und als eigene ausgegeben. Google schätzt nun die Seite der Jobsuchmaschine bzw. ihre Inhalte als sehr relevant ein und platziert sie in den Suchergebnissen besonders hoch.

So gelangen Eure Stellen ohne Euer Zutun in die Indizes der Jobsuchmaschinen. (WENN Eure Karriere-Webseite auslesbar ist!)

2.2 Wie funktioniert die Priorisierung der Anzeigen innerhalb der Jobsuchmaschine?

Aus dem obigen Bild ergibt sich entsprechend eine Zwei-Klassen-Gesellschaft innerhalb einer Jobsuchmaschine. Erste Klasse fahren die Jobs, die über einen Cost-per-Click Deal eingespeist werden. Diese befinden sich in dem Premium-Index. Zweite Klasse fahren die Jobs, die kostenlos eingesammelt wurden. Diese befinden sich in dem organischen Index.

Systematisch sieht das so aus: Die Jobs aus dem Premium-Index werden immer vor den Jobs aus dem organischen Index eingeblendet, denn damit wird Geld verdient. Die Priorisierung innerhalb des Premium-Index erfolgt nach dem Auktionsverfahren. Wer mehr zahlt, steht weiter oben. Der organische Index wird nach Relevanz und Aktualität sortiert. Seid Ihr mit einer schlecht formulierten Anzeige aus einem stark umkämpften Bereich im organischen Index einer Jobsuchmaschine vertreten, werdet Ihr merken, dass „vertreten sein“ und „Ergebnis“ zwei Paar Schuhe sind. Ihr werdet nichts abbekommen.

(An dieser Stelle warne ich explizit vor naiven Erwartungen, wenn Euch jemand mit „kostenloser Reichweite via Jobsuchmaschinen“ lockt und das mit irgendeiner anderen kostenpflichtigen Leistung koppelt.)

Jobsuchemaschinen-Index - Premium vs. Organisch

2.3 Zusammenarbeit mit Jobsuchmaschinen

In der bunten Praxis gibt es heute fünf Szenarien, wie die Ausschreibung eines Unternehmens zu einer Jobsuchmaschine gelangen und wie Einfluss auf den Rücklauf genommen werden kann.

  1. Eure Karriere-Webseite wird von einer Jobsuchmaschine ausgelesen, die (wie die meisten) nicht mit Endkunden direkt arbeitet. Freut Euch über „vertreten sein“, erwartet aber keine guten, relevanten Ergebnisse. Einfluss habt Ihr hier nicht.
  2. Eure Karriere-Webseite wird von einer Jobsuchmaschine ausgelesen, die doch mit Endkunden arbeitet. Ihr werdet vermutlich vom (aggressiven) Vertrieb mit dem Angebot kontaktiert, die Anzeigen aus dem organischen Index in den Premium-Index zu übernehmen. Ihr könnt hier Einfluss auf das Ergebnis nehmen. Bedenkt bitte dabei, dass es nicht DIE Jobsuchmaschine gibt. Und dass Ansagen der Vertriebler wie „unsere Besucher sind 15% besser als bei der Konkurrenz“ nicht zu ernst genommen werden sollten.
  3. Eure Anzeige landet bei einer Jobsuchmaschine, weil Ihr bei einer klassischen Jobbörse eine Anzeige gebucht habt. Hier habt Ihr wieder keinen Einfluss. Um auf die Orangen vom Anfang zurückzukommen: Die klassische Jobbörse hat Euch einen Korb Orangen versprochen, hat selber aber nicht genug vorrätig, läuft nun also los und kauft bei X Händlern Orangen. Große, kleine, junge, schrumplige und saftige. Wie groß, voll und frisch der Korb mit den Orangen für Euch sein soll, hat die Jobbörse nie erwähnt. Ihr bekommt das, was sie einsammeln kann bzw. an Euch weitergeben möchte.
  4. Eure Anzeigen landen bei einigen Jobsuchmaschinen über einen Multiposting-Anbieter oder ein Bewerbermanagementsystem, dass „kostenfreie Reichweite“ integriert hat. Ihr habt auch hier keinen Einfluss auf das Ergebnis.
  5. Ihr arbeitet mit einem Dienstleister zusammen, der sich auf den Anschluss von Endkunden an die Jobsuchmaschinen sowie das Management der Anzeigen innerhalb der Premium-Indizes spezialisiert hat. Ihr bekommt so den Zugang zu allen relevanten Jobsuchmaschinen, profitiert von der Vielfalt, habt keinen Stress und bezahlt ausschließlich pro Orange, die tatsächlich im Korb landet. So funktioniert zumindest unser Service – Jobspreader.

    Maßnahmen zur Erfassung der eigenen Stellenanzeigen durch Jobsuchmaschinen

3. Fazit

Ich hoffe, wie immer, dass meine Ausführungen Euch ein wenig weiter helfen. Jobsuchmaschinen sind cool. Wenn man weiß, wie es geht. Wer sich auf eigene Faust mit dieser Welt beschäftigen möchte, findet eine Liste mit vielen Jobsuchmaschinen hier.