Facebook-Penetration in Westeuropa: Deutschland belegt den letzten Platz

Lange war Deutschland Entwicklungsland in Sachen Facebook. Während sich unsere Nachbarn 2009 und 2010 fleißig bei Facebook anmeldeten, hielten sich die Onliner hierzulande noch sehr zurück und scrollten kritisch durch die Nutzungsbedingungen. Nun hat der Netzwerkeffekt auch Deutschland erwischt und Martin Weigert sieht bei netzwertig schon die 30 Millionen deutschen Facebook-Nutzer zum Jahresende. Er könnte Recht behalten, 25 Millionen werden es wohl sicher werden.

Nur: Facebook ist auch heute noch lange nicht so sehr bei der Bevölkerung angekommen, wie in anderen europäischen Staaten. Dass Deutschland im europäischen Vergleich der Durchdringungsraten auf den letzten Plätzen dümpelt ist bekannt, im Vergleich zu den anderen westeuropäischen Staaten liegt Deutschland mit einer Penetration von gerade mal 22% sogar auf dem letzten Platz! Der Anteil der Facebook-Nutzer an der Online-Bevölkerung liegt je nach Untersuchung um die 40% – auch nicht gerade viel.

Die Länderauswahl ist eine (von mir subjektiv getroffene) Zuordnung von westeuropäischen Staaten, mit halbwegs vergleichbarer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung in den letzten 50 Jahren.

Was glaubt Ihr, warum Deutschland in Sachen Facebook nach wie vor Entwicklungsland ist? Haben die anderen Staaten einfach nur früher Gas gegeben, oder gibt es tatsächlich eine “typisch deutsche” Skepsis gegenüber gesellschaftlichen Neuerungen? Eine generelle Technologiefeindlichkeit möchte ich nicht unterstellen, aber die Akzeptanz bzw. das Verständnis des Internets lässt doch spürbar zu wünschen übrig.

Pic: Norman B. Leventhal Map Center at the BPL

Die AGOF-Studie aus Sicht eines globalen Webs

Ich habe mir heute die neuste Version der AGOF-Studie durchgelesen – eine DER Studien in Deutschland, wenn es um Online-Reichweiten, Durchdringungen und Verteilungen von Nutzerschaften geht. Ich rechnete wie immer mit neuen Zahlen, einer Steigerung des Nutzeranteils an der Gesamtbevölkerung, evtl. auch mit ein paar neuen Referenzen zu Web 2.0-Angeboten in Deutschland. Ich wurde wie immer nicht enttäuscht. Schon der Untertitel der Studie verrät: “Hohe Online-Durchdringung in allen Altersklassen”. Aber was ist neu? Die Online-Bevölkerung klettert von rund 72% (Juni 2010) auf 73,4%, der Anteil derer, die es in den letzten drei Monaten genutzt haben steigt von rund 70% (Juni 2010) auf 71,9%. Wow. Und die AGOF interpretiert:

Diese Internet-Reichweiten dokumentieren die regelmäßige Internetnutzung der Deutschen und unterstreichen die Rolle des Online-Mediums als gleichberechtigter Werbeträger im Media-Mix.

Ja. Deutschland ist im Internet und hat es hoffentlich auch bald selbst bemerkt. Der Konsument, die Wirtschaft, der Staat, die Bildungseinrichtungen, die Parteien, Menschen von 14- 59; selbst die Generation 60+ ist inzwischen als “Silversurfer” aktiv. Die Zeiten, in denen wir um jeden Cent streiten mussten, der online investiert werden sollte, sind vorbei. Zumindest könnten wir sie endlich mal vorbeigehen lassen. Damit soll auf keinen Fall die sorgfältige Arbeit der AGOF (oder die bald anstehende ARD-ZDF Onlinestudie) geschmälert werden, aber mit der Akzeptanz, dass das Internet keine kleine Parallelwelt mehr darstellt, würde evtl. etwas mehr Raum für neue Ideen geschaffen. Facebook ist auf dem Weg zu 30 Millionen aktiven Nutzern in Deutschland: Die Frage ist doch schon lange nicht mehr, ob sich ein Unternehmen online präsentiert, sondern wie.

Deutlich wird die zentrale Bedeutung des Webs, z.B. an den gewaltigen Datenmengen die wir zu koordinieren, zu lagern und ggf. zu bewegen haben. Hierzu zwei kleine Denkanstöße – das sind die Zahlen, mit denen wir in Zukunft umgehen müssen:

Martin Hilbert und Priscilla Lopez von der University of Southern California haben in einer aktuellen Studie die weltweit verfügbaren, archivierten Datenmengen untersucht. Sagenhafte 295 Exabyte (295 Trillionen Byte) befinden sich auf den weltweiten Datenträgern – verloren geht täglich die 6fache Menge.

Diese Datenmengen weltweit zu vernetzen und zugänglich zu machen, ist die Aufgabe des Internet. Welche Ausmaße das bis jetzt angenommen hat, veranschaulicht die Untersuchung “Global Internet Geography 2011“. Die Kapazität des internationalen Netzes wuchs im Jahr 2010 um 55%, im Verglich zu 2008 fast um 100%. (Diese Karte lässt sich leider nur an der Wand in voller Größe genießen.)

Global Internet Map 2011

[HTTP410] Facebook Altersgruppen-Abdeckung in Deutschland 2011

Dass Facebook ein großes Potenzial für Employer Branding und Personalmarketing birgt, ist mittlerweile unbestritten. Um seine immensen Nutzerzahlen sichtbar zu machen und eine differenzierte Betrachtung nach Altersgruppen zu ermöglichen, haben wir 2010 die Facebook Nutzerzahlen App entwickelt. Seither liefert die App tagesaktuelle demografische Daten, u.a. zur Geschlechterverteilung, zum Anteil der Facebook-Nutzer an der Online-Bevölkerung und ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung.

Nur den Facebook-Anteil einzelner Altersgruppen in Relation zur Gesamtbevölkerung liefert sie nicht, was mich schon seit einiger Zeit wurmte, weil ich wissen wollte wie hoch die  Facebook-Abdeckung in den einzelnen Altersgruppen ist. Um es kurz zu machen: ich habe sie für 2011 mithilfe der 2011er Bevölkerungszahlen der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes ausgerechnet. Hier sind sie:
Facebook-Altersverteilung in Deutschland
Mit der Abdeckung in den Altersgruppen zwischen 16 und 34 bin ich schon sehr zufrieden. Bei den anderen ist eindeutig noch Luft nach oben. Was meint Ihr?