Azubi-Recruiting Trends 2019: Sicherheit bleibt wichtigstes Benefit

Immer mehr Jugendliche möchten studieren, immer weniger eine Berufsausbildung absolvieren. Betrachtet man die letzten zehn Jahre, so hat sich die Anzahl der Azubis um 17% verringert. 2019 übersteigt das Angebot an Ausbildungsstellen erstmals die Nachfrage nach ihnen. Wer mehr Infos zum Thema Arbeitsmarkt bekommen möchte, sollte sich das Webinar am 21.6. nicht entgehen lassen:

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Jetzt könnte man sich natürlich am Kopf kratzen und über die faule Jugend philosophieren. Man kann aber auch versuchen herauszufinden, warum immer mehr Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben. u-form Testsysteme hat sich bereits zum zehnten Mal für die zweite Variante entschieden und für die Studie „Azubi-Recruiting Trends 2019“ insgesamt 3.500 junge Menschen sowie 1.600 Ausbildungsverantwortliche zum Thema „Ausbildung“ befragt. Die für uns wichtigsten und mitunter auch erstaunlichsten Ergebnisse stellen wir Dir in einer Kurzzusammenfassung vor:

Digitalisierung in der Ausbildung

Digitales Lernen geht heutzutage bereits im Kita- und Grundschulalter los und erleichtert vielen Kindern spielerisch das Lernen. An der Berufsschule geht diese Art der Digitalisierung bisher allerdings weitestgehend vorbei. Dass Berufsschulen und auch Ausbildungsbetriebe digitaler werden müssen, ist vielen Auszubildenden immer noch ein wichtiges Anliegen. In der Studie wurde häufig die digitale Kompetenz der Berufsschullehrer bemängelt. O-Ton einer Auszubildenden ist:

„[…]Ich habe es wirklich erlebt, ohne jetzt jemanden schlecht machen zu wollen, dass ein gefühlt 70-jähriger Berufsschullehrer EDV unterrichtet (Thema Excel und Word, leider veraltete Versionen) und die Schüler darauf hinwies, dass das Programm mit dem Kreuzchen in der oberen rechten Bildschirmhälfte zu schließen sei (dem Tonfall des Lehrers war keine Ironie oder Sarkasmus zu entnehmen, er meinte das ernst).[…]“

Wie werden Unternehmen von Jugendlichen gefunden

Auch wenn viele Unternehmen es nicht wahrhaben wollen, aber Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram oder Snapchat spielen eine sehr untergeordnete Rolle auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz: 72,3% nutzen hierfür keinerlei Soziale Medien.

Google ist bei der Kanalauswahl allerdings ganz vorne mit dabei: 84,3% der Bewerber nutzen Google „sehr oft“ oder „oft“, wenn es um die Suche nach einem Ausbildungsplatz geht. Gut die Hälfte der Befragten (54,8%) vertraut auf die Jobbörse der Agentur für Arbeit.
Bei Google selbst suchen die Jugendlichen nach Ort (76,8%) und Ausbildungsberuf (79%), während nur rund ein Drittel gezielt nach einzelnen Branchen (35,6%) oder einem bestimmten Unternehmen Ausschau hält (34,5%).

Quelle: u-form Testsysteme GmbH – Azubi-Recruiting Trends 2019 Management Summary

Hier erkennen wir das erste Problem: Bisher nutzen nur 10,1% der befragten Ausbilder Google AdWords zur Rekrutierung des Nachwuchses. Ganze 86,8% nutzen weder Google noch YouTube für ihr Azubimarketing. Um die 84% der auf Google nach Jobs suchenden Azubis zu erreichen, sollten Unternehmen ihre Auffindbarkeit in Suchmaschinen beispielsweise durch Google for Jobs oder aber durch Google AdWords erhöhen.

Quelle: u-form Testsysteme GmbH – Azubi-Recruiting Trends 2019 Management Summary

Bewerbungen und mögliche Bewerbungswege

Bewerbungen werden laut Studie präferiert über ein Online Formular abgeschickt (34,2%). 23,8% schicken lieber ihre Unterlagen per E-Mail raus und erstaunlicherweise immer noch 21,5% bevorzugen den Versand als analoge Bewerbungsmappe. Apps (2,3%), WhatsApp (1,1%) und Videos (0,7%) haben nach Meinung der Jugendlichen in der Bewerbungsphase nichts verloren. Kurz: Entscheide Dich hier eher für niedrige Bewerbungshürden als für “coole” digitale Trends.

Benefits und Job-Ziele

Hat man erst einmal die Aufmerksamkeit des Bewerbers, werden im nächsten Schritt die Benefits des Unternehmens bzw. der Branche wichtig. Nur weil die Bewerber jung sind, heißt das nicht, dass ihnen Sicherheit im Beruf und Geld nicht wichtig wären. 51,6% möchten am liebsten in ihrem Ausbildungsunternehmen bleiben und nach ihrem Abschluss übernommen werden. 95% ist nach der Ausbildung Jobsicherheit im (Berufs-)Leben wichtig. 94% streben eine Festanstellung an.

Daraus resultiert, dass 58,4% der befragten Schüler, Bewerber und Auszubildende eine Übernahmegarantie nach der Abschlussprüfung als wichtigstes Benefit des Unternehmens sehen. Im Vergleich: Nur 39,1% der Unternehmen bieten ihren Auszubildenden diese Leistung.

Quelle: u-form Testsysteme GmbH – Azubi-Recruiting Trends 2019 Management Summary

Weitere Benefits, die von den Jugendlichen als sehr wichtig eingestuft werden: Fahrtkostenübernahme (53,4%), moderne Arbeitsplatzausstattung (51,8%), Unterstützung bei Nachhilfe und Prüfungsvorbereitung (44,7%) sowie kostenfreie Parkplätze (33,2%).

Beim Kampf um gute Auszubildende sollten sich Betriebe überlegen, welche Benefits sie Azubis bzw. Bewerbern anbieten können und dies auf der Kandidaten-Suche auch deutlich kommunizieren.

Fazit

Die Azubi-Recruiting Trends 2019 zeigen, dass die Vorstellungen von Bewerbern und Ausbildungsbetrieben immer noch an vielen Stellen aneinander vorbei laufen. Um Auszubildende zu erreichen, setzen viele Unternehmen immer noch auf das falsche Pferd: Obwohl fast 85% der Stellensuchenden Google benutzen, verwenden nur ca. 10% der Betriebe die Vorteile der Suchmaschinenwerbung für eine Erhöhung ihrer Reichweite.

Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen versprechen keine rosige Zukunft; jeder Ausbildungsbetrieb, der seine offenen Stellen nicht besetzen kann, sollte die Sorgen und Wünsche seiner aktuellen und zukünftigen Auszubildenden ernst nehmen.

Tauche tiefer in die Azubi-Recruiting Trends 2019 ein und lern’ aus Deinen Fehlern 🙂

Mehr Azubis auf noch mehr Stellen – Berufsbildungsbericht 2019

Hurra, hurra – endlich sind mehr Auszubildende da. Oder doch nicht? Die Zahlen des Berufsbildungsberichts 2019 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sind nicht ganz leicht zu deuten und können beim Querlesen hier und da verwirren. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist gestiegen, gleichzeitig auch die Zahl der betrieblichen Ausbildungsangebote. Zugenommen hat aber auch die Zahl der unbesetzten Stellen. Was bedeutet das nun und was können Betriebe aus diesen Zahlen schließen?

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge steigt

Im Zeitraum vom 1. Oktober bis zum 30. September 2019 wurden bundesweit insgesamt 531.413 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Das ist mehr als in den Vorjahren! Während die Zahl der neuen Ausbildungsverträge zwischen 2011 und 2016 stetig sank, gibt es seit 2017 erstmalig wieder einen neuen Anstieg zu vermelden. Von 2017 auf 2018 stieg die Zahl sogar noch einmal um 8.123 Ausbildungsverträge an, was einen zusätzlichen Zuwachs von +1,6 % bedeutet. Das klingt doch erstmal gar nicht so schlecht. Doch welche Zahlen stehen diesem Anstieg gegenüber?

2018 wurden insgesamt 589.069 Ausbildungsangebote bei der Agentur für Arbeit registriert. Das Angebot stieg damit im Vergleich zum Jahr 2017 um +16.795 Stellen (+2,9%).

Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen errechnet sich durch die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge und den bei der Agentur für Arbeit und Jobcentern gemeldeten noch unversorgten BewerberInnen. Nach dieser Berechnung beläuft sich die Nachfrage auf 555.953 Ausbildungssuchende.

Ausbildungsbetriebe und Ausbildungssuchende in Relation

Was heißt das also genau? 589.069 Ausbildungsangebote standen insgesamt 555.953 Ausbildungssuchende gegenüber. Von diesen Suchenden haben 531.413 einen Vertrag unterschrieben. Demnach haben für das Jahr 2018 lediglich 4,4% keinen Ausbildungsplatz finden können – ganze 95,6% konnten wie erhofft einen Vertrag unterschreiben. Diese Zahl ist zumindest aus Sicht der Auszubildenden keine schlechte Nachricht. Anders sieht es allerdings für die Betriebe aus, denn gleichzeitig blieben 9,8% der Ausbildungsangebote unbesetzt. Um dieses Verhältnis etwas zu verdeutlichen: Auf 100 Ausbildungssuchende kommen 106 Ausbildungsangebote.

Angebot & Nachfrage: Ausbildungsplätze

Einen vergleichbaren Wert gab es zuletzt im Jahr 1994. Zwar steigt die Zahl der Ausbildungswilligen, gleichzeitig steigt aber auch kontinuierlich das betriebliche Angebot. Dieses Verhältnis macht deutlich: Die Anzahl an Azubis wird die Anzahl an offenen Stellen so schnell nicht überbieten können. Vor allem für Ausbildungsbetriebe in bestimmten Branchen und Bundesländern auf der Suche nach Mangelprofilen sind diese Zahlen relativ ernüchternd.

Der Azubi fehlt nicht überall

Was diese nackten Zahlen nicht zeigen, ist ein ganz anderes und ziemlich offensichtliches Problem: Nicht jede angebotene Stelle passt zu jedem Ausbildungssuchenden.
Ist ein Schulabgänger auf der Suche nach einer Stelle als Tischler in Hamburg, wird er keine Stelle im Lebensmittelhandwerk im Ruhrgebiet antreten wollen. Die mangelnde Überschneidung von Angebot und Nachfrage ist je nach Region und Branche bzw. Beruf sehr unterschiedlich stark ausgeprägt.

In der folgenden Grafik wird die Verteilung der abgeschlossenen Ausbildungsverträge auf verschiedene Branchen und Bundesgebiete etwas deutlicher:

Wenn man bedenkt, dass Nordrhein-Westfalen mit fast 18 Mio. Einwohnern das größte Bundesland der Republik ist, ist die relative Anzahl der unterschriebenen Ausbildungsverträge (118.281) im Vergleich zu Bayern (rund 13 Mio. Einwohner mit 95.433 Ausbildungsverträgen) und Baden-Württemberg (rund 11 Mio. Einwohner mit 75.312 Ausbildungsverträgen) nicht allzu groß. Heißt: Die Suche nach Auszubildenden erweist sich in Bayern beispielsweise einfacher als in NRW – ganz zu schweigen von Sachsen und Sachsen-Anhalt.

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Schulische Vorbildung der unversorgten BewerberInnen

Wer die bisherigen Zahlen sieht, mag vielleicht (zurecht) anmerken, dass nicht alle Bewerber für alle Azubi-Stellen ausreichend qualifiziert sind. Doch betrachtet man die Zahlen genauer, handelt es sich zumindest auf dem Papier keineswegs nur um Bewerberinnen und Bewerber mit vergleichsweise niedrigeren Schulabschlüssen.

Wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung anhand von Statistiken der Bundesagentur für Arbeit errechnete, hatten 29,8% der unversorgten BewerberInnen eine Studienberechtigung. Grund dafür, dass so viele gut ausgebildete Schulabgänger keinen Ausbildungsplatz finden, ist möglicherweise eine doch eher einseitige Fokussierung von Studienberechtigten auf eine kleinere Auswahl an Berufen und die daraus resultierende stärkere Konkurrenzsituation. Nur 2,6% der unversorgten BewerberInnen hatten keinen Hauptschulabschluss. Auch die Anzahl der Absolventen mit Mittlerer Reife ist bei dieser Bewerbergruppe prozentual höher als die mit einem Hauptschulabschluss. Dass also nur  BeweberInnen mit einem vergleichsweise niedrigerem Schulabschluss auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz leer ausgehen, kann mit diesen Zahlen nicht bestätigt werden. Mehr Informationen zur schulischen Vorbildung findest Du hier.

Fazit

Dass die Zahl der unterschriebenen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen ist, ist grundsätzlich eine positive Nachricht. Doch obgleich die Zahl der Schulabgänger mit Wunsch nach einem Ausbildungsplatz weiterhin steigt, bleibt die Zusammenführung von Angebot und Nachfrage immer noch eine große Herausforderung. Denn nicht nur die Nachfrage steigt, sondern gleichzeitig auch das betriebliche Angebot. Das führt dazu, dass 57.700 Stellen trotz hoher Nachfrage unbesetzt bleiben. Hinzu kommen die unversorgten BewerberInnen, die keinen Ausbildungsplatz finden konnten.

Nach Erhebung dieser Daten, möchte sich die Bundesregierung zur Aufgabe machen, jungen Menschen auch weniger bekannte Berufsalternativen aufzuzeigen, die neben ihrem eigentlichen Berufswunsch ihren Neigungen, Eignungen und Leistungsfähigkeit entsprechen. Ein weiteres Ziel der Bundesregierung ist es, die berufliche Bildung durch Initiativen und Projekte mit Hilfe der einzelnen Länder zu modernisieren und sie dadurch auch für Leistungsstärkere attraktiver zu machen.

Fakt ist, dass die Unternehmen auch in Zukunft um gute Auszubildende buhlen müssen. Hierfür benötigt es innovatives Personalmarketing und überzeugendes Employer Branding, das die Aufmerksamkeit von Jugendlichen auf das Unternehmen zieht. Azubi-Recruiting ist sicher nicht ganz leicht, der Aufwand wird sich allerdings lohnen.

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Azubi-Recruiting Studie 2019: Tipps aus 6 Jahren Forschung

Was bei den Azubi-Recruiting Trends Studien 2017 und 2018 bisher so rumgekommen ist, könnt Ihr bei uns im Blog nachlesen – und hier im Folgenden schon in einige Tipps aus dem Whitepaper reinschnuppern.

Zur Erinnerung: Was sich die Azubis wünschen, was die Azubis sagen:

Bevor es mit den Tipps losgeht, nur ein paar kleine Schmankerl aus den letzten Umfragen.

Bekannt ist: Azubis sind keine einfache Zielgruppe. Je nach Bereich kann sich das Recruiting von Auszubildenden zu einer enormen Herausforderung mausern – zum Beispiel im Handwerk. Doch auch andere Faktoren, wie die zunehmende Akademisierung und der demografische Wandel, spielen eine Rolle.

Und was ist mit den Jugendlichen, für die eine Ausbildung als Zukunftsperspektive in Frage kommt? Die sind auch nicht von gestern, das dürfte klar sein. Einfacher macht das das Recruiting aber nicht.

– Digital ja, aber zwanghaft hip? Lieber nicht! Bei den Recruiting Trends Studien 2017 & 2018 kam unter anderem heraus, dass Azubis sich Ausbildungsbetriebe wünschen, die nicht im letzten Jahrhundert feststecken. Das heißt auf der einen Seite: E-Learning-Angebote werden geschätzt und Berichtshefte würden ca. 40% der Befragten am liebsten komplett digital führen. Auf der anderen Seite aber wünschen sich die Azubi-Teilnehmer etwas Zurückhaltung im Bereich Social Media: Wer in ihre Hoheitsgebiete, sprich Snapchat oder WhatsApp eindringt, muss mit Abstrafung rechnen. Das finden die Teilnehmer nämlich vor allem eins: nicht authentisch.

– Hoch im Kurs stehen auch Praxisangebote: Auch Azubis wissen, dass der erste Eindruck trügen kann. Viele haben sich deshalb Formen von Probearbeit gewünscht: “Es wäre schön, wenn es nicht nur ein Bewerbungsgespräch gibt (wo man sowieso schon sehr aufgeregt ist), sondern vermehrt auch das Angebot (nach Möglichkeit) 1-2 Tage Probe zu arbeiten, um das Umfeld besser kennen zu lernen”, heißt es da zum Beispiel im O-Ton.

Schulnoten sind nicht alles. Azubi-Teilnehmer (und auch die Macher der Studie) glauben, dass der Charakter und die persönlichen Stärken bei der Wahl der Ausbildungsstelle viel wichtiger sind. Azubi-Teilnehmer-O-Ton dazu: “Nur auf die Noten zu achten bringt kein ausreichend großes Informationsspektrum”.

Was wir aus 6 Jahren Forschung gelernt haben: Auszüge aus dem Whitepaper 20 Erkenntnisse aus der Studie „Azubi-Recruiting Trends”

Die bisherigen Studien haben vor allem gezeigt, dass es für beide Seiten (Azubi-Teilnehmer und Ausbildungsverantwortliche) nicht immer ganz einfach ist, zu einander zu finden. So zeigen die Ausbildungsverantwortlichen nur wenig Verständnis für die Eigenheiten “dieser jungen Leute heutzutage”, während vielen Azubi-Kandidaten schon das große Gähnen (und Grausen) kommt, wenn sie Wörter wie “Anschreiben” oder “Bewerbungsprozess” nur hören.

Was also können Unternehmen, die auf der Suche nach Auszubildenden sind, tun?

Lieber Eltern einbinden, als Influencer!

Gut, es mag sicher auch Jugendliche geben, die wirklich alles tun (und kaufen), was der favorisierte Youtube-Star aktuell so vor der Linse empfiehlt. Wenn es um die Wahl der Ausbildungsstelle geht, bleiben die eigenen Eltern aber die wichtigsten Bezugspersonen. Das ist mittlerweile auch bei den Unternehmen angekommen, zumindest teilweise:

Azubi_Recruiting_Studie_2019_Eltern_als_Influencer
Quelle: u-form Testsysteme – 20 Erkenntnisse auf der Studie “Azubi-Recruiting Trends”

Zeit für einen Abschied: Anforderungsprofile adieu!

Achtung, hohe Abschreckungsgefahr: Auf ellenlange und vor allem nicht treffende Anforderungsprofile sollten Unternehmen besser verzichten. Doch leider fehlt es den Betrieben in diesem Bereich häufig an Umsicht, denn die Azubi-Teilnehmer nehmen die Anforderungsprofile ernster, als die Unternehmen selbst. Da kann es dann ganz fix passieren, dass sich eigentlich passende Kandidaten gar nicht erst bewerben.

Azubi_Recruiting_Studie_2019_Anforderungsprofil
Quelle: u-form Testsysteme – 20 Erkenntnisse auf der Studie “Azubi-Recruiting Trends”

Die eigene Einstellung überprüfen!

Wir verzichten an dieser Stelle mal auf bekannte Zitate von antiken griechischen Philosophen, die schon vor über 2000 Jahren wussten, dass es mit der Jugend steil bergab geht, was etwa die Manieren, die Disziplin oder die Erhaltung der Kultur betrifft. Wenn das mal keine eindrucksvolle Konstante ist! Denn auch heute sind viele Ältere prinzipiell der Meinung, die neueste Generation wäre noch ein bisschen fauler, uneigenständiger, eitler (…) als seinerzeit die eigene. Das spiegelt sich auch in den bisherigen Azubi-Recruiting Studien:

Azubi_Recruiting_Studie_2019_Einstellung_gegenüber_Azubis
Quelle: u-form Testsysteme – 20 Erkenntnisse auf der Studie “Azubi-Recruiting Trends”

 

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Ausbildung im Handwerk: Azubis… verzweifelt gesucht

Das neue Jahr ist noch taufrisch und man kann sich kaum retten vor den zahllosen guten Vorsätzen, den Diät-Tipps und den waghalsigen Trendanalysen für 2019. Wir dachten, da üben wir uns dieses Jahr (vorerst) mal in Zurückhaltung. Statt mit guten Vorsätzen starten wir mit einem kleinen Report zum Thema Ausbildung im Handwerk ins neue Jahr. Im BIBB Report erschienen im Oktober des gerade vergangenen Jahres die Ergebnisse einer Befragung von Schülern und Ausbildungsverantwortlichen und widmet sich der Frage was eine Ausbildung im Handwerk attraktiv macht.

Bekannt ist, dass viele Ausbildungsplätze hierzulande unbesetzt bleiben. Davon bleibt das Handwerk nicht unberührt – sogar das Gegenteil ist der Fall. Laut der Studie hat sich die Anzahl der unbesetzten Handwerksstellen zwischen 2009 und 2017 verdreifacht, in manchen Region blieben 20 bis 30 Prozent der Stellen offen. Welche Ursachen die Studienmacher vermuten, welche gesellschaftlichen und sozialen Faktoren die Ausbildungswahl beeinflussen und was Betriebe unternehmen können, um diesen Umständen entgegen zu wirken, fassen wir im heutigen Artikel für Euch zusammen.

Woran liegt’s? Ursachen für unbesetzte Azubi-Stellen im Handwerk

Die Gründe dafür, dass viele Stellen im Handwerk unbesetzt bleiben, sind selbstverständlich vielschichtig. Auch ist Handwerk nicht gleich Handwerk, unterschiedliche Berufe haben zum Teil sehr unterschiedliche Nachfragen an Ausbildungsstellen:

Azubi_Mangel_Nachfrage_nach_Ausbildungsberufen_im_Handwerk
Quelle: BIBB Report – Was eine Berufsausbildung im Handwerk attraktiv macht – Ergebnisse einer Befragung von Jugendlichen

Grundsätzlich sind die demografische Entwicklung und eine allgemein sinkende Nachfrage nach Ausbildungsstellen Faktoren auf der Makroebene. Hinzu kommen aber auch regionale Eigenheiten: je stärker die Konkurrenz zwischen einzelnen Wirtschaftszweigen vor Ort ist, desto schlechter stehen die Chancen für Handwerksbetriebe, Auszubildende zu finden. Industrie und Handel sind hier etwa besser aufgestellt.

Zudem zeigt sich seit Jahren ein starker Trend zur Akademisierung: immer mehr Schüler machen einen Abschluss, der sie dazu berechtigt, eine Hochschule zu besuchen, während gleichzeitig immer mehr Bundesländer die Hauptschule abschaffen, die laut der Studie traditionell die Hauptklientel des Handwerks bildet(e).

Schön und gut. Aber wieso gehen besonders den Handwerksbetrieben die Auszubildenden aus? Die Studie glaubt, es liegt zum einen an der mangelhaften Attraktivität der Berufe für Jugendliche. Fast genau so entscheidend sind aber zum anderen die soziale Herkunft der Schüler und die Bildungserwartungen der Eltern.

Faktoren der sozialen Herkunft, Identität und Bildungserwartungen: Eltern und Kinder mit persönlichen Bezug zum Handwerk offener gegenüber einer Ausbildung im Handwerk

Obwohl die Befragungen ergab, dass sich die Jugendlichen gute Chancen ausrechnen einen Ausbildungsplatz im Handwerk zu finden, konnten sich lediglich 17% der Schüler (darunter 27% der männlichen und nur 7% der weiblichen) vorstellen, später eine Ausbildung im Handwerk zu machen. 47% lehnten diesen Karriereweg ab, immerhin 35% reagierten mit “vielleicht”.

Ein Zusammenhang besteht laut den Studienmachern vor allem zwischen den Berührungspunkten der Familie mit dem Handwerk und der Neigung der Schüler, eine Ausbildung im Handwerk für sich selbst in Betracht zu ziehen. Sind die Eltern selbst handwerklich tätig und/oder gibt es viele Handwerker im näheren Verwandten- und Bekanntenkreis, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Kinder das Handwerk als positive Berufsperspektive wahrnehmen. Zusätzlich spielen auch die Bildungserwartungen eine Rolle: wünschen sich die Eltern, dass ihre Kinder die Abiturprüfungen ablegen und ein Studium aufnehmen, sinkt die Affinität zum Handwerk.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Suche nach einer individuellen Identität bei den Jugendlichen. Naturgemäß wünschen sich viele Jugendliche Anerkennung und Identitätsstiftung im Zusammenhang mit ihrem späteren Job. Das Handwerk strahlt hier jedoch nur wenig Anziehungskraft aus. So werden das gesellschaftliche Ansehen und auch die Gehaltschancen von den befragten Jugendlichen als eher mäßig eingeschätzt.

Schlüssig ist, dass die Jugendlichen, die bedingt durch ihr soziales Umfeld und die Bildungserwartungen an sie eine hohe Handwerksaffinität zeigen, auch ein insgesamt positiveres Bild dieser Berufe haben und zum Beispiel die Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten in handwerklichen Jobs besonders positiv bewerten.

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Insgesamt zeigt die Befragung hier also zum einen, dass die Herkunft und Beziehung zum Handwerk bei der Erwägung einer Ausbildung in diesem Bereich von großer Bedeutung sind, zum anderen zeigen sich aber auch große Unterschiede bei der Beurteilung einzelner Handwerksberufe. Diese stehen zum Teil im Kontrast mit den “objektiveren” Einschätzungen der Fachleute (also den Ausbildungsverantwortlichen).

Die Jugendlichen sind sich jedoch darüber bewusst, dass ihre Einschätzungen stark subjektiv geprägt sind – vor allem auch davon, wie viel oder wenig sie über die jeweiligen Handwerksberufe zu glauben wissen. Die Befragung zeigt, dass die wahrgenommene Attraktivität der Handwerksberufe steigt, je mehr (subjektive oder “objektive”) Kenntnisse über die Berufe vorhanden sind. Viele Jugendliche neigen dazu, die Berufe an sich und die einhergehenden Merkmale zu unterschätzen:

Einschätzung von Handwerksberufen
Quelle: BIBB Report – Was eine Berufsausbildung im Handwerk attraktiv macht – Ergebnisse einer Befragung von Jugendlichen

Besonders erschwerend kommt hinzu, dass die Jugendlichen häufig ein überholtes Bild von den Berufen haben, etwa über technische Innovationen sind die meisten gänzlich uninformiert.

Die Zukunft des Handwerks hängt nicht an einer lokalen Azubi-Marketingkampagne

Den befragten Jugendlichen ist bewusst, dass in vielen Berufszweigen im Handwerk händeringend nach Nachwuchs gesucht wird. Eine sichere Stelle macht die Handwerksberufe für sie jedoch nicht automatisch attraktiv. Wenn noch Faktoren der sozialen Herkunft und die Bildungserwartungen der Eltern hinzukommen, scheint es auf den ersten Blick, als wären viele Jugendliche für Handwerksbetriebe nicht erreichbar.

Doch die Studie ergab eben auch, dass es teilweise an den mangelnden Kenntnissen über die einzelnen Ausbildungsberufe liegt, dass Jugendliche diese Berufswege unterschätzen. Was können Betriebe also tun, um auf Jugendliche attraktiver zu wirken?

Die Antwort scheint zuerst simpel: Informieren. Vor allem darüber, wie sich die Berufe in jüngerer Zeit weiterentwickelt haben. Allerdings auch viel umfassender, laut der Studie nämlich “identitätspsychologisch”. Solche Maßnahmen binden nicht nur Jugendliche, sondern auch notwendiger Weise das soziale Umfeld mit ein. Hier geht es darum, dass Bild von handwerklichen Berufen (vor allem gegenüber akademischen) gesellschaftlich aufzuwerten – was kleine Betriebe allein wohl kaum stemmen können.

Die Studienmacher führen verschiedene Vorgehensweisen an, die dazu beitragen könnten, das Image des Handwerks grundlegend zu verbessern, zum Beispiel indem gestalterisch-handwerkliche Fächer in weiterführenden Schulen unterrichtet werden oder die Aufhebung der strikten Trennung von Studierenden und Azubis, etwa durch gemeinsame Wohnheime.

Als konkreter Handlungsansatz nennen die Verfasser der Studie den verstärkten Einsatz von “Ausbildungsbotschafter/-innen”, die Schülern, vor allem auch solchen mit Abitur, als positive Identifikationsfiguren dienen sollen. Dem Handwerk, so vermittelt es die Studie, steht keine leichte Zukunft bevor – zumindest nicht im Bezug auf Azubi-Recruiting.

Die Studie mit noch mehr Informationen gibt es bei BIBB.de zum Download.

Azubimarketing – EDEKA legt vor

Influencer-Marketing?! Die Zielgruppe (unauffällig) über (authentische) Botschafter aus ihrer eigenen Mitte ansprechen? Und das ganze auch noch im Dienste von Employer Branding & Personalmarketing? Viele reden drüber, keiner kann’s. Fremdschämen und Versagensangst, ausgelöst durch den inzwischen abgeflachten Hype der Azubimarketing-Videos, lassen vielen von uns immer noch die Nackenhaare zu Berge stehen.

Zeit für neue Experimente. EDEKA nutzt die Gunst der Stunde und macht’s (vor). Volltreffer! 1:0 im Kampf um die Aufmerksamkeit der zukünftigen Azubis.

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Zwei Tage ist dieses Kunstwerk der YouTube-Avantgarde online und zählt über 80.000 YouTube Views, über 550.000 Facebook-Views, unzählige Interaktionen und überwiegend positive Bewertungen und Kommentare. Wie gut sich diese Metriken in Bewerbungen übersetzen lassen werden, wird die Zeit verraten. Wir wünschen EDEKA dabei alles Gute und bedanken uns für diesen erheiternden und mutigen Beitrag. Davai davai 🙂   Azubimarketing bei Edeka: Die Zielgruppe feiert das Recruiting-Video ###promotional-banner###

Azubi-Recruiting Trends 2018: digital und kreativ ja, zwanghaft hip nein.

Die sechste Azubi-Recruiting Trend Studie von u-form Testsysteme hat sich auch dieses Jahr wieder Azubis und Ausbildungsverantwortliche zur Brust genommen und nachgeforscht, was den Teilnehmern so auf den Nägeln brennt. Wir haben einige Ergebnisse für Euch zusammengefasst.

Teilgenommen haben knapp über 4.300 Auszubildende und solche, die es werden wollen (Azubi-Bewerber), sowie etwa 1.230 Personen, die mit der Ausbildung von Jugendlichen betraut sind. Besonderes Augenmerk der Studie lag auch 2018 auf den Berührungspunkten zwischen Azubi-Recruiting und der Digitalisierung. Wir haben die Themen Digitalisierung, Stellenanzeigen und Vorstellungsgepräche, Snapchat & Co. und die Azubi-Wunschliste 2018 im Programm.

Azubi-Recruiting und die Digitalisierung: Nicht per se “digitalisierungskompetent”

Wer heute nach einer Ausbildung sucht, ist im Zeitalter von Smartphones und Social Media aufgewachsen. Als Pioniere der Digitalisierung fühlen sich die Azubi-Teilnehmer trotzdem nicht unbedingt. Zwar schätzen sich ca. 78% dieser Teilnehmergruppe als den “Veränderungen gegenüber aufgeschlossen, die digitale Technologien mit sich bringen” ein, als “Early Adopter/First Mover” (also als jemand, der neueste Technologien zuerst nutzt) sehen sich jedoch nur knapp 42%. Insgesamt glauben die Azubi-Teinehmer, dass sie über eine solide und alltagstaugliche Anwenderpraxis verfügen, zum Beispiel im Umgang mit Suchmaschinen. Tiefschürfendere Kenntnisse, wie etwa vom Austausch größerer Datenmengen über das Internet, beanspruchen jedoch vergleichsweise nur wenige Befragte (ca. 23%) für sich.

Auf Seiten der Ausbildungsverantwortlichen zeigt sich ein leichter Hang zur Überschätzung, wenn es um die Digitalisierung geht – sowohl bei sich selbst, als auch in Bezug auf die Azubis. So trauen sie ihren Schützlingen mehr Digitalkompetenz zu, als diese sich selbst. Auch beschreiben sich stolze 91% als den Veränderungen durch digitale Technologien aufgeschlossen und sogar 51% als “First Mover”. Dagegen spricht schon das erste konkrete Beispiel, das die Studie anführt, nämlich das der digital geführten Berichtshefte:

Azubi-Recruiting-Berichtsheft
Quelle: u-form Testsysteme GmbH – Azubi-Recruiting Trends 2018 Management Summary

Berichtshefte können seit 2017 rein digital gepflegt und eingereicht werden – was jedoch nur wenige Betriebe tatsächlich anbieten. Ausbildungsbetriebe und Verantwortliche sollten sich um eine realistische Einschätzung der eigenen digitalen Positionierung bemühen. Auch frühere Azubi-Recruiting Studien weisen eher auf ein distanziertes Verhältnis zwischen Betrieben und Digitalisierung hin.

Azubis rekrutieren: Stellenanzeigen und Bewerbungsgespräche

Azubis zu finden ist nicht leicht. Das hat mit dem demografischen Wandel zu tun und mit der Akademisierung, aber auch mit regionalen Faktoren. Und natürlich gibt es hausgemachte Probleme: unzeitgemäße Bewerbungsverfahren zum Beispiel, staubtrockene Stellenanzeigen aus dem Floskel-Baukasten, Fixierung auf Top-Noten und Abiturienten oder abschreckende Vorstellungsgespräche.

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Azubi-Bewerber erhoffen sich von Stellenanzeigen in erster Linie Informationen, aber kein ellenlanges Anforderungsprofil. Sie wollen wissen, was sie mit ihrem Abschluss für Möglichkeiten haben (75%), wie die Ausbildung abläuft (64%), eine Beschreibung des Ausbildungsberuf (57%) und wie es mit der Vergütung aussieht (57%). Und die Ausbildungsverantwortlichen? Finden das alles nicht so wichtig. Sie wollen vor allem die Anforderungen an die Bewerber auflisten (82%). Die Studienmacher dazu:

Angesichts eines Nachfragemarkts, in dem Ausbildungsbetriebe seit Jahren über den „Azubi-Mangel“ klagen, ist das erstaunlich. Unternehmen sollten hier abspecken und den Platz nutzen, um Bewerbern eine Berufsperspektive schmackhaft zu machen.

Als ähnlich angestaubt empfinden Azubi-Teilnehmer häufig die Vorstellungsgespräche. Um die Situation aus ihrer Sicht zu beschreiben: Die Betriebe sollen “nicht immer die gleichen, blöden Fragen” stellen. Zu denen zählt nach Wahrnehmung der Azubis die unsterbliche “Selbstbeweihräucherungsfrage”: “Warum haben Sie sich ausgerechnet bei uns beworben?” (90%). Fast genau so häufig werden die Azubi-Teilnehmer standardmäßig nach ihren Stärken und Schwächen gefragt (82%).

Wie würde es aus Sicht der Azubi-Teilnehmer besser gehen? Mit ca. 69% spielen für sie im Vorstellungsgespräch vor allem Nettigkeit und Sympathie eine wichtige Rolle und darüber hinaus der Eindruck, dass man sich für sie als Person interessiert. Ausbildungsbetriebe brauchen wie alle Unternehmen ein Bewusstsein dafür, dass es nicht länger nur die Azubis sind, die sich bei ihnen bewerben – sondern sie sich umgekehrt auch bei den Azubi-Kandidaten. Ein Bewerbungsverfahren, das einzig auf Selektion ausgerichtet ist, kann in einem von Passungsproblemen gebeutelten Ausbildungsmarkt kaum der Weg zum Erfolg sein.

Azubi-Recruiting via Snapchat? Lieber nicht. Und was ist mit diesen Influencern?

Ausbildungsbetrieben, die die Nähe zur jungen Zielgruppe auf Snapchat oder bei WhatsApp suchen, dürften diese Ergebnisse der Studie nicht gefallen: Die Azubi-Teilnehmer finden zu ca. 53%, dass WhatsApp im Bewerbungsverfahren “gar nicht” eingesetzt werden sollte. Im Detail zeigt sich: Kommunikation via WhatsApp mit anderen Auszubildenen des Unternehmens wird positiv bewertet (55%), während Fragen von Bewerbern vom Betrieb eher nicht über die App beantwortet werden sollten. Denn – Überraschung – zur Kommunikation mit den Betrieben bevorzugen die Jugendlichen klar die gute alte E-Mail: 75% nutzen sie “sehr häufig” oder “häufig”. Bei Snapchat sieht das ähnlich aus:

Azubi-Recruiting-Social-Media
Quelle: u-form Testsysteme GmbH – Azubi-Recruiting Trends 2018 Management Summary

Die Studienmacher kommen zu folgendem Ergebnis:

Die Tatsache, dass die Nutzung einer Plattform in der Zielgruppe der Schüler weit verbreitet ist, bedeutet nicht, dass sich diese Plattform generell fürs Recruiting der Zielgruppe eignet. Mit dem Social-Media-Killerkanal im Azubi-Recruiting ist es also wie mit Godot: Er kommt auch 2018 nicht.

Wenn es um Bezugspersonen geht, spielen im realen Leben die Eltern bei der Berufswahl neben Freunden und Unternehmensvertretern die größte Rolle (77% gegenüber 54% und 50%). Von digitalem Einfluss hingegen kann hier kaum die Rede sein. Online-Influencer sind nur für knapp 6% der Azubi-Teilnehmer wichtig, wenn es um ihre berufliche Zukunft geht. 57% schätzen Influencer sogar als “sehr unglaubwürdig” ein.

Das könnte für Betriebe bedeuten, eher auf die Ansprache von Eltern zu setzen, als große Budgets für Influencer auszugeben. In diesem Bereich bleiben Eltern weit authentischer als fast jeder Youtube-Star.

Azubi-Wunschliste 2018

Die Azubi-Wunschliste beruht auf den freien Textfeldeingaben der Studie und erhält gleichermaßen freche, komische und solche Kommentare, die zum Grübeln anregen. Das wollten wir Euch nicht vorenthalten und haben ein paar Wünsche zusammengefasst und Äußerungen aufgegriffen:

Azubi-Teilnehmer wünschen sich:

  • mehr Möglichkeiten, Ausbildungsplätze erlebbar zu machen. Konkret: Praktika oder Probetage.
  • Transparenz, wenn es um Geld geht. Viele Azubi-Teilnehmer trauen sich nicht, nach der Vergütung zu fragen, weil sie fürchten, man könne ihnen Geldgier unterstellen.
  • Inhalte mobiloptimiert auf ihren Smartphones rezipieren zu können.
  • dass Betriebe die Grenzen bei der Nutzung von Social Media kennen. Jugendliche würden wohl generell am liebsten auf Erwachsene in “ihren” Social Media Netzwerken verzichten.

Azubi-Teilnehmer sagen Dinge wie (O-Ton):

“Wenn man einfach gut mit seinen Azubis umgeht, ist dass besser als jede Kampagne.”

“Mutig sein, aber auch realistisch. Keiner folgt Unternehmen wochenlang auf Facebook/ Instagram, um alles über die Ausbildung zu erfahren. Regelmäßige Infos in Form von Messen, Newslettern oder Info-Videos auf YouTube sind definitiv die beste Wahl!!! Finger Weg von Snapchat und WhatsApp. Wirkt absolut unseriös :D“

“Nicht das typische HR gehacke im Vorstellungsgespräch durchführen, sondern ganz normale Konversationen führen. Eventuell auch jemanden vom Fach dazu holen um die Konversation in Richtung des Fachs zu lenken in die der Bewerber möchte.“

„Den Azubi-Recruitingsprozess kreativer und innovativer gestalten, ohne dabei zu sehr in das Privatleben (WhatsApp oder SnapChat) einzudringen. Dies wirkt dann eher so, als würden Eltern sich auf einmal einen Facebook-Account machen, nur um ‚hipp‘ zu sein – es ist nicht authentisch.“

Fazit

Uff, das war eine Menge Input. Wir wären erstaunt, wenn sich der ein oder andere Ausbildungsverantwortliche ob der Ergebnisse im Bereich Social Media nicht an den Kopf fassen sollte. Ja, was denn nun? Zielgruppen überall hin folgen oder besser nicht? Eine eindeutige Antwort kann es natürlich nicht geben. Die Studie zeigt die Mehrheit der Azubi-Teilnehmer jedenfalls als reflektierte junge Menschen, die bei weitem nicht alles cool finden, was Online-Influencer so daherreden.

Die Azubi-Recruiting Trends 2018 Management Summary gibt es hier für noch mehr Input zum Nachlesen. Wer noch mehr erfrischende, rotzfreche und manchmal sogar anrührende O-Töne von Azubi-Teilnehmern lesen möchte, findet hier auch die Azubi-Wunschliste 2018.

Azubi-Recruiting Trends 2017 Studie: Da geht noch was!

Zum fünften Mal hat u-form Testsysteme eine jährliche Azubi-Studie veröffentlicht. Auch in der Azubi-Recruiting Trends 2017-Studie wird der deutsche Azubi-Markt wieder gründlich unter die Lupe genommen. Dies geschieht aus der üblichen Doppelperspektive: angehende Azubis (Azubi-Bewerber oder Azubis) auf der einen Seite und Ausbildungsverantwortliche auf der anderen. Neu ist, dass dieses Jahr auch Eltern zu Wort kommen.

Es ist bekannt, dass viele Unternehmen mittlerweile ernste Probleme damit haben, ihre offenen Ausbildungsplätze zu besetzen. 2016 schätzte die Bundesagentur für Arbeit, dass 24.200 offene Stellen nicht besetzt werden würden – schlicht, weil das Angebot von Plätzen (ca. 172.200) die Zahl der Bewerber bei weitem übersteigt. Viele Unternehmen suchen also, insbesondere angesichts des wachsenden Fachkräftemangels, händeringend nach Nachwuchs.

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Mehr als 60% der befragten Azubis und Azubi-Bewerber hatten mehr als ein Angebot für einen Ausbildungsplatz – sie konnten sich also aussuchen, welches Unternehmen schließlich den Zuschlag bekommt. Trotzdem scheint es, als ob das bei den Unternehmen noch nicht ganz angekommen ist. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es im Azubi-Recruiting noch viel Raum für Verbesserungen gibt.

Wo es im Azubi-Recruiting noch hakt

Es gibt viele Wege, wie Unternehmen potenzielle Auszubildende vergraulen können. Ausgelöst werden viele der Probleme, wie könnte es anders sein, durch fehlerhafte Kommunikation.

Das geht schon bei den Stellenanzeigen los. Die kommen ja oft mit einer ganzen Reihe von Anforderungen an die Bewerber daher – und sorgen besonders unter den jungen Kandidaten für Abschreckung:

Während 61,4% der Ausbildungsverantwortlichen angeben, dass “nicht alle” Anforderungen erfüllt werden müssen und 26,5% auch zufrieden sind, wenn die Anforderungen nur “größtenteils” erfüllt werden, nehmen die Azubi-Bewerber die Erfüllung der Kriterien nicht auf die leichte Schulter.

Etwa 19% bewerben sich nur, wenn sie alle Anforderungen erfüllen, weitere ca. 30% nur dann, wenn sie der deutlichen Mehrzahl der Anforderungen gerecht werden. Damit bewerben sich schon fast 50% der potenziellen Bewerber nur, wenn das Anforderungsprofil ziemlich genau auf sie passt – und das obwohl das Ganze auf Unternehmensseite lange nicht so eng gesehen wird. Da das aber nicht kommunziert wird, fallen viele potenzielle Kandidaten durchs Raster.

Ebenfalls nicht ganz rund läuft es im Bewerbungsprozess. Nicht nur im Azubi-Recruiting ist die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kandidaten während dieser Phase der Faktor, der darüber entscheiden kann, ob ein Arbeits- bzw. Ausbildungsverhältnis zustande kommt. Neben einer “guten Atmosphäre” und einem “sympathischen Gespräch” kann z.B. die Reaktionszeit der Unternehmen das Zünglein an der Waage sein.

Hier zeigen sich Differenzen zwischen den Angaben der Ausbildungsverantwortlichen und denen der Azubis. Dies betrifft nicht nur die Eingangsbestätigungen der Bewerbungen, sondern vor allem auch die Reaktionszeit bei Absagen. 45,4% der Kandidaten gaben an, überhaupt keine Absage erhalten zu haben – erstaunlich, da nur 0,3 der Ausbildungsverantwortlichen eingestanden, keine Absage zu versenden. Das gibt bekanntlich ganz dicke Minuspunkte für das Employer Branding.

Die jungen Leute wünschen sich außerdem mehr reale Kontaktpunkte. Praktika (74,5%) oder Probearbeiten (71,1%) stehen bei ihnen hoch im Kurs. Die Begeisterung dafür hält sich auf Unternehmenseite jedoch in Grenzen: nur 50,8% der Unternehmen ermöglichen Praktika und nur 30,8% bieten ein Probearbeiten an.

Das ist besonders schade, wenn man sich die Ergebnisse zum Thema Generationenbilder anschaut. Die Generation Z (geboren ca. ab 1999) wurde erschöpfend viel und mit negativer Tendenz besprochen. Das spiegelt sich wenig überraschend in den (Vor-)Urteilen der Ausbildungsverantwortlichen: 46% von ihnen wählten zur Beschreibung der kommenden Generation negativ-konnotierte Wörter wie z.B. „fordernd“ oder „unentschlossen”. Positive Begriffe wie “interessiert” fallen da schon deutlich seltener. Gewinner ist übrigens “selbstbewusst”.

Smartphone-süchtig und an Mamas & Papas (beruflichem) Hosenbeinzipfel hängend?

Zweifellos sind die Azubis und Azubi-Bewerber als Digital Natives mit mobiler Technik aufgewachsen und vielleicht haben auch einige von ihnen Eltern, die ihren Nachwuchs überfürsorglich behandeln. Doch die Studie ergab, dass die Azubis und Kandidaten im Berufsleben lange nicht so kompromisslos und Smartphone-süchtig sind, wie manches Unternehmen vielleicht glauben mag.

61,9% der befragten Jugendlichen gaben an, dass es ihnen egal sei, ob sie ihr Smartphone am Arbeitsplatz benutzen dürfen oder nicht.

Neben dieser großen neutralen Mehrheit überwiegen die Stimmen, die die Benutzung im Betrieb wichtig oder sehr wichtig finden (26,1% insgesamt). Fast 10% sind eher dagegen und sogar 2,4% lehnen die Benutzung ab. Ähnlich verhält es sich, wenn Unternehmen Smartphones oder Tablets zur Verfügung stellen. Das ist sogar 71,2% der befragten Azubis und Kandidaten egal.

Weniger gleichgültig geben sich die Befragten beim Thema E-Learning. Hier sind sich alle vergleichsweise einig: 56 % der befragten Azubis und Kandidaten wünscht sich Lern- und Erklärvideos (=Tutorials). Die kommen auch bei den Ausbildungsverantwortlichen an, etwa 45% finden sie oder ähnliche Angebote wie „Digitale Lernkarten“, mit denen das Erreichen von Lerzielen via Smartphone geprüft werden kann (52%), wichtig. Umgesetzt wird jedoch bisher nur ein Bruchteil dieser digitalen Methoden. Ca. 29% setzen Tutorials ein und nur etwa 6,5% können mit der praktischen Anwendung von “ditalen Lernkarten” aufwarten.

Brandaktuelle Spielarten der Digitalisierung wie Augmented Reality (á la Pokémon Go) betrachten die Azubis überraschend skeptisch. Nur 14,8% können sich dafür richtig erwärmen. Der Rest findet es nett, aber nicht notwendig oder sogar überflüssig (38,3%).

Und die befragten Eltern? Die zeigen sich größtenteils zufrieden mit der eigenen Berufswahl (53,1%), ein Drittel (34,7%) gibt sogar an, den eigenen Beruf zu lieben. Die Azubis und Azubi-Bewerber lassen sich davon jedoch nur wenig beeindrucken. 34,2% ist es schnuppe, was die Eltern von ihrem Beruf oder ihrem Betrieb berichten. Mehr noch, 31,4% gaben an, dem Beruf der Eltern auf keinen Fall nachgehen zu wollen.

Laut der Studie sind Eltern oft verunsichert, was die Ausbildung der Sprößlinge angeht. Eltern werden so zur “wichtigsten Sekundärzielgruppe”. Sie wünschen sich für ihre Kinder häufig bessere Erfahrungen im Berufsleben als die, die sie selbst gemacht haben. Als erster Ansprechpartner für ihre Kinder müssen also auch sie umworben werden.

Fazit

Diese Studie zeigt einmal mehr, dass die Realitäten der Azubi-Kandidaten und die der Ausbildungsverantwortlichen nicht perfekt ineinander greifen. Ausbildungsbetriebe müssen sich ordentlich ins Zeug legen, “sich um die Auszubildenden bewerben”, wie es so schön heißt. Es reicht nicht, junge Leute mit einem Firmenhandy zu locken. Die Studie hat gezeigt, dass auch für die Azubi-Bewerber der menschliche Faktor entscheidend ist. Probearbeiten und Praktika können für die Kandidaten einen Begegnungsraum schaffen, in dem sie ausprobieren können, ob Betrieb und Kultur zu ihnen passen.

Azubi-Kandidaten stehen vor einer unbestreitbar großen Entscheidung, wenn sie eine Ausbildung aussuchen. Unternehmen und Ausbildungsbeauftrage müssen beim Azubi-Recruiting mehr denn je ganz genau hinschauen und hinhören, was die Bedürfnisse der jungen Leute sind – ohne sich dabei von den gängigen Vorurteilen in die Irre führen zu lassen.

Die vollständige Studie mit vielen weiteren Infos findet Ihr hier.

Studie: Generation Z ist mit Werbung auf dem Kriegsfuß

Die international tätige Forschungsagentur Kantar Millward Brown hat Anfang Januar die Studie “AdReaction – Gen X, Y and Z” veröffentlicht, die untersucht, wie Angehörige verschiedener Generationen auf Werbung reagieren. Besonders die Generation Z wird genau unter die Lupe genommen.

Uff, mag da der ein oder andere denken, jetzt haben wir gerade angefangen uns irgendwie mit der Gen Y zu arrangieren und jetzt schießt schon die nächste Generation um die Ecke, bei der wieder alles anders ist?

Entwarnung! Denn in der “AdReaction”-Studie geht es nicht darum, eine Bevölkerungsgruppe hinsichtlich ihrer Werte und Normen zu bestimmen und ein einheitliches Profil von ihr zu erstellen. Im Gegenteil: reflexiv wird darauf verwiesen, dass es offensichtlich keine haltbare Praxis ist, Menschen nur nach ihrer Zugehörigkeit zu einer Altersgruppe definieren zu wollen. Nichtsdestotrotz kann aber auch die mächtige Wirkung des digitalen Umfelds, in dem die Gen Z aufgewachsen ist (und noch aufwächst), nicht kleingeredet werden.

Stattdessen gilt es herauszufinden, welche Generation wann und wo mit welcher Form von Werbung interagieren will. Die Studie kombiniert hierfür Ergebnisse aus einer qualitativen Studie aus 39 Ländern, einem Ad-Testing in 10 Ländern und einer qualitativen Befragung in den USA, China und Deutschland (yeah!) – also einem ganzen Haufen Daten. Wir stellen Euch einige der spannenden (und auch überraschenden) Ergebnisse vor.

Bevor es richtig losgeht, erinnert die Studie noch an einen Umstand, der allen Marketern schmerzlich bewusst sein dürfte: Werbung zu kreieren, die bei allen untersuchten Generationen gleichermaßen gut ankommt, ist verteufelt schwierig – gründliches Zielgruppen-Targeting bleibt unverzichtbar. Außerdem gilt grundsätzlich: Wird über Generationen als Konzept gesprochen, sollte man bedenken, dass dies durchaus umstritten ist. Die Schwierigkeiten fangen schon damit an, dass praktisch jede Quelle ihre eigene Definition vorbringt, zu welchen Geburtsjahrgängen welche Generation gehört.

Quelle: Wollmilchsau GmbH

1. Die Generation Z ist gegenüber Werbung grundsätzlich negativer eingestellt als die Generationen X und Y.

Wer also geglaubt hat, die jungen Leute, für die das Smartphone so etwas wie eine natürliche Verlängerung des Arms zu sein scheint, konsumieren ungefiltert und unkritisch alles, was ihnen da so auf die mobilen Bildschirme kommt, liegt weit daneben. Das hat mit der sich verkürzenden Aufmerksamkeitsspanne und der Tendenz zu tun, schneller gelangweilt zu sein. Was sie aber – mit Verlaub – so richtig beschissen finden, ist Online-Werbung.

Die digitalen Eingeborenen unserer Zeit begegnen Werbung in ihrem natürlichem Habitat mit Ablehnung? Jap, so sieht es aus! Je aufdringlicher das Format der Online-Werbung ist, desto negativer reagiert die Generation Z auf sie. Generell neigen sie stärker und schneller als die Generationen X und Y dazu, Werbung zu “skippen”, also zu überspringen. Ganz, aber ganz weit unten auf der Beliebtheitsskala stehen also Online-Werbe-Formate (und hier besonders Videos), die unaufgefordert abgespielt werden, nicht übersprungen werden können oder andere Tätigkeiten plötzlich unterbrechen (z. B. als Pop-Up).

Aber keine Regel ohne Ausnahme. So gibt es auch Online-Werbung, die von der Gen Z besser angenommen wird als von den anderen Generationen. Dazu zählen “Natives Ads” (das sind Ads, die im “bekannten Umfeld” geschaltet werden und als sogenannte “Tarn-Werbung” kaum von anderen redaktionellen Inhalten zu unterscheiden sind) und gesponserte Filter und Linsen für Fotoapp-Anwendungen (z. B. Snapchat).

Studie: Generation Z ist mit Werbung auf dem Kriegsfuß Grafik 1
Quelle: Kantar Millward Brown – AdReaction – Gen X, Y and Z

2. Generation Z bevorzugt kurzen und interaktiven Content, besonders im Kontext von Musik

In der Studie wird es so formuliert: “Timing ist alles”. Das betrifft die Länge von Werbung (im Idealfall weniger als 10 Sekunden) und auch die Tageszeit der Rezeption. Während abends zwischen 18 und 21 Uhr die beste Zeit für Werbung für die Generationen X und Y ist, ist nachmittags ein guter Zeitpunkt für Werbung, die an die Gen Z gerichtet ist. Das hat natürlich damit zu tun, dass altersgemäß die meisten “Mitglieder” der Generationen X und Y noch bei der Arbeit sind.

43% der Gen Z gaben außerdem an, ein “leidenschaftliches Verhältnis” zu Musik zu haben. Bei der Generation X gaben das nicht einmal halb so viele an. Werbung, die in generellem Kontext zu Musik steht, dürfte es bei einigen der kritischen Gen Zler also einfacher haben.

Ein weiteres Element, das Werbung für die Gen Z attraktiver macht, ist Interaktivität. In der Studie heißt es hierzu, dass sie sich als “Teil der Kampagne fühlen wollen” und es generell mögen, eine Entscheidung im Werbekontext zu treffen, zum Beispiel in Form einer Abstimmung. Trotzdem gilt auch hier noch, dass die Gen Z dazu neigt, Werbung (egal ob “gut gemacht” oder eben nicht) zu überspringen, und das auch noch vergleichsweise besonders schnell (3 Sekunden schneller als Gen X zum Beispiel). Das bedeutet, dass die ersten Sekunden bereits darüber entscheiden, ob eine Werbung angesehen oder übersprungen wird.

In der Studie wird dennoch dringend davon abgeraten, mit nicht-überspringbarer Werbung zu arbeiten. Es sei demnach wahrscheinlich, dass auf Dauer eine negative Gegenreaktion drohe, die nicht nur einzelnen Unternehmen/ Marken schaden könnte, sondern der ganzen Branche. Wenn etwa Ad-Blocker installiert werden, hat niemand mehr etwas davon. Was also tun? Der Generation Z geben, was sie will!

3. Was funktioniert: 4 Elemente, die die Gen Z ansprechen

Studie: Generation Z ist mit Werbung auf dem Kriegsfuß Grafik 2
Quelle: Kantar Millward Brown – AdReaction – Gen X, Y and Z
  • Musik
  • Humor
  • großartiges Design
  • Prominente

Die Grafik zeigt, dass Humor, Musik, Design und Prominente alle Befragten interessieren. Bei der Gen Z ist es aber jeweils noch ein Tick mehr. Im Großen und Ganzen gaben alle Befragten an, dass sie Werbung dann am höchsten bewerten, wenn der Inhalt “bedeutsam” oder “wirkungsvoll” ist – ob dieses Kriterium erfüllt wird, liegt aber letztendlich am subjektiven Wertekatalog. Bei der Gen Z kommen Werbungen gut an, die “den richtigen Ton treffen”. Dabei stechen solche Beispiele heraus, die Probleme/Tabuthemen wie Diskriminierung oder Geschlechtergleichheit behandeln.

Darüberhinaus gibt es selbstverständlich je nach Nation, der die Befragten angehören, weitere Unterschiede. Hinsichtlich der Musik bevorzugten die Befragten aus China peppige und fröhliche Songs, zum Beispiel diese Bierwerbung:

Die deutschen Befragten finden vor allem, dass Werbung, die über die Musik kommuniziert, einfacher zu konsumieren ist als Werbung, in der es Voiceovers gibt. Nach dem Motto: “The Message is clearer with music”.

Auch das Verständnis von “gutem” Humor ist nicht überall dasselbe. Hier muss auf nationale Nuancen geachtet werden. Die Studie ergab aber, dass Humor das beste Mittel ist, um die skip-wütige Gen Z bei der Stange zu halten und sie dazu zubringen, sich eine Werbung vollständig anzusehen.

Der Einsatz von Prominenten in der Werbung ist ohnehin ein alter Hut, aber dafür einer, der immer noch gut zu passen scheint. Auch hier gelten regionale Unterschiede: Stars und Sternchen sind in der chinesischen Werbung laut der Studie omnipräsent, es zählen vor allem die Persönlichkeit und der Charakter. In Deutschland hingegen lautete das Schlüsselwort in der Studie Authentizität (Dazu ein Teilnehmer: “Heidi Klum in der McDonald’s Werbung sah einfach nur schräg aus”).

Gen Z Werbung
Quellen: links Screenshot – DCMN: Bastian Schweinsteiger in TV-Werbung für “Clash of Kings”/ rechts –  imgrum.net: zwei koreanische K-Pop Stars in einer chinesischen Werbung für “Pantene”

4. Der Überraschungssieger: TV-Werbung

Tja, wer hätte das gedacht? Die Unterschiede zwischen den Generationen sind doch nicht so groß. Die Studie ergab, dass Werbung in traditionellen Medien wie Fernsehen, Kino und auch Print bei allen Teilnehmern am meisten Zuspruch findet. So wurde angegeben, dass in der schnelllebigen Zeit diese Form der Werbung geradezu eine “Erholung” sei (wobei das nichts daran ändert, dass sich auch die Gen Z von der Allgegenwart von Werbung überwältigt und sich von der Industrie “bombardiert” fühlt). Fernseh-Werbung vermittele außerdem den Eindruck von mehr Qualität und sei sorgfältiger umgesetzt, so Generation Z in der Studie.

5. Personalmarketer aufgepasst!

Die Studie ist international und voranging auf Brand-Marketing ausgerichtet. Interessant ist sie trotzdem, ganz besonders, was die Einstellung der Generationen zu aufdringlicher Online-Werbung betrifft. Außerdem ist jetzt die Zeit, sich mit der kommenden Generation zu beschäftigen, da diese nun beginnt, in den Arbeitsmarkt einzutreten. Was zudem nicht unerwähnt bleiben soll: Wenn es um die Karriere geht, zeigten sich die Probanden der Generation Z besonders ambitioniert! 42% gaben an, einen Job zu wollen, der ihnen rasche Aufstiegsmöglichkeiten bietet und 43% der Befragten konzentrieren sich derzeit mit allem was sie haben darauf, ihre Ziele zu erreichen. Hört, hört!