Azubi-Recruiting Trends 2023: Azubis verstehen und schneller finden

Ein neues Jahr bedeutet auch: neue Azubi-Recruiting Trends von u-form Testsysteme. Dieses Jahr fand zum elften Mal die deutschlandweite Online-Befragung von Schüler:innen und Azubis sowie Ausbildungsverantwortlichen statt. 93 Prozent der teilnehmenden Azubis oder Schüler:innen gehören der Generation Z an – sind also zwischen 1995 und 2006 geboren.

In den aktuellen Azubi-Recruiting Trends 2023 gibt es wieder einen bunten Strauß an Themen: Besetzungsprobleme und ihre möglichen Gründe, die Ansprache in Stellenanzeigen, Recruiting KPIs sowie Gründe für die Ausbildung sind nur vier der insgesamt fünfzehn Themen, die u-form Testsysteme bei den Teilnehmer:innen abgefragt haben.

Besetzungsprobleme aus Sicht der Azubis und Unternehmen

Rund die Hälfte der Auszubildenden und Bewerber:innen sowie 45 Prozent der Ausbilder:innen sehen einen Mangel an Berufsorientierung in Schulen als Hauptgrund für unbesetzte Ausbildungsplätze im Jahr 2022/2023. Aktuell kann man recht klar sagen, dass Schulen nicht die passenden Ressourcen und den idealen Rahmen für die Berufsorientierung bieten.

Eine Lösung könnte sein, dass Unternehmen selbst aktiv werden und Ihre Ausbildungsberufe bewerben. Ihr kennt eure Branche am besten und könnt authentisch aufzeigen, was die angebotenen Berufe zu bieten haben. Eine effektive Methode hierfür sind Schnuppertage. Durch solche Tage könnt ihr potenziellen Azubis einen direkten und praxisnahen Einblick in verschiedene Berufsfelder geben. Schnuppertage sind oft aussagekräftiger als Videos und fressen weniger Zeit als längere Praktika. Wenn Schulen schon kaum Berufsorientierung anbieten, muss man es als Firma einfach selbst in die Hand nehmen.

Azubi Recruiting Trends Besetzungsprobleme

Ansprache der Azubis: Du oder Sie?

Besonders interessant fanden wir die Antworten bezüglich der Frage nach der Ansprache: Wollen Schüler:innen und Azubis auf Karriereseiten, Stellenanzeigen und Flyern lieber mit “Du” oder doch lieber mit “Sie” angesprochen werden? Und in was für einem Unternehmen möchten sie arbeiten?

56 Prozent der befragten Interessent:innen und Azubis bevorzugen das “Du” als Ansprache beim Recruiting. Nur 10 Prozent bevorzugen das “Sie”, während es 34 Prozent der Teilnehmer:innen egal ist. Das deckt sich sehr gut mit den Ergebnissen der Personalverantwortlichen. Laut eigenen Aussagen verwenden bereits 69 Prozent der teilnehmenden Firmen das “Du”, während 19 Prozent noch auf das “Sie” in der Ansprache zurückgreifen.

Die Umfrage hat außerdem ergeben, dass 62 Prozent der Auszubildenden und Bewerber:innen es bevorzugen, in einem Unternehmen zu arbeiten, wo man sich duzt. Interessanterweise haben 51 Prozent der Unternehmen keine festgelegte Regelung zur Anrede, was zu einer ziemlich gemischten Situation führt. Für jemanden, der neu in ein Unternehmen kommt, kann das ziemlich verwirrend sein.

Warum nutzt ihr nicht die spannenden Ergebnisse dieser Studie, um das Thema der Anrede im Unternehmen anzusprechen und in Zukunft klar zu regeln? Eine einheitliche Regelung, zum Beispiel das “Du” für alle, könnte ein einfacher Weg sein, um die Attraktivität eurer Ausbildungsplätze zu erhöhen.

Azubi Recruiting Trends Ansprache

Gendern in Stellenanzeigen: Ein wichtiges Thema?

Wir predigen es schon seit Ewigkeiten, aber auch diese Befragung macht wieder einmal deutlich, wie wichtig schnelle Bewerbungsprozesse sind.

Gestaltet euer Ausbildungsangebot möglichst unkompliziert und leicht zugänglich. Ein schneller Bewerbungsprozess, der ohne umständliche Registrierung oder lange Formulare auskommt, ist besonders wichtig. Tatsächlich bevorzugen 83 Prozent der Jugendlichen eine Online-Bewerbung. Doch nicht jede Online-Bewerbung ist gleich gut. Eine zielgruppengerechte Bewerbung sollte mobil optimiert sein, ohne Registrierung funktionieren und das Ausfüllen sollte idealerweise nicht länger als 60 Sekunden dauern. Wie gut mittlerweile die großen DAX-Unternehmen diesbezüglich aufgestellt sind, könnt ihr in unser Online Recruiting Studie 2023 nachlesen.

Azubi Recruiting Trends Bewerbungsmöglichkeiten

Und macht euch bitte keine Sorgen um die DSGVO: Auch ohne Registrierung können Online-Bewerbungen den Datenschutzbestimmungen entsprechen. Das viel größere Problem ist, dass ihr eine enorme Anzahl an Interessenten aufgrund eines LogIn-Zwangs verlieren könntet.

Und noch etwas: Obwohl Video-Bewerbungen oft gelobt und ausgezeichnet werden, sind sie nur bei etwa 20 Prozent der Bewerber:innen beliebt. Nur weil jemand gerne Videos anschaut, heißt das noch lange nicht, dass er auch gerne selbst welche dreht und fremden Menschen schickt.

Alle weiteren Ergebnisse findet ihr in den aktuellen und kostenlosen Azubi Recruiting Trends von u-form Testsysteme.

Rückblick vergangener Azubi-Recruiting Trends

Azubi-Recruiting Trends 2022

Der Schwerpunkt des letzten Jahres lag auf den Themen Gendern in Stellenanzeigen, Infokanäle für Bewerbungsmöglichkeiten sowie der Berufsorientierung. 36 Prozent der teilnehmenden Bewerber:innen gab zum Beispiel an, dass Ihnen sehr wichtig/eher wichtig ist, dass alle Geschlechter in Stellenanzeigen angesprochen werden. 20 Prozent geben “teils/teils” an. Ganze 44 Prozent der Personalverantwortlichen, die in den Azubi-Recruiting Trends ebenfalls befragt wurden, empfinden die Diskussion über gendergerechte Sprache in Stellenanzeigen störend oder unnötig.

Bei der Auswahl der Infokanäle lagen Google und die unternehmenseigene Karriereseite im Abstand vorne. 83 Prozent der Befragten gaben für die Suchmaschine eine „intensive“ oder „sehr intensive“ Nutzung an. Der Verfolger ist mit 77 Prozent die gute alte Karriereseite des Unternehmens. Diese Ergebnisse waren eine hilfreiche Information, wenn man bedenkt, dass teure Stellenanzeigen in Jobbörsen mit 59 Prozent erst an dritter Stelle kommen.

Azubi-Recruiting Trends 2021

Die Azubi-Recruiting Trends 2021 und deren Umfrage wurden zu Zeiten der Coronapandemie erhoben. Keine große Überraschung also, dass die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Deutschland im Jahr 2020 bei unter 500.000 lag und somit erschreckende 10 Prozentpunkte weniger als noch 2019. Während 62,6 Prozent der befragten Azubis trotz Corona einen Ausbildungsplatz in ihrem Wunschberuf gefunden haben, sahen über die Hälfte der Ausbildungsverantwortlichen die Pandemie als eine große Hürde bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen. Besonders das Vorstellungsgespräch wünschen sich Auszubildende bald wieder vor Ort – Homeoffice hatte laut Umfrage bei nur 28,2 Prozent der Befragten eine negative Qualität der Ausbildung zur Folge.

Azubi-Recruiting Trends 2020

Bei der Azubi-Recruiting Studie 2020 zeigten sich klare Unterschiede in Eigen- und Fremdwahrnehmung der Azubis beim Thema Benehmen. Während sich 75,5 Prozent der teilnehmenden Auszubildenden ein gutes Benehmen attestieren, können nur 17,1 Prozent der Ausbildungsverantwortlichen dieser Aussage zustimmen. Erfreulich ist dagegen, dass die Zufriedenheit der Azubis mit ihrem Ausbildungsbetrieb stolze 9 Prozentpunkte zugelegt hat. Ein weiteres Takeaway der Studie ist die von Azubis verlangten Informationen in Stellenanzeigen: Am wichtigsten sind die Beschreibung des Ausbildungsberufs, die Anforderungen sowie die Perspektiven nach der Ausbildung.

Azubi-Recruiting Trends 2019

Auch 2019 hat sich der Azubi-Mangel bemerkbar gemacht: So hat sich die Anzahl an Azubis in den letzten zehn Jahren um 17 Prozent verringert. Aus der Umfrage von Auszubildenden und Personalverantwortlichen lassen sich Gründe für diese miserable Lage ablesen: Bereits bei den ersten Schritten der Candidate Journey haben viele Unternehmen ihre Hausaufgaben nicht gemacht beziehungsweise ihre Zielgruppe falsch eingeschätzt. Unternehmen sind im Azubi-Recruiting stark in sozialen Medien unterwegs, während 84,3 Prozent der Bewerber:innen Google „oft“ oder „sehr oft“ nutzen und diesen Kanal den sozialen Medien deutlich vorziehen. Auch beim Thema Benefits verstehen Personalverantwortliche mit kostenlosen Parkplätzen die Wünsche der Zielgruppe falsch, welche wiederum eine Übernahmegarantie als wichtigstes Benefit sehen.

Azubi-Recruiting Trends 2018

Die Azubi-Recruiting Trends 2018 hatten einen besonderen Fokus auf die Digitalisierung, die bei Azubis der Generation Z einen anderen Stellenwert hat als bei den meisten Personalverantwortlichen. So schätzen sich Azubis eher als moderat im digitalen Umgang ein, während 91 Prozent der befragten Personalverantwortlichen den digitalen Technologien aufgeschlossen sind. Der Alltag dagegen spricht eine andere Sprache, etwa wenn es um das Berichtsheft geht: 40,21 Prozent der Azubis würden dieses gerne digital führen, was aber nur bei 7,62 Prozent der Betriebe im Jahr 2017 möglich war. Bei der Wunschliste der befragten Azubis ging es vor allem um die Optimierung des Bewerbungsprozesses und um den authentischen Außenauftritt der Unternehmen.

Azubi-Recruiting Trends 2017

Schon 2017 waren laut Bundesagentur für Arbeit 24.200 Azubi-Stellen in Deutschland unbesetzt. Dies erklärte auch, weshalb über 60 Prozent der Azubis und Bewerber:innen mehr als ein Angebot für eine Ausbildungsstelle vorliegen hatten. Bei der erhobenen Umfrage von Auszubildenden und Personalverantwortlichen zeigte sich eine große Differenz im Verständnis beider Seiten. Personalverantwortliche etwa sehen größtenteils nicht alle Anforderungen der Stellenanzeige als notwendig an, während fast alle befragten Azubis mindestens 3 von 5 erforderte Anforderungen als notwendig für eine Bewerbung sehen.

Azubi-Recruiting Trends 2019: Sicherheit bleibt wichtigstes Benefit

Immer mehr Jugendliche möchten studieren, immer weniger eine Berufsausbildung absolvieren. Betrachtet man die letzten zehn Jahre, so hat sich die Anzahl der Azubis um 17% verringert. 2019 übersteigt das Angebot an Ausbildungsstellen erstmals die Nachfrage nach ihnen. Wer mehr Infos zum Thema Arbeitsmarkt bekommen möchte, sollte sich das Webinar am 21.6. nicht entgehen lassen:

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Jetzt könnte man sich natürlich am Kopf kratzen und über die faule Jugend philosophieren. Man kann aber auch versuchen herauszufinden, warum immer mehr Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben. u-form Testsysteme hat sich bereits zum zehnten Mal für die zweite Variante entschieden und für die Studie „Azubi-Recruiting Trends 2019“ insgesamt 3.500 junge Menschen sowie 1.600 Ausbildungsverantwortliche zum Thema „Ausbildung“ befragt. Die für uns wichtigsten und mitunter auch erstaunlichsten Ergebnisse stellen wir Dir in einer Kurzzusammenfassung vor:

Digitalisierung in der Ausbildung

Digitales Lernen geht heutzutage bereits im Kita- und Grundschulalter los und erleichtert vielen Kindern spielerisch das Lernen. An der Berufsschule geht diese Art der Digitalisierung bisher allerdings weitestgehend vorbei. Dass Berufsschulen und auch Ausbildungsbetriebe digitaler werden müssen, ist vielen Auszubildenden immer noch ein wichtiges Anliegen. In der Studie wurde häufig die digitale Kompetenz der Berufsschullehrer bemängelt. O-Ton einer Auszubildenden ist:

„[…]Ich habe es wirklich erlebt, ohne jetzt jemanden schlecht machen zu wollen, dass ein gefühlt 70-jähriger Berufsschullehrer EDV unterrichtet (Thema Excel und Word, leider veraltete Versionen) und die Schüler darauf hinwies, dass das Programm mit dem Kreuzchen in der oberen rechten Bildschirmhälfte zu schließen sei (dem Tonfall des Lehrers war keine Ironie oder Sarkasmus zu entnehmen, er meinte das ernst).[…]“

Wie werden Unternehmen von Jugendlichen gefunden

Auch wenn viele Unternehmen es nicht wahrhaben wollen, aber Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram oder Snapchat spielen eine sehr untergeordnete Rolle auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz: 72,3% nutzen hierfür keinerlei Soziale Medien.

Google ist bei der Kanalauswahl allerdings ganz vorne mit dabei: 84,3% der Bewerber nutzen Google „sehr oft“ oder „oft“, wenn es um die Suche nach einem Ausbildungsplatz geht. Gut die Hälfte der Befragten (54,8%) vertraut auf die Jobbörse der Agentur für Arbeit.
Bei Google selbst suchen die Jugendlichen nach Ort (76,8%) und Ausbildungsberuf (79%), während nur rund ein Drittel gezielt nach einzelnen Branchen (35,6%) oder einem bestimmten Unternehmen Ausschau hält (34,5%).

Quelle: u-form Testsysteme GmbH – Azubi-Recruiting Trends 2019 Management Summary

Hier erkennen wir das erste Problem: Bisher nutzen nur 10,1% der befragten Ausbilder Google AdWords zur Rekrutierung des Nachwuchses. Ganze 86,8% nutzen weder Google noch YouTube für ihr Azubimarketing. Um die 84% der auf Google nach Jobs suchenden Azubis zu erreichen, sollten Unternehmen ihre Auffindbarkeit in Suchmaschinen beispielsweise durch Google for Jobs oder aber durch Google AdWords erhöhen.

Quelle: u-form Testsysteme GmbH – Azubi-Recruiting Trends 2019 Management Summary

Bewerbungen und mögliche Bewerbungswege

Bewerbungen werden laut Studie präferiert über ein Online Formular abgeschickt (34,2%). 23,8% schicken lieber ihre Unterlagen per E-Mail raus und erstaunlicherweise immer noch 21,5% bevorzugen den Versand als analoge Bewerbungsmappe. Apps (2,3%), WhatsApp (1,1%) und Videos (0,7%) haben nach Meinung der Jugendlichen in der Bewerbungsphase nichts verloren. Kurz: Entscheide Dich hier eher für niedrige Bewerbungshürden als für “coole” digitale Trends.

Benefits und Job-Ziele

Hat man erst einmal die Aufmerksamkeit des Bewerbers, werden im nächsten Schritt die Benefits des Unternehmens bzw. der Branche wichtig. Nur weil die Bewerber jung sind, heißt das nicht, dass ihnen Sicherheit im Beruf und Geld nicht wichtig wären. 51,6% möchten am liebsten in ihrem Ausbildungsunternehmen bleiben und nach ihrem Abschluss übernommen werden. 95% ist nach der Ausbildung Jobsicherheit im (Berufs-)Leben wichtig. 94% streben eine Festanstellung an.

Daraus resultiert, dass 58,4% der befragten Schüler, Bewerber und Auszubildende eine Übernahmegarantie nach der Abschlussprüfung als wichtigstes Benefit des Unternehmens sehen. Im Vergleich: Nur 39,1% der Unternehmen bieten ihren Auszubildenden diese Leistung.

Quelle: u-form Testsysteme GmbH – Azubi-Recruiting Trends 2019 Management Summary

Weitere Benefits, die von den Jugendlichen als sehr wichtig eingestuft werden: Fahrtkostenübernahme (53,4%), moderne Arbeitsplatzausstattung (51,8%), Unterstützung bei Nachhilfe und Prüfungsvorbereitung (44,7%) sowie kostenfreie Parkplätze (33,2%).

Beim Kampf um gute Auszubildende sollten sich Betriebe überlegen, welche Benefits sie Azubis bzw. Bewerbern anbieten können und dies auf der Kandidaten-Suche auch deutlich kommunizieren.

Fazit

Die Azubi-Recruiting Trends 2019 zeigen, dass die Vorstellungen von Bewerbern und Ausbildungsbetrieben immer noch an vielen Stellen aneinander vorbei laufen. Um Auszubildende zu erreichen, setzen viele Unternehmen immer noch auf das falsche Pferd: Obwohl fast 85% der Stellensuchenden Google benutzen, verwenden nur ca. 10% der Betriebe die Vorteile der Suchmaschinenwerbung für eine Erhöhung ihrer Reichweite.

Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen versprechen keine rosige Zukunft; jeder Ausbildungsbetrieb, der seine offenen Stellen nicht besetzen kann, sollte die Sorgen und Wünsche seiner aktuellen und zukünftigen Auszubildenden ernst nehmen.

Tauche tiefer in die Azubi-Recruiting Trends 2019 ein und lern’ aus Deinen Fehlern 🙂

Mehr Azubis auf noch mehr Stellen – Berufsbildungsbericht 2019

Hurra, hurra – endlich sind mehr Auszubildende da. Oder doch nicht? Die Zahlen des Berufsbildungsberichts 2019 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sind nicht ganz leicht zu deuten und können beim Querlesen hier und da verwirren. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist gestiegen, gleichzeitig auch die Zahl der betrieblichen Ausbildungsangebote. Zugenommen hat aber auch die Zahl der unbesetzten Stellen. Was bedeutet das nun und was können Betriebe aus diesen Zahlen schließen?

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge steigt

Im Zeitraum vom 1. Oktober bis zum 30. September 2019 wurden bundesweit insgesamt 531.413 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Das ist mehr als in den Vorjahren! Während die Zahl der neuen Ausbildungsverträge zwischen 2011 und 2016 stetig sank, gibt es seit 2017 erstmalig wieder einen neuen Anstieg zu vermelden. Von 2017 auf 2018 stieg die Zahl sogar noch einmal um 8.123 Ausbildungsverträge an, was einen zusätzlichen Zuwachs von +1,6 % bedeutet. Das klingt doch erstmal gar nicht so schlecht. Doch welche Zahlen stehen diesem Anstieg gegenüber?

2018 wurden insgesamt 589.069 Ausbildungsangebote bei der Agentur für Arbeit registriert. Das Angebot stieg damit im Vergleich zum Jahr 2017 um +16.795 Stellen (+2,9%).

Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen errechnet sich durch die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge und den bei der Agentur für Arbeit und Jobcentern gemeldeten noch unversorgten BewerberInnen. Nach dieser Berechnung beläuft sich die Nachfrage auf 555.953 Ausbildungssuchende.

Ausbildungsbetriebe und Ausbildungssuchende in Relation

Was heißt das also genau? 589.069 Ausbildungsangebote standen insgesamt 555.953 Ausbildungssuchende gegenüber. Von diesen Suchenden haben 531.413 einen Vertrag unterschrieben. Demnach haben für das Jahr 2018 lediglich 4,4% keinen Ausbildungsplatz finden können – ganze 95,6% konnten wie erhofft einen Vertrag unterschreiben. Diese Zahl ist zumindest aus Sicht der Auszubildenden keine schlechte Nachricht. Anders sieht es allerdings für die Betriebe aus, denn gleichzeitig blieben 9,8% der Ausbildungsangebote unbesetzt. Um dieses Verhältnis etwas zu verdeutlichen: Auf 100 Ausbildungssuchende kommen 106 Ausbildungsangebote.

Angebot & Nachfrage: Ausbildungsplätze

Einen vergleichbaren Wert gab es zuletzt im Jahr 1994. Zwar steigt die Zahl der Ausbildungswilligen, gleichzeitig steigt aber auch kontinuierlich das betriebliche Angebot. Dieses Verhältnis macht deutlich: Die Anzahl an Azubis wird die Anzahl an offenen Stellen so schnell nicht überbieten können. Vor allem für Ausbildungsbetriebe in bestimmten Branchen und Bundesländern auf der Suche nach Mangelprofilen sind diese Zahlen relativ ernüchternd.

Der Azubi fehlt nicht überall

Was diese nackten Zahlen nicht zeigen, ist ein ganz anderes und ziemlich offensichtliches Problem: Nicht jede angebotene Stelle passt zu jedem Ausbildungssuchenden.
Ist ein Schulabgänger auf der Suche nach einer Stelle als Tischler in Hamburg, wird er keine Stelle im Lebensmittelhandwerk im Ruhrgebiet antreten wollen. Die mangelnde Überschneidung von Angebot und Nachfrage ist je nach Region und Branche bzw. Beruf sehr unterschiedlich stark ausgeprägt.

In der folgenden Grafik wird die Verteilung der abgeschlossenen Ausbildungsverträge auf verschiedene Branchen und Bundesgebiete etwas deutlicher:

Wenn man bedenkt, dass Nordrhein-Westfalen mit fast 18 Mio. Einwohnern das größte Bundesland der Republik ist, ist die relative Anzahl der unterschriebenen Ausbildungsverträge (118.281) im Vergleich zu Bayern (rund 13 Mio. Einwohner mit 95.433 Ausbildungsverträgen) und Baden-Württemberg (rund 11 Mio. Einwohner mit 75.312 Ausbildungsverträgen) nicht allzu groß. Heißt: Die Suche nach Auszubildenden erweist sich in Bayern beispielsweise einfacher als in NRW – ganz zu schweigen von Sachsen und Sachsen-Anhalt.

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Schulische Vorbildung der unversorgten BewerberInnen

Wer die bisherigen Zahlen sieht, mag vielleicht (zurecht) anmerken, dass nicht alle Bewerber für alle Azubi-Stellen ausreichend qualifiziert sind. Doch betrachtet man die Zahlen genauer, handelt es sich zumindest auf dem Papier keineswegs nur um Bewerberinnen und Bewerber mit vergleichsweise niedrigeren Schulabschlüssen.

Wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung anhand von Statistiken der Bundesagentur für Arbeit errechnete, hatten 29,8% der unversorgten BewerberInnen eine Studienberechtigung. Grund dafür, dass so viele gut ausgebildete Schulabgänger keinen Ausbildungsplatz finden, ist möglicherweise eine doch eher einseitige Fokussierung von Studienberechtigten auf eine kleinere Auswahl an Berufen und die daraus resultierende stärkere Konkurrenzsituation. Nur 2,6% der unversorgten BewerberInnen hatten keinen Hauptschulabschluss. Auch die Anzahl der Absolventen mit Mittlerer Reife ist bei dieser Bewerbergruppe prozentual höher als die mit einem Hauptschulabschluss. Dass also nur  BeweberInnen mit einem vergleichsweise niedrigerem Schulabschluss auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz leer ausgehen, kann mit diesen Zahlen nicht bestätigt werden. Mehr Informationen zur schulischen Vorbildung findest Du hier.

Fazit

Dass die Zahl der unterschriebenen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen ist, ist grundsätzlich eine positive Nachricht. Doch obgleich die Zahl der Schulabgänger mit Wunsch nach einem Ausbildungsplatz weiterhin steigt, bleibt die Zusammenführung von Angebot und Nachfrage immer noch eine große Herausforderung. Denn nicht nur die Nachfrage steigt, sondern gleichzeitig auch das betriebliche Angebot. Das führt dazu, dass 57.700 Stellen trotz hoher Nachfrage unbesetzt bleiben. Hinzu kommen die unversorgten BewerberInnen, die keinen Ausbildungsplatz finden konnten.

Nach Erhebung dieser Daten, möchte sich die Bundesregierung zur Aufgabe machen, jungen Menschen auch weniger bekannte Berufsalternativen aufzuzeigen, die neben ihrem eigentlichen Berufswunsch ihren Neigungen, Eignungen und Leistungsfähigkeit entsprechen. Ein weiteres Ziel der Bundesregierung ist es, die berufliche Bildung durch Initiativen und Projekte mit Hilfe der einzelnen Länder zu modernisieren und sie dadurch auch für Leistungsstärkere attraktiver zu machen.

Fakt ist, dass die Unternehmen auch in Zukunft um gute Auszubildende buhlen müssen. Hierfür benötigt es innovatives Personalmarketing und überzeugendes Employer Branding, das die Aufmerksamkeit von Jugendlichen auf das Unternehmen zieht. Azubi-Recruiting ist sicher nicht ganz leicht, der Aufwand wird sich allerdings lohnen.

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Azubi-Recruiting Trends 2018: digital und kreativ ja, zwanghaft hip nein.

Die sechste Azubi-Recruiting Trend Studie von u-form Testsysteme hat sich auch dieses Jahr wieder Azubis und Ausbildungsverantwortliche zur Brust genommen und nachgeforscht, was den Teilnehmern so auf den Nägeln brennt. Wir haben einige Ergebnisse für Euch zusammengefasst.

Teilgenommen haben knapp über 4.300 Auszubildende und solche, die es werden wollen (Azubi-Bewerber), sowie etwa 1.230 Personen, die mit der Ausbildung von Jugendlichen betraut sind. Besonderes Augenmerk der Studie lag auch 2018 auf den Berührungspunkten zwischen Azubi-Recruiting und der Digitalisierung. Wir haben die Themen Digitalisierung, Stellenanzeigen und Vorstellungsgepräche, Snapchat & Co. und die Azubi-Wunschliste 2018 im Programm.

Azubi-Recruiting und die Digitalisierung: Nicht per se “digitalisierungskompetent”

Wer heute nach einer Ausbildung sucht, ist im Zeitalter von Smartphones und Social Media aufgewachsen. Als Pioniere der Digitalisierung fühlen sich die Azubi-Teilnehmer trotzdem nicht unbedingt. Zwar schätzen sich ca. 78% dieser Teilnehmergruppe als den “Veränderungen gegenüber aufgeschlossen, die digitale Technologien mit sich bringen” ein, als “Early Adopter/First Mover” (also als jemand, der neueste Technologien zuerst nutzt) sehen sich jedoch nur knapp 42%. Insgesamt glauben die Azubi-Teinehmer, dass sie über eine solide und alltagstaugliche Anwenderpraxis verfügen, zum Beispiel im Umgang mit Suchmaschinen. Tiefschürfendere Kenntnisse, wie etwa vom Austausch größerer Datenmengen über das Internet, beanspruchen jedoch vergleichsweise nur wenige Befragte (ca. 23%) für sich.

Auf Seiten der Ausbildungsverantwortlichen zeigt sich ein leichter Hang zur Überschätzung, wenn es um die Digitalisierung geht – sowohl bei sich selbst, als auch in Bezug auf die Azubis. So trauen sie ihren Schützlingen mehr Digitalkompetenz zu, als diese sich selbst. Auch beschreiben sich stolze 91% als den Veränderungen durch digitale Technologien aufgeschlossen und sogar 51% als “First Mover”. Dagegen spricht schon das erste konkrete Beispiel, das die Studie anführt, nämlich das der digital geführten Berichtshefte:

Azubi-Recruiting-Berichtsheft
Quelle: u-form Testsysteme GmbH – Azubi-Recruiting Trends 2018 Management Summary

Berichtshefte können seit 2017 rein digital gepflegt und eingereicht werden – was jedoch nur wenige Betriebe tatsächlich anbieten. Ausbildungsbetriebe und Verantwortliche sollten sich um eine realistische Einschätzung der eigenen digitalen Positionierung bemühen. Auch frühere Azubi-Recruiting Studien weisen eher auf ein distanziertes Verhältnis zwischen Betrieben und Digitalisierung hin.

Azubis rekrutieren: Stellenanzeigen und Bewerbungsgespräche

Azubis zu finden ist nicht leicht. Das hat mit dem demografischen Wandel zu tun und mit der Akademisierung, aber auch mit regionalen Faktoren. Und natürlich gibt es hausgemachte Probleme: unzeitgemäße Bewerbungsverfahren zum Beispiel, staubtrockene Stellenanzeigen aus dem Floskel-Baukasten, Fixierung auf Top-Noten und Abiturienten oder abschreckende Vorstellungsgespräche.

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Azubi-Bewerber erhoffen sich von Stellenanzeigen in erster Linie Informationen, aber kein ellenlanges Anforderungsprofil. Sie wollen wissen, was sie mit ihrem Abschluss für Möglichkeiten haben (75%), wie die Ausbildung abläuft (64%), eine Beschreibung des Ausbildungsberuf (57%) und wie es mit der Vergütung aussieht (57%). Und die Ausbildungsverantwortlichen? Finden das alles nicht so wichtig. Sie wollen vor allem die Anforderungen an die Bewerber auflisten (82%). Die Studienmacher dazu:

Angesichts eines Nachfragemarkts, in dem Ausbildungsbetriebe seit Jahren über den „Azubi-Mangel“ klagen, ist das erstaunlich. Unternehmen sollten hier abspecken und den Platz nutzen, um Bewerbern eine Berufsperspektive schmackhaft zu machen.

Als ähnlich angestaubt empfinden Azubi-Teilnehmer häufig die Vorstellungsgespräche. Um die Situation aus ihrer Sicht zu beschreiben: Die Betriebe sollen “nicht immer die gleichen, blöden Fragen” stellen. Zu denen zählt nach Wahrnehmung der Azubis die unsterbliche “Selbstbeweihräucherungsfrage”: “Warum haben Sie sich ausgerechnet bei uns beworben?” (90%). Fast genau so häufig werden die Azubi-Teilnehmer standardmäßig nach ihren Stärken und Schwächen gefragt (82%).

Wie würde es aus Sicht der Azubi-Teilnehmer besser gehen? Mit ca. 69% spielen für sie im Vorstellungsgespräch vor allem Nettigkeit und Sympathie eine wichtige Rolle und darüber hinaus der Eindruck, dass man sich für sie als Person interessiert. Ausbildungsbetriebe brauchen wie alle Unternehmen ein Bewusstsein dafür, dass es nicht länger nur die Azubis sind, die sich bei ihnen bewerben – sondern sie sich umgekehrt auch bei den Azubi-Kandidaten. Ein Bewerbungsverfahren, das einzig auf Selektion ausgerichtet ist, kann in einem von Passungsproblemen gebeutelten Ausbildungsmarkt kaum der Weg zum Erfolg sein.

Azubi-Recruiting via Snapchat? Lieber nicht. Und was ist mit diesen Influencern?

Ausbildungsbetrieben, die die Nähe zur jungen Zielgruppe auf Snapchat oder bei WhatsApp suchen, dürften diese Ergebnisse der Studie nicht gefallen: Die Azubi-Teilnehmer finden zu ca. 53%, dass WhatsApp im Bewerbungsverfahren “gar nicht” eingesetzt werden sollte. Im Detail zeigt sich: Kommunikation via WhatsApp mit anderen Auszubildenen des Unternehmens wird positiv bewertet (55%), während Fragen von Bewerbern vom Betrieb eher nicht über die App beantwortet werden sollten. Denn – Überraschung – zur Kommunikation mit den Betrieben bevorzugen die Jugendlichen klar die gute alte E-Mail: 75% nutzen sie “sehr häufig” oder “häufig”. Bei Snapchat sieht das ähnlich aus:

Azubi-Recruiting-Social-Media
Quelle: u-form Testsysteme GmbH – Azubi-Recruiting Trends 2018 Management Summary

Die Studienmacher kommen zu folgendem Ergebnis:

Die Tatsache, dass die Nutzung einer Plattform in der Zielgruppe der Schüler weit verbreitet ist, bedeutet nicht, dass sich diese Plattform generell fürs Recruiting der Zielgruppe eignet. Mit dem Social-Media-Killerkanal im Azubi-Recruiting ist es also wie mit Godot: Er kommt auch 2018 nicht.

Wenn es um Bezugspersonen geht, spielen im realen Leben die Eltern bei der Berufswahl neben Freunden und Unternehmensvertretern die größte Rolle (77% gegenüber 54% und 50%). Von digitalem Einfluss hingegen kann hier kaum die Rede sein. Online-Influencer sind nur für knapp 6% der Azubi-Teilnehmer wichtig, wenn es um ihre berufliche Zukunft geht. 57% schätzen Influencer sogar als “sehr unglaubwürdig” ein.

Das könnte für Betriebe bedeuten, eher auf die Ansprache von Eltern zu setzen, als große Budgets für Influencer auszugeben. In diesem Bereich bleiben Eltern weit authentischer als fast jeder Youtube-Star.

Azubi-Wunschliste 2018

Die Azubi-Wunschliste beruht auf den freien Textfeldeingaben der Studie und erhält gleichermaßen freche, komische und solche Kommentare, die zum Grübeln anregen. Das wollten wir Euch nicht vorenthalten und haben ein paar Wünsche zusammengefasst und Äußerungen aufgegriffen:

Azubi-Teilnehmer wünschen sich:

  • mehr Möglichkeiten, Ausbildungsplätze erlebbar zu machen. Konkret: Praktika oder Probetage.
  • Transparenz, wenn es um Geld geht. Viele Azubi-Teilnehmer trauen sich nicht, nach der Vergütung zu fragen, weil sie fürchten, man könne ihnen Geldgier unterstellen.
  • Inhalte mobiloptimiert auf ihren Smartphones rezipieren zu können.
  • dass Betriebe die Grenzen bei der Nutzung von Social Media kennen. Jugendliche würden wohl generell am liebsten auf Erwachsene in “ihren” Social Media Netzwerken verzichten.

Azubi-Teilnehmer sagen Dinge wie (O-Ton):

“Wenn man einfach gut mit seinen Azubis umgeht, ist dass besser als jede Kampagne.”

“Mutig sein, aber auch realistisch. Keiner folgt Unternehmen wochenlang auf Facebook/ Instagram, um alles über die Ausbildung zu erfahren. Regelmäßige Infos in Form von Messen, Newslettern oder Info-Videos auf YouTube sind definitiv die beste Wahl!!! Finger Weg von Snapchat und WhatsApp. Wirkt absolut unseriös :D“

“Nicht das typische HR gehacke im Vorstellungsgespräch durchführen, sondern ganz normale Konversationen führen. Eventuell auch jemanden vom Fach dazu holen um die Konversation in Richtung des Fachs zu lenken in die der Bewerber möchte.“

„Den Azubi-Recruitingsprozess kreativer und innovativer gestalten, ohne dabei zu sehr in das Privatleben (WhatsApp oder SnapChat) einzudringen. Dies wirkt dann eher so, als würden Eltern sich auf einmal einen Facebook-Account machen, nur um ‚hipp‘ zu sein – es ist nicht authentisch.“

Fazit

Uff, das war eine Menge Input. Wir wären erstaunt, wenn sich der ein oder andere Ausbildungsverantwortliche ob der Ergebnisse im Bereich Social Media nicht an den Kopf fassen sollte. Ja, was denn nun? Zielgruppen überall hin folgen oder besser nicht? Eine eindeutige Antwort kann es natürlich nicht geben. Die Studie zeigt die Mehrheit der Azubi-Teilnehmer jedenfalls als reflektierte junge Menschen, die bei weitem nicht alles cool finden, was Online-Influencer so daherreden.

Die Azubi-Recruiting Trends 2018 Management Summary gibt es hier für noch mehr Input zum Nachlesen. Wer noch mehr erfrischende, rotzfreche und manchmal sogar anrührende O-Töne von Azubi-Teilnehmern lesen möchte, findet hier auch die Azubi-Wunschliste 2018.