[HTTP301] Social Media muss potenzielle Bewerber aktivieren

Auf einen Hype folgt immer die Ernüchterung. So auch beim Social Media Employer Branding, das mal wieder für tot erklärt wird, weil nur 20% der Studis bei Facebook nach Jobs suchen. So wirklich tot ist es also nicht. Ganz im Gegenteil: Es wird zunehmend professionalisiert. Wir haben uns angesehen, wie das funktioniert.

Es ist natürlich nicht verwunderlich, dass Kandidaten die sozialen Netzwerke nicht primär für die Jobsuche nutzen. Hier stehen die privaten Interessen im Vordergrund wie beispielsweise der Kontakt zu Freunden und Familienangehörigen und auch das Verfolgen aktueller Nachrichten. Den Unternehmen geht es dagegen primär um die Steigerung der Unternehmensbekanntheit und den Aufbau der Unternehmensmarke.  Wie man Facebook zur zielgruppenspezifischen Bewerbung seiner Karriereseite und Arbeitgebermarke einsetzt, haben wir euch hier ja schon gezeigt. Und auch wie Personalmarketing-Kampagnen bei Facebook funktionieren. Deshalb konzentrieren wir uns heute auf die Erfolgsfaktoren der Community-Aktivierung.

Weniger ist mehr!

Dazu haben wir mal exemplarisch die Inhalte der fünf stärksten Facebook-Karriereseiten für einen Zeitraum von vier Wochen analysiert, um anhand des Nutzer-Engagements herauszufinden, wie die verschiedenen Aktionen bei den Zielgruppen ankommen.

Auswertung unternehmenseigener Social Media Profile

Die Anzahl der veröffentlichten Posts variiert – von 9 bis 50 Beiträgen im untersuchten Zeitraum. Das sind im Durchschnitt zischen 0,31 und 1,79 Beiträge pro Tag. Auf einer der Karriereseiten waren es tatsächlich fünf Posts pro Tag zum gleichen Thema.

Es kommt auf die Inhalte an

Die Anzahl der Interaktionen (also Reaktionen, Kommentare oder geteilte Inhalte) sinkt mit der Veröffentlichungsfrequenz. Es besteht auch kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Gesamtzahl der Follower und den Interaktionen, sondern es zählen die Inhalte. Insbesondere Bewegtbildinhalte führen zu stärkerem Nutzerengagement. Mittlerweile haben die Seitenbetreiber auch verstanden, welche Bedeutung visuelle Inhalte haben, denn Bilder verstärken Emotionen und sorgen für mehr Aufmerksamkeit.

Auswertung der Facebook-Posts

Auch die Art der Formulierung wirkt sich auf die Art der Nutzerreaktion aus. Die meisten Posts werden als reine Informationen, also die bloße Formulierung einer Nachricht, ins Netz gestellt. Nur wenig Beiträge haben einen aktivierenden Charakter wie beispielsweise verschiedene Aufrufe oder offene Fragen an die Community. Es heißt ja nicht umsonst Social Media, es geht um die soziale Vernetzung und die Interaktion mit den Fans. Diese müssen sich angesprochen fühlen, damit sie auch reagieren. Das findet auf den untersuchten Seiten noch zu wenig statt.

Es darf auch emotional werden

Auswertung der Reaktionen aufs Social Media Employer Branding bei Facebook

Die Ansprache der User ist bisher noch sehr sachlich, kaum emotional. Dabei erschien im April eine erste Auswertung der neuen Facebook-Reaktionen, die zeigt, dass Emotionen zu mehr Reichweite führen. Die von uns untersuchten Beiträge zeigen dagegen kaum emotionale Reaktionen. Das liegt vermutlich auch daran, dass Bewegtbild noch nicht intensiv genug genutzt wird. Wir konnten nämlich einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Art des Beitrags und den Reaktionen feststellen. Die veröffentlichten Videos führten tatsächlich zu mehr Liebe bzw. auch Erstaunen statt einem bloßen “Like”. Und auch die Zahl der Kommentare sowie der geteilten Inhalte ist höher, je mehr Videos veröffentlicht wurden.

Grundregeln für Social Media Kommunikation

Der anfängliche Hype um den Einsatz von Social Media im Personalmarketing und Recruiting hat sich gelegt. Das heißt aber nicht, dass es nutzlos ist. Gerade für die Sichtbarkeit als Arbeitgeber kann Facebook eine sinnvolle Ergänzung sein. Allerdings müssen die bisherigen Inhalte deutlich verbessert werden. Hier ein paar Grundregeln:

Bereitet die Inhalte zielgruppengerecht auf

    1. Was glaubt ihr denn eigentlich, wozu die ganzen Nutzerdaten gut sind? Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Datenquellen. Arbeitet endlich damit, schaut euch an, wie eure Zielgruppen ticken, wie sie das Internet und Social Media nutzen und was sie interessiert! Steuert eure Maßnahmen gezielt anhand von Daten! So schwer ist das nicht.

Nur so viele Beiträge wie nötig

    1. Viel hilft nicht immer viel! Überfordert eure Follower nicht mit zu vielen Beiträgen! Das erhöht nicht das Engagement. Findet stattdessen heraus, was eure Follower interessiert. Legt euch einen Redaktionsplan an, mit dem ihr genau plant, wer was wann und zu welchem Thema veröffentlicht.

Stimmungsmanagement einsetzen

    1. Bewegtbildinhalte führen zu einem stärkerem Engagement – sie werden häufiger gelikt, geteilt und kommentiert. Außerdem solltet ihr Emotionen bewusst ansprechen, um das Engagement der Follower zu steigern und um die Reichweite eurer Beiträge zu erhöhen.

Die Nutzer aktivieren

  1. “Post & Pray”, also veröffentlichen und abwarten, funktioniert schon lange nicht mehr. Es ist wichtig, die User direkt anzusprechen und zu motivieren. Das geschieht durch aktivierende Inhalte wie zum Beispiel Aufforderungen oder auch offene Fragen – je aktivierender (also als offene Frage oder als Aufforderung) der Post formuliert ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die User reagieren.

Grundlagen: Google Analytics für Personaler

Personaler kennen ihre (Web-)Zahlen nicht. Es ist eine Verallgemeinerung. Aber sie stimmt. Wie viele Besucher kommen auf die Karriereseite, wie viele auf eine bestimmte Stellenanzeige, wo kommen sie her, wie viele Besucher kommen von einer bestimmten Jobbörse? Das sind Fragen, auf die, unserer Erfahrung nach, die Mehrheit der für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter verantwortlichen Personaler keine Antwort haben.

Das ist schlecht. Denn die Kenntnis dieser Zahlen kann sehr hilfreich sein, wenn man z.B. begründete Entscheidungen bzgl. der Effektivität bestimmter Recruiting-Kanäle treffen möchte. Wir glauben, dass die Unkenntnis drei Ursachen haben kann: 1) Desinteresse 2) kein Zugang zu Web-Statistiken 3) keine Routine in der Auswertung. Gegen 1) und 2)  können wir auf die Schnelle nichts tun. Aber bei 3) können wir schnelle Hilfe liefern.

Ich beschäftige mich in diesem Post mit Google Analytics. Dieses kostenlose Tool zur Erfassung von Web-Statistiken ist aufgrund des Funktionsumfangs und der Einfachheit der Implementierung eine zweckmäßige Empfehlung für Unternehmen, die recht oft in Anspruch genommen wird. Ich gehe also davon aus, dass Google Analytics auf Eurer Seite bereits installiert ist. Ihr seid nicht sicher?! Dann testet es doch zunächst HIER. Installiert? Jetzt müsst Ihr Euch “nur” noch den Zugang vom Webmaster oder der IT besorgen. 😉

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Nun zeige ich Euch, wie man die in der Einführung gestellten Fragen mit Google Analytics (GA) schnell beantwortet und zwar am Beispiel der Wollmilchsau HR-Jobbörse.

1. Wie viele Besucher kommen auf die Karriereseite? 

Besucherzahlen auf Karriere-Webseite analysieren

Wir wählen aus: Berichte -> Zielgruppe -> Übersicht -> Zeitraum und erhalten die Übersicht der Besucher für die gesamte Seite für den ausgewählten Zeitraum. Sitzungen beschreiben die Anzahl der Besuche auf der Seite. Besucht die gleiche Person, also Nutzer, Eure Seite zwei Mal, sind es zwei Sitzungen. Seiten pro Sitzung zeigen an, wie viele Seiten sich ein Besucher im Schnitt anschaut. Sitzungsdauer ist der durchschnittliche Verbleib eines Besuchers auf Eurer Seite. Absprungrate zeigt an, wie viele Besucher Eurer Seite nach der Betrachtung einer einzigen Seite wieder verschwinden. Neue Sitzungen zeigen an, wie hoch der Anteil der Besucher ist, die noch nie bei Euch waren. Also, unsere Beispiel-Seite wurde im laufenden Monat 5302 Mal besucht.

2. Wie viele Besucher landen auf einer bestimmten Stellenanzeige?

Auswertung von Klicks auf einzelne Stellenanzeigen

Wir klicken auf: Berichte -> Verhalten -> Alle Seiten -> und die Unterseite/Anzeige, die uns interessiert. Als Ergebnis erhalten wir den Besucher-Verlauf und weitere bereits bekannte Kennzahlen für die konkrete Anzeige.

Metriken zum besseren Verständnis des Nutzerverhaltens

Nun, unsere Beispiel-Anzeige konnte offenbar vom 13.04-29.04. 255 Seitenaufrufe generieren. Die durchschnittliche Besucherzeit von 2:38 min. zeigt mir, dass die Anzeige offenbar von den meisten zumindest ausführlich gelesen wurde.

3. Woher genau kommen die Besucher, die Ihre Stellenanzeige/Seite angesehen haben?

Über welche Kanäle kommen potenzielle Bewerber?

In der gleichen Ansicht wählen wir aus: Sekundäre Dimension -> Quelle/Medium und erhalten die Zusammensetzung der Besucherquellen für die ausgewählte Anzeige.

Traffic-Quellen identifizieren

Im Fall unserer Beispiel-Anzeige kamen also die meisten Besucher also über die Promotion mit unserem Tool Jobspreader, Direktbesuche der Jobbörse und zusätzliche Veröffentlichung auf einem Twitteraccount (t.co = Twitter).  Jetzt wollen wir nur noch wissen, wie die Zusammensetzung der Quellen für die gesamte Seite aussieht. Dazu klicken wir auf: Bericht -> Akquisition -> Übersicht -> Primäre Dimension (->Top-Quellen).

Übersicht zu den wichtigsten Akquisitionskanälen

Und so sieht das Ergebnis für unsere Test-Seite aus. Die meisten Besucher sind direkte Besucher, sprich sie geben den Link zur Jobbörse z.B. direkt in der Browser-Leiste ein, oder klick auf einen Link in einer PDF-Datei oder in einer Mail. Das überrascht mich nicht. Wir führen gerade mehrere Aktionen zur Promotion der HR-Jobbörse durch. Sie scheinen, Ergebnisse zu bringen. Weitere starke Quellen sind Jobspreader (4fb.in gehört auch dazu) und unsere Seite wollmilchsau.de

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Mit sehr wenig Aufwand haben wir somit ein erstes gutes Bild von den Vorgängen auf unserer Seite erhalten, mit dem man bereits gut argumentieren kann. Ich hoffe, einige von Euch finden dieses kleine Tutorial hilfreich. Ich würde mich über Euer Feedback freuen, ob die Erklärung nützlich und einfach genug ist und was für weitere Fragen und Probleme im Bereich Analytics bestehen.

[HTTP410] Facebook Big Data mit Wisdom Professional: Wer mag die Wollmilchsau?

Das Business Intelligence Unternehmen MicroStrategy hat uns sein mächtiges Big-Data-Erhebungstool Wisdom Professional für sechs Monate zum “Spielen” gegeben. In einer Serie von Artikeln werden wir herausfinden, was sich alles bei Facebook sinnvoll analysieren läßt, und wie man die erhobenen Daten praktisch einsetzen kann.

Unser Kontext soll dabei Recruiting und Employer Branding sein. Wir freuen uns übrigens explizit über Eure Ideen und Vorschläge bezüglich möglicher Auswertungsziele, Datennutzung und Interpertationen. Los geht’s!

Der erste Eindruck von dem Tool bzw. den analysierbaren Daten und Kriterien sieht so aus.

wisdom dashboard

Erste Erkenntnis – Wisdom hat 20 Mio. Facebook-Profile mit allen dazugehörigen Daten erfasst. Das ist eine ordentliche Stichprobe (ca. 5%),  mit der sich etwas anfangen lässt. Zumindest habe ich keine größere gesehen. Facebook selbst rückt ja die 1 Mrd. Datensätze nicht einfach so raus 🙂

Nun zum ersten praktischen Test. Ich möchte heute gerne die Facebook Community der wollmilchsau analysieren. Wer sind unsere Leser? Was mögen sie? Was machen sie? Und was können wir mit ihnen, also auch Euch, anfangen?

wollmilchsau_facebook_nutzer

Für die Wolmilchsau finden sich 988 Profile in der Datenbank. Das sind 16,7% der gesamten Fanbasis. Glaubt man dieser Stichprobe, sind unsere Fans mit  im Schnitt 37 Jahren älter und offenbar auch noch gebildeter als der Facebook-Durchschnitt. Gut. Wir sind unterdurchschnittich beliebt bei den Frauen. Nicht so gut.

wollmilchsau_fans_interessen

Ein genauerer Blick auf die Interessen der Fans offenbart, dass wir nicht die einzige Seite sind, die unsere Fans mögen. Was?! Dank verschiedenen Ansichten und Kennzahlen lässt sich z.B. untersuchen, welche Optionen zunehmend gemocht bzw. nicht gemocht werden. So erfreut sich z.B. das Magazin Business Punk eines zunehmenden Interesses bei unseren Fans. Mal sehen, ob wir da Themen abgucken können 🙂 Eine spannende Sache.

wollmilchsau_fans_charakter

“Techies” sind offenbar die am stärksten vertretene Gruppe in unseren Fanreihen. Grundsätzlich ist die Kenntnis der Interessen der Community eine nützliche Sache. Dieses Wissen kann sowohl für Maßnahmen innerhalb als auch außerhalb der Community sehr sinnvoll eingesetzt werden. z.B. für Aktionen für bereits vorhandene Fans oder zur Vergrößerung der Community.

wollmilchsau_fans_demographics

wollmilchsau_fans_checkins

Informationen über die Geographische Verteilung bzw. beliebte Aufenthaltsorte der Community können z.B. für die Planung von unterschiedlichen Offline-Maßnahmen hilfreich sein. In welcher Stadt würde sich ein Event lohnen, bei dem man möglichst viele Menschen hätte, die einen bereits kennen? Welche Gutscheine könnte/sollte man im Rahmen einer Aktion verlosen?

In dieser Einführung habe ich die Möglichkeiten der Datenerhebung lediglich kurz umrissen. Für Marketingleute sollten die Interpretations- und Einsatzmöglichkeiten von ordentlichen Facebook-Daten auf der Hand liegen. Doch wie sieht’s mit Personalern aus?

Ein Beispiel aus der Praxis: wir haben vor ein paar Tagen eine neue Stelle ausgeschrieben und suchen Unterstützung im Bereich Vertrieb. Für uns als kleineres Unternehmen stehen die Chancen gut, neue Mitarbeiter aus dem engeren Netzwerk zu rekrutieren, oder aber aus dem Netzwerk der Menschen, die uns kennen, länger verfolgen und als Marke wahrnehmen, also auch unsere (Facebook-) Community. Die Auswertung dieser Community kann uns bei der Beantwortung der Frage helfen, ob und welche Maßnahmen sich lohnen könnten, um eine Besetzung der offenen Position aus eben dieser Community zu erreichen.

Unsere neuerliche Besetzung im kreativen Bereich (Community-Management und Kommunikatiosndesign) entstand aus der Facebook-Community. Was meint ihr, wie stehen die Chancen bei der aktuellen Besetzung (ausgehend von der kurzen Analyse)?

Nochmaliger Hinweis:  macht gerne Vorschläge für die nächsten Analysen.

Google kauft PostRank – und damit den Einstieg in Social Media Analytics

Google war wieder mal einkaufen. Neuste Anschaffung: PostRank – ein professioneller Social-Web-Analyse Dienst, oder wie sie es ausdrücken: “The largest aggregator of social engagement data in the industry.” So lässt sich untersuchen, wie Nutzer Inhalte im Web 2.0 verteilen. Das ist zum Einen wichtig, um eigene Informationen den richtigen Leuten an den richten Stellen zu präsentieren, zum Anderen aber auch um z.B. herauszufinden, wer überhaupt als Multiplikator in Frage kommt. Darüber hinaus bietet PostRank weitere Dienste an, die mit der Erhebung dieser Daten Hand in Hand gehen.

Google hat sich vorgenommen, dieses Jahr in Sachen ‘Social’ ordentlich Gas zu geben. Sogar ein Teil der jährlichen Bonusauszahlungen hängen mit dem Erreichen dieses Ziels zusammen. Ende März präsentierte Google den +1 Button, eine Like-Button-ähnliche Erweiterung für die Kennzeichnung guten Contents auf den SERPs. Und nun baut Google die Zusammenarbeit mit einem der wichtigsten Web2.0-Analysten aus. Eine Google Analytics Schnittstelle bestand zwar schon länger, aber nun können wir darauf hoffen, PostRank-Features fest in Analytics integriert zu finden. Zumindest aber werden die Kanadier einiges an Know-How mit nach Kalifornien bringen:

We know that making sense of social engagement data is important for online businesses, which is why we have worked hard to monitor where and when content generates meaningful interactions across the web. Indeed, conversations online are an important signal for advertisers, publishers, developers and consumers—but today’s tools only skim the surface of what we think is possible.

Wenn Google social werden will, liegt es nahe, dass sie sich auf das konzentrieren, was sie können: Suchen und analysieren. Google Analytics wird höchstwahrscheinlich bald sehr relevant für Social Media Monitoring werden. Zumindest was Tools zur Datenerhebung- und Analyse (nicht Auswertung) angeht, könnte der Markt mittelfristig etwas übersichtlicher sein:

@Jens_Rittgerodt

Dem wäre nichts hinzuzufügen.

Pic: Seattle Municipal Archives (CC BY 2.0)