Die Präsentation von Ausbildungsberufen ist immer so eine Sache. Es ist nicht einfach, die spannenden Momente im Leben der Modenäherin herauszuarbeiten und auch die persönlichen Erfolgserlebnisse das Buchbinders sind nicht leicht zu vermitteln. Dass es diese gibt, steht außer Frage – doch wie beschreiben?
Die Hamburger Handelskammer setzt dabei in Zusammenarbeit mit azubot auf Videos. Auf ihrer Page werden die Berufe von A-Z jetzt nach und nach auch im Bewegtbild vorgestellt. Das Ergebnis gefällt mir, es kommt natürlich rüber und hat wenig von den üblichen “Berufsinformationsmaterialien”:
Wir haben bei Fin Mohaupt (Handelskammer Hamburg) und Ronald Jochmann (azubot) einmal nachgefragt, wie es zu dieser Zusammenarbeit kam und wie das Angebot angenommen wird:
Herr Mohaupt, Sie stellen auf Ihrem Portal Ausbildungsberufe mit Kurzvideos vor. Ist Bewegtbild bei Ihnen als ergänzendes Angebot zu verstehen oder wird es mittelfristig andere Medien ablösen?
Als Handelskammer Hamburg sind wir die Zuständige Stelle für alle Ausbildungsberufe in Industrie, Handel und Dienstleistungen. Dazu gehört auch die vollständige Information über die ca. 140 Ausbildungsberufe inklusive der Verordnungen und Sachlich-Zeitlichen-Gliederungen. Dies wird auch zukünftig nur in Schriftform geschehen können. Um Schulabgängern einen ersten Eindruck zu vermitteln, was sie in dem jeweiligen Beruf so erwartet, sind diese Materialien allerdings völlig ungeeignet. Hier werden wir zukünftig in erster Linie auf die Kraft der Bilder und eine jugendgerechte Sprache setzen. Da sind die Ausbildungsvideos eine der besten Ideen in der letzten Zeit.
Auf Ihrem Portal sind bereits 20 Filme online, weitere werden folgen. Wie wird dieses Angebot bis jetzt angenommen?
Mittelfristig sollen rund die Hälfte der Berufe auf unseren Seiten vorgestellt werden. Wer sich für den jährlich einen Ausbildungsplatz als Leuchtstoffröhrenglasbläser interessiert, wird dafür nicht auf ein Video angewiesen sein. Zusätzlich werden wir auch unsere FAQs mit “Erklärvideos” ergänzen und auch die Chancen unserer Premiumprodukte, wie unseren Vermittlungsservice INTAS, in bewegten Szenen vorstellen. Für eine Bilanz ist es noch etwas zu früh, aber die Zahl der Aufrufe von “Achmed the Dead Terrorist” haben wir noch nicht ganz erreicht.
Herr Jochmann, warum hat sich azubot für das Format Video in der Online-Kommunikation entschieden? Welche Vorteile sehen Sie, worauf muss geachtet werden?
Unsere Zielgruppe, junge Leute von 15 – (vielleicht) 25 sind uneingeschränkt Kinder der medialen Welt. Wer versucht diese Gruppe mit wohlfeilen Sätzen und einem netten Foto einer Drehbank für einen Beruf zu motivieren, wird Schwierigkeiten bekommen. Insofern ist Film nicht nur erste Wahl, sondern eigentlich die einzige Wahl. Wir wollen mit unseren Filmen erreichen, dass Jugendliche einen atmosphärischen Eindruck davon bekommen, was sie in ihrer zukünftigen Ausbildung erwartet. Der Film darf dabei nie die Augenhöhe seiner Darsteller verlieren. Jugendliche sind Jugendliche und wollen ihr Medium, ihre Sehgewohnheiten, ihre Sprache, keine auf jugendlich getrimmte Unternehmensdarstellung in Hochglanz und vor allem die Realität.
Die azubot-Filme sind sehr viel unverkrampfter als manch andere Azubi-Videos, obwohl Sie ja als “Fremde” das Unternehmen besuchen. Wie bekommen Sie das hin?
Wir gehen zwar als „Fremde“ in die Unternehmen, aber ja nicht als „Feind“, insbesondere nicht als „Feind“ der Azubis, mit denen wir drehen ;-). Sie sind unsere Helden, so zeigen und so behandeln wir sie. Wir verkaufen keine Berufsfilme, unsere Filme sind redaktionell unabhängig! Daher sind wir Gäste (und nicht Auftragnehmer) in den Unternehmen, in denen wir drehen, und können so auch zu gegebenem Zeitpunkt Ausbilder, Geschäftsführer, Marketing- und PR-Leute, oder auch die Firmeninhaber bitten, uns mit den Azubis allein zu lassen, um in Ruhe zu drehen – das entspannt die Azubis ungemein. Bevor wir drehen, besuchen wir das Unternehmen und führen ziemlich lange Gespräche mit den verantwortlichen Mitarbeitern und natürlich den Azubis, insofern haben wir am Drehtag schon ein recht vertrautes Verhältnis. Darüber hinaus kommen wir vom Kinder- und Jugendfernsehen und haben selbst jede Menge Teenager zu Hause.