Berufsbildungsbericht 2023: Unversorgte Bewerber treffen auf unbesetzte Stellen

Auch im Jahr 2022 wurde es auf dem deutschen Ausbildungsmarkt nicht langweilig, wie die Zahlen aus dem aktuellen Berufsbildungsbericht zeigen. Dem deutschen Arbeitsmarkt fehle nach Einschätzungen der Bundesregierung weiterhin der Nachwuchs. Ja, die Zahl der Auszubildenden steigt – aber die unbesetzten Ausbildungsstellen leider auch.

Kurz zur Einordnung: Der Berufsbildungsbericht bezieht sich auf Daten aus dem Ausbildungsjahr 2021/2022. Der Bericht wird jedes Jahr vom Bundesministerium für Bildung und Forschung veröffentlicht und soll die aktuelle Situation am deutschen Ausbildungsmarkt abbilden. Ergänzt werden die Zahlen vom Datenreport des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Am 10. Mai 2023 erschien die Kabinettfassung des Berufsbildungsbericht, über die der Bundestag am Mittwoch, 24. Mai 2023 beraten wird.

Berufsbildungsbericht 2020 bis 2022: Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge steigt

2020 war für alle ein hartes Jahr und auch der Ausbildungsmarkt erlitt herbe Verluste. Die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge verringerte sich um -11 Prozent auf insgesamt 467.485 in ganz Deutschland. Davon hat sich der Ausbildungsmarkt bis heute noch nicht erholt.

Im Jahr 2021 stieg die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zwar um 5.578 Verträge (+1,2 Prozent) auf 473.063, blieb aber weiterhin deutlich unter dem Wert vor der Pandemie im Jahr 2019 (525.038).

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) gab bekannt, dass bis zum 30. September 2022 insgesamt 475.144 neu abgeschlossene Verträge unterzeichnet wurden, was einen Anstieg um 2.081 Verträge (+0,4 Prozent) gegenüber 2021 versprechen würde. Und trotzdem bleibt die Zahl immer noch deutlich unter dem Niveau vor Corona.

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Unversorgte Bewerber:innen und unbesetzte Stellen

Rein rechnerisch kamen 2022 100 Bewerber:innen auf 109,3 Ausbildungsstellen.

Es werden zwar mehr Ausbildungsplätze angeboten, die Zahl der Interessierten bleibt jedoch gleich. Seit einigen Jahren schon ist die Situation auf dem Ausbildungsmarkt von zwei scheinbar widersprüchlichen Entwicklungen geprägt: Auf der einen Seite haben Betriebe zunehmend Schwierigkeiten, ihre offenen Ausbildungsstellen zu besetzen und auf der anderen Seite gibt es immer noch viele junge Menschen, die keinen Ausbildungsplatz bekommen.

Auch die Zahl junger Erwachsener zwischen 20 und 35 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung steigt: Dieser Anteil ist von 15,5 Prozent im Jahr 2020 (2,33 Mio. Personen) auf 17,8 Prozent im Jahr 2021 (2,64 Mio. Personen) gestiegen.

Berufsbildungsbericht 2023: Angebot und Nachfrage Auszubildende
Das betriebliche Ausbildungsangebot und die Nachfrage der Jugendlichen scheinen bereits mehrere Jahre in Folge aneinander vorbeizulaufen. Quelle: Berufsbildungsbericht 2023

Im Verlauf des Ausbildungsjahres 2021 / 2022 wurden bis zum Stichtag des 30. Septembers 2022 noch 68.868 unbesetzte Ausbildungsstellen gemeldet. Das entspricht einem Anstieg von ganzen +9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch deutlicher wird der Zuwachs an unbesetzten Stellen, wenn man die Zahlen mit denen aus dem Jahr 2019 vergleicht: Im Zweijahresrückblick stieg die Zahl an unbesetzten Stellen um +29,6 Prozent (+15.731).

Auch Befragungen innerhalb der Unternehmen zeigen, dass es für Ausbildungsstätten deutlich schwieriger geworden ist, passende Bewerber:innen zu finden. Laut eines Qualifizierungspanels des BIBB aus dem Jahr 2022 konnten 50 Prozent der befragten Betriebe ihre Ausbildungsstellen teilweise oder vollständig nicht besetzen.

Interessant ist dabei auch, dass große Unternehmen mit einer höheren Anzahl an Mitarbeiter:innen weniger Probleme haben, an Auszubildende zu kommen.

Dafür gibt es mehrere mögliche Erklärungen:

– Zum einen sind große Unternehmen bei jungen Menschen bekannter und aus verschiedenen Gründen attraktiver.
– Hinzu kommt, dass diese mehr Möglichkeiten im Recruiting haben und gezielter und effektiver die gesuchte Zielgruppe ansprechen können.
– Doch nicht nur die Größe des Unternehmens, sondern natürlich auch die verschiedenen Branchen und Regionen haben Einfluss auf die Beliebtheit.

Entwicklungen des Ausbildungsmarktes in einzelnen Berufsgruppen

Ausbildungsplätze in der Immobilienwirtschaft, im KFZ-Verkauf und in der KFZ-Technik, Softwareentwicklung, Tischlerei, im Gartenbau, der Verwaltung und im Büromanagement waren stark nachgefragt. Nicht so beliebt hingegen waren Friseurberufe sowie Ausbildungsstellen im Logistik- und Lebensmittelbereich sowie den Bau- und Metallberufen.

Auch in Bezug auf den direkten Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr gab es einige Verlierer. Insbesondere der Beruf „Fachfrau/Fachmann für Systemgastronomie“ musste ordentlich einbüßen: Mit einem Minus von -52 Prozent weist dieser Ausbildungsberuf den stärksten Rückgang zum Vorjahr auf. Auch die Berufe der Hauswirtschafter:in (- 26,6 Prozent) und der Hochbaufacharbeiter:in (- 18,2 Prozent) mussten Federn lassen.

Der Beruf mit dem stärksten relativen Zuwachs war im Jahr 2022 die Tourismuskauffrau bzw. der Tourismuskaufmann. Insgesamt stieg die Anzahl an unterschriebenen Ausbildungsverträgen hier um +112,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch das Hotel- und Gastgewerbe und Ausbildungsberufe in der Veranstaltungsbranche nehmen wieder an Fahrt auf. Köche und Köchinnen haben einen Anstieg von +10,4 Prozent zu verzeichnen.

All das sind natürlich Berufe, die seit 2020 stark gelitten haben. Die Anstiege im Vergleich zu den Vorjahren sind daher natürlich ein Ergebnis der Corona bedingten Einbußen in den Jahren zuvor. Dennoch ist es schön zu sehen, dass junge Menschen Lust auf diese Berufe haben, obwohl diese in den letzten Jahren wirklich nicht als krisenfest bezeichnet werden konnten.

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Ausbildungsoffensive für Pflegeberufe: Kurzer Aufschwung

Zum 1. Januar 2020 startete die Ausbildungsoffensive für die Pflege. Bund und Länder haben zahlreiche Maßnahmen in drei Handlungsfeldern vereinbart; mit dem Ziel, die Pflegeausbildung zu unterstützen und attraktivere Ausbildungsbedingungen zu schaffen, sowie die Zahl an Auszubildenden und ausbildenden Betrieben zu steigern.

Der zweite Bericht erschien im November 2022 und zeigt: Die Offensive hat (zumindest kurzzeitig) Früchte getragen hat: Im Jahr 2020 stieg die Anzahl an Ausbildungsantritten um +2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2021 begannen 61.329 junge Menschen ihre Ausbildung, was nochmal +7 Prozent mehr waren als im Jahr zuvor. Die Zahlen, die es bereits für 2022 gibt, sind noch sehr vage. Allerdings geht das Statistische Bundesamt davon aus, dass die Anzahl an abgeschlossenen Ausbildungsverträgen wieder um -7 Prozent gegenüber dem Vorjahr sank.

War der Aufschwung vielleicht doch nur krisenbedingt?

Pflegefachausbildung Berufsbildungsbericht
Die Eintritte in eine Pflegefachausbildung ist seit 2020 stetig gestiegen. Die Prognose für 2022 ist allerdings wieder rückläufig. Quelle: Ausbildungsoffensive Pflege (2019–2023) Zweiter Bericht

Prognose zur Entwicklung von Angebot und Nachfrage am Ausbildungsmarkt 2023

Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes ist recht schwer vorauszusehen, da sie von einer Vielzahl an Faktoren beeinflusst wird. Dazu gehören unter anderem konjunkturelle, demografische und gesamtwirtschaftliche Entwicklungen, ebenso wie gesellschaftlich-strukturelle Effekte wie das grundlegende Interesse an dualen Berufsausbildungen oder die Präferenz zum Studium.

Basierend auf den Ergebnissen von PROSIMA, dem ökonometrischen Prognose- und Simulationsmodell des BIBB zur Einschätzung der Ausbildungsmarktlage, wird erwartet, dass das Ausbildungsangebot im Jahr 2023 von 544.000 (2022) auf 550.500 (Prognose 2023) steigen könnte.
Das Modell prognostiziert außerdem eine Anzahl von 482.000 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Jahr 2023. Damit könnte die Zahl der Neuabschlüsse gegenüber dem Vorjahr (475.100) leicht ansteigen.

Die Herausforderung der Zusammenführung von Angebot und Nachfrage wird auch in den kommenden Jahren weiter wachsen.

Den kompletten Berufsbildungsbericht gibt es hier zum kostenlosen Download. 

[HTTP301] Azubi Recruiting Studie 2020: Jetzt mitmachen!

Was wollen angehende Azubis? u-form Testsysteme bietet in der großen doppelperspektivischen Azubi-Recruiting Trend Studie seit 10 Jahren Einblicke in das, was Azubis – und auch den Ausbildungsverantwortlichen – wirklich am Herzen liegt. Wir wollen ein paar Ergebnisse der aktuellen Studie von 2019 vergegenwärtigen und halten die Links zur Erhebung für 2020 bereit. Los geht’s!

Zunächst wollen wir Eure eventuell noch von den üppigen Feiertagsfestmahlen getrübten Erinnerungen an die Ergebnisse der Azubi-Recruiting Trends Studie 2019 auffrischen. Oder Ihr lest hier in unseren originalen Artikel zu den Azubi-Recruiting Trends 2019 rein.

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Wo angehende Azubis 2019 auf die Suche nach Ausbildungsplätzen gingen

Auch wenn es verlockend ist für Recruiter, sich auf den vermeintlich jungen Plattformen so richtig kreativ austoben zu wollen: Angehende Azubis benutzen Social Media in erster Linie für private Zwecke. TikTok oder Snapachat sind nicht die richtigen Kanäle, um potenzielle Azubis zu ködern. Das gilt nicht nur für die Suche nach Ausbildungsstellen, sondern auch für den Bewerbungsprozess. Apps oder Videos? Bitte nicht!

Denn Azubi-Bewerber sind keine Aliens aus einer digital-entrückten Parallelwelt. Sie nutzen für Jobsuche und Bewerbung im Grunde die gleichen Angebote wie erfahrenere Arbeitskräfte auch. Stellen suchen sie nämlich bei Google, der Bundesagentur für Arbeit oder auf Stellenbörsen. Bewerben möchten sie sich via Bewerbungsformular, E-Mail oder (jetzt wird’s oldschool!) Bewerbungsmappe.

Azubi-Recruiting-Trends-2019-Ausbildungssuche
Quelle: u-form Testsysteme GmbH – Azubi-Recruiting Trends 2019 Management Summary

Das bedeutet nicht, dass Unternehmen augenblicklich alle ihre Social-Media-Zelte abbrechen, den Community Manager feuern und sich nur noch auf die Bundesagentur für Arbeit verlassen sollten. Dafür sollten sie aber ein besonderes Auge auf Google haben – die Studie von 2019 ergab, dass lediglich 10,1% der befragten Ausbildenden Google Ads zur Rekrutierung des Nachwuchses für sich nutzen. Auch Azubi-Marketing bei YouTube kommt zu kurz: fast 87% der Unternehmen nutzen weder YouTube noch Google Ads.

Was Azubis sich 2019 gewünscht haben

Es muss als gute Nachricht für ausbildende Unternehmen betrachtet werden, wenn Schüler sich überhaupt eine Ausbildung als erste Station ihres Berufswegs wünschen. Dass der Trend seit längerem zur Akademisierung geht, ist bekannt. Das hat unter anderem zur Folge, dass sich der Markt für die angehenden Azubis wandelt. Fast 75% der Jugendlichen bekamen 2019 mehr als einen Ausbildungsplatz angeboten. Weitere Informationen zum Thema Arbeitsmarktdaten gibt es hier zum Download:

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Unternehmen können auch beim Nachwuchs nicht nur fordern, sondern müssen auch etwas bieten.

Und was?

Bei den Benefits 2019 ungeschlagen: ein sicherer Arbeitsplatz bei erfolgreichem Abschluss der Ausbildung, also eine Übernahmegarantie. Knapp 58% der befragten Schüler, Azubi-Bewerber und Azubis gaben dies an. Dem stehen etwa 39% der Unternehmen gegenüber, die eine solche Übernahmegarantie anbieten.

Auch richtig super finden es die Jugendlichen, wenn sie nicht alleine auf ihren Fahrtkosten sitzen bleiben. Eine Fahrtkostenübernahme wünschen sich ca. 53% und immerhin 42% der Unternehmen scheinen das zu beachten.

Azubi Recruiting 2020: spannende Fragen für das neue Jahr

Auch dieses Jahr wird uns die Azubi-Recruiting Trend Studie 2020 wieder Einblicke in die Welt der Schüler, Azubis und Azubi-Bewerbern geben – und selbstverständlich wird die andere Seite, die der Ausbildungsverantwortlichen, ebenso nicht zu kurz kommen.

Unter anderem geht es in der aktuellen Erhebung um Fragen, die das Zeitgeschehen betreffen – so etwa: “Wie wichtig ist der Generation der Klimaschutz in den Betrieben?”. Doch auch andere Aspekte des Azubi-Marketings, etwa das Schülerpraktikum als Recruiting-Instrument, sind ein Thema. Und wie ist die Situation in den Ausbildungsbetrieben, z.B. in Bezug auf die Feedback-Kultur?

Das und vieles mehr erfahren wir (und Ihr dann traditioneller Weise auch) im Sommer.

Wer mitmachen möchte oder selber Jugendliche im betreffenden Alter kennt, findet im Anschluss die Links zur Befragung:

    – Hier geht es zur Befragung für Ausbildungsverantwortliche auf testsysteme.de

    – und hier geht’s zur Befragung für Schüler, Azubi-Bewerber und Azubis auf ausbildungsstudie.de

Wie immer warten wir ungeduldig auf die diesjährigen Ergebnisse und wünschen Euch viel Spaß bei der Teilnahme!

Große Erwartungen: Wie Jugendliche in ihre berufliche Zukunft blicken

Alle paar Jahre veröffentlicht der Fastfood-Gigant McDonalds Die McDonald’s Ausbildungsstudie. Auch dieses Jahr war es wieder so weit. Mit welchen Erwartungen blicken deutsche Jugendliche in ihre berufliche (aber auch private) Zukunft?

Repräsentativ befragt wurden hierzu knapp 1.600 Personen im Alter von 15 bis 24 Jahren, darunter Schüler, Auszubildende, Studierende und Berufstätige.

Wir fassen für Euch zusammen, wie die Jugendlichen auf die Auswirkungen der Digitalisierung blicken, welche Erwartungen an den Arbeitgeber und an den Beruf sie haben und wie sie sich über berufliche Themen informieren. Weitere spannende Aspekte der Studie, die es nicht in den Artikel geschafft haben, sind u. a. die Normen und Werte, die die Jugendlichen teilen. Aber auch die veränderten Anforderungen an Schulen oder die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland.

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Es herrscht ein entspannter Blick auf die Digitalisierung

Die jungen Befragten blicken größtenteils gelassen in eine Zukunft, in der die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen wird. 54% von ihnen glauben, dass die Digitalisierung für die Gesellschaft mehr Vor- als Nachteile mit sich bringt. Das bestätigt, was sich in der Vorgängerstudie von 2017 bereits abgezeichnet hatte. Damals waren bereits 49% dieser Meinung.

Auch in Hinblick auf die persönliche Ebene sind die Befragten positiv gestimmt: sie sehen für sich selbst sogar noch größere Vorteile, als für die Gesellschaft. Während nur 5% denken, dass sie in Zukunft mit Nachteilen rechnen müssen, glauben 62%, die Digitalisierung bringe ihnen persönliche Vorteile.

Doch nicht alle Erwartungen in Bezug auf die Digitalisierung werden so positiv bewertet. Besonders die ständige Erreichbarkeit von Berufstätigen wird kritisch beäugt. Während bei den Schülern 41% der weiblichen und 42% der männlichen Teilnehmer angaben, die ständige Erreichbarkeit kritisch zu sehen, sind es bei den Berufstätigen 55% der weiblichen Befragten und 35% der männlichen.

Bei der Frage, ob die Digitalisierung für ihre berufliche Zukunft bessere Chancen und Möglichkeiten bedeutet, sind sich die verschiedenen Gruppen eher uneinig. Während insgesamt 38% auf verbesserte Chancen hoffen, glauben 44%, dass es keine Auswirkungen geben wird:

Erwartungen an den Beruf: Chancen durch die Digitalisierung
Quelle: Die McDonald’s Ausbildungsstudie 2019 – Kinder der Einheit. Same Same but (still) different!

Erwartungen an den Beruf: Teamplayer, Selbsterfüllung, Sicherheit & Spaß

Im Vergleich zu der Erhebung von 2013 zeigt sich, dass sich die Erwartungen der jungen Leute, insbesondere der Schüler, ans Berufsleben verändert haben. Für 98% der Befragten ist entscheidend, dass sie einen Job haben, der ihnen Spaß macht. Nette Kollegen sind 95% der Teilnehmern wichtig, 94% wünschen sich einen Arbeitsplatz, der ihren Fähigkeiten und Neigungen entgegenkommt und 93% wollen einen sicheren Job.

Auch andere Faktoren, wie berufliche Erfüllung, Berufe mit Zukunft, die Anerkennung ihrer Leistungen, die Abwechslung im Job und die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, stehen bei den Teilnehmern mit Werten zwischen 83% und 91% hoch im Kurs (d.h. diese Faktoren sind “wichtig” oder “besonders wichtig”).

Monetäre Aspekte reihen sich hinter diesen Faktoren ein. Das bedeutet nicht, dass sie unwichtig sind, aber, dass sie eben auch nicht unbedingt ausschlaggebend für viele Teilnehmer sind. 83% halten ein leistungsgerechtes Gehalt für wichtig oder sehr wichtig, 78% wollen gute Aufstiegsmöglichkeiten und 76% ein hohes Einkommen. Neben den Faktoren, die in der Studie unter dem Schlagwort “Wohlfühlcharakter” zusammengefasst werden, stehen die monetären Aspekte nicht in erster Reihe. Besonders zeigt sich das auch bei den Schülern:

Berufswünsche: Wohlfühlfaktoren im Beruf
Quelle: Die McDonald’s Ausbildungsstudie 2019 – Kinder der Einheit. Same Same but (still) different!

Weniger interessiert sind die Befragten allgemein an Faktoren wie Ansehen. Arbeit für Großunternehmen oder angesehene Marken sind nur wenigen Teilnehmern wichtig. Während Wohlfühlfaktoren an Bedeutung gewinnen, ist das Gegenteil bei Sicherheitsaspekten und persönlichen Herausforderungen der Fall. Die Studie bietet dafür unter anderem folgende Erklärung:

” Dies dürfte vor allem damit zusammenhängen, dass die gute Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt auch in der jungen Generation die Sorgen deutlich verringert hat, einen geeigneten Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu finden.”

Erwartungen an den Beruf: Sicherheitsaspekte im Beruf
Quelle: Die McDonald’s Ausbildungsstudie 2019 – Kinder der Einheit. Same Same but (still) different!

Einigkeit bei allen Gruppen der Befragten herrscht bei der Bewertung von Teamarbeit. 51 % von ihnen arbeiten gerne im Team, nur 18 % sind Einzelkämpfer. Dabei zeigen sich leichte Unterschiede zwischen den männlichen und weiblichen Befragten: hier sehen sich 46 % der Männer als Teamplayer und 56 % der Frauen. Beim beruflichen Status bilden nur die Schüler eine Ausnahme: Während bei Studierenden, Auszubildenden und Berufstätigen durchschnittlich 57 % der Teilnehmer lieber im Team arbeiten, sind es bei den Schülern nur 42 %.

In Bezug auf beliebte Branchen ist einiges in Bewegung. Während die Automobilindustrie an Attraktivität verliert, werden das Handwerk und auch die Baubranche immer beliebter. Besonders unpopulär sind zur Zeit Banken und Versicherungen. Das hängt laut der Studie vor allem mit den Erwartungen für eine rosige Zukunft der Branchen zusammen. So musste die Automobilbranche in den letzten Jahren viel schlechte Presse über sich ergehen lassen, während aufgrund der Wohnungsnot und des Baubooms Handwerk und Bauwirtschaft Pluspunkte sammeln konnten. Gute Nachricht auch für die Gesundheits- und Pflegebranche: auch hier ist die Attraktivität für junge Leute seit 2013 kontinuierlich gestiegen.

Jugend und Berufswunsch: berufliche Informationen erwünscht

Im Informationszeitalter dürfte es kaum überraschen: die jungen Leute haben einen hohen Bedarf an beruflichen Informationen. Das liegt auch daran, dass die Unsicherheit bei der Berufswahl fortlaufend steigt. Dementsprechend fühlen sich die Schüler nicht ausreichend über ihre Möglichkeiten informiert. Trotz der Informationsdefizite wünscht sich aber nur eine moderate Anzahl der Befragten mehr Unterstützung bei der Berufswahl von außen. Insbesondere die Schulen tun jedoch aus Sicht von Schülern und Studierenden zu wenig, um ihren Schützlingen den Übergang ins Berufsleben zu vereinfachen.

Nach wie vor ist es das enge private Umfeld, das am meisten Einfluss auf die Berufswahl junger Leute hat – allen voran natürlich durch die Eltern. Aber auch die Meinung und Ratschläge von Freunden sind wichtig. Erst danach kommt die Recherche im Internet, u.a. gefolgt von praxisorientierten Informationsquellen wie Praktika oder Gespräche mit Menschen, die den angestrebten Beruf aus erster Hand kennen oder Auszubildenden/Studierenden des gleichen Berufs/Fachs.

Die sozialen Medien spielen weiterhin eine untergeordnete Rolle bei der Informationssuche. Nur etwa jeder dritte Schüler sucht hier nach Orientierung. Gleichzeitig schwindet die Bedeutung klassischer Medien: Broschüren, Fernsehen und Zeitschriften, aber auch ein Besuch im Jobcenter, werden immer weniger genutzt. Dies, so die Studie, hänge damit zusammen, dass die Schüler die dort gebotenen Informationen als wenig hilfreich erachten.

Das Internet als Informationsquelle liegt mit 36 %, die die gefundenen Informationen für hilfreich hielten, im vorderen Mittelfeld. In Zeiten von Fake News ist die generelle Glaubwürdigkeit von öffentlichen Informationen bedroht, doch immerhin 58% der unter 25-Jährigen halten Infos, die sie von speziellen Webseiten zu Ausbildung, Studium und Beruf bekommen, für vertrauenswürdig. Arbeitgeberbewertungsplattformen sind unter den Befragten bekannt, werden aber noch am ehesten von Studierenden genutzt:

Erwartungen bei Jugendlichen: Arbeitgeberbewertungsplattformen und Berufswünsche
Quelle: Die McDonald’s Ausbildungsstudie 2019 – Kinder der Einheit. Same Same but (still) different!

Richtig düster sieht es hingegen für die Sozialen Netzwerke aus, denn nur 14 % bewerteten diese als vertrauenswürdig. Dementsprechend ist die Nutzung sozialer Medien für die Arbeitgebersuche auch eher gering, nur durchschnittlich 17 % waren hier bereits aktiv. Auch bewerben wollen sich die Befragten lieber über das Bewerbungsportal des betreffenden Unternehmens.

Was Unternehmen daraus schließen können

Für Unternehmen hält die Studie eine ganze Flut aus interessanten Themen bereit. Die Erwartungen der unter 25-Jährigen ans Berufsleben wandeln sich über die Jahre beständig. Konstant wichtig bleibt für Unternehmen aber die Frage, wie sie junge Leute effektiv erreichen können. Weiterhin zeigt sich, dass ein Auftritt in den sozialen Medien von Nutzen sein kann, aber bei weitem nicht der entscheidende Faktor ist. Vor allem dort, wo sie nicht nur die Jugendlichen, sondern auch deren Eltern erreichen können, also bei gemeinschaftlichen Veranstaltungen in Schulen und Universitäten, aber auch auf Jobmessen, können sie noch Pluspunkte sammeln.

Mehr Azubis auf noch mehr Stellen – Berufsbildungsbericht 2019

Hurra, hurra – endlich sind mehr Auszubildende da. Oder doch nicht? Die Zahlen des Berufsbildungsberichts 2019 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sind nicht ganz leicht zu deuten und können beim Querlesen hier und da verwirren. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist gestiegen, gleichzeitig auch die Zahl der betrieblichen Ausbildungsangebote. Zugenommen hat aber auch die Zahl der unbesetzten Stellen. Was bedeutet das nun und was können Betriebe aus diesen Zahlen schließen?

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge steigt

Im Zeitraum vom 1. Oktober bis zum 30. September 2019 wurden bundesweit insgesamt 531.413 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Das ist mehr als in den Vorjahren! Während die Zahl der neuen Ausbildungsverträge zwischen 2011 und 2016 stetig sank, gibt es seit 2017 erstmalig wieder einen neuen Anstieg zu vermelden. Von 2017 auf 2018 stieg die Zahl sogar noch einmal um 8.123 Ausbildungsverträge an, was einen zusätzlichen Zuwachs von +1,6 % bedeutet. Das klingt doch erstmal gar nicht so schlecht. Doch welche Zahlen stehen diesem Anstieg gegenüber?

2018 wurden insgesamt 589.069 Ausbildungsangebote bei der Agentur für Arbeit registriert. Das Angebot stieg damit im Vergleich zum Jahr 2017 um +16.795 Stellen (+2,9%).

Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen errechnet sich durch die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge und den bei der Agentur für Arbeit und Jobcentern gemeldeten noch unversorgten BewerberInnen. Nach dieser Berechnung beläuft sich die Nachfrage auf 555.953 Ausbildungssuchende.

Ausbildungsbetriebe und Ausbildungssuchende in Relation

Was heißt das also genau? 589.069 Ausbildungsangebote standen insgesamt 555.953 Ausbildungssuchende gegenüber. Von diesen Suchenden haben 531.413 einen Vertrag unterschrieben. Demnach haben für das Jahr 2018 lediglich 4,4% keinen Ausbildungsplatz finden können – ganze 95,6% konnten wie erhofft einen Vertrag unterschreiben. Diese Zahl ist zumindest aus Sicht der Auszubildenden keine schlechte Nachricht. Anders sieht es allerdings für die Betriebe aus, denn gleichzeitig blieben 9,8% der Ausbildungsangebote unbesetzt. Um dieses Verhältnis etwas zu verdeutlichen: Auf 100 Ausbildungssuchende kommen 106 Ausbildungsangebote.

Angebot & Nachfrage: Ausbildungsplätze

Einen vergleichbaren Wert gab es zuletzt im Jahr 1994. Zwar steigt die Zahl der Ausbildungswilligen, gleichzeitig steigt aber auch kontinuierlich das betriebliche Angebot. Dieses Verhältnis macht deutlich: Die Anzahl an Azubis wird die Anzahl an offenen Stellen so schnell nicht überbieten können. Vor allem für Ausbildungsbetriebe in bestimmten Branchen und Bundesländern auf der Suche nach Mangelprofilen sind diese Zahlen relativ ernüchternd.

Der Azubi fehlt nicht überall

Was diese nackten Zahlen nicht zeigen, ist ein ganz anderes und ziemlich offensichtliches Problem: Nicht jede angebotene Stelle passt zu jedem Ausbildungssuchenden.
Ist ein Schulabgänger auf der Suche nach einer Stelle als Tischler in Hamburg, wird er keine Stelle im Lebensmittelhandwerk im Ruhrgebiet antreten wollen. Die mangelnde Überschneidung von Angebot und Nachfrage ist je nach Region und Branche bzw. Beruf sehr unterschiedlich stark ausgeprägt.

In der folgenden Grafik wird die Verteilung der abgeschlossenen Ausbildungsverträge auf verschiedene Branchen und Bundesgebiete etwas deutlicher:

Wenn man bedenkt, dass Nordrhein-Westfalen mit fast 18 Mio. Einwohnern das größte Bundesland der Republik ist, ist die relative Anzahl der unterschriebenen Ausbildungsverträge (118.281) im Vergleich zu Bayern (rund 13 Mio. Einwohner mit 95.433 Ausbildungsverträgen) und Baden-Württemberg (rund 11 Mio. Einwohner mit 75.312 Ausbildungsverträgen) nicht allzu groß. Heißt: Die Suche nach Auszubildenden erweist sich in Bayern beispielsweise einfacher als in NRW – ganz zu schweigen von Sachsen und Sachsen-Anhalt.

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Schulische Vorbildung der unversorgten BewerberInnen

Wer die bisherigen Zahlen sieht, mag vielleicht (zurecht) anmerken, dass nicht alle Bewerber für alle Azubi-Stellen ausreichend qualifiziert sind. Doch betrachtet man die Zahlen genauer, handelt es sich zumindest auf dem Papier keineswegs nur um Bewerberinnen und Bewerber mit vergleichsweise niedrigeren Schulabschlüssen.

Wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung anhand von Statistiken der Bundesagentur für Arbeit errechnete, hatten 29,8% der unversorgten BewerberInnen eine Studienberechtigung. Grund dafür, dass so viele gut ausgebildete Schulabgänger keinen Ausbildungsplatz finden, ist möglicherweise eine doch eher einseitige Fokussierung von Studienberechtigten auf eine kleinere Auswahl an Berufen und die daraus resultierende stärkere Konkurrenzsituation. Nur 2,6% der unversorgten BewerberInnen hatten keinen Hauptschulabschluss. Auch die Anzahl der Absolventen mit Mittlerer Reife ist bei dieser Bewerbergruppe prozentual höher als die mit einem Hauptschulabschluss. Dass also nur  BeweberInnen mit einem vergleichsweise niedrigerem Schulabschluss auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz leer ausgehen, kann mit diesen Zahlen nicht bestätigt werden. Mehr Informationen zur schulischen Vorbildung findest Du hier.

Fazit

Dass die Zahl der unterschriebenen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen ist, ist grundsätzlich eine positive Nachricht. Doch obgleich die Zahl der Schulabgänger mit Wunsch nach einem Ausbildungsplatz weiterhin steigt, bleibt die Zusammenführung von Angebot und Nachfrage immer noch eine große Herausforderung. Denn nicht nur die Nachfrage steigt, sondern gleichzeitig auch das betriebliche Angebot. Das führt dazu, dass 57.700 Stellen trotz hoher Nachfrage unbesetzt bleiben. Hinzu kommen die unversorgten BewerberInnen, die keinen Ausbildungsplatz finden konnten.

Nach Erhebung dieser Daten, möchte sich die Bundesregierung zur Aufgabe machen, jungen Menschen auch weniger bekannte Berufsalternativen aufzuzeigen, die neben ihrem eigentlichen Berufswunsch ihren Neigungen, Eignungen und Leistungsfähigkeit entsprechen. Ein weiteres Ziel der Bundesregierung ist es, die berufliche Bildung durch Initiativen und Projekte mit Hilfe der einzelnen Länder zu modernisieren und sie dadurch auch für Leistungsstärkere attraktiver zu machen.

Fakt ist, dass die Unternehmen auch in Zukunft um gute Auszubildende buhlen müssen. Hierfür benötigt es innovatives Personalmarketing und überzeugendes Employer Branding, das die Aufmerksamkeit von Jugendlichen auf das Unternehmen zieht. Azubi-Recruiting ist sicher nicht ganz leicht, der Aufwand wird sich allerdings lohnen.

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Die Zukunft der Arbeit – liegt in der Bildung

Das Weltwirtschaftsforum macht sich viele Gedanken um die Zukunft der Welt. In seinem aktuellen “The Future of Jobs Report 2018” geht es explizit um die Zukunft der Arbeit. Gemeinsam mit vielen hochrangigen HRlern aus meist großen, internationalen Unternehmen hat man versucht, in die Glaskugel zu schauen und darin zu erkennen, wie sich die Arbeitswelt in den nächsten 5 Jahren verändern könnte.

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Das Konjunktiv “könnte” ist dabei entscheidend. Denn obgleich der technologische Fortschritt zweifelsohne mit zunehmender Geschwindigkeit die Arbeitswelt durcheinander wirbelt, liegt es zu erheblichen Teilen an den Teilnehmern, Arbeitnehmern, Arbeitgebern und am Staat, wo wir alle am Ende landen werden.

Überflüssige Berufe und Berufe mit Zukunft

Die Marschrichtung ist theoretisch einfach. Die Adaption neuer Technologien in den Unternehmen wird dazu führen, dass die Nachfrage nach bestimmten Berufsbildern sinken und nach anderen wiederum steigen wird. Der Trick 17 ist dabei, die Menschen aus weniger nachgefragten Berufen durch (Re-) Qualifizierung in stärker nachgefragte zu überführen. Die vorliegende Untersuchung schätzt den Bedarf für (Re-) Qualifizierungen  auf über 50% der Belegschaft der teilnehmenden Unternehmen. Eine ganz schöne Herausforderung.

 

Der Haken ist nämlich, wir alle müssen jetzt schon damit anfangen. Arbeitnehmer müssen ihre Lust an proaktivem Lernen entdecken – Stichwort  “lebenslanges Lernen”. Bereits hier wird es allerdings schwierig. Klar haben wir alle schon mal gelesen, dass vor allem die Generation Y (zumindest in Umfragen) lebenslanges Lernen zum Lebenskonzept erklärt und total bereit ist, ständig zu lernen. Die Bereitschaft und die proaktive Umsetzung sind aber in der Realität zwei paar Schuhe.

Schauen wir uns z. B. die Ergebnisse der Umfrage zur Wichtigkeit des ständigen Lernens (2014-2018) an, sehen wir einen leichten Rückgang der Lernbereitschaft in den letzten 4 Jahren. Ob jetzt die guten Vorsätze der jungen Leute von dem Rest der Bevölkerung statistisch nach unten gezogen werden oder nicht. Mag sein, dass der hier abgebildete Rückgang mit dem Rückgang der ansetzenden Schrumpfung der Bevölkerung zu tun hat. Tatsache ist, die Lernbereitschaft stagniert, obwohl sie jetzt schon massiv steigen müsste.

Wer von dieser Aussage noch nicht so richtig überzeugt ist, schaue sich die Ergebnisse der Umfrage unter weiterbildenden und nicht-weiterbildenden Betrieben des Instituts der deutschen Wirtschaft an. Der mit Abstand häufigste Grund für Nicht-Weiterbilden scheint “Geringes Mitarbeiterinteresse” zu sein.

Wie kann das sein? Entwicklung und Weiterbildung sind doch angeblich mit die wichtigsten Benefits bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz. Oder sind das etwa vielfach Lippenbekenntnisse in suggestiven Umfragen und Vorstellungsgesprächen?!

Liebe Arbeitnehmer. Legt jetzt los mit dem lebenslangen Lernen, falls ihr mehr als 5 Jahre bis zur Rente habt. Und was die Generation der Digital-Natives angeht, muss ich explizit anmerken, dass der flotte Umgang mit iPhone, Instagram und WhatsApp nicht automatisch vor den Folgen der Digitalisierung immun macht. Wir brauchen zukünftig Menschen, die besser als Maschinen sind und nicht einfach besser mit Maschinen umgehen können, als die Generationen davor.

Wenden wir uns nun den Unternehmen zu. Schauen wir uns die Ausreden an. Kein Bedarf, Keine Zeit, Keine Kapazitäten. In der Summe ist das alles schlicht kurzfristiges Denken, dass ohne Zweifel teuer zu stehen kommen wird. Hier muss wirklich schnell umgedacht werden. Aus privaten Umfeld weiß ich, dass wenn auch mal ein Mitarbeiter entgegen dem allgemeinen Trend, Interesse an einer Weiterbildung bekundet, er oder sie häufig abgewimmelt wird. Viele Unternehmen sind also nicht mal imstande, solche dankbaren Gelegenheiten beim Schopf zu packen. Das ist traurig.

Vielleicht möchte jemand entgegnen, dass solche Initiativen häufig nicht sinnvoll sind, da die angestrebten Weiterbildungen nicht im ausreichenden Maße den aktuellen Aufgabenbereich tangieren. Ich gehe hier gerne einen Schritt weiter und behaupte, dass es durchaus Sinn macht, Weiterbildungen auch außerhalb der Kernaufgabe zu fördern. Hauptsache das Gehirn entwickelt sich nicht unaufhaltsam zurück, wovon wir alle spätestens nach dem Ende der Ausbildung / des Studiums stark gefährdet sind. Was gut fürs Gehirn des Arbeitnehmers ist, wird auch gut für den Arbeitgeber sein. Da kommen wir bestimmt noch hin.

Im Augenblick belegen wir in Deutschland mit deutlich über 100 Tagen im internationalen Vergleich sogar einen der Plätze mit dem höchsten geschätzten Zeitaufwand für Re-Qualifizierung.

Huh, Frankreich ist zum Glück noch schlechter ;-). Aber was zum Teufel macht die Schweiz da ganz unten? Hier ist natürlich auch der Staat gefragt, der sicherlich vermeiden möchte, dass nicht wenige Menschen bald keine Verwendung mehr haben werden. Man könnte doch die Arbeitnehmer und Arbeitgeber irgendwie bei der Herausforderung der kommenden Jahre aktiv unterstützen. Steigende Investitionen in die Bildung und Weiterbildung aller für den Arbeitsmarkt der Zukunft ist ein Muss.

[HTTP410] Schulen bereiten nur unzureichend auf die Digitalisierung vor

Unser Schulsystem bereitet die Jugend nur unzureichend auf die Digitalisierung vor und gefährdet damit auch unsere digitale Zukunft. Das zeigt die Studie “Arbeitsmarktprognose 2030” des Bundesarbeitsministeriums.

Die Studie “Arbeitsmarktprognose 2030” entwirft verschiedene Szenarien, wie sich der Arbeitsmarkt in Deutschland innerhalb der nächsten 15 Jahre entwickeln könnte. Dreh- und Angelpunkt des Fortschritts ist die Digitalisierung. Doch was ist mit dem Nachwuchs? Der fühlt sich angesichts der schulischen Ausbildung im Stich gelassen. Der Studie wurde letzte Woche vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales vorgestellt und entwirft u.a. ein Szenario der beschleunigten Digitalisierung. In diesem würden viele Jobs verloren gehen, aber sogar noch mehr neue entstehen. Allerdings in sehr technischen orientierten Bereichen wie der IT. Für viele Arbeitskräfte könnte das bedeuten, dass sie umschulen müssen.

Apropos Schule – Unbehagen wegen der Digitalisierung empfinden aber auch junge Leute. Wie Johann Stephanowitz in seinem Gastartikel bei der Zeit klagen sie darüber, dass sie in der Schule nicht ausreichend auf die kommenden Herausforderungen der Digitalisierung vorbeireitet wurden. Mit dem  Abitur in der Tasche stehen sie ihrer Zukunft mit großer Ratlosigkeit gegenüber. Ein möglicher Grund hierfür könnte das Fehlen von Vorbildern sein, was eine aktuelle Umfrage von Absolventa bestätigt hat.

Damit die Chancen der Digitalisierung nicht verstreichen, muss noch einiges getan werden!

[HTTP301] HR Analytics: Zahlen sind sexy

Die vergangenen Tage standen ganz im Zeichen der Digitalisierung, insbesondere die digitalen Kompetenzen sowie der Aus- und Weiterbildung. Eine aktuelle Studie des Bitkom zur Zukunft unserer Jobs zeigt, dass Unternehmen die Wichtigkeit der Weiterbildung zwar erkannt haben, aber zwei Drittel der untersuchten Unternehmen keine entsprechenden Maßnahmen anbieten. Ein ähnliches Bild zeichnet eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung zum Digital Leadership – diese wird als wichtig erachtet, wird bisher aber noch unzureichend umgesetzt. Dazu zählen auch HR Analytics, also das Performance Tracking anhand wichtiger Kennzahlen.

Der größte Fehler, der aktuell in den meisten Unternehmen gemacht wird, ist es, die bisherigen Strukturen und Prozesse digital abzubilden, statt sich damit auseinanderzusetzen, ob das überhaupt Sinn macht. Denn: Einen schlechten Prozess zu digitalisieren, führt zu einem schlechten digitalen Prozess. Dazu passt auch der Tweet von Thilo N:

https://twitter.com/thilographie_de/status/748103185072529408

Recht hat er.  In diesem Kontext haben wir auch das Thema HR Analytics betrachtet, denn Christoph Athanas hat vergangene Woche eine Checkliste für erfolgreiches Recruiting veröffentlicht. Darin heißt es, dass Erfolgskriterien und das Kampagnencontrolling definiert werden müssen, um Recruitingerfolge nach klaren Kriterien messen zu können.

Wir sagen ja: Zahlen sind sexy!
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[HTTP410] Die Angst vor Robotern

51,9 Prozent der deutschen Auszubildenden bereitet es Sorgen, dass einfache, sich wiederholende Arbeiten zukünftig von Maschinen übernommen werden. Das ergab die aktuelle Studie Azubi Recruiting Trends. Und 28,4 Prozent der befragten Azubis haben sogar Angst vor einer zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt.

Als ich diese Zahl gesehen habe, wollte ich das zunächst nicht glauben. Mein erster Gedanke: Was ist denn da schief gelaufen? Woher kommt diese negative Einstellung gegenüber dem technologischen Fortschritt? Wer, wenn nicht besonders die jungen Generationen, sollte daran interessiert sein, die Weiterentwicklung des Arbeitens – und damit auch die Automatisierung – voranzutreiben!?

Horrorszenario

Die scheinbare Angst: Immer mehr Menschen werden arbeitslos, werden nicht mehr gebraucht und müssen um ihre Existenz bangen? Maschinen werden uns beherrschen, die Welt regieren – der Mensch wird zum fremdbestimmten, durch Maschinen gelenkten Sklaven, zum Ausgebeuteten einer selbsterschaffenen Roboter-Spezies? Das klingt nach zu viel Science Fiction.

„Monkey Work“ wird obsolet

Es ist doch gerade die neue Bequemlichkeit, die wir am technologischen Wandel so schätzen. Einkäufe können wir ja bereits bequem von zu Hause erledigen und sogar liefern lassen, zukünftig sogar von Robotern. So wird es auch der Arbeit ergehen: unliebsame, monotone Tätigkeiten werden wegfallen. “Monkey Work” wird künftig von Maschinen übernommen. Wir können uns also zukünftig mehr den wirklich spannenden Aufgaben widmen. Oder vielleicht werden wir auch einfach weniger arbeiten können und damit mehr Freizeit haben.

Das wertet doch unsere menschliche Arbeit, also die, die wirklich nur von Menschen gemacht werden kann, enorm auf. Und natürlich werden auch viele Jobs entstehen. Wir stehen am Beginn einer technologischen Revolution, deren Ausgang kaum jemand kennt. Es ist also wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, sie zu verstehen und natürlich selbst aktiv zu gestalten. Denn auch das ermöglicht uns diese Revolution: ungeahnte Möglichkeiten der Teilhabe.

Verantwortung ernst nehmen

Das Ergebnis der Studie verrät, dass Schulen und Ausbildungsbetriebe auf ganzer Linie versagt haben. Statt junge Menschen fit für die Zukunft zu machen, sie zu bilden und zu fördern, ist das Gegenteil passiert. Insbesondere die Schulen müssen aktiv werden und ihren Bildungsauftrag ernst nehmen, also die Auseinandersetzung mit der Welt von morgen in den Unterricht integrieren. Denn nur so lernen junge Menschen, Ängste abzubauen, Neues zu verstehen und die technologische Gesellschaft von morgen zu gestalten.

[HTTP410] Ausbildungsplatzsuche 2012 – ein Haufen Schrott

Vor einigen Wochen habe ich einer Freundin bei der Ausbildungsplatzsuche geholfen. Ich musste dafür unser “Social Media Recruiting rocks”-Raumschiff mal ausnahmsweise verlassen, um auf dem Planeten “Deutschland –
Tausende Ausbildungsplätze unbesetzt” auf die harte Realität zu treffen: Alle, die sich mit diesem “Social-Media-Facebook-Fanpage-Recruiting-spannender-Arbitgeber-schnell-reagieren-zuhören-offen-sein-Ding-Bums-Zeugs beschäftigen, bewegen sich ganze Lichtjahre weg von der Mehrheit der deutschen Wirtschaft.

Es ging um einen Ausbildungsplatz als Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistungen in Hamburg. Ja genau, die Stadt mit dem wachsenden Hafen, mit vielen Logistik-Firmen und mit vielen unbesetzten Ausbildungsstellen. Sollte also kein großes Problem sein?!

Ausbildungsplatzsuche – Die Realität sieht leider so aus:

  1. Einige der Firmen, die es gerade noch irgendwie mit ihren Stellen in die Ausbildungsstellenbörse der Handelskammer Hamburg geschafft haben, verfügten über keine Webseite. Genau, es geht nicht um Facebook oder so; sie hatten einfach keine Seite, wo man sich über das Unternehmen informieren konnte.
  2. Die meisten Firmen mit Webseite hatten einen fürchterlichen Auftritt, mit absoluter Sicherheit schon rein äußerlich wenig attraktiv für die junge Zielgruppe. Das Design: Jahre, wenn nicht Jahrzehnte alt. Nutzerfreundlichkeit ein absolutes Fremdwort. Fast keine interessanten Informationen. Und in vielen Fällen gab es nicht mal einen Karriere- /Job-Bereich, bzw. waren die ausgeschriebenen Ausbildungsstellen auf den Seiten einfach nicht auffindbar.
  3. Das aller Schlimmste für mich war jedoch, dass wir auf die 13, trotz aller Hindernisse, verschickten Bewerbungen insgesamt nicht mehr als 2 Reaktionen erhalten haben. (Die Aktion fand übrigens vor über zwei Monaten statt.).

Auch wenn diese praktische Untersuchung nicht repräsentativ ist, offenbart sich doch ein peinliches Bild. Ein Wirtschaftszweig, der auf Nachwuchs angewiesen ist, gibt sich keine Mühe, sich in irgendeiner Form für die jungen Leute interessant oder zugänglich zu machen. Weiterhin wird das Interesse der Bewerber mit Schweigen im Walde bestraft. Und die Logistikbranche steht damit sicherlich nicht alleine dar.

Doch gerade für kleine Unternehmen in der Hansestadt sei die Lage auf dem Ausbildungsmarkt aus ihrer Erfahrung geradezu “katastrophal”. – schrieb gestern das Hamburger Abendblatt.

Zurecht! Ihr habt nichts anderes verdient.

[HTTP410] Video-Learning – YouTube als Zukunft der (Weiter-)Bildung?

Jede Sekunde wird eine Stunde Videomaterial bei YouTube hochgeladen. Viele von Euch werden sich jetzt innerlich auf all die lustigen neuen Videos freuen, die wir gucken und mit unseren Freunden und Kollegen teilen werden. Aber bei soviel Videocontent muss doch neben Katzenclips und Lulz noch mehr herauskommen. Etwas das unser Leben nicht nur kurzfristig bereichert sondern Menschen, Unternehmen und die Gesellschaft langfristig weiterbringt. Und ich bin überzeugt, dieses Etwas ist kosten- und barrierefreie Aus- und Weiterbildung. Um die steigende Bedeutung von Video zu verdeutlichen weise ich in meinen Vorträgen und Beratungsworkshops regelmäßig darauf hin, dass YouTube nach Google die zweitgrößte Suchmaschine der Welt ist. Ein Fakt, das in der Unternehmenswelt noch weitestgehend unbekannt ist und regelmäßig für Verblüffung sorgt. Richtig spannend wird es aber wenn man diese Tatsache weiterdenkt. Denn hier manifestiert sich eine Entwicklung, die die Welt des privaten und beruflichen Lernens in den nächsten Jahren nachhaltig verändern wird: der Aufstieg von Video-Learning im Web zu einer allgemein anerkannten Aus- und Weiterbildungsmethode. Zwei Punkte stützen diese These. Erstens zeigt die Verwendung von YouTube als Suchmaschine, dass viele Menschen die Antworten auf ihre Fragen offenbar lieber in Form eines Videos erhalten, als in Form eines Textes, der bis dato immer noch verbreitetsten Form der Wissensvermittlung. Und zweitens legt ihr wiederholendes Verhalten nahe, das sie die gesuchten Informationen auch finden, was zu dem Schluss verleitet, das YouTube in den letzten Jahren quasi ganz nebenbei zur größten Weiterbildungsdatenbank der Welt sowie zur zweitgrößten Wissensdatenbank nach der Wikipedia geworden ist. Unesco-Weltkulturerbe ich hör Dir trapsen. Warum Video für die Aus- und Weiterbildung sonst noch faszinierend ist, erläutert Internet und Bildungsadvokat Prof. Gunter Dueck im Video-Mitschnitt seines Vortrags „Bildung und Mensch im digitalen Zeitalter“ auf der TEDx Rhein Main:

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Aber machen wir die Probe aufs Exempel. Eine YouTube-Suche nach “How to”, dem Titelbeginn aller englischsprachigen Tutorials liefert 6,8 Millionen Ergebnisse. Die Tutorials und Vortragsmitschnitte erklären so ziemlich alle Lebens- und Wissensbereiche: von Duschen und Stricken über leidenschaftliches Küssen, Fahradreifen flicken, Krawattenknoten binden bis hin zu Michael Jacksons Moonwalk und Einsteins Relativitätstheorie. Und die einzige Zugangsbarriere zu diesem gigantischen Wissenspool ist ein Breitband-Internetanschluss. Man muß nicht gut lesen können (obwohl das natürlich hilft), braucht kein Abitur, keinen Hochschulabschluß und kein Geld für Studiengebühren. An dieser Stelle drängt sich natürlich der Einwand auf, das qualitative Video-Produktionen Kosten verursachen, die irgendwie wieder reinkommen müssen. Das stimmt zwar, bedeutet aber nicht, das diese Kosten. Denn zum einen entstehen Vortragsvideos wie das obige von Gunter Dueck häufig als Nebenprodukt von Konferenzen und werden z.B. über Rednerhonorare, Eintritts- und Sponsorengelder finanziert. Und da sie zur Bekanntheit des Redners/ Experten beitragen, haben die aus Marketingerwägungen selten Einwände gegen eine Veröffentlichung. Formate bei denen das nicht klappt, lassen sich über Online-Werbung oder Stiftungsgelder finanzieren oder entstehen aus einem ehrenamtlichen Engagement heraus. Das beeindruckendste mir bekannte Beispiel gesponsorter Vortragsvideos wegweisender Persönlichkeiten sind die legendären Videos der TED-Konferenzreihe mit der Mission „Ideas worth spreading“. Ein Beispiel für die Finanzierung via Online-Werbung und Sponsoring ist der Channel des deutschen YouTube-Stars Sami Slimani aka „Herr Tutorial“. Weitere Beispiele sind die Schminktipps Vloggerinnen, deren Thema zwar etwas profaner ist, sich aber großer Beliebtheit erfreut. Allein der Kanal “xKarenina’s Make-up Wahnsinn” wurde über 31 Millionen mal aufgerufen. Wenn man den Blick über YouTube hinaus richtet, stößt man auf weitere Plattformen, die in tausenden von Videos werbefinanziert Wissen anbieten. Schöne Beispiele sind howstuffworks und Howcast. Bei der Suche nach Videos für die schulische und berufliche Ausbildung stößt man schnell auf die Khan-Academy, in der der ehemaliger Investmentbanker über 3000 Lehrvideos für Mathematik und verwandte Disziplinen gemacht hat, die bisher über 110 Millionen mal gesehen worden sind. Finanziert u.a. von der Bill und Melinda Gates Foundation. Die Plattform engVid, die schon mehr als dreihundert Unterrichtseinheiten professioneller Englischlehrer anbietet, jede Woche um mindestens drei Videos wächst und von 10 Millionen Lernbegierigen genutzt wird. Im Hinblick auf berufliche Ausbildung möchte ich bei der Gelegenheit auch noch einmal auf Azubot verweisen, die angehende Azubis mit Videos über Ausbildungsberufe bei der Berufswahl unterstützen und die wir hier interviewt haben. Ein tolles abschließendes Beispiel für hochkarätiges Video-Learning mit Social Media Elementen bietet die Website “Justice”, auf der Harvardprofessor Michael Sandel in zwölf einstündigen Videos seine legendäre Einführungsvorlesung in politische Philosophie anbietet und Studenten und anderen Interessierten eine Community zur weiterführenden Diskussion und zum Meinungsaustausch anbietet. Aber über Social Learning schreibe ich ein anderes Mal.