[HTTP410] Mein wunderbarer Arbeitsplatz

In der aktuellen HR Tech Europe Studie “Critical HR Realities for 2015” zählen der Erfolg des Unternehmens, die Reduzierung der Kosten sowie die Zufriedenheit der Kunden und Qualität der Leistung zu den Top 3 Herausforderungen, zu deren Bewältigungen HR maßgeblich beitragen kann und muss – um einen wunderbaren Arbeitsplatz zu schaffen. hr_challanges_2015 Als erfolgsentscheidend hierbei betrachten die befragen HR-Verantwortlichen in zunehmenden Maße technologische Faktoren, wie z.B. “Quality Analytics”, “Quality HR Systems” oder “Business Systems Integration” in Kombination mit prozessbedingten Verbesserungen. hr_process_2015 Macht soweit Sinn, oder?! Die meisten HR Systeme sind Mist, HR Analytics hängen hinterher  und die Positionierung von HR in den meisten Unternehmen ist nicht optimal. Kriegt man das geregelt, wird alles besser. Nun, ich denke, dass die Technisierung und Prozessoptimierung tatsächlich durchaus sinnvoll sind. Die Zeit, in der wir leben, bringt einfach gewisse Notwendigkeiten mit sich. Dennoch darf der ganze BigData-, Analytics-, SaaS- Alarm, den wir erleben und selbst vorantreiben nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Erreichung der oben angeführten Ziele maßgeblich von der Zufriedenheit der beteiligten Menschen abhängt. Und so dürfte DIE tatsächlich größte Herausforderung für HR fortan darin bestehen, zwischen ausreichender Technisierung und Erarbeitung moderner Arbeitskonzepte zu balancieren. Wie schaffen wir es, die Menschen auf der einen Seite immer besser zu messen und Ihnen gleichzeitig das Gefühl zu geben, dass sie Vertrauen genießen?! ARTE hat zu diesem Thema einen wunderbaren Beitrag unter dem Namen “Mein wunderbarer Arbeitsplatz” geleistet. In dieser Dokumentation findet Ihr viele spannende Ideen und Konzepte aus der Praxis einer besseren Arbeitswelt, aus der Praxis von “befreiten Unternehmen”.

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Ist die Vorstellung abwegig, dass in der Zukunft eine voll technisierte HR-Abteilung auf Basis von präzisen Datenerhebungen und Messungen sinnvolle und fundierte Vorschläge zur Verbesserung der Unternehmens -Struktur, -Führung, -Kultur erarbeiten kann, die von der Unternehmensführung auch noch ernst genommen und umgesetzt werden? Wir werden sehen.

“For a better working life” – XING positioniert sich neu

xing

Nachdem XING Anfang November schon seinen neuen Claim “For a better working life” präsentiert hat, haben die deutschen LinkedIn-Konkurrenten zum Jahreswechsel vier TV-Spots auf dem Weg gebracht, mit denen die Neuausrichtung weiter deutlich wird. Hier ist nicht mehr vom Netzwerk und seinen Funktionen die Rede, vielmehr springt XING auf den Zug der sich verändernden Arbeitswelt auf. Sicherlich ein kluger Schritt. Als digitales Rolodex funktioniert LinkedIn wegen seiner Internationlaität einfach besser, dieser Zug dürfte für XING (erstmal) abgefahren sein. Und dass es da irgendwo eine Art Facebook gibt auf dem mich nicht meine eigene Freunde vollquatschen, sondern selbständige Vertriebler und Coaches auf der ewigen Suche nach “Synergieffekten” und “Gelegenheiten” – diese Tatsache bringt niemanden zu XING, der es jetzt noch nicht ist. (geschweige denn macht ihn zu einem zahlenden Mitglied).

Also neue Mission: Die neue Arbeitswelt. Neuer Claim, die Einrichtung von Co-Working-Spaces in den großen Städten und nun auch vier Spots, die genau in diese Kerbe schlagen. XING als neuer Social Hub für die junge Working-Avantgarde… Was meint Ihr? Richtiger Weg? Erfolgsversprechend oder Verzweiflungstat?

Pic: Gideon (CC-BY 2.0)

[HTTP410] Glücklicher arbeiten!

Fühlt Ihr Euch bei der Arbeit unglücklich und wolltet schon immer wissen, woran das liegt? Sucht Ihr nach Lösungen und Wegen, glücklicher zu arbeiten? Dave Coplin, Chief Envisioning Officer bei Microsoft, nimmt in dem folgenden Video die Arbeitswelt auseinander und zeigt sehr detailreich die Was, Wieso und Warums sowie den Weg zum Glück auf. Die Moral zusammengefasst: Die Technologie hat uns unglücklich gemacht – die Technologie wird uns sehr glücklich machen. Wir müssen es “nur” zulassen.Vorhang auf.

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Im Zusammenhang mit dem aktuellen Post von Mirco Lange, “Das Scheitern der Social-Media-Enthusiasten”, möchte ich ein besonders gelungenes Zitat aus dem Video hervorheben, das sehr verständlich den aktuellen Stand der Veränderung der Arbeitswelt durch die Sozialen Medien sowie gleichzeitig den Grund für das bisherige “Scheitern” der Social-Media-Enthusiasten umschreibt.

“[…] Wenn wir Plattformen wie Facebook oder Twitter benutzen […] machen wir im Grunde alles öffentlich, außer die wenigen kleinen Stückchen, die wir als privat definieren. Im Gegensatz dazu stellt die Kultur in den meisten Organisationen das genaue Gegenteil dar. Alles was wir tun, ist absolut privat, bis auf die kleinen Stückchen, die wir nach außen lassen.”

Da brauchen wir uns nicht zu wundern, dass wir nach gerade mal 5 Jahren Social Media gefühlt nicht sehr weit gekommen sind. Fundamentaler kann der Unterschied kaum sein. Wir brauchen uns weiterhin nicht zu wundern, wenn die zunehmende Diskrepanz zwischen den privaten und den beruflichen Kommunikations-Gewohnheiten, also “Ich privat” vs. “Ich Firma”, zum Unglücklich-Sein beiträgt. Auf Kurz oder Lang wir sich hier etwas bewegen müssen. Und ich weiß, was sich nicht bewegen lässt…”Ich privat”.

[HTTP410] Deutschlands Arbeitswelt im Jahr 2030

Die Robert Bosch Stiftung hat kürzlich eine 140 Seiten starke Untersuchung zur “Zukunft der Arbeitswelt – auf dem Weg ins Jahr 2030” vorgelegt, die ich allen Personalern und Arbeitsmarktinteressierten unbedingt empfehlen möchte. Aufbauend auf einer gründlichen Analyse der demografischen Entwicklung in Deutschland werden darin angesichts des massiven Schrumpfens der volkswirtschaftlichen Workforce Lösungsansätze zum Erhalt des Arbeitsangebotes dargelegt.

Die demografische Ausgangslage

Laut dem der Studie zugrunde liegenden Referenzszenario sinkt die Zahl der Menschen im Kernerwerbsalter von 20 bis unter 65 Jahren bis 2030 um 6,1 Millionen oder gut 12 Prozent. Damit geht dem Arbeitsmarkt innerhalb von nur zwei Jahrzehnte etwa jede achte Person im erwerbsfähigen Alter verloren. Zur Sicherung des Arbeitsangebots haben die Autoren drei arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder identifiziert und ihr Potential in Szenarien durchgerechnet:

Szenario “Erwerbsbeteilung”

Das Szenario “Erwerbsbeteilung” untersucht die Frage, welche Effekte eine steigende Erwerbsquote auf das Arbeitsangebot hat. Die dabei identifizierten Handlungsfelder sind »Lebensarbeitszeit verlängern«, »Beschäftigungsquoten erhöhen«, »Arbeitsmarktzugang hier lebender Migranten verbessern«, »Zuwanderung erhöhen«, »Geburtenraten erhöhen«.

Deutschlands Arbeitsmarkt wird in den meisten Szenarien bis 2030 schrumpfen

Szenario “Arbeitszeit”

Das Szenario “Arbeitszeit” errechnet die Effekte einer steigenden Arbeitszeit pro Erwerbsperson. Das Handlungsfeld ist »Jahresarbeitszeit erhöhen«. Anzumerken ist hier, das sich die Überlegungen auf die Erhöhung der statistischen Jahresarbeitszeit beziehen und nicht darauf abzielen, die Jahresarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten zu erhöhen, was politisch ja nicht durchsetzbar wäre. Denkbare Hebel sind die Absenkung der Teilzeitbeschäftigtenquote und die Erhöhung der in Teilzeitstellen geleisteten Arbeitszeit.

Die Arbeitsvolumenprojektion hält sich bis 2030 relativ stabil.

Szenario “Produktivität”

Darauf aufbauend simuliert die Studie im Szenario “Produktivität” welche Auswirkungen sich aus den möglichen Entwicklungen der Erwerbspersonen und des Arbeitsvolumens auf das Wohlstandsniveau in Deutschland ergeben würden.

Die Produktivität könnte bis 2030 je nach Szenario sowohl sinken als auch steigen.

Anschließend fordern die Autoren Reformen in den Handlungsfeldern Arbeitsmarkt, Bildung/Qualifizierung, Arbeitsrecht und Soziale Sicherung schlägt die Kommission konkrete Maßnahmen vor, die zwar nicht neu sind, politisch bisher aber nur ungenügend angegangen wurden:

  • eine Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen, Älteren, Personen mit Migrationshintergrund, aber auch qualifizierten Zuwanderern,
  • eine Erhöhung des Arbeitsvolumens, vor allem von teilzeitbeschäftigten Frauen, sowie
  • eine Steigerung der Produktivität auf volkswirtschaftlicher Ebene erlauben.

Diese Forderungen wurden vielfach auch schon von anderen geäußert. Was die Studie so empfehlenswert macht, ist die Tatsache das sie sich anschließend auf weiteren 100 Seiten konkrete Lösungsansätze ausarbeitet. Wer sie lesen will, kann sich die Studie “Zukunft der Arbeitswelt – auf dem Weg ins Jahr 2030” hier herunterladen.

[HTTP410] Arbeitswelt 2025 – zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Wie sieht die Arbeitswelt 2025 aus? Diese Frage hat das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation mit über 100 Experten diskutiert und daraus eine positive Zukunftsvision mit wahrscheinlichen Szenarien entwickelt. Demnach leben wir 2025 in einer global noch stärker vernetzten Welt, deren wirtschaftliche Wachstumstreiber Effizienz, Kreation und Innovation sind. Als Folge daraus wird die Welt zunehmend digital, wobei uns erprobte Werte natürlich erhalten bleiben (also kein Kulturpessimismus bitte). Damit einher geht die Entstehung einer digitalen Aura die jeden von uns umgibt und die wir pflegen müssen. (Heute nennen wir das noch Online-Reputation.) Außerdem nimmt der von IBM beschworene Smart Planet bis 2025 Gestalt an, erleichtert uns das Leben und schneidet die Umwelt auf unsere Bedürfnisse zu, darunter auch unseren Arbeitsplatz. Neben der traditionellen Unternehmensform, die Mitarbeiter an Standorten “bündelt” entstehen sogenannte “Cloud Companies”, sprich Unternehmen aus fluiden über das Internet koordinierten Teams, deren Mitglieder über die ganze Welt verteilt leben. In Abgrenzung dazu werden die traditionellen Unternehmen im Szenario “Care Company” genannt, da sie die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter aufgrund der Talentknappheit im Innovationsbereich stark berücksichtigen und Work-Life-Balance dank flexibler und Lebensphasenorientierter Personalpolitik zur Selbstverständlichkeit wird. Aber seht selbst:

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Neue Helden der Arbeitswelt – Outsourcing für Jedermann

CC 2.0 BY ssoosay
CC 2.0 BY ssoosay (bit.ly/Yb972u)

Vor ein paar Stunden habe ich die folgende faszinierende Geschichte entdeckt.

Ein US-amerikanischer Programmierer hat in 2012 angeblich eine ganze Zeit lang ein Fünftel seines sechsstelligen Gehalts an einen in China ansässigen Programmierer gezahlt, damit der seine ganze Arbeit erledigt. Der Vorteil dieser eigenwilligen Outsourcing-Initiative liegt auf der Hand: freie Zeitgestaltung am Arbeitsplatz, die bei dem Held dieser Geschichte, der im Netz nun als “Bob” bekannt ist, in etwa so ausgesehen haben soll:

9:00 – Ankunft im Büro, Surfen bei Reddit, Katzen-Videos gucken

11:30 – Mittagessen

13:00 – Ebay-Zeit

14:00 – Facebook-Updates, LinkedIn

16:30 – Abschluss des Tages, Status-Bericht an das Management

17:00 – Heimweg

catvidep

Wer jetzt meint, es sei ein schlechter Scherz, täuscht sich gewaltig.  Die ganze Geschichte wurde per Zufall von dem Sicherheitsunternehmen Verizon entdeckt, als es von “Bobs” Arbeitgeber beauftragt wurde, ungewöhnliche Aktivitäten im Firmennetzwerk zu untersuchen. Die VPN Logs wiesen seltsame Verbindungen aus China auf.

Abgesehen von dieser zufälligen Spur verriet sich “Bob” durch nichts. Ganz im Gegenteil. Der Mittvierziger Familienvater war für seine gute Performance, sauberen Code und zeitige Abgabe bekannt. Seine durchgehend guten Bewertungen machten ihn zum besten Entwickler im Haus.  Dank seiner Ordentlichkeit konnten letztendlich dankbarerweise auch Hunderte von chinesischen Rechnungen auf seinem Desktop gefunden werden – ein stichhaltiger Beweis.

Laut Huffingtonpost wurde “Bob” entlassen, was nicht überraschend sei. Nun, ich persönlich finde es schon etwas überraschend und sogar enttäuschend. “Bob” hat dem Unternehmen keinen Schaden zugefügt und unternehmerisches Denken bewiesen 🙂 Er hat sehr gute Ergebnisse geliefert und durch tolles Projekt- und Ressourcen-Management  langfristig gesehen im Grunde irgendwo einen Mehrwert für das Unternehmen geschaffen (er hat quasi weniger von sich verbraucht).  Einziger Wermutstropfen – er hat’s mit keinem abgesprochen. Was allerdings nicht verwunderlich ist. Wer würde das schon verstehen?!

Hand auf’s Herz. Wie würdet ihr auf eine solche Geschichte, als Arbeitgeber oder Kollege, in Eurem Unternehmen reagieren? Ist es unfair, wenn jemand sein Know-How und die zeitgemäßen Möglichkeiten dazu nutzt, seine Leben angenehmer zu gestalten? Oder ist diese Geschichte der Vorgeschmack auf die nicht allzu weit entfernte Normalität in der modernen Arbeitswelt in den führenden Wirtschaftsnationen?

P.S. Wer “Bob” sympatisch findet, sollte unter Umständen z.B. das Buch Die-4-Stunden-Woche von Tim Ferriss durchblättern und sich z.B. auf Freelancer.com umschauen.

Cloud & Co: IBM Social Business und die Arbeitswelt von Morgen

Die “Cloud” ist derzeit überall. Die CeBit stand im Zeichen der Cloud, und wenn das Familienfoto nicht so richtig gelingen will, heißt es für den Windows 7 Nutzer: “Auf in die Cloud!” Gerade das zweite Beispiel zeigt, dass der Begriff von jedem so besetzt wird, wie es ihm gerade passt. Für den einen ist die Cloud eine leicht skalierbare, digitale Infrastruktur; für den anderen nur ein Online-Speicher, auf den unterschiedliche Quellen Zugriff haben. Für Dritte steht dabei ein kollaborativer und sozialer Aspekt im Vordergrund. Möge jeder seine eigene Definition finden. IBM beschäftigt sich ebenfalls mit Cloud Computing, unter anderem in Bezug auf die operative Arbeitswelt. Unter dem Namen “Social Business” hat IBM vor einigen Wochen Content-Känale auf Facebook, Twitter und YouTube gestartet, auf denen die Themen Arbeitswelt, Enterprise 2.0 und eben Cloud Computing behandelt werden. Irgendwie scheint der Start nicht groß kommuniziert worden zu sein, nur so kann ich mir die bis dato sehr überschaubaren Followerzahlen und Videoabrufe erklären – ich selbst bin auch nur zufällig darüber gestolpert. Gerade der YouTube-Channel lohnt ein paar Klicks. Hier sind viele Interviews mit bekannten und weniger bekannten Webworkern und Businessmenschen zu sehen, die auf der CeBit zur Arbeitswelt von Morgen befragt wurden. Hier Andreas Gebhard von newthinking:

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Unser Film- und Surftipp für den Feierabend und eine Empfehlung für den Follow Friday! 😉 Pic: IBM

10 Punkte zur Arbeitswelt in 10 Jahren – Gartners Ideen, unsere Meinung

Gartner hat zehn grundsätzliche Veränderungen in der Arbeitswelt beschrieben, die uns in den nächsten zehn Jahren erwarten würden. Teilweise sind die Aussichten durchaus realistisch oder bereits heute Realität. Zum anderen Teil sind die Aussagen jedoch allenfalls “denkbar”. Es entsteht ein wenig der Eindruck, Gartner sei bei seiner Analyse von einer sehr klar definierten Unternehmensstruktur ausgegangen – zwar mit dem Wandel der Zeiten gehend, aber in sich und ihren Autoritäten gefestigt. Die Tatsache, dass sich derartige Strukturen selbst immer weiter auflösen, wird nicht ausreichend beachtet. Es entstehen überall neue Produktivitätszellen, die sich ganz bewusst jenen Problemen verweigern. Diese haben bei der Entwicklung der Arbeitswelt bis zum Jahr 2020 ein entscheidendes Wörtchen mitzureden.

Gedanken zu Gartners Punkten hat man bereits bei den Netzpiloten und bei Banedon’s Cyber Junk lesen können. Natürlich möchten auch wir mit unserer Meinung nicht hinter dem Berg halten. Dabei haben alle Punkte in sich ihre Berechtigung, auch wenn jeder noch einen (ergänzenden) Kommentar unsererseits verdient.

1. De-routinization of Work

“The core value that people add is not in the processes that can be automated, but in non-routine processes, uniquely human, analytical or interactive contributions that result in words such as discovery, innovation, teaming, leading, selling and learning. (…)”

Richtig. Routine ist aber immer auch ein Gewinn aus der Beherrschung einer Materie: die Leistung, dass Problem X grundsätzlich und mit gleichem Erfolg mit Lösung X begegnen werden kann. Was Routine ist, kann meist auch automatisiert werden – sofern sich ein entsprechendes Schema definieren und als Algorithmus nachbilden lässt. Doch mit dem Übergang einiger Prozesse in die Automatisierung werden auch immer wieder neue Herausforderungen aufkommen, die Routine erfordern. Arbeit wird also weniger de-routinisiert, vielmehr werden alte Routine-Tätigkeiten durch neue ersetzt.

2. Work Swarms

“(…) Teams have historically consisted of people who have worked together before and who know each other reasonably well, often working in the same organization and for the same manager. Swarms form quickly, attacking a problem or opportunity and then quickly dissipating. (…)”

Das Arbeiten in spontanen Schwärmen hat mit dem Arbeiten im festen Team einen entscheidenden Vorteil gemein: Sie profitieren von der Diversity. Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Fähigkeiten und Talente. Feste Teams haben aber gelernt, diese Ressource gewinnbringend einzusetzen. Der Vorteil von Schwärmen soll in minimiertem Koordinationsaufwand liegen – einen Prozess den gute, feste Teams idealerweise längst überwunden haben.

3. Weak Links

“In swarms, if individuals know each other at all, it may be just barely, via weak links. (…)”

Punkt 3 geht Hand in Hand mit der Arbeit im Schwarm. Die Quantität der beruflichen Verbindungen wird sicherlich zunehmen, aber ich sehe darin eher ein vorübergehendes “Verwaltungsproblem”. Zumindest kein Grund, weshalb die Qualität einzelner Beziehungen abnehmen sollte. Prozentual wird der Anteil an “strong Links” möglicherweise abnehmen, in der Intensität der “echten” Bindungen sehe ich deswegen keinen Unterschied.

4. Working With the Collective

“There are informal groups of people, outside the direct control of the organization, who can impact the success or failure of the organization. These informal groups are bound together by a common interest, a fad or a historical accident (…)”

Entscheidungen oder maßgebliche Ideen kommen immer seltener aus den internen Meetings. Immer mehr werden sie außerhalb, in einem firmenüberspannenden Netzwerk (von Gartner “Kollektiv ” genannt) getroffen. Nicht nur eine Folge immer offener werdender Unternehmensstrukturen, sondern auch Resultat der globalen Vernetzung von Interessengruppen und eines offenen Austausches zu Fachthemen. Schon heute.

5. Work Sketch-Ups

“Most non-routine processes will also be highly informal. It is very important that organizations try to capture the criteria used in making decisions but, at least for now, Gartner does not expect most non-routine processes to follow meaningful standard patterns. (…)”

Die oben beschriebene Auflösung der Routine stellt Unternehmen vor die Herausforderung, Prozessmodelle für den Ablauf dieser Arbeiten zu finden. Sofern dies tatsächlich nötig sein sollte, besteht die Kunst darin, nicht durch stereotype Handlungsweisungen neue Routinen aufzubauen, die wiederum der “Pattern Sensitivity” (Punkt 8.) im Weg stünden.

6. Spontaneous Work

“(…) Spontaneity implies more than reactive activity, for example, to the emergence of new patterns. It also contains proactive work such as seeking out new opportunities and creating new designs and models.”

Das wäre wünschenswert! Hier sind jedoch nicht nur Unternehmer gefordert, die alten Strukturen aufzubrechen. Auch die Mitarbeiter müssen sich bereit zeigen, diese Möglichkeiten zur Eigeninitiative aufzugreifen und umzusetzen. Hier ist Lernbedarf auf beiden Seiten.

7. Simulation and Experimentation

“(…) This suggests the use of n-dimensional virtual representations of all different sorts of data. (…)”

Auch das ist eine schöne Vorstellung. Im Ansatz haben wir diese Datenverfügbarkeit schon heute, auch wenn die Visualisierung im “n-Dimensionalen” noch in unserer Phantasie geschehen muss. 😉 Aber Augmented Realitiy schafft schon heute beeindruckende Fakten, wenn es darum geht, unterschiedliche Daten in Layern übereinander zu legen und miteinander zu verknüpfen.

8. Pattern Sensitivity

“(…) The business world is becoming more volatile, affording people working off of linear models based on past performance far less visibility into the future than ever before. (…)”

Dass Menschen passende Entwurfsmuster auf Probleme anwenden können, wird auch in Zukunft weiter von großer Bedeutung sein. Insbesondere als Resultat der beschriebenen De-Routinisierung und Voraussetzung zur unabhängigen Entscheidungsfindung (siehe auch Punkt 4.).

9. Hyperconnected

“Hyperconnectedness is a property of most organizations, existing within networks of networks, unable to completely control any of them. (…)”

Warum die umfassende digitale Verbindung zueinander gleich das Präfix “Hyper” verdient, ist mit nicht ganz klar. Aus der Sicht des Jahres 2000 auf 2010 wäre das noch nachvollziehbar gewesen, in Bezug von heute auf 2020 nicht mehr. Die volle Vernetzung ist schon längst Realität. Die Strukturen werden sich noch weiter verbessern, vermutlich in Richtung einer noch größeren Universalität.

10. My Place

“(…) Many will have neither a company-provided physical office nor a desk, and their work will increasingly happen 24 hours a day, seven days a week. In this work environment, the lines between personal, professional, social and family matters, along with organization subjects, will disappear. (…)”

Die Grenzen zwischen Berufsleben und Privatleben werden verschwimmen. Damit dies vor allen Dingen zum Vorteil des Arbeitnehmers geschieht, und es nicht, wie von Gartner prophezeit, zu einer völligen Verschmelzung kommt, gilt es, früh genug Regeln für den Respekt vor den Freunden, der Familie und nicht zuletzt dem Körper und der Gesundheit aufzubauen. Dieses Bewusstsein müssen nicht nur die Arbeitgeber entwickeln, auch die Arbeitnehmer müssen diesen Respekt vor ihrem Privatleben lernen und durchsetzen.

Pic: Online Photography School