Arbeitsmarktstudie 2020: So sieht der Corona-Arbeitsmarkt aus

Dieses Jahr erscheint die dritte Ausgabe unserer jährlich veröffentlichten Arbeitsmarktstudie. Damit die Auswertung der Daten nicht langweilig wird und wir nicht zum dritten Mal in Folge immer nur von steigenden  Fachkräfteengpässen und sinkenden Arbeitslosenzahlen sprechen müssen, kam dieses Jahr Corona mit ins Spiel.

Über Arbeitslosenzahlen und die Bevölkerungsentwicklung sprechen wir natürlich trotzdem, denn auf lange Sicht hat sich in vielen Bereichen nicht allzu viel verändert. Die Bevölkerungsentwicklung, die bevorstehenden Eintritte in den Ruhestand, aber auch der Ausbildungsmarkt haben keine allzu großen Veränderungen mit sich gebracht. Kurzfristig hat sich natürlich eine ganze Menge auf dem Arbeitsmarkt getan und wir haben alle bis Ende Juli vorhandenen und für Euch relevanten Daten zur aktuellen Arbeitsmarktlage zusammengesucht und ausgewertet.

Durch die verschiedenen Zahlen und Fakten entstand eine leicht kontroverse Arbeitsmarktstudie 2020, die den Ernst der Lage zwar widerspiegelt, gleichzeitig aber auch Hoffnung auf eine baldige Erholung gibt.

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Der demografische Wandel

Laut Prognose der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung steigt im Jahr 2020 die Gesamtzahl der deutschen Bevölkerung auf 83,4 Millionen an. Um den demografischen Wandel etwas besser verstehen zu können, haben wir uns in der Arbeitsmarktstudie zusätzlich die Geburten und Sterbefälle, die Lebenserwartung und Altersstruktur sowie das Verhältnis der inaktiven Bevölkerung zur gesamten Erwerbsbevölkerung in den kommenden Jahren angeschaut.

Arbeitsmarktstudie (Ausschnitt Grafik aus unserer Studie zum Arbeitsmarkt)

Der Berufsausbildungsmarkt und seine Entwicklung

Der Trend zur Akademisierung setzt sich weiterhin fort und beeinflusst damit auch den Ausbildungsmarkt. Aufgrund der aktuellen Situation konnten im laufenden Berichtsjahr weniger Ausbildungsstellen angeboten werden als noch in den Jahren zuvor. Allerdings ging auch gleichzeitig die Anzahl an Bewerbern zurück, wodurch das Verhältnis fast gleich blieb. Wie der Ausbildungsstellenmarkt sonst auf die Krise reagiert, kannst Du natürlich kostenlos in der Studie nachlesen.

Arbeitsmarktstudie (Ausschnitt Grafik aus unserer Studie zum Arbeitsmarkt)

Arbeitsmarktstudie: Stellenmarkt und Arbeitslosigkeit

In den letzten Jahren ist die Arbeitslosen-Stellen-Relation stark gesunken: In neun Jahren ist sie um ganze 54 Prozent zurückgegangen. Anstelle von 3,7 Arbeitslosen im Jahr 2010, kamen 2019 nur noch 1,7 Arbeitslose auf eine ausgeschriebene Stelle. Die Prognose für 2020 sieht allerdings etwas anders aus: Momentan wird davon ausgegangen, dass die Relation wieder auf 2,65 steigt. In der Arbeitsmarktstudie findet ihre alle Zahlen zu den Arbeitslosen nach Ländern, der Arbeitslosenquote mit und ohne Corona-Effekt sowie der aktuellen Entwicklung am Stellenmarkt.

Arbeitsmarktstudie (Ausschnitt Grafik aus unserer Studie zum Arbeitsmarkt)

Der Corona-Arbeitsmarkt und seine Folgen

Bei einer IAB Sonderbefragung gaben 58 Prozent der Unternehmen an, dass ihr Betrieb negativ von der Corona-Pandemie betroffen sei. Allerdings berichteten auch fast 30 Prozent, dass sie keine Auswirkungen beobachten. Der ifo-Geschäftsklima-Index und der BA-X Index der Bundesagentur für Arbeit sind nach einem starken Einbruch im April nun wieder auf steigendem Kurs. Wie viele Betriebe mussten Mitarbeiter entlassen und wie viele Personen sind immer noch in Kurzarbeit gemeldet? Auch diese Fragen beantworten wir in der aktuellen Studie.

Arbeitsmarktstudie (Ausschnitt Grafik aus unserer Studie zum Arbeitsmarkt)

Die Arbeitsmarktstudie 2020 lässt sich mit der Studie des letzten Jahres kaum vergleichen. Der Grund hierfür dürfte jedem klar sein. Am deutlichsten sind die Veränderung im Vergleich zum letzten Jahr wohl auf dem Stellenmarkt und bei der Arbeitslosigkeit zu spüren. Die Arbeitslosenquote stieg innerhalb eines Jahres um satte 1,3 Prozent. Doch ebenso wie der ifo-Geschäftsklimaindex und die Zahl offener Stellen stabilisiert bzw. erholt sich die Arbeitslosenquote im Juli langsam wieder.

Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend fortsetzt. Fest steht, dass die guten Bewerber trotz Corona-Krise in Engpassberufen nicht vom Himmel fallen und man als starkes Unternehmen nicht ins Hintertreffen geraten sollte. Eine genauere Einschätzung zur aktuellen Entwicklung findest Du in der kostenlosen Arbeitsmarktstudie 2020:

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Start-Up Recruiting: Trotz Corona-Krise keine Mitarbeiter in Sicht

Vor allem in Großstädten auf der ganzen Welt sprießen sie seit über 15 Jahren aus dem Boden: Die IT- und Internet Start-ups. Mit innovativen Geschäftsideen und hohem Wachstumspotenzial haben sich viele von ihnen mittlerweile zu Größen auf dem Arbeitsmarkt und bedeutenden Arbeitgebern entwickelt. Wie läuft das Start-Up Recruiting?

Eine Umfrage der Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergab, dass ein Start-up im Durchschnitt gut 20 Mitarbeiter beschäftigt. Befragt wurden 206 Start-ups in den Monaten Februar und März, 112 Start-ups im Mai und Juni.

Auffindbarkeit der Stellenanzeige Start-Up Recruiting

Weiterhin steigende Mitarbeiterzahl bei Start-ups erwartet

4 von 10 Start-ups, also 43 Prozent, haben aktuell weniger als zehn Mitarbeiter und rund jedes Vierte (23 Prozent) 20 oder mehr. Aus der Umfrage ergab sich außerdem, dass 57 Prozent der Unternehmen in Zukunft eine weiter steigende Mitarbeiterzahl erwarten. Und das auch in Krisenzeiten! Denn sogar nach dem zwischenzeitlichen Lockdown und dem damit einhergehenden Wirtschaftseinbruch gehen nur 6 Prozent davon aus, dass ihre Mitarbeiterzahl im Laufe des Jahres zurückgehen wird. Während zu Jahresbeginn fast zwei Drittel (63 Prozent) angaben, dass sie offene Stellen zu besetzen haben, so ist die Zahl in der Krise mit 49 Prozent kaum gesunken. Rund die Hälfte der Start-ups sind also auch in Krisenzeiten auf Wachstumskurs. Allerdings können zwei Drittel (68 Prozent) ihre offenen Stellen nur schwer bis gar nicht besetzen, da sie keine geeigneten Bewerber finden.

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Start-Up Recruiting: Großunternehmen immer noch beliebter bei Arbeitnehmern

Dass es in der heutigen Zeit schwierig ist, eine ausreichende Anzahl an guten Bewerbern zu generieren, wissen wir aus eigener Erfahrung. Für Start-ups kommt außerdem das Problem hinzu, dass sich viele geeignete Kandidaten immer noch eher für ein Großunternehmen oder einen etablierten Mittelständler entscheiden. 41 Prozent der Start-ups berichten, dass Kandidaten sich häufig für die (aus Bewerbersicht) sicherere Variante entscheiden. In vielen Fällen sei das Fixgehalt in größeren Unternehmen höher als in kleineren, die noch mitten im Aufbau stecken. Dabei bieten vor allem junge Unternehmen viele weitere Benefits, wie zum Beispiel das flexible Arbeiten. Laut einer Umfrage der Plattform kununu, können solche Anreize sogar wichtiger sein als das bloße Gehalt. Wir sind gespannt, ob sich in den kommenden Jahren mehr Arbeitnehmer in junge Unternehmen wagen – denn auch Google hat mal klein angefangen.

Corona: Was macht der Arbeitsmarkt? Teil 2

Vor knapp zwei Monaten, Anfang April, haben wir uns das erste Mal ausführlicher mit dem “Corona-Arbeitsmarkt” beschäftigt und versucht, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Seitdem ist gefühlt eine Ewigkeit vergangen.

Es ist viel passiert, darunter der umfassende Lockdown, die inzwischen zweite Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen der Bundesagentur für Arbeit, die daraus resultierende Panik in der Presse, die Eintrübung der Prognosen bezüglich der Erholung der Wirtschaft.

Spiegel Artikel zum Arbeitsmarkt Corona

An dieser Stelle ist es mir wichtig nochmals zu betonen, dass die offiziellen Zahlen (Ifo, BA usw.) stets einige Wochen Verzögerung aufweisen. Damit sind diese Daten paradoxerweise für die Einschätzung der aktuellen dynamischen Lage, die jeden Tag aufs Neue bewertet werden muss, “zu langsam”. Versucht mal auf offener stürmischer See mit Positions-Koordinaten oder Wetter-Daten zu navigieren, die einen Monat alt sind.

Dieser Verzögerung begegnen wir hilfsweise mit der Gegenüberstellung bzw. mit der laufenden Verwendung von quasi Echtzeit-Daten (z. B. online Suchverhalten, Anzeigenschaltungen, Jobspreader Klick-Daten). Los geht’s.

Ifo Geschäftsklima Index Mai 2020

Erwartungen der Unternehmen erholen sich

Laut der Ifo Konjunkturumfrage ging es gerade mit den Geschäftserwartungen im April noch weiter nach unten. Inzwischen scheinen sich die Erwartungen der Unternehmen allerdings leicht zu erholen. Die Stimmung im allgemeinen wird jedoch weiterhin als “pessimistisch” zitiert. Es ist nur logisch, dass die Situation die Personalplanung der Unternehmen beeinflusst.

BA-X Index (Arbeitskräftenachfrage)

Der gerade erschienene Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt zeichnet ein entsprechendes Bild für die Lage am Arbeitsmarkt. Auch hier wird ein starker Fall im April gefolgt von einer Stabilisierung im Mai sichtbar, die man z.B. an dem BA-X Index (Arbeitskräftenachfrage) ablesen kann. Dieser stand Ende Februar bei 116 Punkten, rutschte bis April auf 94 runter und verlor im Mai lediglich 3 Punkte (Stand: 91).

Google Trends Personalbeschaffung

Unser Google Trends Benchmark für das Suchinteresse im Bereich Personalbeschaffung bestätigt diese Einschätzung in etwa. Starker Rückgang im April – ja. Stabilisierung im Mai – ja. Die tagesaktuellen Zahlen für die erste Juni Woche springen gerade von Tag zu Tag etwas hin und her. Deuten mal einen weiteren Rückgang des Interesses an und mal eine Verbesserung (bitte klickt auf den Chart für die aktuellen Trends). Natürlich wünschen wir uns eine Verbesserung. Alle Augen sind nun auf Juni gerichtet.

Gemeldete Arbeitsstellen Mai 2020 Bundesagentur für Arbeit

Arbeitsmarkt Corona: Rückgang der ausgeschriebenen Stellenanzeigen

Übersetzt in Stellenausschreibungen resultiert die aktuell undurchsichtige Situation nach den Zahlen der bei der BA gemeldeten Arbeitsstellen in einem Rückgang des Bestandes vom Höhepunkt 2020 in März bei 691.137 auf 626.417 in April und 583.624 in Mai. Übrigens lag diese Zahl im Mai 2019 bei 791.604. Das sind ca. 26% weniger ausgeschriebene Stellen im laufenden Jahr gemäß der offiziellen Statistik. Der Zugang an neuen Stellen hat sich laut der BA gefangen und ist leicht in Richtung Norden gedreht. Er vermag dem Überhang des Abgangs (z. B. wegen Stornierungen) noch nicht entgegenzuwirken.

BA Statistik Bestand offene Stellen Mai 19 vs. Mai 20

Als “Echtzeit”-Alternative möchte ich hier die unmittelbaren tagesaktuellen Daten der Jobbörse der Bundesagentur vorschlagen. Das ist die größte (kostenlose) Jobbörse in Deutschland (sie enthält nicht nur die zur Vermittlung gemeldeten Stellen der BA) und ist damit ein ganz guter breiter Indikator für den Arbeitsmarkt. Mithilfe der “Waybackmachine” kann jeder die Zahlen aus der Vergangenheit heranziehen.

Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit offene Stellen Jahresvergleich

Vergleichen wir Ende Mai 2019 (1.648.847 ausgeschrieben Stellen) mit Ende Mai 2020 (1.089.247 Stellen), ergibt sich eine Abweichung auf Jahresbasis von ca. 34%. Die Gegenüberstellung der letzten Mai und der ersten Juni Wochen zeigt leider eine langsame Fortsetzung des Rückgangs. Am 03.06. waren 1.075.722 Stellen ausgeschrieben.

StepStone offene Stellen Jahresvergleich

Eine weitere interessante Option ist der von mir gerade erfundene “$tep$tone-Job-Index”. Kostenlose Ausschreibungen bei der BA kann jeder, aber wer ist im Augenblick so abgebrüht, sein Geld in Luxus-Stellenanzeigen mit fester Laufzeit und ohne Ergebnisgarantie anzulegen?!

Also am 01.06.2019 zeigte der Index 91.968 ausgeschriebene Stellen. Am 01.06.2020 waren es 51.086. Ein Minus von 44,45% im Jahresvergleich. Wow. Das Gute ist aber, dass die Zahl der Stellen bei $tep$tone in der ersten Juni Woche leicht angezogen hat. Auf deren Webseite wird sie heute am 05.06.2020 mit 52.956 ausgewiesen. Hoffentlich bleibt das eine nachhaltige Tendenz.

Soviel zu der undifferenzierten Betrachtung der Situation auf dem Arbeitsmarkt. Das Dankbare an den Seiten der Jobbörse der Bundesagentur und von StepStone ist, dass beide auch Zahlen für die jeweils geführten Kategorien zeigen. Somit sind auch tagesaktuelle Detailanalysen möglich. So gab es z. B. bei StepStone in der Kategorie IT von Juni 2019 bis Juni 2020 einen deutlichen Rückgang von 16.382 auf 10.428. Wenn ihr Euch für bestimmte Kategorien oder Branchen interessiert, könnt ihr so täglich beobachten, was gerade in Sachen Bestand im Detail passiert.

Abschließend zu diesem Punkt ist noch zu erwähnen, dass es durchaus Berufe gibt, die von der aktuelle Lage (bzgl. Arbeitslosen/Stellen-Relation) nicht negativ betroffen sind. Unsere Analyse der BA Arbeitsmarktdaten spuckt einige solcher Kandidaten aus: Berufe in der Landwirtschaft, Berufe im Maurerhandwerk, Berufe in der Dachdeckerei, Berufe im Straßen- und Asphaltbau, Berufe für Stuckateurarbeiten. Ja, es sind offenbar vor allem handwerkliche Berufe.

Die Analyse des Bestandes ist aber nur eine Seite der Medaille. Denn in einem etwas entspannteren Arbeitsmarkt werden die Stellen schneller besetzt. Das kann dazu führen, dass obwohl die Unternehmen mutiger werden und wieder kräftig schalten, der Bestand dennoch stagniert. Um keine falschen Schlüsse zu ziehen, muss daher auch die Zahl der Neuschaltungen als Benchmark herangezogen werden.

Dafür verwenden wir gerne Jobfeed. Die Kollegen erheben wöchentlich die entsprechenden Daten. Schon der kostenlose Chart auf ihrer Startseite ist sehr hilfreich für die Einschätzung der Lage.

Neue Stellenangebote Januar bis Juni 2020

Wie man sehen kann, vermitteln diese Zahlen ein freundlicheres Bild als die Veränderung des Bestandes. Es geht offensichtlich langsamer weiter. Der Tiefpunkt ist zumindest aus dieser Perspektive überwunden.

Besonders interessant wird es, wenn wir uns die Entwicklung in ausgewählten Branchen anschauen. Hier ist ein willkürlicher Mix mit Beispielen von moderater Erholung in Sachen Neuschaltungen.

Neue Stellenangebote nach Branche Januar bis Mai 2020

 

Zum Abschluss scheint es mir wichtig zu erwähnen, dass der Arbeitsmarkt, je nach Metrik, als nachlaufender oder höchstens gleichlaufender Indikator für die Wirtschaft funktioniert. Wie ist die Lage heute im Vergleich zu gestern, kann damit gut beantwortet werden. Die Projektion in die Zukunft ist dagegen etwas schwierig. Wenn wir wissen wollen, wie sich der Arbeitsmarkt demnächst vermutlich entwickeln wird, sollten wir uns auch vorlaufende Indikatoren für die Lage der Wirtschaft anschauen.

Das Problem, das wir gerade haben, ist, dass die meisten aussagekräftigen davon (z. B. Auftragseingang, Einkaufsmanagerindex) für die aktuelle Situation ebenfalls zu langsam aktualisiert werden. Als aussagekräftige “Echtzeit”-Indikatoren finde ich aktuell für die Weltwirtschaft den “Baltic Exchange Dry Index” und für Deutschland den kürzlich aufgelegten “Lkw-Maut-Fahrleistungsindex” interessant.

Und dieser scheint doch wirklich in die richtige Richtung zu laufen. Ich wünsche uns allen einen guten Juni und schließe mit dem Zitat eines der besten Eishockey Spielers aller Zeiten, Wayne Gretzky, ab: “I skate to where the puck is going to be, not where it has been”.

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Corona Jobwechsel: Neuer Job gleich nach der Krise?

Corona Jobwechsel: Eine kleine, aber spannende Meldung erreicht uns aus unserem Nachbarland Österreich. Bei einer Umfrage des Karriereportals karriere.at kam heraus, dass sich fast 50% der Teilnehmer nach der Corona-Krise einen neuen Job wünschen. Aber nicht alle befragten Arbeitnehmer denken über einen Jobwechsel nach – und andere sind noch unentschlossen.

Mögliche Veränderungen nach der Krise

Nicht nur die Angestellten denken über weitreichende Veränderungen nach. Das Karriereportal befragte auch Unternehmensvertreter (HR-Manager, Geschäftsführende und Führungskräfte). Und auch hier scheint man zumindest über Veränderungen nachzudenken – wenn auch nicht erfragt wurde, wie diese aussehen könnten.

Zunächst zurück zu den Arbeitnehmern. 578 Teilnehmer beantworteten die Frage: “Wie geht’s nach Corona für Dich weiter?”. Wie erwähnt, antworteten 49% darauf, dass sie sich einen neuen Job wünschen. 24% wollen, dass alles beim Alten bleibt. 22% sind noch am Überlegen und weitere 5% wünschen sich eine interne Veränderung.

Corona Jobwechsel: Umfrageergebnisse von karriere.at
Quelle: karriere.at

Fast die selbe Frage wurde auch den 126 Unternehmensvertretern in Bezug auf die Pläne ihrer Firma gestellt: “Wie geht es nach Corona weiter?”. Auch hier deuten die Antworten der Befragten darauf hin, dass einiges in Bewegung kommen wird. 39% gaben an, sie seien noch am Sondieren. 11% sagten, es müssen einzelne Bereiche umstrukturiert werden – gegenüber nur 29%, bei denen sich gar nichts ändern soll. Bei 21% kündigen sich große Neuerungen an, denn sie antworteten, dass ihre Unternehmen sich neu aufstellen müssen.

Nach Corona Jobwechsel Grafik 2 Unternehmen
Quelle: karriere.at

Warum jetzt? Mögliche Gründe für einen geplanten Jobwechsel

Was die Teilnehmer, sowohl die Unternehmensvertreter als auch auch die Angestellten, für Gründe haben, das geht aus der kleinen Umfrage leider nicht hervor. Spekulieren kann man da endlos: sind sie vielleicht in einer besonders von der Krise betroffenen Branche tätig, im Tourismus vielleicht oder der Gastronomie? Ist die Mehrzahl derjenigen, die angaben “ein neuer Job muss her” vielleicht aktuell arbeitssuchend? Schließlich erreichte die Zahl der Arbeitslosen in Österreich Mitte April einen Höchststand – sank aber über den Mai auch wieder spürbar. Denken aber vielleicht auch diejenigen über einen Jobwechsel nach, die eine feste Stelle haben? Bei einigen Arbeitnehmern mag die äußere Krise auch zu einer inneren geführt haben – und so fragt sich der ein oder andere vielleicht, ob das, was er beruflich tut, wirklich das Richtige für sie oder ihn ist.

Auch die Unternehmensvertreter dürften vor vielen offenen Fragen stehen, vor allem die, bei denen umstrukturiert werden muss. Noch mehr bei denen, die komplett neu anfangen müssen. Die Corona-Krise trifft auch unser Nachbarland hart, die Wirtschaft schwächelt auch dort. Nicht nur Handel und Tourismus, auch die Industrie ist stark betroffen.

Und trotz der Lockerungssignale an Wirtschaft und Bevölkerungen, die zuletzt in mehreren europäischen Ländern gesendet wurden, sind die Zeiten weiter unsicher. So ist es auch verständlich, dass 39% der befragten Unternehmensvertreter noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen haben. Doch wer zu lange zaudert, verpasst womöglich auch Chancen, die sich aktuell, besonders im Recruiting, auftun.

Wenn die Krise auch eine Chance für Unternehmen sein kann

Nicht nur in Österreich zeigen sich aktuell Tendenzen dafür, dass nach der anfänglichen Schockstarre wieder mehr Bewegung in den Arbeitsmarkt kommt. Neben den vielen von der Krise schwer belasteten Branchen gab es von Anfang an auch solche, für die die Krise Mehrarbeit bedeutet. Insbesondere im Gesundheitssektor, aber beispielsweise auch im Lebensmittelhandel. Dort suchte und sucht man verstärkt nach neuen Mitarbeitern.

Möglich ist, dass auch andere Faktoren die Bereitschaft für einen Jobwechsel nach der Krise befeuern könnten. Für Unternehmen öffnet sich so gerade vielleicht ein Zeitfenster, in dem sich Recruiting-Aktivitäten besonders lohnen könnten. Denn vieles spricht dafür, dass es zur Zeit für sie gute Chancen gibt, neue Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Und das nicht zwangsläufig nur in den Bereichen, in denen die Krise besonders gewütet hat. Auch passiv-wechselwillige Kandidaten sind möglicherweise gerade für einen Jobwechsel besonders empfänglich.

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Die Pressemitteilung zur Umfrage findet ihr auf karriere.at.

Personalmanagement in Zeiten von Corona: Interview mit der EUROIMMUN AG

Bundeskanzlerin Merkel bezeichnete in einer TV-Ansprache die Coronakrise als größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Virus und die damit einhergehenden Einschränkungen beeinflussen das Privat- und Berufsleben ganz erheblich. Der Arbeitsmarkt steht vor Veränderungen und das Personalmanagement und Recruiting sollte aus vielerlei Gründen nicht aus den Augen verloren werden.

Die Wollmilchsau spricht in dieser Krise mit Unternehmen, die aufgrund hoher Auslastungen gerade jetzt verstärkt auf Bewerbersuche sind, besondere Umstrukturierungen und Maßnahmen ergreifen müssen, ihr Employer Branding umkrempeln oder sogar ihr digitales Recruiting auf links drehen, um nach dieser Zeit gewappnet zu sein. Die wirtschaftlichen Folgen der Unternehmen sind so unterschiedlich wie interessant und sollen zeigen, dass nicht alle Entwicklungen zwangsläufig negativ sind. 

Die EUROIMMUN AG hat in diesen Zeiten eine ganz besondere Aufgabe gemeistert: Bereits im Januar fiel der Startschuss für die Entwicklung von Testsystemen zur Diagnostik von SARS-CoV-2-Infektionen. Um die damit einhergehende Auslastung im Unternehmen stemmen zu können, versetzten sie Mitarbeiter und lernten sie kurzerhand für neue Tätigkeiten an. Gleichzeitig verhinderten sie durch diese Maßnahmen Kurzarbeit in geschlossenen Abteilungen wie beispielsweise dem Betriebsrestaurant oder dem Kindergarten. Marie Schween gibt uns in diesem Interview einen Einblick in diese spannende Zeit bei der EUROIMMUN AG. 

Personalmanagement Interview mit Marie Schween von der EUROIMMUN AG

Marie Schween: Personalmanagement bei Euroimmung im Interview

Hallo Marie, wer seid Ihr und was genau macht Ihr? Wollt Ihr euch kurz vorstellen?

Wir, die EUROIMMUN AG, sind ein Hersteller von Labordiagnostik mit Hauptsitz in Lübeck. Unsere Aufgabe ist es, Testsysteme zu entwickeln und zu produzieren, mit denen verschiedenste Krankheiten erkannt werden können. Ergänzend dazu bieten wir Laborautomaten und Softwarelösungen an, die unsere Tests vollautomatisch abarbeiten und Laborprozesse digitalisieren. Unsere Produkte kommen weltweit zum Einsatz – in mehr als 6.000 Laboren rund um den Globus helfen sie dabei, Krankheiten schnell und zuverlässig zu diagnostizieren. 

Was ist momentan die besondere Situation bei Euch im Haus und welchen Herausforderungen steht Ihr gegenüber?

Als uns im Dezember 2019 die Nachricht des neuartigen Coronavirus aus China erreichte, starteten unsere Wissenschaftler umgehend mit den ersten Vorbereitungen für bevorstehende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. Kurz nachdem die genetische Sequenz des neuen Virus am 10. Januar veröffentlicht wurde, fiel der Startschuss für die Entwicklung von Testsystemen zur Diagnostik von SARS-CoV-2-Infektionen. Anfang Februar standen bereits die ersten Tests zur Verfügung, im März erhielten wir als erster europäischer Hersteller die CE-Kennzeichnung, Anfang Mai die Notfallgenehmigung der US-amerikanischen FDA. 

Das ist natürlich ein großer Erfolg. Doch auf dem Weg dahin standen wir vor vielen Herausforderungen, die es zu bewältigen gab. Es mag sich so anhören, als wären wir vorbereitet gewesen. Es ging uns jedoch wie vielen anderen Unternehmen: Anfang des Jahres war nicht ansatzweise zu erahnen, was da auf uns zukommt. Mitte März ging plötzlich alles Schlag auf Schlag. Hunderte Mitarbeiter mussten von jetzt auf gleich ins Homeoffice oder fielen kurzzeitig aus, um zu Hause die Kinderbetreuung zu organisieren. Zeitgleich stieg die weltweite Nachfrage unserer Corona-Tests und Laborautomaten so stark an, dass es anfangs viel Mühe kostete, den hohen Bedarf zu bedienen. Während unsere Produktionsmitarbeiter in dieser Phase sofort auf Höchstleistung umstellten, konnten andere Kollegen ihren gewohnten Tätigkeiten nicht mehr nachgehen.

Dazu gehörten vor allem die Mitarbeiter in den Betriebsrestaurants und -kindergärten, die im Zuge des deutschlandweiten Lockdowns geschlossen bzw. auf Notbetreuung umgestellt werden mussten. An vielen Stellen im Unternehmen kämpften wir mit zwei Extremen: viel zu viel oder wenig bis gar keine Arbeit. Um dieses Ungleichgewicht aufzulösen und negative Auswirkungen wie Kurzarbeit zu vermeiden, mussten umgehend Notfallpläne und Sofortmaßnahmen her. Damit wollten wir sowohl unsere Kollegen unterstützen, als auch die Lieferfähigkeit für unsere Kunden sicherstellen.  

Personalmanagement: Arbeit clever umverteilen

Um Kündigungen oder Kurzarbeit zu vermeiden, habt ihr Mitarbeiter aus geschlossenen Abteilungen, wie zum Beispiel dem Betriebsrestaurant oder den Kindergärten, für Produktion, Lager oder Versand angelernt. Wie kamt Ihr auf diese Idee und wie seid Ihr da vorgegangen?

Kurzarbeit oder Kündigungen zu vermeiden, war das größte Anliegen unserer Vorstandsmitglieder. Sie ergriffen die Initiative und beauftragten das Personalmanagement, durch Querversetzungen in andere Abteilungen den betroffenen Kollegen neue Tätigkeiten zuzuweisenWir starteten das interne Programm „Kollegen helfen Kollegen“. Hier bauten wir zunächst einen Personalpool auf, um alle Mitarbeiter der geschlossenen Bereiche oder Abteilungen mit reduziertem Arbeitsaufkommen zu sammelnDenn auch Letztere sollten für tage– und wochenweise Einsätze an den „Brennpunkten“ aushelfen, sofern die eigene Abteilung sie entbehren konnte. 

Alle Kollegen aus diesem Pool wurden je nach Bedarf eingeteilt – und das war eine wirkliche Mammutaufgabe für das Personalteam. Zahlreiche Abteilungen forderten täglich neue Unterstützung anHinzu kamen die Urlaubsplänedie Kinderbetreuung oder neu eingeführte Sonderschichten, die es zu berücksichtigen galt. Wenn dann noch ein kurzfristiger Ausfall gemeldet wurdebenötigte man einen Notfallplan für den Notfallplan.

Daher war unser Personalteam auch nach Feierabend und am Wochenende erreichbar, um schnellstmöglich reagieren zu können –  ein enormer Organisations- und Kommunikationsaufwand! Aber nicht nur dem Personalmanagement sei an dieser Stelle für den außerordentlichen Arbeitseinsatz zu danken, auch alle anderen Mitarbeiter haben großes Engagement und eine unglaubliche Flexibilität bewiesen. Für viele war und ist es ein regelrechtes Jobhopping – sie wissen heute nicht, wo sie morgen früh gebraucht werden. Manche Kollegen haben sogar private Termine für einen dringenden Einsatz verschoben. Das ist nicht selbstverständlich und wir wissen das sehr zu schätzen! 

Wie war die Reaktion der Mitarbeiter auf diese Idee?

Sehr positiv! In den Abteilungen mit erhöhtem Arbeitspensum wurden die Maßnahmen sehr begrüßt und dankend angenommen. Aber auch die Kollegen aus dem Pool – insbesondere aus den geschlossenen Abteilungen – waren glücklich, dass ihnen eine alternative Tätigkeit geboten wurde. Etliche haben sich sogar freiwillig für einen Hilfseinsatz gemeldet und sind aus dem Homeoffice in die Produktion gegangen. Wir haben von zahlreichen Kollegen die Rückmeldung erhalten, dass sie die Tätigkeiten und Einblicke in andere Abteilungen sehr interessant fanden.  

Wie schnell konntet Ihr dieses Vorhaben umsetzen?

Als Mitte März das Homeoffice, die Schließung der Gastronomie und die Notbetreuung in den Kindergärten angeordnet wurden, haben wir direkt reagiert. Bereits am darauffolgenden Tag wurden die ersten Abteilungswechsel umgesetzt. Seit knapp zwei Monaten planen die Kollegen im Personalmanagement nun von Tag zu Tag neu.

Jobhopping als Instrument im Personalmanagement

Welche Schwierigkeiten haben sich ergeben und wie konntet Ihr sie lösen? 

Die größte Hürde lag darin, dass zur Ausübung einiger Tätigkeiten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Als beispielsweise unser Logistikpartner ausgefallen ist, haben wir kurzerhand beschlossen, unsere Kunden selbst zu beliefern. Als systemrelevantes Unternehmen blieb uns keine andere Wahl, als die Versorgung aus eigenen Reihen sicherzustellen. Hier durften selbstverständlich nur Kollegen mit einem passenden Führerschein eingesetzt werden, die auch körperliche Belastungen beim Be- und Entladen auf sich nehmen konnten.

Zusätzlich mussten geeignete Fahrzeuge im Fuhrpark sowie Transport- und Arbeitsbestätigungen organisiert werden – denn plötzlich durfte man nur noch mit Genehmigung die inländischen Grenzen passieren. Oft mussten also neben der Suche nach einem freien Mitarbeiter auch zusätzliche Kriterien für den reibungslosen Arbeitsablauf berücksichtigt werden.

Eine weitere Herausforderung waren unsere Raumkapazitäten, die im normalen Alltagsgeschäft gut ausgelastet sind. Da die Produktion auf das Maximum hochfahren musste, wurde mehr Platz benötigt. Auch hier war unsere Kreativität gefragt, sodass wir Räumlichkeiten kurzerhand umfunktioniert habenSo nutzen wir beispielsweise die langen Tische in unseren Betriebsrestaurants, um die Faltkartons für den Versand vorzubereiten

Auch die besonderen Hygienevorschriften in den Arbeitsstätten erschwerten zunächst die Abläufe. Um die Standards einhalten zu können, wurden beispielsweise die Schichten umgeplantdamit die Anzahl der Mitarbeiter im Gebäude reduziert und die Abstände eingehalten werden konntenZusätzlich wurde in einigen Abteilungen spezielle Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt. Dies seien nur einige von vielen Beispielen. Das Wichtigste in dieser Ausnahmesituation waren zwei Dinge: Kommunikation und Teamwork! Auch, wenn die Telefonleitungen und Köpfe heiß liefen, wir konnten letztlich für alle kleinen und großen Herausforderungen eine Lösung finden. 

Wie läuft/lief die Einarbeitung trotz der Corona bedingten Einschränkungen? Könnt Ihr die Mitarbeiter remote einarbeiten?

Einige unserer neuen Kollegen mussten direkt im Homeoffice starten. Unser allmonatlicher Onboarding-Day mit informativen Vorträgen und Werksführungen konnte nicht stattfinden und muss leider auch weiterhin ausfallen. Die Vorträge haben wir digitalisiert und dank unseres Patenprogramms stand den neuen Kollegen auch nach wie vor ab dem ersten Tag ein direkter Ansprechpartner zur Verfügung, der die Informationen vermittelt hat. Die Werksführungen werden wir zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Grundsätzlich hat auch die Fern-Einarbeitung mit Ablaufplänen, Aufgabenkatalogen und sehr viel Kommunikation über die digitalen Tools gut geklappt.  

Die Einarbeitung der querversetzten Kollegen lief sehr unterschiedlich ab. In manchen Abteilungen bestand zur Entlastung des Fachpersonals nur ein kurzzeitiger Bedarf für einfache Aufgaben. Da reichte eine kurze Einweisung aus. Andere Abteilungen wiederum hatten einen Mindesteinsatzzeitraum vorgegeben, da die Einarbeitung umfangreicher war und sich über mehrere Tage erstreckte. Hier setzten wir dann nur Kollegen ein, die diese Vorgabe terminlich einhalten konnten.

Zudem wurde darauf geachtet, dass hauptsächlich Mitarbeiter mit Vorerfahrung in ähnlichen Tätigkeiten oder sogar einem vorherigen Einsatz in der Abteilung eingeplant wurden. Insbesondere in den Laboren war dies der Fall. Das hat die Einarbeitung erheblich vereinfacht. Grundsätzlich lief das Anlernen überall problemlos ab, da die Kollegen ihren Helfern sehr viel Aufmerksamkeit und Unterstützung gegeben haben. 

Personalmanagement: Homeoffice funktioniert gut

Was für Learnings zieht Ihr aus dieser aktuellen Krisensituation für Euer Unternehmen und welche positiven Effekte gibt es vielleicht sogar?

Große Fortschritte haben wir hinsichtlich des mobilen Arbeitens gemacht und hieraus bereits Lerneffekte gezogen. Die letzten Monate haben gezeigt, dass wir mit Homeoffice und Online-Konferenzen gut und erfolgreich arbeiten können. Des Weiteren wurde an manchen Arbeitsabläufen Optimierungsbedarf erkannt. So hat beispielsweise einer unserer Tischler während seines Einsatzes in der Fertigung eine Idee zur Erleichterung eines Arbeitsprozesses gehabt und den Kollegen kurzerhand ein neues Arbeitsmittel dafür gebaut.  

Den größten positiven Effekt hatte die Situation aber wohl auf den Mitarbeiterzusammenhalt. Die gegenseitige Unterstützung und Hilfsbereitschaft hat uns zusammengeschweißt und gezeigt, wie viel wir gemeinsam erreichen und welche Ausnahmesituationen wir als Kollegium bewältigen können. Durch die Einsätze in verschiedenen Abteilungen ist eine Form von „Jobrotation“ entstanden, die den Mitarbeitern viele interessante Einblicke in die Tätigkeit ihrer Kollegen ermöglicht hat. 

Einige haben es sogar als das bislang größte, interne Weiterbildungsprogramm bezeichnet. Man hat sich nicht nur gegenseitig für neue Projekte inspiriert, es ist an vielen Stellen auch mehr Verständnis und eine ganz neue Anerkennung für die Arbeit in anderen Abteilungen entstanden.

Aber auch die Wertschätzung für EUROIMMUN als Arbeitgeber wurde gestärkt. Wir alle sind dankbar für die Unterstützung, die wir erhalten haben und die erleichternde Erkenntnis, dass wir auch in Krisenzeiten einen sicheren Arbeitsplatz haben. Es macht uns stolz, dass wir gemeinsam einen großen Beitrag zur weltweiten Gesundheit leisten. 

Vielen Dank für das Interview zum Personalmanagement, Marie!

Wer sich für weitere Interviews mit Unternehmen und ihre besonderen Recruiting-Maßnahmen in der aktuellen Situation interessiert, findet das Interview mit Katharina Nolden vom Klinikum Region Hannover nur einen Klick weit entfernt.

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Recruiting in Zeiten von Corona: Interview mit dem Klinikum Region Hannover

Bundeskanzlerin Merkel bezeichnete in einer TV-Ansprache die Coronakrise als größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Virus und die damit einhergehenden Einschränkungen beeinflussen das Privat- und Berufsleben ganz erheblich. Der Arbeitsmarkt steht vor Veränderungen und das Recruiting sollte aus vielerlei Gründen gerade jetzt nicht aus den Augen verloren werden. Wir haben im Recruiting Interview Fragen an Katharina Nolden, die das Personalmarketing beim KRH verantwortet.

Die Wollmilchsau spricht in dieser Krise mit Unternehmen, die aufgrund hoher Auslastungen gerade jetzt verstärkt auf Bewerbersuche sind, besondere Umstrukturierungen und Maßnahmen ergreifen müssen, ihr Employer Branding umkrempeln oder sogar ihr digitales Recruiting auf links drehen, um nach dieser Zeit gewappnet zu sein. Die wirtschaftlichen Folgen der Unternehmen sind so unterschiedlich wie interessant und sollen zeigen, dass nicht alle Entwicklungen zwangsläufig negativ sind.

Recruiting Interview: Katharina Nolden vom Klinikum Region Hannover

Das KRH ist aktuell mit datengetriebenem und automatisiertem Personalmarketing auf der Suche nach mehr Klinik-Personal. Wir haben uns die Frage gestellt: Wie stärkt man das Employer Branding eines Krankenhauses in einer Zeit, in der alle Kliniken auf der Suche nach Verstärkung sind und wie gehen die Fachabteilungen mit der aktuellen Recruiting-Situation um?

Recruiting Interview mit dem KRH

 

Hallo Katharina, wer genau seid Ihr und was macht Ihr? Wollt Ihr Euch mal kurz vorstellen?

Wir sind das KRH Klinikum Region Hannover, ein kommunaler Krankenhaus-Konzern mit zehn Standorten und insgesamt rund 7.500 Mitarbeitern.

Was ist momentan die besondere Situation bei Euch im Haus und welchen Herausforderungen steht Ihr gegenüber?

Das Klinikum ist glücklicherweise momentan ganz gut aufgestellt. So können wir die Ruhe vor dem Sturm nutzen und uns bestmöglich auf alles, was noch kommen könnte, vorbereiten. Dazu zählt aktuell zum Beispiel das Herstellen von eigenem Desinfektionsmittel, die Zusammenarbeit mit neuen Lieferanten für Schutzmasken, aber auch das Rekrutieren neuer Mitarbeitender.

Wie habt Ihr Euch bisher bei der Suche nach Bewerbern aufgestellt und was wollt Ihr ändern?

Anfang 2020 haben wir ein neues digitales Recruiting-Konzept aufgesetzt, das bei der Suche nach Bewerbern unterstützt und uns in der aktuellen Situation zugutekommt. Um das Konzept noch weiter auszubauen, schauen wir auch aktuell immer weiter nach neuen Lösungen und testen, welche digitalen Angebote für uns infrage kommen und welche nicht.

Auch wenn wir bei der Suche nach Bewerbern bereits auf einem guten und zukunftsorientierten Weg sind, gibt es an einigen Punkten noch Schwachstellen. Der digitale Recruiting-Prozess in Zeiten von Corona stellt uns vor allem als Klinik vor eine große Aufgabe. Zwar führen Chefärzte und Führungskräfte bereits Online-Bewerbungsgespräche anstatt persönlicher Interviews durch, aber wir sind noch nicht ganz da, wo wir sein wollen.

Was für eine Rolle spielt datengetriebenes und automatisiertes Personalmarketing bei der Suche nach Bewerbern?

Ich persönlich finde den datenbasierten Ansatz sehr interessant und spannend. In einem kommunalen Krankenhaus haben wir einfach nicht das Budget eines Wirtschaftsunternehmens und sind darauf angewiesen, zielgerichtet in die richtigen Kanäle zu investieren.

Aktuell arbeiten wir daran, einen kompletten Recruiting-Funnel mit Hilfe von Recruitment Analytics aufzubauen. Dieser Funnel bildet die gesamte Candidate Journey als einen messbaren Konversionspfad ab und soll uns bei der Budgetplanung helfen. Auf Basis dieser Ergebnisse können wir im besten Fall Investitionen besser und vorausschauender planen.

Recruiting Interview in Zeiten von Corona

 

Wie stärkt Ihr momentan Eure Employer Brand? In einer Zeit, in der alle medizinisches Personal suchen. Wie hebt Ihr Euch ab?

Die Medizin wird immer weiblicher: Inzwischen sind ca. 70% der Medizin-Studenten Frauen. Ganz unabhängig von Corona ist das eine Entwicklung, auf die wir uns einstellen und auf die wir während und nach der Krise eingehen wollen. Um dem Rechenschaft zu tragen, schreiben wir ganz gezielt immer mehr Stellen mit dem Titel „Ärztin (m/w/d)“ aus, um Frauen verstärkt anzusprechen. Darüber hinaus schreiben wir vermehrt auch Tandem-Stellen aus. Hier können sich zwei Mitarbeitende eine Vollzeitstelle teilen. Voraussetzung ist, dass diese umfänglich abgedeckt wird und nicht nur klassisch von 8.00 – 12.00 Uhr.

Außerdem nehmen wir verstärkt an Aktionen der Arbeitsgemeinschaft kommunaler Großkrankenhäuser (AKG) teil. Gemeinsam sprechen wir öffentlich unseren Mitarbeitenden einen Dank für ihre Arbeit aus. Und das nicht nur in dieser verrückten Zeit. Unsere Mitarbeitenden sollen sich bei uns wertgeschätzt fühlen.

Des Weiteren bieten wir unseren Mitarbeitenden die Teilnahme an dem Hansefit-Programm an und ganz neu, starten wir gerade jetzt eine Kooperation mit einem Benefits-Portal wo Mitarbeitende vergünstigt bei verschiedenen Firmen mit Rabatt einkaufen können.

Noch vor Corona haben wir in Zusammenarbeit mit Ver.di den TV “Entlastung” vereinbart – für mehr freie Tage für unser Pflegepersonal.

Recruiting Interview mit Katharina Nolden vom Klinikum Region Hannover

 

Seht Ihr in der aktuellen Krise eine Chance für den Ausbau und die Optimierung des gesamten Recruiting-Prozesses? Wenn ja, wo liegen diese Möglichkeiten?

Wir können definitiv sagen, dass wir in dieser Zeit gerade enger zusammenrücken. Auch die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen wird ausgebaut und verstärkt. Ich habe den Eindruck, dass viele Führungskräfte unsere Beratung schätzen und sehen, dass wir sie in dieser herausfordernden Zeit bestmöglich unterstützen wollen. Denn unser gemeinsames Ziel ist es, die richtigen Fachkräfte am richtigen Ort zu haben.

Wie habt Ihr es geschafft, die Fachabteilungen einzubinden und sie von der digitalen Strategie zu überzeugen?

Zahlen, Daten, Fakten. Wenn ich den Fachabteilungen sagen kann, wie viele Klicks wir schon auf einer Anzeige hatten und was die durchschnittliche Besetzungszeit vergleichbarer Vakanzen ist, dann sehen sie, dass das kein reines Bauchgefühl ist. Wenn man die Performance und den Erfolg der eigenen Ausschreibungen im Blick hat, fällt die Argumentation viel leichter.

Was sind Eure Recruiting-Pläne für die kommenden Wochen und Monate?

Das Klinikum möchte natürlich bestmöglich vorbereitet sein, falls wir in eine hohe Belastungssituation kommen. Dafür ist es wichtig, den Mitarbeitenden „Danke“ zu sagen, sie so gut es geht zu entlasten und auf die Zusammenarbeit mit den anderen Kliniken in Hannover zu setzen. Uns ist es wichtig, dass wir nicht aktiv abwerben und die Fachkräfte in der Krise dann an anderer Stelle fehlen. Viel lieber würden wir es sehen, wenn einige bereit wären, zumindest für den Zeitraum der Krise, in ihren Beruf zurückzukehren.

Vielen Dank für das Gespräch, Katharina!

Wer sich für ein weiteres Recruiting Interview mit Unternehmen und ihre besonderen Recruiting-Maßnahmen in der aktuellen Situation interessiert, ist das Interview mit Marie Schween von der EUROIMMUN AG nur einen Klick entfernt!

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HR Krisenmanagement in Zeiten von Corona: Viele Mitarbeiter zufrieden

Schlechte Nachrichten gab es in den letzten Wochen und Monaten genug. Daher freuen wir uns umso mehr, dass sich hier und da auch positive Trends abzeichnen, zum Beispiel zur Mitarbeiterzufriedenheit oder HR Krisenmanagement. Die erste Meldung, die positiver ausfällt als erwartet, war letzte Woche die über den deutschen Arbeitsmarkt. Unser Geschäftsführer Alex hat mit handfesten Zahlen aus verschiedenen Quellen die Lage des Arbeitsmarktes genauer analysiert und die Auswirkungen der Corona-Krise durchleuchtet und für Dich eingeordnet.

Nun gibt es auch gute Nachrichten zum Thema Mitarbeiterzufriedenheit. Kununu, eine Arbeitgeber-Bewertungsplattform, hat nun Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer* aus Deutschland, Österreich und der Schweiz dazu aufgerufen, ihre Erfahrungen zum Umgang des Arbeitgebers mit dem Thema Corona zu teilen. Sie nennen es den „kununu Corona Employer Transparency Ticker“ und sie halten die Zahlen zur Mitarbeiterzufriedenheit in einer interaktiven Grafik täglich aktuell.

Mitarbeiterzufriedenheit kununu

HR Krisenmanagement besser und Maßnahmen schneller als erwartet

Zum jetzigen Stand (14. April 2020 / 10.344 Arbeitnehmer*) sind ganze 77% der Mitarbeiter* mit den Maßnahmen des Arbeitgebers in dieser besonderen Krisensituation zufrieden.
Knapp drei Viertel der kununu Nutzer fühlen sich in der aktuellen Situation von ihrem Arbeitgeber entweder sehr gut (55%) oder gut (16%) informiert. Vor allem mit einer schnellen Umsetzung der Gesundheitsmaßnahmen konnten viele Unternehmen bei der Mitarbeiterzufriedenheit punkten: Ganze 58% empfanden die umgesetzten Maßnahmen als sehr schnell, 19% als schnell.

Zu diesen Maßnahmen gehören die geteilten Informationen aus der Führungsebene, die das Sicherheitsgefühl der Mitarbeiter bezüglich Ansteckung und Arbeitsplatzsicherheit gestärkt hat. Wichtig sei hierbei vor allem, dass das Wohl der Mitarbeiter im Vordergrund steht. Auch das Thema Kinderbetreuung ist bei Unternehmen ein wichtiger Teil des Krisenmanagements: Viele Unternehmen zeigen sich tolerant und rücksichtsvoll. Zum jetzigen Zeitpunkt sind 74% der Mitarbeiter mit der Familienfreundlichkeit innerhalb ihres Unternehmens zufrieden.

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Mitarbeiterzufriedenheit: Diskrepanz beim Thema Homeoffice

Obgleich 74% der Unternehmen mit ihren Corona-Maßnahmen überzeugen konnten und die Mitarbeiterzufriedenheit durchschnittlich recht hoch ist, hinken viele beim Thema Homeoffice noch hinterher. 67% der Arbeitnehmer sagten aus, dass es grundsätzlich in ihrem Job möglich sei, remote zu arbeiten. Nur 57% können dies auch momentan tatsächlich tun. 10% können also trotz der generellen Möglichkeit nicht von zu Hause arbeiten, obwohl die Situation es momentan eigentlich verlangt. Ob dies nun an der Technik oder der Akzeptanz liegt, wurde in dieser Umfrage nicht ermittelt.

Ist die Umsetzung des Homeoffices erfolgreich, kann die Remote-Arbeit eine Chance sein. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen berichten in ihrer Bewertung davon, dass der Zusammenhalt im Team dadurch teilweise sogar gestärkt wurde und die Produktivität gestiegen ist. Unsere Einschätzung zum Thema Homeoffice in Krisenzeiten ist nur einen Klick entfernt.

Unzufriedenheit als Chance für andere Unternehmen

Auch wenn die Zahlen im ersten Moment positiver klingen als man sie erwartet hätte, darf man nicht vergessen, dass 23% der Beschäftigten mit der Situation in ihrem Unternehmen ganz und gar nicht zufrieden sind. Die Dunkelziffer von Mitarbeiter in Jobs, die nicht so digitalaffin sind, dürfte zudem weitaus höher liegen. Das Thema Homeoffice könnte für viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen vor allem nach dieser Krise auch ein Thema sein, das zunehmend wichtiger wird. Weigert sich eine Firma auch nach solch einem Warnschuss, die Digitalisierung und die damit verbundene Akzeptanz weiter auszubauen, dürfte der ein oder andere Kollege schon mit einem Auge nach einem etwas besser organisierten Arbeitgeber schielen.

Für einige Firmen kann diese Krise eine Möglichkeit sein, sich zu positionieren und so an der einen oder anderen Stelle bei wechselwilligen Kandidaten zu punkten. Kurzarbeit, schlechtes Krisenmanagement, Überforderung und fehlende Akzeptanz beim Thema Digitalisierung begünstigen in vielen Firmen die Wechselbereitschaft strategischer Talente. Genau deshalb dürfte es für Firmen aktuell zwar ein ungewöhnlicher, aber guter Zeitpunkt sein, Präsenz zu zeigen. In Kombination mit gutem Krisenmanagement kannst Du punkten und im besten Fall unzufriedene Talente rekrutieren.

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Corona: Was macht der Arbeitsmarkt?

Ich spare mir die ausführliche Einleitung, was draußen gerade los ist und warum die Lage “etwas” unübersichtlich ist. Und ich möchte natürlich nicht auf irgendeinen “Corona Arbeitsmarkt” SEO-Zug aufspringen. Also kommen wir gleich zur Sache. Wir bei der Wollmilchsau versuchen uns einen Reim darauf zu machen, wie die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt zu interpretieren ist. Hin und wieder wollen wir unsere Erkenntnisse gerne teilen. Vielleicht sind sie für jemanden von Euch interessant.

Arbeitgeber vs. Arbeitnehmer

Auf der Angebotsseite (Arbeitgeber) herrscht aktuell eine ungewöhnliche Verunsicherung. Die Ausschläge auf dem Ifo Geschäftsklima Index sind beeindruckend. Corona Arbeitsmarkt: Grafik aus dem ifo Geschäftsklima Bericht Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft und für den Arbeitsmarkt. Die aktuelle Unsicherheit und die Maßnahmen, die direkt betroffene Unternehmen jetzt schon ergreifen (müssen), spiegelt sich wiederum sehr beeindruckend in der Hochkonjunktur des Themas “Kurzarbeit” oder “Arbeitslosengeld” bei Google Trends. Google Trends zum Thema Kurzarbeit Arbeitnehmer machen sich Sorgen und viele bereiten sich auf entsprechende Einschnitte vor.

Arbeitslosengeld

Wer Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken oder auf die Arbeitslosigkeit einstimmen muss, hat nicht unbedingt ein hohes Interesse an Recruiting-Maßnahmen, würde man vermuten. Corona Arbeitsmarkt: Stellenanzeige, Recruiting Personalbeschaffung im Vergleich Interessanterweise konnte ich bei keinem der Begriffe aus diesem Themenfeld entsprechend starke Ausschläge nach unten verzeichnen. Man kann für den Moment also nicht behaupten, dass das generelle Interesse am Thema Recruiting gesunken ist.

Wird noch gesucht?

Ok. Wie gehen wir bei der Analyse weiter vor? Das Faszinierende an der aktuellen Situation ist, dass die üblichen Anlaufstellen, die Bundesagentur für Arbeit (BA) und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, in diesem dynamischen Umfeld zu langsam sind, um mit ihren Zahlen für Orientierung zu sorgen. Die Daten werden monatlich mit einer gewissen Verzögerung veröffentlicht. Für März weist die BA einen Rückgang der Arbeitslosigkeit und einen unveränderten Stellenbestand von ca. gemeldeten 690.000 Stellen aus. Der BA-X Index ist im März nur leicht um weitere 3 Punkte auf 113 gefallen. Alles gut also? Wir werden jetzt bis Ende April warten müssen, um von der BA zu erfahren, was aus ihrer Sicht tatsächlich passiert. Lasst uns gerne andere Quelle bemühen, die zeitlich näher am Geschehen sind. Da wäre z. B. die Anzahl der ausgeschrieben Jobs bei den großen Marktgewichten. Sagen wir mal, die auf der Seite kommunizierten Zahlen stimmen in etwa.

Ausgeschriebene Jobs bei Stepstone
Stand: 01.04.2020

Am 01.04.2020 waren 74.238 Jobs ausgewiesen.

Corona Arbeitsmarkt: Weniger Jobs bei StepStone
Stand: 01.03.2020

Am 01.03.2020 waren es noch 90.897. Das sind ca. -18%. Um ganz sauber zu sein, sollten wir noch möglichst saisonale Effekte isolieren. In der gleichen Zeit in 2019 gab es in dem gleichen Zeitraum einen Rückgang von 98.083 auf 91.823 (- 9,36%). Wir könnten also annehmen, dass der Rückgang hier im Zuge der Corona-Krise bei ca. mindestens 10% liegt. Auch wenn StepStone einen recht großen Jobbestand aufweist, ist es fraglich, ob dieser für den gesamten Markt repräsentativ ist. Aber sagen wir mal, StepStone bedient schwerpunktmäßig eher das höher qualifizierte Segment und liefert dafür einen Richtwert. Ein weiterer interessanter Indikator ist natürlich die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit. Die dort kommunizierte Stellenzahl ist zum Einen recht aktuell. Zum anderen deckt sie, als die größte Jobbörse in Deutschland, mehr Stellen ab, als die gemeldeten Stellen in der BA-Statistik.

Screenshot von der Bundesagentur für Arbeit
Stand: 04.04.2020

Mit Stand vom 04.04.20 werden dort 1.26 Mio. offene Stellen geführt. Screenshot von der Bundesagentur für Arbeit Am 16.02.20 waren es noch 1.4 Mio. Das ist ein Rückgang von ca. 11%. (Die mögliche saisonale Schwankung bekomme ich hier leider nicht raus.) Zufall oder nicht, aber StepStone und die Jobbörse der BA signalisieren in etwa eine ähnliche Situation: Es gibt weniger Jobs auf dem Corona Arbeitsmarkt. Ich persönlich vermute, dass der Rückgang mit um die 10% sogar etwas zu positiv ausfällt. Meine Vermutung beruht darauf, dass das klassische Modell der Jobbörsen kein nachträgliches Stornieren der Anzeigen ermöglicht. Hat ein Unternehmen Anfang März Geld für StepStone Anzeigen ausgegeben, wird er das Geld bei einem Storno zu Mitte März vermutlich nicht zurückbekommen. Könnte sein, dass noch unentschlossene Unternehmen bereits bezahlte Anzeigen einfach mal noch ein paar Wochen laufen lassen. Absagen kann man ja immer noch. Dasselbe Motto könnte im Grunde auch für die kostenlosen Stellenanzeigen der BA gelten.

Kommen neue Jobs auf den Markt?

Weitere Einschätzungen des Marktes gibt es z. B. von der Index Gruppe. Hier geht es nicht um den Bestand, sondern um die Schaltungen von Anzeigen. Der Vergleich der ersten zwei Märzwochen in 2019 und 2020 ergibt einen Rückgang von -5,76% bei den Neuschaltungen (von 547.669 auf 516.142). Corona Arbeitsmarkt: Offene Jobs im Laufe der Monate Ein etwas negativeres Bild ergeben die Daten von Jobfeed (Textkernel). Demnach werden auf Karrierewebseiten, in Jobbörsen und in Zeitungen zuletzt knapp über 150.000 Jobs wöchentlich veröffentlicht. Im Februar waren das noch knapp unter 250.000 pro Woche. Die Daten können leider nicht mehr als 52 Wochen zurückverfolgt werden. Deswegen ist auch hier nicht ganz nachvollziehbar, wie stark saisonale Schwankungen zu berücksichtigen sind.

Corona Arbeitsmarkt: Wo wird gesucht und wo nicht mehr?

Ein paar weitere interessante Zahlen zu der Situation in einzelnen Branchen kommen von unserem Jobspreader Partner Adzuna. Sie haben für den Deutschen Markt einen ordentlichen Bestand von ca. 600.000 Jobs. Die Veränderungen des Bestands nach Branchen im März sahen bei ihnen so aus: In welchen Branchen gibt es mehr oder weniger Jobs? Die Analyse der Index Gruppe bzgl. der Neuschaltungen stößt im Jahresvergleich in den folgenden Branchen aktuell auf verstärkte Nachfrage. Jobs in verschiedenen Branchen

Zwischenfazit Angebotsseite (Arbeitgeber)

Bis hierhin sollten wir mitgenommen haben, dass die Lage auf dem Arbeitsmarkt aus der Sicht des Recruitings nicht einheitlich ist. Einige Branchen hat es hart getroffen und das Recruiting zum Stillstand gebracht. Andere Branchen sind weitgehend stabil, rekrutieren nach Plan. Und einige sind unentschlossen und überlegen, wie viel sie jetzt riskieren sollten. Die Entscheidung ist für die/ den Einzelnen natürlich nicht einfach. Festzuhalten ist aber, dass in den Engpass– und Mangelberufen der letzten Jahre kaum Änderungen im Recruitingverhalten zu beobachten sind und der Wettbewerb zumindest angebotsseitig keineswegs einfacher geworden ist. Trotzdem dürfte bei den Arbeitnehmern teilweise eine höhere Wechselbereitschaft da sein, als in den letzten zwei Jahren, und die gilt es nun zu nutzen.

Was machen die Arbeitnehmer?

Zum Abschluss wollen wir uns natürlich anschauen, was eigentlich die Bewerber machen. Für diesen Teil haben wir unsere eigenen Zahlen aufgespart. Zum Hintergrund: unser Produkt Jobspreader generiert gezielt Bewerber-Reichweite und rechnet leistungsbasiert ab. Bewerber-Klicks sind unser Geschäft und dementsprechend sammeln und werten wir seit Jahren jeden Klick auf die von uns für unsere Kunden verbreiteten und promoteten Anzeigen aus. Auf Grundlage dieser Datenbasis können wir Veränderungen in der Nachfrage nach bestimmen Jobkategorien und/oder in bestimmten Regionen sehr schnell erfassen. Wir haben uns also gefragt, wie sich die aktuelle Situation auf die durchschnittliche Reichweite der Jobs in unterschiedlichen Kategorien auswirkt. Dazu verwenden wir intern die Größe “Clicks per Day per Job”. Die folgenden Auswertungen zeigen die relativen Veränderungen dieser Größe für unsere Basis-Kategorien und Bundesländer an. Welche Jobs wurden häufiger geklickt? Jobspreader: Welche Jobs wurden häufiger geklickt? Die Nachfrage nach Stellenangeboten hat nach unserer Einschätzung fast durchgehend teils sehr deutlich zugenommen. Die Ausnahme in unserer Daten bilden die Branchen Gastro und Automotive. Gastro erscheint mir im Augenblick logisch. Auch Automotive könnte man womöglich damit erklären, dass im Augenblick niemand wirklich dran glaubt, dort Chancen zu haben. Ansonsten präsentiert sich das Bild freundlich aus der Sicht der rekrutierenden Unternehmen. Und auch bei den Bundesländern ist die Veränderung zum Vorjahr nicht zu übersehen. Es zeigt sich also auch hier, dass der Arbeitsmarkt ein bisschen aus dem Dornröschenschlaf der vergangen Jahre erwacht und in Bewegung kommt. Wer diese Bewegung für sich nutzen kann, tut gut daran, es jetzt zu tun. Diese Analyse ist natürlich eine Momentaufnahme. Die Situation kann sich von Tag zu Tag verändern. Was auch immer uns kurz und mittelfristig erwartet, ich gehe nicht davon aus, dass der Arbeitsmarkt, wie wir ihn vor 4 Wochen kannten, erhebliche langfristige Veränderung erleben wird. Denn im Engpass-Bereich ist alleine aus demografischen Gründen nicht davon auszugehen, dass der aktuelle Schock allzu lange anhält. Wer heute langfristig denkt und die Möglichkeiten hat, sollte jetzt rekrutieren. Es gibt einiges zu gewinnen! An dieser Stelle sei mir abschließend noch etwas Eigenwerbung erlaubt. Unser Performance-Personalmarketing-Tool Jobspreader versorgt Unternehmen gezielt mit Bewerber-Reichweite. Aufgrund seiner Flexibilität und Datenorientiertheit und der leistungsbasierten Abrechnung ist es perfekt für das Recruiting in der derzeitigen Phase geeignet. Gerne stellen wir es Euch in einer Demo persönlich vor.

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Disclaimer: Die Zahlen in diesem Artikel sind zuletzt am Montag, 06.04.2020, überprüft worden und können sich seitdem geändert haben. 

Mit durchdachter Recruiting-Strategie mehr Durchblick in 2020

Das Jahr ist noch frisch. Wer noch keinen ausgefuchsten Plan für seine Recruiting-Strategie für 2020 hat, wird sich jetzt darum kümmern – und wir sind da, um Euch zu assistieren. Recruiting-Strategie, so viel ist klar, ist ein weites Feld, mit vielen Faktoren, die bedacht werden möchten und sich von Fall zu Fall unterscheiden. In unserem Strategie-Webinar zeigen wir Euch (Aufzeichnung), wie Ihr einige Teilbereiche angehen könnt.

Falls Ihr übrigens Themenwünsche habt, die Euch unter den Nägeln brennen, lasst es uns gern wissen! Ob im Bezug auf Recruiting-Strategie oder etwas ganz anderes – im Kommentarfeld ist jede Menge Platz für Euren Input.

Zurück zur Recruiting-Strategie, die ja bekanntlich Aspekte von A-Z beinhaltet. Von Stakeholdermanagement über Zielgruppenanalyse, Personalmarketing-Maßnahmen bis Recruitment-Analytics und Controlling gibt es viele Bereiche, die zu einer umfangreichen strategischen Planung zählen. Im Webinar wollen wir Euch einige davon näher bringen. Insbesondere: die Bedeutung der aktuellen Marktsituation für Euer Recruiting, eine datenbasierte Auswahl wirkungsvoller Personalmarketing-Maßnahmen und die unerlässliche Effektivitätskontrolle und Optimierung zur Zielerreichung.

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Keine Blindflüge: Die Situation auf dem Arbeitsmarkt verstehen

Ihr habt eine tolle Employer Brand aufgebaut, Eure Karriere-Webseite ist nicht mit Stock-Fotos verziert und Eure Stellenanzeigen tragen keine Fantasietitel, in denen die Bezeichnung “Superheld/in” vorkommt? Mega! Trotzdem fragt Ihr Euch, warum es so schwer ist, Eure offenen Stellen zeitnah und zufriedenstellend zu besetzen?

Antworten darauf kann ein Blick auf die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt bieten. Ausführliche Informationen über die Lage findet Ihr in unserer Arbeitsmarkt-Studie 2020. Die Ursachen für die Entwicklungen und ihre Folgen sind hinlänglich bekannt: Der demografische Wandel und die gute Konjunktur haben uns im vergangenen Jahr Vakanzzeiten in Rekordhöhe beschert. Nun berichten die Medien plötzlich von einer erwarteten Wende am Arbeitsmarkt. Doch was bedeutet das konkret für Eure strategischen Entscheidungen?

So viele Schlagzeilen, so viele Daten – da ist es schwierig den Überblick zu behalten. Der ist jedoch wichtig, damit es nicht zu einer überzogenen Erwartungshaltung kommt und damit die richtigen Maßnahmen an der richtigen Stelle greifen. Es braucht darum zunächst vor allem: Kontext! Welche Daten sind handlungsrelevant und beeinflussen die Recruiting-Strategie?

Der Personalmarketing-Kompass setzt die eigene Job-Performance in einen handlungsrelevanten Datenkontext und bietet somit eine solide Entscheidungsbasis. Denn stellt man die eigene Vakanzzeit der am Markt üblichen Vakanzzeit und dem verfügbaren Fachkräfteangebot gegenüber, können individuelle Problemstellen frühzeitig identifiziert und durch gezielte Personalmarketing-Maßnahmen angegangen werden.

So lässt sich der Personalmarketing-Kompass als Strategie-, Operationalisierungs- und Controlling-Tool einsetzen:

Personalmarketing Kompass

Wie das im Detail funktioniert, woher die nötigen Daten stammen und wie Euch der Personalmarketing-Kompass dabei helfen kann, realistische Vorhersagen zu Eurer Job-Performance zu machen und notwendige Maßnahmen rechtzeitig einzuleiten, erklärt euch Jan im Recruiting-Strategie-Webinar.

Recruiting-Strategie anpassen und im laufenden Prozess optimieren

Wer Gewissheit darüber hat, wie der Arbeitsmarkt aussieht und wie die eigenen Jobangebote am Arbeitsmarkt positioniert sind, ist in der Lage sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen. Wenn zum Beispiel ein gängiges Profil eine unüblich lange Vakanzzeit zeigt, sollte zuerst intern nach dem Rechten geschaut werden. Liegt es vielleicht an einem unnötig aufwendigen Bewerbungsprozess oder einer schwammigen Kommunikation der Employer Brand?

Ein anderes Jobangebot, das als Mangel- oder Engpassprofil gilt, dessen Vakanzzeit aber noch unter dem Durchschnitt liegt, birgt das Potenzial problematisch zu werden. Hier kann mit performance-orientierten Personalmarketing-Maßnahmen gegengesteuert werden. Auch der rechtzeitige Einsatz von Active-Sourcing-Methoden kann vermeiden, dass die offene Stelle zum Problemfall wird.

Wenn Ihr sichergehen wollt, dass Eure Maßnahmen fruchten, kommt Ihr nicht daran vorbei, Eure Ergebnisse zu tracken und regelmäßig zu prüfen. Schreckgespenst Analytics lässt grüßen? Ach, i wo! Denn wenn Ihr Euch auf die wichtigen KPIs konzentriert und ein übersichtliches Dashboard einrichtet, könnt Ihr Eure Ergebnisse im laufenden Prozess analysieren. Nur so seid Ihr dann auch in der Lage, an den notwendigen Stellen den Hebel anzusetzen und Eure Maßnahmen zu optimieren. Recruiting-Erfolg ahoi!

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Arbeitgebersiegel: ausgezeichnet, aber unbekannt

Gütesiegel kennt jeder. Verbraucher finden sie offline und online, überall. Sie kleben auf Verpackungen von Lebensmitteln, bewerben Versicherungen, versprechen TÜV-getestete Sicherheit und vermitteln, dass Dienstleistungen oder Produkte von guter – und eben geprüfter – Qualität sind. Sie bieten Orientierung, aber haben auch eine werbende Funktion inne. Wie viele Gütesiegel fallen Euch spontan ein? Das Fairtrade-Siegel bestimmt oder das deutsche Bio-Siegel zum Beispiel. Aber wie steht es mit Arbeitgebersiegeln?

Wenn Euch jetzt kein einziges in den Sinn kommt, macht das nichts. Es sei Euch versichert: Ihr seid nicht allein!

Arbeitgebersiegel: “Great Place to Work” oder lieber “Zertifizierter Fahrradfreundlicher Arbeitgeber”?

Vielleicht regt sich da gerade etwas in den Tiefen Eurer Gedächtnisse. Vielleicht schmückt sich ja sogar Eure Karriereseite mit so einem Gütesiegel?

Denn feststeht: Es gibt sie, die Arbeitgebersiegel. Sie sind da draußen, werden auf Plakate und Flyer gedruckt oder prangen an prominenter Stelle auf den Karriereseiten von kleinen und großen Unternehmen. Und, ja, viele von ihnen kosten eine Stange Geld. Wer sie hat, platziert sie zum Beispiel so:

Arbeitgebersiegel: Bewerber kennen viele Arbeitgeberbewertungen gar nicht
Quelle: Karriereseite von SAP Deutschland

 

Das macht doch was her, oder?

Leider ist für die Zielgruppe solcher Siegel häufig nicht sofort erkennbar, wie und warum ein Unternehmen an die Auszeichnung gekommen ist. Das liegt auch am unübersichtlichen Markt, der sich rund um Arbeitgebersiegel gebildet hat. Da es keine festgelegten Parameter gibt, kann das Erlangen eines solchen Siegels auf verschiedensten Wegen vonstattengehen.

Von der Mitarbeiterbefragung über Auswertungen von Daten bei Arbeitgeberbewertungsplattformen bis hin zu Image-Umfragen unter Schülern und Studierenden ist alles möglich. Auch darf nicht vergessen werden, dass bei der Nutzung vieler Siegel unterschiedlich hohe Lizenzgebühren anfallen. Manche Siegel sind auch schlichtweg käuflich. Wer sich dazu näher informieren möchte, findet hier eine Einführung in die Welt der Arbeitgebersiegel.

Niedrige Bekanntheit bei Bewerbern

In einer Studie der Unternehmensberatung Employer Telling wurden kürzlich knapp 1.050 Personen befragt, die sich innerhalb der letzten zwei Jahre in mindestens einem Bewerbungsprozess befanden. Sie gaben unter anderem Auskunft darüber, wie sie sich beruflich informieren. Auch Arbeitgebersiegel waren ein Thema in der Befragung – mit, nun ja, ernüchternden Ergebnissen für Macher und Unternehmen.

Denn: Kein Schwein kennt sie.

Ok, das mag jetzt überspitzt sein. Die Studie hat aber gezeigt, dass nur wenigen Teilnehmern gängige Arbeitgebersiegel bekannt waren:

Umfrageergebnisse zur Bekanntheit von Arbeitgebersiegeln
Quelle: Pressegrafik zu “Arbeitgebersiegel” von Employer Telling

Ganze 81,9% der Bewerber konnten von sich aus kein einziges Arbeitgebersiegel nennen. Selbst bei der Vorlage einer Liste mit mehreren Siegeln (z.B. “kununu: Top Company/Open Company”, “Fair Company” oder “Focus Award: Deutschlands beste Arbeitgeber”) gaben 38,8% der Befragten an, mit keinem der genannten Gütesiegel etwas anfangen zu können.

Uff, das sitzt!

Zu den noch bekanntesten Siegeln gehören dann die drei, die eben schon als Beispiele genannt wurden. “Top Company/Open Company” von kununu waren ca. 28% der Teilnehmer nach Listenvorlage ein Begriff, “Fair Company” und “Focus Award: Deutschlands beste Arbeitgeber” etwa 21%. Das dies alles andere als Traumwerte für Arbeitgeber und Siegelverteiler sein dürften, liegt auf der Hand.

Mangelnde Orientierung, mangelnde Transparenz: Arbeitgebersiegel sind kein Selbstläufer

Im Kampf um Talente dürften die unbekannten Siegel die Kandidaten also nur mäßig beeindrucken. In der Pressemitteilung zur Studie äußert sich der Geschäftsführer von Employer Telling, Sascha Theisen, dazu so:

„Die Betreiber von Arbeitgebersiegeln konzentrieren sich in ihrer Öffentlichkeitsarbeit auf die lukrative Seite der Arbeitgeber, die für den Einsatz der Siegel zahlen. Denjenigen, denen die Prädikate aber Orientierung in der Jobsuche bieten sollen, sind sie größtenteils unbekannt. Es ist also die Frage, ob die Siegel so ihren Zweck erfüllen“

Aus Kandidatensicht haben die Siegel ohnehin nur einen eingeschränkten Mehrwert. Der am häufigsten genannte Grund, der für Bedenken im Umgang mit den Gütesiegeln herrscht, lautet nämlich: mangelnde Transparenz.

Ein Studienteilnehmer sagt dazu:

„Da man mittlerweile nur noch Siegel für alles Mögliche und überall sieht, ist dies nun wirklich kein aussagekräftiges Prädikat mehr.“

Und ein Siegel, das ja eigentlich Orientierung auf den ersten Blick bieten soll, erst mühsam recherchieren zu müssen, verfehlt einfach den ursprünglichen Zweck des Ganzen.

Und nun? Sollten Unternehmen, die mit Auszeichnungen überhäuft werden, ihre Siegelsammlung von ihren Webseiten tilgen? Natürlich nicht. Aber sie sollten in Zukunft vielleicht überlegen, ob sie das Geld, dass sie für die Lizenzgebühren raushauen, nicht an anderer Stelle sinnvoller einsetzen könnten.

Ausgezeichnet ja, ausreichend nein

Denn die geringe Bekanntheit der Siegel spricht nicht dafür, dass sie den ausgezeichneten Unternehmen auf ihrer Suche nach geeigneten Mitarbeitern wirklich einen entscheidenden Vorteil bringen können.

Stattdessen sollte neu evaluiert werden, ob konkretere Maßnahmen im Bereich von Employer Branding und Personalmarketing nicht bessere und nachweisbare Ergebnisse bringen können. Denn hier gibt es immer was zu tun, sei es die Bearbeitung der veralteten Karriereseite oder die Vereinfachung des Bewerbungsprozesses.

Vielleicht ist auch eine Auffrischung bei der Arbeitgebermarke notwendig oder das Unternehmen leidet unter einem ausgeprägten Reichweitenmangel, der dazu führt, dass viele geeignete Kandidaten gar nicht erst auf das Unternehmen als Arbeitgeber aufmerksam werden.

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Ein breit aufgestellter Personalmarketing-Mix, der verschiedene Zielgruppe an unterschiedlichen Orten abholt, ist heute wichtiger denn je. Und wenn Arbeitgebersiegel als ein kleiner Baustein des Ganzen dazu gehören, ist das auch völlig legitim. Ihre Aussagekraft reicht aber nicht, um für sich allein zu stehen. Dafür bieten sie zu wenig Transparenz und Glaubhaftigkeit.