Pausen im Home-Office: Einfach mal die Seele baumeln lassen?

Viele Arbeitnehmer*innen, die ihre Arbeitszeit normalerweise im Büro verbringen, arbeiten seit der Corona-Krise verstärkt von zu Hause aus. So verändert sich der Arbeitsalltag grundlegend. Dass auch die Pausen-Kultur (wenn überhaupt vorhanden) davon betroffen ist, liegt auf der Hand. Wie unterscheiden sich die Pausen im Home-Office von denen im Büro? Die NEW WORK SE (ehemals XING) hat da im Zuge ihres “Corona Barometers”, mit dem versucht wird, die Stimmung während der Krise bei Arbeitnehmer*innen in Deutschland einzufangen, mal nachgehakt.

Pausen im Home Office: Raus in die Natur, ran an die Töpfe

Von den etwa 2.200 XING-Mitgliedern, die befragt wurden, haben mehr als zwei Drittel Anfang Mai von zu Hause aus gearbeitet. Wie haben sie ihre Pausen verbracht? Besonders die Frage danach, welchen neuen Aktivitäten die Befragten nachgegangen sind – also solchen, die im normalen Büroalltag aus verschiedenen Gründen nicht möglich oder unüblich sind – stand im Mittelpunkt. Wer im Home-Office arbeitet, der hockt, logisch, den ganzen Tag in den eigenen vier Wänden. Sogar der Arbeitsweg entfällt. Das dürfte für viele, insbesondere stress- und staugeplagte Pendler*innen, eine Erleichterung sein. Aber auch diejenigen, die in der Großstadt wohnen, könnten wohl ab und an gern auf den morgendlichen Trubel verzichten. Und genau das ist zur Zeit für viele der Fall. Vom Bett zur Kaffeemaschine zum Schreibtisch, Arbeitszeit läuft. So oder ähnlich dürften die neue Routinen am Morgen aussehen (schön, vielleicht wird auch mancherorts geduscht, sich angezogen und die Beißerchen geputzt, nicht zu vergessen die Kinderbetreuung …). Zum Ausgleich, so zeigt die Umfrage, gehen dann viele Teilnehmer vor die Tür. 32% gaben an, sich in ihren Pausen im Freien bewegt zu haben, also dass sie Spaziergänge gemacht haben, Joggen gegangen oder Rad gefahren sind. Ebenfalls neu für sich entdeckt, haben viele das Kochen oder Backen – ein frisches Mittagessen spricht die Sinne an und ist für viele sicher eine schöne Abwechslung zur Kantine, den Imbiss oder die mitgebrachten Stulle. 27% der deutschen Befragten haben so ihre Pausen im Home-Office kulinarisch gestaltet. ###promotional-banner###

Entspannung und/oder Auspowern?

Ohnehin widmen sich viele Befragte ihrem seelischen und körperlichen Wohl. Neben Yoga / Fitness (18%) und Meditation / Atemübungen (7%) ist auch der gute alte Mittagsschlaf wieder im Kommen: 14% der Befragten gaben an, Power-Naps oder, weniger ideologisch behaftet, ein Nickerchen einzulegen. Fast genau so viele, nämlich 13%, gaben an, einfach nichts zu tun – heutzutage wohl schon beinahe ein Kunst. Überhaupt, was Entspannung für den Einzelnen bedeutet, können wir natürlich nicht wissen. Für manche mag Kochen extrem fordernd und nervig sein, manch anderer kann bei nichts besser abschalten, als beim Gärtnern auf dem Balkon oder im Garten (was übrigens 16% der Teilnehmer*innen als Aktivität angegeben haben). Wieder andere finden Spazieren gehen vielleicht todlangweilig. Dass aber neue Perspektiven durch die Pausen im Home-Office entstehen, dürfte sicher sein.

Das bisschen Haushalt …

… macht sich leider kein bisschen von allein. Das sehen auch 31% der Befragten so und erledigen Aufgaben wie Putzen oder Waschen in ihren Pausen im Home-Office. Auch hier gilt: nicht jeder empfindet Hausarbeit als Belastung, andere aber schon. Können die einen beim Abwasch vielleicht wunderbar den Kopf ausschalten, können sich andere angesichts der bereits aufgehängten Buntwäsche vielleicht mehr auf den Feierabend freuen. Auch weitere Verpflichtungen, wie die Kinderbetreuung, stehen bei 21% auf dem Pausenprogramm. Wer keinen Nachwuchs zu beschäftigen hat und den Haushalt wann anderes erledigen möchte, der lässt sich vielleicht auch einfach medial berieseln. 11% werfen den Fernseher an (oder Netflix), 8% hören gerne Podcasts. Und übrigens: für 28% der Befragten gibt es zwischen Pause zu Hause und Pause im Büro keinen Unterschied, sie haben nichts Neues ausprobiert. Die folgende Grafik zeigt auch, welche kleinen aber feinen Unterschiede es zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt:

Illustration Pausen CoronaBarometer Pausen im Home-Office Grafik
Quelle: NEW WORK SE – Pausen Corona Barometer

Pausenkultur in deutschen Unternehmen

Vor einiger Zeit habe ich einen Artikel über die Pausenkultur in deutschen Unternehmen geschrieben – oder viel mehr über den Mangel an dieser. 2017 war es für über die Hälfte der Teilnehmer*innen einer Umfrage von Jobware noch üblich, ihre Mittagspause im Büro am Schreibtisch zu verbringen. Andere Befragte machten gar keine Pause oder (bei einem 8-Stunden-Arbeitstag) weniger, als die eigentlich vorgeschriebenen 30 Minuten. Besonders entscheidend ist hier die Unternehmens- und Führungskultur. Wenn Mitarbeiter*innen das Gefühl haben, ausgedehnte und “ungewöhnliche” Pausen seien ein unerwünschtes Verhalten (denn wer Pause macht, ist nicht ja nicht fleißig – sondern faul, so ein Mythos) so ist klar, dass diese vermieden werden. Und das, obwohl bekannt ist, dass ohne regelmäßige (und effektive) Pausen die Konzentration sinkt und der Stresspegel steigt. Präsenzkultur lässt grüßen… Die Chancen stehen gut, dass wir hier gerade den Beginn eines Wandels erleben. Denn viele, die ansonsten ihre Pausen im Büro vor dem Bildschirm an ihrem Schreibtisch verbracht haben, dürften gerade merken, wie gut es ihnen tut, eine richtige Pause einzulegen und dabei Beschäftigungen nachzugehen, die ihnen Spaß machen oder Entspannung bringen. Ohne die aktive Mitarbeit der Unternehmen wird sich aber wenig verändern. Das betrifft das Home-Office und ähnliche Remote-Konzepte, aber eben auch so scheinbar “kleine” Teilaspekte wie die Pausen.

Auch die Wollmilchsäue machen Pausen im Home-Office

Auch wir haben seit Ende Februar die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Da habe ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen und mal bei uns im Team nachgefragt, wie denn die Pausen im Home-Office von den Wollmilchsäuen verbracht werden. 17 stolze Teilnehmer verzeichnete meine Polly-Umfrage. Und siehe da, die meisten Ergebnisse von der XING-Umfrage treffen so oder ähnlich auch auf uns zu:

  • 1. Platz: Hausarbeit, mit 20%
  • 2. Platz: Kochen und Backen, mit 15%
  • 3. Platz: Serien / Filme streamen oder Fernsehen, mit 13%
  • geteilter 4. Platz: Nickerchen machen (auch einer meiner persönlichen Favoriten) oder Bewegung im Freien, mit jeweils 9%
  • 5 Platz: Yoga / Fitness, mit 6%

Wie auch immer Ihr Eure Pausen im Home-Office oder im Büro verbringt – wir hoffen Ihr kommt mal raus oder zumindest runter! Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht, haben sich Eure Pausengewohnheiten durch die Corona-Krise verändert? [promotional-banner id=”51636″]

Die Belegschaft der Zukunft: Erwartungen an Arbeitsplatz und Arbeitgeber

Flache Hierarchien, dynamische Zeitmodelle und Raum für Persönlichkeit und eigene Kreativität. Sieht so der Arbeitsplatz der Zukunft aus? In vielen jungen Firmen ist das schon heute Realität – sie wurden gegründet von Gleichdenkenden, und deren Ideale wurden dort verwirklicht. Aber wie lange brauchen Traditionsbetriebe um sich umzustellen? Ist das eine Frage des Generationenwechsels an Führungspositionen und somit nur eine Sache der Zeit? Oder ist es vielmehr eine Frage der Unternehmensstrukturen und der gefestigten Abwicklungen?

So unterschiedlich die einzelnen Ansichten in den Unternehmen selbst, so unterschiedlich auch die Auffassungen und Erwartungen der einzelnen Mitarbeiter. Eine us-amerikanische Studie von Spherion erkennt deutliche Unterschiede zwischen dem traditionellen Arbeitsumfeld und dem kommenden, neuen Firmenmilieu.

Deutlich wird, dass sich die Prioritäten der Arbeitnehmer radikal wandeln: Weg vom “Erfüllen” gegen Lohntüte, hin zu engagierter und persönlicher Teilhabe an der gemeinschaftlichen Fortentwicklung des Unternehmens – auch zum eigenen Vorteil. Wenn man die Beweggründe vergleicht, die traditionelle und moderne Arbeitnehmer zu den jeweiligen Stichworten des Arbeitsalltags angeben, sind zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen an den eigenen Job erkennbar:

Während bei kommenden Arbeitnehmern eine offensive, selbstbewusste Einstellung auszumachen ist, spielen bei den traditionellen Zurückhaltung, Unterordnung und Angst eine große Rolle, wenn es um Entscheidungen und Motive geht.

Auch die Ansprüche an den eigenen Arbeitsplatz weichen stark voneinander ab. Während im herkömmlichen Anstellungsverhältnis ein passiver Umgang mit Vorgesetzten und Strukturen vorherrscht, ist die Erwartung junger Arbeitnehmer geprägt von aktiver Beteiligung an der strategischen Planung und flexible Gestaltung der Arbeit:

Was wird sich durchsetzen? In modernen, jungen Firmen ist das nicht wirklich die Frage. Aber wie sieht es zum Beispiel bei konventionellen KMUs aus? Wie können diese junge Talente halten oder gar dazu bewegen, ihre Arbeitskraft bei ihnen zu investieren? Wer sich initiativ engagiert, nicht nur die Nine-To-Five absitzt und unter Umständen selbst noch am Wochenende erreichbar ist, der lässt sich nicht mit einem Obstkorb im Büro zufrieden stellen. Wo liegen also die Präferenzen?

Während Arbeitgeber noch davon ausgehen, dass Management-Klima und das Verhältnis zu Vorgesetzten die wichtigsten Faktoren zu Zufriedenheit am Arbeitsplatz seien, stehen diese bei den Angestellten an hinterer Stelle – sie fordern in erster Linie eine Anerkennung und Wertschätzung im Job und dementsprechend eine angemessene Vergütung.

Pics: mudpig und Spherion