Partizipation: 77% der britischen Onliner beteiligen sich aktiv im Internet

Die BBC hat in den vergangen 18 Monaten eine Studie mit 7500 erwachsenen Onlinern in Großbritannien durchgeführt und diese zu deren teilnehmender Internet-Nutzung befragt. Es zeigten sich einige auf den ersten Blick überraschende Ergebnisse. Hier vorgestellt (mit sehr charmantem Akzent) von Holly Goodier, Head of Audiences bei BBC Future Media.

Zusammenfassung:

  • Mit 77% sind über drei Viertel der UK-Onliner in irgendeiner Weise selbst aktiv. Diese Zahl mag auf Anhieb groß erscheinen, hatte man doch stets das altbekannte 1-9-90 Verhältnis von Partizipation und Passivität im Kopf. Dieses Verhältnis war 1. nie viel mehr, als eine einfach zu merkende Faustregel und bezog sich 2. hauptsächlich auf die Beteiligung innerhalb einzelner Online-Commmunities. Das wurde dann irgendwann einfach auf das gesamte Web übertragen, was natürlich eine falsche Rechnung ist: Der Passive in Forum X kann ja in einem anderen Forum Y hochaktiv sein.
  • 17% zeigen intensive Beteiligung. Deren Motivation ist es laut Studie, eigene Inhalte möglichst breit zu streuen und viele Menschen zu erreichen. Dazu zählen die klassischen Blogger, Twitterer, Community-Betreiber und -Beteiligte etc. aus den unterschiedlichsten Themenbereichen von Politik über Mode zu Modellbaueisenbahnen.
  • 60% beteiligen sich moderat am Netzgeschehen. Diese große Zahl und der Kern dieser Nutzer kommt weniger aus einem partizipatorischen Selbstverständnis, als vielmehr durch eine niedrigere Eintrittsbarriere: Immer mehr Online-Angebote mit sozialer Komponente, immer mehr Möglichkeiten, eigene Inhalte zu erstellen und immer mehr Devices (Smartphones, Tablets, …) sorgen für den technischen Zugang.
  • 44% nutzen Social Media hauptsächlich zur Kommunikation mit dem eigenen Umfeld. Es werden zwar Inhalte erstellt (Videos hochgeladen, Fotogalerien angelegt etc.), aber weniger mit dem Zweck, damit eine breite Masse zu erreichen. Mehr oder weniger private Inhalte für mehr oder weniger private, abgegrenzte Gruppen und Communities.
  • 16% beteiligen sich hauptsächlich durch Reaktionen auf die Inhalte Anderer. Likes, Kommentare, Antworten, Shares.
  • Bleiben 23 % passive Internet-Nutzer, die sich nicht durch eigene Inhalte einbringen.

Nun hieß es in den letzten Tagen, die 1-9-90-Regel sei abgelöst. Wie oben gesagt: Die Partizipation einer Online-Bevölkerung an diesem Schema zu messen, ist prinzipiell so nicht möglich. Und selbst wenn: Das Format von Online-Angeboten hat sich grundlegend geändert. Jeder größere Webauftritt bietet heute mindestens eine Kommentarfunktion oder ein paar Share-Buttons. Schon durch die Infrastruktur sind viele durchschnittliche Onliner zum Mitmacher geworden. Zu welchem Grad und Zweck spielt hier für mich eine untergeordnete Rolle: Wichtig ist, dass dieses Angebot in der Gesellschaft angekommen ist.