[HTTP410] Werbung oder Stellenanzeige? Die zwei Gesichter des Personalmarketings

Schon ein paar Wochen alt ist der Index Personalmarketing Report 2013. Ich kam erst gestern dazu, ihn zu lesen. Und bevor ich nun anfange zu jammern, dass die Unternehmen uns Agenturen keine Jobs geben, weil sie dieses nicht verstehen und jenes nicht begreifen, eines vorweg: In den letzten Monaten habe ich im deutschsprachigen Raum tolle Kampagnen und Maßnahmen gesehen, die sich auch international nicht verstecken brauchen. Mal von großen Unternehmen, mal von kleinen. Mal teuer, mal low budget. Hier tut sich einiges! Wenn man aber in die Breite geht und über 2.200 Personalverantwortliche aus 7 Ländern befragt, dann werden große Gräben deutlich.

Was dieser Report aber besonders schön darstellt, ist die Diskrepanz, über fehlendes Personal zu klagen und dennoch nichts an den bisherigen Maßnahmen zu ändern. Und das liegt weder an Budgets, noch an den Fähigkeiten der Personalabteilungen. Es liegt an einer scheinbar einfachen Frage: Was ist Personalmarketing? Viele haben – so glaube ich – einfach eine völlig falsche Vorstellung davon, was Personalmarketing (im Sinne von “Werbung”) leistet und leisten kann:

  • Für 54% der befragten Unternehmen hat die Mitarbeiterbeschaffung einen hohen Stellenwert (33% mittel, 10% gering), jedoch räumen lediglich 27% dem Personalmarketing einen entsprechenden Rang ein (42% mittel, 19% gering)
  • Bei 56% der Unternehmen werden Budgets kurzfristig und situativ bei akutem Personalbedarf freigegeben. Dieses Geld fließt natürlich nicht in strategische Werbemaßnahmen, sondern…
  • …in Stellenanzeigen (45% Online, 35% Print), Headhunter und Messen. In diese Bereiche fließen 2/3(!) der Budgets.

Dass nach klassischen Definitionen auch Stellenanzeigen “Marketing” sind, gebe ich zu. Sie sind allerdings selten “Kommunikation” und in den seltensten Fällen “Werbung” für das Unternehmen. Das ist ein wenig so als würde ich fast mein gesamtes Budget für das Regal ausgeben, in das ich mein Produkt lege, um dann mit den letzten Groschen zu versuchen, die Leute überhaupt in den Laden zu bringen. Mag bei den “Best-Of-The-80s”-CDs im Drogeriemarkt passen, aber bestimmt nicht im Personalmarketing.

Dieses Problem zieht sich durch die weitere Befragung. Die wenigen ausgearbeiteten Arbeitgebermarken finden Ihren Einsatz hauptsächlich in … ? Stellenanzeigen. Der erfolgversprechende Marketingkanal sind … ? Stellenanzeigen. Online vor Print. Stellenanzeigen sind wichtig, keine Frage – aber bei der Stellenanzeige fällt keine Entscheidung. Und als Erstkontakt zur Vermittlung einer Unternehmensbotschaft ist sie denkbar ungeeignet. Sie ist die schlichte, aktuelle Information darüber, welche Stelle gerade frei ist und was von Bewerbern erwartet wird. Mehr nicht.

Was also ist Personalmarketing? Ich glaube, ich nenne das, was ich unter “Personalmarketing” verstehe, ab sofort nur noch ganz platt “Werbung”. Und zwar nicht, um dem Ganzen einen kreativeren Anstrich zu geben, sondern einfach um den Mechanismus zu verdeutlichen. Es wird geworben: für Unternehmen, für Arbeitsplätze und um die besten Bewerber.

[HTTP410] Whatchado Matching vereinfacht die Jobsuche

Ich habe mich neulich mit zwei Freunden über ihre beruflichen Perspektiven unterhalten. Beide haben ganz gute Jobs. Aus unterschiedlichen Gründen sind sie jeweils nicht wirklich zufrieden und spielen mit dem Gedanken, mittelfristig eine andere Beschäftigung, eventuell in einem ganz neuen Bereich, anzustreben.

Wie schon oft in der Vergangenheit bei Gesprächen dieser Art fiel mir auch diesmal im selben Zuge eine gewisse Apathie auf, als es um die konkrete Umsetzung des Vorhabens ging. Man ist unzufrieden, will etwas verändern, aber weiß nicht genau, wie das anzustellen ist, und so scheint der anfänglich starke Enthusiasmus schnell zu verpuffen. Begründungen reichen von “es gibt bestimmt eh nichts Besseres” bis “ich würde ja gerne, aber ich weiß nicht, nach welcher Firma bzw. nach welcher Berufsbezeichnung ich genau suchen soll.” Das so häufig auftretende Problem ist, Orientierungsansätze auszumachen bzw. eine systematische Vorgehensweise zu entwickeln.

Wenn ich nach einem Rat gefragt werde, habe ich üblicherweise immer den gleichen banalen Vorschlag, von dem ich sehr überzeugt bin. Ich bitte meine Gesprächspartner, alle ihnen bekannten Firmen, Abschlüsse, Jobbezeichnungen, Karriereebenen und Gehaltsstufen zu vergessen und mir einfach zu umreißen, was sie gerne machen. Man kann diese Aufgabenstellung noch etwas erweitern und zwar um die Frage, womit man sich gerne identifizieren würde, sprich was würde man gerne und stolz erzählen, wenn man nach seiner Beschäftigung gefragt würde. Wer hätte das gedacht, aber die Beantwortung eben dieser Fragen scheint irgendwie gar nicht so einfach zu sein. Und genau da ist der Problemhund der Jobsuche begraben. Ich finde, man muss diese Fragen vor Beginn der eigentlichen Jobsuche beantworten können. Sonst läuft’s schleppend.

Meinen Freunden, denen es auf Anhieb nicht so leicht fällt, habe ich diesmal als Orientierungshilfe das Matching von Whatchado ans Herz gelegt. Falls Ihr Whatchado nicht kennt: Es ist eine Video-Plattform für Karriere-Orientierung, auf der über 1200 Angehörige verschiedenster Berufe über ihre Jobs und ihren Werdegang erzählen. Über das Matching findet Ihr zügig alle Videos bzw. Berufe, die zu Euch passen könnten. Für eine gute Trefferquote sorgen 19 Fragen zu Euren Eigenschaften und Vorlieben.

Das Watchado Matching findet den zu Dir passenden Beruf anhand von 19 Fragen zur Person

Hat man sich ein paar Minuten Zeit genommen, erhält man als Belohnung eine Liste mit Videos, in denen echte Menschen über echte Berufe erzählen. Und zwar so, dass es durchaus leicht fällt, sich vorzustellen, wie es wäre, an Ihrer Stelle zu sein. Ganz nebenbei kommt man auf interessante Berufsideen, die zum Teil weit außerhalb der ursprünglichen Vorstellung liegen.

Watchado macht per Matching Vorschläge für Videos, in denen ein passender Job beschrieben wird.

Natürlich sind noch nicht alle Berufe und Branchen vertreten, die es in der Welt gibt. Aber Whatchado und das Whatchado Matching ermöglichen bereits auf dem aktuellen sehr umfassenden Level einen sehr leichten und nützlichen Einstieg in die Karriere-Orientierung. Eben den ersten konkreten Einstiegspunkt, ab dem die Beantwortung der Fragen, was man gerne macht und was man gerne tun würde, leichter fallen wird. Perfekte Ergänzung für meinen persönlichen “Beratungsansatz”.

Was haltet Ihr davon?

[HTTP301] Facebook gibt Tipps zu Jobsuche und Recruiting mit Graph Search

Schon bei der Vorstellung der Graph Search Ende letzten Jahres hatte Facebook den Nutzen der neuen Suche mit Einsatzszenarien im Sourcing und bei der Jobsuche belegt, die in der Recruiting-Community mit großem Interesse verfolgt wurden. Ein Hindernis aus Sourcer-Sicht war bisher aber weiterhin die Tatsache, dass viele Facebook-Profile deutlich weniger Informationen zum beruflichen Werdegang, Bildungsabschlüssen und Arbeitgebern boten als die Business Netzwerke. Das versucht Facebook bereits seit einiger Zeit zu ändern, indem es die Nutzer aktiv dazu anhält, Ihre Profile mit Infos zum schulischen und universitären Werdegang, zur beruflichen Laufbahn und ihren persönlichen Interessen anzureichern.

Anlässlich des US-Rollouts der Graph Search am 7. August hat Facebook im Rahmen der Social Jobs Partnership mit dem amerikanischen Arbeitsministerium und verschiedenen anderen Partnern aus dem US-Arbeitsmarktumfeld nun ein zweiseitiges PDF mit Tipps zum Einsatz der Graph Search bei der Jobsuche veröffentlicht.

Das Dokument beschreibt, wie sich Graph Search für die Stellensuche nutzen lässt,

 

Jobsuche mit Graph Search

gibt Tipps zur Optimierung des eigenen Profils für die Stellensuche

 

Tipps von Facebook für die Jobsuche

 

und bietet einige einfache Beispiele, wie Recruiter die Graph Search zum Sourcing von Kandidaten einsetzen können:

 

Sourcing mit Graph Search

 

Wer wie dort empfohlen seine Jobs in seine Facebookpage einbinden möchte, sollte sich mal unser Online-Personalmarketing Tool Jobspreader ansehen.

Wenn Ihr Facebook auf US-Englisch nutzt und Euch für Graph Search angemeldet habt, könnt Ihr übrigens alle Tipps direkt anwenden. Unsere ersten Sourcing-Tests waren durchaus vielversprechend. Habt Ihr damit schon Erfahrungen gemacht?

[HTTP410] Kandidaten unter der Lupe: Worauf schauen Personaler beim Online-Profil?

Der Personaldienstleister Adecco hat Bewerber und Kundenunternehmen zum Thema Social Recruiting und Reputation Management befragt. Herausgekommen ist eine interessante Studie, die Recruiter und Jobsuchende in der Nutzung sozialer Netzwerke gegenüberstellt. Die komplette Erhebung, viele Zahlen und viele Grafiken findet Ihr hier.

Einen Punkt möchte ich herausgreifen: Nur 7% geben an, einen Kandidaten schon einmal wegen seines Online-Auftritts abgelehnt zu haben. In diesem Zusammenhang ebenfalls interessant sind die Faktoren, die zur Einstellung anhand von Online-Profilen geführt haben. Auch wenn sich die gesamte Studie hauptsächlich um berufliche Netzwerke dreht, zeigt sich hier, dass der ganzheitliche Blick auf den Kandidaten entscheidet. Qualifikationen und Berufserfahrung sind fast ebenso ausschlaggebend wie Hobbies und Auftreten.

Wie wichtig ist Online Reputation Management für eine erfolgreiche Einstellung?

Auf dem Arbeitsmarkt dreht es sich in erster Linie um Menschen: Jobsuchende und Recruiter können sehr bemüht sein, sich auf professioneller Ebene zu begegnen – die private Person dahinter wird immer eine Rolle spielen. In Zukunft vermutlich noch eine größere als bisher. Solange diese neue Offenheit auf Gegenseitigkeit beruht ist das eine gute Entwicklung hin zu einem klaren Verhältnis zu sich und seiner Arbeit. Man muss sich nicht ausziehen, aber man hat auch nichts zu verstecken; weder als Kandidat, noch als Unternehmen.

[HTTP410] Mobile Recruiting in Deutschland (Infografik)

Seit wir in der Mobile Recruiting Studie den mobilen Status quo deutscher Karriere-Webseiten untersucht haben, wollten wir die Ergebnisse in kompakter Form als Mobile Recruiting Infografik veröffentlichen. Hat zwar etwas gedauert, aber hier seht Ihr nun auf einen Blick, wie es um die mobile Candidate Experience der 160 börsennotierten Unternehmen aus DAX, MDAX, TecDAX und SDAX bestellt ist. Wer Lust auf mehr hat, kann sich hier die komplette Mobile Recruiting Studie herunterladen.

Mobile Recruiting Infografik zur Studie 2013
Mobile Recruiting Infografik

[HTTP410] Die Recruiter von Morgen stehen auf Online-Dating

In dem Vortrag “Recruitingstrategien im Web 2.0”, den wir zusammen mit Jan in 2010 auf der Personal-Inform Konferenz in Magdeburg gehalten haben, wurde zum Schluss die folgende Folie gezeigt.

recruiter_von_morgen

Wir haben damals festgestellt, dass das Bild eines guten und zeitgemäßen Recruiters viele Gemeinsamkeit mit einem Naturmenschen aufweist. Beide sind ständig auf der Suche nach Quellen und Ressourcen, beide müssen sich in ihrer Umwelt bestens auskennen, beide müssen auf jede Veränderung der Umwelt schnell und effizient reagieren. Versickert eine alte Quelle, entsteht irgendwo eine neue. Mit dieser Analogie haben wir versucht, die Zuhörer auf Xing, Facebook, Google und Co. einzustimmen und ihnen den aufkeimenden Wandel in Ihrer Umwelt sowie den daraus resultierenden Bewegungszwang aufzuzeigen.

Die Geheimtipps von damals sind heute keine mehr. Kandidatensuche bei Xing, LinkedIn und sogar Facebook oder Google ist für viele selbstverständlich geworden und man tritt sich auch immer häufiger gegenseitig auf die Füße. Und schon wieder ist der entspannte Recruiter-Typ, der der Meinung ist, dass man mit zwei, drei bekannten und vertrauten Plattformen gut fahren kann, vom “Aussterben” bedroht.

Heute muss der Recruiter von Morgen noch einen Gang zulegen. Sourcen bei Xing, LinkedIn, Facebook, Google+ und vielleicht sogar Github sind sein Einmaleins. Darüber hinaus hält er immer Ausschau nach neuen Nischen-Ideen, interessanten Trends und Tools, mit Hilfe derer er vor der Konkurrenz an den Stellen gräbt, wo nie ein Recruiter (oder die Wollmilchsau) zuvor gewesen ist.

Der Recruiter von Morgen ist eine Wollmilchsau

Geht nicht? Gibt’s nicht!

Ein gutes Beispiel eines solchen kreativen Recruiters liefert uns diese Woche der technische Recruiter Matthew Ferree, der im SoursCon Blog die Entstehung seiner neuen Sourcing-Idee schildert. Per Trial and Error ist er auf die Idee gekommen, auf Dating Plattformen nach Kandidaten zu suchen. Sein Beispiel baut auf der internationalen Dating-Plattform okcupid.com auf und lässt sich mit ein paar Anpassungen mit Sicherheit auf einige andere Dating-Plattformen übertragen.

Die Tatsache, dass einige Kandidaten ihre berufliche Situation preisgeben, scheint irgendwie nahe liegend. Ist die Plattform noch zufällig über Google durchsuchbar, haben wir in einer Minute die Ergebnisse. (Ist eine Plattform geschlossen, muss man sich jeweils mit dem internen Suchsystem auseinandersetzen.)

Auf okcupid.com treiben sich so einige Menschen aus Deutschland rum. Mit site:okcupid.com intitle:germany kriege ich fast 90.000 raus. Nicht schlecht. Ich kenne die Plattform bereits und halte sie für etwas, sagen wir mal, alternativer. Ich vermute da entsprechend einige kreative Leute. Ich suche mal nach site:okcupid.com intitle:germany designer et voilà – 5000+ Ergebnisse:

Der Recruiter von Morgen sollte die Dating-Plattform OkCupid kennen.

Leute aus dem Marketing vielleicht? Klar!

okcupid.com hat mehr als 90.000 Mitglieder - darunter auch Marketing-Verantwortliche.

Und so weiter und so fort. Kontaktaufnahme ist ein anderes Thema. Aber ich habe vollstes Vertrauen, dass Euch etwas Kreatives einfallen wird. Ansonsten, liebe Recruiter von heute und morgen, hoffe ich, dass Ihr mit dieser schönen Idee etwas anfangen könnt. Auch wenn sie lediglich für eine schöne Ausrede reicht, warum man auf etlichen Partnerbörsen registriert ist, falls Ihr das jemandem geschickt verkaufen müsst.

Was haltet Ihr davon? Ist jemand vielleicht schon früher drauf gekommen oder habt Ihr evtl. Erfahrungen mit anderen Plattformen gesammelt?

Goldene Runkelrübe – Award für schlechte HR-Kommunikation

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Sommerloch? Keine spannenden Themen für einen Blogpost? Kam mir heute echt so vor, bis mir glücklicherweise “Die Goldene Runkelrübe” von Henner Knabenreich und Jannis Tsalikis erschienen ist. Die Goldene Runkelrübe ist ein Award, ein ganz besonderer Preis für besondere Leistungen im Bereich der HR-Kommunikation. Für besonders schlechte Leistungen, muss man allerdings an dieser Stelle hinzufügen.

Die beiden Initiatoren wollen mit dieser Verleihung auf die schlechte Kreativarbeit aufmerksam machen, die gerade im Personalbereich leider noch viel zu häufig anzutreffen ist. Karrierewebseiten, Social Media Auftritte, Employer Branding Videos, Anzeigenkampagnen usw. würden zum Teil für nicht wenig Geld völlig an der Zielgruppe vorbei und mit wenig Liebe zum Detail, Geschmack und Qualität umgesetzt und es würde dennoch Beifall geklatscht oder bestenfalls weggesehen.

Scheisse beim Namen nennen will noch gelernt sein. Erst dann können wir auf zunehmend gute Ergebnisse hoffen. Erst dann wird sich die HR-Kommunikation irgendwann an die Messlatten von Unternehmenskommunikation bzw. Marketing trauen können. Und es ist meiner Ansicht nach jetzt schon höchste Zeit dafür. Dazu will die goldene Runkelrübe mit Humor aber auch mit dem nötigen Ernst beitragen. Ich finde das gut und hoffe, dass betroffene Unternehmen bzw. ihre Agenturen mit der richtigen Einstellung an die Sache rangehen (ich rede so natürlich, solange wir selbst  nicht nominiert wurden 🙂 ).

Einreichungen können von jedem bis zum 13. November auf der Seite des Awards in den folgenden Kategorien vorgenommen werden:

In den Kategorien finden sich bereits schon einige Schmuckstücke. Ich hoffe, dass noch mehr dazu kommt. Reicht Eure Lieblinge ein – rettet die HR-Kommunikation!

 

Henner und Jannis, viel Erfolg und Spaß bei Eurer Mission. Wir sind auf die Ergebnisse gespannt. Kleiner Vorschlag am Rande: wie wäre’s mit einem Award/Preis für die Entdecker der zukünftigen Gewinner?

Good.Co: Jobsuche mit Matching-System

“Liebe ist kein Zufall” bekomme ich seit Wochen von City-Light-Postern in Hamburg gesagt. Eine bekannte Partnerbörse wirbt so mit ihrem Matching-System. Alles nach streng wissenschaftlichen Kriterien (natürlich). Nun mag man sich bei Partnerschaften noch über Sinn und Zweck solcher Systeme streiten, wenn es aber um die produktive Zusammenarbeit in Systemen (i.d.F. Unternehmen) geht, kann man ruhig mal etwas mit psychologischen Archetypen spielen. Hier sind die Aufgaben und Anforderungen ja sehr viel konkreter, als es bei Lebenspartnern der Fall wäre.

Die Seite Good.Co bietet ein solches Matching-System für die Arbeitswelt. Sie unterteilt Arbeitnehmer in bestimmte Archetypen, das gleiche tut sie mit Unternehmen. So wird geprüft, wie gut welcher Arbeitnehmertyp zu welchem Arbeitgebertyp passt oder wie gut er mit Kollegen anderer Persönlichkeit klar kommt. Ergänzt (und wohl auch monetarisiert) wird das Ganze mit einer Datenbank von realen Unternehmen und offenen Stellen, die ebenfalls innerhalb dieses Matching-Systems klassifiziert werden.

Das Matching-System Good.co unterteilt Arbeitnehmer und Arbeitgeber in bestimmte Archetypen.

Welcher Arbeitnehmertyp passt zu welchem Arbeitgebertyp? Das Matching-System hat die Antwort.

Derzeit läuft die Seite noch in einer Private-Beta-Version, es lässt sich aber schon einiges an spannenden Inhalten finden. Da ich sogar schon einen Invention Code habe, werde ich mich mal dem Test unterziehen…

Selbstversuch

Selbsttest des Matching-Systems von Good.co

Nach diesem Prinzip beantworte ich 15 Fragen mit einem Schieberegler und sortiere Traumberufe. Das Ergebnis überrascht mich zunächst: Ich bekomme drei kalkulierte Archetypen vorgeschlagen. Zwei passen gar nicht, der Dritte, und zugleich der mit der höchsten Übereinstimmung ist der “Inventor”:

Das Matching-System Good.co zeigt als Ergebnis den eigenen "Best Fit" der Archetypen.

Ok, anscheinend ein Inventor mit unterdurchschnittlichem Hang zur Innovation aber dafür überdurchschnittlich viel Energie und Softskills (für einen Inventor) – das passt schon wieder besser. Auch wenn ich mich eher anders eingeschätzt hätte, den für mich idealen Unternehmens-Typ bekomme ich auch gleich genannt: Die “Mountaineering Expedition”.

“Innovative, creative and flexible, the Mountaineering Expedition offers a competitive work culture and flexible work environment. New ideas are valued and individual achievement is key to success – rumor has it that all new recruits must tattoo “in it to win it” on their foreheads. This is a fast-paced, intense and demanding environment, but those that have the drive will reap the rewards.”

OK, passt auch grob zu unserem Laden. Ich hätte uns zwar eher als die Space Colony eingeschätzt – aber das liegt eventuell ja auch an meinem nun attestierten Mangel an Wettbewerbsfreudigkeit und ideologischem Denken:

Einschätzung des ideal zum Teilnehmer passenden Unternehmens-Typs

Aber was für ein Unternehmen sind wir nun wirklich? Auch dieses Problem gehe ich “wissenschaftlich” an und beantworte wieder einige Fragen mit dem Schieberegler. Das Resultat: Mit meinem Management (Archetyp übrigens Strategist – passt imo) verstehe ich mich in den meisten Punkten “awesome” – einziges Manko liegt in unserer “Emotional Stability”. Ich musste kurz lachen…

Auch die Unternehmensstruktur selbst passt zu mir, wenn auch nicht ganz so gut wie das Management: Hier sieht das Programm leichte Probleme bei der Frage der Ideologie – und es glaubt, ich könnte etwas mehr Stress vertragen; “to feel that adrenaline pump.” Aha? Aber das Programm stuft uns auch als “Nuclear Family” ein:

“Like the Brady Bunch of the working world, the Nuclear Family is fun, creative, and collaborative. Although they’re quite innovative and enjoy a family-like atmosphere, they maintain a structured environment and adhere to a clear employment hierarchy. Employees can expect fair compensation and opportunity for advancement based on seniority (groovy bellbottoms not included).”

Das passt nun nicht so gut. Allerdings ist dieses System anscheinend auf sehr viel größere und traditionellere Unternehmen ausgelegt. Ein offener Führungsstil ohne viel Kuscheln ist bei einem Duzend Mitarbeiten eben noch sehr viel netter, als das bei einem großen Unternehmen der Fall wäre.

Alles in allem macht die Seite viel Spaß. Ich mag das Design, die Zusammenhänge sind nicht völlig aus der Luft gegriffen und die Idee, hinter dieses System einen Stellenmarkt und eine Mini-Plattform für die Arbeitgebermarke zu stellen, ist super. Nicht ganz neu, aber diesmal schön umgesetzt mit echtem Mehrwert! Schaut es Euch mal an.

[HTTP410] LinkedIn-Umfrage: Personaler sehen fünf Recruiting-Trends

LinkedIn veröffentlicht heute die Ergebnisse einer Umfrage unter mehr als 3000 HR-Fachkräften aus 19 Ländern. Wo sehen diese die aktuellen Recruiting-Trends? Die Ergebnisse sind nicht sonderlich überraschend, lassen aber zwischen den Zeilen einige Rückschlüsse auf den Stand der HR-Arbeiter zu.

Die Recruiting-Trends:

1. Online-Businessnetzwerke werden wichtiger

Auch wenn in Fragen und Antworten der Studie “Business” und “soziale” Netzwerke ein wenig durcheinander kommen, Fakt ist: 37% gaben an, dass diese bei der letzten Einstellung eine wichtige Rolle gespielt haben. 12% mehr als im Vorjahr. Hier lässt sich zumindest der Trend erkennen, dass immer mehr Personaler auf diese Netzwerke zurückgreifen. Bleibt zu hoffen, dass die hochqualifizierten Fachkräfte dort auch tatsächlich gepflegte Profile unterhalten. Noch ist die Nutzerzahl von Xing und LinkedIn in Deutschland überschaubar – wenn auch stetig steigend.

2. Die Arbeitgebermarke rückt ins Bewusstsein

Während 2011 Begriffe wie “Employer Branding” und “Arbeitgebermarke” oft noch als leere Worthülsen aus Vertrieblermündern dargestellt wurden, sehen es heute immerhin 84% als erheblichen Wettbewerbsvor- bzw. -nachteil. Beim Blick auf die geeigneten Kanäle zur Markenpflege wird allerdings deutlich, dass die Vorstellung darüber, was eine Marke ist und wie sie aufgebaut werden sollte, noch sehr in den Kinderschuhen steckt. Hier hofft man – so mein Eindruck – ein wenig auf den einen Kanal, bei dem man mit etwas Budget die besten Reaktionen bekommt. Etwas mehr ganzheitliches Kampagnendenken wäre hier angebracht.

3. Irgendwas mit Daten

Keine aktuelle Wirtschafts- und Werbepostille, die nicht den Begriff (Big) Data durch den Raum rollen würde. Also auch hier: 15% der deutscher HRler geben an, dass ihr Unternehmen “Daten gut nutzt, um die richtigen Mitarbeiter zu finden und einzustellen” – was immer wir hier unter “Daten” und “guter Nutzung” verstehen dürfen. (In Indien machen das übrigens über 50% oder sie haben einfach eine Vorstellung vom Inhalt der Frage). Ach ja, und “28% messen die Attraktivität Ihrer Arbeitgbermarke regelmäßig in quantitativer Form”. Die Antwort ist 42? 😉 Wie auch immer: Ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass man Entscheidungen aufgrund bestmöglicher Information treffen sollte, ist nie verkehrt – nur ob und welche Daten/Zahlen Antworten auf welche Fragen liefern, ist die große Frage.

4. Interne Stellenbesetzungen

Je größer das Unternehmen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, qualifiziertes Personal unter den eigenen Leuten zu finden. Dass man sich hier um eine verbesserte Kommunikation der Unternehmensentwicklung und Personalwünsche kümmert, ist eine tolle Entwicklung. Die Herausforderungen bleiben ähnlich: Auch hier muss ein(e) Angestellte(r) vom Job und dem Unternehmen/der Abteilung neu überzeugt werden.

5. Mobile Recruiting

87% glauben, dass sie nicht ausreichend in Mobile Recruiting investiert haben. Erstaunlich hohe Zahl. Sehr schön, denn es ist höchste Eisenbahn! Und wenn es im ersten Schritt nur eine Karrierepage ist, die sich mobil vernünftig aufrufen lässt und eine Bewerbung möglich macht. Weitere Hintergründe dazu hatten wir bereits in unserer Mobile Recruiting Studie. Ganz aktuell gibt es sogar noch akuteren Handlungsbedarf: Google straft zukünftig Seiten ab, die nicht mobil optimiert sind.

Weitere Ergebnisse und genaue Tabellen findet Ihr in der Slideshare-Präse zur Studie und in dieser Infografik:

Die 5 Top Recruiting Trends 2013 in Deutschland

[HTTP410] Anonyme Stellengesuche mit “Hire My Friend”

Eine Bekannte von mir ist mit ihrem aktuellen Job nicht wirklich zufrieden und möchte sich nach besseren Alternativen umschauen. Dabei möchte sie sich nicht nur direkt bei interessanten Unternehmen bewerben, sondern auch von interessierten Unternehmen angesprochen werden. Ihr aktueller Arbeitgeber soll allerdings auf keinen Fall mitbekommen, dass Sie auf der Suche ist. Vielleicht kennt auch Ihr diese Situation.

Ein Stellengesuch online zu stellen und es evtl. auch noch durch seine Freunde in alle Richtungen verteilen zu lassen, ist hierbei im Grunde gar keine schlechte Idee. Doch wie schaut es nun mit der Anonymität aus?

Das britische Startup “Makeshift” ist der Meinung, dass gerade dem Thema Anonymität bis jetzt zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde und startete kürzlich den Dienst “Hire My Friend”. Damit lassen sich mit wenigen Klicks anonyme Kurzbewerbungen mit den wichtigsten Infos erstellen, den teilnehmenden Unternehmen präsentieren und selbstverständlich auch außerhalb der Plattform Social Media gerecht sharen.

Hire My Friend

Hier geht’s zu meinem Profil. (Bitte nicht teilen 🙂 ) Wird mein Link doch geteilt und jemand wird auf mich aufmerksam und kontaktiert mich sogar über “Hire My Friend”, kann ich entscheiden, ob ich meine Identität preisgebe und mich dann vollständig bewerbe.

So. Mir persönlich gefällt die Einfachheit dieser Lösung. Natürlich bestehen bereits andere Möglichkeiten, sich im Netz als anonymer Arbeitsuchender darzustellen. Aber wer hat schon Lust, sich durch die Anmeldung bei der Jobbörse der Bundesagentur zu quälen oder sich auf die Anonymität-Option des “Auf Arbeitssuche” Status bei XING zu verlassen, wenn man mal eben kurz seinen Marktwert auschecken möchte. Mit “Hire My Friend” geht’s schnell, einfach und unverbindlich. Und hier liegt allerdings auch gleich das Kernproblem.

Wären wir schon bei der One-Click-Bewerbung angekommen, wäre das anonyme Stellengesuch von “Hire My Friend” das fehlende Gegenstück und somit völlig akzeptabel.  Doch soweit sind wir leider noch nicht. Die Personaler möchten noch keine vereinfachten Bewerbungsverfahren, da sie Angst vor Überforderung durch zusätzliche Datenflut und unseriöse Bewerbungen haben. Wird das im Fall von vereinfachten Stellengesuchen etwa anders sein, z.B. weil hierbei der Personaler selbst entscheiden kann, ob er aktiv wird oder nicht?  Ich weiß es nicht genau.  Diese Frage könnt Ihr mir bestimmt besser beantworten.

Ich neige allerdings zur Meinung von Andreas Weck von t3n, dass diese konkrete Lösung (bzw. das Konzept) in Deutschland zunächst nicht auf all zu viel Interesse stoßen dürfte. Es wird noch eine Weile brauchen, bis wir verstehen, dass sich hinter einem anonymen Dreizeiler eine echte Fachkraft verstecken kann, und dass wir uns evtl. gar nicht leisten können, sie zu ignorieren. Bis es soweit ist, freue ich mich über jeden neuen Impuls in Richtung der Vereinfachung und Beschleunigung des Bewerbungsprozesses. Und somit auch über “Hire My Friend”.

Um Meinungen wird gebeten.