Personalmarketing mit SlideShare?!

Gestern Abend stieß ich in einem Blog-Post über SlideShare auf die folgende Aussage:

All marketeers know that one of the most powerful types of B2B marketing is content marketing. It’s an important frontier to explore as the potential for showcasing content and enticing new customers is immense.  SlideShare is the next logical step in this evolution as it allows businesses to showcase their content to potential customers and ultimately acts as a lead generator.

Der Autor hat Recht. Falls Ihr SlideShare noch nicht kennen solltet: Es ist vermutlich die größte Online-Plattform zur Veröffentlichung von Präsentationen. SlideShare zieht jeden Monat ca. 200 Mio. Besucher an, die sich dort Präsentation zu verschiedensten Themen anschauen. Als unerschöpfliche und immer größer werdende Quelle für zum Teil sehr gute Inhalte wird SlideShare natürlich auch von Google gemocht. Und so kann es manchmal gerade für Unternehmen mit schlecht sichtbaren und kaum besuchten Webseiten sehr sinnvoll sein, ihre Inhalte dort verfügbar zu machen. Höchstwahrscheinlich werden diese bei Google bessere Positionen als die eigene Unternehmensseite erreichen.

Diese Überlegung brachte mich gestern automatisch auf die Idee, dass SlideShare unter Umständen für Personalmarketing-Kampagnen genutzt werden könnte. Es liegt doch irgendwie auf der Hand. Große Nutzerbasis, inhaltliche Vielfalt, gewisse Gestaltungsfreiheit und zu guter Letzt keine Kosten für die Veröffentlichung der Inhalte. Im Grunde wird hier einfach (große) Reichweite gegen (mehrwertige) Inhalte getauscht. Guter Deal.

Sagen wir mal, Euer Unternehmen sucht permanent Fachkräfte in einem bestimmten Bereich, z.B. Maschinenbauer. Warum nicht eine schöne thematisch relevante Präsentation mit einem integrierten Stellenangebot basteln?! Ihr sucht jedes Jahr verschiedene Azubis?  Ich würde mehrere Präsentation anlegen und folgende Inhalte berücksichtigen: Beschreibung des Unternehmens, Erläuterungen des jeweiligen Berufes zur besseren Orientierung und das Ausbildungsangebot samt Ausbildungsprogramm usw. Und dann würde ich SlideShare für mich “arbeiten” und Interessenten einfangen lassen. Sind nur zwei spontane Ideen. Da geht sicher noch mehr und kreativer.

Die Idee scheint naheliegend und so bin ich davon ausgegangen, dass es bereits mehrere Versuche gegeben haben muss, SlideShare für Personalmarketing Zwecke einzusetzen. Überraschenderweise fand ich kaum erwähnenswerte Beispiele. Weder im deutsch- noch im englischsprachigen Raum. Seltsam. Es gibt hier also noch massig Raum für Experimente und Kreativität.

Zum Abschluss noch ein paar interessante Beispiele, wo die Pioniere versucht haben, Stellenangebote nach den Regeln der SlideShare-Kunst zu gestalten. Ich hoffe, wir sehen bald mehr davon. Was haltet Ihr von der Idee, Stellenangebote in Form von Präsentationen zu veröffentlichen? Kennt Ihr vielleicht andere Beispiele?
[slideshare id=2794088&doc=mitarbeit-bei-yoga-vidya-2010-091229134648-phpapp01&type=d] (FYI: 2600 Views)
[slideshare id=30720581&doc=youblisher-140202065907-phpapp02&type=d] (FYI: 630 Views)

[HTTP410] Immer stärker: Mobile-Ads in Deutschland

Mobile-Advertising ist so ziemlich die imposanteste Entwicklung, die wir in den letzten fünf bis zehn Jahren bei den Display-Ads beobachten konnten. Es gab wichtige technischere Revolutionen im Hintergrund (z.B. Real-Time-Bidding kam für viele Werbeformen dazu), doch der Einfluss auf Werbetreibende und Wirtschaft war hier nicht so immens, wie er es aus dem Blickwinkel der mobilen Werbung ist. Diese Umwälzung deutete sich bereits im Jahr 2012 an, als Facebook mit Blick auf die steigende mobile Nutzung die Mobile-Ads einführte. Der Erfolg war bereits nach wenigen Wochen beeindruckend.

Heute, bald zwei Jahre später, hat sich diese Entwicklung fortgesetzt. In Deutschland wuchs der Mobile-Ads Markt im Jahr 2013 um satte 67% und brachte rund 65 Millionen Euro Umsatz. Im gestern erschienenen MAC Mobile-Report wird für dieses Jahr ein weiteres Wachstum von 65% prognostiziert, bei einem Umsatz von 107 Millionen Euro.

Eine weltweite Prognose liefert uns eMarketer: Nachdem der Markt vergangenes Jahr weltweit sogar um 105% zulegte, soll er 2014 nochmal um 75% wachsen und dann 31,45 Milliarden Dollar umsetzen. Ein immenses Wachstum, vor allem getrieben durch die Advertising-Giganten Facebook und Google:

Mobile Ads

Wir sehen: Während sich Google mit um die 50% Marktanteil wacker schlägt, holt Facebook mit großen Schritten auf. Zum Zeitpunkt meines damaligen Artikels hatten die Blauen noch unter 6% Marktanteil, dieses Jahr schon über 20%. Da sich der Markt in dieser Zeit verdreifacht hat, sollte man aber nicht annehmen, dass Facebook Google hier sonderlich viel wegschnappt. Vielmehr tragen beide gemeinsam einen Großteil dazu bei, dass mobile Werbung heute in diesem Umfang überhaupt gebucht und ausgeliefert wird.

Googles Position ist hierbei recht klar und sicher zu sehen, aber was ist mit Facebook? Zu dieser Frage empfehle ich allen Interessierten das Abonnement unseres Newsletters. In der kommenden Ausgabe (die in den nächsten Stunden verschickt wird) werde ich auf Status Quo und Zukunft Facebooks als Werbeplattform eingehen.

[HTTP410] Interaktive Arbeitgebervideos?! So könnte es funktionieren.

Stellt Euch bitte Folgendes vor: Ihr schaut Euch ein Arbeitgebervideo an. In diesem Video führt man Euch durch das Unternehmen. Es tauchen Personen, Arbeitsplätze, die Kantine und evtl. sogar das Produkt des Unternehmens auf. All das interessiert Euch, ihr würdet gerne sofort mehr Informationen erhalten. Zum Beispiel darüber, was genau die gezeigten Menschen im Unternehmen tun, was in der Kantine normalerweise serviert wird, wie genau das Produkt des Unternehmens funktioniert und, und, und.

Während das Video läuft, klickt/tippt ihr einfach auf die Objekte, die Euch besonders interessieren/emotional berühren. Wenn das Video vorbei ist, finden sich alle davon in einem “Korb” wieder. Ihr geht sie durch und bekommt weiterführende Informationen. Da sind z.B. die Hintergrundinformation zu einer Person, die Euch besonders angesprochen hat, die genaue Beschreibung der Funktionsweise und die Entstehungsgeschichte des Produkts und das Versprechen, dass Ihr Euren Arbeitsplatz frei gestalten könnt. Das Video mutiert also zu einer neuen Form des Inhaltsverzeichnisses.

Warum gefällt mir diese Vorstellung? Weil man auf diese Weise sehr viele Informationen z.B. über den zukünftigen Arbeitsplatz bereit stellen könnte, ohne zu überfordern und ohne zu langweilen. Weil die Informationsaufnahme eine ungezwungene, spielerische Komponente erhalten würde. Weil der Nutzer selbst entscheidet, was ihn interessiert.

Inspiriert hat mich hier die Werbe-Industrie. Die Idee ist nicht ganz neu. Bereits in 2012 gab es erste sogenannte in-Video Shopping Experimente. Schon damals spannend, allerdings noch nicht sonderlich attraktiv umgesetzt. Nun, heute scheint die Technologie so weit ausgereift zu sein, dass sie wirklich interessant und vor allem einsetzbar wird. Aus meiner Sicht auch außerhalb der Shopping-Welt. Da solche Beispiele noch fehlen, begnügen wir uns an dieser Stelle zu Anschauungszwecken mit einem Mode-Video, in dem es zumindest um ein Bewerbungsgespräch geht 🙂

Meine eigene Reise durch dieses Video sah so aus: Erst sammelte ich die Objekte, die mich interessieren. Diese tauchen in dem Korb auf, den man über das Icon unten rechts erreicht.

Interaktive Videos werden häufig im Shopping-Bereich eingesetzt.

Und danach las ich in Ruhe weiterführende Texte bzw. schaute mir zusätzliche Videos an.

Verschiedene im Video angeklickte Elemente werden in meinem persönlichen "Korb" detaillierter beschrieben.

 

Cinematique bietet in diesem interaktiven Video z.B. weiterführende Informationen zu LA.

 

Im Anschluss ans interaktive Video kann man mehr über die Details erfahren.

Erstellt wurde das Video auf der Plattform cinematique.com, die mir sehr vielversprechend erscheint. Es handelt sich hierbei um eine junge Firma aus den USA, die gerade eben ihre erste Finanzierung erhalten hat und offenbar an großen Plänen arbeitet. Das Schöne an dieser Plattform ist, dass es offenbar bereits möglich ist, eigenen Content hochzuladen und daraus solche interaktiven Videos erstellen zu lassen.

Wer hätte Lust auf ein Pilot-Projekt und stellt sein schönes Arbeitgebervideo oder Berufsorientierungsvideo zur Verfügung? Traut Euch 🙂 Ich kann mir jedenfalls sehr gut vorstellen, dass man mit dieser in-Video Technologie etwas sehr Feines und Nützliches schaffen kann. Am Rande mal eine kleine Zukunftsvision abseits von dem, was ad-hoc schon machbar wäre. Stellt Euch vor, wie sich Kinder und Jugendliche beim Schauen ihrer Lieblings-Filme auf dem Tablet im Anschluss sehr einfach über die im Film vorkommenden Berufe informieren könnten.

Wie seht Ihr das? Mich würde hierbei natürlich auch besonders die Meinung der Kollegen interessieren, die sich mit ähnlichen Ansätzen bereits beschäftigt haben.

Zeitversetzte Videointerviews: Ein Erfahrungsbericht

Stellt Euch bitte folgende zwei Szenarien vor:

  1. Ihr seid ein bekannter Konzern und kämpft mit einer Flut von Bewerbungen für die Trainee-Stelle im Bereich Marketing. Davon sind mindestens 10-20 interessant.
  2. Ihr seid ein mittelständisches Unternehmen mitten im Nirgendwo und habt gerade mit Mühe und Not ein paar vielversprechende Bewerbung für die Spezialistenstelle im Ingenieurs-Bereich aus Spanien, Tschechien und Ideen erhalten.

Das Dilemma: Ihr könnt alle einladen, viel Zeit und/oder Geld investieren, obwohl Ihr wisst, dass am Ende ein Großteil der Investition “umsonst” war, weil nicht alle passen/eingestellt werden. Ihr ladet selektiv ein, spart Kosten, lauft aber Gefahr, gerade den “perfekten” Kandidaten nicht einzuladen. Wie lässt sich dieses Dilemma auflösen?

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Die zeitgemäße Antwort lautet: “Vorauswahl mit zeitversetzten Videointerviews”. Vor genau drei Jahren haben wir Euch zum ersten Mal das Thema Viedeointerviews und das damals frisch gegründete Berliner Unternehmen Viasto vorgestellt, das sich der Lösung des oben beschriebenen Problems verschrieben hat. Seitdem haben die Jungs und Mädels viel Entwicklungs-  und Überzeugungsarbeit geleistet sowie eine sehr solide Kundenbasis aufgebaut.  Und ich habe letzte Woche endlich die Gelegenheit ergriffen, ihre Lösung “interview suite” bzw. den ganzen Prozess, aus der Bewerber- und aus der Personaler-Sicht, zu testen.

Ich bewerbe mich per Videointerview

Am Test-Tag erhielt ich eine Mail mit der Einladung und dem Zugangs-Link zu einem Videointerview für eine fiktive Stelle. Für die Ausführung wurde eine Frist von ein paar Tagen eingeräumt. Ich kam gegen 21:30 etwas müde nach Hause und entschied mich, gleich in dieser recht realistischen Situation, den Vorgang zu starten. Etwas mit Licht und Webcam gespielt, Micro an und los ging’s.

Nach der super schnellen Anmeldung im System wird man vom Interviewer-Unternehmen per kurzem Video begrüßt. Fand ich ganz nett. Man sieht zumindest jemanden von der anderen Seite, bekommt ein paar grundlegende Infos und kann sich schon mal ein wenig mit dem Format anfreunden. Danach folgt ein kurzes Test-Interview. Zwei typische Fragen werden in Textform gestellt. Man hat ca. 1-2 Minuten Lese- und Vorbereitungszeit und dann 1-2 Minuten Antwortzeit pro Frage. Das Test-Interview kann man vielfach wiederholen. Das ist gut. So kann man sich selbst etwas besser auf das echte Interview einstellen sowie die Bild- und Tonqualität notfalls anpassen.

Bei dem Test merkte ich bereits eine leichte Anspannung. Obwohl das Ganze eine simulierte Situation in meiner gewohnten häuslichen Umgebung war, wollte ich mich erstaunlicherweise intuitiv auf jeden Fall gut verkaufen. Man weiß ja nie :). Meine Vorurteile bzgl. mangelnder Ernsthaftigkeit haben sich sehr schnell aufgelöst. Spätestens als ich mich ein paar Minuten später im echten Interview mit echten Fragen wiederfand, wo es kein Zurück mehr gab und ich nicht wusste, was für eine Frage als nächstes kommen mag, war ich ganz schön bei der Sache. Insgesamt wurden für mein Interview fünf Fragen vorbereitet: wer ich sei, warum ich mich bewerbe, was mich qualifiziere usw.

Nach ca. 20 Minuten war das Ganze (Vorbereitung und echtes Interview) vorbei. Ich war etwas erschöpft von der Konzentration, die ich aufbringen musste, um in relativ kurzer Zeit die Fragen zu verstehen und zu beantworten. Im Grunde wie nach einem echten Test. Ich war froh, dass ich durch war und habe mich doch tatsächlich gefragt, ob meine Performance in einer nicht simulierten Situation ausgereicht hätte.

Fazit aus der Bewerbersicht:

Vorteile sind klar die zeitliche und örtliche Flexibilität, Einfachheit der Nutzung und die Möglichkeit, sich mit dem Format anzufreunden, bevor man die echten Fragen beantwortet. Potentielle Schwierigkeiten sehe ich bei den technischen Gegebenheiten auf der Seite der Bewerber (schlechtes Licht, Kamera, Ton, Verbindung), sowie der möglichen Unsicherheit vor der Kamera.

Ich spiele Personaler und setze zeitversetzte Videointerviews auf

Am darauf folgenden Tage durfte ich mir den Personalerzugang anschauen. Wie schon auf der Bewerberseite hat man stets einen guten Überblick über die anstehenden Prozessschritte und wird auch gut durch sie geleitet. Ich persönlich würde die Einrichtung als sehr einfach bezeichnen. Es würde jetzt hier der Rahmen sprengen, alle Funktionen und Möglichkeiten zu beschreiben. Ich bleibe bei den aus meiner Sicht wichtigsten.

Die Festlegung der Fragen fängt mit der Auswahl der Kriterien an, die man bei einem Kandidaten überprüfen möchte. Erst Kriterien (z.B. zuverlässig, kreativ, selbstbewusst usw.) definieren und dann darauf aufbauend die Fragen formulieren, die das abprüfen sollen! Bei der Evaluierung muss man dann auch begründen, warum die Antworten des Bewerbers die festgelegten Kriterien erfüllen oder nicht. Dazu kann man zusätzlich Beobachter, z.B. aus den Fachabteilungen, in den Prozess einladen, damit diese den Gedankengang bei der Festlegung der Kriterien, Fragen und bei der anschließenden Evaluierung der Ergebnisse kritisch hinterfragen können.

Das Ziel der Lösung ist es offenbar, den Unternehmen bereits beim Schritt der Vorauswahl eine diagnostische Systematik an die Hand zu geben, um Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen aufgrund der für uns Menschen typischen Irrationalität zu minimieren.  (Diese Vorgehensweise habe ich übrigens in Ansätzen im Rahmen eines früheren Posts zu den Vorschlägen des Psychologen Daniel Kahneman zur Personlauswahl mit Euch diskutiert.).

Auf der technischen Seite hat mir gefallen, dass die Lösung für Unternehmen aller Größen funktioniert. Als integraler Bestandteil der bestehenden Infrastruktur oder als Stand-Alone-Lösung. Nach der Aussage des Teams wird man bei Einführung mit umfassender technischer und praktischer Beratung unterstützt.

Fazit aus der Personalersicht:

Die systematische Vorbereitung des Videointerviews und die ebenso systematische Auseinandersetzung mit den Ergebnissen haben mich persönlich überrascht. Ich hatte mir im Vorfeld die Funktionsweise eher so vorgestellt:  “Komm, nimmst ein paar Fragen aus dem strukturierten Interview oder irgendeinem anderen Leitfaden und gut ist. Kriegst dann die Antworten per Video.” Doch es ist mehr als das. Hinter dem Begriff “Videointerview” versteckt sich, zumindest in dem vorliegenden Fall, der Anspruch, Unternehmen ein echtes, funktionierendes und auch noch kosteneffektives Vorauswahlverfahren an die Hand zu geben.

Zum Schluss:

Wer uns länger ließt, müsste wissen, wir machen nicht so viele Produkt-Reviews. Doch sehr, sehr gerne haben wir Produkte und Dienstleistungen aus Deutschland, die das Leben der Personaler und Bewerber wirklich besser und einfacher machen. Nach meinem sehr ausführlichen Test als Bewerber und Personaler glaube ich, genau das von dieser Viasto Interview Suite behaupten zu dürfen. Es hat mir sehr gefallen und ich sehe darin eine äußerst sinnvolle Ergänzung des Auswahlprozesses für Unternehmen mit einem bestimmten Bewerber-Aufkommen, für Unternehmen die z.B. weltweit rekrutieren oder für Unternehmen aus Ortschaften, wo keine Züge anhalten (wollen). Lasst Euch von dem netten Team die Lösung einfach mal zeigen. Es kann nur gut sein, diese Option für Eure jetzigen oder auch zukünftigen Herausforderungen zu kennen.

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Dem Team von Viasto wünsche ich weiterhin sehr viel Erfolg! Ansonsten freue ich mich auf Eure Erfahrungen und Meinungen zu dem Thema Videointerviews.

Besseres Targeting im Personalmarketing

Alex hat Euch ja gestern in die Bedeutung des Real-Time-Advertisings fürs Personalmarketing eingeführt: Heute wird in Echtzeit um die Werbeplätze geboten, die wir bei der Nutzung eines Online-Angebots angezeigt bekommen – je nach dem individuellen Wert, den ein Nutzer für mich als Werbetreibenden hat. Umso wichtiger wird es also, den Nutzer noch besser identifizieren zu können. Gutes Targeting spielt nun nicht erst seit RTA eine entscheidende Rolle, es ist die Basis jeder vernünftigen Online-Kampagne. Allerdings bringt die Komponente Echtzeit noch eine Reihe neuer Faktoren dazu: darunter den Zeitpunkt des Besuchs und die jüngste Surfgeschichte des Besuchers.

Kriterien zur Bewertung des Nutzer-Verhaltens

Wer ist der Nutzer X, der jetzt gerade meinen Werbeplatz zu sehen bekommt? Wie viel Geld ist es mir wert, dass dieser Nutzer genau jetzt meine Anzeige zu sehen bekommt?

Im einfachen Fall wurden Anzeigen nach dem simplen Prinzip “Eine Website über Blumen – der Besucher interessiert sich für Blumen” ausgeliefert. Oder allenfalls: “Der Nutzer liest einen Text in dem die Worte “Blumen” und “Strauß” vorkommen – er interessiert sich für Blumen, auch wenn er diesen Text gerade auf Spiegel Online liest”. Letztendlich wird der Nutzer hier nur über seine momentane konkrete Handlung typisiert, also mit allen Nutzern die gerade diesen Artikel lesen über einen Kamm geschert.

Mit den neuen Möglichkeiten des sogenannten “(Predictive)-Behavioral-Targetings” werden weitere Parameter in die Bewertung genommen. Zum (vereinfachten!) Beispiel:

  • Auf welchem Gerät wird der Werbeplatz angezeigt?
  • Welches Betriebssystem wird genutzt?
  • Welcher Browser wird genutzt?

Hier lassen sich schon grobe Typisierungen ableiten. Ein Linux-Nutzer, der mit Opera meine Seite aufruft, ist höchstwahrscheinlich ein technikaffiner Mensch und kein 13-jähriges Schulkind. Eine hohe Auflösung spricht für einen aktuellen, ggf. teuren Bildschirm. Also kann man von einem gewissen Lebensstandard ausgehen oder zumindest von einem hohen Stellenwert der technischen Ausstattung.

  • Welche PlugIns sind installiert?

Hier wird es spannend: Ein “Ich färbe dein Facebook grün”-PlugIn wird mit relativer Sicherheit von keinem ITler verwendet, die Nutzung von Schrift- oder Farberkennungs-PlugIns spricht unter Umständen für einen Grafiker.

  • Auf welchen Seiten war der User vorher?
  • Was hat er dort getan?

Den Ansatz kennen wir alle von Amazon-Produkten, die uns noch Tage durchs Netz verfolgen: Ist mein Nutzer gerade beim Planen des Urlaubs und surft zwischen Reiseberichten, Schwimmflossen-Angeboten und Wettervorhersagen? Dann hat er im Moment vermutlich kein Interesse an meinen Stellenangeboten. Oder kommt er gerade vom Gehaltscheck auf FocusMoney? Dann kann ich ihm durchaus einen Wechsel anbieten, auch wenn er gerade auf Kicker.de den Tabellenstand seines Fußballvereins checkt.

  • Wie viel Uhr ist es?

In der Nacht von Samstag auf Sonntag sucht keiner Jobs! Und keiner klickt aus reinem Interesse auf etwas, das damit zu tun hat. Das Geld kann man sich also gleich sparen und muss gar nicht erst mitbieten. Oder doch? Verrät die Browser-History, dass unser Kandidat samstagnachts anscheinend auf Business-Seiten unterwegs war, dann ist das eventuell genau der Workaholic, den Ihr sucht! Und dann ist er Euch auch was wert – unter Umständen mehr, als er der Poker-Seite wert ist, die sonst Samstagnachts auf diesem Platz wirbt.

Fazit zu Targeting im Personalmarketing

Diese Beispiele sind nun alle sehr simpel, aber sie verdeutlichen, wie wichtig es ist, das individuelle Verhalten des einzelnen Nutzers zu kennen – bzw. die Informationsbruchstücke zu interpretieren und daraus auf ein Verhalten zu schließen. Hier werden also (Echtzeit-)Daten über Statistiken, Studien und Erfahrungen gelegt und so eine vermutete Zielsetzung errechnet. Aus dem “Behavioral Targeting” wird so das “Predictive Behavioral Targeting”. Ein riesiges Potential, sich zu täuschen – aber auch die Möglichkeit, echte Volltreffer zu landen. Die gute, alte Rasterfahndung lässt grüßen 😉

Aus meiner Sicht spielen diese Tools in Zukunft eine besondere Rolle, auch ohne jetzt Begriffe wie “Big Data” zu bemühen. Selbst wer heute Facebook-Ads nutzt, der steckt schon mit beiden Beinen in diesem System, er bekommt es nur nicht so deutlich mit. Für das Personalmarketing ist hier noch viel Acker zu pflügen (und Ernte einzufahren)!

[HTTP410] Amazon startet eine Jobbörse

Heute sind ja alle am Scherzen. April, April, huhu. Ein gewisser guter Freund, nennen wir ihn mal Marc, informierte mich heute über einen möglichen Einbruch in meine Wohnung. Ganz toll, Marc, ganz toll! 🙂

Auch in der HR-Szene wird gescherzt. Das Gute daran ist, dass so manch ein HR-Scherz sich als eine Sammlung interessanter Ideen entpuppt, über die man durchaus nachdenken könnte/sollte. Das gefällt mir. Hätten wir jeden Monat einen 1. April wären wir womöglich ein innovativeres (HR-)Land.

Ich möchte diese aufgeschlossene Stimmung nutzen, um eine kleine, gerne auch große, ernst gemeinte Diskussion über die mögliche Zukunft der Online-Stellenanzeige anzuzetteln. In einem kürzlich geführten Gespräch am HR-Barcamp Vorabend wurde die Frage diskutiert, ob Nutzerdaten, die im Bereich Produktmarketing seit längerer Zeit fleißig gesammelt werden, zur effizienteren Platzierung von Stellenangeboten verwendet werden könnten. Könnten wir genau der richtigen Person genau die richtige (Stellen-)Anzeige genau da, wo die Person sich gerade im Netz aufhält, zum richtigen Zeitpunkt unaufgefordert einblenden lassen?

Ich persönlich würde sagen, ja klar, zumindest perspektivisch. Ansonsten verlangt diese spannende Frage nach ausführlicheren Analysen, die ich hoffentlich hier demnächst liefern kann. Zum Einstig ein kleiner Vorgeschmack mit der Bitte um Eure Einschätzungen und Meinungen. Was wäre, wenn Euch heute bei Amazon oder einem anderen Shop Eures Vertrauens folgendes Bild geboten würde?

Amazon Jobbörse

Die Idee einer Amazon-Jobbörse ist einfach: Vorschlag-Algorithmen analysieren unsere Käufe und schlagen uns thematisch verwandte Produkte vor oder aber Produkte, die Menschen mit einem ähnlichen Verhaltensmuster erworben haben. Wie weit ist der Schritt zum Vorschlag von Produkten aus anderen Bereichen, wozu letzten Endes auch Stellenangebote gehören?!

Wenn die folgende Logik funktioniert:

WENN Sie Bücher über PHP kaufen, DANN könnten Sie sich auch für MySQL interessieren. 

Warum dann nicht auch die folgende:

WENN Sie Bücher über PHP kaufen, DANN könnten Sie ein PHP-Entwickler sein.

Oder die folgende:

WENN Sie Bücher über PHP und Management kaufen UND sich sonst für große Autos und teure Uhren interessiern, DANN zeigen wir Ihnen nur Jobs ab einem bestimmten Führungs- und Gehaltslevel. 

Was haltet Ihr von diesem Gedanken?  Warum gibt’s es diese “Jobbörse” noch nicht? Wie würdet Ihr einen Job-Vorschlag auf diesem Wege finden? Glaubt Ihr, dass man anhand unseres Kaufverhaltens treffsichere Persönlichkeitsprofile erstellen kann, die sich für treffsicheres Personalmarketing einsetzen ließen?

[HTTP410] Talent-Wilderei mit verstecktem Telefon

Eine Agentur in Dubai – FP7 – war auf der Suche nach Verstärkung. Und weil die vielbeschäftigten Top-Kreativen es gewohnt sind, auf allen üblichen Kanälen zum Wechseln animiert zu werden, hat sich diese Agentur etwas Besonderes ausgedacht:

Natürlich ist die Idee an sich schon mal nett. Viel interessanter ist aber die Botschaft des Videos selbst, dahinter steckt nämlich die eigentliche Recruiting-Kampagne: “Wir stellen ein, wir wollen die besten Leute und lassen uns was einfallen, um sie zu bekommen!”. Und diese Botschaft geht gerade um die Welt. Well done!

[HTTP410] Das härteste Assessment-Center der Welt? Recruiting in Online-Games

Als im Zuge der NSA-Affäre auch die Überwachung von Online-Spielen thematisiert wurde, war ich persönlich alles andere als überrascht. Schließlich haben wir es hier mit so komplexen Digitalwelten zu tun, dass ganze Generationen von Spielern darin versinken und ihr “Real Life” völlig vernachlässigen können. (Übertrieben ausgedrückt, natürlich hat ein Großteil der Spieler und Spielerinnen ein geregeltes Leben und ihr Spielverhalten absolut unter Kontrolle.) Dennoch muss jedem klar sein, dass hier eine Menge Kommunikation über Chat, Mail, und Stimme abläuft – und dass hierbei nicht nur über das Spiel gesprochen wird: Familie, Politik und Beruf sind Themen die bei längeren Session allesamt auf den Tisch kommen.

Mehr noch:

Man löst gemeinsam vielschichtige Aufgaben. In Teams. Mit Spezialisten und Führungskräften. Heute morgen bin ich auf eine kleine Recruiting-Kampagne gestoßen, die ich mindestens genauso schlüssig finde: Yossi Lubaton, CEO der Agentur BBR Saatchi&Saatchi in Israel suchte 2013 Top-Entwickler mit einer guten Reaktionszeit, kreativem Denken und Teamfähigkeit. Und um diese Softskills zu testen, ließ er die Anwärter eine harte Aufgabe lösen. Mit ihm gemeinsam auf einem der gefährlichsten Schlachtfelder: In Diablo 3.

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Ich glaube absolut an die Möglichkeit, in dieser Umgebung schon mal etwas die Spreu vom Weizen zu trennen. Ich selbst habe vor ein paar Jahren mal die Semesterferien bei Word of Warcraft verbracht und schon 2011 von der Möglichkeit geschrieben, dort Leute sehr gut kennen zu lernen:

Nächtelang mit einem bayrischen Koch und einem Dortmunder Türsteher durch die Lande zu ziehen und für das Gute zu kämpfen, das schweißt zusammen – über das Spiel hinaus. Ich lernte die Mitspieler in Stresssituationen kennen und weiß, wie sie sich in einer Führungsposition verhalten. Oft dachte ich zum Beispiel: “Den Typen würde ich sofort einstellen”, oft aber auch: “Warum du keinen Job lange behältst, ist mir schon klar”.

Grundeigenschaften von Online-Gamern

Gruppenbildung ist in Online-Spielen meist Voraussetzung für ein erfolgreiches Arbeiten. Spieler spezialisieren sich und bilden so selbstorganisierte Teams von Fachkräften. In den so gemeinsam erlebten Abenteuern gibt es unglaublich viele Möglichkeiten, seine Mitspieler und deren besonderen Eigenschaften aus Recruiter-Sicht kennen zu lernen:

  • Nehmen Spieler Führungspositionen ein, wenn es notwendig ist? Lassen sie sich führen, wenn es notwendig ist?
  • Verhält sich der Spieler seiner Profession entsprechend? Bringt sich die schwach gerüstete Heilerin dauernd selbst in unnötige Gefahr und muss von den Mitspielern gerettet werden? Oder weiß sie, wo ihre Stärke liegt: Etwas abseits vom Kampfgeschehen mit Überblick auf den gesundheitlichen Zustand ihrer Gefährten?
  • Wie verhält sich ein Spieler beim Verteilen der Beute? Behält er alles für sich, um es auf dem Markt zu verkaufen, oder erkennt er, dass Item XY für seinen Mitspieler von Gebrauch ist und gibt es diesem weiter?
  • Ist der Spieler zuverlässig? Bekommt er Beruf, Familie und das Spiel unter einen Hut? Wenn nicht: wer leidet darunter?
  • Und last but not least: Ist der Spieler konfliktfähig und wie löst er Unstimmigkeiten?

recruiting_diablo_2 Was meint Ihr: Wer hier den Überblick behält, der kommt auch bei engen Deadlines nicht aus dem Takt? 😉

[HTTP410] Facebook macht Fan-Sharing möglich

Wie hier und hier gelesen, hat Facebook gerade eine interessante Anpassung der Funktionsweise des Fanpage-Feeds durchgeführt. Vertaggt Ihr im Posting auf Eurer Fanpage eine andere Fanpage (Bsp. “Wie bei @wollmilchsau gelesen, bla, bla, bla.), besteht ab jetzt angeblich die Wahrscheinlichkeit, dass die Fans der getaggten Fanpage Eure Botschaft auch sehen. Ihr habt im Grunde indirekten Zugang zu einem unbestimmten Teil der fremden Fans, wodurch Eure organische Reichweite erhöht wird.

Die genauen Voraussetzungen für die Einblendung im “fremden Lager” sind natürlich nicht bekannt. Facebook verweist lediglich auf allgemeine Faktoren wie Engagement, Relevanz und thematische Schnittmenge der auf diese Weise vernetzten Seiten. Sagen wir mal, ich habe eine Fanpage über Äpfel und vertagge in meinem super relevanten und tollen Post eine Fanpage über Birnen. Ein paar Fans, die Äpfel und Birnen mögen, liken und sharen meinen Post. Aha, sagt Facebook, das scheint für beide relevant zu sein, also ist der Post vielleicht auch für ein paar Nur-Birnen-Fans relevant. Zack, sehen ein paar Birnen-Fans meinen Äpfel-Post. Juhu!

Insgesamt ein interessanter Zug, nachdem Facebook in den vergangenen Monaten die (unbezahlte) organische Reichweite eher eingeschränkt hat. Eventuell ein Versuch, uns doch etwas mehr für unser Geld zu bieten?!  Naja. Oder besteht, wenn man’s negativ hinterfragen möchte, doch die Notwendigkeit potemkinsche Dörfer aufzubauen, da die Reichweite aufgrund der sinkenden Beliebtheit von Facebook zwangsläufig zurückgeht? Und so kann jetzt etwas Reichweite von Fanpage zu Fanpage unter dem Tisch hin und her geschoben werden. Was auch immer der genaue Grund für dieses unfreiwillige “Fan-Sharing” ist, Facebook nimmt hier offenbar in Kauf, dass Nutzer demnächst noch mehr irrelevantes Zeug in ihren Feeds zu sehen bekommen.

Warum?! Na, weil jetzt die Füchse unter den Online-Maketern ihre Spam-Maschinen anschmeißen und die eigene Produktwerbung bei der Konkurrenz zu platzieren versuchen werden. Kann man ihnen nicht verübeln. Sie werden’s vermutlich schon sehr bald übertrieben haben. Aber uns kann das egal sein. Für Personaler sehe ich nämlich eine interessante Gelegenheit. Wir brauchen gar nicht übertrieben zu spammen. Wir könnten dagegen die neue Funktion sinnvoll und mit Bedacht einsetzen, z.B. um evtl. etwas mehr schöne Facebook-Reichweite für eine schöne Stellenanzeige herauszuholen. Wie? Zum Beispiel so:

Beispiel einer Stellenanzeige auf Facebook

Ok. Das ist jetzt etwas scherzhaft und spontan ausgedacht mit BMW, Audi und Porsche. Aber in etwa so müsste das gehen. Um die neue Möglichkeit vernünftig auszuprobieren, würde ich etwas systematischer vorgehen. Als erstes würde ich mir per Facebook Graph Search anzeigen lassen, was die Fans meiner Seite sonst noch für Seiten mögen. Das geht so:

Facebook Graph Search

Dann würde ich mir ein paar davon mit den passendsten Themen und möglichst großer Fanbase aussuchen und genauer prüfen, was ihre Fans für Interessen haben. Das geht so:

Facebook Fan-Sharing

Und jetzt würde ich eine lustige Stellenanzeige mit einem StarWars-Motiv entwerfen, t3n vertaggen und hoffen, dass ich damit den Geschmack von ein paar Wollmilchsau & t3n Fans treffe, wodurch sich das Tor zu einigen weiteren t3n Fans öffnen sollte. Zugegeben, ich habe das leider noch nicht in der Praxis ausprobieren können, sondern gerade eben ausgedacht. Die Effektivität der neuen Möglichkeiten müsste genauer in einem Feldversuch untersucht werden. Aber wenn ich alles richtig verstanden habe, müsste das genau so funktionieren.

Ich hoffe jedenfalls, eine interessante Idee geliefert zu haben und freue mich auf Bestätigungen, Widerlegungen und sonstige Kommentare dazu. Happy Fan-Sharing!

Null Bock auf Einheitsbrei: Neue Netzwerke gegen alte Platzhirsche

Wenn Facebook eine Messenger-App für 19 Milliarden kauft, dann mag das Teil einer Blase sein – davon dass der “Hype vorbei” sei, kann man angesichts einer solchen Investition allerdings kaum sprechen. Nun mag man sich über den angeblichen Wert eines Online-Unternehmens mit 55 Mitarbeitern wundern oder sich fragen, was Facebook im Detail zu diesem Schritt bewegt hat. Wenn man allerdings mal den Fokus von diesen unternehmerischen Aspekten wegnimmt und auf die Nutzer schaut, dann wird es (zumindest für mich) interessant:

WhatsApp hatte zuletzt 450 Millionen Nutzer, davon alleine 30 Millionen in Deutschland. Fällt Euch was auf? Facebook hat es all die Jahre nicht geschafft, diese Marke zu knacken und krebst hierzulande immer noch bei 25 Millionen rum. WhatsApp hingegen wuchs alleine im letzten halben Jahr um 10 Millionen Nutzer. Möglich wurde dies durch idiotensichere bzw. leichte Nutzung von WhatsApp und die Fokussierung auf eine Funktion: das Senden und Empfangen von Nachrichten und Fotos. Und das passiert pro Tag fast 20 Milliarden Mal.

Facebook bewies schon mit dem Kauf und der überaus gekonnten Weiterführung von Instagram das richtige Gespür. Ja, wir wollen Fotos posten. Nein, wir wollen sie nicht unserem gesamten Netzwerk aus Freunden, Bekannten und Verwandten unter die Nase halten, sondern nur denen, die sich meine Wackelphotos mit Lomo-Filter ausdrücklich abonniert haben. Das gleiche gilt für den Bereich Kommunikation, auch wenn Facebook mit dem Messenger eine Alternative anbietet, die allerdings lange nicht so gut angenommen wird wie die simple grüne Sprechblase mit dem Telefonhörer.

Das deckt sich mit einem Trend, den man seit etwas über einem Jahr überall beobachten kann: eine zunehmende Diversifizierung in der Wahl und Nutzung einzelner Dienste. “Wave” ist mit knapp 50.000 Befragten aus 65 Ländern eine der umfassendsten Studien der Online-Nutzung überhaupt. (Grundsätzlich sehr zu empfehlen!) Auch in Version 7 dieser Erhebung wird deutlich: Die Nutzungsintensität und -vielfalt sozialer Netzwerke nimmt immer weiter zu. Dass die Facebook-Wachstumskurve nach und nach abflacht, sollte man nicht überinterpretieren.

So entwickelt sich im Windschatten der großen komplexen Netzwerke die Microblogging-Dienste weltweit gemächlich aber prächtig, allen voran Twitter:

Die globale Microblogging-Welle - Neue Netzwerke wachsen wie Pilze aus dem Boden

Nicht jedoch in Deutschland, hier pflegen wir allerdings unsere ganz eigene Kultur: Online-Foren.

Online-Foren sind in Deutschland nach wie vor sehr beliebt.

Das nur als Beispiel. Quer durch alle Klassen, Länder, Altergruppen, Szenen, Urban Tribes etc. lassen sich solche Eigenheiten beobachten. Die Rolle der Massennetzwerke wird weiter abnehmen, wenn auch Facebook als Adressbuch, Event-Tool und Mail-Programm wohl noch lange sehr wichtig sein wird – einfach wegen seiner Verbreitung. Die Musik spielt aber zunehmend in den Spezial-Netzwerken und -Tools. Und während ich hier von Instagram und WhatsApp schreibe, die beide schon so groß wurden, dass Facebook sie kaufte, installieren sich irgendwo gerade ein paar hunderttausend Nutzer den neuen, heißen Scheiß. Doof nur, wenn Unternehmen zwei Jahre brauchen, um in einem Netzwerk aktiv zu werden, nur um dann festzustellen, dass sie 3 Monate zu spät dran sind.