Stack Overflow Report 2017: Was deutsche Entwickler wollen

Im heutigen Artikel sprechen wir über Entwickler. Denn Entwickler, heißt es so schön in der Studie, die wir Euch jetzt vorstellen, sind der “zentrale Treiber der Digitalisierung in unserer gesamten Arbeits- und Lebenswelt”. Und weil es sie nicht gerade wie Sand am Meer gibt, sie aber gefühlt zu jeder Zeit von jedem Unternehmen gesucht werden, scheint es nur ratsam, zuzuhören, wenn sie etwas zu sagen haben.

Stack Overflow, eine Entwickler-Community, in der sich Entwickler untereinander über alles austauschen, was das Thema Softwareentwicklung betrifft, hat kürzlich “Die Stack Overflow Entwicklerumfrage – Deutschland Report 2017” veröffentlicht. Ursprünglich global ausgerichtet, liegt der Fokus auf den Antworten der über 5000 befragten deutschen Entwickler (insgesamt gab es über 64.000 Antworten aus mehr als 213 Ländern!). Wir werfen für Euch einen Blick auf Themen wie Ausbildung, Beschäftigungsstatus und Entwickler auf Jobsuche.

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Formelle Ausbildung hat nur moderaten Stellenwert

Bevor es losgeht sollte vorab gesagt sein: Ganze 59% der Entwickler in Deutschland gaben an, offen für eine neue berufliche Herausforderung zu sein – aber nur 9% suchen aktiv nach einem neuen Job.

Nach wie vor ist die überwältigende Mehrheit der Entwickler weltweit männlich. Nur 5,3% der Befragten sind weiblich, aber das sind immerhin etwas mehr als die 3,91% weiblichen Teilnehmer von 2016.

Wenn es um die Ausbildung geht, zeigt sich in Deutschland ein hoher Anteil an Teilnehmern, die einen akademischen Abschluss besitzen. Bei den professionellen Entwicklern haben 77% mindestens einen Bachelor. Etwa 34% der professionellen Entwickler findet jedoch ihre formelle Ausbildung “nicht sehr wichtig” oder sogar “überhaupt nicht wichtig”.

Stack Overflow Report 2017: Was deutsche Entwickler wollen - Grafik 1
Quelle: Die Stack Overflow Entwicklerumfrage – Deutschland Report 2017

Dazu passt auch, dass starke 93% der Befragten in Deutschland angaben, ihre Fähigkeiten zumindest in Teilen als Autodidakten (also im Selbststudium) erlernt zu haben – die formelle Ausbildung gehört zwar dazu, ist aber auch eben bei weitem nicht alles. Das deckt sich ebenfalls mit der recht langen Programmiererfahrungen bei vielen Entwicklern. Oft üben sich angehende Entwickler schon vor der Zeit an der Universität im Programmieren.

In der Studie heißt es dazu:

Das bedeutet für Unternehmen: Recruiter, die nur auf das Alter oder das Jahr des Uniabschlusses schauen, schätzen die Erfahrung eines Softwareentwicklers oft falsch ein.

Viele Softwareentwickler (77%)  haben sich außerdem mit Leib und Seele ihrem Beruf verschrieben, denn sie programmieren auch in ihrer Freizeit als Hobby und steuern zudem häufig Codes zu Open-Source-Projekten bei.

Beschäftigungsstatus von Entwicklern

Die Mehrheit der Entwickler ist vollzeitbeschäftigt, was angesichts des Bedarfs an Fachkräften aus diesem Bereich nur logisch scheint.

Stack Overflow Report 2017: Was deutsche Entwickler wollen - Grafik 2
Quelle: Die Stack Overflow Entwicklerumfrage – Deutschland Report 2017

Nimmt man Vollzeit, Teilzeit und Selbstständigkeit zusammen, haben immerhin 89% der Entwickler einen Job. Besonders viele “freie” Talente gibt es also nicht da draußen. Aber dafür gibt es noch Hoffnung, denn noch mal zur Erinnerung: 59% der Befragten sind prinzipiell offen für Neues und 9% suchen aktiv. Nur ca. 32% haben damit zur Zeit grundsätzlich kein Interesse an einer neuen Stelle.

Die meisten Entwickler arbeiten übrigens in den Branchen Software, Internet und Onlineservices (ca. 38%). Bei der Unternehmensgröße arbeitet die Mehrzahl der Befragten für Firmen, die zwischen 20 und 500 Mitarbeiter zählen (44%).

Übrigens: 27% der Entwickler wurden von einem Bekannten, Familienmitglied oder ehemaligen Kollegen auf ihre aktuelle Stelle aufmerksam gemacht Das sind mehr als die 23%, die von Recruitern (intern oder extern) angesprochen wurden (zählt man allerdings das Recruitung an Universitäten oder Jobmessen dazu sind es insgesamt etwa 29%).

Home-Office ist in Deutschland nach wie vor nur wenig verbreitet. Nur 9% der Befragten arbeiten mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit von zu Hause aus. In den USA sind es 16%, in Frankreich und Großbritannien immerhin 12%.

Entwickler auf Jobsuche

Zuvor wurde bereits erwähnt, dass 59% der Befragten einer neuen beruflichen Herausforderung offen gegenüberstehen – auch wenn sie eigenen Angaben nach “nicht aktiv” auf Jobsuche sind. Insgesamt verbringen trotzdem 51% der Teilnehmer 1 bis 2 Stunden pro Woche auf Jobsuche, gegenüber 29%, die gar nicht suchen. Diejenigen, die aktiv auf Jobsuche sind, wenden dafür etwa 3 Stunden pro Woche auf.

Was aber muss eine Stelle bieten, um für Entwickler relevant zu sein und wonach bewerten Entwickler eine Stelle?

Platz 1 geht an fachliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten, gefolgt von den speziellen Technologien (Programmiersprachen, Frameworks etc.), mit denen gearbeitet werden sollen. Auf Platz 3 schafft es das Arbeitsumfeld und erst auf dem 4. Platz finden sich Gehalt und mögliche Zusatzleistungen. Sehr viel weniger wichtig (besonders im Vergleich zu den USA) sind hierzulande zum Beispiel das Ansehen und die Bekanntheit des Vorstandes oder die Bekanntheit und Verbreitung des Produkts/Service. Home-Office dümpelt mit Platz 10 im Bereich der eher weniger wichtigen Aspekte.

Kurios, denn als Zusatzleistung ist es durchaus beliebt: 50% der Befragten finden, dass Möglichkeiten zum Home-Office/Remote Work ein guter Benefit sind. Noch wichtiger sind ihnen nur die Anzahl der Urlaubstage und die wöchentliche Stundenanzahl. Weniger beliebt sind z.B. Kinderbetreuung und Altenpflege, Aktienpakete oder großes karitatives Engagement von Unternehmensseite aus.

Und welche Skills finden die Entwickler beim Recruiting von IT-Kollegen hierzulande besonders wichtig? Ein Tipp: Prestigeträchtige Arbeitgeber und Universitäten sind es nicht:

Stack Overflow Report 2017: Was deutsche Entwickler wollen - Grafik 3
Quelle: Die Stack Overflow Entwicklerumfrage – Deutschland Report 2017

Wer Entwickler rekrutieren will und muss, sollte immer im Hinterkopf behalten, dass die fachliche Herausforderung und die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung vielen Entwicklern mehr bedeuten als Gehalt und Prestige. Auch wenn nur 9% der Befragten auf aktiver Jobsuche sind, so gibt es doch einen großen Pool von Entwicklern, die sich mit einer richtig guten Stelle zum Jobwechsel bewegen lassen würden.

Ein zweiseitiges Schwert. Es bedeutet natürlich auf der einen Seite, dass all diejenigen, die auf der Suche nach Entwicklern sind noch Chancen haben – diejenigen jedoch, die ihre besten Talente halten wollen, werden sich viel Mühe dabei geben müssen.

Case: Webinare als Recruitinginstrument?

Wer schon mal eine IT-lastige Konferenz besucht hat, kennt das beinah obligatorische “Übrigens,…wir stellen auch ein!” am Ende von jedem Vortrag. Sicherlich trifft man dieses Phänomen auch auf Konferenzen zu anderen Themen. Allerdings haben die IT Unternehmen, so kommt es mir zumindest vor, den Fachvortrag als Recruitinginstrument erfunden.

Während z. B. im Bereich Online-Marketing Fachvorträge eher vor dem Hintergrund der Neukundengewinnung gehalten werden, machen die ITler schlicht Personalmarketing. Die Not macht eben erfinderisch. Und die Vorgehensweise macht auch total Sinn.

1. Hältst einen fachlich reichhaltigen Nerd-Vortrag
2. Kriegst einen Raum voll mit fachlich passenden Kollegen
3. Versuchst welche abzugreifen

Check!

Webinare als Recruitinginstrument

Witzigerweise ist mir dieses einfache und gleichzeitig sehr logische Konzept noch nie im Rahmen von Webinaren begegnet. Webinare als Marketinginstrument gibt es inzwischen wie Sand an Meer zu allen möglichen Themen. Es ist wesentlich einfacher ein Webinar zu organisieren als einen Fachvortrag auf einer Konferenz. Das Format ist Zeit- und ortsabhängig und auch noch günstig dazu. Und wenn man sich die Mühe macht und dem Publikum echten Mehrwert statt reiner Werbung bietet, kann man sich einer gewissen Nachfrage sicher sein.

Warum nutzen wir diesen Kanal zum Fachpublikum nicht, um auf passende offene Stellen aufmerksam zu machen?! Genau so, wie dies im Rahmen einer gewöhnlichen Fachkonferenz passieren würde. Ich habe keine Antwort auf diese rhetorische Frage. Wir haben neulich selbst ein Webinar durchgeführt.  Der Gedanke, unsere aktuelle Vakanz darin anzusprechen, kam leider erst danach.

Die genaue Ausgestaltung dieser Idee für Euren konkreten Fall überlasse ich nun Eurer Phantasie. Meine Recherche führte mich zu einem einzigen dokumentierten Case, wo ein Webinar als Recruitinginstrument zum Einsatz kam.

Case Oracle

Die Firma Oracle war Ende 2015 auf der Suche nach Sales-Kollegen. Die Recruiter haben sich hingesetzt, Brainstorming gemacht und folgende Herausforderungen im Zusammenhang mit ihren Ausschreibungen definiert.

 

  • Differentiation – we’ll have to approach candidates differently than what they’re already used to.
  • Channel – candidates are not responsive, as emails, InMails or phone calls from recruiters often remained unanswered.
  • Speed – we had to move fast before other companies recruited our prospects.
  • Engagement – we needed to give candidates the inner motivation to engage and apply, since they couldn’t be found at traditional recruitment events, career fairs, networking nights etc.

Die Lösung: Ein Sales-Executive sollte ein Webinar halten und den Interessenten erzählen, was Oracle vorhat und was es zu tun gibt. Gesagt getan.

Wie Ihr sehen könnt, entspricht dieser Ansatz nicht ganz meiner Idee. Es sollte hier nämlich kein Fachwebinar mit Recruiting-Trojaner, sondern ein reines Recruitingwebinar angeboten werden. Ist auch gar nicht schlimm. Oracle ist eine bekannte Marke und konnte mit etwas Werbeaufwand einige Spezialisten zur Anmeldung bewegen. Beworben wurde das Webinar so:

Ihr seht, es ist eine machbare Sache. Und wenn Ihr keinen Twitter-Kanal mit 7000+ Followern habt und keinen Oracle-Newsletter, dann muss halt etwas mehr in die Werbung bei LinekdIn, Facebook, Google oder Xing fließen. Interessanterweise wird angemerkt, dass LinkedIn der entscheidende Kanal bei der Aktion war. Im Ergebnis konnte Oracle 32 Anmeldung generieren.

Aus den 32 Anmeldungen ergaben sich am Ende 10 potentielle Kandidaten, die in dem Bewerbungs-Prozess gelandet sind. Vier Kandidaten wurden als perfekt passend eingestuft. Zwei davon wurden letztendlich zum finalen Auswahlgespräch eingeladen. Ob sie eingestellt wurden, ist nicht bekannt. Als weiteren positiven Effekt hielt man fest, dass 60% der Anmeldungen grundsätzlich als für Oracle-Positionen interessanteingeschätzt wurden.

Als suboptimal wurde das Verhältnis von Interessenten (“considered joining”) und den Anmeldungen betrachtet. Hier hätte man viel besser performen können, so die Autoren. Meine Theorie ist, dass ein gutes Fachwebinar wesentlich mehr Interesse generiert hätte. Die Frage ist dann natürlich, ob die Umwandlung der Teilnehmer in Bewerber besser oder schlechter funktionieren würde. Letztendlich muss man hier einfach probieren. Und ich bin mir sehr sicher, dass es sich lohnen kann, Webinare als Recruitinginstrument in Betracht zu ziehen. Was meint Ihr?

Vielleicht habt Ihr schon mal als Teilnehmer oder Veranstalter Erfahrungen mit Personalmarketing im Rahmen von Webinaren gemacht. Dann freue ich mich auf Cases!

Talent Relationship Marketing Studie – auch Top-Unternehmen aus den USA müssen noch an sich arbeiten

Vor drei Wochen ging es in unserem Artikel bereits um die Candidate Journey. Darin haben wir eine Studie über Personen, die kürzlich (gute und schlechte) Erfahrungen mit Bewerbungen gemacht haben, besprochen. Heute haben wir eine Studie ausgegraben, die das Ganze von der anderen Seite beleuchtet: die Studie “2016 – The State Of Talent Relationship Marketing” hat anhand eines Audit-Verfahrens 600 große Unternehmen in den USA untersucht. Natürlich sind Erhebungen aus den USA nicht direkt mit Daten aus Deutschland vergleichbar – nichtsdestotrotz glauben wir aber, dass sie ein guter Indikator für die aktuellen Entwicklungen sind (und wenn es um Digitales geht, ist Deutschland ja auch nicht unbedingt für seine Vorreiter-Rolle bekannt).

Phenom People, ein Unternehmen, das in den USA selbst Software und Services rund um das Thema Talent Relationship Marketing anbietet, hat für den Report ein Audit-Verfahren kreiert, dass Bewerbungsprozesse standardisiert untersucht. Die Schlüsselbereiche, die hierbei unter die Lupe genommen werden, sind (nicht unähnlich zur Candidate Jouney Studie):

  1. Attraktivität: misst, wie effektiv Unternehmen in der Lage sind, Bewerber auf ihrer Karriereseite zu bringen und bewertet die Karriere-Webseite außerdem allgemein.
  2. Verbindung/Anbindung: untersucht, wie erfolgreich Unternehmen mit ihren potenziellen Kandidaten und Bewerbern anhand von Content und Personalisierung kommunizieren.
  3. Abwicklung der Bewerbung: umfasst den gesamten Ablauf des Bewerbungsprozesses.
Talent Relationship Marketing: Auch amer. Firmen müssen an sich arbeiten - Grafik 1
Quelle: Phenom People Inc.: 2016 – The State Of Talent Relationship Marketing

Wir sehen also, dass auch in dieser Studie ähnliche Faktoren von Bedeutung sind wie die, die wir zuletzt aus Kandidaten-Sicht besprochen haben. Und der Report bestätigt, was sich viele Befragte aus der Candidate Journey Studie an Verbesserungen gewünscht haben. Auch in den USA ist noch längst nicht alles in Butter.

Diskrepanzen beim Talent Relationship Marketing

Die Unternehmen, deren Karriere-Webseiten und Bewerbungsprozesse hier untersucht wurden, sind keine kleinen Nummern. Sie alle stehen auf der “Fortune 1000”- Liste, einer Liste, auf der das amerikanische Businessmagazin “Fortune” die 1000 erfolgreichsten Unternehmen (nach Einnahmen) der USA aufführt. Ähnlich wie bei unseren Mobile Recruiting Studien, in denen wir regelmäßig DAX-Unternehmen untersuchen, zeigt sich allerdings, dass Größe und Bedeutung eines Unternehmen nicht zwangsläufig in die HR-Abteilungen ausstrahlen.

  • 96% der untersuchten Karriere-Webseiten bieten keinen “relevanten” oder “personalisierten” Content. Leider erfahren wir aus der Studie nicht, woraus “relevanter” Content bestünde – aber es ist davon auszugehen, dass hier statt “großartigem Content” so etwas wie 08/15-Inhalte gemeint sind, die allgemein und gefällig, eben ohne scharfes Profil daherkommen.
  • 75% der Unternehmen schaffen es nicht, Kandidaten, die sich bereits beworben haben, über den Status ihrer Bewerbung auf dem Laufenden zu halten. Hier lässt sich wieder die Brücke zur Candidate Journey Studie schlagen: In Deutschland gaben 62% der Befragten an, dass ihnen aktuelle Infos zum Status ihrer Bewerbung wichtig sind. Wieso sollte das bei den Amerikanern anders sein?

 

Talent Relationship Marketing: Auch amer. Firmen müssen an sich arbeiten - Grafik 2
Quelle: Phenom People Inc.: 2016 – The State Of Talent Relationship Marketing

Im Westen nichts Neues?

Klar, wenn ein Auftraggeber wie Phenom People eine solche Studie durchführt, kommt am Ende dabei heraus, dass die hauseigene TRM-Software/Plattform die Missstände beheben könnte. Aber wieso auch nicht, denn die weiteren Ergebnisse des Audits werfen auch sonst kein besonders gutes Licht auf die Bewerbungsprozesse der untersuchten amerikanischen Unternehmen. Wirklich neu sind davon die wenigsten Erkenntnisse. Jedem, der sich in der HR-Szene bewegt, dürfte klar sein: Verbesserungen, vor allem die digitalen, setzen sich nur zäh durch. Dass wir uns deshalb manchmal vorkommen wie eine hängengebliebene Schallplatte, ist aber ein anderes Thema. Wenigstens können wir uns von den weiteren Ergebnissen des Audits bestätigt fühlen:

  • 85% der Unternehmen bieten entweder keine oder nur eine in Teilen automatisierte Bewerbung via Social Media (in den USA also vor allem via LinkedIn) an. Keine Überraschung, vor allem weil 96% der Unternehmen kein regelmäßiges Feedback zu ihren Bewerbungsprozessen einholen. Da wundert es auch nicht weiter, dass sich Analytics im HR-Bereich auch in den USA noch nicht weiter als auf 14% der untersuchten Unternehmen ausgebreitet haben. Ach, und eine beständige Recruiting-Strategie für die Social-Media-Auftritte? Bei 77% der Unternehmen Fehlanzeige!
  • Außerdem bescheinigt die Studie den Unternehmen mangelnde Transparenz: 97% der Unternehmen gehen nicht offen mit Rezensionen im Internet um, die z. B. auf Plattformen wie Glassdoor veröffentlicht werden.
  • Aber hey, einen positiven Ausreißer präsentiert der Report dann doch noch: Bei den Job-Beschreibungen in den Stellenanzeigen stellen sich 85% der Unternehmen “die meiste Zeit” ganz gut an. Whoop Whoop!

Empfehlungen, die (leider) auch hierzulande relevant sind

Phenom People schließt die Studie mit der Feststellung ab, dass die meisten Unternehmen noch einen langen Weg vor sich hätten. Stimmt. Hier auch. Vier Empfehlung gibt es dann auch noch:

Talent Relationship Marketing: Auch amer. Firmen müssen an sich arbeiten - Grafik 3
Quelle: Phenom People Inc.: 2016 – The State Of Talent Relationship Marketing

Content personalisieren, besser mit Kandidaten und Bewerbern kommunizieren, Bewerbungsverfahren messbar machen und schlussendlich für mehr Transparenz sorgen. Macht Sinn.

Das Talent Realtionship Marketing nimmt sich das Costumer Relationship Marketing zum Vorbild. Beim Costumer Relationship Marketing steht eine langfristige und positive Beziehung zwischen Unternehmen/Marke und dem Kunden im Fokus – ein ganzheitlicher Ansatz, den Firmen wie Phenom People auch auf die Beziehungen zwischen Unternehmen und potentiellen Kandidaten, Bewerbern und nicht zuletzt Mitarbeitern übertragen wollen. Verwendung von CRM-Softwares, die zur Optimierung der Beziehungen Kundendaten analysieren, gibt es bereits zuhauf. Glaubt Ihr, dass sich der verwandte Talent-Relationship-Marketing-Ansatz bei uns durchsetzen kann? Oder sollen die hiesigen Unternehmen besser kleine Brötchen backen und erst mal die Basics in Ordnung bringen?

Es scheint, als plage man sich auch jenseits des großen Teichs mit ähnlichen Problemen wie bei uns. Interessant ist auch immer wieder, dass es bei weitem nicht nur die oft als “traditionell” belächelten mittelständischen Unternehmen sind, die bei der Digitalisierung des Recruitings vielleicht nicht ganz auf der Höhe sind. Gerade die weniger dynamischen Großkonzerne bewegen sich in dieser Hinsicht zu träge.

Wir hoffen sehr, dass das Tempo, mit dem Unternehmen auf die Bedürfnisse ihrer potentiellen Kandidaten, Bewerber und Mitarbeiter eingehen, 2017 endlich anzieht!

Studie: Generation Z ist mit Werbung auf dem Kriegsfuß

Die international tätige Forschungsagentur Kantar Millward Brown hat Anfang Januar die Studie “AdReaction – Gen X, Y and Z” veröffentlicht, die untersucht, wie Angehörige verschiedener Generationen auf Werbung reagieren. Besonders die Generation Z wird genau unter die Lupe genommen.

Uff, mag da der ein oder andere denken, jetzt haben wir gerade angefangen uns irgendwie mit der Gen Y zu arrangieren und jetzt schießt schon die nächste Generation um die Ecke, bei der wieder alles anders ist?

Entwarnung! Denn in der “AdReaction”-Studie geht es nicht darum, eine Bevölkerungsgruppe hinsichtlich ihrer Werte und Normen zu bestimmen und ein einheitliches Profil von ihr zu erstellen. Im Gegenteil: reflexiv wird darauf verwiesen, dass es offensichtlich keine haltbare Praxis ist, Menschen nur nach ihrer Zugehörigkeit zu einer Altersgruppe definieren zu wollen. Nichtsdestotrotz kann aber auch die mächtige Wirkung des digitalen Umfelds, in dem die Gen Z aufgewachsen ist (und noch aufwächst), nicht kleingeredet werden.

Stattdessen gilt es herauszufinden, welche Generation wann und wo mit welcher Form von Werbung interagieren will. Die Studie kombiniert hierfür Ergebnisse aus einer qualitativen Studie aus 39 Ländern, einem Ad-Testing in 10 Ländern und einer qualitativen Befragung in den USA, China und Deutschland (yeah!) – also einem ganzen Haufen Daten. Wir stellen Euch einige der spannenden (und auch überraschenden) Ergebnisse vor.

Bevor es richtig losgeht, erinnert die Studie noch an einen Umstand, der allen Marketern schmerzlich bewusst sein dürfte: Werbung zu kreieren, die bei allen untersuchten Generationen gleichermaßen gut ankommt, ist verteufelt schwierig – gründliches Zielgruppen-Targeting bleibt unverzichtbar. Außerdem gilt grundsätzlich: Wird über Generationen als Konzept gesprochen, sollte man bedenken, dass dies durchaus umstritten ist. Die Schwierigkeiten fangen schon damit an, dass praktisch jede Quelle ihre eigene Definition vorbringt, zu welchen Geburtsjahrgängen welche Generation gehört.

Quelle: Wollmilchsau GmbH

1. Die Generation Z ist gegenüber Werbung grundsätzlich negativer eingestellt als die Generationen X und Y.

Wer also geglaubt hat, die jungen Leute, für die das Smartphone so etwas wie eine natürliche Verlängerung des Arms zu sein scheint, konsumieren ungefiltert und unkritisch alles, was ihnen da so auf die mobilen Bildschirme kommt, liegt weit daneben. Das hat mit der sich verkürzenden Aufmerksamkeitsspanne und der Tendenz zu tun, schneller gelangweilt zu sein. Was sie aber – mit Verlaub – so richtig beschissen finden, ist Online-Werbung.

Die digitalen Eingeborenen unserer Zeit begegnen Werbung in ihrem natürlichem Habitat mit Ablehnung? Jap, so sieht es aus! Je aufdringlicher das Format der Online-Werbung ist, desto negativer reagiert die Generation Z auf sie. Generell neigen sie stärker und schneller als die Generationen X und Y dazu, Werbung zu “skippen”, also zu überspringen. Ganz, aber ganz weit unten auf der Beliebtheitsskala stehen also Online-Werbe-Formate (und hier besonders Videos), die unaufgefordert abgespielt werden, nicht übersprungen werden können oder andere Tätigkeiten plötzlich unterbrechen (z. B. als Pop-Up).

Aber keine Regel ohne Ausnahme. So gibt es auch Online-Werbung, die von der Gen Z besser angenommen wird als von den anderen Generationen. Dazu zählen “Natives Ads” (das sind Ads, die im “bekannten Umfeld” geschaltet werden und als sogenannte “Tarn-Werbung” kaum von anderen redaktionellen Inhalten zu unterscheiden sind) und gesponserte Filter und Linsen für Fotoapp-Anwendungen (z. B. Snapchat).

Studie: Generation Z ist mit Werbung auf dem Kriegsfuß Grafik 1
Quelle: Kantar Millward Brown – AdReaction – Gen X, Y and Z

2. Generation Z bevorzugt kurzen und interaktiven Content, besonders im Kontext von Musik

In der Studie wird es so formuliert: “Timing ist alles”. Das betrifft die Länge von Werbung (im Idealfall weniger als 10 Sekunden) und auch die Tageszeit der Rezeption. Während abends zwischen 18 und 21 Uhr die beste Zeit für Werbung für die Generationen X und Y ist, ist nachmittags ein guter Zeitpunkt für Werbung, die an die Gen Z gerichtet ist. Das hat natürlich damit zu tun, dass altersgemäß die meisten “Mitglieder” der Generationen X und Y noch bei der Arbeit sind.

43% der Gen Z gaben außerdem an, ein “leidenschaftliches Verhältnis” zu Musik zu haben. Bei der Generation X gaben das nicht einmal halb so viele an. Werbung, die in generellem Kontext zu Musik steht, dürfte es bei einigen der kritischen Gen Zler also einfacher haben.

Ein weiteres Element, das Werbung für die Gen Z attraktiver macht, ist Interaktivität. In der Studie heißt es hierzu, dass sie sich als “Teil der Kampagne fühlen wollen” und es generell mögen, eine Entscheidung im Werbekontext zu treffen, zum Beispiel in Form einer Abstimmung. Trotzdem gilt auch hier noch, dass die Gen Z dazu neigt, Werbung (egal ob “gut gemacht” oder eben nicht) zu überspringen, und das auch noch vergleichsweise besonders schnell (3 Sekunden schneller als Gen X zum Beispiel). Das bedeutet, dass die ersten Sekunden bereits darüber entscheiden, ob eine Werbung angesehen oder übersprungen wird.

In der Studie wird dennoch dringend davon abgeraten, mit nicht-überspringbarer Werbung zu arbeiten. Es sei demnach wahrscheinlich, dass auf Dauer eine negative Gegenreaktion drohe, die nicht nur einzelnen Unternehmen/ Marken schaden könnte, sondern der ganzen Branche. Wenn etwa Ad-Blocker installiert werden, hat niemand mehr etwas davon. Was also tun? Der Generation Z geben, was sie will!

3. Was funktioniert: 4 Elemente, die die Gen Z ansprechen

Studie: Generation Z ist mit Werbung auf dem Kriegsfuß Grafik 2
Quelle: Kantar Millward Brown – AdReaction – Gen X, Y and Z
  • Musik
  • Humor
  • großartiges Design
  • Prominente

Die Grafik zeigt, dass Humor, Musik, Design und Prominente alle Befragten interessieren. Bei der Gen Z ist es aber jeweils noch ein Tick mehr. Im Großen und Ganzen gaben alle Befragten an, dass sie Werbung dann am höchsten bewerten, wenn der Inhalt “bedeutsam” oder “wirkungsvoll” ist – ob dieses Kriterium erfüllt wird, liegt aber letztendlich am subjektiven Wertekatalog. Bei der Gen Z kommen Werbungen gut an, die “den richtigen Ton treffen”. Dabei stechen solche Beispiele heraus, die Probleme/Tabuthemen wie Diskriminierung oder Geschlechtergleichheit behandeln.

Darüberhinaus gibt es selbstverständlich je nach Nation, der die Befragten angehören, weitere Unterschiede. Hinsichtlich der Musik bevorzugten die Befragten aus China peppige und fröhliche Songs, zum Beispiel diese Bierwerbung:

Die deutschen Befragten finden vor allem, dass Werbung, die über die Musik kommuniziert, einfacher zu konsumieren ist als Werbung, in der es Voiceovers gibt. Nach dem Motto: “The Message is clearer with music”.

Auch das Verständnis von “gutem” Humor ist nicht überall dasselbe. Hier muss auf nationale Nuancen geachtet werden. Die Studie ergab aber, dass Humor das beste Mittel ist, um die skip-wütige Gen Z bei der Stange zu halten und sie dazu zubringen, sich eine Werbung vollständig anzusehen.

Der Einsatz von Prominenten in der Werbung ist ohnehin ein alter Hut, aber dafür einer, der immer noch gut zu passen scheint. Auch hier gelten regionale Unterschiede: Stars und Sternchen sind in der chinesischen Werbung laut der Studie omnipräsent, es zählen vor allem die Persönlichkeit und der Charakter. In Deutschland hingegen lautete das Schlüsselwort in der Studie Authentizität (Dazu ein Teilnehmer: “Heidi Klum in der McDonald’s Werbung sah einfach nur schräg aus”).

Gen Z Werbung
Quellen: links Screenshot – DCMN: Bastian Schweinsteiger in TV-Werbung für “Clash of Kings”/ rechts –  imgrum.net: zwei koreanische K-Pop Stars in einer chinesischen Werbung für “Pantene”

4. Der Überraschungssieger: TV-Werbung

Tja, wer hätte das gedacht? Die Unterschiede zwischen den Generationen sind doch nicht so groß. Die Studie ergab, dass Werbung in traditionellen Medien wie Fernsehen, Kino und auch Print bei allen Teilnehmern am meisten Zuspruch findet. So wurde angegeben, dass in der schnelllebigen Zeit diese Form der Werbung geradezu eine “Erholung” sei (wobei das nichts daran ändert, dass sich auch die Gen Z von der Allgegenwart von Werbung überwältigt und sich von der Industrie “bombardiert” fühlt). Fernseh-Werbung vermittele außerdem den Eindruck von mehr Qualität und sei sorgfältiger umgesetzt, so Generation Z in der Studie.

5. Personalmarketer aufgepasst!

Die Studie ist international und voranging auf Brand-Marketing ausgerichtet. Interessant ist sie trotzdem, ganz besonders, was die Einstellung der Generationen zu aufdringlicher Online-Werbung betrifft. Außerdem ist jetzt die Zeit, sich mit der kommenden Generation zu beschäftigen, da diese nun beginnt, in den Arbeitsmarkt einzutreten. Was zudem nicht unerwähnt bleiben soll: Wenn es um die Karriere geht, zeigten sich die Probanden der Generation Z besonders ambitioniert! 42% gaben an, einen Job zu wollen, der ihnen rasche Aufstiegsmöglichkeiten bietet und 43% der Befragten konzentrieren sich derzeit mit allem was sie haben darauf, ihre Ziele zu erreichen. Hört, hört!

8 kreative Beispiele für gelungene Guerilla Recruiting Kampagnen

Dass Personalmarketing über die klassische Stellenanzeige weit hinausgeht, zeigen diese innovativen und aufsehenerregenden Beispiele für gelungene Guerilla Recruiting Kampagnen.

Unsere Hall of Fame des Guerilla Recruiting:

Was macht gutes Guerilla Recruiting aus? Erstens: Es erregt Aufmerksamkeit und lockt Zuschauer an. Zweitens: Es zieht Bewerbungen und langfristig erfolgreiche Einstellungen nach sich. Die hier von uns zusammengetragenen Beispiele konnten meist beides erreichen. Lasst Euch von den sechs folgenden Recruiting-Ideen inspirieren und begeistern…

1. Who cares? – Schwedische Armee

Sorgst Du Dich wirklich um andere Menschen? Würdest Du Deine Freiheit aufgeben, um anderen zu helfen? Das sind schwerwiegende Fragen, die einem nur ganz selten bis gar nicht gestellt werden. Die schwedische Armee hat es getan.

Nachdem vor zwei Jahren in Schweden die Wehrpflicht ausgesetzt wurde, hatten die dortigen Streitkräfte ähnliche Probleme wie die Bundeswehr beim Recruiting des Soldatennachwuchses. Wie soll man junge Menschen heutzutage dazu bewegen, sich für eine Militärlaufbahn zu entscheiden? In Kooperation mit der Agentur DDB Stockholm wurde zu diesem Zweck eine sehr wirkungsvolle und innovative Social Recruitment Kampagne entworfen – wie der Social Media Guide berichtet. Ziel war es, mindestens 4300 Bewerbungen für die 1430 offenen Stellen zu erreichen. Das Ziel wurde mit 9930 Bewerbungen mehr als erfüllt. Doch wie?

Die Personalmarketing-Kampagne "Who Cares" aus Schweden
Pic: fluffisch (CC BY 2.0)

Mit der Kampagne “Who Cares?” wurde der mitmenschliche Aspekt des Militärdienstes propagiert: In der Stockholmer Innenstadt wurde ein schwarzer Container abgeladen, in dem eine Person für mindestens eine Stunde von der Außenwelt isoliert wurde. Kein Tweet, kein Statusupdate konnte sie befreien. Nur wenn ein anderer seinen Platz einnahm, durfte der Eingesperrte wieder an die frische Luft. Kam keiner, blieb die Tür für eine weitere Stunde geschlossen. Per Kamera wurde das Innere der Box auf die Kampagnenseite und auf Leinwände gestreamt – Online-Banner, Aktionen in den sozialen Netzwerken, Zeitungsanzeigen und Außenwerbung begleiteten die Aktion. Die Befreier eilten aus ganz Schweden herbei und gaben sich die Klinke in die Hand. In 89 Stunden verzichteten 74 Leute auf ihre Freiheit, um sie einem Unbekannten wieder zu geben. Die Kampagne wurde zu einem viel diskutierten Thema im Social Web und die Kampagnen-Seite hatte über 100.000 Besucher in vier Tagen.

Auch wenn hier niemand wirklich gefangen war und deshalb für viele der Befreier wohl eher “Action” als “Moral” im Vordergrund stand, der Erfolg der Aktion steht für sich.

2. Flaschenpost – Biss

Die Hürde, sich mit dem Verkaufen eines Straßenmagazins als Bedürftiger zu “outen” und so mit den Passanten in Kontakt zu treten, ist für viele nicht niedrig – das Sammeln von Pfandflaschen eine etwas diskretere Alternative. Gerade diese Flaschensammler wollte das Münchner Straßenmagazin BISS (“Bürger in Sozialen Schwierigkeiten”) ansprechen und ihnen eine alternative oder ergänzende Einkommensquelle anbieten. Doch wie erreicht man eine so spezielle Zielgruppe am besten? Ganz im Sinne einer zielgruppengerechten Bewerberansprache, startete das Unternehmen eine Guerilla Recruiting Kampagne besonderer Art.

Guerilla-Recruiting via Flaschenpost von BISS
Bild: KRONCK.de

Mit der Unterstützung lokaler Promis wurden also Pfandflaschen mit Recruiting-Botschaften beklebt und in München verteilt. Auch die Leser waren in die Kampagne eingebunden: Sie wurden gebeten, in den Zeitungen beiliegende Aufkleber mit dem eigenen Leergut in den Straßen zu verteilen. Insgesamt wurden so über 5000 Flaschen beklebt und in der Region platziert.

3. Pirate Recruitment – Ogilvy

Diese tolle Guerilla Recruiting Kampagne für Webdesigner möchte ich Euch aufgrund ihres kreativen und leicht übertragbaren Ansatzes zur Nachahmung empfehlen. Bei der Ansprache machte sich Ogilvy Brüssel die unter Webdesignern weitverbreitete Gewohnheit zunutze, Branchensoftware wie Photoshop auf Filesharing-Plattformen runterzuladen. Die Agentur verpackte ihr Stellenangebot also in einer entsprechend benannten Datei und lud sie kurzfristig auf alle einschlägigen Filesharing-Portale. Aber lassen wir sie selbst erzählen:

Pirate Recruitment at its best! Aber mit etwas Hirnschmalz lässt sich dieser Ansatz leicht auf andere Berufsgruppen übertragen. Bekannte Beispiele sind Stellenanzeigen auf Pizzen und im Website-Quellcode oder die Bewerbung über Programmierschnittstelle aber auch Design-Templates, Software-Hilfen für Fortgeschrittene Nutzer von Excel, SAP oder CAD-Software kann ich mir gut vorstellen. Fällt Euch noch was ein?

4. Trendsurfing – mytaxi

Wie Ihr ja alle wisst, gibt’s in Hamburch ab un’ an ‘ne lütte Sturmflut und ‘n büschen Wind. Und wenn sonst grad nichts los ist, interessiert sich auch schon mal ganz Deutschland dafür und die Medien verbreiten mit gut in Szene gesetzten Bildern des gefluteten Fischmarkts ordentlich Neugier auf den Wasserstand der Elbe.

Natürlich würde ich Euch das nicht erzählen, wenn es hier nicht was über Personalmarketing zu lernen gäbe. Und zwar von den Deerns und Jungs von mytaxi. Die entwickeln ihre App nämlich in einem Büro in bester Elblage, das ihnen einen Logenplatz zur Sturmflut-Beobachtung bot. Und den haben sie ganz uneigennützig mit allen Interessierten geteilt, indem sie drei Webcams installiert haben. Ganz uneigennützig? Lass mal sehen: Webcam 1 bot einen freien Blick auf die Elbe, Webcam 2 behielt die Große Elbstraße im Blick. Und Webcam 3?

Kreatives Personalmarketing-Beispiel von mytaxi

Die Jobs von mytaxi :D. Glückwunsch! Eine tolle Idee und ein schönes Beispiel für Guerilla Recruiting via Trendsurfing.

5. The Poaching Phone – FP7

Eine Agentur in Dubai – FP7 – war auf der Suche nach Verstärkung. Und weil die vielbeschäftigten Top-Kreativen es gewohnt sind, auf allen üblichen Kanälen zum Wechseln animiert zu werden, hat sich diese Agentur etwas Besonderes ausgedacht:

Natürlich ist die Idee an sich schon mal nett. Viel interessanter ist aber die Botschaft des Videos selbst – dahinter steckt nämlich die eigentliche Recruiting-Kampagne: “Wir stellen ein, wir wollen die besten Leute und lassen uns was einfallen, um sie zu bekommen!”. Und diese Botschaft ging um die Welt. Well done!

6. Made to Stick – Streetwise

In letzter Zeit fielen mir in Hamburg immer häufiger „Paste-Ups“ aus knallrotem Klebeband auf, aus denen Worte geklebt wurden. Diese waren leider nicht mehr lesbar, da ein Großteil der einzelnen Klebestreifen bereits entfernt worden war. Nun erwischte ich jedoch ein Exemplar in seiner vollen Pracht:

Guerilla Recruiting mit Tape auf der Straße
Bei näherem Hinsehen gibt sich auch der Urheber zu erkennen: Es ist eine Werbung für die Seite coolernebenjob.de, hinter der wiederum die D2D-Marketingagentur Streetwise steht.

Mit Streetart versucht die Agentur Streetwise, die junge Zielgruppe zu erreichen.

Streetwise versucht, mit jungen Promotion-Teams aus Schülern und Studenten an der Haustür und in Fußgängerzonen Menschen zum Spenden für wohltätige Organisationen zu bewegen. Was immer man von dieser Art des Fundraisings halten mag (wobei gesagt sei, dass Streetwise zu den eher seriösen Vertretern seines Genres gehört) – die Idee ist gut! Das Budget für ein paar Rollen individuell bedrucktes Klebeband ist sehr überschaubar. Das Kleben können die Teams übernehmen, die eh schon auf den Straßen unterwegs sind; auch das hält die Kosten gering. Zudem ist die Aktion ein echter Hingucker mit Aha-Effekt. I like!

P.S.: Wie sehr du Dich damit in einer rechtlichen Grauzone bewegst, muss Deine Rechtsabteilung klären!

7. Stencil Street Art – Neuseeländische Polizei

Wir hatten ja schon mal nette Offline-Kampagnen vorgestellt und auch dort war es einmal die Polizei, die Nachwuchskräfte suchte. Aber das, was ich bei We like that gesehen habe, gehört unbedingt in die Guerilla Recruiting Hall of Fame. Auch diese Kampagne wurde offline umgesetzt, lebt jedoch davon, dass sich die Fotos über soziale Netzwerke und Blogs verbreiten.

„The murals are part of a wider campaign by the advertising agency M&C Saatchi. Online, social media and reality-TV ads will follow and outdoor media will be used.“

„You too can do something extraordinary!“: Sogenannte Stencils (mit Schablonen in mehreren Farbschichten gestaltete Wandbilder) werben für einen Job bei der neuseeländischen Polizei. Diese Form von Graffiti wird auch vom Gutbürger in der Regel als annehmbar „schön“ angesehen und von Künstlern wie Banksy und Otis Frizzell (von ihm stammen die Bilder dieser Kampagne) salonfähig gemacht. In der Szene selbst sieht man das mit gemischten Gefühlen – keine Überraschung.

8. #poached – Bigcommerce

[su_row][su_column size=”2/3″]Die Tech-Metropolen der USA sind ja quasi die Geburtszentren des Guerilla Recruitings und immer wieder ein Quell der Freude, wenn es um lustiges aber auch aggressives Guerilla Recruiting geht. Sogar zwei erfolgreiche Guerilla-Aktionen hat das schnellwachsende eCommerce-Startup Bigcommerce 2014 durchgeführt.

Auf der Suche nach 40 der in San Francisco so schwer zu bekommenden Software-Entwickler hat das Bigcommerce Recruiting-Team an bekannten Pendler-Bushaltestellen pochierte Eier & Kaffee an auf ihre Busse wartende Mitarbeiter von Google, Facebook, Adobe und anderen Tech-Größen ausgegeben und sie gefragt, ob sie an einem spannenden Job ohne Pendelei interessiert sind. Der passende Name dieser Guerilla-Recruiting Aktion war #poached:
[/su_column] [su_column size=”1/3″]Aggressives Guerilla Recruiting vom US-Startup Bigcommerce[/su_column][/su_row]

Und auch wenn die Aktion kurzfristig lediglich zu sechs Angeboten und zwei Einstellungen geführt hat, haben die Bigcommerce Recruiter mit 1000 potenziellen Kandidaten gesprochen und so die Besuche der Karriereseite um 54 Prozent und den Bewerbungseingang um 150 Prozent gesteigert. Das die Aktion sie auf die Titelseite des San Francisco Chronicle gebracht hat, dürfte das nicht geschadet haben:

https://twitter.com/westsblog/status/452552568317550592

Eines der kreativsten Personalmarketing-Beispiele kommt aus San FranciscoVon diesem Erfolg angestachelt dachte sich das Recruiting-Team daraufhin die nächste Aktion aus. Diesmal verteilten sie in Austin/ Texas unter dem Motto #Donutsettle Donuts und Flyer mit einer Einladung zur Happy Hour mit Bier. Das sie dabei gezielt die Gebäude von 10 Arbeitsmarkt-Wettbewerbern heimsuchten, brachte ihnen zwar etwas Kritik aber auch wieder eine Menge Aufmerksamkeit ein.

Ich hoffe, diese Beispiele inspirieren ein paar unter Euch und bescheren uns bald mal wieder ein deutsches Beispiel.

Fragt mich alles! Reddits AMAs als Personalmarketingtool?

Wer Reddit nicht kennt, dem sei verziehen. Zumindest in meinem Bekanntenkreis hat man von der Webseite vielleicht schon mal gehört, aber sie zählt wohl nicht allzu oft zu den Browser-Startseiten. Zu Recht? Nein, denn die Webseite, die als Social-News-Aggregator bezeichnet wird, hat eine Themensparte, die sich Ask me Anything (kurz: AMA) nennt. Was das soll, wie es funktioniert und wie das Personalmarketing vielleicht von AMAs profitieren könnte, gibt’s im heutigen Post zu lesen.

In aller Kürze geht es bei Reddit hauptsächlich um Textbeiträge und Links (auch Bilder sind möglich, spielen aber eine untergeordnete Rolle), die von den Nutzern der Community eingestellt werden und von anderen Nutzern bewertet und kommentiert werden können. Den Themen sind keine Grenzen gesetzt, von aktuellen News aus dem Weltgeschehen über Rezepte bis hin zu persönlichen Posts (“Caught the reflection of my front yard in my cat’s eyeball“) ist alles dabei – natürlich existieren aber auch Grenzen. Eigenen Angaben nach gibt es aber “viel Spielraum”.

Eine besondere Kategorie bei Reddit sind die AMAs, die sich nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande großer Beliebtheit erfreuen. Das Ganze funktioniert so simpel, wie der Name es vermuten lässt. Irgendjemand (der allerdings verifiziert werden muss) eröffnet einen AMA-Thread, macht knappe Angaben zu Beruf oder Hobbies, Krankheiten, Haarfaarbe, sexueller Orientierung, Interessen oder was auch immer, reicht das Thema ein und es kann losgehen.

Für einen festgelegten oder offenen Zeitrahmen kann dann alles (wirklich alles) gefragt werden, wonach den Nutzern der Sinn steht. Außerdem können Nutzer auch “AMA-Wünsche” äußern, bei denen Interesse an AMAs mit bestimmten Themen, Erlebnissen oder Berufen etc. bekundet wird.

Die AMAs zu Berufen sind es, die unsere Aufmerksamkeit überhaupt geweckt haben – denn viele Nutzer, die ein AMA anbieten, wollen etwas aus ihrem Berufsleben erzählen. Die Gründe hierfür können vielfältig sein. Vielleicht einfach, weil die Anbieter gern Eindrücke weitergeben wollen, den Beruf empfehlen oder von ihm abraten wollen oder ganz schnöde Langeweile haben. Aber wer erzählt denn nicht gern mal einen Schwank aus seinem Leben?

AMAs über Berufe

Wer glaubt, die Ask me Anything-Sparte bestünde nur aus kruden Beiträgen wie “[AMA] Ich trinke seit 8 Jahren jeden Tag ca. 1,5l – 3l Pepsi Light. Fragt mich alles!“, der irrt sich. Denn tatsächlich sind es zu überraschend großen Teilen Berufe, Ausbildungen und Studiengänge, die nachgefragt und gelesen werden.

Und was es da alles gibt! Berufskraftfahrer, Lehrer, Rettungssanitäter, Ghostwriter, auszubildende Lokführerinnen, Grasdealer, Jura-Studenten, Flüchtlingshelfer, Verwaltungsangestellte und so weiter und so fort. Und die Nachfragen häufen sich ebenso, z.B. nach BND-Mitarbeitern, IT-Offizieren bei der Bundeswehr, Facebook-Angestellten, Maschinenbau- oder Umwelttechnikstudenten oder Spieleentwicklern.

Bei Reddit tauchen viele Fragen zu berufsbezogenen Themen auf.
Screenshot von reddit.com – Beispiele für AMAs

Und es werden tatsächlich Fragen über Fragen gestellt – auch kritische. Ob und wieweit die Fragen beantwortet werden, liegt im Ermessen des Anbieters. Der Schutz der Anonymität führt dazu, dass im Vergleich zu anderen Netzwerken (wie etwa Facebook), offen kommuniziert werden kann. So geht es auch häufig um moralische Aspekte (etwa bei dem Ghostwriter, der für andere Abschlussarbeiten verfasst), subjektives Erleben und persönliche Werte. Ein gutes Beispiel für solche Diskussionen ist auch das AMA einer Auszubildenden bei der Bundesagentur für Arbeit:

AMAs
Screenshot von reddit.com – Beispiele für AMAs

AMAs, bei denen keine Beweise für die Existenz der angegebenen Berufe, Krankheiten, Identitäten usw. erbracht wurden, werden gelöscht. Denn trotz Anonymität soll es authentisch zu gehen. Selbstverständlich sind dem Grenzen gesetzt. Zum Beispiel könnte ich zwar meine Identität als Person nachweisen, jedoch nicht ohne weiteres das Vorhaben, eine bestimmte Partei bei der nächsten Bundestagswahl wählen zu wollen.

Können Personalmarketing und AMAs zusammenfinden?

AMAs sind an sich ein sehr offenes Format, das weit über gebräuchliche “Mitarbeiterstimmen” hinausgeht. Die Möglichkeit alltägliche, banale, spezielle und vielleicht sogar unangenehme Fragen über Berufe und auch einzelne Unternehmen stellen zu können, kann auch eine gut geführte Seite im Social Media Bereich nicht leisten. Ich glaube, dass das Interesse an ähnlichen Fragerunden unter Jugendlichen und auch neugierigen Erwachsenen sehr groß ist.

Solche Fragerunden, veranstaltet von Unternehmen, Branchenverbänden etc.,  könnten also große Resonanz finden. Unbeschönigte Informationen sind im Personalmarketing sicher nicht unerwünscht, aber auch eben nicht so einfach zu präsentieren und zu handhaben.

Wie aber könnte das Format als informative Maßnahme in den Personalmarketingkanon intergriert werden? Es könnte ein eigenes AMA auf der Firmenseite oder auch bei Reddit geben, dass in den sozialen Medien angekündigt wird. Man könnte das Prinzip auch abwandeln und zum Beispiel Fragen sammeln, die dann regelmäßig und gesammelt beantwortet werden (ganz nach Art von Dr. Sommer). Aber wie findet man Mitarbeiter, die sich dazu bereit erklären?

Der Einsatz von AMAs als Personalmarketingtool ist durchaus denkbar.
Screenshot von reddit.com – Beispiele für AMAs

Der Reiz der AMAs liegt nicht zuletzt in ihrer Anonymität. Hier müsste eine Lösung gefunden werden, die Mitarbeitern die Möglichkeit bietet, ohne drohende Konsequenzen die Fragen frei zu beantworten. Zwar bleibt die Anonymität des Anbieters gegenüber der Internetcommunity gewahrt, das Unternehmen oder die Initiatoren des Ganzen wüssten dann ja aber Bescheid. In den englischsprachigen Räumen findet man aber bereits tolle Beispiel, bei denen das “Problem” offensichtlich gelöst wurde. Der AMA von Kaspersky Labs (Screenshot oben & unten) ist einer unserer Lieblinge.

In den Reddit AMAs beantworten User unter anderem Fragen zu ihrem Job
Screenshot von reddit.com – Beispiele für AMAs

Wir finden, dass die AMAs ein spannendes, informatives und außergewöhnliches Format sind und glauben, dass es Anklang und Resonanz finden würde – vorausgesetzt, man könnte das Problem hinsichtlich der Anonymität des Anbieters gegenüber den Unternehmen, wie z. B. im Case von Kaspersky vernünftig lösen. So bekommt wohl die besten Ergebnisse.

Nicht zuletzt kann so ein AMA auch gewaltig in die Hose gehen. Das sei der Fairness halber erwähnt. Wie wir alle wissen, fördert das anoynyme Internet nicht nur Ehrlichkeit, sondern auch Bosheiten und Trolle zu Tage. Aber hey, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Die meisten Fragen, die wir in berufsbezogenen AMAs mitbekommen haben waren vernünftig.

Was haltet Ihr von dem Ganzen? Glaubt Ihr, AMAs könnten in der Personalmarketingwelt funktionieren?

Wer am Wochenende noch nichts vor hat, findet hier die deutsche AMA-Seite auf reddit.com und hier die englische. Gegen Langeweile wärmstens zu empfehlen!

In diesem Sinne: “I’m a Wollmilchsau – Ask me Anything ;)”

Sneak Preview: Neues von den IT-Berufseinsteigern!

Es gibt neue Zahlen von den IT-Berufseinsteigern! Wie im letzten Jahr haben die IT-Berufseinstiegsplattform get in IT und Prof. Peter M. Wald von der HTWK Leipzig in Kooperation eine Studie verfasst, in der es vor allem um die Erwartungen von IT-Young-Professionals und IT-Studierenden geht. Die neue Studie findet viele Ergebnisse von 2015 bestätigt und wartet auch mit einigen Neuigkeiten auf, etwa wenn es um die Arbeitnehmermobilität geht. Die jungen ITler sind nämlich um einiges flexibler als ihr Ruf. Wir haben einen exklusiven Einblick für Euch!

Letztes Jahr schätzten 90% der Befragten ihre künftigen Berufschancen gut oder sehr gut ein. Daran hat sich auch bei der aktuellen Befragung nichts geändert. IT-Fachkräfte werden eben gebraucht und das nicht zu knapp. Selbstläufer.

Auch das Top-Kriterium, welches Arbeitgeber attraktiv macht, ist unverändert geblieben: gute Möglichkeiten zur fachlichen Entwicklung. Unternehmen tun also gut daran, ihren IT-Berufseinsteigern zahlreiche Perspektiven zur Weiterbildung und zur Vertiefung ihrer Expertise zu bieten.

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Quelle: get started 2016 – Was IT-Fachkräfte von ihrem Berufseinstieg erwarten

Der Vergleich zum letzten Jahr macht deutlich: es gibt einige feine Unterschiede und auch solche, die ins Auge springen. Besonders deutlich zugenommen hat die “Berücksichtigung familiärer Belange”. Sprich, die sagenumwobene Vereinbarkeit von Beruf und Familie – und das, meine Damen und Herren, bei 86,2% männlichen Teilnehmern!

Generell sind es Belange, die das Arbeitsumfeld betreffen, die in der diesjährigen Befragung an Bedeutung gewonnen haben. Dazu zählen nette Kollegen, flexible Arbeitszeiten, positives Führungsverhalten, flache Hierarchien und die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten. Hierzu kann nicht zuletzt auch der erstarkende Wunsch nach Sicherheit, also einem unbefristeten Arbeitsvertrag, gezählt werden. Von einem schicken Büro lassen sich die Teilnehmer der Studie hingegen nicht mehr so leicht für einen Arbeitgeber begeistern.

Experten und Familienmenschen

Die Befragung bestätigt auch, was die Spatzen schon länger von den Dächern pfeifen, nämlich, dass die ITler ein spezielles Völkchen sind. Und nein, das hat nichts mit Nerd-Klischees, Comic-Action-Figuren oder einem zerzausten Haarstyling zu tun. Den IT-Berufseinsteigern kann man schlicht einen besonderen Ansatz zuordnen, wenn es um die Karriere geht. Erfolg ist hier nicht gleichbedeutend mit Führungsverantwortung und möglichst hohen Positionen.

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Quelle: get started 2016 – Was IT-Fachkräfte von ihrem Berufseinstieg erwarten

Wichtiger als das klassische Erklimmen der Karriereleiter sind den Young Professionals und den Studierenden nämlich innovatives Arbeiten und die bereits erwähnten Möglichkeiten zur fachlichen Entwicklung. Die Befragten möchten lieber Familienmensch und Experte sein als zwangsläufig eine Führungskarriere einzuschlagen. The only way is up? Nicht in der Welt der jungen ITler.

IT-Berufseinsteiger mobiler als gedacht

Im neuen Themenschwerpunkt Berufliche Mobilität wurden die Teilnehmer zu ihrer Bereitschaft hinsichtlich Umzügen und Pendeln befragt. Und die Ergebnisse zeigen: für den Traumjob wird einiges in Kauf genommen.

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Quelle: get started 2016 – Was IT-Fachkräfte von ihrem Berufseinstieg erwarten

Der Wohnort ist den meisten Befragten entweder genauso wichtig wie der Job oder weniger. Für ca. 39,8% der Studierenden und 32,35% der Young Professionals ist es vorstellbar, alle Zelte abzubrechen und dorthin zu gehen, wo die beruflichen Träume erfüllt werden. Außerdem sind fast 30% der Gruppen bereit bis zu anderthalb Stunden (pro Strecke!) zu ihrem Arbeitsplatz zu pendeln – was gerade in Ballungszentren häufig unvermeidbar ist und bekanntlich an den Nerven zehrt.

Trotzdem sollte hier das Alter der Befragten (durchschnittlich 25 Jahre bei den Studierenden und knapp 30 Jahre bei den Young Professionals) nicht ganz außer Acht gelassen werden. Wenn fast 40% der derzeitig Studierenden angeben, dass der Job ihnen mehr bedeutet als der Wohnort, sie aber auch wollen, dass Familie und Beruf vereinbar sind, darf ich hier mal ganz wild vermuten, dass die Mehrzahl der Studierenden noch keine eigene Familie gegründet hat. Sicher, Partner und Kinder müssen nicht zwangsläufig etwas an dieser Einstellung zur Mobilität ändern, sie dürften aber als Faktor gewertet werden, dessen Bedeutung mit zunehmendem Alter der Befragten steigt.

Nichtsdestotrotz zeigt die Befragung den Unternehmen, dass die IT-Fachkräfte von morgen nicht so ortsgebunden sind, wie es ihr Nerd-Image vielleicht glauben macht. In der Studie heißt es dazu:

Ein Umzug stellt für die Teilnehmer kein Hindernis dar, wenn es um eine Traumstelle geht, so dass auch „Hidden Champions” aus ländlichen Regionen durch attraktive Einstiegsangebote gute Chancen im Wettbewerb um die besten Talente haben.

Auch an Reisebereitschaft für den Traumjob mangelt es nicht: für 33,25% der Befragten sind regelmäßige Reisetätigkeiten kein Problem.

Wer noch mehr Neues von den IT-Berufseinsteigern erfahren möchte, zum Beispiel über Themen wie Onboarding oder spezielle Tätigkeitsfelder, der kann das Whitepaper zur Studie schon vor seiner offiziellen Veröffentlichung heute hier downloaden!

[HTTP301] Recruiting-Erfolge von heute statt Buzzwords von morgen

Lernen von den Besten lautet die Devise auf der Hands-on Hiring Konferenz am 13. Oktober in Frankfurt am Main. Fünf Recruiting-Experten zeigen, worauf es beim Recruiting wirklich ankommt.

Unternehmen suchen nach neuen Mitarbeitern, die Nachfrage steigt weiter. Das zeigen die aktuellen Arbeitsmarktstatistiken. 685.000 freie Stellen waren allein im August dieses Jahres bei der Bundesagentur gemeldet, mehr als vor einem Jahr. Bei der Suche und der Auswahl von Kandidaten gibt es jedoch so einiges zu beachten. Ob Cultural Fit, Active Sourcing oder Recruiting Controlling – die Liste der aktuellen Trends und Buzzwords ist lang. Doch was steckt eigentlich dahinter und was ist wirklich für die Kandidatenauswahl relevant? Statt sich also sofort auf Trends zu stürzen, ist es wichtig, eine Grundlage zu schaffen und eine durchdachte Recruiting-Strategie aufzusetzen.

Das wird auf der Hands-on Hiring Konferenz besprochen, die gemeinsam von Textkernel, Wollmilchsau und Freunden organisiert wird. Als Experten werden Barbara Braehmer, Christoph Athanas, Ralph Dennes und Jan Kirchner über die Themen sprechen, die euch unter den Nägeln brennen. Ihr dürft sie also vor Ort mit euren Fragen löchern.

Geballtes Expertenwissen für mehr Recruiting-Erfolge

Damit ihr auch wisst, was euch auf der Konferenz erwartet, hat Textkernel vorab mit den Referenten über aktuelle Recruiting-Themen gesprochen. Ihr bekommt geballtes Wissen von Recruiting-Experten. So werdet ihr auf den neusten Stand beim Active Sourcing gebracht und erfahrt, wie ihr Suchmaschinen für die aktive Personalsuche nutzt. Außerdem erfahrt ihr, warum der Cultural Fit für die Einstellung von Kandidaten so wichtig ist und wie ihr ihn messen könnt, um den perfekten Match zu erzielen. Und damit ihr dabei auch selbst gut performt, lernt ihr, wie ihr ein effektives Personalmarketing-Controlling aufsetzt und welche KPI dafür wichtig sind.

Die vollständigen Interviews mit den Referenten könnt ihr auch hier nachlesen:

Ihr wollt auch bei der Hands-on Hiring Konferenz am 13. Oktober im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main dabei sein? Dann meldet euch direkt für die Hands-on Hiring an, es sind noch Tickets verfügbar!

Endlich da: Instagram Business

Instagram Business ist seit letzter Woche in den meisten europäischen Ländern verfügbar. Auch für deutsche Unternehmen hat das Warten also ein Ende – wir fassen für Euch heute zusammen, was Ihr mit Instagram Business anfangen könnt, wie es funktioniert und welches neue Feature besonders willkommen ist: Insights, das erstmals App-interne Statistiken abrufbar macht.

Unternehmen können ihren Instagram Account entweder nachträglich in einen Business Account umwandeln oder direkt einen neuen erstellen. Dazu braucht es nur ein Smartphone, die App Instagram und die Verknüpfung zur Unternehmensseite bei Facebook. Als unmittelbarer Effekt sind Unternehmen für Nutzer leichter zu identifizieren.

Um den Nutzern weitere Unternehmensinfos zu bieten, gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Kontaktinformationen, Brancheninformationen und Unternehmensadresse können hinterlegt werden.
  • Den neuen Kontaktbutton. Nutzer können diesen einfach bedienen und werden so entweder per Telefon (Anruf oder SMS), Email oder direkt an die Geschäftsadresse weitergeleitet.
Instagram Business Profile
Quelle: Instagram, Screenshot

Insights

Mit Insights erhalten Business-Account-Nutzer Einsicht in aktuelle Statistiken ihres Profils, können also Zielgruppen analysieren und schnell verstehen, welcher Content gut funktioniert:

  • Einsehbar ist, wie oft die Posts im Umfang von einer Woche gezeigt wurden (“Impressions“) und wie es um die Reichweite der Posts bestellt war.
  • Mithilfe verschiedener Filter können die Top-Posts der Woche anaylisiert werden (und z. B. nach Reichweite, Interaktionen, Likes, Kommentaren etc. sortiert werden), was auch für einzelne Posts verfügbar ist.
  • Dann gibts noch Statistiken zur allgemeinen Follower-Aktivität. Dazu gehören beispielsweise demographische Infos oder die Uhrzeiten, an den die Follower am aktivsten sind.
Instagram Business Insights
Quelle: Instagram, Screenshot

Werbung direkt über Instagram Business schalten

Neu ist auch, dass Instagram Business den Unternehmen die Funktion bietet, direkt via App für einzelne Posts Werbung zu schalten, genannt “Hervorheben”:

  • Auch das ist ziemlich simpel: zuerst den Post und das Werbeziel auswählen – das könnte z. B. sein, dass Personen, die die Unternehmens-Webseite besuchen, mal via Telefon durchklingeln oder direkt vorbei kommen sollen. Das läuft über einen Call-to-Action-Button.
  • Dann noch die Zielgruppe auswählen (entweder individuell oder automatisch).
  • Und zum Schluss das Budget für die Kampagne auswählen und den Zeitraum festlegen und schon kann es losgehen.
Instagram Business Promote
Quelle: Instagram, Screenshot

Bereits bestehende Tools mit denen Content für Instagram aufbereitet, geplant oder beworben werden kann, verlieren dadurch nicht an Bedeutung. Sie können wie gehabt weiter verwendet werden.

Zu den Stärken des Business Accounts zählt auf jeden Fall der Contact Button. War es vorher nur möglich, mit dem Nutzer via Link in der Biographie, der beispielsweise auf die Webseite des Unternehmens führt, in Kontakt zu treten, bietet der Button einen deutlich direkteren und unkomplizierteren Weg für Unternehmen und Nutzer zueinander zu finden.

Mit Promote (“Hervorheben”) und Insights hat Instagram zwei weitere Funktionen geschaffen, deren Gebrauch sich für Unternehmen lohnt. Diese wirken auf den ersten Blick simpel und einleuchtend und dürften auch für unerfahrene Betreuer (zum Beispiel aus kleinen, lokalen Unternehmen) einfach einzusetzen sein.

Noch ein Wort zu Instagram Stories …

… weil wir bisher noch nicht drüber gesprochen haben. Instagram Stories ist direkt beim Konkurrenten Snapchat abgekupfert und funktioniert auch ganz ähnlich. Dazu braucht man nur das letzte Update der App und schon wird auf dem Home-Screen ganz oben eine Leiste mit Nutzern angezeigt, denen ich folge und die kürzlich eine aktive Story veröffentlicht haben. Wie bei Snapchat können hier Fotos und kurze Videos gepostet werden, die nach 24 Stunden wieder gelöscht werden. Ein paar Farbfilter, die Funktion zum Schreiben und zum Malen gibts auch. Machen wir es kurz: Snapchat kann es besser.

Instagram Business Stories
Quelle: Instagram, Screenshot

ABER: Entscheidend ist, dass so nun auch Instagram die Möglichkeit anbietet, Content unmittelbar und unverstellt und praktisch live zu teilen. Wer also ohnehin eine große Schar von Followern auf Instagram hat, kann die (Personal-)Marketingkniffe, die vorher nur bei Snapchat funktioniert haben, nun ohne die Einrichtung und Betreuung eines weiteren Kanals einsetzten. Und noch ist ja nicht aller Tage Abend, Instagram Stories steckt ja schließlich noch in den Kinderschuhen.

Wer sich eine genaue Anleitung wünscht, wie ein Business Account zu erstellen ist, kann sich hier direkt bei Instagram ein paar kurze und knackige Videos dazu ansehen.

Gamification als sinnvoller Ansatz für die Zukunft?

In der letzten Wochenschau ging es um mögliche Szenarien des Arbeitsplatzes der Zukunft. Eines der besprochenen Themen war Gamification. In der heutigen Wollmilchsau Wochenschau soll das Thema vertieft werden und der Frage nachgegangen werden, welche Rolle es in der digitalisierten Zukunft spielen könnte.

Dabei geht es erstmal um ein paar grundsätzliche Faktoren des Ansatzes der Gamification. Gamification hat unter anderem zum Ziel, das Wetteifern und das Engagement der Nutzer auf spielerische Weise zu aktivieren.

Das gelingt über die Verknüpfung kognitiver und spieltypischer Elemente und findet besonders im Bereich des schulischen Lernens bereits Anwendung. Kinder und Jugendliche sind ohnehin mit dem Konzept vertraut, das eben nicht nur bessere Lernerfolge erzielen, sondern durchaus auch Spaß machen soll.

Was eine ernsthafte Angelegenheit ist, aber trotzdem Spaß machen soll, findet rasche seine Kritiker. Spiel und Arbeit/Lernen gehören also getrennt? In der von der Digitalisierung beeinflussten Zukunft vielleicht bald nicht mehr.

Denn gerade für den Einsatz im Arbeitsalltag bieten sich verschiedene Optionen – auch im Bereich HR. Da es sich aber um eine Online-Lösung handelt, die zum Funktionieren vor allem eins braucht, nämlich Daten, birgt auch Gamification die Gefahren des Missbrauchs.

Mehr dazu, was Gamification-Lösungen für den Bereich HR tun könnten, gibt es im Podcast zu hören. Was haltet Ihr davon? Neumodischer Schnickschnack oder ein Konzept, das viele Chancen bietet?