Familienfreundliche Personalpolitik

Das Thema “Eltern im Unternehmen” ist nicht nur für einen Großteil der Arbeitnehmer:Innen relevant, sondern sollte auch von Arbeitgebern nicht vernachlässigt werden. In Zeiten des Fachkräftemangels sind Wettbewerbs-und Innovationsfähigkeit von Unternehmen gefährdet – lade dir zu diesem Thema gerne kostenlos die aktuelle Arbeitsmarktstudie 2023 meiner Kollegin Kathrin herunter.

Unternehmen müssen heute mehr denn je alle Möglichkeiten nutzen, um qualifiziertes Personal zu gewinnen, zu halten und zu fördern. Dazu gehören natürlich auch Eltern, die oft vor besonderen Herausforderungen stehen, wenn es darum geht, Kind und Karriere zu vereinbaren. Eltern sind eine wichtige Ressource für Arbeitgeber und es lohnt sich, sie im Unternehmen über den gesetzlichen Rahmen hinaus zu unterstützen. Warum das so ist und wie man Eltern von sich als passendem Arbeitgeber überzeugen kann, ist Thema dieses Blogbeitrags.

Warum eine familienfreundliche Personalpolitik eine sinnvolle Investition ist

Umsetzung familienbewusster Personalpolitik

Der gesetzliche Rahmen

Vertrauensvolle und positive Zusammenarbeit

Nachvollziehbare, faire Gehaltsmodelle und Aufstiegschancen

Flexible Arbeitszeiten und Rücksichtnahme bei Terminbestimmungen und Fortbildungen

Unterstützung im Alltag

Familienfreundliche Firmen: Maßnahmen in der Praxis

Stolpersteine, die Firmen umgehen sollten

Fazit

Warum eine familienfreundliche Personalpolitik eine sinnvolle Investition ist

Um es mal ganz deutlich zu sagen: Mitarbeiter:Innen, die ein akutes oder potenzielles Bedürfnis haben, ihre Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass sie mit ihren familiären Verpflichtungen vereinbar sind, stellen einen großen Teil der Erwerbsbevölkerung dar. Es ist daher naheliegend, dass es in einem umkämpften Markt ein Wettbewerbsvorteil ist, diesen Mitarbeiter:Innen und Bewerber:Innen attraktive Bedingungen zu bieten.

Auch kann Flexibilität und Entgegenkommen auf Seiten des Arbeitgebers dazu beitragen, dass Eltern und insbesondere Mütter früher in den Beruf zurückkehren, statt zuhause zu bleiben. Noch bleibt ein Großteil der Mütter kleiner Kinder dem Arbeitsmarkt fern:

Quelle: destatis 

 

Im Bewerbungsprozess kann eine offensichtlich familienfreundliche Personalpolitik den Ausschlag geben, sich für ein Unternehmen zu entscheiden, das Remote-Arbeit und flexible Arbeitszeitmodelle anbietet. Je höher die Attraktivität eines Arbeitgebers, umso zügiger werden freie Stellen besetzt – schau dir dazu gern unseren Artikel zu Arbeitgeberattraktivität an.

Eine Unternehmenskultur, die die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihrer Familien berücksichtig, stärkt auch die Mitarbeiterbindung. Wenn Mitarbeiter:Innen das Gefühl haben, dass ihr Arbeitgeber ihre familiären Verpflichtungen unterstützt, führt dies zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation, was sich wiederum positiv auf die Produktivität und den Erfolg des Unternehmens auswirkt. Mütter und Väter sind dann eher geneigt, dem Unternehmen treu zu bleiben.

Auch wenn viele bei Eltern und insbesondere Müttern als Kolleg:Innen an eingeschränkte Arbeitskraft und Inflexibilität denken, sind ihre Soft-Skills und anderen Kompetenzen nicht von der Hand zu weisen: Multitasking, Organisationsfähigkeiten und Priorisierung von Aufgaben, um nur einige zu nennen. Zahlreiche Studien bestätigen das. Eltern bringen nicht nur wertvolle Erfahrungen, Kompetenzen und Perspektiven mit, sondern auch eine hohe Motivation, Flexibilität und Loyalität.  Aus persönlicher Erfahrung kann ich berichten, dass ich mich als Mutter nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen lasse und konzentrierter an meine Aufgaben herangehe. Das mir entgegengebrachte Vertrauen, in der verkürzt vorhandenen Zeit Verantwortung übernehmen zu können, oder auch die Möglichkeit, während der Schwangerschaft von zu Hause aus arbeiten zu können, noch bevor Remote-Arbeit flächendeckend eingeführt wurde, haben mich zusätzlich motiviert und meine Bindung zur Wollmilchsau gestärkt.

Umsetzung familienfreundlicher Personalpolitik

Der gesetzliche Rahmen: Das ist Pflicht

Gesetzliche Regelungen gibt es insbesondere rund um die ersten Lebensjahre des Kindes: das Mutterschutzgesetz, der Anspruch auf Elternzeit und Kinderbetreuungsgeld. Auch der gesetzliche Anspruch auf Teilzeitarbeit ist besonders für Eltern jüngerer Kinder relevant. Arbeitgeber sollten eine Atmosphäre schaffen, in der diese gesetzlichen Rahmenbedingungen selbstverständlich respektiert werden. Darüber hinaus gibt es vielfältige Möglichkeiten, sich als familienfreundlicher Arbeitgeber zu positionieren.

Vertrauensvolle und positive Zusammenarbeit

Bevor es an die konkreten Benefits geht, ist eine Zusammenarbeit, die von gegenseitigem Verständnis geprägt ist, ein wichtiger Ausgangspunkt – natürlich nicht nur, aber auch für Eltern. Dazu passt mein einleitendes Beispiel der Arbeitserleichterung während der Schwangerschaft, also das individuelle Eingehen auf persönliche Bedürfnisse.

Ein anderes Beispiel wäre die Unterstützung im Team und durch die Geschäftsführung beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit. Auch die Rücksichtnahme auf Familienferien zu Schul- oder Kitaschließzeiten sowie auf besondere Ereignisse sind sehr wichtig. Die Beratung bei der Organisation der Elternzeit kann ebenfalls sehr hilfreich sein.

Nachvollziehbare, faire Gehaltsmodelle und Aufstiegschancen

Frauen sind statistisch signifikant häufiger von Armut betroffen als Männer, insbesondere durch die noch immer ungleiche Verteilung von Care-Arbeit. Die Firma sollte ihr Bestes geben, Verdienstunterschiede auszugleichen, um zumindest in einigen Fällen den Teufelskreis zu durchbrechen, der zur ungerechten Verteilung der Elternzeit beiträgt und die Rolle der Mutter als Hausfrau manifestiert.

Nicht zu vernachlässigen ist auch die Möglichkeit der (Wieder)-Aufnahme einer Teilzeitbeschäftigung in Führungspositionen, wobei Jobsharing nur eine der Möglichkeiten darstellt.

Dies könnte u.a. auch Männer dazu ermutigen, einen größeren Teil der Care-Arbeit zu übernehmen und ohne Karriereeinbußen Arbeitsstunden zu reduzieren, und damit zu einer gerechteren Rollenverteilung beizutragen. Weibliche Vorbilder machen Chancengleichheit sichtbar und wirken motivierend auf andere Frauen.

Flexible Arbeitszeiten und Rücksichtnahme bei Terminbestimmungen und Fortbildungen

Unternehmen können ihren Beschäftigten die Möglichkeit bieten, ihre Arbeitszeit individuell zu gestalten und an ihre familiären Bedürfnisse anzupassen. Sie können auch Homeoffice und mobiles Arbeiten ermöglichen, um lange Anfahrtswege und Stress zu vermeiden. Flexible Arbeitszeiten und -orte können die Produktivität, Motivation und Zufriedenheit der Beschäftigten erhöhen, sowie die Fehlzeiten und die Fluktuation reduzieren.

Scheinbar banal, aber absolut nicht selbstverständlich ist es leider, Meetings, Fortbildungen oder Workshops auf den Vormittag zu legen und ggf. aufzuteilen. Zuletzt haben wir bei der Wollmilchsau intern einen Workshop auf zwei Vormittage aufgeteilt. Das war nicht nur gut für die Teilzeitkräfte, auch die anderen Beteiligten konnten so konzentrierter arbeiten.

Unterstützung im Alltag

  • Bezahlte Kindkranktage: Gerade in den ersten Kita-Jahren sind Kinder ständig krank und müssen zuhause betreut werden. Zwar übernimmt die gesetzliche Krankenkasse einen Teil des ausfallenden Lohns, dennoch bleibt ein finanzieller Verlust plus Aufwand durch die benötigte Krankschreibung des Kindes sowie die Beantragung der Erstattung. Gibt der Arbeitgeber den Vertrauensvorschuss und ermöglicht Eltern die Betreuung kranker Kinder, ohne die Krankenkassen einzubeziehen, bedeutet dies im Ernstfall eine riesige Erleichterung. Für den Arbeitgeber sind die Risiken aus meiner Erfahrung überschaubar – ich kenne keine Eltern, die das System ausnutzen. Im Gegenteil: Für mich persönlich führt das in mich gesetzte Vertrauen dazu, dass ich mich umso intensiver bemühe, die anfallenden Aufgaben trotz des ein oder anderen Fehltages gut und schnell zu erledigen.
  • Übernahme von Betreuungskosten/ Betreuungskostenzuschüsse: Je nach Bundesland ist die Betreuung in Kitas und ganz besonders der Kleinsten in Krippen extrem teuer.  So teuer, dass ein nicht unerheblicher Teil des Gehalts dafür draufgeht und sich negativ auf die Motivation, schnell wieder in den Beruf einsteigen zu wollen, auswirken kann. Eine Übernahme oder Bezuschussung kann motivierender sein als eine Gehaltserhöhung.
  • ◆ Betriebliche Kinderbetreuung/Aufbau eines Betreuungsnetzwerkes: Unternehmen können ihren Beschäftigten die Betreuung ihrer Kinder während der Arbeitszeit anbieten bzw. unterstützen. Dies gelingt zum Beispiel durch die Bereitstellung von Betriebskindergärten, die Vermittlung von Tagesmüttern oder die Bezuschussung von externen Betreuungsangeboten. Betriebliche Kinderbetreuung kann die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern, die Erwerbsbeteiligung von Frauen fördern und die Bindung der Beschäftigten an das Unternehmen stärken. Die Wollmilchsau bietet Eltern die Möglichkeit, über eine Agentur einen Babysitter für zu Hause oder im Büro zu organisieren. Das hat mir schon die Teilnahme an ganztägigen Workshops und anderen Veranstaltungen ermöglicht, die nicht auf den Vormittag gelegt werden konnten, ermöglicht
  • Familienfreundliche Veranstaltungen und Unterstützung: Arbeitgeber können spezielle Veranstaltungen oder Programme für die Familien von Mitarbeiter:Innen organisieren, wie zum Beispiel Familientage, Ferienbetreuung für Kinder oder Eltern-Kind-Programme. Dies fördert ein familiäres Umfeld und stärkt das Gefühl der Unterstützung.

Familienfreundliche Firmen: Maßnahmen in der Praxis

Die Deutsche Bahn hat, wie viele große Unternehmen, verschiedene Programme zur Unterstützung der Work-Life-Balance und Familienfreundlichkeit implementiert. Dazu gehören flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice-Möglichkeiten, Elternzeitregelungen und andere familienfreundliche Leistungen umfassen. Konkret gibt es ein Mentoring-Programm zur Unterstützung von Vätern, um ihnen mehr Familienzeit zu ermöglichen. Obwohl dies in einem Verkehrsunternehmen naturgemäß nicht für alle Mitarbeiter:Innen realistisch ist, bietet die Deutsche Bahn wo möglich flexibles Arbeiten an sowie betriebliche Kitas in mehreren Städten und Ferienbetreuung.

Auch das Krankenhaus Hannover wirbt mit Kooperationen mit Kitas und Kindernotbetreuung. Auch Teilzeitarbeit, Rücksichtnahme bei der Urlaubsplanung und weitere Vorteile für Mitarbeitende werden hervorgehoben.

XXXLLutz wirbt in einem Video für seine familienfreundlichen Maßnahmen und lässt dabei Mitarbeiter:Innen zu Wort kommen.

Ach Henkel hat kürzlich auf sich aufmerksam gemacht – dort gibt es neuerdings für Eltern eine voll bezahlte, achtwöchige Elternzeit nach der Geburt einen Kindes. Das ist in erster Linie für Väter und Partner:Innen der Mütter ein tolles Plus, sichert es doch die Chance einer gemeinsamen Zeit während des gesetzlich gesicherten Mutterschutzes. Ein solches Benefit ist auch ein Schritt in Richtung Gleichberechtigung, weil es das Potenzial hat, eine gerechtere Verteilung der Care-Arbeit zu normalisieren.

Zertifizierungen für Firmen

Besonders familienfreundliche Unternehmen werden von der Bundesregierung mit dem “audit berufundfamilie”, gegründet von der Hertie-Stiftung, ausgezeichnet. Ausgezeichnete Arbeitgeber sind z.B. die Lechwerke-Gruppe und das UKE in Hamburg.

Das “Top-Arbeitgeber Zertifikat” wird vom “Top Employers Institute” vergeben. Diese Auszeichnung geht an Unternehmen, die sich durch exzellente Arbeitsbedingungen hervorheben, einschließlich Maßnahmen zur Förderung der Work-Life-Balance und Familienfreundlichkeit. So wurde beispielsweise der Targo Bank dieses Zertifikat verliehen.

Es gibt außerdem noch weitere regionale und branchenspezifische Auszeichnungen. Unternehmen, die sich als familienfreundlich positionieren möchten, können sich für solche Zertifikate bewerben oder sich in den entsprechenden Netzwerken engagieren.

Stolpersteine, die Firmen umgehen sollten

  • Mangelnde Kommunikation über familienfreundliche Maßnahmen und mangelndes Bewusstsein bei den Mitarbeiter:Innen. Es ist wichtig, dass aktiv über familienfreundliche Leistungen informiert wird.
  • Individuelle Bedürfnisse nicht berücksichtigen: Berücksichtige die Vielfalt der Bedürfnisse innerhalb der Belegschaft. Flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeitarbeit, Homeoffice und andere Maßnahmen sind sinnvoll, um den individuellen Anforderungen der Mitarbeitenden zu gerecht zu werden
  • Fehlende Unterstützung oder mangelndes Verständnis von Seiten der Führungsebene für familienfreundliche Maßnahmen. Führungskräfte müssen in die Umsetzung eingebunden und sensibilisiert werden. Schulungen können ihnen helfen, die Bedeutung des Themas richtig einzuordnen und die Umsetzung aktiv zu unterstützen
  • Unklare Richtlinien und Prozesse: Fehlen klare Richtlinien und Prozesse zur Umsetzung und Verwaltung von familienfreundlichen Maßnahmen, kann dies für Verwirrung sorgen. Klare Richtlinien, explizite Ansprechpartner:Innen und transparente Prozesse zur Beantragung und Verwaltung von Leistungen können hier Abhilfe schaffen.
  • Fehlende Integration in die Unternehmenskultur: Familienfreundliche Maßnahmen könnten als isolierte Programme wahrgenommen werden und nicht ausreichend in die Unternehmenskultur eingebettet sein. Die Integration familienfreundlicher Praktiken in die Unternehmenskultur ist sinnvoll, beispielsweise durch Betonung der Werte der Work-Life-Balance.

Fazit

Eine familienfreundliche Personalpolitik ist entscheidend für die Schaffung eines ausgewogenen Arbeitsumfelds, in dem Mitarbeiter:Innen beruflichen Verpflichtungen effektiv und motiviert nachkommen können. Unternehmen, die flexible Arbeitszeitmodelle, Unterstützung bei der Kinderbetreuung und klare Richtlinien zur Work-Life-Balance implementieren, tragen zu einer positiven Unternehmenskultur bei, sichern sich einen deutlichen Wettbewerbsvorteil bei der Bewerbersuche und binden ihre Mitarbeiter:Innen an das Unternehmen.

Zertifikate und eine klare Positionierung auf der Karriereseite können helfen, Bewerber:Innen von diesen Stärken zu überzeugen und für sich zu gewinnen. Familienfreundlichkeit ist ein wichtiges Puzzlestück einer effektiven Personalpolitik und nicht zuletzt auch ein Schritt in Richtung Gleichstellung der Geschlechter.

Diese Unternehmen überzeugen durch innovative Recruiting-Strategien

Der Arbeitnehmermarkt wird immer wettbewerbsstärker. Wer sich hier behaupten will, braucht innovative Recruiting-Strategien.

Serviceplan – Bulletin Board Recruiting

Das Hamburger Büro der Agentur Serviceplan suchte dringend Grafikdesigner mit IT-Kenntnissen und ging dabei den klassischsten Weg, den man wohl gehen kann: ein Aushang an den schwarzen Brettern der Unis. Wer aber beispielsweise das schwarze Brett im Phil-Turm der Hamburger Uni kennt (erstes Bild), der weiß, dass eine Anzeige hier schnell untergeht. Deswegen druckt sich der kluge Suchende seine Annonce idealerweise gleich mehrfach aus und verteilt sie über die ganze Wand – in der Hoffnung, dass sie gesehen wird. Oder man macht es wie Serviceplan: Mit solider Handarbeit aus Lego, Reißzwecken, Holz oder Wolle:

Innovative Recruiting-Strategien stechen aus der Masse heraus. Die Agentur Serviceplan wirbt am Schwarzen Brett der Uni Hamburg mit kreativen Anziegentafeln.Diese Holztafel ist ein absoluter Blickfänger in einem Meer aus Gesuchen.Die Agentur Serviceplan nutzt für ihre Suche nach einem Grafikdesigner optisch ansprechende Anzeigentafeln aus ungewöhnlichen Materialien.

Hamburg – Eine WG für junge Talente

Genau wie Unternehmen um die besten Mitarbeiter kämpfen, so bemühen sich auch Städte und Regionen, junge Talente durch innovative Recruiting-Strategien für sich zu gewinnen. Sie sind bedeutend für eine nachhaltige Stadtentwicklung: Sie bringen Fähigkeiten und gute Ideen in die Betriebe, kurbeln durch ihre Kaufkraft die regionale Wirtschaft an und engagieren sich idealerweise sogar kulturell oder sozial in der Gemeinschaft. Und genau wie Unternehmen daran arbeiten, eine Arbeitgebermarke aufzubauen, so arbeiten die Metropolen am Branding der eigenen Stadt.

Auch die Hamburg Marketing GmbH feilt am Markenimage „Hamburg“, um die Attraktivität des Standorts für Wirtschaft, Wissenschaft und Tourismus herauszuarbeiten. In diesem Zuge startete letzte Woche eine Kampagne: die #hh-wg. Das Hashtag lässt es bereits vermuten; es wird social.

„Du hast Hamburg gerade noch gefehlt“…

…soll junge Kreative aus ganz Deutschland ansprechen und davon überzeugen, dass Hamburg der richtige Ort ist, den nächsten Lebensabschnitt zu starten. Per Video können sie sich bewerben. Die vier Gewinner werden ein Jahr lang in einem 200m² Loft im Szeneviertel Sternschanze wohnen und bekommen dort, was ein junger Starter so zum Leben braucht – inkl. eines Jobs bei einem der lokalen Partnerunternehmen Otto, der Sparda-Bank oder Radio Hamburg. Was er dafür tun muss? Darüber reden, auf den Kanälen, die die Kampagne begleiten: Facebook-Fanpage, Twitter, YouTube. Erinnert ein wenig an den „Best Job in the World“ als Inselhausmeister, nur dass Hamburg etwas „abwechslungsreicheres“ Wetter zu bieten hat. 😉

Eine Sache fiel jedoch nicht nur mir auf und brachte auch beim Feedback-Abend kritische Nachfragen: Hamburg gilt als eine der schönsten Städte Deutschlands – doch mit hohen Lebenshaltungskosten und einem Mietspiegel, der knapp 17% über dem Bundesdurchschnitt liegt, leider auch als eine der teuersten! Und nun sollen vier Testemonials die Werbetrommel rühren, die (dank freier Logis in der Schanze und geschenktem Smartphone und Laptop) von all dem nichts mitbekommen? Gerade die Young Creatives zeichnen sich nicht gerade durch große finanzielle Polster aus – sie müssen sich eher darauf einstellen, zunächst mit un(ter)bezahlten Praktika durch die Agenturen geschleift zu werden, bevor sie für ihren Lebensunterhalt aufkommen können.

Wir haben drei Kenner der Sache gefragt:

Der Wettbewerb wird vermutlich die gewünschte Aufmerksamkeit bringen, doch geht die Kampagne nicht an den Problemen der Zielgruppe vorbei?

Thorsten Kausch ist Geschäftsführer der Hamburg Marketing GmbH, der Initiatorin der Kampagne:

„Nein, sie thematisiert sie. Sicher, ein Ziel ist es, Begeisterung für Hamburg zu wecken. Die kommt dem Standort zugute und damit allen, die hier leben. Zudem handelt es sich um einen Wettbewerb. Der Preis, in diesem Fall ein einzigartiges und damit ungewöhnliches Jahr in Hamburg, macht den Reiz einer Teilnahme aus.

Inhaltlich werden wir die genannten Schwierigkeiten jedoch aufgreifen. Wir wissen, dass neben den vielen Vorteilen, die Hamburg bietet, die Wohnungssituation im Stadtkern schwierig ist, aber nicht hoffnungslos. Das Projekt orientiert sich daher stark an dieser Realität und gibt auf www.hh-wg.de und über die sozialen Netzwerke entsprechende Links und praktische Ratschläge für die WG-Suche an die Hand. Social Media sehen wir dabei als Chance, die alten und neuen Hamburger in die Kommunikation mit einzubinden.“

Prof. Dr. Angelus Eisinger ist Professor für Geschichte und Kultur der Metropole im Studiengang Stadtplanung an der HafenCity Universität in Hamburg und beschäftigt sich mit Fragen der Architektur- / Stadt- und Raumentwicklung:

„Die Initiative geht die essentiellen Problemfelder an, mit denen junge Kreative beim Eintritt ins Erwerbsleben zu kämpfen haben, und verschleiert sie doch. So entsteht eine Ästhetisierung eines Alltagslebens, die vom Loft bis zum coolen Arbeitgeber alle in-group-Zeichen bedient.

Doch wo bleibt, man verzeihe das abgedroschene Wort, die Nachhaltigkeit? Sie wird sich nur dort einstellen, wo sich die Glücklichen über Alltagserfahrungen und den Austausch mit ihren Kolleginnen und Kollegen des illusionistischen Settings ihres Daseins bewusst werden und in ihren Twitter-Botschaften, youtube und Facebook-Auftritten sich an das wirkliche Leben herantasten.“

Sven Wiesner kam 2006 selbst als junger Kreativer nach Hamburg und ist heute Gründer und GF der Social Media Agentur beesocial:

„Die Aktion ist in meinen Augen ein sehr guter Start. Ich kenne die Problematik, habe seinerzeit selbst vor dem letztendlichen Umzug nach Hamburg lange rumgerechnet. Allein die Mieten waren (und sind) im Vergleich zur alten Heimat Bremerhaven astronomisch. Letztendlich ist es immer ein bißchen auch wagen und einfach machen, mit der Hoffnung dass der Rest sich schon ergibt.

Wie in meinem Blog bereits geschrieben sind die Gegensätze natürlich offensichtlich: Geförderte WG mit allem drumherum gegen hohe Mieten und schlecht bezahlte Praktika Plätze. Die HH_WG wird für mich zum Erfolg wenn die Aktion es schafft, auch für Außenstehende einen echten Mehrwert zu bieten. Etwa wenn die Vorzeige WGler ihre Chance nutzen, und den Daheimgebliebenen den Weg in Hamburg ebnen. Etwa durch nützliche Tipps für den Umzug, für die Wohnungs- oder Jobsuche.

Das könnte aber noch viel viel weiter gehen, etwa indem die HH_WGler so etwas wie Repräsentaten für die jungen Hamburgstarter werden. Etwa indem sie zusammen mit den Leuten von Hamburg Marketing echte Maßnahmen entwickeln und vorantreiben, um jungen Kreativen den Start in Hamburg zu erleichtern. Das wäre für mich eine gelungene Social Media Kampagne die über den Marketingeffekt hinaus glänzt!“

Internships.com – Social Recruiting mit Charlie Sheen

Die US-Praktikantenbörse internships.com hat gestern Abend eine Infografik veröffentlicht, in der der 7. März 2011 als „historischer Tag im Social Recruiting“ beschrieben wird. Ein Tweet sammelte innerhalb einer Stunde über 95.000 Klicks aus 181 Ländern, schaffte es mit dem Hashtag #TigerBloodIntern in die weltweiten Trending Topics und generierte sagenhafte 74.000 Bewerbungen auf eine Praktikantenstelle bei… Charlie Sheen!

Dieser Tweet von Charlie Sheen markiert laut internships.com einen historischen Tag im Social Recruiting.

Was war passiert?

  1. Dass Charlie Sheen derzeit einige Probleme haben soll, dürfte auch jemand mitbekommen haben, der sich für Gossip nicht sonderlich interessiert. Er nutzt seine neue freie Zeit unter anderem für den Aufbau eines Twitter-Accounts. Mit einigem Erfolg: Nach 25 Stunden hatte er eine Million Follower, inzwischen sind es knapp 2,5 Millionen.
  2. Das Unternehmen Ad.ly bringt Prominente dazu, Markenbotschaften ihrer Kunden zu twittern. „Ad.ly is also the team behind the media storm that is @charliesheen.“, schreibt Brian Solis. Was man hier sieht, ist also eine clevere Kampagne von @charliesheen, Ad.ly und internship.com.

Fazit

Das Ganze ist natürlich nur ein kleiner Werbegag, aber der reale Rücklauf ist dennoch beeindruckend! Dabei ist es letztendlich auch unerheblich ob, Charlie Sheen tatsächlich einen Praktikanten sucht oder nicht. Dieser Case zeigt die unglaubliche Dynamik, die entstehen kann, wenn man die richtige Figur oder ein aktuelles Thema mit einer klugen Idee im richtigen Moment verbindet.

Wer sich die Zahlen selbst anschauen möchte, findet hier die Auswertung des verwendeten bit.ly-Links. (Aktueller Stand: 482,999 Total Clicks)

Hacker Dojo – Jobmesse mal anders

Aus Unzufriedenheit mit dem typischen Ablauf von Karrieremessen, auf denen in erster Linie Lebensläufe verteilt und gesammelt werden, veranstaltet das kalifornische Programmierer-Zentrum „Hacker Dojo“ eine eigene Jobmesse und stellt dabei das klassische Jobmesse-Konzept kurzerhand auf den Kopf:

„Auf der Programmierermesse sind die Jobsuchenden diejenigen, die die Präsentationen halten und die Recruiter diejenigen die herumlaufen. Stellen Sie sich das Ganze wie einen Wissenschafts-Wettbewerb vor, bei dem die Projekte und Nebenprojekte der Programmierer die ‘Forschungsarbeiten’ darstellen, die Recruiter die ‘Preisrichter’ und die Vorstellungsgespräche und hoffentlich Stellenangebote die ‘Preise’“.

Auf der Jobmesse Hacker Dojo stellen sich nicht Unternehmen, sondern Kandidaten vor.

Die Idee hinter dieser innovativen Recruiting-Strategie ist es, den Kandidaten die Möglichkeit zu geben, ihr Können direkt auf der Messe zu zeigen, anstatt nur darüber zu reden und Lebensläufe zu verteilen. Die teilnehmenden Arbeitgeber/ Recruiter und die Kurzprofile der Programmierer werden auf der Messewebsite der Community veröffentlicht, sodass sich die Teilnehmer vorab ein Bild machen können wer erscheint.

Auch wenn dieses Konzept nur in relativ kleinem Rahmen funktioniert, ist es ein sehr interessanter Ansatz, der insbesondere dazu beitragen könnte, Angebot und Nachfrage in Nischenbereichen zusammenzubringen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, ob es in Deutschland schon vergleichbare Veranstaltungen gegeben hat und welche Erfahrungen die Teilnehmer ggf. gemacht haben?

Recruitainment – Eine Bewerbung darf auch Spaß machen

Recruitainment bezeichnet die spielerische Art der Personalgewinnung.

Beispiel 1: Vorselektion durch die “Engineer Challenge”

Hier ein Beispiel für ein Recruiting-Game, das anscheinend ernsthaft vorselektieren soll. Zumindest weckt der Titel den Ehrgeiz der Bewerber, indem er suggeriert, dass dieses Spiel wirklich schwer zu schaffen sei: “The Most Serious Game Ever” war ein Recruitainment-Angebot der französischen Bahngesellschaft SNCF mit freundlicher Unterstützung von TBWA Paris.

Natürlich hat die bloße Existenz dieses Spiels schon eine große Werbewirkung: Es schafft Aufmerksamkeit und das Bewusstsein, dass die SNCF Interesse an Ingenieuren hat – unabhängig davon, ob die Nutzer die Spielziele erreichen oder nicht. Aber dennoch haben es sich einige SpielerInnen zu Herzen genommen und sich in das Spiel reingefuchst.

Mit folgendem Ergebnis:

  • Von etwa 5000 Teilnehmern…
  • …schafften es gerade mal 17 das Spiel durchzuspielen…
  • …wovon wiederum 10 einen Job bei SNCF bekamen.
  • (Vom Wachstum an Bewerbungen um 37.500% mal ganz zu schweigen.)

Wirklich toll gemacht. Das Spiel ist sauber durchdacht und nach allen Regeln der Kunst gestaltet und programmiert. Die Grafiken sind sparsamer und einfacher als es bei aktuellen Entertainment-Titeln der Fall wäre, aber sie sind hochmodern und stylish – nicht nur ein Recruiting-Abguss der Game-Technologie von vor fünf oder gar zehn Jahren. Der Multi-Device-Zugriff ist super und an eine sinnvolle (!) LinkedIn-Verbindung wurde auch gedacht. SNCF, ça me plaît!

Beispiel 2: Ingenieure per Bausatz rekruitieren

Der einzige beim Cannes Lions International Festival of Creativity geehrte Case, an den ich mich akut erinnern kann, ist das “Air Force Radio” von George Patterson Y&R. Um begabte Ingenieure für die australische Air Force zu gewinnen, gab man dortigen Studenten eine Knobelaufgabe zu lösen:

  • An den Unis wurden Bastelsets für ein Radio verteilt, die alle wesentlichen Bauelemente enthielten – nur keine Anleitung, wie die einzelnen Teile zusammenzubauen wären.
  • Die Studenten, die sich erfolgreich durch das Bastelset gefaltet, geklebt, geschraubt und gelötet hatten, bekamen das Ding zum Laufen…
  • … und empfingen einen voreingestellten Kanal, auf dem die weiteren Anweisungen in Dauerschleife liefen.
  • Im letzten Schritt konnte man sich dann auf einer Website, mit einem im Spot verratenen Code registrieren und wurde als “bevorzugter Kandidat” in den Pool der zukünftigen Air-Force-Schrauber aufgenommen.

Ich finde den Ansatz grundsätzlich spannend, Kandidaten über Aufgaben oder Rätsel zu aktivieren. Anders als beim Vermarkten von schnelllebigen Produkten oder Dienstleitungen hat man beim Recruiting oder auch bei den Kampagnen aus dem öffentlichen Sektor immer einen anderen Ansatzpunkt: Der Werbetreibende möchte den Menschen hier nicht eine weitere Alternative zu einem bekannten Konsumprodukt anbieten, wodurch sich viel einfacher Wettbewerbs- oder Rätsel-Elemente einbauen lassen. Hier wird eine langfristige Partnerschaft oder ein emotionales Engagement angestrebt; das kann ruhig mal etwas komplizierter sein und den ein oder anderen “Abspringer” kann man hier auch in Kauf nehmen. Natürlich nur, sofern die Hürde gewollt ist. Wenn ich meine Kandidaten aufgrund einer miserablen Nutzerführung verliere, kann das nicht mehr schöngeredet werden.

Beispiel 3: Recruitainment im härtesten Assessment-Center der Welt

Als im Zuge der NSA-Affäre auch die Überwachung von Online-Spielen thematisiert wurde, war ich persönlich alles andere als überrascht. Schließlich haben wir es hier mit so komplexen Digitalwelten zu tun, dass ganze Generationen von Spielern darin versinken und ihr “Real Life” völlig vernachlässigen können. (Übertrieben ausgedrückt, natürlich hat ein Großteil der Spieler und Spielerinnen ein geregeltes Leben und ihr Spielverhalten absolut unter Kontrolle.) Dennoch muss jedem klar sein, dass hier eine Menge Kommunikation über Chat, Mail und Stimme abläuft – und dass hierbei nicht nur über das Spiel gesprochen wird: Familie, Politik und Beruf sind Themen, die bei längeren Sessions allesamt auf den Tisch kommen.

Mehr noch: Man löst gemeinsam vielschichtige Aufgaben. In Teams. Mit Spezialisten und Führungskräften. Da erscheint diese Recruitainment-Kampagne absolut schlüssig. Yossi Lubaton, CEO der Agentur BBR Saatchi&Saatchi in Israel suchte 2013 Top-Entwickler mit einer guten Reaktionszeit, kreativem Denken und Teamfähigkeit. Und um diese Softskills zu testen, ließ er die Anwärter eine harte Aufgabe lösen. Mit ihm gemeinsam auf einem der gefährlichsten Schlachtfelder: In Diablo 3.

 

Grundeigenschaften von Online-Gamern

Gruppenbildung ist in Online-Spielen meist Voraussetzung für ein erfolgreiches Arbeiten. Spieler spezialisieren sich und bilden so selbstorganisierte Teams von Fachkräften. In den so gemeinsam erlebten Abenteuern gibt es unglaublich viele Möglichkeiten, seine Mitspieler und deren besonderen Eigenschaften aus Recruiter-Sicht kennen zu lernen:

  • Nehmen Spieler Führungspositionen ein, wenn es notwendig ist? Lassen sie sich führen, wenn es notwendig ist?
  • Verhält sich der Spieler seiner Profession entsprechend? Bringt sich die schwach gerüstete Heilerin dauernd selbst in unnötige Gefahr und muss von den Mitspielern gerettet werden? Oder weiß sie, wo ihre Stärke liegt: Etwas abseits vom Kampfgeschehen mit Überblick auf den gesundheitlichen Zustand ihrer Gefährten?
  • Wie verhält sich ein Spieler beim Verteilen der Beute? Behält er alles für sich, um es auf dem Markt zu verkaufen, oder erkennt er, dass Item XY für seinen Mitspieler von Gebrauch ist und gibt es diesem weiter?
  • Ist der Spieler zuverlässig? Bekommt er Beruf, Familie und das Spiel unter einen Hut? Wenn nicht: wer leidet darunter?
  • Und last but not least: Ist der Spieler konfliktfähig und wie löst er Unstimmigkeiten?

Was meint Ihr: Wer hier den Überblick behält, der kommt auch bei engen Deadlines nicht aus dem Takt?

Beispiel 4: Entwickler mit Tüftel-Aufgaben locken

Das Software-Unternehmen Parse lädt potenzielle Arbeitnehmer ein, sich über seine API zu bewerben. Was zunächst aussieht wie eine zusätzliche Hürde, ist näher betrachtet ein interessanter und geschickter Schritt, eine neue Zielgruppe von Entwicklern zu gewinnen, die dem JSON-Code mächtig sind. Alles, was für die Bewerbung erforderlich ist, sind seine eigenen Daten als JSON, mit gesetzten Content-Type als application/json an Parse zu schicken. Sozusagen ein kleiner Bonus für den Bewerber, womit er punkten kann.

Recruitainment für Entwickler - Die API-Bewerbung appeliert ans Tüftler-Gen.

Auch wenn diese Aufgabe kein wirklicher Auswahltest sein soll, so spricht sie dennoch das “Tüftler-Gen” im Entwickler an. Und genauso funktioniert Recruitainment: Finde heraus, was Deine Wunschbewerber gerne tun und biete ihnen die Möglichkeit, genau diese Vorlieben in ihrer Bewerbung zum Wettbewerbsvorteil zu machen. Eine Win-Win-Situation.

Erfolgsgeschichten: Storytelling im Personalmarketing

Storytelling ist längst kein neumodischer Hokuspokus mehr. Storytelling ist eine Strategie. Es geht nicht darum, Menschen mit guten Geschichten ans eigene Lagerfeuer zu locken, sondern darum, mit Geschichten markenbezogenen Mehrwert zu schaffen. Inhalt ist kein Linkbait, Inhalt ist etwas wert. Häufig ist die Teilbarkeit des Inhalts ein wesentlicher Faktor für seine Viralität. Und das bedeutet nicht, ein paar Like- und Tweet-Buttons auf die Seite zu klatschen, sondern den Inhalt so zu entwerfen, zu produzieren und auszuliefern, dass Menschen ihn überhaupt teilen wollen – ihn also als (mit)teilenswert anerkennen. Während Storytelling im Marketing längst zum guten Ton gehört, spielt Storytelling im Personalmarketing eine noch viel zu untergeordnete Rolle. Dabei sind gute Geschichten ein absoluter Aufmerksamkeitsgarant.

Coca Cola: Storytelling als Zukunft des (Personal-)Marketings

Fast jeder von uns erinnert sich an Situationen in seiner Kindheit, in denen Erwachsene uns mit Hilfe von Geschichten dazu gebracht haben, bestimmte Dinge zu tun oder uns für bestimmte Dinge zu interessieren. Ich erinnere mich beispielsweise an den Vater eines Freundes, der uns bei Wochenendspaziergängen regelmäßig “Geschichten aus seiner Jugend” erzählte. Neben der Freude, die er am Erfinden der Geschichten hatte, diente seine Mélange aus Räuberpistole und Schatzmärchen wohl auch dazu, die Spaziergänge interessanter zu machen, als sie für Kinder gewöhnlich sind und so Genörgel zu vermeiden. Sonst wären wir unterwegs nicht immer zufällig über halbzerissene Schatzkarten eines abenteuerlichen Bandenbosses gestolpert, die uns dazu brachten, den Spaziergang freiwillig zu verlängern.

Aber genug meiner Erinnerungen. Ich wollte mit dieser Episode lediglich Eure Erinnerungen und Euer Bewusstsein für die Macht von Geschichten wecken. Denn die Fähigkeit gute Geschichten zu erzählen, egal ob mit Bildern, Videos oder Texten, ist in der bunten Welt des Social Webs unsere einzige Chance, uns Gehör und Aufmerksamkeit zu verschaffen. Carolyn Everson, Vize-Präsidentin des globalen Anzeigenverkaufs bei Facebook, formulierte diese Herausforderung schon vor Jahren in einer hübsch klingenden Vision:

Etwas deutlicher gesprochen, entscheidet gutes Storytelling heute die erfolgreichen und interessanten Unternehmen von den Langweilern und Erfolglosen. Ein Unternehmen, das die Bedeutung von Storytelling für den eigenen Erfolg frühzeitig erkannt hat, ist Coca Cola. Und als Konsequenz hat Coca Cola das eigene Storytelling und das seiner Kunden in den Mittelpunkt seiner Marketingstrategie bis zum Jahr 2020 gerückt. Was sie sich dabei gedacht haben und wie sie das anstellen wollen, seht Ihr hier:

Red Bull: Storytelling auf höchstem Niveau

Auch das österreichische Unternehmen Red Bull misst Storytelling ungeheure Bedeutung zu. “Red Bull verleiht Flügel!” Diesen Slogan und eine Serie sympathischer Werbecartoons – viel mehr brauchte es in den frühen 90er Jahren nicht, um den Red Bull Energy Drink erfolgreich am Markt zu platzieren. Das sieht heute anders aus: Red Bull vermarktet und organisiert mittlerweile eine Vielzahl von Sport-, Fun- und Lifestyle-Veranstaltungen. Das Getränk selbst spielt dabei kaum mehr eine Rolle. Jeder kennt es und mit einem Marktanteil von über 50% muss es sich auch nicht groß gegen andere Konkurrenten durchsetzen. Wichtig ist, dass Verbraucher die Marke Red Bull (im wahrsten Sinne des Wortes) “auf dem Schirm” behalten.

Zu diesem Zweck wurde 2007 das Red Bull Media House gegründet, das heute millionenschwere Medienproduktionen in Eigenregie umsetzt. Vorbei also die Zeiten, in denen das Unternehmen von Presse- und Fernsehproduktionen abhängig war. Eigene Inhalte werden für Print, TV, Mobile und Digitalverwertung aufbereitet. Selbst ein Musiknetzwerk haben die Österreicher ins Leben gerufen. Medienpartner und andere Publisher können die vorproduzierten Inhalte abrufen und verbreiten – und damit die Red Bull-Markenbotschaft.

“The Red Bull Media House is the centre of the global Red Bull media network across all relevant media channels and products. It offers a unique variety of media content in lifestyle, fun and sports. Furthermore, it holds business opportunities (…) and provides you, as a media partner, with fresh and innovative media content.”

Mit The Art Of Flight wurde 2011 gar ein kommerziell vertriebener Snowboard-Film als Werbeträger entworfen. Außerdem veranstaltet Red Bull Motocross-, Snowboard- und AirRace-Meisterschaften. Selbst ein Papierflugzeug-Contest wird wirkungsvoll in Szene gesetzt. Ihr bisher wahrscheinlich stärkstes Projekt im Hinblick auf Medienaufmerksamkeit: Red Bull bricht mit einem Fallschirmsprung aus der Stratosphäre den Weltrekord. Auf die Flugszenen mussten die TV-Sender noch warten, bis der Hauptsprung absolviert wurde. Perfekte Choreographie!

Heineken & Voith: Storytelling im Personalmarketing und Employer Branding

Was im Marketing-Bereich bereits von großen Firmen wie Coca-Cola und Red Bull perfektioniert wurde, wird im Personalmarketing und Employer Branding in den meisten Fällen noch sehr stiefmütterlich behandelt. Dabei liegen die Disziplinen dicht beieinander. Beide Abteilungen sollen das Unternehmen möglichst ansprechend respräsentieren, um Menschen anzulocken, zu begeistern und zum Handeln zu bewegen – die einen sollen kaufen, die anderen sollen sich bewerben.

Die Spannungskurve nach Storytelling-Enthusiast James R. Harris

Nun ist es erfreulicherweise ja so, dass wir in Deutschland tausende von Unternehmen haben, die jedes auf seine Weise, einen wertvollen Beitrag zu diesem Land leisten. Die Substanz zur Bedienung des Informationswunsches der angehenden Mitarbeiter ist also vorhanden. Das Problem liegt meiner Erfahrung nach eher darin, dass viele Organisationen sich unheimlich schwer damit tun, den aus ihrem Dasein für Mitarbeiter und Gesellschaft entstehenden Mehrwert zu kommunizieren.

Wie kann man also seine Arbeitgebermarke, wenn man sie kennt, authentisch aber fesselnd aufbereiten? Und zwar möglichst einfach. Denn nicht jeder hat das Budget für eine Kommunikationsberatung oder dieses Budget ist gerade für eine Werbeagentur draufgegangen, die viele bunte Bilder aber keine solide Geschichte gestrickt hat und nun müsst Ihr sehen, wie Ihr bis zur nächsten Budgetrunde klar kommt. Aber Hilfe naht, denn ich bin auf meiner Suche der ultimativen Blaupause für das Storytelling von Arbeitgebermarken ein großes Stück näher gekommen. Auf meinen Studienreisen durch die Tiefen des Webs traf ich vor Kurzem auf den Storytelling-Enthusiasten James R. Harris, der dank Aristoteles und Star Trek eine wunderbar praktikable Lösung fand. Und was dem Verstand eines der größten Philosophen und Dichtungstheoretiker entsprungen ist und Hollywoods Brieftasche gefüllt hat, wird mit dem richtigen Fingerspitzengefühl auch dem Employer Branding zu Gute kommen. Laut Harris, folgen alle erfolgreichen Erzählungen im Kern der jahrtausendealten Drei-Akt-Struktur:

Spannungskurve von Storytelling im Personalmarketing und anderswo

Im ersten Akt entfaltet sich das Abenteuer und die Beteiligten werden eingeführt (= Euer Unternehmen). Im zweiten Akt, entfaltet sich das Abenteuer und steuert auf eine Krise zu (= der Unternehmenszweck und der nachgelagerte -Sinn), die nur der Held (= die zukünftigen Mitarbeiter) lösen kann und im dritten Akt löst der Held das Problem (= Karriere der zukünftigen Mitarbeiter).

Wertschätzung verpackt in einer Kurzgeschichte

Voith hat die Macht der Geschichten erkannt und setzt deshalb im Personalmarketing auf eine crossmedial angelegte Storytelling-Kampagne. Unter dem Titel “Helden der Zukunft” erzählt der Konzern “6 Kurzgeschichten über Menschen, auf die es ankommt”. Die Stories sind auf einer eigens angelegten Landingpage als Podcast oder eBook abrufbar. Der Übergang zur Bewerbung lässt zwar zu wünschen übrig, doch die Geschichten geben trotzdem einen spannenden und authentischen Einblick in den Arbeitsalltag der zu besetzenden Position.

Wer Bewerber mit einer Geschichte lockt, zeigt außerdem: Ich habe mich als Unternehmen mit dem Berufsbild auseinander gesetzt. Statt austauschbarer Phrasen wie “ein spannendes, abwechslungsreiches Aufgabenfeld”, “ein innovatives Arbeitsumfeld” oder “die Möglichkeit, den Erfolg aktiv mitzugestalten” in der Das-Erwartet-Sie-Sektion wird hier eine mitreissende und herausfordernde Situation dargestellt. Das macht nicht nur Lust auf den Job, sondern zeugt auch von Wertschätzung, die der Position entgegengebracht wird.

Storytelling auf der Karrierewebseite des Technologiekonzerns Voith
Auch Technologiekonzern Voith setzt im Personalmarketing auf Storytelling.

Unternehmenskultur erlebbar machen

Heineken wiederum hat sich mit innovativen Personalmarketing-Kampagnen bereits einen Namen gemacht und auch die aktuelle Kampagne setzt auf die Aufmerksamkeitsstärke von Storytelling im Personalmarketing und Employer Branding. “Go Places” fokussiert einen charismatischen Erzähler, der sowohl im Image-Spot als auch auf der Landing Page zum Einsatz kommt und die Zuschauer auf ihrer Reise durchs Unternehmen in seinen Bann zieht.

Neben dem Manifesto präsentiert der Bierhersteller außerdem eine ungewöhnliche Interview-Methode: Der potentielle Bewerber wird durch einen interaktiven Video-Stream geführt, in dem er immer wieder vor schwierige Entscheidungen gestellt wird, die innerhalb von 5 Sekunden getroffen werden müssen. In den dazwischen liegenden Sequenzen wird die Geschichte des Unternehmens erzählt. Das Ergebnis des “Self-Assessment” ist schließlich über die sozialen Medien teilbar. Ein Genie-Streich des Employer Branding, aber eine noch ausbaufähige Personalmarketing-Kampagne. Denn der entscheidende Schritt zur Bewerbung ist nicht optimal gelöst. Trotzdem ist Heineken mit “GoPlaces” eine auf hohem Niveau umgesetzte Storytelling-Kampagne gelungen.

Heineken hat das Storytelling im Personalmarketing mit seiner Kampagne "Go Places" perfektioniert.
Die Heineken Personalmarketing-Kampagne “Go Places” erregt mediale Aufmerksamkeit.

Wie wichtig findet Ihr Storytelling im Personalmarketing und Employer Branding? Habt Ihr Euch schon daran versucht? Kennt Ihr gelungene Beispiele für Storytelling in diesem Bereich? Dann teilt sie bitte in den Kommentaren!

Virtuelle Jobmessen 2024 – günstige Bewerber-Reichweite

Virtuelle Jobmessen sind ein Trend, der auch nach Corona aus der HR-Welt nicht mehr wegzudenken ist. Der Arbeitsmarkt ist noch genauso umkämpft wie vor der Pandemie und jede Möglichkeit, sich eine günstige Bewerberreichweite zu sichern, ist einen genauen Blick wert.

Während viele Neuerungen schneller verschwunden sind als das Virus selbst, haben sich andere Neuerungen als nützlich erwiesen und sind zumindest teilweise in unserem Alltag verblieben. Nicht nur die hochgeschätzte Remote-Kultur, sondern auch die virtuellen Jobmessen sind weiter ein Thema.

In diesem Blogartikel verraten wir euch, welche Karrieremessen und -tage dieses Jahr stattfinden und warum sie sich auch weiterhin lohnen.

Was sind virtuelle Jobmessen?

Virtuelle Jobmessen sind Online-Events, bei denen Unternehmen und potenzielle Bewerber:innen in virtueller Umgebung zusammenkommen, um sich kennenzulernen und auszutauschen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Jobmessen finden virtuelle Jobmessen vollständig online statt und bieten den Teilnehmer:innen die Möglichkeit, von jedem Ort aus teilzunehmen.

Während der Corona-Pandemie waren virtuelle Jobmessen besonders beliebt, da traditionelle Veranstaltungen nicht möglich waren. Aber auch abseits der Pandemie bieten virtuelle Jobmessen viele Vorteile, wie zum Beispiel eine erhöhte Reichweite, eine verbesserte Zeit- und Ressourceneffizienz sowie eine einfachere Navigation und Organisation.

Virtuelle Jobmessen & Karrieretage in Deutschland (Liste)

Hier findet ihr alle Karrieremessen, die 2024 online stattfinden werden – sortiert nach Datum der digitalen Veranstaltung.

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Veranstalter Karrieremesse Zielgruppe Datum URL
RWTH Aachen University Digital Career Day Consulting Beratung 09.01.2024 rwth-aachen.de
RWTH Aachen University Digital Career Day Digital Future Digitale Unternehmen 17.01.2024 rwth-aachen.de
RWTH Aachen University Digital Career Day Energie Energie 01.02.2024 rwth-aachen.de
get in IT job I/O – Software Development Software Engineer, IT-Architektin & Webentwickler 01.02.2024 get-in-it.de
RWTH Aachen University Digital Career Day für Frauen Frauen 01.03.2024 rwth-aachen.de
M&A Review Carrer in M&A Week Mergers & Acquisitions (Finanzwesen) März 2024 (tba) career.ma-review.com
Jobvector Jobvector Career Day Ingenieure, Informatiker, Mediziner & Naturwissenschaftler 07.03.2024 jobvector.de
get in IT job I/O – IT-Security Vom IT-Security-Analyst bis zur Security-Beraterin 07.03.2024 get-in-it.de
ConneXio Career Deutsch-Französische Jobmesse Führungskräfte, Berufserfahrene, Absolventen, Studenten sowie Auszubildende (Schwerpunkt Sprache) 13.-16.03.2024 connexio-career.com
Stuzubi Digital Jobmesse Studium & Berufe mit Zukunft Ausbildung, Duales Studium, Studium 23.03.2024 stuzubi.de
Online Karrieretag Online Karrieretag Digital Digitalbranche April 2024 (tba) online-karrieretag.de
get in IT job I/O – Women4Tech Frauen mit Interesse an IT-Berufen 11.04.2024 get-in-it.de
get in IT job I/O – IT-Consulting IT-Security-Consulting & SAP-Consulting 16.05.2024 get-in-it.de
ConneXio Career Deutsch-Französische Jobmesse Führungskräfte, Berufserfahrene, Absolventen, Studenten sowie Auszubildende (Schwerpunkt Sprache) 12.-15.06.2024 connexio-career.com
get in IT job I/O – Cloud & Infrastructure Vom Cloud Solution Architect bis zum Security Consultant 20.06.2024 get-in-it.de
get in IT job I/O – Software Development Software Engineer, IT-Architektin & Webentwickler 22.08.2024 get-in-it.de
get in IT job I/O – IT-Security Vom IT-Security-Analyst bis zur Security-Beraterin 26.09.2024 get-in-it.de
get in IT job I/O – Women4Tech Frauen mit Interesse an IT-Berufen 30.10.2024 get-in-it.de
AgroBrain Digitaler Agrarkarrieretag Agrar 04.12.2024 agrar-karrieretag.de
get in IT job I/O – IT-Consulting IT-Security-Consulting & SAP-Consulting 05.12.2024 get-in-it.de

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Eure virtuelle Jobmesse fehlt in der Liste? Meldet euch bei uns und wir nehmen eure Karrieremesse mit in die Liste auf.

PS: Wir vermissen eine virtuelle Karrieremesse für Remotler – wer traut sich?

Warum sich digitale Jobmessen lohnen

Was spricht für die Teilnahme an einer virtuellen Jobmesse im Vergleich zu einer konventionellen? Tatsächlich mehr als gedacht:

Krisenbeständig & sicher

Egal ob Grippewelle oder Bahnstreik – eine digitale Jobmesse kann bei allen Situationen stattfinden und ist somit sicher zu planen. Für Arbeitgeber und Veranstalter ist es von Vorteil, klare Termine im Kalender zu haben.

Große Reichweite

Besonders Unternehmen mit Homeoffice-Option können ihre Reichweite an Bewerber:innen deutlich erweitern und dadurch den Fachkräftemangel umgehen. Virtuelle Jobmessen bieten die perfekte Gelegenheit, Kandidat:innen zu erreichen, die neben passender Qualifikation auch bereit für Remote sind.

Zeitsparend & kostengünstig

Kein aufwändiger Messestand, keine Reisebuchung – sowohl für Veranstalter als auch für Arbeitgeber sind digitale Karrieretage eine kostengünstige Alternative im Vergleich zu Jobmessen vor Ort. Eine Investition in gute Webcams ist trotzdem von Vorteil.

Leads & Karrierepool

Kontakte von potenziellen Bewerber:innen mit Zettel und Stift sammeln? Schnee von gestern! Bei virtuellen Jobmessen werden die Kontaktdaten der Teilnehmer:innen automatisch mit den Unternehmen geteilt, da diese bei Anmeldung der Datenweitergabe automatisch abstimmen.

Weiterführende Links

Reichweite nutzen (Whitepaper)
Reichweite – Das Gold des 21. Jahrhunderts
5 Ideen, um die Sichtbarkeit deiner Stellenanzeigen zu erhöhen
Reichweite messen (Recruitment Analytics)

Mitarbeiterempfehlungen im Recruiting erfolgreich umsetzen

Fast 40 Prozent der Neueinstellungen 2022 kamen über die eigenen Mitarbeiter:innen oder persönliche Kontakte.

Das geht zumindest aus einer Befragung der IAB-Stellenerhebung hervor, die wir auch in unserer Arbeitsmarktstudie 2023 berücksichtigt haben. Die Befragung bestätigt, dass Mitarbeiterempfehlungsprogramme das erfolgreichste Rekrutierungsinstrument im Jahr 2022 waren. Für uns Grund genug, die Methode „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Vorteile von Mitarbeiterempfehlungsprogrammen

Nachteile von Mitarbeiterempfehlungsprogrammen

Entwicklung von Programmen für Mitarbeiterempfehlungen

Sind Mitarbeiterempfehlungsprogramme wirklich sinnvoll?

Mitarbeiterempfehlungsprogramme sind eine Methode, bei der Mitarbeiter:innen eines Unternehmens dazu angeregt werden, passende Kandidat:innen aus ihrem privaten oder beruflichen Umfeld für vakante Positionen im Unternehmen vorzuschlagen.

Diese Methode scheint laut IAB-Stellenerhebung sehr erfolgreich zu sein: 37 Prozent der Neueinstellungen erfolgten über eigene Mitarbeiter:innen oder persönliche Kontakte. 58 Prozent versuchten, auf diesem Weg Personal zu rekrutieren. Zum Vergleich: Internet-Stellenbörsen machten 20 Prozent der Neueinstellungen aus.

Mitarbeiterempfehlungen als Recruiting-Maßnahme

Vorteile von Mitarbeiterempfehlungsprogrammen

Qualität der Einstellungen

Die allgemeine Annahme ist, dass Mitarbeiter:innen, die selbst gute Arbeit leisten, in vielen Fällen andere Menschen kennen, die bereit sind, einen einwandfreien Job zu machen. Zumindest empfehlen Mitarbeiter:innen eher Kandidat:innen, die ebenfalls zur Unternehmenskultur und den spezifischen Anforderungen der Stelle passen. Das kann insgesamt zu einem besseren Match beim Cultural fit und damit zu erfolgreicheren Einstellungen führen.

Kosteneffizienz

Die verschiedenen Recruitingmethoden sind in den meisten Fällen sehr kostenintensiv. Vor allem Jobbörsen können bei einer großen Anzahl an Jobs ganz schön ins Geld gehen. Mitarbeiterempfehlungsprogramme sind häufig kostengünstiger als traditionelle Rekrutierungsmethoden und der Prozess selbst kann potenziell schneller ablaufen. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass sich kein Unternehmen ausschließlich auf „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ verlassen sollte und somit zusätzliche Rekrutierungskosten anfallen.

Mitarbeiterbindung

Empfohlene Mitarbeiter:innen haben nicht selten höhere Bindungsraten, da sie bereits eine Beziehung zu mindestens einem anderen Kollegen oder einer anderen Kollegin haben. Die Integration fällt potenziell leichter und neue Mitarbeiter:innen wissen durch persönliche Erfahrungsberichte und Einblicke, worauf sie sich einlassen.

Erweiterter Netzwerkzugang

Mitarbeiter:innen haben Netzwerke, auf die Personalabteilungen sonst keinen Zugriff haben. Hinzu kommt, dass jede:r Kolleg:in verschiedene Kontakte hat. In der Summe ergibt das einen großen Pool an passiven Kandidat:innen, die ursprünglich vielleicht nicht einmal aktiv auf Jobsuche waren.

Mitarbeiterengagement

Die Einführung und Etablierung eines Empfehlungsprogramms kann das Engagement der eigenen Belegschaft erhöhen. Mitarbeiter:innen, die am Rekrutierungsprozess beteiligt sind, fühlen sich oft stärker in das Unternehmen und seinen Erfolg integriert. Dies setzt eine allgemeine Zufriedenheit im Unternehmen voraus, um andere von einer Einstellung überzeugen zu wollen und zu können.

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Nachteile von Mitarbeiterempfehlungsprogrammen

Mangel an Vielfalt

Die Nachteile sind in der Tat relativ gering und ihr habt aufgrund der vergleichsweise niedrigeren Kosten wenig zu verlieren. Ein Mangel an Vielfalt könnte jedoch dazu führen, dass die Belegschaft nicht vielfältig genug ist. Menschen empfehlen häufiger Kandidat:innen, die ihnen ähnlich sind oder zumindest aus dem gleichen Netzwerk stammen. Es besteht die Gefahr, dass die Masse homogener ist als bei anderen Rekrutierungsmaßnahmen. Diversität kann Unternehmen dabei helfen, innovativer und kreativer zu werden. Man muss sich nicht einmal viele Statistiken ansehen, um zu verstehen, dass Vielfalt in der Belegschaft auch gedankliche Vielfalt mit sich bringt. Unterschiedliche Denkweisen können zu mehr Innovation führen. In unserem Blog findet ihr mehr zu dem Thema Diversity Recruiting und Inklusion.

Verantwortlichkeiten und Arbeitsbeziehungen

Die empfehlenden Mitarbeiter:innen fühlen sich nicht selten für die Performance des neuen Mitarbeiters oder der neuen Mitarbeiterin verantwortlich. Darunter kann die Beziehung zwischen Empfehlenden und Empfohlenen leiden. Die Entscheidung, wer für welche Position vorgeschlagen oder sogar eingestellt wird, sollte nicht auf Sympathie, sondern auf fachlicher Kompetenz beruhen.

Persönliche Beziehung vs. berufliche Qualifikation

Das bringt uns zum nächsten Punkt: Vetternwirtschaft kann einem Unternehmen mehr schaden als nutzen, wenn Einstellungen eher auf persönlichen Beziehungen als auf fachlichen Qualifikationen basieren. Es kann schnell passieren, dass die Personalauswahl zu unkritisch verläuft, wenn das Vertrauen in den Empfehlenden sehr groß ist. Das kann nicht nur zu Unzufriedenheit unter den Mitarbeiter:innen führen, sondern gleichzeitig verhindern, dass bessere Kandidat:innen für die Positionen eingestellt werden.

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© Unsplash / Markus Spiske

Entwicklung von Programmen für Mitarbeiterempfehlungen

Manchmal schleichen sich Empfehlungen von Mitarbeiter:innen zufällig und mit viel Glück ein. Wenn ihr diese Rekrutierungsmethode etwas koordinierter und erfolgreicher gestalten möchtet, solltet ihr darüber nachdenken, Mitarbeiterempfehlungsprogramme ins Leben zu rufen. Das bedarf einer sorgfältigeren Planung und Umsetzung.

Damit ein Mitarbeiterempfehlungs-Konzept funktioniert, müssen erst einmal die Rahmenbedingungen stimmen. Folgende Schritte solltet ihr hierbei definitiv beachten:

Anreizsystem entwickeln

Wenn den Mitarbeiter:innen das Wohl des Unternehmens am Herzen liegt und sie gerne dort arbeiten, erhöht sich ohnehin die Wahrscheinlichkeit, dass die Kolleg:innen ihre eigenen Kontakte zu Rekrutierungszwecken nutzen. Es könnten aber auch zusätzliche Anreize wie Gutscheine, Urlaubstage oder andere mögliche Goodies geschaffen werden.

Zudem sollte geklärt werden, ab wann Prämien gewährt werden: Schon bei der Empfehlung, bei der Bewerbung oder nach der Einstellung? Schließlich soll ein solcher Anreiz nicht dazu führen, dass plötzlich jeder Hans und Franz weiterempfiehlt. Aber es kann helfen, dass Arbeitnehmer:innen doch etwas länger darüber nachdenken, ob sie passende Kandidat:innen im Umkreis kennen.

Zeige in jedem Fall Anerkennung für Mitarbeiter:innen, die erfolgreiche Empfehlungen gemacht haben und somit den Erfolg des Unternehmens mittragen.

Kommunikation und Marketing überarbeiten

Mitarbeiter:innen sollten grundsätzlich wissen, dass Weiterempfehlungen innerhalb der eigenen Bubble erwünscht sind. Um alle Kolleg:innen von dem Programm in Kenntnis zu setzen, sollte offen kommuniziert werden und eventuelle Meetings oder Workshops diesbezüglich einberufen werden, um alle wichtigen Fragen zu klären. Mögliche Fragen, die vorher geklärt werden sollten, sind u.a.:

  • ◆ Wie funktioniert das Mitarbeiterempfehlungsprogramm?
  • ◆ Welche Bedingungen gibt es und worauf sollte geachtet werden?
  • ◆ Wo können potenzielle Kandidat:innen gemeldet werden?
  • ◆ Welche Vorteile hat der/die Empfehlende?
  • ◆ Wie kann trotzdem weiterhin auf Diversität und Inklusion geachtet werden?
  • ◆ Soll das Programm für alle Stellen genutzt werden?
  • ◆ Welche Datenschutz-Regelungen gibt es in diesem Fall?

Besonders wichtig ist, dass Mitarbeiter:innen immer über die vakanten Stellen Bescheid wissen. Hierfür könnte das Intranet oder andere internen Kommunikationskanäle nützlich sein.

Regelmäßige Kontrolle und Bewertung des Programms

Wie für jede andere Recruiting-Maßnahmen sollten auch für Mitarbeiterempfehlungsprogramme Key Performance Indicators (KPIs) festgelegt werden. Anhand welcher Kriterien wird der Erfolg des Programms gemessen? Die Einstellungsrate ist natürlich der offensichtlichste Indikator. Doch vielleicht konntet ihr auch interne Vorteile feststellen, wie etwa eine stärkere Verbundenheit der Kolleg:innen zum Unternehmen. Überlegt euch genau, was euch wichtig ist und wie ihr es messen könnt. Nur durch regelmäßige Kontrolle und Anpassung können die Ziele erreicht werden.

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Fazit: Wie sinnvoll sind Mitarbeiterempfehlungsprogramme wirklich?

Mit der Methode “Mitarbeiter werben Mitarbeiter” können Unternehmen das Netzwerk und das Wissen von aktuellen Mitarbeiter:innen nutzen, um neue Talente zu gewinnen. Das kann zu effizienteren und effektiveren Rekrutierungsergebnissen führen und darüber hinaus die Bindung an das Unternehmen stärken. Unternehmen, die auf diese doch vergleichsweise günstigere Recruiting-Methode verzichten, verschwendet eine wertvolle Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzuheben und gute Talente zu sichern. Das Potenzial und die Kontakte der eigenen Kolleg:innen sollten genutzt anstatt unterschätzt zu werden.

Der Wandel zum Arbeitnehmermarkt

Definition: Was ist ein Arbeitnehmermarkt?

Aktuelle Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt

Der demografische Wandel und die alternde Gesellschaft

Wen trifft ein Arbeitnehmermarkt besonders stark?

Was sollten Unternehmen tun, um auf einem Arbeitnehmermarkt zu bestehen?

 

Definition: Was ist ein Arbeitnehmermarkt?

Gleich vorweg eine Definition: Der Arbeitnehmermarkt ist das Gegenteil des Arbeitgebermarktes und eine Spezifizierung des Arbeitsmarktes. Ein Arbeitnehmermarkt liegt vor, wenn die Nachfrage nach Arbeitskräften größer ist als das Angebot an verfügbaren Arbeitskräften (Arbeitslose, Wechselwillige) mit entsprechender Qualifikation. Ein Arbeitnehmermarkt muss nicht die gesamte Bundesrepublik und alle Erwerbspersonen umfassen, sondern kann sich auf eine bestimmte Arbeitsmarktregion oder eine spezielle Berufsgruppe beziehen. 

Bei einem Arbeitnehmermarkt haben die Arbeitnehmer:innen einen Vorteil, da sie ein knappes Gut sind und somit Forderungen an den Arbeitgeber stellen können. Ein Arbeitnehmermarkt entsteht durch zunehmenden Fachkräftemangel. 

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Aktuelle Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt

Alles deutet darauf hin, dass wir uns nicht erst seit gestern in einer Phase der Arbeitsmarktentwicklung befinden, in der sich “die Macht” von der Seite der Arbeitgeber auf die Seite der Arbeitnehmer:innen verlagert. Die Gründe dafür sind vielfältig: demografisch, wirtschaftlich, strukturell, technologisch und gesellschaftlich. 

Manche Arbeitgeber wollen das nicht so recht glauben. Die Arbeitnehmer:innen selbst sind sich dessen vermutlich auch nur bedingt bewusst. Es gibt auch keine allgemeingültige statistische Kennzahl, die diese Entwicklung stichhaltig belegen könnte. Dennoch scheinen sich alle Expert:innen und Praktiker:innen aufgrund ihrer Erfahrungen und der Erfahrungen anderer einig zu sein. Die Arbeitnehmer:innen dominieren (gefühlt) immer mehr den Arbeitsmarkt. Die Arbeitgeber müssen sich beeilen. 

Doch sprechen die aktuellen Arbeitsmarktdaten für einen Arbeitnehmermarkt?

Jedes Jahr im September schauen wir uns alle vorhandenen Arbeitsmarktdaten an, werten sie aus und versuchen sie einzuordnen. Vor allem in den letzten Jahren war die deutsche Wirtschaft erheblichen Schwankungen ausgesetzt, die sich selbstverständlich auch auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt haben. Während aktuell die Corona-Pandemie kaum noch einen Einfluss auf den Arbeitsmarkt hat, bleiben die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs spürbar.

Doch obwohl die deutsche Wirtschaft schwächelt, steigt im Hintergrund weiterhin der Fachkräftemangel und sorgt dafür, dass immer noch sehr viele Stellen unbesetzt bleiben. Die Arbeitslosen-Stellen-Relation sank im Jahr 2022 auf Tiefstand und lag damit sogar unter dem Vor-Corona-Niveau. Die Prognose für 2023 ist zwar etwas gestiegen, befindet sich damit aber immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau.

Grafik zur Arbeitslosen-Stellen-Relation

Die tatsächliche Besetzungsdauer offener Positionen ist ebenfalls ein guter Indikator für die Schnelligkeit der Stellenbesetzung in den Unternehmen.

Im Jahr 2022 rechneten die Firmen im Durchschnitt mit einer Besetzungsdauer von 62 Tagen. Tatsächlich benötigte der Durchschnitt aber 93 Tage, also 31 Tage mehr als geplant. Gut einen Monat länger für die Besetzung wichtiger Positionen zu benötigen, kann für Unternehmen eine große Belastung sein. Vor allem, wenn es sich hierbei nicht um eine Stelle, sondern gleich um mehrere handelt.

Dauer der Stellenbesetzung Arbeitsmarktstudie 2023

Für Recruiter:innen scheint die Frage, ob es sich aktuell um einen Arbeitnehmer- oder ein Arbeitgebermarkt handelt, leicht zu beantworten zu sein. Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber tun sich hingegen etwas schwerer, tendieren aber nicht selten zu einem Arbeitgebermarkt. 

Doch was bedeutet das denn nun? Wo befinden wir uns wirklich? 

Der demografische Wandel und die alternde Gesellschaft

Wer wissen will, wie der Arbeitsmarkt in Deutschland in einigen Jahren aussehen wird, muss nur nach Japan schauen. Dort beträgt der Anteil der über 80-Jährigen erstmals 10 Prozent der Bevölkerung. Der Anteil der über 65-Jährigen, also im potenziellen Rentenalter, liegt bei fast 30 Prozent.  Japan ist ein guter Indikator für die Entwicklung in Deutschland, allerdings mit einem Vorlauf von einigen Jahren. Das Land ist bereits unmittelbar mit den Folgen des demografischen Wandels konfrontiert, denn eine überalterte Gesellschaft bringt natürlich auch große wirtschaftliche Schwierigkeiten mit sich. Gleichzeitig profitieren junge Menschen vom Arbeitskräftemangel, da sie trotz der wirtschaftlichen Stagnation in vielen Fällen keine Arbeitslosigkeit befürchten müssen.

Auch in Deutschland wird die Gesamtbevölkerung kontinuierlich abnehmen. Im Jahr 2023 verzeichnen wir eine Gesamtbevölkerung von 84 Millionen. Bis zum Jahr 2040 wird die Zahl voraussichtlich auf nur noch 81,1 Mio. zurückgehen. Das ist ein Rückgang von fast 3,5 Prozent.

Demografie Bundesdöner Arbeitnehmermarkt Arbeitsmarktstudie

Wen trifft ein Arbeitnehmermarkt besonders stark?

Die Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung zeigen, in welchen Berufen es in den nächsten Jahren besonders knapp werden wird: Die Berufe mit einem hohen Anteil an unbesetzten Ausbildungsplätzen, dürften aufgrund des Nachwuchsmangels besonders mit einem Arbeitskräftemangel zu kämpfen haben. Vor allem dann, wenn in den kommenden Jahren die geburtenstarken Jahrgänge aus dem Erwerbsleben aussteigen.

Zu den besonders stark betroffenen Berufen gehören die Klempner:innen, Fachverkäufer:innen im Lebensmittelhandwerk, Fleischer:innen sowie Fachmänner und Fachfrauen für Systemgastronomie. Zum Teil konnten 45 Prozent der angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzt werden.

Nachwuchs fehlt Arbeitnehmermarkt Arbeitsmarktstudie 2023

Aber auch in anderen Berufen wird es in den kommenden Jahren Probleme geben, offene Positionen besetzen zu können. Das Dumme ist: Nicht nur Unternehmen werden das zu spüren bekommen, sondern auch Konsument:innen und Endverbraucher:innen.

Was sollten Unternehmen tun, um auf einem Arbeitnehmermarkt zu bestehen?

Um auf einem Arbeitnehmermarkt zu verstehen, in dem qualifizierte Arbeitskräfte eine große Auswahl an Beschäftigungsmöglichkeiten haben, sollten Unternehmen anfangen, strategische Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören:

  1. Angemessene und wettbewerbsfähige Vergütung und Zusatzleistungen: Um im War for Talents bestehen zu können, braucht es natürlich wettbewerbsfähige Gehälter, um Kandidat:innen anzulocken und Kolleg:innen in der Firma zu halten. Flexible Arbeitszeiten und wenn möglich die Chance, ab und zu von zu Hause aus zu arbeiten, sind ebenfalls wichtige Angebote, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. In den oben genannten Problemfällen kann sich dies allerdings als schwierig erweisen. Doch auch die betriebliche Altersvorsorge und Weiterbildungen sind Anreize, um talentierte Mitarbeiter:innen anzuziehen und zu binden.
  2. Attraktive Unternehmenskultur: In der IAB-Stellenerhebung wurden Betriebe gefragt, wie sie im Jahr 2022 ihr Personal rekrutieren. Die mit Abstand meisten Stellen konnten über eigene Mitarbeiter:innen und persönliche Kontakte besetzt werden. Um dies zu erreichen, ist es aber natürlich wichtig, dass die Kolleg:innen so gerne bei euch arbeiten, dass sie das Unternehmen überhaupt als Arbeitgeber an Freunde und Bekannte weiterempfehlen. Es bedarf einer Unternehmenskultur, die Teamarbeit und offene Kommunikation fördert. Ein positives Arbeitsumfeld und die Förderung der Work-Life-Balance können wichtige Schritte zur Schaffung einer attraktiven Unternehmenskultur sein. Ermöglicht es euren Mitarbeiter:innen, ihre Ideen und Meinungen einzubringen und nehmt ihr Anliegen ernst. Das Feedback aus den eigenen Reihen ist ein wichtiger Hebel, zur Identifizierung von Verbesserungsmöglichkeiten und zur Schaffung besserer Arbeitsbedingungen.
    Auch Corporate Influencer sind für einige Unternehmen eine durchaus attraktive Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen.
  3. In das Employer Branding investieren: Wenn ihr eine tolle Marke und zufriedene Mitarbeiter:innen habt, solltet ihr das auch sichtbar machen. Das geht am besten mit einer aussagekräftigen und authentischen Employer Brand. Sorgt dafür, dass ihr als der attraktive Arbeitgeber wahrgenommen werdet, der ihr seid. Das geht am besten über Social Media, die eigene Homepage und Karriereseite oder spezielle Marketingstrategien.
    Behaltet auch die Mitarbeiterbewertungsplattformen im Auge. Sollten hier negative Kommentare auftauchen, nehmt euch die Zeit und kommentiert offen und ehrlich eure Sicht der Dinge, ohne dabei patzig zu werden. Transparenz ist Bewerber:innen wichtig.

Grundsätzlich gilt: Nicht nur die Personalbeschaffung, sondern auch das Halten von Mitarbeiter:innen oder sogar das Rehiring sind wichtige Instrumente, um trotz Fachkräftemangel nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Mitarbeiter:innen wechseln den Job, weil…

  1. … es ihnen nicht bei euch gefällt
  2. … sie es sich heute leisten können
  3. … sie trotz eines bestehenden Arbeitsverhältnisses auch für  andere Unternehmen attraktive Kandidat:innen sind, die eventuell mehr Anstrengungen unternehmen.

Stellt euch also darauf ein, dass ihr auch in den nächsten Jahren trotz schwächelnder Wirtschaft immer wieder Schwierigkeiten haben werdet, offene Stellen zu besetzen. Kümmert euch um eure Mitarbeiter:innen und geht erst einmal von einem Arbeitnehmermarkt aus, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Damit seid ihr auf der sicheren Seite!

Wer noch mehr über den aktuellen Arbeitsmarkt erfahren möchte, sollte mal einen Blick in unsere kostenlose Arbeitsmarktstudie 2023 werfen.

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Azubi-Recruiting Trends 2023: Azubis verstehen und schneller finden

Ein neues Jahr bedeutet auch: neue Azubi-Recruiting Trends von u-form Testsysteme. Dieses Jahr fand zum elften Mal die deutschlandweite Online-Befragung von Schüler:innen und Azubis sowie Ausbildungsverantwortlichen statt. 93 Prozent der teilnehmenden Azubis oder Schüler:innen gehören der Generation Z an – sind also zwischen 1995 und 2006 geboren.

In den aktuellen Azubi-Recruiting Trends 2023 gibt es wieder einen bunten Strauß an Themen: Besetzungsprobleme und ihre möglichen Gründe, die Ansprache in Stellenanzeigen, Recruiting KPIs sowie Gründe für die Ausbildung sind nur vier der insgesamt fünfzehn Themen, die u-form Testsysteme bei den Teilnehmer:innen abgefragt haben.

Besetzungsprobleme aus Sicht der Azubis und Unternehmen

Rund die Hälfte der Auszubildenden und Bewerber:innen sowie 45 Prozent der Ausbilder:innen sehen einen Mangel an Berufsorientierung in Schulen als Hauptgrund für unbesetzte Ausbildungsplätze im Jahr 2022/2023. Aktuell kann man recht klar sagen, dass Schulen nicht die passenden Ressourcen und den idealen Rahmen für die Berufsorientierung bieten.

Eine Lösung könnte sein, dass Unternehmen selbst aktiv werden und Ihre Ausbildungsberufe bewerben. Ihr kennt eure Branche am besten und könnt authentisch aufzeigen, was die angebotenen Berufe zu bieten haben. Eine effektive Methode hierfür sind Schnuppertage. Durch solche Tage könnt ihr potenziellen Azubis einen direkten und praxisnahen Einblick in verschiedene Berufsfelder geben. Schnuppertage sind oft aussagekräftiger als Videos und fressen weniger Zeit als längere Praktika. Wenn Schulen schon kaum Berufsorientierung anbieten, muss man es als Firma einfach selbst in die Hand nehmen.

Azubi Recruiting Trends Besetzungsprobleme

Ansprache der Azubis: Du oder Sie?

Besonders interessant fanden wir die Antworten bezüglich der Frage nach der Ansprache: Wollen Schüler:innen und Azubis auf Karriereseiten, Stellenanzeigen und Flyern lieber mit “Du” oder doch lieber mit “Sie” angesprochen werden? Und in was für einem Unternehmen möchten sie arbeiten?

56 Prozent der befragten Interessent:innen und Azubis bevorzugen das “Du” als Ansprache beim Recruiting. Nur 10 Prozent bevorzugen das “Sie”, während es 34 Prozent der Teilnehmer:innen egal ist. Das deckt sich sehr gut mit den Ergebnissen der Personalverantwortlichen. Laut eigenen Aussagen verwenden bereits 69 Prozent der teilnehmenden Firmen das “Du”, während 19 Prozent noch auf das “Sie” in der Ansprache zurückgreifen.

Die Umfrage hat außerdem ergeben, dass 62 Prozent der Auszubildenden und Bewerber:innen es bevorzugen, in einem Unternehmen zu arbeiten, wo man sich duzt. Interessanterweise haben 51 Prozent der Unternehmen keine festgelegte Regelung zur Anrede, was zu einer ziemlich gemischten Situation führt. Für jemanden, der neu in ein Unternehmen kommt, kann das ziemlich verwirrend sein.

Warum nutzt ihr nicht die spannenden Ergebnisse dieser Studie, um das Thema der Anrede im Unternehmen anzusprechen und in Zukunft klar zu regeln? Eine einheitliche Regelung, zum Beispiel das “Du” für alle, könnte ein einfacher Weg sein, um die Attraktivität eurer Ausbildungsplätze zu erhöhen.

Azubi Recruiting Trends Ansprache

Gendern in Stellenanzeigen: Ein wichtiges Thema?

Wir predigen es schon seit Ewigkeiten, aber auch diese Befragung macht wieder einmal deutlich, wie wichtig schnelle Bewerbungsprozesse sind.

Gestaltet euer Ausbildungsangebot möglichst unkompliziert und leicht zugänglich. Ein schneller Bewerbungsprozess, der ohne umständliche Registrierung oder lange Formulare auskommt, ist besonders wichtig. Tatsächlich bevorzugen 83 Prozent der Jugendlichen eine Online-Bewerbung. Doch nicht jede Online-Bewerbung ist gleich gut. Eine zielgruppengerechte Bewerbung sollte mobil optimiert sein, ohne Registrierung funktionieren und das Ausfüllen sollte idealerweise nicht länger als 60 Sekunden dauern. Wie gut mittlerweile die großen DAX-Unternehmen diesbezüglich aufgestellt sind, könnt ihr in unser Online Recruiting Studie 2023 nachlesen.

Azubi Recruiting Trends Bewerbungsmöglichkeiten

Und macht euch bitte keine Sorgen um die DSGVO: Auch ohne Registrierung können Online-Bewerbungen den Datenschutzbestimmungen entsprechen. Das viel größere Problem ist, dass ihr eine enorme Anzahl an Interessenten aufgrund eines LogIn-Zwangs verlieren könntet.

Und noch etwas: Obwohl Video-Bewerbungen oft gelobt und ausgezeichnet werden, sind sie nur bei etwa 20 Prozent der Bewerber:innen beliebt. Nur weil jemand gerne Videos anschaut, heißt das noch lange nicht, dass er auch gerne selbst welche dreht und fremden Menschen schickt.

Alle weiteren Ergebnisse findet ihr in den aktuellen und kostenlosen Azubi Recruiting Trends von u-form Testsysteme.

Rückblick vergangener Azubi-Recruiting Trends

Azubi-Recruiting Trends 2022

Der Schwerpunkt des letzten Jahres lag auf den Themen Gendern in Stellenanzeigen, Infokanäle für Bewerbungsmöglichkeiten sowie der Berufsorientierung. 36 Prozent der teilnehmenden Bewerber:innen gab zum Beispiel an, dass Ihnen sehr wichtig/eher wichtig ist, dass alle Geschlechter in Stellenanzeigen angesprochen werden. 20 Prozent geben “teils/teils” an. Ganze 44 Prozent der Personalverantwortlichen, die in den Azubi-Recruiting Trends ebenfalls befragt wurden, empfinden die Diskussion über gendergerechte Sprache in Stellenanzeigen störend oder unnötig.

Bei der Auswahl der Infokanäle lagen Google und die unternehmenseigene Karriereseite im Abstand vorne. 83 Prozent der Befragten gaben für die Suchmaschine eine „intensive“ oder „sehr intensive“ Nutzung an. Der Verfolger ist mit 77 Prozent die gute alte Karriereseite des Unternehmens. Diese Ergebnisse waren eine hilfreiche Information, wenn man bedenkt, dass teure Stellenanzeigen in Jobbörsen mit 59 Prozent erst an dritter Stelle kommen.

Azubi-Recruiting Trends 2021

Die Azubi-Recruiting Trends 2021 und deren Umfrage wurden zu Zeiten der Coronapandemie erhoben. Keine große Überraschung also, dass die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Deutschland im Jahr 2020 bei unter 500.000 lag und somit erschreckende 10 Prozentpunkte weniger als noch 2019. Während 62,6 Prozent der befragten Azubis trotz Corona einen Ausbildungsplatz in ihrem Wunschberuf gefunden haben, sahen über die Hälfte der Ausbildungsverantwortlichen die Pandemie als eine große Hürde bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen. Besonders das Vorstellungsgespräch wünschen sich Auszubildende bald wieder vor Ort – Homeoffice hatte laut Umfrage bei nur 28,2 Prozent der Befragten eine negative Qualität der Ausbildung zur Folge.

Azubi-Recruiting Trends 2020

Bei der Azubi-Recruiting Studie 2020 zeigten sich klare Unterschiede in Eigen- und Fremdwahrnehmung der Azubis beim Thema Benehmen. Während sich 75,5 Prozent der teilnehmenden Auszubildenden ein gutes Benehmen attestieren, können nur 17,1 Prozent der Ausbildungsverantwortlichen dieser Aussage zustimmen. Erfreulich ist dagegen, dass die Zufriedenheit der Azubis mit ihrem Ausbildungsbetrieb stolze 9 Prozentpunkte zugelegt hat. Ein weiteres Takeaway der Studie ist die von Azubis verlangten Informationen in Stellenanzeigen: Am wichtigsten sind die Beschreibung des Ausbildungsberufs, die Anforderungen sowie die Perspektiven nach der Ausbildung.

Azubi-Recruiting Trends 2019

Auch 2019 hat sich der Azubi-Mangel bemerkbar gemacht: So hat sich die Anzahl an Azubis in den letzten zehn Jahren um 17 Prozent verringert. Aus der Umfrage von Auszubildenden und Personalverantwortlichen lassen sich Gründe für diese miserable Lage ablesen: Bereits bei den ersten Schritten der Candidate Journey haben viele Unternehmen ihre Hausaufgaben nicht gemacht beziehungsweise ihre Zielgruppe falsch eingeschätzt. Unternehmen sind im Azubi-Recruiting stark in sozialen Medien unterwegs, während 84,3 Prozent der Bewerber:innen Google „oft“ oder „sehr oft“ nutzen und diesen Kanal den sozialen Medien deutlich vorziehen. Auch beim Thema Benefits verstehen Personalverantwortliche mit kostenlosen Parkplätzen die Wünsche der Zielgruppe falsch, welche wiederum eine Übernahmegarantie als wichtigstes Benefit sehen.

Azubi-Recruiting Trends 2018

Die Azubi-Recruiting Trends 2018 hatten einen besonderen Fokus auf die Digitalisierung, die bei Azubis der Generation Z einen anderen Stellenwert hat als bei den meisten Personalverantwortlichen. So schätzen sich Azubis eher als moderat im digitalen Umgang ein, während 91 Prozent der befragten Personalverantwortlichen den digitalen Technologien aufgeschlossen sind. Der Alltag dagegen spricht eine andere Sprache, etwa wenn es um das Berichtsheft geht: 40,21 Prozent der Azubis würden dieses gerne digital führen, was aber nur bei 7,62 Prozent der Betriebe im Jahr 2017 möglich war. Bei der Wunschliste der befragten Azubis ging es vor allem um die Optimierung des Bewerbungsprozesses und um den authentischen Außenauftritt der Unternehmen.

Azubi-Recruiting Trends 2017

Schon 2017 waren laut Bundesagentur für Arbeit 24.200 Azubi-Stellen in Deutschland unbesetzt. Dies erklärte auch, weshalb über 60 Prozent der Azubis und Bewerber:innen mehr als ein Angebot für eine Ausbildungsstelle vorliegen hatten. Bei der erhobenen Umfrage von Auszubildenden und Personalverantwortlichen zeigte sich eine große Differenz im Verständnis beider Seiten. Personalverantwortliche etwa sehen größtenteils nicht alle Anforderungen der Stellenanzeige als notwendig an, während fast alle befragten Azubis mindestens 3 von 5 erforderte Anforderungen als notwendig für eine Bewerbung sehen.

Vom Ad-hoc-Recruiting zur strategischen Talent Acquisition

Der radikale Arbeitsmarktwandel, den wir seit ein paar Jahren beobachten, hinterlässt bei immer mehr Arbeitgebern Magengrummeln. Trotz eines eher schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfelds haben zahlreiche Unternehmen einen immensen Arbeitskräftebedarf.

Immer wieder wird intensiv darüber diskutiert, wie sich der Arbeitskräftebedarf decken lässt und genau so oft werden einige Stimmen laut, dass es gar keinen Arbeits- oder Fachkräftemangel gäbe. Die Mangelsituation könnte sich angeblich durch Lohnerhöhung und attraktivere Arbeitsbedingungen kurzfristig entschärfen lassen. Aber ist das wirklich so einfach?

Klar ist, dass einzelne Recruiting-Organisationen auf diesem Arbeitsmarkt ihre “historisch gewachsenen” Strukturen aufbrechen müssen und schnellstmöglich alle internen Stakeholder von strategischen Anpassungen und prozessualen Veränderungsbedarfen überzeugen sollten.

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Bessere Arbeitsbedingungen und Löhne ändern kurzfristig keinen Arbeitsmarkt

Es stimmt natürlich grundsätzlich, dass eine Steigerung der Löhne und bessere Arbeitsbedingungen die Anzahl der verfügbaren Arbeitskräfte sowie die insgesamt geleisteten Arbeitsstunden langfristig erhöhen und somit den Arbeitskräftemangel mildern könnten. Jedoch sind höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen allein nicht ausreichend, um das Problem kurzfristig und unmittelbar zu lösen. Das liegt vor allem daran, dass das Ungleichgewicht zwischen Nichtbeschäftigten und dem Bedarf an Arbeitskräften nicht einfach verschwindet und das gesamtwirtschaftliche Arbeitsangebot kurzfristig kaum auf Lohnerhöhungen reagieren dürfte.

Der Zeitbedarf für Anpassungen in der Arbeitskräfteversorgung, spezifische Qualifikationsanforderungen, komplexe Arbeitsmarktstrukturen, bestehende Verträge, demografische Veränderungen und strukturelle Wirtschaftsprobleme sind Faktoren, die die schnelle Wirksamkeit dieser Maßnahmen begrenzen würden.

Und die Erwerbstätigkeit in Deutschland steigt weiter. Auch im 2. Quartal 2023 waren rund 45,9 Millionen Personen in Deutschland erwerbstätig und damit 0,7 % höher als im Vorjahresquartal. Gleichzeitig gab es im zweiten Quartal 2023 bundesweit 1,74 Millionen offene Stellen.

Eine Umfrage des Münchner ifo Instituts unter bundesweit rund 9.000 Firmen zeigt ebenfalls, dass sich trotz Konjunktur der Fachkräftemangel verschärft hat. Die Ergebnisse zeigen, dass im Juli 2023 insgesamt 43,1 Prozent der Unternehmen unter Engpässen litten. Im April waren es noch 42,2 Prozent.

Der gesamte Arbeitsmarkt könnte nur von einer ganzheitlichen Herangehensweise, die diese Aspekte berücksichtigt, profitieren.

Was passiert aufgrund des Arbeitsmarktes aktuell in deutschen Unternehmen?

Zuerst ist da natürlich Unmut. Unmut über zu viele offene Stellen, die sehr lange oder im schlimmsten Fall gar nicht besetzt werden können.

Und trotzdem laufen während dieses ausgeprägten Fachkräftemangels bei vielen Unternehmen alte Strukturen und Prozesse einfach so weiter. Auch die Ressourcen werden in vielen Unternehmen seit Jahren nicht angepasst, während der Arbeitsmarkt von Jahr zu Jahr härter umkämpft ist.

In sehr vielen Fällen sind die Erwartungen an die Hiring Manager unter den gegebenen Arbeitsmarkt-Bedingungen absolut unrealistisch und führen auf beiden Seiten der Recruiting-Organisation zu Unzufriedenheit.

Eine langfristige, ganzheitliche Herangehensweise, die eine nachhaltige Lösung für den deutschen Arbeitskräftemangel bietet, dürfte in naher Zukunft nicht zu erwarten sein. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt wird sich durch den demografischen Wandel in den nächsten Jahren eher verschärfen als verbessern und Unternehmen sollten sich dringend darauf einstellen!

Was also kann ein einzelnes Unternehmen tun, um die zur Verfügung stehenden potenziellen Arbeitnehmer:innen vom Arbeitsmarkt zu fischen?

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Was sollte in deutschen Unternehmen passieren?

An alle Unternehmen auf der Suche nach Fachkräften: Ihr habt keine Zeit, auf eine Stabilisierung des Arbeitsmarktes zu hoffen und zu warten. Auch eine schwache Konjunktur und eine leicht steigende Zahl der Arbeitslosen ändert nichts an der Tatsache, dass die Personalnachfrage der Unternehmen robust ist und bleibt.

Das bedeutet ganz konkret, dass jedes Unternehmen, das auf der Suche nach Fachkräften ist, handeln muss.

Blockiert von “historisch gewachsenen” Strukturen steht das Recruiting unter akutem Professionalisierungsdruck. Hin zu einer proaktiven, strategisch ausgerichteten Personalgewinnung, die die Personalbedarfe zur Sicherung von Wertschöpfungsketten und Wachstumszielen zuverlässig bedient. Wie aber entwickeln sich Recruiting-Organisation schnellstmöglich? Nur ein systematisch datengetriebener Ansatz ermöglicht es, den Status quo transparent zu machen und alle internen Stakeholder von strategischen Anpassungen und prozessualen Veränderungsbedarfen zu überzeugen.

Die alten Strukturen, das Ad-hoc Recruiting sowie “Post & Pray” müssen für ein erfolgreiches Recruiting auf einem schwächelnden Arbeitsmarkt der Vergangenheit angehören. Die Recruiting-Organisation der Zukunft muss:

  • datenbasiert arbeiten
  • methodisch flexibel und skalierbar sein
  • Business-Treiber auf Augenhöhe werden

Datenbasiertes Recruiting: Kenne deinen Arbeitsmarkt

Datenbasiertes Recruiting bedeutet, dass du in der Lage bist, deinen Recruiting-Funnel mit Echtzeit-Auswertungen und entsprechender Steuerung gezielt zu füllen.
Ein Beispiel hierfür ist: Kenne DEINEN Arbeitsmarkt. Die offenen Stellen passen in vielen Fällen nicht zu denjenigen, die in der gesuchten Region arbeiten können oder wollen.

So ein Mismatch kann verschiedene Ursachen haben: Natürlich ist es sinnvoll, einen Gesamtüberblick über den deutschen Arbeitsmarkt zu haben, doch im Endeffekt ist es nicht wichtig, wie viele Arbeitslose es gibt, wenn in deiner Region und in deiner Branche dennoch niemand zur Verfügung steht. Arbeitssuchende und die verfügbaren Arbeitsplätze befinden sich oft nicht am gleichen Ort. Bei dieser Ursache ist es also hilfreich, die verfügbaren Arbeitskräfte in der jeweiligen Region zu kennen.

Grafik zu datenbasiertem Recruiting mit Jobspreader-Screenshot

Oftmals passen auch die Vorstellungen nicht zu den offenen Positionen. Die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung spielen bei der Attraktivität natürlich ebenfalls eine große Rolle.

In all diesen Fällen kann es von Vorteil sein, die Konkurrenz zu beobachten: Es steht vielleicht eine gewisse Anzahl an Arbeitskräften in der gesuchten Branche und im gesuchten Bereich zur Verfügung, doch wie viele Unternehmen suchen ebenfalls? Und was bieten die Unternehmen, was ich eventuell noch nicht biete? Sind die Gehälter angemessen?

Doch es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, um mit datenbasiertem Recruiting und Prozessfluss-Transparenz eine strategische Talent Acquisition Organisation aufzubauen!

In unserem Webinar “Vom Ad-hoc-Recruiting zur strategischen Talent Acquisition” erklärte unser Geschäftsführer und Herzblut-HRler Jan Kirchner Mittel und Wege auf, die Strukturen im heutigen Recruiting zu modernisieren und den veränderten Gegebenheiten im Sinne eines wertschöpfenden Unternehmens anzupassen.

Jan erörterte Lösungsansätze, um zu einer strategisch ausgerichteten Personalgewinnung, die die Personalbedarfe zur Sicherung von Wertschöpfungsketten und Wachstumszielen zuverlässig bedient, zu gelangen. Denn mittlerweile ist klar: Mit systematisch erhobenen Daten, lassen sich aktuelle Abläufe transparent darstellen und interne Stakeholder von strategischen Anpassungen und prozessualen Veränderungsbedarfen überzeugen.