Start-Up Recruiting: Trotz Corona-Krise keine Mitarbeiter in Sicht

Vor allem in Großstädten auf der ganzen Welt sprießen sie seit über 15 Jahren aus dem Boden: Die IT- und Internet Start-ups. Mit innovativen Geschäftsideen und hohem Wachstumspotenzial haben sich viele von ihnen mittlerweile zu Größen auf dem Arbeitsmarkt und bedeutenden Arbeitgebern entwickelt. Wie läuft das Start-Up Recruiting?

Eine Umfrage der Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergab, dass ein Start-up im Durchschnitt gut 20 Mitarbeiter beschäftigt. Befragt wurden 206 Start-ups in den Monaten Februar und März, 112 Start-ups im Mai und Juni.

Auffindbarkeit der Stellenanzeige Start-Up Recruiting

Weiterhin steigende Mitarbeiterzahl bei Start-ups erwartet

4 von 10 Start-ups, also 43 Prozent, haben aktuell weniger als zehn Mitarbeiter und rund jedes Vierte (23 Prozent) 20 oder mehr. Aus der Umfrage ergab sich außerdem, dass 57 Prozent der Unternehmen in Zukunft eine weiter steigende Mitarbeiterzahl erwarten. Und das auch in Krisenzeiten! Denn sogar nach dem zwischenzeitlichen Lockdown und dem damit einhergehenden Wirtschaftseinbruch gehen nur 6 Prozent davon aus, dass ihre Mitarbeiterzahl im Laufe des Jahres zurückgehen wird. Während zu Jahresbeginn fast zwei Drittel (63 Prozent) angaben, dass sie offene Stellen zu besetzen haben, so ist die Zahl in der Krise mit 49 Prozent kaum gesunken. Rund die Hälfte der Start-ups sind also auch in Krisenzeiten auf Wachstumskurs. Allerdings können zwei Drittel (68 Prozent) ihre offenen Stellen nur schwer bis gar nicht besetzen, da sie keine geeigneten Bewerber finden.

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Start-Up Recruiting: Großunternehmen immer noch beliebter bei Arbeitnehmern

Dass es in der heutigen Zeit schwierig ist, eine ausreichende Anzahl an guten Bewerbern zu generieren, wissen wir aus eigener Erfahrung. Für Start-ups kommt außerdem das Problem hinzu, dass sich viele geeignete Kandidaten immer noch eher für ein Großunternehmen oder einen etablierten Mittelständler entscheiden. 41 Prozent der Start-ups berichten, dass Kandidaten sich häufig für die (aus Bewerbersicht) sicherere Variante entscheiden. In vielen Fällen sei das Fixgehalt in größeren Unternehmen höher als in kleineren, die noch mitten im Aufbau stecken. Dabei bieten vor allem junge Unternehmen viele weitere Benefits, wie zum Beispiel das flexible Arbeiten. Laut einer Umfrage der Plattform kununu, können solche Anreize sogar wichtiger sein als das bloße Gehalt. Wir sind gespannt, ob sich in den kommenden Jahren mehr Arbeitnehmer in junge Unternehmen wagen – denn auch Google hat mal klein angefangen.

Benefits wichtiger als Gehalt? Eine Umfrage sagt: Ja!

Jahrelang galten ausschließlich Gehalt, Urlaubstage und vielleicht noch das Firmenauto zu den Anreizen eines Jobs. Spätestens seit Corona haben viele Arbeitnehmer aber auch die Vorzüge des flexiblen Arbeitens genossen und möchten in Zukunft auf diese Möglichkeiten nicht mehr verzichten. Welche Mitarbeiter Benefits sind für Arbeitgeber mittlerweile ein “Must-have”, um sich für ein Unternehmen zu entscheiden? Und wie können Benefits Recruiting unterstützen? Eine Umfrage der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu gibt Aufschluss darüber, welche Benefits den Arbeitnehmern heutzutage wirklich wichtig sind.

Arbeitnehmer sind bereit, auf einen Teil des Gehalts zu verzichten

Kununus Umfrage hat ergeben, dass Arbeitnehmer tatsächlich mittlerweile mehr Wert auf gewisse Benefits legen, als auf ein höheres Gehalt. Laut Kununu sind (über alle Alters- und Einkommensgruppen hinweg) Beschäftigte im DACH-Raum bereit, auf durchschnittlich 11 Prozent ihres Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür attraktive Sozialleistungen erhalten. Benefits, die über das Gehalt und die Urlaubstage hinaus gehen, zeigen den Arbeitnehmern, dass sich das Unternehmen Gedanken macht und Wert darauf legen, dass Mitarbeiter sich wohl fühlen, gerne zur Arbeit kommen und ihr Privatleben entspannter mit ihrem Job verbinden können.

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Flexible Arbeitszeiten beliebtester Benefit

Der Umfrage zufolge gehört zu den beliebtesten zusätzlichen Leistungen das flexible Arbeiten. 70,8 Prozent der Befragten möchten ihre Arbeitszeit selbst flexibel bestimmen können. Besonders für Eltern, die möglicherweise an Kita- oder Schulzeiten gebunden sind, ist die flexible Zeiteinteilung ein absoluter Pluspunkt. Doch auch das Arbeiten von einem Vertrauensarbeitsplatz aus, sei es jetzt das Home Office oder das Arbeiten von einer anderen Stadt, ist für ganze 54,9 Prozent ein wertvolles Angebot des Unternehmens.

Der Abschied von der Präsenzkultur kann aber auch für Unternehmen durchaus sinnvoll sein: Insbesondere in schwer zu besetzenden Tätigkeitsfeldern kann es sinnvoll sein, die Bewerbersuche auf das gesamte Bundesgebiet oder sogar weltweit  auszuweiten. Vor allem für große Unternehmen, die an vermeintlich unattraktiveren Standorten sitzen und nur schwer an gute Leute kommen, kann der Vertrauensarbeitsplatz eine weitere Möglichkeit sein, um gute Mitarbeiter zu finden.

Auch Sabbaticals zählen zur flexiblen Arbeit. Unbezahlte Auszeiten, nach denen man anschließend wieder in den Job einsteigen kann, werden in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Für viele Arbeitnehmer ist die Vorstellung, für einen gewissen Zeitraum nochmal verreisen oder anderen Träumen nachgehen zu können, sehr motivierend.

Benefits Gehalt: Flexible Arbeitszeiten sind wichtiger!

Mitarbeiter Benefits: Klassische Angebote weiterhin im Rennen

Eine wichtige Zusatzleistung ist auch weiterhin die betriebliche Altersvorsorge, die von 45,6 Prozent der Befragten als wünschenswert angegeben wurde. Gefolgt von den All-Time Favorites: Eigener Firmenwagen und eigener Parkplatz. Aber es gibt noch eine Überraschung, denn Arbeitgeber scheinen mittlerweile auch viel Wert auf nachhaltigere Transportmittel zu legen und so sehen beispielsweise 26,7 Prozent der Befragten ein ÖPNV-Ticket und 18,7 Prozent ein Firmenfahrrad oder E-Bike als einen selbstverständlichen Benefit an.

Besonders nach dieser Krise dürfte sich in Sachen Work-Life-Balance und umgesetzter Digitalisierung einiges ändern. Eine andere Umfrage des Karriereportals karriere.at aus Österreich hat beispielsweise herausgefunden, dass viele Arbeitnehmer durchaus mit dem Gedanken spielen, nach der Krise den Job zu wechseln. Weitere Infos dazu findest Du hier. Es dürfte also für Arbeitgeber durchaus ratsam sein, ihre bisherigen Angebote für Mitarbeiter zu überdenken.

Wie sieht es bei Dir aus? Würdest Du für einen Teil Deines Gehalts auf mehr Sozialleistungen und Mitarbeiter Benefits verzichten? Ist Dir Arbeitszeit und Flexibilität insgesamt vielleicht sogar wichtiger als das Gehalt? Kennst Du Unternehmen, die richtig attraktive Zusatzleistungen anbieten? Würdest Du vielleicht sogar den Job wechseln, nur um von einem Firmenwagen, kostenlosen ÖPNV-Tickets, Essensgutscheinen oder flexiblen Arbeitszeiten zu profitieren?

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Zukunft der Arbeit: China auf dem KI-Vormarsch

Kurz vor dem wohlverdienten Jahresausklang möchten wir uns mit einem Video verabschieden, in dem ausgewiesene Experten über künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit diskutieren. Während des AI Salon, veranstaltet von der Human-Centered Arteficial Intelligence Initiative der Stanfort Universität, kamen Anfang Dezember neben dem Technologie-Experten und Risikokapitalgeber Kai-Fu Lee und der Wirtschaftswissenschaftlerin Susan Athey auch Erik Brynjolfsson, ein Vordenker im Bereich Automatisierung von Jobs, zu Wort.

Los geht das Video mit einem Vortrag von Kai-Fu Lee, der erklärt wieso China derzeit die Nase vorn hat, wenn es um die Implementierung von KIs in das alltägliche Leben der chinesischen Bevölkerung geht. Zu den Gründen zählt zum Beispiel die große Menge von Daten, die die chinesische Bevölkerung generiert, etwa durch die Nutzung von Applikationen, die auf Machine Learning beruhen (so wie bargeldloses Bezahlen, Gewohnheiten wie die häufige Nutzung von Lieferservices für Essen oder Car-Sharing). Auch die Programme und Investitionen der chinesischen Regierung spielen eine Rolle, in speziell auf automatisierte Fahrzeuge ausgerichtete Infrastruktur zum Beispiel.

Kai-Fu Lee beschreibt in seinem Vortrag und seinem aktuellen Buch Arteficial Intelligence aber nicht nur wieso KI-Anwendungen in China besonders erfolgreich sind, er wagt auch einen Blick in die Zukunft. Er glaubt, dass zwischen 30% und 40% der heutigen Jobs in den nächsten 30 Jahren automatisiert werden können – uns zwar vor allem Routine-Jobs, zu denen landwirtschaftliche Arbeiten zählen, aber auch etwa die Positionen von Kassierern etc..

Komplexe und kreative Jobs und außerdem Jobs, die unabdingbar mit menschlichen Fähigkeiten wie Empathie verknüpft sind (z.B. im Gesundheits- und Pflegesektor), sieht er dafür nicht nur als nicht in Gefahr, sondern auf dem Vormarsch.

Auch die anderen Experten Susan Athey und Erik Brynjolfsson sind sich mit Kai-Fu Lee einig, dass die Zukunft der Arbeit nicht darin bestehen wird, dass es zu wenig Arbeit für die Menschen geben wird. Was stattdessen aber auf uns alle zukommen wird, sind enorme Veränderungen.

Wie diese Veränderung aussehen können, mit welchen Mechanismen diesen beizukommen ist (Spoiler: Bildung, Re-Training, aktive Vorbereitungen durch Konzerne und Staaten) und die Ängste, die die zunehmende Verbreitung von KIs auslösen, erfahrt Ihr in dem interessanten Vortrag von Kai-Fu Lee (ab Minute 06:30) und der anschließenden Podiumsdiskussion (ab Minute 46.15) zwischen den drei Experten.

Mit diesen Denkanstößen verabschieden wir uns von Euch für dieses Jahr uns wünschen allen Lesern eine tolle Weihnachtszeit, frohes Schlemmen und einen fabelhaften Start in 2019!

Webinar: Jobtitel – Theorie & Live-Analyse

Beispiel Jobtitel Recruiting Webinar

Ein paar neue Beispiele für schlechte Jobtitel gefällig? Da braucht man bei den einschlägigen Jobsuchmaschinen nicht lange auf die Pirsch zu gehen – Evergreens wie “Ninja”, “Rockstar”, oder eben “Superhelden” halten sich hartnäckig in den Jobbezeichnungen deutscher Unternehmen. Aber was glaubt Ihr, was für Superhelden für die besagten Kinder gesucht werden? Zehn Punkte für Euch, wenn Ihr auf “pädagogische Superkraft” getippt habt – womit, wie wir vermuten, wohl eine pädagogische Fachkraft gemeint sein dürfte.

Kryptische Titel? Besser nicht!

Die unten stehenden Umfrage-Ergebnisse aus der Candidate Journey Studie 2017 von meta HR zeigen ganz deutlich, wie schnell man mögliche Kandidaten verprellen kann, wenn der Stellentitel nicht eindeutig verständlich ist.

Wir analysieren Eure Jobtitel

Wenn Ihr wissen wollt, was gute Jobtitel ausmacht, haben unser Geschäftsführer Jan Kirchner und unsere HR-Superrockstar-Heldin (Wollmilchsäue eben) Franziska Mehnert aus der Beratung am 16. Juli die passenden Informationen für Euch – im kostenlosen Webinar “Jobtitel – Theorie und Live-Analyse”.

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Im Theorie-Teil wird Jan Euch erstmal erklären, welchen Stellenwert Jobtitel im Personalmarketing einnehmen und wie die Bewertungskriterien für gute Titel aussehen. Die anschließende Live-Analyse ist ein ganz neues Format bei uns: Jan und Franzi nehmen die Stellentitel auseinander, die von Euch eingereicht wurden. Das heißt, Ihr könnt live sehen, welche relevanten Bewertungskriterien Ihr durchgehen müsst, um zu checken, ob Eure Jobtitel gut ausgewählt sind. Wenn Ihr bereits angemeldet seid und nachträglich noch einen Stellentitel zur Analyse einreichen möchtet, könnt ihr diesen natürlich auch per Mail an [email protected] schicken!

Zum Abschluss gibt es neben einem Einblick ins Personalmarketing-Controlling und der Antwort auf die Frage “Wie effizient setze ich mein Recruiting-Budget ein?” noch ein besonderes Highlight: Jan präsentiert Euch einen exklusiven Sneak Peek auf ein neues Jobspreader-Feature. Was das sein wird? Bleibt natürlich bis dahin streng geheim! Und natürlich bleibt diese Premiere exklusiv den Teilnehmern vorbehalten, die auch tatsächlich live dabei sind!

Also: Lasst Euch die Chance auf eine Live-Analyse Eurer Stellentitel und den Einblick in unser neues Produktfeature nicht entgehen und meldet Euch zu unserem spannenden neuen Format an.

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Reichweite messen: Welche Vorteile bringt Recruitment Analytics?

Ist Recruitment Analytics wirklich so kompliziert? Welche Kennzahlen sollte jeder Personalmarketer messen können? Und welche Vorteile hat eigentlich ganz spezifisch eine durch und durch messbare Karriereseite? Momme Klingenberg, Experte für Recruitment Analytics bei der Wollmilchsau, erklärt Dir in diesem Interview die Vorteile und Möglichkeiten von Recruitment Analytics Tools.

Mit Recruitment Analytics die Reichweite von Stellenanzeigen im Personalmarketing messen

Wie oft hast Du Personalverantwortliche schon laut Stöhnen hören, als Du Recruitment Analytics angesprochen hast und warum haben so viele Personalmarketer Angst davor?

Auf wirkliche Begeisterungsstürme trifft das Thema Recruitment Analytics tatsächlich nicht bei Recruitern und Personalmarketern. Das liegt zum großen Teil daran, dass sich das Aufgabenprofil des klassischen Personalers schon sehr verändert hat. Viele Recruiter haben Angst davor, dass wichtige Aufgaben, wie die Kandidatenansprache und -betreuung, hinter komplizierten Zahlen und Statistiken verschwinden. Und sind wir mal ehrlich, niemand wurde Recruiter, weil er Mathe so toll fand. Diese Befürchtung ist jedoch oftmals unbegründet. Na klar, man muss sich kurz reinhängen und neues Wissen erlernen, aber kein Recruiter muss dafür ein Data Scientist werden. Ganz im Gegenteil: Mit nur wenigen Kennzahlen hat der Recruiter so viel mehr Futter für das nächste Budget-Meeting. Schwarz auf weiß kann man beweisen, woran man ist und warum Recruiting so wichtig ist.

Mit Recruitment Analytics die Reichweite von Stellenanzeigen im Personalmarketing messen

Was muss sich in den Unternehmen bezüglich Recruitment Analytics dringend ändern und wie kann man ihnen dabei behilflich sein?

Recruitment Analytics sollte in den Unternehmen als Chance und nicht als technische Hürde verstanden werden. ich habe schon einige Unternehmen gesehen, in denen das klassische Online Marketing richtig fit in Analytics ist, das Recruiting von diesem Wissen aber überhaupt nicht profitiert.
Dass Recruiting durch die Marktgegebenheiten immer schwieriger wird, sollte jedem klar sein. Recruitment Analytics bietet durch eine effizientere Budget- und Erfolgskontrolle die Möglichkeit, diesen Herausforderungen zu begegnen.

Die Unternehmen müssen also endlich anfangen, die Mitarbeiter gezielt zu schulen und einen Wissensaustausch mit anderen Abteilungen, die schon Analytics im Tagesgeschäft nutzen, zu ermöglichen. Oftmals wird von den Mitarbeitern erwartet, dass diese sich 1-2 Stunden in der Woche blocken und sich dann autodidaktisch Analytics beibringen. Diese Herangehensweise hat jedoch selten Erfolg, da zum einen häufig die intrinsische Motivation fehlt, sich kostbare Zeit freizuschaufeln, um sich mit Zahlen und Daten zu beschäftigen. Zum anderen haben die im Internet verfügbaren Lern-Ressourcen häufig einen E-Commerce-Fokus und können dadurch keine Recruitment-spezifischen Fragestellungen beantworten.

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Welche Kennzahlen sollte jeder Recruiter kennen und messen, um seinen Prozess zu optimieren?

Entgegen der verbreiteten Meinung braucht ein umfassendes Recruitment Analytics nur ein paar wenige Kennzahlen. Recruiter und Personalmarketer sollen ja nicht in die tiefe Analyse der Karriereseite gehen und jeden Pixel optimieren. Es reicht vollkommen, ein paar Kennzahlen zu haben, die zeigen, ob die externen Maßnahmen noch auf Kurs sind und ob die Stellenanzeigen anständig laufen. Nehmen wir mal die meiner Meinung nach wichtigste Kennzahl: Cost-Per-Application (Kosten pro Bewerbung). Hierfür betrachtet man die Zahl der Bewerbungen und teilt diese durch die entstandenen Kosten pro Quelle.

Die Kennzahl ist deshalb so gut, weil viele Informationen gebündelt werden. Man hat eine Budgetkontrolle und gleichzeitig auch eine Bewertung der Maßnahmen. Schwer zu vergleichende Maßnahmen mit unterschiedlichen Budgets werden plötzlich vergleichbar. Und das Beste: Wenn man zum Vorgesetzten geht, um die Maßnahmen Revue passieren zu lassen, muss man nicht Google Analytics von vorne erklären. Die entstandenen Kosten reichen und die versteht jeder.

Mit Recruitment Analytics die Reichweite von Stellenanzeigen im Personalmarketing messen

Welche Vorteile hat eine durch und durch messbare Karriereseite/Stellenanzeige im „War for talents“?

Viele Unternehmen geben sehr viel Geld für unterschiedlichste Personalmarketing-Maßnahmen aus – ohne auch nur irgendeine Kontrolle zu haben, ob das Geld gut investiert ist. Das ist teilweise wirklich erstaunlich, da dieses Verhalten in anderen Bereichen des gleichen Unternehmens nicht akzeptabel wäre. Aber genau hier eröffnet sich eine riesige Chance: ist ein Unternehmen heute in der Lage zu untersuchen, ob die Personalmarketing-Maßnahmen oder die Karriereseite gut funktionieren, kann es sich stark von der Konkurrenz absetzen. Die Wahrscheinlichkeit ist nämlich groß, dass die Konkurrenz diese Informationen schlichtweg noch nicht analysiert.

Aber auch abgesehen von der Konkurrenz: Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird nicht besser – ganz im gegenteil – so “gut” wie heute geht es uns nie wieder. Personal wird immer mehr zum limitierten Faktor. Wenn man jedoch weiß, welche Strategie erfolgversprechend ist, kann man mit mehr Selbstbewusstsein dem Vorgesetzten in Budget-Meetings gegenübertreten und aufzeigen, wo das Geld hinfließt und warum die Maßnahmen unter Umständen eine Finanzspritze verdient haben.

Hol’ Dir jetzt das ganze Kapitel zum Thema “Reichweite messen” aus unserem Jobspreader Magazin als kostenlosen Download.

Corona: Was macht der Arbeitsmarkt? Teil 2

Vor knapp zwei Monaten, Anfang April, haben wir uns das erste Mal ausführlicher mit dem “Corona-Arbeitsmarkt” beschäftigt und versucht, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Seitdem ist gefühlt eine Ewigkeit vergangen.

Es ist viel passiert, darunter der umfassende Lockdown, die inzwischen zweite Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen der Bundesagentur für Arbeit, die daraus resultierende Panik in der Presse, die Eintrübung der Prognosen bezüglich der Erholung der Wirtschaft.

Spiegel Artikel zum Arbeitsmarkt Corona

An dieser Stelle ist es mir wichtig nochmals zu betonen, dass die offiziellen Zahlen (Ifo, BA usw.) stets einige Wochen Verzögerung aufweisen. Damit sind diese Daten paradoxerweise für die Einschätzung der aktuellen dynamischen Lage, die jeden Tag aufs Neue bewertet werden muss, “zu langsam”. Versucht mal auf offener stürmischer See mit Positions-Koordinaten oder Wetter-Daten zu navigieren, die einen Monat alt sind.

Dieser Verzögerung begegnen wir hilfsweise mit der Gegenüberstellung bzw. mit der laufenden Verwendung von quasi Echtzeit-Daten (z. B. online Suchverhalten, Anzeigenschaltungen, Jobspreader Klick-Daten). Los geht’s.

Ifo Geschäftsklima Index Mai 2020

Erwartungen der Unternehmen erholen sich

Laut der Ifo Konjunkturumfrage ging es gerade mit den Geschäftserwartungen im April noch weiter nach unten. Inzwischen scheinen sich die Erwartungen der Unternehmen allerdings leicht zu erholen. Die Stimmung im allgemeinen wird jedoch weiterhin als “pessimistisch” zitiert. Es ist nur logisch, dass die Situation die Personalplanung der Unternehmen beeinflusst.

BA-X Index (Arbeitskräftenachfrage)

Der gerade erschienene Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt zeichnet ein entsprechendes Bild für die Lage am Arbeitsmarkt. Auch hier wird ein starker Fall im April gefolgt von einer Stabilisierung im Mai sichtbar, die man z.B. an dem BA-X Index (Arbeitskräftenachfrage) ablesen kann. Dieser stand Ende Februar bei 116 Punkten, rutschte bis April auf 94 runter und verlor im Mai lediglich 3 Punkte (Stand: 91).

Google Trends Personalbeschaffung

Unser Google Trends Benchmark für das Suchinteresse im Bereich Personalbeschaffung bestätigt diese Einschätzung in etwa. Starker Rückgang im April – ja. Stabilisierung im Mai – ja. Die tagesaktuellen Zahlen für die erste Juni Woche springen gerade von Tag zu Tag etwas hin und her. Deuten mal einen weiteren Rückgang des Interesses an und mal eine Verbesserung (bitte klickt auf den Chart für die aktuellen Trends). Natürlich wünschen wir uns eine Verbesserung. Alle Augen sind nun auf Juni gerichtet.

Gemeldete Arbeitsstellen Mai 2020 Bundesagentur für Arbeit

Arbeitsmarkt Corona: Rückgang der ausgeschriebenen Stellenanzeigen

Übersetzt in Stellenausschreibungen resultiert die aktuell undurchsichtige Situation nach den Zahlen der bei der BA gemeldeten Arbeitsstellen in einem Rückgang des Bestandes vom Höhepunkt 2020 in März bei 691.137 auf 626.417 in April und 583.624 in Mai. Übrigens lag diese Zahl im Mai 2019 bei 791.604. Das sind ca. 26% weniger ausgeschriebene Stellen im laufenden Jahr gemäß der offiziellen Statistik. Der Zugang an neuen Stellen hat sich laut der BA gefangen und ist leicht in Richtung Norden gedreht. Er vermag dem Überhang des Abgangs (z. B. wegen Stornierungen) noch nicht entgegenzuwirken.

BA Statistik Bestand offene Stellen Mai 19 vs. Mai 20

Als “Echtzeit”-Alternative möchte ich hier die unmittelbaren tagesaktuellen Daten der Jobbörse der Bundesagentur vorschlagen. Das ist die größte (kostenlose) Jobbörse in Deutschland (sie enthält nicht nur die zur Vermittlung gemeldeten Stellen der BA) und ist damit ein ganz guter breiter Indikator für den Arbeitsmarkt. Mithilfe der “Waybackmachine” kann jeder die Zahlen aus der Vergangenheit heranziehen.

Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit offene Stellen Jahresvergleich

Vergleichen wir Ende Mai 2019 (1.648.847 ausgeschrieben Stellen) mit Ende Mai 2020 (1.089.247 Stellen), ergibt sich eine Abweichung auf Jahresbasis von ca. 34%. Die Gegenüberstellung der letzten Mai und der ersten Juni Wochen zeigt leider eine langsame Fortsetzung des Rückgangs. Am 03.06. waren 1.075.722 Stellen ausgeschrieben.

StepStone offene Stellen Jahresvergleich

Eine weitere interessante Option ist der von mir gerade erfundene “$tep$tone-Job-Index”. Kostenlose Ausschreibungen bei der BA kann jeder, aber wer ist im Augenblick so abgebrüht, sein Geld in Luxus-Stellenanzeigen mit fester Laufzeit und ohne Ergebnisgarantie anzulegen?!

Also am 01.06.2019 zeigte der Index 91.968 ausgeschriebene Stellen. Am 01.06.2020 waren es 51.086. Ein Minus von 44,45% im Jahresvergleich. Wow. Das Gute ist aber, dass die Zahl der Stellen bei $tep$tone in der ersten Juni Woche leicht angezogen hat. Auf deren Webseite wird sie heute am 05.06.2020 mit 52.956 ausgewiesen. Hoffentlich bleibt das eine nachhaltige Tendenz.

Soviel zu der undifferenzierten Betrachtung der Situation auf dem Arbeitsmarkt. Das Dankbare an den Seiten der Jobbörse der Bundesagentur und von StepStone ist, dass beide auch Zahlen für die jeweils geführten Kategorien zeigen. Somit sind auch tagesaktuelle Detailanalysen möglich. So gab es z. B. bei StepStone in der Kategorie IT von Juni 2019 bis Juni 2020 einen deutlichen Rückgang von 16.382 auf 10.428. Wenn ihr Euch für bestimmte Kategorien oder Branchen interessiert, könnt ihr so täglich beobachten, was gerade in Sachen Bestand im Detail passiert.

Abschließend zu diesem Punkt ist noch zu erwähnen, dass es durchaus Berufe gibt, die von der aktuelle Lage (bzgl. Arbeitslosen/Stellen-Relation) nicht negativ betroffen sind. Unsere Analyse der BA Arbeitsmarktdaten spuckt einige solcher Kandidaten aus: Berufe in der Landwirtschaft, Berufe im Maurerhandwerk, Berufe in der Dachdeckerei, Berufe im Straßen- und Asphaltbau, Berufe für Stuckateurarbeiten. Ja, es sind offenbar vor allem handwerkliche Berufe.

Die Analyse des Bestandes ist aber nur eine Seite der Medaille. Denn in einem etwas entspannteren Arbeitsmarkt werden die Stellen schneller besetzt. Das kann dazu führen, dass obwohl die Unternehmen mutiger werden und wieder kräftig schalten, der Bestand dennoch stagniert. Um keine falschen Schlüsse zu ziehen, muss daher auch die Zahl der Neuschaltungen als Benchmark herangezogen werden.

Dafür verwenden wir gerne Jobfeed. Die Kollegen erheben wöchentlich die entsprechenden Daten. Schon der kostenlose Chart auf ihrer Startseite ist sehr hilfreich für die Einschätzung der Lage.

Neue Stellenangebote Januar bis Juni 2020

Wie man sehen kann, vermitteln diese Zahlen ein freundlicheres Bild als die Veränderung des Bestandes. Es geht offensichtlich langsamer weiter. Der Tiefpunkt ist zumindest aus dieser Perspektive überwunden.

Besonders interessant wird es, wenn wir uns die Entwicklung in ausgewählten Branchen anschauen. Hier ist ein willkürlicher Mix mit Beispielen von moderater Erholung in Sachen Neuschaltungen.

Neue Stellenangebote nach Branche Januar bis Mai 2020

 

Zum Abschluss scheint es mir wichtig zu erwähnen, dass der Arbeitsmarkt, je nach Metrik, als nachlaufender oder höchstens gleichlaufender Indikator für die Wirtschaft funktioniert. Wie ist die Lage heute im Vergleich zu gestern, kann damit gut beantwortet werden. Die Projektion in die Zukunft ist dagegen etwas schwierig. Wenn wir wissen wollen, wie sich der Arbeitsmarkt demnächst vermutlich entwickeln wird, sollten wir uns auch vorlaufende Indikatoren für die Lage der Wirtschaft anschauen.

Das Problem, das wir gerade haben, ist, dass die meisten aussagekräftigen davon (z. B. Auftragseingang, Einkaufsmanagerindex) für die aktuelle Situation ebenfalls zu langsam aktualisiert werden. Als aussagekräftige “Echtzeit”-Indikatoren finde ich aktuell für die Weltwirtschaft den “Baltic Exchange Dry Index” und für Deutschland den kürzlich aufgelegten “Lkw-Maut-Fahrleistungsindex” interessant.

Und dieser scheint doch wirklich in die richtige Richtung zu laufen. Ich wünsche uns allen einen guten Juni und schließe mit dem Zitat eines der besten Eishockey Spielers aller Zeiten, Wayne Gretzky, ab: “I skate to where the puck is going to be, not where it has been”.

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Personalmanagement in Zeiten von Corona: Interview mit der EUROIMMUN AG

Bundeskanzlerin Merkel bezeichnete in einer TV-Ansprache die Coronakrise als größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Virus und die damit einhergehenden Einschränkungen beeinflussen das Privat- und Berufsleben ganz erheblich. Der Arbeitsmarkt steht vor Veränderungen und das Personalmanagement und Recruiting sollte aus vielerlei Gründen nicht aus den Augen verloren werden.

Die Wollmilchsau spricht in dieser Krise mit Unternehmen, die aufgrund hoher Auslastungen gerade jetzt verstärkt auf Bewerbersuche sind, besondere Umstrukturierungen und Maßnahmen ergreifen müssen, ihr Employer Branding umkrempeln oder sogar ihr digitales Recruiting auf links drehen, um nach dieser Zeit gewappnet zu sein. Die wirtschaftlichen Folgen der Unternehmen sind so unterschiedlich wie interessant und sollen zeigen, dass nicht alle Entwicklungen zwangsläufig negativ sind. 

Die EUROIMMUN AG hat in diesen Zeiten eine ganz besondere Aufgabe gemeistert: Bereits im Januar fiel der Startschuss für die Entwicklung von Testsystemen zur Diagnostik von SARS-CoV-2-Infektionen. Um die damit einhergehende Auslastung im Unternehmen stemmen zu können, versetzten sie Mitarbeiter und lernten sie kurzerhand für neue Tätigkeiten an. Gleichzeitig verhinderten sie durch diese Maßnahmen Kurzarbeit in geschlossenen Abteilungen wie beispielsweise dem Betriebsrestaurant oder dem Kindergarten. Marie Schween gibt uns in diesem Interview einen Einblick in diese spannende Zeit bei der EUROIMMUN AG. 

Personalmanagement Interview mit Marie Schween von der EUROIMMUN AG

Marie Schween: Personalmanagement bei Euroimmung im Interview

Hallo Marie, wer seid Ihr und was genau macht Ihr? Wollt Ihr euch kurz vorstellen?

Wir, die EUROIMMUN AG, sind ein Hersteller von Labordiagnostik mit Hauptsitz in Lübeck. Unsere Aufgabe ist es, Testsysteme zu entwickeln und zu produzieren, mit denen verschiedenste Krankheiten erkannt werden können. Ergänzend dazu bieten wir Laborautomaten und Softwarelösungen an, die unsere Tests vollautomatisch abarbeiten und Laborprozesse digitalisieren. Unsere Produkte kommen weltweit zum Einsatz – in mehr als 6.000 Laboren rund um den Globus helfen sie dabei, Krankheiten schnell und zuverlässig zu diagnostizieren. 

Was ist momentan die besondere Situation bei Euch im Haus und welchen Herausforderungen steht Ihr gegenüber?

Als uns im Dezember 2019 die Nachricht des neuartigen Coronavirus aus China erreichte, starteten unsere Wissenschaftler umgehend mit den ersten Vorbereitungen für bevorstehende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. Kurz nachdem die genetische Sequenz des neuen Virus am 10. Januar veröffentlicht wurde, fiel der Startschuss für die Entwicklung von Testsystemen zur Diagnostik von SARS-CoV-2-Infektionen. Anfang Februar standen bereits die ersten Tests zur Verfügung, im März erhielten wir als erster europäischer Hersteller die CE-Kennzeichnung, Anfang Mai die Notfallgenehmigung der US-amerikanischen FDA. 

Das ist natürlich ein großer Erfolg. Doch auf dem Weg dahin standen wir vor vielen Herausforderungen, die es zu bewältigen gab. Es mag sich so anhören, als wären wir vorbereitet gewesen. Es ging uns jedoch wie vielen anderen Unternehmen: Anfang des Jahres war nicht ansatzweise zu erahnen, was da auf uns zukommt. Mitte März ging plötzlich alles Schlag auf Schlag. Hunderte Mitarbeiter mussten von jetzt auf gleich ins Homeoffice oder fielen kurzzeitig aus, um zu Hause die Kinderbetreuung zu organisieren. Zeitgleich stieg die weltweite Nachfrage unserer Corona-Tests und Laborautomaten so stark an, dass es anfangs viel Mühe kostete, den hohen Bedarf zu bedienen. Während unsere Produktionsmitarbeiter in dieser Phase sofort auf Höchstleistung umstellten, konnten andere Kollegen ihren gewohnten Tätigkeiten nicht mehr nachgehen.

Dazu gehörten vor allem die Mitarbeiter in den Betriebsrestaurants und -kindergärten, die im Zuge des deutschlandweiten Lockdowns geschlossen bzw. auf Notbetreuung umgestellt werden mussten. An vielen Stellen im Unternehmen kämpften wir mit zwei Extremen: viel zu viel oder wenig bis gar keine Arbeit. Um dieses Ungleichgewicht aufzulösen und negative Auswirkungen wie Kurzarbeit zu vermeiden, mussten umgehend Notfallpläne und Sofortmaßnahmen her. Damit wollten wir sowohl unsere Kollegen unterstützen, als auch die Lieferfähigkeit für unsere Kunden sicherstellen.  

Personalmanagement: Arbeit clever umverteilen

Um Kündigungen oder Kurzarbeit zu vermeiden, habt ihr Mitarbeiter aus geschlossenen Abteilungen, wie zum Beispiel dem Betriebsrestaurant oder den Kindergärten, für Produktion, Lager oder Versand angelernt. Wie kamt Ihr auf diese Idee und wie seid Ihr da vorgegangen?

Kurzarbeit oder Kündigungen zu vermeiden, war das größte Anliegen unserer Vorstandsmitglieder. Sie ergriffen die Initiative und beauftragten das Personalmanagement, durch Querversetzungen in andere Abteilungen den betroffenen Kollegen neue Tätigkeiten zuzuweisenWir starteten das interne Programm „Kollegen helfen Kollegen“. Hier bauten wir zunächst einen Personalpool auf, um alle Mitarbeiter der geschlossenen Bereiche oder Abteilungen mit reduziertem Arbeitsaufkommen zu sammelnDenn auch Letztere sollten für tage– und wochenweise Einsätze an den „Brennpunkten“ aushelfen, sofern die eigene Abteilung sie entbehren konnte. 

Alle Kollegen aus diesem Pool wurden je nach Bedarf eingeteilt – und das war eine wirkliche Mammutaufgabe für das Personalteam. Zahlreiche Abteilungen forderten täglich neue Unterstützung anHinzu kamen die Urlaubsplänedie Kinderbetreuung oder neu eingeführte Sonderschichten, die es zu berücksichtigen galt. Wenn dann noch ein kurzfristiger Ausfall gemeldet wurdebenötigte man einen Notfallplan für den Notfallplan.

Daher war unser Personalteam auch nach Feierabend und am Wochenende erreichbar, um schnellstmöglich reagieren zu können –  ein enormer Organisations- und Kommunikationsaufwand! Aber nicht nur dem Personalmanagement sei an dieser Stelle für den außerordentlichen Arbeitseinsatz zu danken, auch alle anderen Mitarbeiter haben großes Engagement und eine unglaubliche Flexibilität bewiesen. Für viele war und ist es ein regelrechtes Jobhopping – sie wissen heute nicht, wo sie morgen früh gebraucht werden. Manche Kollegen haben sogar private Termine für einen dringenden Einsatz verschoben. Das ist nicht selbstverständlich und wir wissen das sehr zu schätzen! 

Wie war die Reaktion der Mitarbeiter auf diese Idee?

Sehr positiv! In den Abteilungen mit erhöhtem Arbeitspensum wurden die Maßnahmen sehr begrüßt und dankend angenommen. Aber auch die Kollegen aus dem Pool – insbesondere aus den geschlossenen Abteilungen – waren glücklich, dass ihnen eine alternative Tätigkeit geboten wurde. Etliche haben sich sogar freiwillig für einen Hilfseinsatz gemeldet und sind aus dem Homeoffice in die Produktion gegangen. Wir haben von zahlreichen Kollegen die Rückmeldung erhalten, dass sie die Tätigkeiten und Einblicke in andere Abteilungen sehr interessant fanden.  

Wie schnell konntet Ihr dieses Vorhaben umsetzen?

Als Mitte März das Homeoffice, die Schließung der Gastronomie und die Notbetreuung in den Kindergärten angeordnet wurden, haben wir direkt reagiert. Bereits am darauffolgenden Tag wurden die ersten Abteilungswechsel umgesetzt. Seit knapp zwei Monaten planen die Kollegen im Personalmanagement nun von Tag zu Tag neu.

Jobhopping als Instrument im Personalmanagement

Welche Schwierigkeiten haben sich ergeben und wie konntet Ihr sie lösen? 

Die größte Hürde lag darin, dass zur Ausübung einiger Tätigkeiten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Als beispielsweise unser Logistikpartner ausgefallen ist, haben wir kurzerhand beschlossen, unsere Kunden selbst zu beliefern. Als systemrelevantes Unternehmen blieb uns keine andere Wahl, als die Versorgung aus eigenen Reihen sicherzustellen. Hier durften selbstverständlich nur Kollegen mit einem passenden Führerschein eingesetzt werden, die auch körperliche Belastungen beim Be- und Entladen auf sich nehmen konnten.

Zusätzlich mussten geeignete Fahrzeuge im Fuhrpark sowie Transport- und Arbeitsbestätigungen organisiert werden – denn plötzlich durfte man nur noch mit Genehmigung die inländischen Grenzen passieren. Oft mussten also neben der Suche nach einem freien Mitarbeiter auch zusätzliche Kriterien für den reibungslosen Arbeitsablauf berücksichtigt werden.

Eine weitere Herausforderung waren unsere Raumkapazitäten, die im normalen Alltagsgeschäft gut ausgelastet sind. Da die Produktion auf das Maximum hochfahren musste, wurde mehr Platz benötigt. Auch hier war unsere Kreativität gefragt, sodass wir Räumlichkeiten kurzerhand umfunktioniert habenSo nutzen wir beispielsweise die langen Tische in unseren Betriebsrestaurants, um die Faltkartons für den Versand vorzubereiten

Auch die besonderen Hygienevorschriften in den Arbeitsstätten erschwerten zunächst die Abläufe. Um die Standards einhalten zu können, wurden beispielsweise die Schichten umgeplantdamit die Anzahl der Mitarbeiter im Gebäude reduziert und die Abstände eingehalten werden konntenZusätzlich wurde in einigen Abteilungen spezielle Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt. Dies seien nur einige von vielen Beispielen. Das Wichtigste in dieser Ausnahmesituation waren zwei Dinge: Kommunikation und Teamwork! Auch, wenn die Telefonleitungen und Köpfe heiß liefen, wir konnten letztlich für alle kleinen und großen Herausforderungen eine Lösung finden. 

Wie läuft/lief die Einarbeitung trotz der Corona bedingten Einschränkungen? Könnt Ihr die Mitarbeiter remote einarbeiten?

Einige unserer neuen Kollegen mussten direkt im Homeoffice starten. Unser allmonatlicher Onboarding-Day mit informativen Vorträgen und Werksführungen konnte nicht stattfinden und muss leider auch weiterhin ausfallen. Die Vorträge haben wir digitalisiert und dank unseres Patenprogramms stand den neuen Kollegen auch nach wie vor ab dem ersten Tag ein direkter Ansprechpartner zur Verfügung, der die Informationen vermittelt hat. Die Werksführungen werden wir zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Grundsätzlich hat auch die Fern-Einarbeitung mit Ablaufplänen, Aufgabenkatalogen und sehr viel Kommunikation über die digitalen Tools gut geklappt.  

Die Einarbeitung der querversetzten Kollegen lief sehr unterschiedlich ab. In manchen Abteilungen bestand zur Entlastung des Fachpersonals nur ein kurzzeitiger Bedarf für einfache Aufgaben. Da reichte eine kurze Einweisung aus. Andere Abteilungen wiederum hatten einen Mindesteinsatzzeitraum vorgegeben, da die Einarbeitung umfangreicher war und sich über mehrere Tage erstreckte. Hier setzten wir dann nur Kollegen ein, die diese Vorgabe terminlich einhalten konnten.

Zudem wurde darauf geachtet, dass hauptsächlich Mitarbeiter mit Vorerfahrung in ähnlichen Tätigkeiten oder sogar einem vorherigen Einsatz in der Abteilung eingeplant wurden. Insbesondere in den Laboren war dies der Fall. Das hat die Einarbeitung erheblich vereinfacht. Grundsätzlich lief das Anlernen überall problemlos ab, da die Kollegen ihren Helfern sehr viel Aufmerksamkeit und Unterstützung gegeben haben. 

Personalmanagement: Homeoffice funktioniert gut

Was für Learnings zieht Ihr aus dieser aktuellen Krisensituation für Euer Unternehmen und welche positiven Effekte gibt es vielleicht sogar?

Große Fortschritte haben wir hinsichtlich des mobilen Arbeitens gemacht und hieraus bereits Lerneffekte gezogen. Die letzten Monate haben gezeigt, dass wir mit Homeoffice und Online-Konferenzen gut und erfolgreich arbeiten können. Des Weiteren wurde an manchen Arbeitsabläufen Optimierungsbedarf erkannt. So hat beispielsweise einer unserer Tischler während seines Einsatzes in der Fertigung eine Idee zur Erleichterung eines Arbeitsprozesses gehabt und den Kollegen kurzerhand ein neues Arbeitsmittel dafür gebaut.  

Den größten positiven Effekt hatte die Situation aber wohl auf den Mitarbeiterzusammenhalt. Die gegenseitige Unterstützung und Hilfsbereitschaft hat uns zusammengeschweißt und gezeigt, wie viel wir gemeinsam erreichen und welche Ausnahmesituationen wir als Kollegium bewältigen können. Durch die Einsätze in verschiedenen Abteilungen ist eine Form von „Jobrotation“ entstanden, die den Mitarbeitern viele interessante Einblicke in die Tätigkeit ihrer Kollegen ermöglicht hat. 

Einige haben es sogar als das bislang größte, interne Weiterbildungsprogramm bezeichnet. Man hat sich nicht nur gegenseitig für neue Projekte inspiriert, es ist an vielen Stellen auch mehr Verständnis und eine ganz neue Anerkennung für die Arbeit in anderen Abteilungen entstanden.

Aber auch die Wertschätzung für EUROIMMUN als Arbeitgeber wurde gestärkt. Wir alle sind dankbar für die Unterstützung, die wir erhalten haben und die erleichternde Erkenntnis, dass wir auch in Krisenzeiten einen sicheren Arbeitsplatz haben. Es macht uns stolz, dass wir gemeinsam einen großen Beitrag zur weltweiten Gesundheit leisten. 

Vielen Dank für das Interview zum Personalmanagement, Marie!

Wer sich für weitere Interviews mit Unternehmen und ihre besonderen Recruiting-Maßnahmen in der aktuellen Situation interessiert, findet das Interview mit Katharina Nolden vom Klinikum Region Hannover nur einen Klick weit entfernt.

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Führungskräfte von Fachkräften: Irgendwo zwischen Cholerik und Empathie

Es ist kein Wunder, dass wir in der aktuellen Situation unsere Gedanken auf eine ungewisse Zukunft richten. Auf ihre Risiken, unsere Sorgen, aber auch die kommenden Chancen. Gut möglich, dass nachher alles neu und anders sein wird – oder aber, dass es einen Rückfall in alte Arbeitsmodelle gibt, von denen viele von uns glaubten, wir hätten sie längst hinter uns gelassen. Das betrifft zum Beispiel Führungskräfte und ihre Führungsstile.

New Work, flache Hierarchien, digitales Recruiting, neue Mittel zur Mitarbeiterbindung und Techniken agiler Führung

. All das sind Beispiele für Faktoren, die – zumindest in der Zeit vor der Krise – ganz oben auf den Listen derjenigen standen, die sich die Umsetzung einer zu­kunfts­ge­wandten Unternehmenskultur und “moderne” Führungsprinzipien auf die Fahnen geschrieben haben.

Dabei wird häufig vergessen, dass all diese Begriffe in vielen deutschen Betrieben noch immer Fremdwörter sind. Ein Whitepaper von meinestadt.de hat im Sommer 2019 dazu knapp 2.100 Fachkräfte mit Berufsausbildung (also Nicht-Akademiker) befragt und zeigt, wo es noch hakt.

Setzen, Sechs! – Schulnoten für die Führungskräfte

Wenn Fachkräfte ihren Vorgesetzten Schulnoten von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) geben, ist das natürlich ein ziemlich plakatives Mittel zur Bewertung ihrer Fähigkeiten. Trotzdem bietet es einen ersten Überblick darüber, wie die Teilnehmer ihre Führungskräfte erleben.

Die Durchschnittsnote aller Führungskräfte liegt bei 2,67 was laut den Verfassern des Whitepapers etwa einer 3+ entspräche. Halb so wild, könnte man meinen, denn über die Hälfte der bewerteten Vorgesetzten erhält somit eine 1 (12,8%) oder 2 (41,5%). Dann gibt es noch 25,6%, die eine 3 geschafft haben, aber knapp ein Fünftel bekommen nur eine 4 (11,5%), eine 5 (6,6%) oder sogar eine 6 (2%).

Dabei spielt die Branche des Unternehmens eine Rolle, aber auch seine Größe. Je mehr Mitarbeiter die betreffenden Unternehmen beschäftigen, desto schlechter fallen die Noten aus. “Insgesamt fallen die Noten für Führungskräfte in Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern mit 2,56 deutlich besser aus als in Betrieben mit mehr als 500 Mitarbeitern (2,71)” heißt es dazu im Whitepaper.

Führungskräfte
Quelle: meinestadt.de – Fachkräfte und Führung – Wie Fachkräfte mit Berufsausbildung aktuell Führung erleben: Wunsch und Wirklichkeit, Führungsstil, Führung als Jobperspektive

Am besten schneidet das Handwerk ab, am schlechtesten die Logistikbranche.

Für sich sprechen diese Zahlen jedoch noch nicht. Deshalb wurden die Teilnehmer nach ihren schönsten und schlimmsten Erlebnissen gefragt, die sie mit ihren Vorgesetzten verbinden. Dabei zeigen sich erwartungsgemäß Licht und Schatten. Auf der einen Seite gibt es Vorgesetzte mit Empathie, die ihre Mitarbeiter unterstützen und ihnen Wertschätzung entgegenbringen – auf der anderen die wahren Albtraumvorgesetzten. Ohne Feingefühl, dafür aber mit cholerischer Ader und mangelnder Selbstkontrolle.

Zuerst einige positive Beispiele:

“Als es mir seelisch mal nicht so gut ging, dass meine Vorgesetzte mich unterstützt hat und mir mit Rat und Tat zur Seite stand.“

“Dass er mich zur Geburt meines Sohnes hat an Land fliegen lassen, damit ich es noch rechtzeitig schaffe.“

Und jetzt einmal stark sein, bitte. Die negativen Beispiele:

„Er hat mich vor allen anderen Mitarbeitern angeschrien und zur Schnecke gemacht und mich damit sogar zum Weinen gebracht. Daraufhin habe ich gekündigt.“

„Meine vorherige Vorgesetzte hat mich systematisch fertiggemacht. Sie hat mir vermittelt, dass ich nichts kann. Und sie hat ihre Position massiv ausgenutzt, indem sie ihre persönliche Antipathie gegen mich in den Dienstplan gesteckt hat und mir unmögliche Dienstpläne geschrieben hat.“

Von den negativen Beispielen sind einige sehr extrem. Was kein Wunder ist, denn solche negativen Erlebnisse können geradezu traumatisch für die Betroffenen sein (vor allem im Vergleich zu den viel häufigeren “durchschnittlich guten” Erlebnissen). Dabei steht fest: es muss nicht erst zu persönlichen Beleidigungen oder schlimmerem Fehlverhalten kommen. Schlechte Vorgesetzte (fachlich und menschlich) sind ein Kündigungsgrund. 30,2% der Fachkräfte haben wegen ihrer Führungskraft schon einmal den Job verlassen. Hauptgründe dafür sind laut der Befragten Inkompetenz, schlechter Charakter der Vorgesetzten, eine unfaire Behandlung sowie psychische und physische Übergriffe.

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Wunsch und Wirklichkeit

Was sich die Fachkräfte von ihren Führungskräften wünschen und was sie bekommen, sind manchmal zwei Paar Schuhe. Besonders große Diskrepanzen gibt es so beispielsweise bei den Faktoren Motivation, der Fähigkeit für eine positive Stimmung zu sorgen, Offenheit für Kritik und Wertschätzung. Besser schneiden die Vorgesetzten z.B. bei der Entscheidungsstärke oder der fachlichen Kompetenz ab.

Besonders hoch sind die Erwartungen etwa hinsichtlich der Offenheit für Kritik – das wünschen sich 83% der Fachkräfte, aber nur knapp 54% sehen diese Eigenschaft bei ihren Führungskräften. Auch bei der Wertschätzung hapert es: ca. 86% der Befragten wünschen sich mehr davon, aber nur knapp 58% bekommen sie auch.

Hier kommt es auch darauf an, welches Führungsmodell die Befragten persönlich bevorzugen. Natürlich gibt es nicht den einen perfekten Führungsstil – aber eine Tendenz, die zeigt, dass die Mehrheit der Fachkräfte Wert darauf legt, eigenständig arbeiten zu können, was für eine “moderne” Ausrichtung spricht. Vor allem ältere Fachkräfte mit mehr Erfahrungen wollen nur ungern engmaschig kontrolliert werden. Jüngere Befragte sind diesem Aspekt von Führung weniger abgeneigt, was, laut des Whitepapers, wohl an dem anfänglichen Wunsch nach Anleitung liegt.

Führungskräfte als Faktor im Recruiting

Wen wollen die befragten Fachkräfte im Vorstellungsgespräch am ehesten kennen lernen? Na klar, zukünftige Vorgesetzte! 67,4% wollen wissen, wer sie in der Zukunft führen könnte. Nur 22% wollen hingegen in diesem Rahmen unbedingt die anderen Mitarbeiter kennen lernen – und nur 17,7% interessieren sich besonders für die HR-Vertreter.

Dabei wollen die befragten Fachkräfte eine Reihe von Dingen über und von ihren potenziellen Chefinnen und Chefs erfahren. Insbesondere natürlich über die Erwartungen, die an sie selbst gestellt werden und welcher Führungsstil vorherherrschen wird:

Führungskräfte Recruiting
Quelle: meinestadt.de – Fachkräfte und Führung – Wie Fachkräfte mit Berufsausbildung aktuell Führung erleben: Wunsch und Wirklichkeit, Führungsstil, Führung als Jobperspektive

Über ein Viertel der Befragten (28,4%) gaben an, schon mal einen Job abgelehnt zu haben, weil ihnen die betreffende Führungskraft im Vorstellungsgespräch unsympathisch war. Tja, könnte man sagen, dann hat’s eben nicht gepasst. Anders betrachtet können Führungskräfte im Vorstellungsgespräch so zu einem nicht unbeachtlichen Risiko werden.

Im Whitepaper werden folgende Handlungsempfehlungen gegeben:

Führungskultur reflektieren, in Führungsqualität investieren: Ohne gute Führung ist auch die schönste Employer Brand für die Katz.
Wettbewerbsvorteile durch unterscheidbare Führungskultur schaffen: Das Whitepaper zeigt, wo für viele Fachkräfte zwischen Wunsch und Praxis noch Lücken klaffen.
Einarbeitungsplan in der Schublade haben: 85,5% der Fachkräfte gaben an, sie würden im Vorstellungsgespräch gern erfahren, wie sie eingearbeitet werden sollen.
Über den Führungsstil und Erwartungen sprechen: Hier darf nicht geflunkert werden, sonst ist der eben erst gewonnene Mitarbeiter schon wieder so gut wie verloren.
Führungskultur frühzeitig kommunizieren: Am besten schon in der Stellenanzeige die Führungskultur kommunizieren, auf jeden Fall aber spätestens auf der Karrierewebseite.

Noch wissen wir nicht, ob die aktuelle Krise (wenn überhaupt) Einfluss darauf haben wird, wie Führungskultur in Deutschland zukünftig gestaltet wird. Das Whitepaper zeigt auf jeden Fall: es gibt sie, die Traum-Vorgesetzten. Gleichzeitig gibt es aber auch die Führungskräfte, bei denen man bezweifeln darf, dass sie richtig in ihrem Job sind. Auf jeden Fall aber gibt’s auch noch Luft nach oben und mit Sicherheit tun Unternehmen gut daran, ihre eigene Führungskultur regelmäßig mit wachem Blick zu reflektieren.

Das vollständige Whitepaper findet Ihr hier zum Download.

Recruiting in Zeiten von Corona: Interview mit dem Klinikum Region Hannover

Bundeskanzlerin Merkel bezeichnete in einer TV-Ansprache die Coronakrise als größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Virus und die damit einhergehenden Einschränkungen beeinflussen das Privat- und Berufsleben ganz erheblich. Der Arbeitsmarkt steht vor Veränderungen und das Recruiting sollte aus vielerlei Gründen gerade jetzt nicht aus den Augen verloren werden. Wir haben im Recruiting Interview Fragen an Katharina Nolden, die das Personalmarketing beim KRH verantwortet.

Die Wollmilchsau spricht in dieser Krise mit Unternehmen, die aufgrund hoher Auslastungen gerade jetzt verstärkt auf Bewerbersuche sind, besondere Umstrukturierungen und Maßnahmen ergreifen müssen, ihr Employer Branding umkrempeln oder sogar ihr digitales Recruiting auf links drehen, um nach dieser Zeit gewappnet zu sein. Die wirtschaftlichen Folgen der Unternehmen sind so unterschiedlich wie interessant und sollen zeigen, dass nicht alle Entwicklungen zwangsläufig negativ sind.

Recruiting Interview: Katharina Nolden vom Klinikum Region Hannover

Das KRH ist aktuell mit datengetriebenem und automatisiertem Personalmarketing auf der Suche nach mehr Klinik-Personal. Wir haben uns die Frage gestellt: Wie stärkt man das Employer Branding eines Krankenhauses in einer Zeit, in der alle Kliniken auf der Suche nach Verstärkung sind und wie gehen die Fachabteilungen mit der aktuellen Recruiting-Situation um?

Recruiting Interview mit dem KRH

 

Hallo Katharina, wer genau seid Ihr und was macht Ihr? Wollt Ihr Euch mal kurz vorstellen?

Wir sind das KRH Klinikum Region Hannover, ein kommunaler Krankenhaus-Konzern mit zehn Standorten und insgesamt rund 7.500 Mitarbeitern.

Was ist momentan die besondere Situation bei Euch im Haus und welchen Herausforderungen steht Ihr gegenüber?

Das Klinikum ist glücklicherweise momentan ganz gut aufgestellt. So können wir die Ruhe vor dem Sturm nutzen und uns bestmöglich auf alles, was noch kommen könnte, vorbereiten. Dazu zählt aktuell zum Beispiel das Herstellen von eigenem Desinfektionsmittel, die Zusammenarbeit mit neuen Lieferanten für Schutzmasken, aber auch das Rekrutieren neuer Mitarbeitender.

Wie habt Ihr Euch bisher bei der Suche nach Bewerbern aufgestellt und was wollt Ihr ändern?

Anfang 2020 haben wir ein neues digitales Recruiting-Konzept aufgesetzt, das bei der Suche nach Bewerbern unterstützt und uns in der aktuellen Situation zugutekommt. Um das Konzept noch weiter auszubauen, schauen wir auch aktuell immer weiter nach neuen Lösungen und testen, welche digitalen Angebote für uns infrage kommen und welche nicht.

Auch wenn wir bei der Suche nach Bewerbern bereits auf einem guten und zukunftsorientierten Weg sind, gibt es an einigen Punkten noch Schwachstellen. Der digitale Recruiting-Prozess in Zeiten von Corona stellt uns vor allem als Klinik vor eine große Aufgabe. Zwar führen Chefärzte und Führungskräfte bereits Online-Bewerbungsgespräche anstatt persönlicher Interviews durch, aber wir sind noch nicht ganz da, wo wir sein wollen.

Was für eine Rolle spielt datengetriebenes und automatisiertes Personalmarketing bei der Suche nach Bewerbern?

Ich persönlich finde den datenbasierten Ansatz sehr interessant und spannend. In einem kommunalen Krankenhaus haben wir einfach nicht das Budget eines Wirtschaftsunternehmens und sind darauf angewiesen, zielgerichtet in die richtigen Kanäle zu investieren.

Aktuell arbeiten wir daran, einen kompletten Recruiting-Funnel mit Hilfe von Recruitment Analytics aufzubauen. Dieser Funnel bildet die gesamte Candidate Journey als einen messbaren Konversionspfad ab und soll uns bei der Budgetplanung helfen. Auf Basis dieser Ergebnisse können wir im besten Fall Investitionen besser und vorausschauender planen.

Recruiting Interview in Zeiten von Corona

 

Wie stärkt Ihr momentan Eure Employer Brand? In einer Zeit, in der alle medizinisches Personal suchen. Wie hebt Ihr Euch ab?

Die Medizin wird immer weiblicher: Inzwischen sind ca. 70% der Medizin-Studenten Frauen. Ganz unabhängig von Corona ist das eine Entwicklung, auf die wir uns einstellen und auf die wir während und nach der Krise eingehen wollen. Um dem Rechenschaft zu tragen, schreiben wir ganz gezielt immer mehr Stellen mit dem Titel „Ärztin (m/w/d)“ aus, um Frauen verstärkt anzusprechen. Darüber hinaus schreiben wir vermehrt auch Tandem-Stellen aus. Hier können sich zwei Mitarbeitende eine Vollzeitstelle teilen. Voraussetzung ist, dass diese umfänglich abgedeckt wird und nicht nur klassisch von 8.00 – 12.00 Uhr.

Außerdem nehmen wir verstärkt an Aktionen der Arbeitsgemeinschaft kommunaler Großkrankenhäuser (AKG) teil. Gemeinsam sprechen wir öffentlich unseren Mitarbeitenden einen Dank für ihre Arbeit aus. Und das nicht nur in dieser verrückten Zeit. Unsere Mitarbeitenden sollen sich bei uns wertgeschätzt fühlen.

Des Weiteren bieten wir unseren Mitarbeitenden die Teilnahme an dem Hansefit-Programm an und ganz neu, starten wir gerade jetzt eine Kooperation mit einem Benefits-Portal wo Mitarbeitende vergünstigt bei verschiedenen Firmen mit Rabatt einkaufen können.

Noch vor Corona haben wir in Zusammenarbeit mit Ver.di den TV “Entlastung” vereinbart – für mehr freie Tage für unser Pflegepersonal.

Recruiting Interview mit Katharina Nolden vom Klinikum Region Hannover

 

Seht Ihr in der aktuellen Krise eine Chance für den Ausbau und die Optimierung des gesamten Recruiting-Prozesses? Wenn ja, wo liegen diese Möglichkeiten?

Wir können definitiv sagen, dass wir in dieser Zeit gerade enger zusammenrücken. Auch die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen wird ausgebaut und verstärkt. Ich habe den Eindruck, dass viele Führungskräfte unsere Beratung schätzen und sehen, dass wir sie in dieser herausfordernden Zeit bestmöglich unterstützen wollen. Denn unser gemeinsames Ziel ist es, die richtigen Fachkräfte am richtigen Ort zu haben.

Wie habt Ihr es geschafft, die Fachabteilungen einzubinden und sie von der digitalen Strategie zu überzeugen?

Zahlen, Daten, Fakten. Wenn ich den Fachabteilungen sagen kann, wie viele Klicks wir schon auf einer Anzeige hatten und was die durchschnittliche Besetzungszeit vergleichbarer Vakanzen ist, dann sehen sie, dass das kein reines Bauchgefühl ist. Wenn man die Performance und den Erfolg der eigenen Ausschreibungen im Blick hat, fällt die Argumentation viel leichter.

Was sind Eure Recruiting-Pläne für die kommenden Wochen und Monate?

Das Klinikum möchte natürlich bestmöglich vorbereitet sein, falls wir in eine hohe Belastungssituation kommen. Dafür ist es wichtig, den Mitarbeitenden „Danke“ zu sagen, sie so gut es geht zu entlasten und auf die Zusammenarbeit mit den anderen Kliniken in Hannover zu setzen. Uns ist es wichtig, dass wir nicht aktiv abwerben und die Fachkräfte in der Krise dann an anderer Stelle fehlen. Viel lieber würden wir es sehen, wenn einige bereit wären, zumindest für den Zeitraum der Krise, in ihren Beruf zurückzukehren.

Vielen Dank für das Gespräch, Katharina!

Wer sich für ein weiteres Recruiting Interview mit Unternehmen und ihre besonderen Recruiting-Maßnahmen in der aktuellen Situation interessiert, ist das Interview mit Marie Schween von der EUROIMMUN AG nur einen Klick entfernt!

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HR Krisenmanagement in Zeiten von Corona: Viele Mitarbeiter zufrieden

Schlechte Nachrichten gab es in den letzten Wochen und Monaten genug. Daher freuen wir uns umso mehr, dass sich hier und da auch positive Trends abzeichnen, zum Beispiel zur Mitarbeiterzufriedenheit oder HR Krisenmanagement. Die erste Meldung, die positiver ausfällt als erwartet, war letzte Woche die über den deutschen Arbeitsmarkt. Unser Geschäftsführer Alex hat mit handfesten Zahlen aus verschiedenen Quellen die Lage des Arbeitsmarktes genauer analysiert und die Auswirkungen der Corona-Krise durchleuchtet und für Dich eingeordnet.

Nun gibt es auch gute Nachrichten zum Thema Mitarbeiterzufriedenheit. Kununu, eine Arbeitgeber-Bewertungsplattform, hat nun Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer* aus Deutschland, Österreich und der Schweiz dazu aufgerufen, ihre Erfahrungen zum Umgang des Arbeitgebers mit dem Thema Corona zu teilen. Sie nennen es den „kununu Corona Employer Transparency Ticker“ und sie halten die Zahlen zur Mitarbeiterzufriedenheit in einer interaktiven Grafik täglich aktuell.

Mitarbeiterzufriedenheit kununu

HR Krisenmanagement besser und Maßnahmen schneller als erwartet

Zum jetzigen Stand (14. April 2020 / 10.344 Arbeitnehmer*) sind ganze 77% der Mitarbeiter* mit den Maßnahmen des Arbeitgebers in dieser besonderen Krisensituation zufrieden.
Knapp drei Viertel der kununu Nutzer fühlen sich in der aktuellen Situation von ihrem Arbeitgeber entweder sehr gut (55%) oder gut (16%) informiert. Vor allem mit einer schnellen Umsetzung der Gesundheitsmaßnahmen konnten viele Unternehmen bei der Mitarbeiterzufriedenheit punkten: Ganze 58% empfanden die umgesetzten Maßnahmen als sehr schnell, 19% als schnell.

Zu diesen Maßnahmen gehören die geteilten Informationen aus der Führungsebene, die das Sicherheitsgefühl der Mitarbeiter bezüglich Ansteckung und Arbeitsplatzsicherheit gestärkt hat. Wichtig sei hierbei vor allem, dass das Wohl der Mitarbeiter im Vordergrund steht. Auch das Thema Kinderbetreuung ist bei Unternehmen ein wichtiger Teil des Krisenmanagements: Viele Unternehmen zeigen sich tolerant und rücksichtsvoll. Zum jetzigen Zeitpunkt sind 74% der Mitarbeiter mit der Familienfreundlichkeit innerhalb ihres Unternehmens zufrieden.

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Mitarbeiterzufriedenheit: Diskrepanz beim Thema Homeoffice

Obgleich 74% der Unternehmen mit ihren Corona-Maßnahmen überzeugen konnten und die Mitarbeiterzufriedenheit durchschnittlich recht hoch ist, hinken viele beim Thema Homeoffice noch hinterher. 67% der Arbeitnehmer sagten aus, dass es grundsätzlich in ihrem Job möglich sei, remote zu arbeiten. Nur 57% können dies auch momentan tatsächlich tun. 10% können also trotz der generellen Möglichkeit nicht von zu Hause arbeiten, obwohl die Situation es momentan eigentlich verlangt. Ob dies nun an der Technik oder der Akzeptanz liegt, wurde in dieser Umfrage nicht ermittelt.

Ist die Umsetzung des Homeoffices erfolgreich, kann die Remote-Arbeit eine Chance sein. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen berichten in ihrer Bewertung davon, dass der Zusammenhalt im Team dadurch teilweise sogar gestärkt wurde und die Produktivität gestiegen ist. Unsere Einschätzung zum Thema Homeoffice in Krisenzeiten ist nur einen Klick entfernt.

Unzufriedenheit als Chance für andere Unternehmen

Auch wenn die Zahlen im ersten Moment positiver klingen als man sie erwartet hätte, darf man nicht vergessen, dass 23% der Beschäftigten mit der Situation in ihrem Unternehmen ganz und gar nicht zufrieden sind. Die Dunkelziffer von Mitarbeiter in Jobs, die nicht so digitalaffin sind, dürfte zudem weitaus höher liegen. Das Thema Homeoffice könnte für viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen vor allem nach dieser Krise auch ein Thema sein, das zunehmend wichtiger wird. Weigert sich eine Firma auch nach solch einem Warnschuss, die Digitalisierung und die damit verbundene Akzeptanz weiter auszubauen, dürfte der ein oder andere Kollege schon mit einem Auge nach einem etwas besser organisierten Arbeitgeber schielen.

Für einige Firmen kann diese Krise eine Möglichkeit sein, sich zu positionieren und so an der einen oder anderen Stelle bei wechselwilligen Kandidaten zu punkten. Kurzarbeit, schlechtes Krisenmanagement, Überforderung und fehlende Akzeptanz beim Thema Digitalisierung begünstigen in vielen Firmen die Wechselbereitschaft strategischer Talente. Genau deshalb dürfte es für Firmen aktuell zwar ein ungewöhnlicher, aber guter Zeitpunkt sein, Präsenz zu zeigen. In Kombination mit gutem Krisenmanagement kannst Du punkten und im besten Fall unzufriedene Talente rekrutieren.

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