Social Media Recruiting Conference #SMRC – Liveblog

 

Termine in 2012 für Zürich, Wien, Hamburg gibt’s hier!

 

Heute findet in Hamburg die Social Media Recruiting Conference statt. Wer nicht dabei sein kann, hat hier die Gelegenheit die Essenz der Vorträge zu verfolgen. Auf Twitter zu verfolgen unter dem Hashtag #SMRC.

09:03 – Christoph Fellinger begrüßt die versammelte Runde und stellt ein spannendes Programm in Aussicht

09:13 – Jan Kirchner beginnt seine Bestandsaufnahme mit einem kleinen Abriss über die Geschichte der Social Networks. Deutschland ging mit StudiVZ einen kurzen Sonderweg und kommt im europäischen Vergleich erst nach und nach zu Facebook. Und heute sind die Großeltern auf den Familienfeiern beleidigt, weil sie die ganzen Fotos nicht kennen.

Jan beschreibt, wie das Thema Social Recruiting aus den USA nach Deutschland kam. Seit 2005 wird das Thema Online-Recruiting in deutschen Job-Blogs behandelt, dann folgt zwei Jahre später das Online-Sourcing. Als das eigentliche Geburtsjahr des Social Recruitings definiert Jan das Jahr 2009: Xing und LinkedIn launchen ihre Recruiter-Specials und die ersten Facebook-Karriereseiten werden eingerichtet. Seitdem nehmen Engagements und Budgets stetig zu.

9:44 – Henner Knabenreich übernimmt. Henner kritisiert die ausschließliche Orientierung auf die Anzahl der Fans bei den Betreibern von Unternehmens-Fanpages bei Facebook als Maßstab für den Erfolg. Die meisten Unternehmen, die sich im Social Web engagieren sind sich über ihre Ziele nicht im Klaren.

Henner greift Strabag als Negativbeispiel auf. Er kritisiert die fehlende bzw. offensichtlich nicht durchdachte Kommunikation bei Twitter. Auch Finanzverwaltung Rheinland-Pfalz wird negativ erwähnt. Tweets werden automatisch auf die Fanpage übertragen. Das ist keine erfolgreiche Methode.

Es gibt Unternehmen, die trotz ihres Engagements im Social Media die Nutzung von Social Media während der Arbeitszeit verbieten. Die Unternehmenskultur muss angepasst werden, wenn man mit den neuen Medien erfolge erzielen möchte. Die Führung des Unternehmens muss eindeutig hinter dem Engagement stehen und sich aktiv einbringen.

10:30 – Jörn Hendrik Ast (vorgestellt als “Digital Inhabitant” 😉 ) beginnt seinen Vortag. Er widmet sich dem Königsthema “Content”. Was kann ich an Inhalte bringen? Wie kann ich sie attraktiv gestalten? Wie kann ich dafür sorgen, dass sie weiter geteilt werden? Er bringt Beispiele gekonnter Community-Pflege von den Bigpoint-, Lufthansa- und BMW-Fanpages.

Sein Credo gegen langweilige Inhalte: Einfach machen – mit der “Silberrückeneinstellung”. Jörn steht Corporate-Twitteraccounts kritisch gegenüber: “Lasst es lieber, ihr könnt es einfach nicht” – Ausnahmen wie @DBKarriere bestätigen die Regel. Zur Inspiration zeigt er tolle internationale Beispiele für Inhalte, die “likable” sind.

11:01 – Kaffeepause 🙂

11:33 – Kirsten Lietz von der Arbeit und Mehr GmbH eröffnet den Konfrenzteil “Best Practice”. Der Personaldienstleister veröffentlichte seine Stellenanzeigen lange in Print und auf herkömmlichen Online-Jobbörsen. Nun hat Kirsten Lietz mit einem kleinen Team Social Media im Unternehmen integriert. Sie baute internes Know-How auf und entwickelte ein Konzept zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter im Social Web.

Arbeit und Mehr entschied sich zu einem Auftritt mit eigenem Blog und einer Facebook-Page. Hier werden eigene Inhalte erstellt, über die Facebook-Fanpage werden zusätzlich die offenen Positionen via jobstriker eingebunden:

Die Aktivitäten werden zukünftig weiter ausgebaut. Auch wenn es gerade in KMUs oft nicht einfach ist, Web 2.0-Angebote einzuführen – es ist möglich!

12:15 – Es folgt eine erste Diskussion über den Effekt von Social Media im Personalmarketing. Es bringt relevantere Bewerbungen, es ist als Verlängerung zum klassischen Personalmarketing eingesetzt und im Zweifelsfall fragt Jan: “Was wird denn getan, damit es etwas bringt?”

12:34 – Mittagspause & Stadtspaziergang. Weiter gehts um 14:00. Mahlzeit!

14:03 – Christine Oertel von der in-tech GmbH steht vor einer besonderen Herausforderung. Als kleiner Mittelständler fällt es schwer, gegen die großen der Branche anzukommen: BMW, Audi und Daimler stehen auf der Liste der Wunscharbeitgeber sehr viel weiter oben. Dabei arbeitet die in-tech als Zulieferer von Automobilelektronik ebenfalls an den neusten Modellen der großen Marken – Testfahrten inklusive. Über Facebook spielt in-tech die Vorteile der sorgsam bewahrten StartUp-Atmosphäre aus.

In-tech bemüht sich, nicht zuviele Jobangebote auf der Wall zu posten – obwohl das immer direkt Bewerbungen nach sich zieht. Eher setzt man auf visuelle Inhalte. “Facebook funktioniert über Fotos und Videos” sagt Christine Oertel.

14:54 – Sonja Königsberg und Kathrein Malchau von OTTO betreten die Bühne. Sonja Königsberg präsentiert die aktuellen Zahlen aus den Social Media Kanälen des Personalmarketings. Kathrein Malchau ist Azubi und schreibt auf dem OTTO-Azubi-Blog. Dort bloggt sie über den Alltag und alles Besondere aus der Arbeit als Auszubildende bei der OTTO GmbH.

Auf Nachfrage: Bei OTTO vertraut man auf den Common Sense – ausformulierte Guidelines gibt es keine. Das Ganze ist weitestgehend von den Azubis selbst organisiert. Dazu nutzen sie übrigens eine geschlossene Facebook-Gruppe.

15:33 – Käffchen!

16:04 – Christian Reinheimer erzählt von Fliplife und wie Social Games für das Recruiting genutzt werden können. Bei Fliplife geht es darum, Energie einzusetzen, um Werte (Cash, Erfahrung..) zu schaffen – also letztendlich “Karriere” zu machen. Diese Umgebung eignet sich natürlich, um Arbeitgeberinformationen dort zu lancieren, bzw. ein Unternehmen mit seinen Karrierewegen ins Gespräch zu bringen.

Firmen, die in Fliplife integriert sind (z.B. Bayer und Daimler), haben die Möglichkeit, dort ihre eigene Geschichte zu erzählen um potentiellen Arbeitnehmern die richtigen Anknüpfungspunkte zu bieten. Das geschieht über kleinere und größere Click&Wait-Aufgaben, die jedes Unternehmen frei definieren kann. Das soll nicht mit Self-Assessment verwechselt werden, es geht vielmehr um eine optimierte Platzierung der Arbeitgebermarke in einem viel genutzten Online-Angebot.

16:55 – Die Expertenrunde stellt sich den Fragen des Publikums.

17:13 – Das Schlußwort von Christoph Fellinger.

Danke für die Moderation, vielen Dank an die Redner und vor allen Dingen vielen Dank an alle Gäste!

Danke Mozilla!

Es ist mal an der Zeit, ein besonderes Tool zu würdigen. Auch wenn sich um die Browser-Nutzung kleinere Glaubenskriege führen lassen: Firefox ist der weltweit beliebteste Webbrowser. In Deutschland lag er Anfang September mit einem Marktanteil von 48% deutlich vor Microsofts Internet Explorer mit 31%. Auch wenn es inzwischen viele gute Alternativen zum Internet Explorer gibt, war Firefox in der Browsertechnologie doch lange wegweisend und eine wichtige Entwicklungsgrundlage. Und zudem ein ganz besonderes OpenSource-Projekt:

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Firefox ist das Hauptprojekt der Mozilla Foundation, die gerade ihren Jahresbericht für das Jahr 2010 veröffentlicht hat. Im Zuge dessen wird auch etwas auf die Philosophie hinter deren Arbeit eingegangen. Ein Browser ist schließlich das Tool, mit dem wir uns im Netz bewegen, das uns alle Seiten darstellt und alle Funktionen ausführt. Und so sehen die Entwickler in ihrer Arbeit das  Ziel, das Internet weltweit zugänglich, transparent und kompatibel zu machen.

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Auch wenn ich persönlich inzwischen eher Chrome und Googlemail nutze, waren mir Firefox und Thunderbird (eine wunderbare Outlook-Alternative) über Jahre treue Begleiter. Und mit dem gedanklichen Ansatz, dass der Browser das Auge ist, durch welches die Onlinewelt wahrgenommen wird, kann man den weltweit 40.000 Mozilla Entwicklern nur vollen Respekt zollen und einmal Danke sagen. Diese Projekt ist ein tolles Beispiel wie OpenSource-Modelle funktionieren können – technisch, finanziell und im Austausch mit traditionellen Unternehmen. Wer mehr wissen oder sich selbst einbringen möchte erfährt hier mehr. Pic: Mozilla

Vodafone Business Hotline – ein Erfahrungsbericht

Gunter Dueck stellt in einigen seiner Vorträge fest, dass man sich in Deutschland zunächst mal um eine vernünftige Netzabdeckung kümmern sollte, bevor es mit dem gesellschaftlichen Wandel ernsthaft vorangehen könne. In den vergangenen Wochen mussten wir leider am eigenen Leib erfahren, dass es eine weitere Dimension gibt, die man auf dem Weg zur besseren Gesellschaft, noch vor der vernünftigen Netzabdeckung, überwinden muss. Kaum zu glauben, aber die Bestellung eines mobilen Internetanschlusses kann zu einer Odysseune ausarten, die sich wohl am besten mit dem Intro der Serie Raumschiff Enterprise beschreiben lässt:

Deutschland, unendliche Weiten … Wir schreiben das Jahr 2011. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs atenta, das mit einer beachtlichen Besatzung fünf Wochen lang in der Business Hotline von Vodafone unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Telefon-Lichtjahre von der Erde entfernt dringt atenta in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.

Sternzeit 04102011:1400 :

Dieser Bericht soll Euch bei der Wahl des Telefonanbieters bzw. bei der Wahl des Bestellwegs helfen, wenn ihr vorhaben solltet, euch auf eine ähnliche Forschungsreise zu begeben.

Wie fange ich an, ohne das es gleich verzweifelt klingt?! Wir wollten doch nur 2 Geschäftskunden-Mobilfunkverträge, jeweils mit Festnetz- Mobilfunk- und Datenflatrate, haben.

Seit Jahren meide ich eigentlich Telefonhotlines, soweit es geht. In diesem konkreten Fall ging es jedoch neben der Neubestellung um einen gleichzeitigen Anbieterwechsel und ich wollte gerne die Gewissheit haben, dass wir unsere alten Nummern behalten können. Nachdem dieses Bedürfnis von einer menschlichen Hotline-Stimme befriedigt wurde, erhielt ich das Angebot doch gleich alles unkompliziert telefonisch zu bestellen, ich bräuchte dann keine Zeit im Internet zu verlieren.

Wunderbar. Alle Daten diktiert. 2 gleiche Verträge, alles rein bitte, Geschäftskunde, Firmenrechnung, Ansprechpartner – Alexander Fedossov, bla bla , alles klar, freuen uns auf das neue Netz. Die versprochene Bestätigung per Mail kommt nicht, dafür aber nach einigen Tagen der DHL Postbote mit dem üblichen PostIdent Zeug, das er leider wieder mitnehmen müsse, samt SIM-Karten, Vertrag, usw. da Alexander Fedossov nicht der Bestandteil des Firmennamens sei, der unten auf dem Schild steht. Bitte was?! Ja, geht nicht, bei PostIdent muss alles ganz genau sein, sonst akzeptiere Vodafone die Verträge nicht. Ich soll da anrufen und mir die Verträge auf die private Adresse nochmal schicken lassen.

Alles klar. Bei Vodafone angerufen, die Situation erklärt. Ist wohl was falsch verstanden worden, bei der Bestellung, die würde jetzt automatisch storniert, und ich könne jetzt gleich das ganze Paket nochmal bestellen. Auf die Daten zu meinem Namen, Firmennamen usw. könne man irgendwie nicht zugreifen, also alles nochmal diktieren.  Habe ich gemacht. Wir warten.

Einige Tage später kommt ein Brief von Vodafone, mit der Bitte um Bestätigung, dass wir eine Firma sind, sonnst könne man uns keine Geschäftskundentarife anbieten. Alles klar, kein Problem, Formular unterschrieben und mit der Gewerbeanmeldung an Vodafone gefaxt. Einige Tage später kommt der Postbote mit den SIM-Karten und 2 Verträgen. Alles bestens, ich unterschreibe zwei Verträge, bekomme die 2 SIM-Karten. Yesss, wir haben wieder Netz.

Nach ein paar Tagen noch ein Brief mit der Bitte um Bestätigung, dass wir eine Firma sind. Ok, ich rufe bei Vodafone an, ich habe ja schon alles bestätigt. Angeblich hätte man zu unserem Firmennamen keine Bestätigung, ich soll sie bitte nochmal faxen. Kein Problem, mache ich! Alles läuft. Etwa zwei Wochen später kommen die ersten beiden Rechnungen für die beiden abgeschlossenen Verträge. Die eine ist doppelt so hoch, wie die andere, weil man bei einem der identischen Verträge vergessen habe, die Internetflatrate anzuklicken. Könne ja vorkommen bei so einer Hotline-Bestellung. Kein Problem, verstehe ich, danke für die schnelle Lösung  (2 Telefonate – 2 Std. meiner Zeit). Egal.

Heute kommen plötzlich zwei Rechnungen für zwei Telefonnummern, die ich nicht kenne. Ich rufe bei Vodafone an und sage, dass es nicht möglich sei, vier Rechnungen zu bekommen, wenn man nur zwei Verträge unterschrieben habe und sich nur zwei SIM-Karten in unserem Bestitz befänden. Nach langen Untersuchungen in den Fachabteilungen usw.  wird mir gesagt, dass alles korrekt sei, ich habe angeblich vier Verträge unterschrieben. Ich frage mich und die Hotline-Dame, wie es gehen soll, ich hätte ja nur zwei SIM-Karten erhalten, zwei Lieferscheine und nur zwei Vertragskopien in meinem Ordner.

Ich erzähle die Geschichte mit dem ersten Postboten, der abgehauen ist, ohne uns die Verträge unterschreiben zu lassen und die SIM-Karten auszuhändigen. Ich äußere die Vermutung, dass da evtl. was schief  gelaufen sein könnte. Das könne schon sein, behauptet die Hotline-Dame, Tatsache sei, die Widerrufsfrist sei lange vorbei, man könne hier nichts machen. Ich stelle die Behauptung auf, dass ich nicht widerrufen kann, was ich nicht abgeschlossen habe und ich kann auch nichts nutzen, was ich nun mal nicht bekommen habe.  “Ich kann ja lesen. Sie haben vier Verträge unterschrieben. Die liegen uns vor. Die 2 SIM-Karten können wir Ihnen nachsenden wenn Sie wollen.”, sagt die Hotline-Frau.

Ich versuche die Beherrschung nicht zu verlieren und frage, wie denn diese vier Verträge aussehen würden, die Vodafone da gespeichert haben will. Nun ja, die unterschriebenen und abgestempelten Bestätigungen meiner Geschäftstätigkeiten, die ich aufgrund der Überschneidung der Bestellungen nach zweifacher Vodafone Aufforderung und telefonischer Absprache zwei mal verschicken musste, werden von Vodafone offensichtlich als Vertragsanerkennung angesehen. Ob man das angeblich unabdingbare PostIdent Verfahren durchlaufen, seine Bestellung erhalten und die Verträge bzw. AGB mit seiner Unterschrift bestätigt hat, scheint für Vodafone keine Rolle zu spielen.

Und so einfach erhält man heute vier Telefonverträge, obwohl man nur zwei bestellt und zwei unterschrieben hat.

Was wir gegen diese Dreistigkeiten  unternehmen werden, steht natürlich fest. Auch wenn ich hier nicht wertend sein wollte, schleicht sich bei mir nach einem Monat als Vodafone-Kunde der unbestätigte Verdacht ein, dass dieses Unternehmen  gerne ab und an darauf spekuliert, dass bei all dem Geschäftspapierkram hier und da der eine oder andere “Kleinbetrag” nicht auffällt. Das wäre auch bei uns nicht aufgefallen, wenn ich den erneuten Anbieterwechsel nicht zufällig zu meiner ganz persönlichen Mission erklärt hätte.

Ich komme mir ein wenig vor, wie der angeblich nicht verrückte Typ, der in einer Anstalt landet.

Patient: “Ich habe doch nur zwei Verträge bestellt!”
Doktor: “Geben Sie ihm noch eine Spritze. Er will  es nicht anders haben”

Pic: DL_Spock by The Daring Librarian

Das Schlachtfeld von Web 2.0 – Kampf um die Datenherrschaft

“Kenne deinen Feind und kenne dich selbst, und in hundert Schlachten wirst du nie in Gefahr geraten.”, stellte Sun Tsu vor vielen Jahrhunderten in “Kunst des Krieges” fest. Die größten Schlachten unserer Zeit werden zum Glück im Internet geschlagen, wo viele große und kleine Parteien Tag und Nacht um mehr Einfluss in ihren technologischen Nischen kämpfen.

Vor einem Jahr bereits haben die Macher des Web 2.0 Summits dieses Schlachtfeld im Form einer interaktiven Karte, Points of Control: The Map, visualisiert. In diesem Jahr wurde die Karte um eine neue Ebene erweitert und zwar um die Datenebene. Neben reinen Nutzerzahlen, Bekanntheit usw. werden nach und nach DATEN als das wahre Vermögen, die entscheidende Ressource für eine nachhaltige erfolgreiche Strategie verstanden.(Zur vollständigen Karte!)

Informationen über unser Einkaufsverhalten, Suchverhalten, soziale Interaktionen, unsere Interessen und Aufenthaltsorte, Inhalte, die wir konsumieren, bilden die Bausteine, aus denen die virtuellen Imperien entstehen. Nun (liebe Datenschützer), es ist nicht schwer zu erraten, wer aktuell die größte Stadt auf der Karte besitzt. Aber hättet Ihr auch an die anderen Städtchen gedacht?!

Allzu leicht lassen wir uns dazu verleiten, zu einem bestimmten Zeitpunkt nur einen kleinen Ausschnitt  eines großen Ganzen wahrzunehmen. Letztes Jahr – Google = böses Internet, diese Jahr – Facebook = böses Internet, nächstes Jahr – ? Und so entsteht manchmal der Eindruck, dass manch einer von einem bösen Internet zum nächsten rennt, während sich das Internet insgesamt völlig entspannt und unbeeindruckt, nach seinem eigenen Plan, weiter entwickelt, wie eine große Metropole.

Pic: by El Bibliomata

WollmilchsauTV 38: Facebook Timeline

Facebook schreibt mit der angekündigten Umgestaltung des Profils Internet-Geschichte und gibt jedem von uns die Möglichkeit, seine eigene Geschichte zu schreiben. Ganz nüchtern gesehen ist es eine technische Innovation, die uns wie keine andere davor helfen wird, sich zu erinnern. Fotoalben, Postkarten, Familienfilme und Abizeitungen  waren jeweils stets Bruchstücke ohne Verküpfungsmöglichkeiten, die früher oder später im Keller landen. Facebook Timeline ist eine gut durchdachte und funktionierende Möglichkeit, Erinnerungen zu speichern.

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Pic: by hj91

Eine andere Liga: Tumblr vs. Posterous (Spaces)

Ob sie nun Blog, Microblog oder Tumblelog genannt werden – Tumblr und Posterous sind eine tolle Möglichkeit, eigene Inhalte im Netz zu veröffentlichen – ohne die Grenzen von 140 Zeichen, geschlossenen Netzwerken oder anderen Strukturen. Beide erlauben es prinzipiell, mit Inhalten jeder Form und jedes Umfangs zu arbeiten, aber ohne den komplexen Unterbau einer “richtigen” Website bzw. Blogs. Nun zieht das blaue Tumblr dem gelbem Posterous seit einigen Monaten mit gewaltigen Schritten davon: 300 Millionen Vistis im Monat, über 10 Milliarden Posts auf 28 Millionen Blogs. Posterous dümpelt 11 Millionen Visits vor sich hin und hat jetzt reagiert.

Was Tumblr besser macht:

Posterous und Tumblr teilten sich die gleiche Klientel: Nutzer, die schnell und unkompliziert im Netz publizieren wollten. Beide boten daher schon früh die Möglichkeit, per E-Mail zu posten. Auch die Web-Interfaces waren denkbar einfach und die Einrichtung und Gestaltung des eigenen Accounts mit wenigen Mausklicks erledigt. Damit waren die beiden Plattformen noch einmal zugänglicher, als die direkte Konkurrenz blogger.com oder wordpress.com. Auch hier bekommt der Nutzer sein eigenes Blog, ohne eigenen Server  und damit verbundenen Aufwand und Kosten. Allerdings handelt es sich dabei auch um ein ausgewachsenes Blog, mit allen Funktionen, was dementsprechend mehr Zeit für die Einrichtung und Einarbeitung verlangt. Eben diesen Spagat zwischen Funktionalität und Einfachheit hat Posterous nicht hinbekommen.

  • Usability: Posterous ergänzte Feature um Feature und verfettete dadurch immer mehr. Am Ende konnte es die Plattform fast mit einem einfachen WordPress aufnehmen, allerdings ohne dessen klare Strukturen. Unter einer einfachen Oberfläche versteckten sich unzählige Untermenüs in mehreren Ebenen. Tumblr hingegen gelang es, seine intuitive Oberfläche zu behalten, ohne auf die wichtigen Funktionen verzichten zu müssen.
  • Netzwerk: Tumblr spiegelt mit seinem System von Likes und Reblogs die wichtigsten Netzwerk-Elemente von Facebook und Twitter. Inhalte verbreiten sich so auf der gesamten Plattform und man gewinnt schnell neue Leser. Das war bei Posterous nicht einfacher, als bei jeder anderen Website – also schwierig!
  • Content und Nutzertypen: Tumblr hat inzwischen eine eigene Dynamik mit vielen unterschiedlichen Themengruppen. Das bringt viel. Zudem hat Tumblr viele Promis mit eigenen Accounts – unbezahlbar. Und, da hat Nico Lumma Recht, Tumblr hat Pornografie. Auch das zieht gut.

Und Posterous?

Wer einen eigenen Account hat, wird es bereits mitbekommen haben: Aus Posterous wurde “Posterous Spaces”: Auch wenn alle bisherigen Funktionen erhalten bleiben, wird Posterous nun um Privacy- und Listenoptionen ergänzt. Und man ahnt es bereits: Posterous positioniert sich zwar neu, aber schon wieder irgendwo zwischen anderen, die es besser machen. Diesmal zwischen Tumblr und Google+ – mit dem Werkzeuggürtel eines wordpress.com. Irgendwie habe ich das Gefühl, Posterous weiß gerade selbst nicht so richtig, was es will. Zumindest liest sich der Artikel auf dem Posterous-Blog so. Auch die Video-Botschaft überzeugt mich jetzt nicht soooo sehr:

Pic: bangli 1 (CC BY 2.0)

Zweifelhafte Kandidaten-Selektion: The Loyalty Test Envelope

Um die lange Bewerberliste für eine Stelle als Finanzmanager bei der serbischen Delta Genarali Versicherung zu kürzen, ging deren Agentur einen besonderen Weg: Sie verschickte die Einladung zum Vorstellungsgespräch in den berüchtigten blauen Briefen der serbischen Regierung. Diese Briefe müssen persönlich entgegengenommen und der Empfang schriftlich bestätigt werden. Da in diesen Briefen selten gute Nachrichten stecken und sie in den Zeiten des Jugoslawienkrieges als die gefürchteten Einberufungsbescheide bekannt wurden, sind diese Umschläge allgemein unbeliebt. Sich bei den Zustellungsversuchen dieser Briefe zu verleugnen, ist in Serbien verbreiteter Volkssport – ähnlich der deutschen Kooperationsbereitschaft mit der GEZ.

Da die Delta Generali aber nur die “ehrlichsten, loyalsten und gesetzestreusten” Bewerber berücksichtigen wollte, konnte sie die Kandidatenliste auf sieben Personen reduzieren – nur so viele hatten den blauen Brief tatsächlich angenommen und geöffnet:

“Ihre Entscheidung diesen Umschlag in Empfang zu nehmen und zu öffnen zeigt uns, dass Sie die nötige Integrität und Ehrlichkeit besitzen, ebenso wie die ethischen und moralischen Prinzipien, nach denen wir suchen, wenn wir zukünftige Kandidaten auswählen.”

(McCann)

Ok, auf den ersten Blick eine pfiffige Idee. Auf den zweiten Blick aber vor allem in zwei Punkten fragwürdig:

  1. Wenn ich nach Kandidaten mit Ehrlichkeit und hohen moralischen Prinzipien suche, ist dieser Weg wohl kaum der richtige. Schließlich beweist der neue Arbeitgeber bereits in der ersten Kontaktaufnahme die Bereitschaft seine (zukünftigen) Mitarbeiter zu täuschen. Diesen Vertrauensverlust muss er erst mal wieder ausbügeln.
  2. Auch wenn wir alle Emotionen außen vor lassen: Da werden einige gute Kandidaten durchs Raster gefallen sein. Was hat denn die (Ehr)furcht vor einem staatlichen Verwaltungsapparat mit Loyalität zu tun? Oder mit moralischen und ethischen Prinzipien die einem Unternehmen zu Gute kommen? Nun kann natürlich jedes Unternehmen selbst entscheiden, welchen Typus es gerne einstellen möchte, mich würden als Personaler jedenfalls eher die interessieren, die sich der Zustellung kreativ entzogen haben. 😉

Da gefällt mit der “Loyalitäts-Test” von Zappos schon besser: Die bieten jedem neuen Mitarbeiter 1000 Dollar, wenn er gleich wieder kündigt.

Pic: Charles McCain (CC BY 2.0)

Mit Amen und Ayloo auf dem Spielplatz – Wie machen sich die neuen Netzwerke?

Schon wieder zwei neue Social Networks, die die Welt nicht braucht? Die Frage nach der Relevanz und Nützlichkeit von Online-Diensten hat Sascha Lobo kürzlich so beantwortet:

Antipareidolie: Der beliebte Netzkommentar “Das braucht niemand” ist dumm. Denn Sinnlosigkeit ist fast immer situativ und subjektiv.

In diesem Sinne: Zwei neue Netzwerke, die vielleicht jemand brauchen kann:

Amen

www.getamen.com – Das bekanntere der beiden, schließlich wurde dafür auch schon ordentlich die Werbetrommel gerührt. Öffentlichkeitswirksame Investoren wie Ashton Kutcher und Guy Oseary machten es möglich.

Worum gehts?

Mittels vorgegebener Textbausteine veröffentlicht der Nutzer kurze Statements. Diese werden von seinem Netzwerk entweder bestätigt (“Amen”) oder abgelehnt (“Hell no!”) So entstehen innerhalb dieses Netzwerkes Meinungen, die je nach Anzahl der gesammelten Zustimmungen Stärke gewinnen. Die gesammelten Amens werden so zu einem Ranking aggregiert:

Brauchbar? (subjektiv)

Ich finde es macht Spaß. Erstens wird man durch die vorgegeben Bausteine zum Nachdenken angeregt (“Wer ist denn nun eigentlich der schlechteste Schauspieler aller Zeiten?”) und zweitens sind auch die Statements der anderen oft recht inspirierend oder zumindest lustig. Schön ist es, Aussagen mit ganzem Herzen zustimmen zu können, auf die man selbst nie gekommen wäre:

AMEN! 🙂 Ach ja, ich habe noch zwei Invites übrig – wer möchte, meldet sich bitte in den Kommentaren. First-come, first-served.

Ayloo

www.ayloo.net – Ayloo ist erst eine Woche alt. Ähnlich wie bei Subjot steht hier nicht der Nutzer im Vordergrund. sondern dessen bevorzugte Themen.

Worum gehts?

“Make Conversation Better” lautet der Ayloo-Claim. Das soll geschehen, indem sich die Nutzer in Themen-Streams zusammenfinden und dort Beiträge verfassen. Jeder dieser Beitrag kann dann wiederum kommentiert werden. Also ein klassisches Board-Prinzip, dass Facebook bereits in seinen Groups mit mäßigem Erfolg aufgegriffen hat.

Brauchbar? (subjektiv)

Da Ayloo noch sehr neu ist, kann ich schlecht einschätzen, wie intensiv es genutzt werden wird. Derzeit gibt es noch wenige versprengte Gruppen mit einer Handvoll Mitgliedern. Die wenigen größeren (“Social Media”) sind schon wieder recht durcheinander. Ich glaube, da liegt auch die Krux an diesem Projekt: Wenn ich mit einer exklusiven Gruppe über ein Thema diskutieren will, wird es schnell persönlich – ich brauche also kein rein themenorientiertes Netzwerk. Bei Massenthemen hingegen, postet jeder munter das, was er für wichtig hält. Und hier filtere ich (üblicherweise) nach Personen, was ich bei Ayloo wiederum nicht kann. Jeder, der einmal vergeblich versucht hat, in einer großen Xing- oder LinkedIn-Gruppe aktiv zu werden, wird verstehen was ich meine.

Pic: Tim in Sidney (CC BY 2.0)

WollmilchsauTV 37 – Google-Jobbörse

Wird Google in die Jobsuche einsteigen?! Für Marcus ist Google der unvermeidbare und unbesiegbare “Endgegner” aller Jobbörsen und Jobsuchmaschinen. Zugegeben, es spricht so einiges dafür. Bereits bestehende Google-Dienste, die nach ähnlichen Prinzipien funktionieren, interessante Patentanmeldungen, passende Unternehmenszukäufe und der unbezwingbare Wille Googles, das Leben der Nutzer um jeden Preis angenehmer zu machen. Wir halten viel von dieser Idee und fragen uns, wie es hier in naher Zukunft weiter gehen könnte.

Pic: 1963 … television eyeglasses by x-ray delta one