Die größten Produktivitätskiller im Tagesgeschäft

Hier eine Runde Flurfunk, dort ein wenig Schnitzelkoma – die unproduktiven Phasen im täglichen Arbeitsalltag summieren sich schnell zu einer stattlichen Stundenzahl. Es sind jedoch nicht nur die “Freiheiten” der Arbeitnehmer, die Zeit verschwenden: Mangelnde Organisation, schlechte Planung und die liebe Technik sorgen auf Unternehmensseite oft für unfreiwillige Arbeitspausen.

Nun ist das mit der Produktivität und Kreativität ja so eine Sache. Dass sich Leistungsphasen mit Ruhephasen abwechseln, ist ein natürlicher Prozess – sie hängen meiner Ansicht nach sogar fest zusammen. Dass die Firma Rypple das anders sieht, ist nicht überraschend: Mit deren Tools soll die Produktivität entscheidend verbessert werden. Also rechnet sie hier etwas aufgeregt die Atempausen (die teilweise nicht viel anderes sind als Tagesgeschäft) der Knowledge-Worker gegen die Arbeitszeit auf. Aber nichts desto trotz interessante Zahlen, mit denen man mal seinen eigenen Tagesablauf unter die Lupe nehmen kann.

Pic: ted_major (CC BY 2.0)

Die erste SMRC 2012: Expertenrunde in Zürich

Die erste Social Media Recruiting Conference des Jahres fand diese Woche in Zürich statt und feierte somit gleich ihr Schweiz-Debut. Das Event war ein voller Erfolg und wir hatten zwei Tage voller spannender Einblicke, wertvoller Tipps und intensiven Diskussionen. Uns bleibt an dieser Stelle nur, Danke zu sagen und auf die kommenden Konferenzen in Wien und Hamburg hinzuweisen.

Die Jobup AG hat bei sich eine großartige Zusammenfassung aller einzelnen Sessions und viele Bilder, schaut dort unbedingt mal vorbei! Und für alle weiteren Daheimgebliebenen hat Alex die abschließende Expertenrunde als Video mitgebracht. Ein schöner Einblick in die besprochenen Themen und Fragen:

Pic: vasile23 (CC BY 2.0)

Generation Y: Verrückt nach Technik, sozial und geschäftstüchtig?

Im Laufe dieses Praktikums bin ich für Recherchen auf HR-spezifischen Internetseiten, öfter auf das Thema Generation Y gestoßen und habe Studien über das Verhalten von jungen Leuten gefunden – und wie sich HRler auf diese einstellen müssen. Ich wusste zwar, dass sie sich sehr von der Generation meiner Eltern und der davor unterscheidet, jedoch war mir nicht bewusst, wie weitreichend dieser Umstand ist. Bei Recruiting Genration Y gibt es eine tolle Zusammenfassung vieler Studien und eine große Infografik-Sammlung. Diese Angaben wollte ich mal an mir selbst überprüfen.

Die Generation Y (auch Millennials) genannt, ist die erste Generation, die mit Technologie aufgewachsen ist und schon im Kindesalter einen Computer besaß. Studien zu Folge, sind den Millennials Technologien und Soziale Medien so wichtig, dass einige sogar ein Job Angebot ablehnen würden, wenn sie Portale wie Facebook oder Twitter, während der Arbeit nicht nutzen dürften. Außerdem sollen sie anspruchsvoller sein, als alle anderen Generationen davor und wollen viel früher in ihren Berufen aufsteigen und Führungspositionen einnehmen. Zusammengefasst ist die Generation Y selbstbewusster, ungeduldiger, sozialer, besitzt eine höheren Geschäftssinn und ist technikaffiner als die Generationen davor.

Ich persönlich kann zumindest einige Aussagen bestätigen: Ich kann von mir behaupten, dass ich in beruflicher Hinsicht schon etwas ungeduldig bin. Im Zeitalter der Globalisierung und des Internets , wo viele meiner Generation großes erreicht haben, was zu früheren Zeiten in diesem Alter nicht so häufig war, hat man das Gefühl, dass man mit der richtigen Idee Großes erreichen kann. Man ist sich seiner Stärken vielleicht viel eher bewusst und will aufgrund dieses Selbstbewusstseins höher und schneller im Beruf aufsteigen.

Ob die jetzige Generation sozialer ist als Vorherige kann ich nicht sagen. Jedoch kann ich sagen, dass es auf Grund der sozialen Netze einfacher ist, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Die verschiedenen Portale bieten eine größere Plattform seine eigene Meinung kund zu tun und auf soziale Missstände hinzuweisen. Ein Jobangebot abzulehnen nur weil Soziale Medien nicht erlaubt sind, halte ich persönlich für sehr drastisch, obwohl sie für mich einen hohen Stellenwert haben.

How-to: Keeping a company asshole-free

Klaas Kersting, Gründer und CEO des Mobile-Game Startups Flare Games, hat für das HckFWD-Event Build 10 ein paar wichtige Slides gebastelt. Während Arschlöcher in großen Unternehmen oft jahrelang – komplexen Hierarchiesystemen sei Dank – lediglich ihr direktes Umfeld vergiften, so sind sie in kleinen Betrieben weit mehr als nur ein wenig Sand im Getriebe: Hier können sie zur Blockade des gesamten Motors führen. Warum, wie sie rechtzeitig erkennt werden und wie Flare Games beim Recruiting vorgeht:

Pic: elbragon (CC BY 2.0)

Positionswechsel im Browserrennen?

Viele Meldungen gab es diese Woche, die aufgrund von StatCounter-Zahlen der aktuellen Browsernutzung den Google Chrome weltweit an Position 1 sahen. Ich stellte mir gleich die Frage, wie diese Zahlen interpretiert werden können. Hierzu fasse ich ein paar Fakten zusammen:

Fakt ist, dass es Chrome diesen Monat gelungen ist, erstmals in seiner Geschichte die Nutzungszahlen des Internet Explorers zu überholen. Diese Entwicklung brauchte nicht lange und es war nur eine Frage der Zeit, wann wir einen neuen Spitzenreiter haben würden. Wenn man die Zahlen vom letzten Jahr und heute vergleicht, fällt auf, dass nur der Chrome seine Nutzung um 12,8% steigern konnte, alle anderen Browser haben Marktanteile verloren: Firefox im Vergleich zum Vorjahr 4%, der Internet Explorer ganze 13%.

Betrachtet man aber die Zahlen etwas genauer, sieht das Ergebnis ein wenig anders aus: Die Meldungen bezogen sich auf einen einzigen Tag im Mai dieses Jahres – einen Sonntag. Bedenkt man, dass der IE in Unternhemen weit verbreitetet ist, erklärt sich diese Wochenendschwäche: Viele Millionen Berufssurfer waren offline. Microsoft vergleicht die Zahlen überdies mit denen anderer Statistikdienste wie Net Applications: hier hat der IE weiterhin die Führungsposition (IE: 54%, FF: 20,3%, CH: 18,6%).

Auch ergeben sich in unterschiedlichen Regionen andere Bilder: In Deutschland selbst führt nach wie vor der Firefox mit über 50,1% das Feld an, weit abgeschlagen der IE mit 23,2% und noch weiter unten Chrome mit 15,9%. Dieser wiederum kann gerade in schnell wachsenden Regionen wie Asien oder Lateinamerika seine besten Nutzerzahlen einfahren. Wir sehen: Das Rennen ist noch nicht vorbei. Hier der aktuelle Stand der letzten sieben Tage (weltweit):

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Die neue mobile Facebook-Ansicht ist da!

Der (mobile) Facebook-User kennt und hasst sie zugleich: Die mobile Ansicht von Facebook. Es wurde höchste Zeit, dass sich in dieser Richtung was tut und in der Tat hat Facebook wirklich nach gebessert. Die Fotos werden nun in voller Bildschirmgröße dargestellt und auch die kleine Vorschau von Alben zeigt jetzt bis zu drei Bilder an.

Diese Veränderungen betreffen nicht nur die mobile Ansicht, sondern auch die Android/iOS Apps, die im Prinzip eine 1:1 Umsetzung der mobilen Browseransicht sind. Man merkt, dass Facebook den vorhandenen Platz auf mobilen Geräten besser nutzen will. Das wurde auch nötig, wenn man dort irgendwann doch noch Anzeigen schalten will. Subjektiv betrachtet ist das der richtige Schritt, doch solange wichtige Funktionen in der mobilen Ansicht noch fehlen, wird diese niemals ein vollständiger Ersatz für den fortgeschrittenen Facebook-Nutzer werden. Was sind denn eure Erfahrungen mit der neuen, mobilen Ansicht?

Pic: A N D A L I B (CC BY-SA 2.0)

11 Typen der Arbeit: Passivisten, Job-Hopper, Hyperspezialisten

Das Kelkheimer Zukunftsinstitut hat in seiner work:design-Studie “11 Typen der Arbeit” definiert. Dabei entsteht eine Kartoffelgrafik, die nicht nur optisch stark an die renommierten Sinus-Milieus erinnert: Zwischen den vier Grundbestrebungen Status, Sicherheit, Flexibilität und Selbstbestimmung verteilen sich elf Cluster; jedes steht für einen Typ der Arbeit, bzw. des/der Arbeitenden.

1. Knowledge Workers

Stehen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Sie arbeiten als Träger, Vermittler und Entwickler von Know-How im Unternehmen. Hauptmotivation ist eher intrinsischer Natur als monetär. Mal Nerd, mal Teamworker – aber stets flexibel, ergebnisorientiert und auf der Suche nach neuen kreativ-kognitiven Herausforderungen.

2. Corporate High Flyers

Leistungsbereit, statushungrig, aggressiv, machtorientiert. Meist in großen Firmen auf der Karriereleiter zu finden, die Schritte in Abstimmung mit den Hierarchiemodellen langfristig geplant bei gleichzeitig hoher Identifikation mit dem Unternehmen. Bekommen nach und nach Probleme in Unternehmen, die nicht mehr nach den typischen Leitwölfen suchen.

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3. Intermediäre

Die “guten Seelen”, die den Laden zusammenhalten. Vermitteln zwischen Führung und operativen Ebenen und haben ein gutes Näschen für die Stimmung im Unternehmen. Verkörpert durch die klassische Chefsekretärin wachsen Intermediären im Zuge zunehmender Projektifizierung neue Verantwortungsbereiche zu.

4. Kreative Downshifter

Haben einen Gang rausgenommen. Sei es aufgrund von Bore- oder Burnouterfahrungen oder eines anderen Verständnisses von Arbeit. Teilzeitmodelle, viel privater Raum stehen projektbezogen hohem Engagements gegenüber. Alternative Arbeitsmodelle finden sie auch  in (Ehren)ämtern oder gemeinschaftlichen Organisationen.

5. Loyale Störer

Fühlen sich in festen Bezugsgruppen wohl und versuchen etablierte Methoden in Frage zu stellen. Kreative Revolutionen im kleinen treiben sie voran, ohne das mit direkten Karriere-Ansprüchen zu verbinden. Loyal und fleißig, aber auch kritisch und etwas empfindlich. Kleine Rebellen, die zu ihren Überzeugungen stehen, ohne das Unternehmen selbst in Frage zu stellen.

6. Job Hopper

Das berufliche Leben wird hinter ein hohes Maß an persönlichem Individualismus gestellt. Private Wechsel werden niemals an der Arbeit scheitern, der Job ist oft das erste was sich ändert. Horizontale Karrieren ohne Aufwärtsmobilität gehen einher mit überkritischem und renitentem Verhalten einerseits, andererseits mit punktuell hohem Engagement.

7. Working Middle

Die große Durchschnittsmasse: Arbeit ist getrennt vom Privatleben und dient dem Broterwerb. Allenfalls ist ein gesellschaftlicher Begriff von “Pflichterfüllung” eine weitere Motivation. Es wird wenig geklagt und Arbeit wird zuverlässig erledigt. Die Erfüllung traditioneller Rollenmodelle und das Streben nach Sicherheit stehen im Vordergrund.

8. Passivisten

Noch tiefer in der Sicherheitszone stehen die Passivisten. Jede Abweichung von althergebrachten Abläufen werden vermieden, sämtliche möglichen Störquellen werden eliminiert. Sie sind Befehlsempfänger und verteidigen diese Struktur ggf. mit Nachdruck. Neigen durch die zunehmende Bedrohung ihrer Positionen durch Technisierung und Outsourcing zu Radikalisierung.

9. Neue Spezialisten

Sie zeigen eine Hyperspezialisierung auf einen eng definierten Bereich. Der “Fachidiot” ist projektbezogen sehr gefragt und hoch bezahlt. Programmierer oder Off-Shore-Arbeiter arbeiten streckenweise intensiv und jenseits aller Arbeitszeiten, um dann wieder in wohlverdiente Regenerationsphasen geschickt zu werden. Manchmal schwierige Individualisten.

10. Prekaristen

Eine hohe Mobilität auf dem Arbeitsmarkt sorgt auch für Bewegungen von oben nach unten. Im Prekariat der Arbeitswelt finden sich nicht nur die sozial Benachteiligten, auch viele Abgerutschte sammeln sich in diesem Bereich. Gelegenheits- und Zeitarbeiter, Minijobber, Akademiker, die den Absprung verpasst haben – die Auswüchse reichen bis ins mittlere Management hinein.

11. Digitale Bohème

Erfüllt nicht mehr nur das Klischee vom Laptop im Café: Aus den autonom agierenden “Netzgemeindlern” werden nach und nach stabile Netzwerke mit erheblicher Schaffenskraft. Projektbezogen oder in lockeren Angestelltenverhältnissen. Auch hier fassen viele alternative Modelle Fuß: Von Coworking Spaces bis Social Entrepreneurship.

Auch wenn Das natürlich eine recht grobe Typologie ist und sich die wenigsten ausschließlich in nur einem Cluster aufhalten, so finden sich doch viele gute Anhaltspunkte, den ein oder Anderen in seinem beruflichen Selbstverständnis etwas besser einschätzen können – oder sich selbst zu finden.

Pic: Jacob Davies (CC BY-SA 2.0)

Tourtagebuch: Eindrücke von der re:publica 2012

Wir hatten letzte Woche eine schöne Zeit in Berlin: Die re:publica 2012 lockte uns und viele andere Menschen in digitalen Metiers mit drei Tagen voller Vorträgen und offenen Sessions zu den unterschiedlichsten Themen rund um Internet, Gesellschaft und Politik. Wir hörten viele spannende Geschichten, trafen alte Bekannte und lernten neue Leute kennen. Und da wir eine Kamera dabei hatten, konnten wir sogar noch ein paar Impressionen und wertvolle Statements sammeln. 🙂

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Wer mehr inhaltliches möchte, dem sei das re:publica-Archiv empfohlen, auf dem in Kürze viele Videos und Aufzeichnungen veröffentlicht werden sollen. Auch die spreerunde hat fleißig mitgefilmt und stellt einiges an Material zur Verfügung.

Pic: re:publica

Facebook App Center: Facebooks neuer App-Laden

Und es ist doch passiert was prophezeit wurde: Facebook hat nun seinen eigenen App-Store angekündigt. Kurz vor dem geplanten Börsengang in den nächsten Tagen hat FB nun auf die Kritik der letzten Tage reagiert, kaum Umsatz mit Apps zu generieren und auch sonst im mobilen Bereich zu wenig zu tun (z.B: mobile Ads).

Die Besonderheit des neuen “App Center” (so der offizielle Name) wird die plattformübergreifende Funktionalität sein. Fortan wird der Nutzer z.B. das beliebte Spiel “Angry Birds” direkt auf sein Android Phone laden können, ohne Facebook verlassen zu müssen. Zwar wird vorerst zu der jeweiligen Partnerseite weitergeleitet, doch Facebook bereitet sich damit einen Weg, selbst einmal kostenpflichtige Apps, die die Plattformen der Konkurrenz umgehen, anzubieten.

Dieses App Center könnte die Rettung im mobilen Sektor werden. Auf der einen Seite können so neue Gewinne generiert werden (Bezahl-Apps oder gezielte Werbung anhand des Nutzerverhaltens) und auf der anderen Seite entstehen neue Anreize für die vielen Facebook-Entwickler, noch mehr Nutzer zu erreichen, die andere Plattformen oder überhaupt keine mobilen Geräte benutzen. Betrachtet man den gesamten App-Markt etwas genauer, findet man derzeit eine Aufteilung zwischen Google und Apple, und einem kleinen, kaum messbaren Rest der Konkurrenz (Black Berry, Nokia, Microsoft). Dementsprechend bleibt nicht mehr viel Zeit, noch ein Stückchen vom App-Store-Kuchen zu erhaschen und im mobilen Segment mitzumischen.

Für mich kommt diese Neuerung keineswegs überraschend, denn vor über einem halben Jahr war ich der festen Überzeugung, dass Facebook hier bald nachlegen wird und die Plattform somit interessanter für Entwickler wird. Und ich empfehle allen Facebook-Entwicklern, mal einen Blick auf den neuen Laden zu werfen und jetzt schon prüfen, wie sie den besten Nutzen aus dem App Center ziehen können. Mit einer optischen Präsenz oder einem kleinen Bewertungssystem kann man noch weit mehr aus der eigenen App herausholen. Ich bin mal auf die nächsten Fortschritte in dieser Richtung gespannt und der Store wird in den kommenden Wochen unter diesen Link eröffnet.

Pic: Mr Wabu (CC BY 2.0)

Verschwindet unsere Kultur im digitalen Nebel?

Es ist ein Schock, wenn kulturelles Wissen in großem Maße verloren geht. Vor jetzt schon fast acht Jahren wurden große Teile der Anna-Amalia Bibliothek in Weimar Opfer der Flammen. Oder man denke an die Zerstörung der großen Bibliothek von Alexandria. Der unwiederbringliche Verlust von unschätzbar wertvollem Wissen über die Antike wird noch heute besonders von der Geschichtswissenschaft betrauert. Die Frage einer sicheren Langzeitarchivierung ist nicht erst durch den Brand der Anna-Amalia Bibliothek aufgekommen, sondern ist vor allem “brandaktuell” durch die fortschreitende Durchdringung unseres Lebens mit digitalen Daten für die bisher keine zuverlässigen Konzepte zur langfristigen Sicherung existieren. Ohne solche Konzepte besteht jedoch die reale Gefahr, diese Daten unwiederbringlich zu verlieren.

Der große Umschwung, den die Digitaltechnik mit sich brachte, besteht darin, dass die Verbindung von Information und Informationsträger aufgelöst ist.  Es kommt zu einer Entmaterialisierung, einer Verflüssigung der Information, indem ihre Verbreitung nicht mehr an fassbare Informationsträger wie Papier und Film gebunden ist. Immer mehr Informationen von nachhaltig, kulturellem Wert liegen nur noch in digitaler Form vor. Seien es nun wissenschaftliche, wirtschaftliche, rechtliche oder anderweitig für die Kultur relevante Daten. Hinzu kommt, dass die Masse digitaler Daten stetig zunimmt und es bei vielen dieser Daten eine gesetzliche oder andere Verpflichtung zur Langzeitarchivierung gibt. Die Archivierung dient in diesem Fall dem Erhalt des kulturellen Erbes und so des kollektiven Gedächtnisses.

Digitale Medien sind jedoch auf den ersten Blick viel geeigneter für eine Archivierung als analoge: Bitströme lassen sich generell über längere Zeiträume ohne Informationsverlust aufbewahren und durch die rasant steigende Speicherkapazität und die fortwährende Miniaturisierung ist es möglich, eine große Anzahl von Daten Platz sparend zu speichern. Dabei ist es egal, ob es sich um Musik, Bilder, Texte, Animationen oder Filme handelt. Jede Information, die sich in den Binärcode übersetzen lässt, kann gespeichert werden und somit ergibt sich daraus eine attraktive, universell einsetzbare Basis für die Archivierung.

Die Probleme liegen woanders: Elektronische Datenträger sind für den Menschen nicht direkt lesbar. Sie benötigen ein geeignetes Abspielsystem, bestehend aus einer bestimmten Kombination aus Hard- und Software. Und hier liegt das Problem, denn schneller als die Datenträger altern diese Komponenten der Computersysteme. Bei der Archivierung von digitalen Daten muss also an zwei Punkten angesetzt werden. Einerseits bei den Datenträgern und andererseits bei der Abspielumgebung, in der die Daten interpretierbar bleiben.

Ein weiteres Problem sind technische Bedrohungen wie sie Hackerangriffe darstellen. Diese führen potentiell zu weit größeren Schäden als alle Bibliotheksbrände früherer Zeiten. Moderne Systeme können hier zwar Abhilfe schaffen, aber nur sofern sie richtig eingesetzt werden. Eine “Cloud” archiviert z.B. verlässlich, wenn sie als redundantes System aufgebaut ist, die Daten also an mehreren Stellen parallel gesichert und synchronisiert werden.

Meiner Meinung nach, sollte man sich jedoch eher über den Stellenwert der Archivierung selbst Gedanken machen. Im Zeitalter von “Big Data” wird der Wert der einzelnen Information verschwindend gering. Die Bewertung, die Verbindung und Interpretation der Datenströme stellt die Menschen vor viel größere Herausforderungen, als die Frage nach der Haltbarkeit einer einzelnen Datei.

Was meint Ihr, sollte der Fokus auf der Archivierung einzelner Daten liegen oder in der Aufklärung des digitalen Nebels?

Pic: springfeld (CC BY 2.0)