Dienst ist Schnaps und Schnaps ist Dienst

So lautet wohl die Zukunftsversion dieses bekannten Sprichworts, wenn es das 21. Jahrhundert überleben will. Denn eine Untersuchung beruflicher Facebook-Verflechtungen von 4400 Personen zeigt einmal mehr, das sich die Trennung von Privat- und Berufsleben zunehmend auflöst. Ziel der vom Software-Anbieter AVG in 11 Ländern durchgeführten Befragung, war wohl ursprünglich uns mit den Ergebnissen ordentlich Angst einzujagen und Sicherheitssoftware zu verkaufen. Aufgezogen haben sie das auch richtig gut, mit eigenem “Digital Diaries” genannten Kamapagnenblog und passenden aber leider ziemlich stumpfen Angsmachfilmchen bei YouTube. Der älteste Sales-Trick der Welt. Aus meiner Sicht ging dieser Schuss allerdings mächtig nach hinten los, denn die Daten lassen sich auch ganz anders interpretieren. Das Märchen vom bösen Boss und den hinterhältigen Kollegen, die sich bei Facebook Stasi-like mit einem anfreunden, um einen zu bespitzeln lässt sich nämlich kaum aufrechterhalten. Denn das sich bei Facebook sogar im paranoiden skeptischen Deutschland 19 Prozent mit Ihrem Vorgesetzten vernetzen und 51 Prozent Ihren Kollegen dieselben Inhalte zeigen, wie ihren Freunden, ist nicht als Warnsignal zu verdammen, sondern als Vorbote eines Kulturwandels zu begrüßen. Es ist ja nicht so, als wüssten die alle nicht,was sie tun. Die Ursache liegt wohl viel eher darin, das moderne Arbeitsbeziehungen von Vertrauen und einer offenen Kommunikationskultur geprägt sind. Wer will schon bei einer Firma arbeiten, deren Führungskultur dadurch gekennzeichnet ist, das man das Privatleben gegen sie verwendet? Ihr vielleicht?

 

pic: cc 2.0 by cane rosso

Facebook-Staat Monaco: Interaktive Infografik

Am 4. Oktober, dem Tag der Ankündigung, dass Facebook, zumindest laut internen Zahlen, die 1 Mrd. Nutzergrenze überschritten hat, haben wir eine bunte interaktive und sich selbst aktualisierende Grafik veröffentlicht, die diese Zahl in einem sinnvollen Zusammenhang darstellen sollte. Der Idee ist damals gut angekommen. Deshalb haben wir uns entschieden, die Arbeiten an der Grafik nach und nach fortzusetzen.

Ein besonders sinnvoller Vorschlag kam über Facebook von Torsten Oertel. Er wünschte sich neben der Darstellung von absoluten Nutzerzahlen zusätzlich eine relative Ansicht. Vielen Dank dafür.
Gesagt, getan! Die relative Ansicht ist nun online und bietet neue und teilweise überraschende Erkenntnisse auf einen Blick. Vorhang auf für die Version 0.2.

(Bitte bedenkt, dass wir den Internet Explorer nicht unterstützen. Der Switch zwischen absoluten und relativen Zahlen befindet sich im Header.)


Spiegel Online hatte am 05. Oktober Island zur “Facebook-Insel” mit rekordverdächtigen 70% Facebook-Nutzer Anteil erklärt. Die Krone muss Island nun leider abgeben. “Insel” – ja! “Rekord” – nein! Mit über 99% ist Monaco die absolute und relative Facebook-Macht. Fast alle der ca. 35000 Einwohner des Königreichs sind Facbeook-Nutzer. Kein Wunder – gibt es doch dort angeblich viel Freizeit, viel zu bequatschen  und viel zum fotografieren. Oder?! :). Monaco – das gelobte Facebook-Land.

Diese und weitere Überraschungen findet ihr in unserem schönen Chart. China liegt übrigens mit 0% an letzter Stelle. In Wirklichkeit sind es ca 0.4%. Wir haben uns jedoch aus kosmetischen Gründen gegen die Nach-Komma- Stellen entschieden. Und außerdem ist ja, laut unserem Freund Frank Sitta,  Facebook in China angeblich eh geblockt. Also passt das mit den 0% als politisches Statement doch ganz gut.

Wie immer freuen wir uns auf Euer Feedback und Eure Anregungen!

Pic: cc2.0 monaco media forum 0920091112141547 by martinvarsavsky

New Work Order – die Zukunft der Büro-Arbeit

Wie verändert sich in Zukunft die Wissensarbeit im Büro? Dieser Frage sind die Hamburger Trendforscher vom Trendbüro im Auftrag des bso Verband für Büro-, Sitz- und Objektmöbel im Rahmen einer Befragung von 603 Unternehmen nachgegangen. Die Ansprechpartner, die großteils aus der Geschäftsführung oder der Personalabteilung stammen, beleuchten mit ihren Antworten die Entwicklungen der Bereiche:

  • interne Kommunikation
  • Projektarbeit
  • Web 2.0 und Social Software
  • Wissensmanagement
  • Homework
  • Arbeitsort “Büro” und
  • Mitarbeitergewinnung

Die interne Kommunikation hat dabei in 75 Prozent der befragten Unternehmen in den letzten Jahren merklich zugenommen. Der Anteil an der Gesamtarbeitszeit variiert dabei vor allem in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße:

Auch der Anteil der Projektarbeit ist bei mehr als 60 Prozent der Unternehmen gestiegen und macht durchschnittlich 35 Prozent der Arbeitszeit aus:

Die Zusammensetzung der Projektteams ist gemischt und orientiert sich meist an der Aufgabenstellung:

Fehlendes Know-How wird dabei durch Hinzuziehung unterschiedlicher externer Experten ergänzt:

Zur Verbesserung der internen und projektbezogenen Kommunikation nutzen rund 35 Prozent bereits Social Media und Social Software. Führend sind Foren, Wikis und soziale Netzwerke:

Die Erfahrungen mit den Kommunikationstools werden dabei überwiegend positiv bewertet:

Bemerkenswert ist das trotz dieser internen Öffnung für Social Media rund 75 Prozent der Unternehme die Nutzung externer Social Media-Plattformen während der Arbeitszeit zumindest offiziell verbieten. Wobei die Frage nach privater Nutzung für dieses Ergebnis mitverantwortlich sein dürfte (btw: Wer nutzt XING privat?):

Von den Unternehmen mit mehr als 10 Mitarbeitern legen 75 Prozent großen Wert auf die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter und setzt dafür verschiedene Maßnahmen ein:

Auch um die Sicherung und den Verbleib von Wissen im Unternehmen bemühen sich die Unternehmen mit verschiedenen Maßnahmen:

Die Möglichkeit der Heimarbeit besteht inzwischen in 42 Prozent aller Unternehmen über 10 Mitarbeiter und sogar in fast 60 Prozent der Unternehmen über 200 Mitarbeiter.

Mit Blick auf die vorher untersuchten Punkte wurde auch abgefragt, ob die interne Nutzung von Social Media bei der Mitarbeitersuche als Argument eingesetzt wird, was jedoch in den meisten Unternehmen nicht der Fall ist:

Insgesamt bietet die Studie viele interessante Zahlen zur Änderung der Arbeitswelt. Da ich hier aus Platzgründen nur eine Auswahl vorgestellt habe, empfehle ich Euch den Download der New Work Order-Studie für weitere Einblicke in das Thema.

pics: cc20 by krupp & Trendbüro

#SMRC Hamburg 2012 – Liveblog

08:51 – Gleich gehts los…

09:07 – Jan hält die Keynote. Stichworte: Social & Mobile. Zunächst gibt es eine kleine Preview der in Kürze erscheinenden Facebook Recruiting-Studie 2012.

09:22 – Etwa die Hälfte aller Karrierepages in DACH reagieren nicht auf Fragen oder andere Nutzerbeiträge.

09:29 – Jetzt kommt der Mobile-Part. Schon 112 Millionen Mobilfunkanschlüsse in Deutschland. 38% der Deutschen über 14 Jahren haben ein Smartphone – bei den 14-29jährigen sind es ganze 65%.

09:33 – Ein Großteil der Unternehmen hat keine mobile Karriere-Website. Hauptgrund: “Noch nicht mit dem Thema beschäftigt”

10:10 – Jörn Hendrik Ast über die Generation Y. Er schwelgt mit dem Publikum in Erinnerungen der 80er-Kinder. Star Trek und Nintendo… Und heute? Heute kann ein Smartphone mehr als die Science-Fiction-Tools von damals.

10:21 – Große Typologie der GenY: Sie vertrauen selbst gewählten Testimonials, sind hoch vernetzt und gestalten ihren Konsum und Entscheidungen eigenvertantwortlich und aktiv.

10:30 – Jörn zeigt Videointerviews mit Millennials aus seinem Blog beginnersmind. Es geht um Kultur. Sie arbeiten lieber bei einem Startup für die Hälfte des Lohns und machen dafür etwas Sinnvolles.

11:20 – Nach der ersten Kaffeepause erzählt uns Florian Schrodt vom Community-Management auf der DFS-Facebookpage.

11:34 – Von den Hürden des Einstiegs innerhalb des Unternehmens. Absprache mit allen Abteilungen, Kommunikation, Verantwortlichkeiten, CI-Konformität… so können einige Monate ins Land gehen. Für die “Du”-Ansprache hat sich die Community selbst entschieden.

11:40 – Dank Sondergenehmigung des Betriebsrates darf Florian auch nach Dienstende noch auf Kommentare reagieren. 🙂

11:52 – Und dann waren eines Abends plötzlich 400 Kommantare auf der Page – Fluglärmgegner. Die DFS hat souverän reagiert und an die passenden Ansprechpartner verwiesen.

12:09 – Stefan Schmidt-Grell stellt uns jetzt den nagelneuen Talent-Manager von XING vor.

12:16 – XING plädiert nach wie vor für die Trennung von privaten und professionellen Netzwerken…

12:28 – Großer Vorteil des Talentmanagers gegenüber der alten Recruiter-Mitgliedschaft: Ein geteilter Zugang für alle Personalmanager. Daten sind nicht mehr persönlich und redundant. Ein Personaler geht? Die Arbeit bleibt im Unternehmen. Der Kollege hat den Kandidaten bereits angesprochen? Alles einsehbar.

12:38 – XING der übermotorisierte Kleinwagen, LinkedIn die untermotorisierte Großlimousine (Zitat frei nach Brickwedde)

12:43 – Robindro Ullah von der Deutschen Bahn. Er bildet dort die nächste Generation der Recruiter für die nächsten Generationen aus. Sozusagen.

12:53 – Die ersten Wochen für Robins Schützlinge: Die Bahn kennenlernen und gleichzeitig Intensiv-Workshops zu den Netzwerken. Ihre Vorausetzungen: Hohe Kommunikationsleistung einerseits, technisches Know-How auf der anderen Seite.

12:58 – Die Recruiter müssen Navigatoren sein: Sie bringen die Kandidaten durch den Bewerbungsprozess, aber ebenso in das komplexe Unternehmen DB hinein.

13:01 – So true: Ein iPad ist eine nette Sache, zieht aber keine Geschichte nach sich. Aus Sicht des Unternehmens kein nachhaltiges Incentive.

14:30 – Ali Mahlodji stellt sein Baby vor: whatchado

14:45 – Turbulenter Start. Aus einem Freizeitprojekt wurde ein Geschäftsmodell, als klar wurde, dass viele Unternehmen Interesse an genau diesem Format haben.

14:54 – Der Mensch, ein wahrlich soziales Medium! Menschen treffen aufeinander und erzählen sich Geschichten. Alles Weitere ist nur Technik.

15:05 – Der Anteil an geradlinigen Lebenläufen bei whatchado: im einstelligen Prozent-Bereich. Viele Stellenanzeigen sprechen aber nach wie vor ausschließlich klare Karrierewege an. Klassische Zielgruppenmodelle greifen hier allerdings nicht mehr.

15:13 – Jörg Pechau springt kurzfristig ein und verrät uns Hausrezepte für gute Apps.

15:26 – Es klingt simpel, dieses Ziel wird aber häufig verfehlt: Mobile Apps müssen dem Zweck, dem Nutzer und den damit verbundenen Anforderungen entsprechen.

15:35 – Pro-Tipp: Mobile Nutzer haben keine Zeit! Man muss mit möglich wenig Gesten/Ationen zum Ziel kommen. Benchmark: Der 5-Sekunden-Blick auf die Uhr. (Mehr als eine Geste ist schon fast zuviel, drei das absolute Maximum)

15:47 – Pro-Tipp 2: Entwerft Eure Apps auf dem Device. Papier ist geduldig, Monitore auch. Die harte, pixelgenaue Realität zeigt sich erst am Smartphone, wenn der dicke Daumen zwei Buttons auf einmal drückt.

16:32 – Die Expertenrunde ist eröffnet. Die Referenten stellen sich den direkten Fragen aus dem Publikum. Diskussionen erwünscht!

16:41 – GenY reagiert nicht auf E-Mails. Die Organisation des Azubiblogs bei der DFS zog sich ewig hin – bis eine geschlossene Facebook-Gruppe gegründet wurde. Alle Referenten berichten ähnliches. Facebook-Nachrichten die Kommunikationsform der kommenden Zeit?

16:50 – Beschnittene Blackberries und regulierte iPhones… Düstere Geschichten aus der Welt der Konzerne. 😉

16:58 – Schöner Geadanke: Flight Control branden und als DFS-App verwenden. Bzw. Train Conductor für die DB… Lässt sich weiterdenken.

17:18 – Das wars. Nun folgt jener Programmpunkt, der sich “Networking” nennt. Ich nenne ihn “Bier”. Vielen Dank an alle Teilnehmer, die Referenten und alle, die diesen Artikel heute verfolgt haben. Ihr wart ein wunderbares Publikum!

Euer atenta-Team!

Grafik: Weltweit 1 Mrd. aktive Facebook-Nutzer


Marc Zuckerberg hat von wenigen Augenblicken erklärt, Facebook habe die Grenze von 1. Milliarde Nutzer durchbrochen. Toll, Glückwunsch!

Passend dazu habe ich mich gerade gestern mit den weltweiten Facebook-Zahlen beschäftigt und nach einer Möglichkeit gesucht, sie weniger abstrakt – greifbarer, darzustellen. Denn für sich genommen sind Werte wie 1 Milliarde,  900 Millionen, 24 Millionen usw. Nutzer eben ziemlich abstrakt und vermitteln nichts weiter, als die bloße Zahl dahinter.

Auf der Suche nach einem interessanten Visualisierungskonzept, das es mir ermöglichen würde, die weltweiten Facebook-Nutzerdaten in einem sinnvollen Zusammenhang darzustellen, fand ich letztendlich die folgende Variante inspirierend. In der bunten interaktiven Grafik, die wir für Euch gebastelt haben, werden die tagesaktuellen Facebook-Nutzerdaten aller Länder im entsprechenden Verhältnis zueinander in einem einzigen Chart dargestellt.

So sieht also eine 1 Milliarde Nutzer hübsch verpackt aus.

(Zum Laden, bitte auf das Bild klicken; Permalink ist http://bit.ly/Qva9PV. Internet Explorer wird nicht unterstützt, sorry!)

Ich hoffe, “unsere” Milliarde gefällt Euch. Die Grafik ist auf jeden Fall ‘work in progress’ und wird evtl. in nächster Zeit um ein paar neue Funktionen erweitert. Wir müssen uns da noch was ausdenken. Falls ihr Vorschläge habt, immer har damit!

Falls jemand die Nutzer hier tatsächlich nachzählen möchte, aufgepasst, es fehlen im Augenblick 15 Länder auf dem Chart. Ihre Werte sind zu gering, um sie sichtbar darstellen zu können, ohne den Chart überdimensional groß zu machen.  Vermutlich werden wir das demnächst mit einen Intervall-Filter lösen oder so…

Was haltet Ihr von dieser Darstellung?

Ist die Zukunft Apple?

Heute Abend wird vermutlich das mit Spannung erwartete iPhone 5 von Apple vorgestellt. Ein guter Zeitpunkt, um sich kurz Gedanken über den Stand der Dinge und über die Aussichten auf dem Markt der mobilen Geräte zu machen. Seit der Einführung des ersten Smartphones (iPhones) in 2007 sind schon ein paar Jahre vergangen und wir haben eine unglaubliche Entwicklungsdynamik dieses Bereichs miterlebt. Dazu den Triumphzug von Apple und die nicht minder beeindruckende Aufholjagd von Android, vertreten von Größen wie Samsung und HTC.

Wie soll es weiter gehen? Gerade letzte Woche hatte ich dank der Mobiletech Conference in Frankfurt und der Developer Conference in Hamburg die Gelegenheit, etwas tiefer in das Thema einzutauchen und kam mit für mich recht spannenden Erkenntnissen zurück:

Im Schatten der beiden Rivalen, Apples iOS und Android, haben sich offenbar zwei neue Herausforderer aufgebaut und warten auf die Gunst der Stunde bzw. bereiten diese fleißig vor. Microsoft mit Windows Phone 8 und RIM mit dem angeblich völlig neue entwickelten Blackberry 10 System hatte ich vorletzte Woche noch nicht wirklich auf dem Schirm. Heute bin ich der Meinung, dass uns da tatsächlich sehr interessante Alternativen im mobilen Hard- und Softwarebereich erwarten.

Warum eigentlich?! Nun…

– Apple (iOS) ruht sich tendenziell auf den Errungenschaften der vergangenen Jahren aus. Apple verwaltet eigentlich nur noch und ich glaube nicht, dass wir heute mit dem iPhone 5 irgendeine bahnbrechende Überraschung erleben werden. Das Look & Feel vom iPhone werden gleich bleiben. Das riecht langsam nach Langeweile. Und das ist einfach Gift für Apple. Dazu macht es Apple durch die dogmatischen Geschlossenheit des Systems den (neuen) Entwicklern nach wie vor nicht gerade einfach, Apps fürs iPhone / iPad zu entwickeln. (Apple Geräte und eine spezielle Programmiersprache sind nötig).  Es kann sein, dass nach und nach immer mehr Nutzer und Entwickler die Lust an Apple verlieren.

– Android als mobiles Betriebssystem, das von mehreren Herstellern verwendet wird, kämpft nach wie vor mit einigen Kinderkrankheiten. Es muss auf einer unüberschaubaren Vielzahl von Geräten vernünftig laufen. Wenn man es genau nimmt, ist es aber noch nicht durchgehend der Fall. Aufgrund von Bugs nervt Android manchmal tierisch. Die Entwicklung von Apps für Android ist z.B. auch wegen der großen Zahl der zu unterstützenden Geräte auch nicht ganz einfach. Der große Einfluss von Google auf die Weiterentwicklung von Android ist nicht unkritisch. (Auch für Android-Apps wird übrigens eine spezielle Programmiersprache benötigt). Man könnte insgesamt sagen, dass sich Android selbst in Wege steht. Es gibt sogar radikale Meinungen, dass es Android in der heutigen Form bald nicht mehr geben wird.

– Windows Phone 8 und Blackberry 10 machten auf mich einen ausgereiften Eindruck und geben das Gefühl, dass sich in beiden Fällen wirklich ernsthaft Gedanken über den Nutzer und über die zu lösenden Probleme der anderen Systeme gemacht wurden. Auf der Seite der Entwickler versuchen Windows 8 und BB10 die Schwachstelle von iOS und Android zu treffen, in dem sie beide die native Entwicklung mit Webtechnologien ermöglichen. Vereinfacht gesagt, jeder Webdesigner kann Apps für BB10 und Windows 8 entwickeln. Und genau hier sehe ich den spannenden Vorteil gegenüber Apples (iOS) und Android.

Fazit

Der aktuelle Stand auf dem Markt erinnert mich irgendwie an die Zeit, als es noch nicht ganz klar war, welches Betriebssystem für Desktop-PCs sich wirklich langfristig durchsetzen wird und man sich in den Unternehmen möglichst vorausschauend entscheiden musste, worauf man setzen sollte. Es ist noch alles offen. Gelingt es Microsoft und RIM gute Geräte zu bringen und gleichzeitig, die Entwicklercommunity von sich zu überzeugen, wird er Mobile-Markt in zwei Jahren ganz anders aussehen. Im Augenblick sehe die beiden Mitstreiter zu meiner eigenen Überraschung auf einem guten Weg. Mal sehen, was ich heute Abend dazu sagen werde. Tatsache ist allerdings, das Microsoft schon ein mal Apple in einer ähnlichen Situation als Nachzügler weit überholen konnte.

Was meint Ihr? Könnt Ihr Euch vorstellen, dass Windows 8 Phones oder sogar Blackberries die iPhones und Androids in ein paar Jahren überholen werden?

Pic: 1956 – The Discovery- by Norman Rockwell (detail) cc.20 by x-ray dela one

[HTTP410] Welcher Fisch ist das? Facebook als kollaboratives Werkzeug

Im Januar 2011 brach der Ichthyologe (Fischkundler) Brian Sidlauskas zu einer Forschungsreise in die Cuyuni-Region von Guyana auf. Dort dokumentierte er mit seinem Team mehr als 5.000 Fische, von denen er einige, teilweise völlig unbekannte Exemplare als Forschungsprobe mit in die Heimat Oregon bringen wollte. Die strengen Ausfuhrrichtlinien Guyanas verlangten allerdings, jede Probe genau zu identifizieren und zu katalogisieren. Bei dem engen Zeitplan einer solchen Forschungsreise kaum zu schaffen. Sidlauskas lud kurzerhand Fotos der 114 kniffligsten Proben auf seiner Facebook-Page hoch und bat seine Freunde (dem Umstand entsprechend ebenfalls viele Fischverrückte) um Hilfe: Nach 24 Stunden waren fast alle seiner Proben bestimmt.

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Ja, ein PR-Video aus Palo Alto. Dennoch ein schönes Beispiel dafür, wie Facebook als Kollaborationstool genutzt werden kann. Auch wenn hier viel oberflächliches Rauschen produziert wird, nirgendwo hat man so viele Kontakte handlungsfähig (!) an einem Ort digital vernetzt. Die Frage ist, was Du daraus machst.

[HTTP410] Superhelden-Empfehlungsprogramm

Normalerweise sind wir aus SEO-Gründen weder große Freunde von Recruiting-Microsites noch von in Ihrer Kreativität überbordenden Job-Titeln. Aber keine Regel ohne Ausnahme und auf die bin ich gestoßen. Gesucht wird ein Superheld (m/w) aka Senior Webentwickler und abgesehen von dem Eingangseinwand hat die Freiburger Webagentur Re-Lounge einfach alles richtig gemacht.

1) Sie haben eine übersichtliche, ansprechende Recruiting-Seite geschaffen.

2) Sie vermitteln alle wesentlichen Infos den zukünftigen Kollegen und zum Unternehmen in einem 98 Sekunden Video.

3) Mit einem Empfehlungsprogramm und der neuen Alternativwährung iPad werden Superheldenvermittler rekrutiert. Das Empfehlungsprogramm wird leicht verständlich erklärt.

4) Die Anforderungen werden aus dramaturgischen Gründen erst dann genannt und eingefordert, nachdem sie sich selbst beworben und sich das Interesse an Re-Lounge verdient haben.

Kennt Ihr weitere gute Recruiting-Seiten? Wir. wollen. mehr!

[HTTP410] Fachkräftemangel und Medienparadigma auf dem deutschen Arbeitsmarkt

“Im Jahr 2011 wurden in Deutschland insgesamt 5,4 Mio. Stellen erfolgreich besetzt. Bei 953.000 Stellen wurde dagegen die Personalsuche mangels geeigneter Bewerber abgebrochen.” So fasst das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung die frisch veröffentlichten Ergebnisse ihrer Erhebung des Gesamtwirtschaftlichen Stellenangebotes 2011 zusammen.

Zahlen, die wahrhaftig dazu einladen, die lästige Diskussion über den Fachkräftemangel in Deutschland ein für allemal abzuschließen (Ja es gibt ihn! Punkt.). Umso mehr, als die Aussagen der IAB-Studie nicht allein dastehen, sondern von anderen repräsentativen Studien wie z.B. dem Adecco Arbeitsmarkt Monitor und dem DIS AG Fachkräftekompass gestützt werden, wie man hier sieht:

Soweit für Personaler nichts Neues. Interessant wird es aber, wenn man die IAB-Zahlen in die Rechenapp tippt und in der Studie weiterliest:

2011 konnten 15 Prozent der offenen Stellen nicht besetzt werden

die “Time-to-hire” stieg als Plan- wie als Realwert auf den höchsten Wert seit Anfang der 90er Jahre

So erschreckend diese Zahlen für sich allein wirken, so wenig verwunderlich sind sie wenn man bedenkt, das die Mehrheit der 15.000 an der IAB-Studie teilnehmenden Betriebe und Verwaltungen glauben, “Persönliche Kontakte oder klassische Inserate führten bei der Personalsuche der Betriebe am ehesten zum Erfolg”. Nichts gegen persönliche Kontakte aber mich schockieren an dieser Aussage zwei Punkte. Zum einen das die Mehrheit der befragten Betriebe immer noch an die durchgehende Wirkung von Printanzeigen glaubt. Und zum anderen, das dieselbe Mehrheit der Unternehmen noch nicht begriffen hat, das Social Media nichts anderes sind als die digitale Seite der für das Recruiting so wichtigen persönlichen Kontakte, mit denen Sie ihre Stellen besetzen.

Die Überlegung was das über den Zustand des medialen Erfolgstrackings in Recruiting-Deutschland aussagt überlasse ich Euch und tröste mich damit, das mittelständische Betriebe bis zu 250 Beschäftigten weiterhin das Rückgrat des Arbeitsmarktes bilden. Fest steht: wenn sich nicht bald was an den Mediengewohnheiten deutscher Recruiter ändert, gehen diese Werte nächstes Jahr noch weiter runter:

Pic: Sarah G. (CC by 2.0)

Neugier (m/w)


Was ist für Euch die wichtigste Eigenschaft bei der Einstellung eines neuen Mitarbeiters bzw. eines neuen Kollegen?

Für Cap Witkins, einen im Web nicht unbekannten Designer, der gerade beim Amazon im UX Design tätig ist, ist es eindeutig die Neugier.

Er ist überzeugt, dass keine Fähigkeiten und Talente diese Eigenschaft in seinem und in den meisten anderen Berufen ersetzen könnten. Die Neugier befähigt uns, nämlich neue Fähigkeiten zu erlangen, unsere Talente weiterzuentwickeln und noch ungelöste Probleme zu meistern. Und so gehöre die Frage nach der Neugierde seiner Meinung nach in jedes Stellenangebot und jedes Bewerbungsgespräch.

Ausgelöst wurden seine Überlegungen durch ein Gespräch mit einem Berufskollegen, der sich recht desinteressiert im Bezug auf Twitter zeigte.

“Oh, I don’t use Twitter,” one of them said quickly, with disgust. “Oh? What about it don’t you like?” I asked. “Well, I’ve never tried it,” he admitted, “but it seems pretty stupid to me.”

I pressed further and turned out he didn’t know anything about Twitter. Literally didn’t know how it works, why it’s popular, etc. I was blown away. Not by his lack of knowledge, but rather by his lack of curiosity.

Die Überraschung darüber, dass jemanden in seinem Berufsstand sich wirklich “Null” für einen dermaßen einflussreichen Dienst interessierte, führte zu der Idee, in jedem Interview die Fragen nach dem Service XYZ zu stellen.

 “Have you heard of [new app/service]?”

Dabei ist es für Cap unwichtig, ob die Antwort “ja” oder “nein” lautet. Wichtiger ist, welche Richtung das Gespräch von da aus nimmt. Macht sich die natürliche Neugier des Gesprächspartners bemerkbar, spielt das Know-how eine untergeordnete Rolle.

Auch wenn sich diese Sichtweise durchaus als zu vereinfacht kritisieren lässt, gebe ich Cat sehr gerne recht. Nicht nur aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es in vielen Berufen immer weniger darauf ankommt, was man als Mitgift mitbringt, sondern darauf, was man bereit ist neu drauf zu legen.

Der erfahrenste Personaler z.B. bringt heute bestenfalls nur halb so viel, wenn er sich nicht von sich aus für Neuentwicklungen interessiert.

Was meint Ihr dazu?

Pic: cc2.0 1948…curious? by x-ray delta one