[HTTP410] Die Wollmilchsau auf der Zukunft Personal 2017

Es ist wieder so weit. Der Sommer bäumt sich noch ein letztes Mal auf, die letzten Erdbeereiskugeln gehen über die Ladentheke, die Urlauber kehren langsam hinter ihre Schreibtische zurück. Der Herbst steht ins Haus und bringt neben bestem Schietwetter auch die Zukunft Personal 2017 mit. Eins steht fest: Wir sind wieder dabei!

Vom 19. bis 21. September begeht die HR-Szene ihr alljährliches Treffen in Köln. Das Wollmilchsau-Team steht bereit, um mit Euch über Themen wie Personalmarketing-Strategien, Bewerber-Reichweite, Recruiting-Kanäle und Analytics zu sprechen. Und wir wollen nicht bloß quatschen – wir wollen, dass Ihr in diesen bisweilen turbulenten Zeiten Erfolge beim Recruiting für Euch verbuchen könnt!

Wo & wann wir auf der #ZP17 zu finden sind

Messe, das bedeutet nicht nur Schwätzchen mit den Kollegen vom Fach und spontane Wirtschaftsspionage am Stand der Konkurrenz – sondern auch konstruktiven Austausch. Wir freuen uns über jedes persönliche Treffen! Dazu könnt Ihr entweder einen kostenlosen Beratungstermin mit uns vereinbaren oder spontan an unserem Stand F.05 in Halle 3.1 vorbei schauen.

Wer für einen Beratungstermin oder einen Plausch keine Zeit findet, hat trotzdem noch am Dienstagvormittag die Gelegenheit, unseren Geschäftsführer Jan live und in Farbe zu erleben. Am 19.09. um 11 Uhr hält er den Wollmilchsau-Vortrag Reichweite ist kein Zufall – wie Karriereseiten genug Bewerber liefern in der Blogger Lounge (Halle 2.1). Kommt vorbei!

Gewinnspiel zur Zukunft Personal (ACHTUNG: Die Verlosung ist beendet)

Ihr würdet zwar nur allzu gern vorbei kommen, habt aber noch kein Ticket? Die Wollmilchsau ist zu Eurer Rettung zur Stelle! Wir verlosen 10 Tickets für die Zukunft Personal 2017. Dazu müsst Ihr nichts weiter tun, als einfach diesen Facebook-Post öffentlich zu teilen und schon seid Ihr im Lostopf:

https://www.facebook.com/wollmilchsau/photos/a.131678776869413.10425.104643892906235/1440218519348759/?type=3

 

Der Teilnahmeschluss ist am 04.09. um 18 Uhr. Schon am 05.09. losen wir die Gewinner aus. Diese werden dann via Privat-Nachricht bei Facebook von uns über ihr Losglück informiert. Anfahrtskosten und Unterkunft sind im Ticketgewinn NICHT inbegriffen.

Wir drücken allen Teilnehmern die Daumen und freuen uns auf die diesjährige #ZP17 – und auf Euch!

Endlich mal vom Schreibtisch loseisen: Pausenkultur in deutschen Unternehmen

Ein kürzlich veröffentlichter Umfrage-Report von Jobware hat ergeben, dass 55% der Teilnehmer ihre Mittagspause am Schreibtisch verbringen. Sie essen also an ihrem üblichen Arbeitsplatz. Raus aus dem Trott des Arbeitsalltags? Eher nicht. Wer in der Kantine isst oder zum Imbiss geht, hat da schon bessere Chancen. 11% der Teilnehmer verzichten sogar ganz auf die Mittagspause. Anlass genug, sich mit dem Thema Pausenkultur zu beschäftigen.

Quelle: Jobware Umfrage-Report 2017 – Wir fragen. Personaler und Bewerber antworten.

Pausenkultur in Deutschland

Pausenkultur ist ein Teil der Unternehmenskultur. Und so wie Unternehmen in Strukturen, Arbeitsweisen und Bedingungen verschieden sind, unterscheiden sie sich auch in der Pausengestaltung.

Am 22.07. widmete Deutschlandfunk dem Thema eine Sendung. Experten wie Prof. R. Wieland, Leiter des Arbeitsbereiches Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Wuppertal und Kerstin Franke, die als Gesundheitsmanagerin Unternehmen in solchen Belangen berät, sprachen über die Herausforderungen des erfolgreichen Pause-Machens.

Pausenkultur in Deutschland, da ist man sich einig, ist im Vergleich zu anderen Ländern wie etwa Japan oder Schweden in der Arbeitskultur nicht sonderlich tief verwurzelt.

Wer viel Pause macht, ist ein Schlappschwanz.

formuliert Prof. Wieland. Das ist natürlich überspitzt, zeigt aber die Tendenz, mit der die Pause in deutschen Unternehmen auch heute noch mitunter bewertet wird.

Dabei ist lange bekannt, dass regenerierte und gesunde Arbeitnehmer effektiver arbeiten. Unternehmen müssten also ein praktisches ökonomisches Interesse daran haben, dass ihre Mitarbeiter mal runter- oder rauskommen können. Und selbstverständlich gibt es sie, die Unternehmen, die sich um ihre Mitarbeiter kümmern und ganzheitliche Konzepte für deren Wohlbefinden erstellen. Pausengestaltung kann vielfältig sein. Ob sportlich oder entspannend, kollegial oder individuell, mit oder ohne Event-Charakter.

Trotzdem ergab eine Studie der Krankenkasse pronova BKK, dass nur 4 von 10 Mitarbeitern jeden Tag eine Mittags- oder Erholungspause machen. Ein Drittel der Angestellten verlässt den eigenen Arbeitsplatz den ganzen Arbeitstag lang überhaupt nicht.

Dafür kann es natürlich verschiedenste Gründe geben. Termin- und Zeitdruck und mangelnde Vorbilder zählen aber mit Sicherheit dazu. Doch selbst wenn eine Mittagspause gemacht wird, heißt das nicht, dass diese automatisch zur Erholung taugt. Am Schreibtisch vorm PC zu essen bietet Angestellten, die dort ohnehin den ganzen Tag verbringen, nur wenig Abwechslung.

Natürlich arbeiten nicht alle Deutschen in einem Büro oder haben den gleichen Zeitraum für eine Mittagspause zur Verfügung – wenn überhaupt. In Betrieben, in denen chronischer Personalmangel herrscht, wie etwa in Krankenhäusern, entfallen die (eigentlich ja gesetzlich vorgeschriebenen) Pausen häufig auch ganz.

Quelle: pronova BKK – Studie: Betriebliches Gesundheitsmanagement 2016

Die Rolle von Unternehmen und Führungskräften

Das plakative Zitat von Prof. Wieland soll auf ein grundlegendes Mentalitätsproblem aufmerksam machen. Denn irgendwann ist selbst der fleißigste und disziplinierteste Mitarbeiter erschöpft und die Konzentration lässt nach – was sich zwangsläufig auf die Qualität der Arbeit auswirkt. Mehr noch ist dies im Home Office der Fall.

Gesundheitsmanagerin K. Franke und Prof. Wieland sind sich einig: Pausenkultur ist Führungskultur. Die Vorbildfunktion von Vorgesetzten spielt eine besondere Rolle. Die Studie der pronova BKK zeigt aber: 78% der deutschen Arbeitnehmer sehen in ihren direkten Vorgesetzten kein Vorbild, wenn es um gesundheitsbewusstes Arbeiten geht. Doch nicht jeder kann sich davon frei machen, wenn die Vorgesetzten ein ungesundes Arbeitsverhalten vorleben.

Ist das soziale Umfeld Pausen gegenüber generell ungnädig eingestellt, lässt sich das nicht von einem Tag auf den anderen Tag ändern. Führungskräfte können aber mit einer Korrektur ihres eigenes Verhaltens mit gutem Beispiel vorangehen um eine größere Toleranz bei ihren Mitarbeiter zu schaffen. Pausenkultur kann nur dann funktionieren, wenn Arbeitnehmer das Gefühl haben, sich die Pause nehmen zu können, ohne dass sie schräg angeguckt werden.

Viele Unternehmen holen sich externe Anregungen zur Gestaltung ihres Gesundheitsmanagements. Angebote wie Massagen, Yoga, Atem- und Stimmübungen kommen aber nicht bei jedem Mitarbeiter gleichermaßen gut an. Fehlende Selbstbestimmung ist nur ein weiterer Faktor, der bei überlasteten Arbeitskräften zu mehr Frustration führen kann. Die Bedürfnisse sind eben verschieden.

Klar ist aber auch: Wer in der Pause nur 30 Minuten Zeit hat (oder noch weniger), der wird es kaum schaffen, in diesen 30 Minuten zu essen, Mittagsschlaf einzulegen, autogenes Training und vielleicht noch ein paar Übungen zur Entlastung der Wirbelsäule zu machen.

“Kosmetische” Pausen?

Prof. Wieland weist auch darauf hin, dass eine Pause, selbst dann wenn sie ordentlich gestaltet ist, keine grundlegenden Missstände im Unternehmen kitten kann. Schlechtes Betriebsklima, überquellende Terminkalender und sich häufende Überstunden zählen zu den strukturellen Problemen, die dazu führen können, dass Mitarbeiter ausgepowert und emotional und physisch belastet sind.

Wem am Wohlbefinden seiner Angestellten gelegen ist, muss also auch Ursachenforschung betreiben. Auf lange Sicht können manchmal (zum Beispiel im Falle der Krankenhäuser) nur umfassende Maßnahmen (wie Aufstockung des Personals) zu einer Verbesserung der Gesamtsituation führen. Trotzdem lohnt es sich, auch kurzfristig in Aktion zu treten, mit einem Auge darauf, was unmittelbar machbar ist.

Die Pause muss nicht zwangsläufig zum Event werden, damit sie zur Mitarbeiterbindung beiträgt

2015 räumte der Otto Konzern mit seinem Konzept “inspirierende Mittagspause” einen Human Resources-Excellence-Award ab. Ob Poetry Slam, Konzert oder Lesung – die kulturellen und unterhaltsamen Pausen finden bei den Mitarbeitern große Zustimmung.

Bei einer internen Umfrage sagten fast 85 Prozent der Veranstaltungsbesucher, dass der ‚Culture Club‘ zu einer positiven und inspirierenden Unternehmenskultur beiträgt.

heißt es dazu im Newsroom des Otto Konzerns. Solche Maßnahmen wirken nach innen und außen – sowohl im Hinblick auf die Stimmung der Mitarbeiter als auch als Beitrag zur hippen Employer Brand.

Doch es muss nicht unbedingt gleich ein Privatkonzert sein, damit Angestellte mehr von ihrer Pause haben. Es geht auch bescheidender: häufig ist der Wunsch nach einer Küche und ansprechenden Aufenthaltsräumen zu vernehmen, in denen Mitarbeiter Essen nicht nur aufwärmen, sondern auch frisch zubereiten und die Mittagspause (wenn gewollt) gemeinsam verbringen können.

Und wer das Glück hat an einem so schönen Ort wie der Hamburger Alster zu arbeiten (so wie wir), der sollte in Erwägung ziehen, nach dem Essen öfter mal einen kleinen Spaziergang einzulegen.

Was sind Eure Erfahrungen im Bezug auf die Pausenkultur in Unternehmen?

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Arbeiten in der Zukunft: Technologie vs. menschliche Arbeit?

Gibt es in der technologisierten Zukunft der Arbeit noch einen Platz für Menschen? In der Studie “The trillion-dollar difference” aus dem Hause Korn Ferry plädieren die Verfasser für eine mentale Neuausrichtung von CEOs, Unternehmens-Strategen und Entscheidungsträgern. Denn auch wenn die Zukunft von Technik bestimmt werden mag, bedeutet sie nichts ohne die menschliche Arbeit. Der Wert, den die menschliche Arbeit für den Erfolg eines Unternehmens hat, bleibt laut der Studie vielen Entscheidungsträgern jedoch aufgrund eines “blinden Flecks” verborgen.

CEOs, Unternehmens-Strategen und Entscheidungsträger mögen Zahlen, hat man sich bei Korn Ferry gedacht. Um die unterschätzte Bedeutung des “Faktor Mensch” für Unternehmen aufzuzeigen, wird in der Studie nach einem Weg gesucht, den finanziellen Wert der menschlichen Arbeit zu berechnen.

Dabei geht es um den Versuch, dem berechenbaren physikalischen Besitz von Unternehm, also dem “anfassbaren Kapital”, das etwa aus Immobilien und Land, Technologie und Inventar besteht, einen ebenso berechenbaren Gegenwert in Form von “unberührbarem Kapital”, welches den Wert der Menschen und ihrer Arbeit meint, entgegenzusetzen.

Menschliche Arbeit vs. Technologie

Wenn es um dieses Thema geht, sind tiefgründige ethische und philosophische Überlegungen nicht weit – schließlich gehören Fragen nach dem Platz des Menschen in einer Zukunft der Technologie zu den brennendsten und wichtigsten Fragen unserer Zeit. Die Studie operiert aber auf einer anderen Ebene. Sie zeigt auf, was Menschen der Technik (zumindest noch) voraus haben: Potenzial und Wertsteigerung.

Damit ist gemeint, dass:

  1. die Leistung von Menschen von außen positiv beeinflussbar ist. Unternehmen sind Mittel gegeben, die den Fleiß und die Leistung ihrer Mitarbeiter steigern können. Diese tragen somit ein Potenzial in sich, über das eine Maschine nicht verfügen kann.
  2. Menschen empathisch sind, dazu lernen und mit der Zeit Erfahrungen und Wissen sammeln – auf eine Weise, die derzeit realisierbare Algorithmen noch nicht überbieten können. Ökonomisch ausgedrückt, so die Studie, erfahren menschliche Arbeitskräfte also mit fortschreitendem Alter eine Wertsteigerung, wohingegen die Zeit im Bezug auf Inventar und Technologie meistens gegen das “anfassbare Kapital” arbeitet.

Daraus ergibt sich also, dass menschliche Arbeit nicht an ein limitiertes Output gebunden ist und mit der Zeit nicht im Wert sinkt.

Der menschliche Faktor in der globalen Ökonomie

Korn Ferry hat für die Studie acht wirtschaftlich unterschiedlich strukturierte Länder untersucht, unter anderem China, USA, Frankreich, Indien und UK:

Arbeiten in der Zukunft: Technologie vs. menschliche Arbeit? Graphik 1
Quelle: Korn Ferry – The trillion-dollar difference

Diese Graphik zeigt anhand des Werts “Ratio” das Verhältnis zwischen menschlichem und physikalischem Kapital. Je niedriger der Wert “Ratio”, desto geringer fällt der Unterschied zwischen den Werten “Human capital” und “Physical capital” aus.

Ein hoher Wert des menschlichen Kapitals spricht für eine starke Dienstleistungsorientierung in der Ökonomie, während hohe Werte beim physikalischen Kapital für eine Ausrichtung auf Industrie und Agrarwirtschaft sprechen.

In allen untersuchten Ländern übersteigt der Wert des “Human capital” den Wert des physikalischen Kapitals.

Der “blinde Fleck”

Die Studie ergab, dass die meisten der befragten Entscheidungsträger den Wert der menschlichen Arbeit gegenüber Technologie und “anfassbarem Kapital” unterschätzen. Stattdessen werde die relative Bedeutung von Technologie in der Zukunft aufgebauscht: 67% der Befragten glauben, dass Technik in Zukunft einen größeren Wert für die Unternehmen schaffen wird als menschliche Arbeit. Weitere 63% glauben außerdem, dass Technik die entscheidende Quelle für ihren Wettbewerbsvorteil sein wird.

44% der Befragten sind sogar der Meinung, dass die zunehmende Verbreitung von Robotern, Automatisierungen und künstlicher Intelligenz menschliche Arbeit “größtenteils bedeutungslos” machen wird. Dazu passt auch ein Trend, den die Studie von Korn Ferry erkennen will: angesichts einer unvorhersehbaren Zukunft befalle viele Entscheider die sogenannte “tangibility bias”, also eine Neigung bei der Planung hin zum Anfassbaren – hin zu allem was messbar, sichtbar und bestenfalls eben auch anfassbar ist.

Das Problem mit der menschlichen Arbeit ist nämlich, dass sie sich nicht so einfach messen lässt wie die einer Maschine. 46% der befragten Entscheidungsträger gaben an, dass ihr Unternehmen “nichts davon versteht, wie die Arbeitskraft der Mitarbeiter zu messen ist” und weitere 40% offenbarten, dass es ihnen an Verantwortlichen, die sich spezifisch mit Themen wie der Workforce Performance beschäftigen, fehlt. Dazu sagt Alan Guarino, Vice Chairman, CEO and Board Services, Korn Ferry Search:

Leaders are placing a high emphasis on technical skills, technological prowess, and the ability to drive innovation in their new senior recruits—elements critical for modern organizations. However, the financial reality proven by this study— that the value of people outstrips that of machines by a considerable distance—must give CEOs pause for thought. So-called ‘soft skills,’ such as the ability to lead and manage culture, will become critical factors of success for companies in the future of work as they seek to maximize their value through their people.

Im Endeffekt ist laut der Studie jedoch das Gegenteil der Fall, denn die Mehrheit der Teilnehmer sieht in ihren Arbeitskräften kein wichtiges Kapital, sondern einen schnöden Kostenfaktor.

Arbeiten in der Zukunft: Technologie vs. menschliche Arbeit? Graphik 2
Quelle: Korn Ferry – The trillion-dollar difference

In der Studie wurde auch nach Prioritäten gefragt und zwar unter anderem in Bezug auf die Rekrutierung neuer Führungskräfte. Welche Fähigkeiten gefragt sind? Spoiler: Hauptsache irgendwas mit Technologie:

Arbeiten in der Zukunft: Technologie vs. menschliche Arbeit? Graphik 3
Quelle: Korn Ferry – The trillion-dollar difference

 

Verständnis für Unternehmenskultur und gute Fähigkeiten beim Führen von Mitarbeiter landen auf dem letzten Platz.

Denkanstoß für Entscheidungsträger

Die Studie unternimmt den Versuch, die Bedeutung der menschlichen Performance für Unternehmen sichtbar zu machen. Plädiert wird für ein ausgewogeneres Verhältnis bei der Bewertung von Mensch und Maschine, denn noch sind Maschinen ohne Menschen, die mit ihnen arbeiten, in vielen Bereichen kaum realisierbar. Besonders in Dienstleistungsgesellschaften zeigt sich die Stärke des “menschlichen/unberührbaren Kapitals”.

Wir finden es nachvollziehbar, dass sich die befragten CEOs unter Druck gesetzt fühlen, primär in technologische (und insbesondere digitale) Innovationen zu investieren. Mitarbeiter jedoch vor allem als Kostenfaktor zu betrachten oder in Zukunft sogar als obsolet, ist verfehlt. Wir schließen uns der Empfehlung der Studie an: Technologie und Menschen brauchen einen Platz in der Zukunft der Arbeit, auf dem sie als Partner kooperieren können. Zu idealistisch? Wir werden sehen.

Hier geht’s zum Download der Studie.

Österreichische Studie: Recruiting als okayste Nebensache der Welt

Expedition.R, eine Initiative verschiedener Dienstleister aus dem HR-Spektrum in Österreich, hat die Studie “Recruiting im Wandel – Studienergebnisse Juni 2017” veröffentlicht. Zwischen Oktober 2016 und Februar 2017 wurden dafür 116 Recruiting-Verantwortliche online befragt (85% aus Österreich, 11% aus Deutschland und 4% aus der Schweiz) und 15 persönliche Interviews mit Senior-Recruitern von österreichischen Unternehmen geführt.

Die Ergebnisse – wie soll man es ausdrücken – sind wenig glamourös.

Zu den Key-Findings der Studie zählen zum Beispiel Ergebnisse, die das berühmt-berüchtigte Bauchgefühl der Recruiter mal wieder als letzte Entscheidungsinstanz ausweisen. Außerdem zeigt sich auch in dieser Studie eine ambivalente Haltung gegenüber dem Einsatz von neuer Technik im HR-Bereich.

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Arbeitsfeld Recruiting

Laut der Studie sind weniger als 20% der Befragten mehr als 2/3 ihrer Arbeitszeit mit Recruiting-Tätigkeiten beschäftigt. Vollzeit-Recruiter? Gibt es unter den Studienteilnehmern kaum. Recruiting kann auch nicht gerade als Traumberuf bezeichnet werden: Recruiter wurden viele Teilnehmer, weil es sich halt so ergeben hat.

Quelle: Expedition.R – Recruiting im Wandel – Studienergebnisse Juni 2017

Dementsprechend haben auch nur wenige der Befragten eine “handfeste” Ausbildung im HR-Bereich. Deutlich mehr Teilnehmer lernten ihr Handwerk nach dem “learning-by-doing” Prinzip. Eine der Interview-Partnerinnen hierzu:

Die Grundlagen des Recruitings lernt man, indem man viel rekrutiert.
Quelle: Expedition.R – Recruiting im Wandel – Studienergebnisse Juni 2017

Ergänzend dazu haben immerhin 20,7% eine mehrtägige Ausbildung, ca. 12% sogar eine zertifizierte Ausbildung nachgelegt.

 Und welche Themen treiben die Befragten um? Spoiler: Big Data natürlich nicht.
Quelle: Expedition.R – Recruiting im Wandel – Studienergebnisse Juni 2017
Statt sich mit den großen Zahlen zu beschäftigen, stehen Arbeitgebermarken und Soziale Medien im Fokus der Befragten. Employer Branding und Social Media gehören zweifelsohne zu den aktuell unverzichtbaren Bereichen, sind am Puls der Zeit. Doch ob es gefällt oder nicht: in Zukunft spielen die großen Zahlen eben auch eine große Rolle. Wer sie heute bereits für sich nutzt, gehört im Recruiting aber eher zu den futuristisch eingestellten Exoten.

Touchpoints im Recruiting

Welche Kanäle werden zur Zeit am stärksten genutzt? Was wird sich in Zukunft ändern? Die (Online-)Inserate, also Stellenanzeigen, haben nach wie vor die Nase vorn. Ausgespielt werden diese über die klassischen Werbekanäle.

Quelle: Expedition.R – Recruiting im Wandel – Studienergebnisse Juni 2017

Wird heute noch überwiegend passiv agiert, erwarten die befragten Recruiter eine gewisse Verlagerung zum Active Sourcing:

Quelle: Expedition.R – Recruiting im Wandel – Studienergebnisse Juni 2017

 

Bis man soweit sein wird, braucht es aber einiges an neuem Know-How, dessen sind sich die Teilnehmer der Studie bewusst. Bis dahin wird man wohl weiterhin auf die klassischen Kanäle, also vor allem die eigene Unternehmens-Webseite, Inserate und Emails, setzen – dabei gibt es heute viele Möglichkeiten, das “Post-and-Pray”-System zu umschiffen. Stichwort: Reichweitensteigerung. Die Ergebnisse im Bereich Social Media/Business Netzwerke bleiben hinter den Erwartungen zurück. Zwar nutzt man sie, um für die Kandidaten sichtbar zu sein, Bewerbungen generiert man jedoch nur wenige (6,7%).

Zukunftsaussichten: Die Skepsis und die Technik

Wenn es um den Einsatz von neuen Tools und neuer Technik (bzw. Software) geht, zeigen sich die Befragten mehrheitlich zurückhaltend:

Quelle: Expedition.R – Recruiting im Wandel – Studienergebnisse Juni 2017

Fast 33% haben so gut wie kein Interesse an Neuerungen, während weitere 31,6% anderen den Vortritt überlassen und erstmal abwarten, welche neuen Tools sich entwickeln und gegebenenfalls etablieren. Nur 35,5% versuchen sich an Neuerungen.

Da überrascht es auch nicht, dass die große Mehrzahl der befragten Recruiter vor allem auf das eigene Bauchgefühl hört, wenn es gilt, eine Stelle zu besetzen. Dazu heißt es in einem der Interviews:

Am wichtigsten ist, dass der Recruiter ein gutes Gefühl hat, auch für die sozialen Skills des Bewerbers.

Auch HR-spezifische KPIs konnten sich bei den Befragten noch nicht recht durch setzten. Zwar werden sie als sinnvoll bezeichnet, doch nur bei wenigen auch systematisch gemessen. “Sinnvoll” findet die Hälfte der Teilnehmer zum Beispiel KPIs wie “Quality of hire”, “Einstellungen, die > 1 Jahr aktiv sind” und “BewerberInnen pro Recruitingkanal”. Das qualitative Feedback, so die Studie, zähle jedoch deutlich mehr. In den Interviews heißt es dazu:

 Also, ich kenne viele Kennzahlen, aber ich brauche sie im Moment nicht.

oder

Wir haben keine KPIs, das sind alles nur Beobachtungen.

Fazit

In der Studie wird ein etwas zwiespältiges Bild des (größtenteils) österreichischen Recruitings gezeichnet. Recruiting, gaben 71,7% der Befragten an, habe in ihrem Unternehmen einen sehr hohen Stellenwert. Trotzdem sind Recruiting-Tätigkeiten für die Mehrzahl der Teilnehmer keine Vollzeitbeschäftigung. Auf der Tagesordnung stehen manche aktuelle Themen wie Employer Branding ganz oben, andere wichtige Entwicklungen, wie zum Beispiel Big Data oder KPIs, finden hingegen nur wenig Beachtung. Genutzt werden vor allem klassische Kanäle, gehört wird nach wie vor auf das eigene Bauchgefühl.

Was sagt uns das? Gibt es diesen Zustand von “dazwischen” nur in Österreich oder herrscht dieses Zaudern, vor allem in Hinblick auf Neuerungen im technischen Bereich, nicht auch bei uns?

Eine Portion Mut stände uns allen sicher gut zu Gesicht.

Die vollständige Studie mit weiteren Ergebnissen findet Ihr hier zum Download.

Gegen den Mythos von den Generationen – Viel Lärm um (fast) nichts?

Zum Start in die Woche haben wir noch einen Beitrag zum Thema Generationen für Euch. Gen X, Gen Y, Gen Z, Babyboomer… Ihr wisst schon. Alles Quatsch? Vielleicht!

Auch wir berichten ab und zu davon, was es Neues von der Front der Generationenforschung gibt – doch das Konzept, Menschen in Generationen einzuteilen und anhand dessen Differenzierungen für ihre Werte und Merkmale vorzunehmen, muss sich permanenter Kritik erwehren. Zu Recht?

IBM will dem Ganzen nun eine neue Wendung geben, ganz besonders, wenn es um den Zusammenhang zwischen Generationenwissen und HR geht. Deshalb hat sich das IBM Smarter Workforce Institute einen ganzen Batzen Material zum Thema aus den letzten 18 Jahren zur Brust genommen und die Daten ausgewertet. Der Report “Generational Differences at Work Are Much Ado About Very Little” soll zeigen, dass die Unterschiede zwischen den Generationen minimal sind, wenn es um Einstellungen und Werte geht, die mit der Arbeit zu tun haben.

Der Report bietet folgende Definition von “Generation” an:

By generation, we mean a group of people who came of age around the same time, and who supposedly share characteristics resulting from the experience of the historical events and technological advancements of a certain time period at the same impressionable developmental stage.

Nur kleine (aber feine?) Unterschiede zwischen den Generationen

IBM führt mehrere Beispiele aus Studien an, die zeigen, dass Unterschiede bei Arbeitsthemen zwischen den verschiedenen Generationen nicht besonders stark ausgeprägt sind. Beim Thema Zufriedenheit am Arbeitsplatz z. B. unterscheiden sich die Babyboomer und Generation X auf einer Skala von 0,00-1,00 gerade mal um 0,1. Auch der Unterschied zwischen Gen X und Gen Y ist relativ überschaubar: 0,14.

Ergebnisse einer anderen Studie fanden heraus, dass nur wenig Unterschied zwischen den Generationen besteht, wenn es darum geht, einen positiven Einfluss auf ihr Unternehmen haben zu wollen: Babyboomer 23 %, Gen X 21, Gen Y 25 %.

Gleiches gilt auch dafür, was eine Stelle attraktiv für Jobsuchende macht, nämlich, dass sie interessant sein soll. Das finden 62 % der Gen Y, 60 % der Babyboomes und immerhin auch noch 52 % der Gen X.

Warum der Diskurs so präsent bleibt

Nachdem verschiedene Studien angeführt wurden, um zu zeigen, dass die Arbeitseinstellungen der Generationen sich nicht allzu sehr voneinander unterscheiden und erwähnt wurde, dass dies auch der Tenor in der akademischen Forschung sei, stellen die Macher des Reports die nicht uninteressante Frage, wieso die allgemeine Faszination mit dem Thema nicht nur bestehen bleibt, sondern sogar noch wächst (zwischen 2013 und 2014 stiegen die Suchanfragen für den in den USA für die Gen Y geläufigen Term “Millennials“). Folgende Erklärungen werden angeboten:

  • die gründliche und kritische akademische Forschung hallt nicht in den Mainstream Medien wider
  • es gibt einige”reale” Unterschiede zwischen den Generationen. Aber eben nicht, wenn es um Arbeit geht (sondern eher um Religiosität, Diversität oder Häufigkeit von Ehen)
  • viele Leute identifizieren sich mit den Generationen, zu denen sie gezählt werden, zum Beispiel 58 % der Generation X und 40 % der Generation Y. Dies kann mit dem “Barnum-Effekt” begründet werden, der erklärt, wieso Menschen dazu neigen, sich mit vagen Persönlichkeitsbeschreibungen zu identifizieren (wie etwa bei Horoskopen).
  • häufig werden zu den Generalisierungen der Generationen Stereotype herangezogen, die es Menschen erleichtern andere schneller einordnen zu können. Stereotype stehen jedoch in unheiliger Verbindung zu Vorurteilen und auch Diskriminierungen.

Dass das Thema in den Medien präsent ist, schlägt sich auch in den Ansichten der Unternehmen wieder. Eine Befragung mit 2500 leitenden Angestellten ergab, dass 25 % von ihnen glauben, Konflikte zwischen den Generationen könnten eines der Top-Risiken für ihr Unternehmen werden.

Was besser funktionieren könnte

Im Report wird betont, dass man sich nicht dafür ausspreche, die Generationenforschung völlig auszusetzen. Stattdessen sollten andere Variablen, die den Arbeitsplatz betreffen, nicht vergessen werden. Es werden drei Vorschläge gemacht, wie es anders funktionieren könnte:

  1. Es mit anderer Gruppenbildung versuchen. 

In dieser Grafik geht es um Mitarbeiterengagement. Ein gängiges Vorurteil gegen die Generation Y lautet IBM zufolge, dass sich die Gen Y ihren Arbeitgebern gegenüber weniger verpflichtet fühlen würde. Die Grafik ist einmal nach Generationen, einmal nach Positionen aufgeschlüsselt. Während die Grafik kaum Unterschiede zwischen den Generationen zeigt, herrschen bei den verschiedenen Leveln große Diskrepanzen. Im Report heißt es dazu:

“Therefore, to better understand organizational commitment, grouping employees by management level makes more sense than grouping them by generation.”

2. Arbeitserfahrungen personalisieren 

Statt nur in großen Gruppen zu denken, ist es laut dem Report ratsam, den Fokus auch auf die Mikro-Ebene zu legen. Unterschiede zwischen Individuen sind demnach häufig um einiges größer (entsprechend der jeweiligen persönlichen Erfahrungen) als zwischen großen “anonymen” Gruppen. In Zeiten von People Analytics und Social Media können Daten dazu genutzt werden, den individuellen Ausprägungen der Mitarbeiter entgegenzukommen.

3. Auf Dinge konzentrieren, die beeinflussbar sind

Das Konzept der Generationen ist laut IBM für Unternehmen nur schwer in Handlungen und Maßnahmen umzusetzen. Stattdessen rät der Report dazu, spezielle Faktoren zu messen (z. B. Einflussfaktoren für die Verbesserung von Mitarbeiterengagement). So kann sich zeigen, dass solche Einflussfaktoren unabhängig von Alter (und Generation) sind:

Dies bedeutet, dass das Engagement sowohl bei den Generationen Y und  X als auch Babyboomern mit den gleichen Mitteln gefördert werden kann.

Fazit

Der Report verweist darauf, dass unbestreitbar mit jeder neuen Generation neue Skills, neue Tools und frische Ideen in ein Unternehmen kommen, die dem Status Quo zuwiderlaufen. Trotzdem bedeutet dies nicht automatisch, dass Werte, Erwartungen und Anforderungen sich grundlegend ändern müssen. Mit Blick auf die zuvor gegebenen Handlungstipps empfiehlt der Report, die Variablen, anhand derer Entscheidungen getroffen werden, klüger zu wählen.

Wir meinen: Dieser Report bringt einen wichtigen Punkt vor. So werden wir zwar mit Informationsmaterial über Generationen überschwemmt, doch es scheint ratsam, sich davon nicht allzu sehr beeindrucken zu lassen. Dennoch scheint die Argumentation im Report, es gäbe zwar “reale” Unterschiede zwischen den Generationen, nur eben im Berufsleben kaum, etwas gewagt.

Jan Kirchner, einer der Geschäftsführer der Wollmilchsau, meinte vor kurzem sinngemäß zu diesem Thema, dass sich Werte, Ansprüche und Erwartungen an das Arbeitsleben verschiedener Generationen (und damit auch Altersgruppen) unterscheiden, läge oft schlicht am Altersunterschied. Natürlich ist eine Gesellschaft immer im Wandel, aber ein Absolvent Mitte 20 hat auch immer andere Sorgen als eine berufstätige Mutter mit zwei Kindern und die wiederum andere als jemand, der kurz vor der Pensionierung steht. Erscheint offensichtlich, oder? – Trotzdem täten wir gut daran, uns das ab und zu ins Gedächtnis zurufen.

Der vollständige Report von IBM steht hier zum Download bereit.

[HTTP410] Sourcing Summit 2017 – Pioniere treffen und Tricks lernen!

Es ist inzwischen über acht Jahre her, dass Alex und ich angefangen haben uns mit dem zu beschäftigen, was wir heute Active Sourcing oder People Sourcing nennen – dem systematischen Auffinden und Ansprechen von Fach- und Führungskräften im Netz.

In unserem jugendlichen Leichtsinn dachten wir damals, es müsse ja ein Buch geben, das das Thema für junge wissbegierige Recruiter aufbereitet. Gab es nicht. Aber vielleicht finden wir ja ein Blog. Gab es auch nicht. Zumindest nicht auf deutsch. Na gut, dachten wir, dann müssen wir es wohl selber schreiben, das Blog und das Buch. Und so wurde das Wollmilchsau-Blog geboren und das Praxishandbuch für Online-Personalsuche, in dem wir die Suchlogik diverser Suchmaschinen und Social Media Plattformen und ihren Einsatz im Sourcing zum ersten Mal auf Deutsch erklärt haben [nicht mehr ganz up to date ;-)].

Inspiration und Methodik-Grundlagen dazu haben wir uns damals im englischsprachigen Netz geholt, wo seit 2007 rund um ein paar Geeks die weltweit erste Sourcing-Community entstanden war. Eine Reihe englischsprachiger Sourcing-Artikel müsste es aus der Zeit auch noch irgendwo geben. Mit dabei waren damals u.a. Irina Shamaeva, Glen Cathey und Jim Stroud. In den Folgejahren haben wir uns dann zwar vom Sourcing immer mehr dem Personalmarketing zugewandt, aber wir haben uns trotzdem riesig gefreut, als 2013 der Sourcing Summit nach Europa kam und wir die Pioniere in Amsterdam endlich persönlich treffen konnten [mit Bier ist ja doch irgendwie netter als online ;-)].

Warum ich Euch das alles erzähle? Nicht aus Sentimentalität, sondern weil der Sourcing Summit am 18. und 19. Mai in Mainz zum ersten Mal in Deutschland stattfindet und Ihr da die internationalen und die deutschen Sourcing-Pioniere persönlich treffen und von ihnen lernen könnt.

Wir verlosen ein Ticket zum Sourcing Summit in Mainz! [ACHTUNG: Das Gewinnspiel ist beendet.]

Teilt einfach diesen Facebook-Post und schon seid ihr im Lostopf drin:

Bis zum 06. April 2017 könnt Ihr teilnehmen, indem Ihr den Post bei Facebook teilt. Nächste Woche Donnerstag wird dann der glückliche Gewinner ausgelost und bekannt gegeben. Anfahrtskosten und Unterkunft sind im Ticketgewinn NICHT inbegriffen.

Und weil ich die Ehre habe, dieses Pionier-Event zu moderieren, habe ich außerdem noch einen Invite-Code für Euch rausgeschlagen, mit dem Ihr die nächsten 10 Tage 50€ Nachlass auf den Ticketpreis bekommt. Gebt dazu bei der Buchung einfach den Invitecode JANROCKS17 an.

Tickets buchen könnt Ihr hier und falls Ihr immer noch nicht überzeugt seid, auch vorher die Agenda der #SoSuDe checken.

Ich freue mich, Euch da zu sehen und gemeinsam mit Euch zwei tolle Konferenztage voller Erfahrungsaustausch, Netzwerken und der größten Sourcer-Party Deutschlands zu erleben!

Jetzt Tickets für den Sourcing Summit sichern!

Gastartikel: Was heißt Digitalisierung in der HR-Praxis?

Eine Anleitung für kleine und mittlere Firmen

Digitalisierung ist das neue Buzzword und zwar auch in so menschelnden Feldern wie dem Personalmanagement, wo man eigentlich eher Feelgoodmanager und Führungskräfte-Coaching mag. Möglichkeiten der Digitalisierung und Automatisierung werden heute in allen Berufsfeldern diskutiert. Etwas jedoch ist besonders an diesen Buzzwords – anders als Burnout oder Work-Life-Balance werden uns Automatisierung und Digitalisierung auch im HR als dauerhafte Phänomene erhalten bleiben. Arbeitsbereiche wie Rechts- oder Personalabteilungen tun sich noch immer schwer mit einer Modernisierung, die in anderen Bereichen wie Logistik oder Marketing schon weit fortgeschritten sind.

Immer wieder habe ich beobachtet, wie sich intelligente Kollegen in den Personalabteilungen von jungen und modernen Technologieunternehmen täglich damit beschäftigen, Dokumente zu erstellen, umständlich Daten zu kopieren, ungenaue Reportings zu produzieren und mit den immergleichen Auskünften zu den E-Mail-Fluten im Unternehmen beizutragen. Erstens ist das doch keine Arbeit, die unserem Bildungsniveau gerecht wird und uns erfüllt. Zweitens ist dann auch klar, dass es zu der immer wieder zurecht geforderten Wertschöpfung durch diese Abteilungen im Unternehmen nicht kommen kann.

Die Herausforderung für solche Unternehmen ist freilich, dass sie nicht einfach Geld und Ressourcen auf diese Probleme schmeißen können und sich etwa so ein umfänglich automatisierbares System wie Workday für Support und People Analytics hinstellen können, das dann wiederum eigens angestellte Mitarbeiter zu Einrichtung und Pflege benötigt. Die Unternehmen, von denen ich rede, haben zwischen 50 und 500 Mitarbeiter, deren Stammdaten sie bis eben noch in Excel-Tabellen gepflegt haben. Welche ersten Schritte der Automatisierung kann HR in so einer Firma tun, um allen Mitarbeitern einen zeitgemäßen Service zu leisten und sich selbst zu entlasten, um endlich vernünftige Arbeit zu machen?

Projektübersicht

Zusammen mit zwei Kollegen habe ich in einem Tech-Startup von 400 Mitarbeitern den internen Support und das Personal-Reporting auf Self-Service umgestellt und weitestgehend automatisiert. Das Projekt hat 6 Monate rund 80% eines eigens eingestellten Entwicklers und ca. 10% eines Projektmanagers in Anspruch genommen. Weiterhin wurden ca. 10 Stunden auf die Erstellung von Hilfe-Content verwandt. Weitere Kosten mussten nicht aufgewandt werden, da alle Tools bereits durch verschiedene Teams im Unternehmen genutzt und lediglich auf intelligente Weise gekoppelt wurden.

Gastartikel: Was heißt Digitalisierung in der HR-Praxis - Grafik
Quelle: Gilbert Dietrich

Die einzelnen Schritte

1. Konzept für die Support- und Reporting-Plattform

Ich komme ursprünglich aus dem Nutzer- und Kunden-Support, wo automatisierte Lösungen zur Selbsthilfe mit Anleitungen in Help Centern und personalisierte Hilfe über Ticketsysteme genauso an der Tagesordnung sind, wie detaillierte Analysen der Nutzergruppen und deren Verhalten. Angelehnt daran haben wir ein internes Help Center mit Artikeln zu allen relevanten internen Prozessen vom Onboarding über Feedback, Beförderungen, Benefits bis hin zum Offboarding konzipiert, um Mitarbeitern eine schnelle Hilfe zu solchen How-To-Themen zu bieten, bei denen keine individualisierten Antworten nötig sind.

Eingebettet in dieses Hilfe-Center sind Kontakt-Formulare, ein Dokumenten-Center und eine Schnittstelle für Änderungen von Stammdaten der Mitarbeiter. Die Kontaktformulare auf jeder Seite des Hilfe-Centers sind an ein Ticketsystem angebunden. Vorteil eines solchen Systems ist, dass Anfragen der Mitarbeiter nicht in persönlichen E-Mail-Konten landen, dass die Anfragen nach Thema und Herkunft kategorisier- und reportbar sind und dass die Antworten über das Ticketsystem anhand von Schlagworten automatisierbar sind. In einer Weiterentwicklung wird ein Chat-System mit Bots eingebunden, sodass bei geeigneten Fragen auf Tickets auch ganz verzichtet werden kann. Das Dokumenten-Center soll über eine Schnittstelle zum HR Informationssystem (HRIS) von Mitarbeitern benötigte Dokumente wie z.B. Kopien der persönlichen Gehaltsabrechnung, Arbeitgeberbestätigungen oder Nebentätigkeitsbescheinigungen auf Knopfdruck erstellen. Die Vorlagen dazu sind über Google Drive angebunden und die Daten werden über eine API des HRIS eingespeist. Über die Schnittstelle für Änderungen von Stammdaten können Manager das HRIS über Änderungen wie z.B. neue Teilzeit ihrer Mitarbeiter, Titeländerungen oder Teamwechsel aktualisieren.

Parallel zu dieser Support-Lösung haben wir die Möglichkeit genutzt, die im HRIS und ATS ohnehin bereitstehenden Daten zu Mitarbeitern und Kandidaten anonymisiert über ein Dashboard (z.B. Tableau) zu visualisieren. Der Vorteil dabei ist, dass einmal korrekt konfigurierte Reports für jeden im Unternehmen zugänglich werden und fehlerfrei und ohne weiteren Arbeitsaufwand aktualisiert werden können. Für uns sind das im ersten Schritt Daten zur Mitarbeiterzahl, zur Verweildauer im Unternehmen oder Diversity- und Recruiting-Reports. All diese Daten können nach verschiedenen Dimensionen wie Geschlecht, Hierarchie, Standort, Teams und so weiter ausgewertet werden. Wer Personalentwicklungen quantifizieren kann, weiß auch, wo Handlungsbedarf ist und kann Ressourcen bei der Geschäftsführung locker machen.

Das Testen am Nutzer im Fortschritt des Projekts war ein enorm wichtiger Bestandteil unseres Vorhabens. Nichts ist schlimmer, als monatelang an einem Projekt gearbeitet zu haben, um dann hinterher herauszufinden, dass die “Kunden” es nicht nutzen wollen oder können. Zum Ende des Projekts wird außerdem die Einführung der Plattform enorm wichtig. Wir haben von Blogposts über Beacon-Screens, Präsentationen und Tutorials verschiedene Kanäle genutzt, um unseren Mitarbeitern die neue Plattform schmackhaft zu machen. Der Vorteil einer Support-Plattform ist außerdem, dass sie selbst ihr bester Werbekanal ist. Man kann aus den automatisierten E-Mails immer wieder auf die richtigen Hilfeartikel im Intranet hinweisen und die Annahme der Plattform bestens messen.

2. Infrastrukturelle Voraussetzungen

Die wichtigste Voraussetzung ist, sich von Excel und ähnlich simplen Datenspeichern für Stamm- und Recruitingdaten zu verabschieden. Jeder anspruchsvolle Personaler sollte sich weigern, mit solchen rudimentären Werkzeugen im administrativen Urschleim zu verharren. Stattdessen benötigt man ein simples, kostengünstiges und Cloud basiertes HR Informationssystem wie z.B. BambooHR und ein Applicant Tracking System (ATS), wenn es nicht bereits im HRIS enthalten ist. Weiterhin sollte man sich interne Lizenzen für ein Ticketsystem besorgen, das andere Teams wie Customer Care ohnehin extern benutzen. Wir benötigen zudem eine Content-Plattform wie etwa Confluence (in technischen Teams meistens ohnehin genutzt), wo die Selbsthilfe-Artikel zugänglich sind und Dokumenten-Templates gespeichert werden (wir nutzen zusätzlich Google Drive mit seinen offenen Schnittstellen und Scripts).

3. Projektressourcen

HR muss analytisch und technisch kompetenter werden, um den zeitgemäßen Ansprüchen von Mitarbeitern und Geschäftsführung gerecht zu werden. Ohne diese Fähigkeiten ist eine Mitsprache und Einflussnahme auf Augenhöhe im Unternehmen nicht möglich. Die erforderliche technische Kompetenz ist jedoch kaum durch Training vorhandener HR-Mitarbeiter allein herstellbar, denn es geht hier durchaus um technische Expertise, die man typischerweise in IT und Software Development findet. Auch ist es in der Regel keine gute Strategie, diese Expertise aus den technischen Abteilungen im Unternehmen anzufragen. Denn bei aller kollegialen Liebe und Bereitschaft zur Hilfe untereinander, werden HR-Projekte für firmeninterne Entwickler in ihrer Priorität nie mit kunden- oder nutzerseitigen Projekten konkurrieren können. Das Ergebnis eines solchen internen Bemühens ist in der Regel ein enthusiastischer Projekt-Kick-Off gefolgt von einem schleppenden Anlaufen und dem baldigem “Pausieren” des Projekts im Angesicht der unternehmerischen Prioritäten.

Aus diesen Gründen haben wir uns entschlossen, eine offene HR-Stelle mit einem Entwickler anstatt mit einem HRler zu besetzen. Auf diese Weise war das Projekt auch technisch in unserer Verantwortung, zeitlich durch uns zu steuern und nicht mehr abhängig von Ressourcen und Prioritäten, die außerhalb unserer Kontrolle lagen. Ein weiterer und klarer Vorteil ist, dass man damit technisches Know-How in sein HR-Team einträgt und einen Sinneswandel weg vom Administrativen hin zu technischen und analytischen Fähigkeiten vorantreibt. Wir können als HR nur “zukunftsfähig” werden, indem wir die nötigen “Skills” auch wirklich aufbauen.

Ergebnis

Mit unserer automatisierten Support- und Reportingplattform haben wir zum einen erreicht, den internen HR-Support für die Mitarbeiter über Hilfe-Seiten im Intranet und ein angeschlossenes Ticket-System weitestgehend auf Selbst-Hilfe umzustellen und z.B. bei der Dokumentenerstellung und Beantwortung von Fragen zu automatisieren. Erste Reports zeigen uns, dass wir etwa 80% der zuvor beantworteten E-Mail-Anfragen nun durch Selbsthilfe oder automatisierte Antworten bedienen können. Frei werdende Arbeitszeit kann somit für die wirklich kritischen und individuellen 20% der Anfragen und für wertschöpfende Arbeit etwa im Talentmanagement oder der Personalentwicklung genutzt werden.

Wir haben unseren Mitarbeitern geholfen, sich selbst zu helfen, anstatt einhergehend mit langen Wartezeiten auf knappe HR-Ressourcen angewiesen zu sein. Mitarbeiter haben nun zum einen ein modernes Support-Erlebnis, das sie aus dem Internet ohnehin gewohnt sind und das ich für einen attraktiven Arbeitgeber unentbehrlich finde. Zum anderen sind Mitarbeiter nicht mehr abhängig von individuellen Auskünften und Verfügbarkeiten im HR-Team, sondern haben einen direkten Zugang zu alle Ressourcen, um Auskünfte und Dokumenten dann zu erhalten, wenn sie es brauchen und ihre Daten an uns dann zu übermitteln, wenn es wichtig ist. Die Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter steigt und HR wird nicht mehr als Admin-Team wahrgenommen, das mit dem Volumen der Anfragen kämpft, sondern als ein wertschöpfendes Team unter anderen. Das Feedback sowohl aus der Geschäftsführung als auch von den Nutzern der Plattform war deutlich positiv.

Außerdem haben wir unser HR-Reporting zu Headcount, Attrition und Diversity über einfache Schnittstellen automatisiert. Im Ergebnis hat das die Arbeitszeit für regelmäßige Reports fast ganz eliminiert, Fehler durch händisches Erstellen der Reports eliminiert, den Übergang zu People Analytics ermöglicht und jegliches Personalreporting in der Firma für Mitarbeiter und Manager über ein Dashboard transparent gemacht. Die freiwerdende Zeit kann nun für gründliche Sonderreports und für die ersten Schritte einer wirklichen People Analytics genutzt werden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass viele kleinere Firmen und Start-Ups sich keine großen HRIS-, Support- und Reporting-Lösungen leisten können und es ganz verständlich ist, dass sie ihre finanziellen Ressourcen auf ihr Kerngeschäft richten. Trotzdem muss eine HR-Abteilung in Sachen Digitalisierung und Modernität nicht hinter anderen Teams im Unternehmen hinterherhinken. Mit unserer Lösung können bereits im Unternehmen vorhandene Tools so verbunden werden, dass weder teure Komplettlösungen gekauft noch eigene Tools entwickelt werden müssen. Die dadurch erreichten Synergie-Effekte machen die mehrmonatige Entwicklung zu einer guten Investition (vergl. auch die ebenfalls mehrmonatige und teure Einführung von Komplettsystemen).

Unsere simplen Projektschritte (Definition und Design vom Nutzer her, Nutzer-Tests und Change Management) haben das Projekt zusammen mit dem Einstellen einer eigenen Entwickler-Ressource (Unabhängigkeit von anderen Entwicklungsteams) zu einem großen Erfolg gemacht.

Der ewige Kreislauf: Workflow für erfolgreiches Recruiting

Unser Unternehmen “Wollmilchsau” besteht schon eine ganze Weile. Trotzdem ist die häufigste Frage: “Was macht eigentlich die Wollmilchsau?” Deshalb wollen wir für Aufklärung sorgen und erklären, was uns antreibt.

Der Recruiting Kreislauf

Unsere Mission besteht darin, Arbeitgeber und Arbeitnehmer einfacher, schneller und “passender” zusammenzubringen. Dabei arbeiten wir aus der Überzeugung heraus, dass modernes und erfolgreiches Recruiting eine Mischung aus Online-Ansprache und Offline-Begegnungen ist.

Im Zentrum steht dabei die Karriereseite als zentraler “Hub”. Sie ist der einzige Ort, an dem Arbeitgeber die volle Hoheit über die Darstellung ihrer Arbeitgeberpositionierung (Employer Value Proposition) haben und die Schnittstelle zum Bewerbermanagement, dem natürlichen ersten Abschlusspunkt aller Bewerberkontakte.

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Alle weiteren Plattformen, gleich ob Jobsuchmaschinen, Jobbörsen, Social Media Dienste wie Facebook, Xing, LinkedIn oder Webforen sowie Ad- und Displaykampagnen fungieren als Zubringer zur Ansprache von potenziellen Bewerbern, mit dem Ziel, sie auf dem kürzesten Weg auf die Karriereseite zu leiten und möglichst schnell in Bewerbungen zu verwandeln.

Wollmilchsau Portfolio

Aus dieser Sichtweise leitet sich auch unser Portfolio her:

Employer Branding

Die strategische Arbeitgeberpositionierung dient als inhaltliche Basis für das HR-Kreativkonzept (praktisches Employer Branding) und beide zusammen bilden die inhaltliche Grundlage für die fundierte und authentische Selbstdarstellung auf der Karriereseite.

Karriereseiten

Karriereseiten müssen Bewerbern einen schnellen und einfachen Zugang zu den gesuchten Informationen und eine positive Candidate Experience bieten. Gleichzeitig müssen sie die Prozessbedürfnisse der Recruiter berücksichtigen (bestmögliche Usability beider Zielgruppen).

Vom Aufbau her sollten Karriereseiten nach der aus dem Onlinemarketing stammenden Trichterlogik (“Funnel” ist vielen unserer Kunden nicht geläufig) aufgebaut sein. Ihr “Prozessziel” ist die effektive Umwandlung von potenziellen in wirkliche Bewerber. Inhaltlich fungieren sie als Filter, der die fachliche und kulturelle Passung der Bewerbungen verbessern kann.

Dabei sind viele konzeptionelle und technische Einzelheiten zu berücksichtigen. Das individuelle Anforderungsprofil des Kunden ermitteln wir in einem Karriereseiten-Workshop.

Personalmarketing/ Jobspreader

auch die beste Karriereseite kann ohne die nötige Reichweite nicht effektiv rekrutieren. Hier setzt der Jobspreader an, der die Stellen unserer Kunden vollautomatisch an Jobsuchmaschinen und bei Bedarf an weitere Performance-Marketing Kanäle (Google AdWords, Facebook-Ads) übermittelt und den Kunden im Ergebnis die benötigte bzw. gewünschte Zahl potenzieller Bewerber auf die Karriereseite liefert.

HR Analytics

zeigen auf, welche Kanäle wie viele Zugriffe und Bewerbungen bringen und stellen sicher, das Budgets effektiv genutzt werden. Wir versorgen die Kunden mit Dashboards und Handlungsempfehlungen und der Zyklus beginnt von vorn ?.

Workshops

Mit unseren Workshops vernetzen wir das ganze System. Wir helfen den optimalen Einstiegspunkt in den Kreislauf zu finden, vertiefen konkrete Themenfelder und entwickeln gemeinsam Strategien und Konzepte für Euren Recruiting Erfolg.

Voilà. Eigentlich ganz einfach. Falls Ihr jemanden kennt, der nicht weiß, was die Wollmilchsau macht, es aber unbedingt wissen sollte, leitet den Artikel gerne weiter. Er/Sie kann uns gerne jederzeit ansprechen. Wir sind witzig, haben Spaß an diesem Recruiting-Zeugs und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Euch.

[HTTP410] Cognitive HR: Wie IBM sich die neue HR-Welt vorstellt

IBM ist aktuell (zumindest gefühlt) DER Vorreiter im Bereich “Cognitive Computing”. Einfach gesagt handelt es sich dabei um den alltagstauglichen Einsatz künstlicher Intelligenz. Viele von Euch werden die fröhlichen Videos kennen, die von intelligenten Städten, innovativen Blumenverkäufern und vom interaktiven Sesam-Strassen Unterricht für Kinder handeln.

Der Konzern denkt langfristig und positioniert sich gewissenhaft und rechtzeitig für die neue Ära, in der intelligente Systeme nach und nach weite Teile unseres Lebens einnehmen/bereichern sollen. Und während einige von Euch weiterhin an dem Glauben festhalten, dass der Mensch unersetzbar ist, wird woanders fleißig weiter an der Gegenthese geforscht und entwickelt.

So auch im Bereich HR. Jawohl. Wenn die Stunde des “Roboter-Recruites” (Ihr erinnert Euch sicher an die kontroverse Diskussion) endgültig geschlagen hat, möchte IBM ganz vorne dabei sein. Dieser Plan nimmt langsam eine konkretere Gestalt an und ist in dem ganz frischen Whitepaper “How cognitive computing will transform HR and the employee experience” nachzulesen. Darin sondiert das Unternehmen das Feld für den Vormarsch von “Cognitive HR” im Rahmen einer groß angelegten Umfrage.

Die Untersuchung kommt zum Ergebnis, dass insbesondere die Bereiche Talent acquisition and onboardingTalent development und HR operations vom Einsatz künstlicher Intelligenz profitieren können. Besonders spannend auf dem Weg zu dem Ergebnis empfinde ich die meiner Meinung nach zentrale Fragestellung:

Does human resources advice need to come from humans?  

Hier wurden die folgenden Szenarien formuliert und geprüft, inwieweit sich Mitarbeiter in HR-Fragen von einer Maschine anleiten lassen würden.

Es wurde untersucht, ob die Befragten nach dem Rat eines Menschen oder einer Maschine eine identische Entscheidung treffen, von wem sie sich besser informiert/beraten fühlen und wem sie mehr vertrauen. Im Ergebnis gab es keinen Bereich, in dem der Pro-Maschine Stimmenanteil bei unter 50% lag.

In Sachen Konsistenz der Entscheidungen ging es  60% zu 56% zu Gunsten der Menschen aus. Bei der Vollständigkeit der Informationen  68% zu 64% zu Gunsten der Maschine. Im Fall von Vertrauenswürdigkeit (z. B. bei der Entscheidung bzgl. Urlaubsantrags) lagen die Maschinen mit 58% zu 54% vorne. Lediglich bei der Frage, an wen man sich im Wiederholungsfall am liebsten wenden würden, haben die gewohnten Methoden (Mensch) mit etwas mehr Abstand bei 71% zu 62% besser abgeschnitten.

Eine recht knappe Nummer für die Menschen. Oder, um eine Antwort auf die eingangs gestellte Frage zu geben, nein, HR kann auch ohne Menschen… Die HR-Welt ist bereit für die schlauen Maschinen, resümiert IBM natürlich nicht ganz uneigennützig. Und hat damit meiner Meinung nach Recht.

Cognitive Recruiting

Neben dieser allgemeinen Erkenntnis ist der für mich besonders interessante Part natürlich “Talent Acquisition”. Wir sind ja schließlich im “War for Talents”. Und siehe da, hier ist alles verbesserungswürdig und verbesserungsfähig, von Employer Branding bis Onboarding, wenn man der Untersuchung glauben mag.

“Traditional” Recruiting war gestern – “Cognitive Recruiting” kommt ab heute.

Das “Bauchgefühl” (freie Übersetzung von “Best Guess”) der Recruiter als Problem sowie ihre aktuelle Überforderung werden kurz thematisiert. Zu Recht. Die künstliche Intelligenz kommt als die perfekte Lösung aller Probleme daher.

Consider the role of recruiters today. These individuals are constantly juggling multiple tasks, including managing job requisitions from hiring managers, posting jobs online and with agencies, and identifying passive candidates using social media. They are often required to make a “best guess” when balancing short-term job matching and long-term organizational fit. Supported by cognitive solutions, however, recruiters become marketing strategists and relationship managers who focus efforts on priority job requisitions, optimizing the time to fill critical positions. With cognitive capabilities, candidates from new talent pools can be assessed for fit and skills much more rapidly, allowing recruiters to identify the most qualified candidates. Cognitive solutions can also help organizations leverage the latest social media trend data to assess the employer brand and make changes designed to attract top talent.

Hört sich super an. Aber wie funktioniert das im Detail?! Wie setzt man als Mittelständler so ein proaktives Maschinen gestütztes Employer Branding um? An dieser besonders für mich spannenden Stelle lässt die Studie leider etwas an Substanz vermissen. Ein paar mehr konkrete Untersuchungen und Details würden die Idee etwas glaubhafter verkaufen.

Zum Glück sind im Whitepaper zumindest ein paar kleine echte und ausgedachte Cases verteilt. Diese helfen gerade Einsteigern in dieses Thema, eine erste Vorstellung zu entwickeln, was heute schon denkbar und auch in der Praxis umsetzbar ist. Und vielleicht ist das für den Augenblick auch völlig ausreichend. In dem folgenden Beispiel konnte man mit Cognitive Recruiting den Recruitern eines japanischen Personaldienstleisters bei der Besetzung ihrer Vakanzen erfolgreich unter die Arme greifen.

So kann’s laufen. Schöne neue Welt. Oder?

Dieses Whitepaper ist insgesamt durchaus zu empfehlen, wenn man sich einen Überblick verschaffen möchte, wohin die Reise geht und sich schon mal drauf einstellen möchte. Echte Roboter-Recruiting Fans werden vermutlich nicht sehr viel Neues erfahren, außer der Bestätigung, dass die eigenen Prognosen bzgl. der Veränderung der HR-Welt evtl. schneller eintreffen könnten als gedacht. Ansonsten gibt es für alle ein paar Tipps, wie man in das Thema praktisch einsteigen sollte.

Mit positiven Erfahrungen bei der Arbeit zu mehr Mitarbeitermotivation

Kurz vor Weihnachten widmen wir uns einer Frage, über die sich wohl der ein oder andere Vorgesetzte schon häufiger den Kopf zerbrochen hat, nämlich: Wie können Unternehmen die Mitarbeitermotivation steigern? Wir haben leider keine magische Pille erfunden, die Abhilfe leisten kann – aber dafür eine Studie aus dem Hause IBM entdeckt, die ein paar gute Ideen beizusteuern hat, die wir noch gerne mit Euch teilen möchten, bevor wir uns ins weihnachtliche Fresskoma verabschieden.

Die Studie “The Employee Experience Index – A new global measure of a human workplace and it’s impact” verschiebt den Fokus von “Wie komme ich an engagierte Mitarbeiter?” darauf, was auf Arbeitgeberseite wichtig ist. Es geht darum, was Mitarbeiter in einem Unternehmen in ihrem Arbeitsalltag für Erfahrungen machen sollen, damit sie motiviert und engagiert sind. Positive Erfahrungen ergeben positive Wirkungen für das Unternehmen. Eigentlich eine einfache Rechnung, oder?

Aufgebaut ist das Ganze wie folgt: Das Forscher-Team hat weltweit 23.000 Arbeitnehmer befragt und anhand der Ergebnisse einen Index erstellt, der sich explizit auf fünf Dimensionen von positiven Mitarbeitererfahrungen am Arbeitsplatz bezieht. Diese sind:

  1. Belonging: Ein Gefühl von Zughörigkeit, das sich auf ein Team, eine Gruppe oder eine Organisation (oder ein Unternehmen) beziehen kann
  2. Purpose: Das Wissen, dass und wieso die eigene Arbeit von Bedeutung ist
  3. Achievement: Ein Sinn für die Leistung im Bezug auf die Arbeit, die erbracht wird
  4. Happiness: Ein gutes Gefühl, das sich rund um das Thema Arbeit einstellt
  5. Vigor: Die Präsenz von Energie, Enthusiasmus und (positiv besetzter) Aufregung bei der Arbeit

Passend zu diesem Satz an positiven Erfahrungen, die Mitarbeiter idealerweise bei der Arbeit machen sollten, gibt es auf Unternehmensseite “Praktiken”, die diese Erfahrungen fördern oder überhaupt erst ermöglichen. Die folgende Grafik zeigt die unternehmerischen Praktiken, die Mitarbeitererfahrungen und die Ergebnisse, die aus diesem Zusammenspiel resultieren:

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Quelle: IBM Smarter Worforce Institute: The Employee Experience Index – A new global measure of a human workplace and it’s impact”

In der Grafik werden Zusammenhänge gezeigt und welche “Human Workplace Practices” wichtig sind. Zum besseren Verständnis noch eine kurze Erläuterung der Bedeutung der Praktiken im Sinne der Studie:

  • Organizational trust: Mitarbeiter vertrauen ihrer Organisation / ihrem Unternehmen darin, dass diese /dieses verantwortungsvoll und mit Integrität handelt, in allen Belangen, die Stakeholder (und damit auch die Arbeitnehmer) betreffen.
  • Coworker relationships: Gute Beziehungen zwischen Kollegen sind ein Dreh-und Angelpunkt, wenn es um Mitarbeiterzufriedenheit und positive Erfahrungen geht.
  • Meaningful work: Die Arbeit soll in dem Sinne bedeutungsvoll sein, dass sie die Fähigkeiten und Talente der Arbeitnehmer voll ausschöpft und möglichst einer “guten Sache” dient, zumindest aber geteilten Werten entspricht.
  • Recognition, feedback and growth: Anerkennung der geleisteten Arbeit, Feedback und die Möglichkeiten zur professionellen Weiterentwicklung.
  • Empowerment and voice:  Ermächtigung (im Sinne von Übertragung von Verantwortung und Erhöhung der Autonomie und Selbstbestimmung) und Stimme (in dem Sinne, dass alle Mitarbeiter die Chance haben gehört zu werden) sind sehr individuelle Faktoren, die ebenfalls gute Erfahrungen ausmachen.
  • Work-Life-Balance: Ein Zusammenspiel zwischen Arbeits- und Privatleben, das Raum für Familie und Freizeitaktivitäten lässt.

Die Studie ergab, dass das Durchführen dieser Praktiken bzw. dieser Ansätze die in der Grafik genannten Ergebnisse – work performance, discretionary effort und retention – positiv beeinflusst und verstärkt. Angelegt und angeregt werden müssen diese Praktiken oder Ansätze in den Führungsetagen. Der Ton macht die Musik.

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Ergebnis: Mitarbeitermotivation steigern

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Quelle: IBM Smarter Worforce Institute: The Employee Experience Index – A new global measure of a human workplace and it’s impact”

Die Ergebnisse der Studie zeigen: Mitarbeiter, die die zuvor beschriebenen positiven Erfahrungen machen, zeigen eine höhere Performance, geben sich mehr Mühe und bleiben länger bei ihrem Arbeitgeber.

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Quelle: IBM Smarter Worforce Institute: The Employee Experience Index – A new global measure of a human workplace and it’s impact”

Die Studie legt nahe, dass es nicht unbedingt eine Frage der großzügigen Verteilung immaterieller Goodies oder Erhöhung der Vergütung ist, wenn Unternehmen die Mitarbeitermotivation steigern wollen. Weder Gehalt noch Obstkorb spielen in der Studie eine Rolle. Es geht vor allem um das Arbeitsklima.

84% der Studienteilnehmer, die angaben, dass ihre Ideen und Vorschläge Gehör fänden, gaben an, eine positive Arbeitserfahrung zu empfinden. Dem gegenüber stehen nur 34% Befragte, die es okay finden, wenn dem nicht so ist. Beispiele wie diese gibt es noch einige in der Studie.

Des Pudels Kern ist, welche Signale und Praktiken der Bereich Leadership aussendet und ausübt. Vor allem wenn es um Anerkennung und Feedback aber auch um Empowerment und die Chance geht, gehört zu werden, sind Führungskräfte gefragt.

Tschüss, bis zum nächsten Jahr

Das Wollmilchsau Team verabschiedet sich für dieses Jahr und möchte sich bei Euch für Euer Interesse bedanken! Wir wünschen allen frohe Weihnachten und natürlich einen guten Start ins neue Jahr – bis in zwei Wochen!

hohoho