[HTTP410] Was das Employer Branding von Star Trek über Storytelling lernen kann

Tobi hat vorgestern anhand einer Studie dargelegt, dass Studenten von Arbeitgebern im Social Web skandalöserweise mehr erwarten, als Fotos von glücklichen Menschen. Sie wollen nämlich auch wissen, was die Mitarbeiter so glücklich macht. Ob es das sozial verantwortungsvolle Handeln des Arbeitgebers ist, seine hochwertigen Produkte und Dienstleistungen oder der Innovationsbeitrag, den das Unternehmen leistet.

Grafik über erwartete Arbeitgeberinfo aus sozialen Medien

Nun ist es erfreulicherweise ja so, dass wir in Deutschland tausende von Unternehmen haben, die jedes auf seine Weise, einen wertvollen Beitrag zu diesem Land leisten. Die Substanz zur Bedienung des Informationswunsches der angehenden Mitarbeiter ist also vorhanden. Das Problem liegt meiner Erfahrung nach eher darin, dass viele Organisationen sich unheimlich schwer damit tun, den aus ihrem Dasein für Mitarbeiter und Gesellschaft entstehenden Mehrwert zu kommunizieren. Ob das daran liegt, das an der Entwicklung von Arbeitgebermarken noch zu viele Ressortspezialisten und zu wenig “normale” Mitarbeiter beteiligt sind und deshalb niemand das große Ganze sieht, oder ob es daran liegt, dass die HR-Kommunikation ein junges Feld mit zu wenig Manpower und zu wenig fachlichen finanziellen Ressourcen ist, mag jeder für sich oder sein Unternehmen entscheiden.

Mich bewegt vielmehr die Frage, wie man seine Arbeitgebermarke, wenn man sie kennt, authentisch aber fesselnd aufbereitet. Und zwar möglichst einfach. Denn nicht jeder hat das Budget für eine Kommunikationsberatung oder dieses Budget ist gerade für eine Werbeagentur draufgegangen, die viele bunte Bilder aber keine solide Geschichte gestrickt hat und nun müsst ihr sehen, wie ihr bis zur nächsten Budgetrunde klar kommt. Aber Hilfe naht, denn ich bin auf meiner Suche der ultimativen Blaupause für das Storytelling von Arbeitgebermarken ein großes Stück näher gekommen. Auf meinen Studienreisen durch die Tiefen des Webs traf ich vor Kurzem auf den Storytelling-Enthusiasten James R. Harris, der dank Aristoteles und Star Trek eine wunderbar praktikable Lösung fand. Und was dem Verstand eines der größten Philosophen und Dichtungstheoretikers entsprungen ist und Hollywoods Brieftasche gefüllt hat, wird mit dem richtigen Fingerspitzengefühl auch dem Employer Branding zu Gute kommen. Laut Harris, folgen alle erfolgreichen Erzählungen im Kern der jahrtausendealten Drei-Akt-Struktur:

storytelling

Im ersten Akt entfaltet sich das Abenteuer und die Beteiligten werden eingeführt (= Euer Unternehmen). Im zweiten Akt, entfaltet sich das Abenteuer und steuert auf eine Krise zu (= der Unternehmenszweck und der nachgelagerte -Sinn), die nur der Held (= die zukünftigen Mitarbeiter) lösen kann und im dritten Akt löst der Held das Problem (= Karriere der zukünftigen Mitarbeiter).

Was das ganze mit Star Trek zu tun hat? Das seht Ihr in dieser exzellenten Slideshow, in der James Harris seine These anhand von Star Trek nachweist. Wem das nicht genügt, dem zeigt sein kurzes Ebook anhand von Star Wars, Matrix und Wall-E weitere Beispiele dieser einfach zu implementierenden Erzählstruktur auf. Viel Spaß beim Schreiben Eurer Arbeitgebermarken-Saga!

Arbeitgebermarken in Social Media: Weniger glückliche Menschen, mehr Information!

Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Universität Liechtenstein eine kleine Studie zum Employer Branding in sozialen Medien. Teil nahmen 214 Studierende der Uni Liechtenstein und der Fachhochschule Vorarlberg.

Sehr “vernünftig” ist zunächst mal die Auswahl der Netzwerke, auf denen Studenten nach Informationen über Arbeitgeber suchen: YouTube steht an erster Stelle, gefolgt von Facebook und Wikis. Blogs folgen dann nach XING auf Platz fünf; ob hier von Corporate- oder privaten Blogs die Rede ist, konnte ich nicht erkennen. Sollten es Corporate-Blogs sein, so sind diese ja inzwischen oft Bestandteil der Unternehmens-Webseite (die allerdings wegen dem Fokus auf soziale Medien in der Auswertung nicht mit aufgeführt sind). Google+, LinkedIn und Twitter teilen sich die hinteren Plätze.

Grundsätzlich stehen Unternehmens-Webseite und persönliche Kontakte aber in der Gunst der Studierenden ganz oben, wenn es darum geht, nach einem Arbeitgeber Ausschau zu halten. Alle anderen Medien wie Print, Social Media oder TV werden nachrangig behandelt. Hier stellt sich für uns natürlich die Frage, wie bewusst sich der Kandidat informiert: Auch wenn das Fernsehen bei den befragten Gruppen auf dem letzten Platz landete, so kann es natürlich sehr gut sein, dass sie dort passiv ganz entscheidende und meinungsbildende Informationen bekommen.

Sehr spannend fand ich den Vergleich zwischen den gewünschten Benefits auf der einen, den in Social Media kommunizierten auf der anderen Seite:

Arbeitgeberinformation

Siehe da: Hat die Zielgruppe etwa die Nase voll von den Vorzeige-Mitarbeitern, die einem aus stilvollen Büros glücklich entgegenlächeln? Keine illustrierten Karriereleitern mehr, in einer Zeit, in der viele ihre nächsten Karriereschritte eh mit einem Firmenwechsel verbinden? Kann ich gut nachvollziehen: Gewünscht sind Infos zu CSR und den Produkten/Dienstleistungen eines Unternehmens, zu den Innovationspotentialen und Qualitätsmerkmalen. Kurz: Das was ein attraktives Unternehmen ausmacht für die, die dort wirklich etwas bewegen und nicht nur entspannt Zeit in schönen Büros verbringen wollen. Das, was Unternehmen im Kern von anderen unterscheidet. Womit wir wieder bei der alten und vieldiskutierten Frage wären, wie weit (Produkt-)Marketing und HR im Unternehmen eigentlich auseinander sitzen sollten.

Social Media hausgemacht: die TimoCom-Strategie

Im Dezember haben wir das Employer Branding Video “Timo Wonderland” der Firma TimoCom als Best-Practice vorgestellt. Es hat bis heue über 30.000 Yotube-Views gesammelt und stellt mit wesentlich mehr postiven als negativen Reaktionen eine sehr erfreuliche Ausnahme dar.

christof_thesingaSelbstverständlich wollten wir wissen, wie  das Team von TimoCom es geschafft hat, dort, wo die aller meisten (auch wesentlich größere Unternehmen und Budgets) versagen, einen Erfolg zu erzielen. Christof Thesinga von TimoCom war so freundlich, uns ein paar Fragen zu beantworten.

WMS: Hallo Christof, was genau machst Du bei TimoCom?

CT: Mein Name ist Christof Thesinga, ich bin 37 Jahre alt und seit rund 10 Jahren bei der TimoCom Soft- und Hardware GmbH. Als Marketing Director bin ich verantwortlich für das operative und strategische Marketing von TimoCom in Europa.

WMS: Wer betreut Eure Social Media Strategie? Gibt es Mitarbeiter, die sich fest damit beschäftigen, oder erfolgt das nebenbei?

Um das nebenbei laufen zu lassen, ist dieser Bereich zu umfangreich und auch viel zu wichtig. Wir haben schon früh ein eigenes Online-Marketing-Team geschaffen, das von der Strategieentwicklung über das Content-Marketing bis hin zum kompletten Monitoring und Controlling für alles verantwortlich ist.

Auch wenn wir eigentlich auf allen Social Media Kanälen mitspielen, liegt der Schwerpunkt auf Facebook. Aktuell haben wir hier alleine 17 Seiten in 15 Sprachen, die von eigenen Country-Managern muttersprachlich betreut werden. Durch regelmäßige Redaktionssitzungen behalten wir den Überblick und sorgen dafür, dass eine einheitliche Außendarstellung beibehalten wird.

WMS: Eure Auftritte und Kampagnen wirken insgesamt sehr durchdacht, umfassend und professionell. Macht Ihr das alles intern oder habt ihr Unterstützung von außen?

CT: Natürlich stellen auch wir uns generell die betriebswirtschaftliche Frage “Make or Buy”. Da aber eine selbstbewusste DIY-Mentalität Teil unserer Firmenphilosophie ist, entscheiden wir uns fast immer für eine interne Lösung. Das gilt auch für das Marketing. Für uns ist das absolut die richtige Strategie, schließlich sind unsere Zielgruppen stark segmentiert, unser Themenfeld komplex und die Märkte multilingual. Außerdem sind wir mit Produkten und Entwicklungen schnell am Markt. Da ist ein hoher Grad an Flexibilität und Geschwindigkeit in den Kommunikationsmaßnahmen einfach unerlässlich. So können wir heute vom Onlineauftritt bis zum Imagefilm alles selber machen.

WMS: Eure Mitarbeiter sind offenbar mit Enthusiasmus dabei und helfen, dass Unternehmen und seine Kultur nach außen zu kommunizieren. Wie schafft Ihr das?

CT: Gute Frage. Ich denke der Grund dafür liegt im fairen und respektablen Umgang der TimoCom mit ihren Mitarbeitern. Natürlich klingt das jetzt nach peinlichem PR-Pathos, aber in diesem Fall kann man das wirklich nicht anders sagen. Ohne eine gesunde Basis, die nur der Arbeitgeber selber schaffen kann, hat es jede interne Marketingabteilung schwer.

Desweiteren trägt sicherlich auch die hervorragende Arbeit unserer HR-Abteilung dazu bei, dass wir auf Plattformen wie kununu so gut wegkommen. Schlussendlich bauen wir im Marketing darauf auf. Durch eine gute interne Kommunikation, kreative Mitarbeiterevents und Mitmach-Aktionen tragen wir unseren Teil zu diesem besonderen „TimoKlima“ bei.

WMS: Mit rund 20.000 Aufrufen in nur 10 Tagen ist Euer Video nicht nur unter Kreativ- sondern auch unter Performance-Gesichtspunkten erfolgreich. Das dürfte sowohl die Aufrufe Eurer Stellenangebote als auch die Download-Zahlen Eurer App nach oben getrieben haben. Gibt es da schon konkrete Ergebnisse?

CT: Konkret ist erst einmal der PTA-Wert (People Talking About) auf den Facebook-Seiten regelrecht abgehoben. Wir konnten aber auf allen Kanälen die positive Wirkung des Videos verzeichnen. Als direkte Folge gab es viele frische Abonnenten für unseren YouTube-Kanal, neue Facebook-Fans und Twitter-Follower, kleine und große Forumsdiskussionen, jede Menge Traffic auf unserer Website und sogar neue Newsletter-Anmeldungen. Blogartikel wie hier auf Wollmilchsau freuen uns natürlich ganz besonders und sind eine schöne Bestätigung für den Einsatz unserer Mitarbeiter.

Was die gesteckten Downloadziele für die zeitgleich veröffentlichte Transportbarometer-App angeht, haben wir diese bereits 48 Stunden nach dem Upload des Videos erreicht. Das hat uns selbst auch überrascht. Ob wir auch als attraktiver Arbeitgeber punkten konnten, wird das Bewerbungsaufkommen in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Wir sind jedenfalls immer auf der Suche nach klugen Köpfen. Zurzeit auch im Social Media Team.

WMS: Nach welchen Kriterien, Zielen und Messgrößen gestaltet und überwacht Ihr Eure Social Media Aktivitäten?

CT: In erster Linie geht es uns um den direkten Kontakt zu unseren Kunden. Dazu versuchen wir den verschiedenen Ansprüchen und Erwartungshaltungen unserer Fans durch einen ausgeglichenen Mix aus Branchenwissen, Firmeneinblicke, Produktinformation und Spaß gerecht zu werden. Alle Inhalte werden in Redaktionsmeetings geplant und in einem Postingplan fixiert.

Nach der Veröffentlichung kontrollieren wir den Erfolg mit Hilfe der gängigen Analysetools und ziehen daraus Rückschlüsse für zukünftige Inhalte und Optimierungsmöglichkeiten. Dabei sind die Interaktionsraten für uns ein wichtiger quantitativer Erfolgs-Indikator. Qualitativ ist es vor allem das Feedback durch Kommentare und Anfragen. Spannend sind dabei die internationalen Unterschiede unserer verschiedenen Präsenzen. Was in Frankreich funktioniert, geht in Polen oder Litauen noch lange nicht. Wir sind also permanent dabei unsere Aktivitäten an die Länder anzupassen und lernen täglich dazu.

WMS: Da Du nach diesem Meisterstück jetzt Experte für Employer Branding Videos bist: Hast Du einen Rat für andere Unternehmen, wie sie das Thema angehen können? 

CT: Für den Expertentitel ist es wohl noch etwas früh. Das komplette Projekt wurde von meinem Team erdacht, konzipiert und verwirklicht. Wenn, dann sind das die Experten. Und ohne die vielen freiwilligen Timos, hätten wir das so erst recht nicht machen können.

Aber um auf Deine Frage zurück zu kommen: Ich denke, man sollte sich einfach umschauen, was andere machen. Eine Idee zu kopieren ist nicht schlimm. Es kommt nur darauf an, wie man damit umgeht. Unser Video ist das beste Beispiel. Solche Lip-Dubs gibt es millionenfach im Netz. Wir haben uns trotzdem bei dieser Grundidee bedient und sie an unsere Bedürfnisse angepasst. Mit etwas Mut zur Ehrlichkeit und zu Fehlern, schafft man dann die Authentizität, die das Ergebnis einzigartig macht.

WMS: Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Wir wünschen Dir und dem gesamten TimoTeam ein fantastisches 2014!

“For a better working life” – XING positioniert sich neu

xing

Nachdem XING Anfang November schon seinen neuen Claim “For a better working life” präsentiert hat, haben die deutschen LinkedIn-Konkurrenten zum Jahreswechsel vier TV-Spots auf dem Weg gebracht, mit denen die Neuausrichtung weiter deutlich wird. Hier ist nicht mehr vom Netzwerk und seinen Funktionen die Rede, vielmehr springt XING auf den Zug der sich verändernden Arbeitswelt auf. Sicherlich ein kluger Schritt. Als digitales Rolodex funktioniert LinkedIn wegen seiner Internationlaität einfach besser, dieser Zug dürfte für XING (erstmal) abgefahren sein. Und dass es da irgendwo eine Art Facebook gibt auf dem mich nicht meine eigene Freunde vollquatschen, sondern selbständige Vertriebler und Coaches auf der ewigen Suche nach “Synergieffekten” und “Gelegenheiten” – diese Tatsache bringt niemanden zu XING, der es jetzt noch nicht ist. (geschweige denn macht ihn zu einem zahlenden Mitglied).

Also neue Mission: Die neue Arbeitswelt. Neuer Claim, die Einrichtung von Co-Working-Spaces in den großen Städten und nun auch vier Spots, die genau in diese Kerbe schlagen. XING als neuer Social Hub für die junge Working-Avantgarde… Was meint Ihr? Richtiger Weg? Erfolgsversprechend oder Verzweiflungstat?

Pic: Gideon (CC-BY 2.0)

Employer Branding haben wir letztes Jahr gemacht

Eine Arbeitgebermarke hat mit Image-Videos wenig zu tun

In einem Magazin mit dem Namen HRinform las ich kürzlich ein Interview mit Simon Barrow, der Ende der 80er Jahre den Begriff Employer Branding geprägt hat. Das Interview ist in englischer Sprache und dreht sich um dieses Thema, zu dem alle offenbar schon alles wissen und doch kontinuierlich (fast) alles falsch machen.

Ich will die Kernpunkte des Interviews herausgreifen und diskutieren, weil ich denke, dass mitten im Hype um das Thema beim Urheber der Idee noch viel zu lernen ist.

Das Produkt lieber nicht thematisieren

Klassisches Produkt-Marketing, so Barrow, sei Kinderkram gegen die Herausforderungen, vor die uns das Marketing einer Arbeitgebermarke stellt. Ein Produkt, sagen wir Rasierklingen, kann gut sein, ohne dass man das Innerste der Firma kennen und für gut befinden muss. Sind die Klingen scharf, halten sie lange und rasieren sie gründlich, dann ist es für klassisches Marketing erstmal egal, wie das Produkt zustande gekommen ist.

Bei der Arbeitgebermarke ist das ganz anders. Sie zielt vor allem darauf ab, wie die Produkte in der Firma zustande kommen. Das, was hier vermarktet werden soll, sind genau die Arbeitsprozesse und wie die sich für die Mitarbeiter “anfühlen”. Klassischer Weise ist das etwas, was viele Firmen lieber nicht thematisieren würden. Dass man es ohnehin kaum richtig machen kann, sehen wir z.B. an Amazon, die es in Deutschland mit der Arbeitgebermarke sehr schwer haben, obwohl sie ein hervorragendes Produkt und sogar eine anständige Firmenkultur haben.

Besser als die Mafia

Bisher ist es eher so, dass Firmenbosse sich damit zufrieden geben, wenn das Personalmarketing Sätze raushaut wie “Wir stehen für Ehrlichkeit, Respekt, Teamwork und Vertrauen”. Das sind hohle Phrasen, im besten Fall Selbstverständlichkeiten, die hoffentlich für jeden Arbeitgeber außer der Mafia gelten. Barrow ruft zu mehr Mut auf. Wenn man Werte-Statements will, dann soll man sich sein Top-Management ansehen und die Werte extrahieren, die man in ihrer Arbeit erkennen kann. Das mag nicht immer schön, aber wenigstens ehrlich sein. Damit Werte ernst genommen werden, muss man sich und seine Kollegen (besonders die ganz oben) auch daran messen können. Letztlich hilft es allen – den Bewerbern und der Firma -, wenn man mit Ehrlichkeit die Leute draußen hält, die es in der Firma ohnehin nicht schaffen würden:

“Bewirb Dich erst gar nicht, wenn Du Harmonie und stabile Verhältnisse brauchst. Wenn Du ständige Revolution willst, hohe Anforderungen schätzt und eine steile Lernkurve suchst, dann nix wie her mit Deiner Bewerbung!”

Kein Branding ohne Konsistenz, Konsequenz und Autorität

Stell Dir vor, eine Firma wie Gillette sagt: “Marketing? Brauchen wir nicht, haben wir schon letztes Jahr gemacht!” (Barrow in der HRinform, S. 14) Das wäre lächerlich, denn jeder weiß, dass eine Marke nur funktioniert, wenn sie über Jahre konsistent aufgebaut wird. Im HR ist es aber oft noch so, dass man meint, dieses Jahr machen wir mal was fürs Employer Branding, zum Beispiel ein Image-Video oder eine Teilnahme bei Great Place to Work. Das kann nicht funktionieren.

Barrow meint, es fehle in Firmen noch immer das Verständnis dafür, dass eine gute Arbeitgebermarke nur dann entstehen kann, wenn alle Bereiche einer Firma konsequent ein markentreues “Arbeitserlebnis” hervorbringen. Denken wir zum Vergleich an den Fetisch der Corporate Identity in den meisten Unternehmen: Da muss vom Messeauftritt über das Türschild bis hin zum Kuli und zur internen Präsentation alles im einheitlichen CI-Design gemacht sein. Das ist für die Marke (auch intern, identitätsstiftend) wichtig.

Aber warum fällt es Unternehmen so schwer, ähnlich wie eine Design-Identität auch eine Employer-DNA aufzubauen? Vor allem, weil es komplizierter ist, durch alle Bereiche im Betrieb immer wieder gestört werden wird, weil es auch mehr kostet als CI und weil es im Bewusstsein der Bosse bisher keine Rolle spielt. Und selbst wenn es wenigstens oben als unentbehrlich verstanden wird, bleibt es nicht zuletzt deswegen schwer, weil es ein langfristiges Vorleben von Werten erfordert und das muss ganz oben in der Firma losgehen und sich in alle Bereiche fortsetzen. Wie Corporate Identity lebt Employer Branding nur durch seine Konsequenz bei jedem einzelnen Mitarbeiter. Ganz besonders die Führungskräfte sind in der Verantwortung, denn schlechtes Team-Management, so Barrow, übersetzt sich sofort in schlechtes Employer Branding und mithin in ein unattraktives Arbeitgeber-Image.

Arbeitgebermarke als unternehmensweites Ziel

Barrow sieht eine Chance darin, dass allen immer klarer wird, wie sehr der Erfolg von Firmen davon abhängt, dass man in der Lage ist, die richtigen Leute zu rekrutieren, zu motivieren und im Unternehmen zu halten. Auch Social Media und auf Arbeitgebermarken spezialisierte Bewertungsportale machen zusätzlich Druck. Das Innerste wird nach außen gekehrt. Das Top-Management erfolgreicher Firmen wird sich diesem Thema also annehmen und seine HR in Hinsicht auf Firmenkultur und Arbeitgebermarke fordern und fördern müssen. Für HR hat Barrow den Tipp:

“Wenn Du Deine eigene Marke kennst wie kein anderer, dann brauchst Du gar keine große Macht. Man wird auf Dich zukommen und Dich um Rat fragen. Und das ist doch ein guter Anfang, oder?” (Barrow in der HRinform, S. 16)

Richtiges Employer Brand Management hat also mit der Stellenanzeige und dem Image-Video nur am Rande etwas zu tun. Ernst genommen, bedeutet Image-Pflege, dass man die Probleme, die das Unternehmen als ganze Organisation hat, lösen muss und dass man die Eigenheiten, die zur Firmenkultur gehören und die behalten werden sollen, kennt und offensiv dafür eintritt. Employer Branding ist also nichts, das HR alleine machen kann. HR muss initiieren, aber es braucht die ganze Firma. Das Geheimnis, so Barrow, sei die Gestaltung der Arbeitgebermarke als unternehmensweites Ziel.

[HTTP301] Employer Branding Video Best-Practice: Working in a Timo Wonderland

Viele Employer Branding- und Karriere-Videos haben wir in diesem Jahr bestaunen dürfen.  Allein die Initiative, das eigene Unternehmen über dieses nicht immer einfache Format zu präsentieren, ist zu loben. Fraglich ist allerdings, ob all die mutigen Produktionen die gesteckten Ziele der Initiatoren tatsächlich erreichen.  Das kritische Publikum, die Zielgruppe und die Experten, sind zuweilen unberechenbar und gnadenlos.  “Musste das wirklich sein?!” – hat sich im Nachhinein mit Sicherheit der eine oder andere fragen müssen. Das Team der Fracht- und Laderaumbörse TimoCom wird sich diese Frage allerdings nicht stellen müssen. Ihr weihnachtliches Video “Working in a Timo Wonderland” erreichte mich gerade per Zufall und ist eine echte Überraschung. Ich muss gestehen, dass ich mir das gleich mehrfach hintereinander angeschaut habe. Ich habe irgendwie aus Gewohnheit erwartet, wieder mit Peinlichkeiten und Fremdschämen konfrontiert zu werden. Nichts!

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Ein authentisches Video mit Liebe zum Detail und Text. Musikalisch, unabhängig vom persönlichen Musikgeschmack, ordentlichst umgesetzt. Echte Menschen, passendes glaubwürdiges Setting, Humor, viele Einblicke in die Firma, nicht überzogen, macht Spaß. Alles passt. Top! Geht’s besser?! Ja, es geht. Die Jungs und Mädels haben ganze Arbeit geleistet. Das Video ist gleichzeitig als Werbung/Verteiler für ihre mobile App “Transportbarometer” gedacht (es gibt einen Download-Link am Ende des Videos). Die App zeigt die aktuelle Angebotslage von Fracht- und Laderaumkapazitäten in Europa an. Ein tolles Profi-Tool für Preisverhandlungen und gleichzeitig ein tolles “Spielzeug”, für alle, die sich für Logistik interessieren. Also auch für potentielle Bewerber. In der App sind natürlich auch Unterehmensnews untergebracht. Employer Branding und Marketing verschmelzen. Gut gemacht!

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Und es geht noch weiter. Wenn sich ein Unternehmen so viele Gedanken um Details macht, lohn sich bestimmt auch ein Blick auf die Facebook-Fanpage, dachte ich mir. Und das stimmt. Für ein Unternehmen, dass wohl kaum als klassische “Brand” bezeichnet werden kann, läuft hier vieles erstaunlich richtig. Fast 6500 Fans, starke Engagement-Raten, viel Aktivität, interessante Inhalte, Leute machen mit.  Eine Jobbörse ist auch gleich da – leider nicht von uns, trotzdem gleich in unser Fanpage-Ranking aufgenommen :). Natürlich wurde auch das “Making-of-Video” entsprechend aufgearbeitet. timocom_video_making_of Im nächste Schritt könnte ich mir ihre Homepage, den YouTube-Channel, Kununu-Profil vernehmen… Aber das würde wohl heute den Rahmen sprengen. Ihr merkt, ich bin hier etwas ins Schwärmen gekommen. Das liegt daran, dass ich mich echt freue, so ein tolles Beispiel gefunden zu haben. Ein auf den ersten oberflächlichen Blick “unsexy” Mittelständler, den keiner kennt, der die zeitgemäßen Möglichkeiten intelligent einsetzt und zeigt, was in Wirklichkeit in ihm steckt. Und dabei sieht das alles so einfach und logisch aus. Es geht also vorwärts Leute. Wir freuen uns auf viel mehr solche Beispiele in 2014. Liebes TimoCom Team, wir würden uns freuen, Euch zu interviewen. Andere Leser könnten viel von Euch lernen. Habt Ihr Lust?

Der Arbeitsmarkt der Zukunft – Interview mit Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky

Vor zwei Wochen habe ich mich mit dem Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky auf dem Haufe Talentmanagement Gipfel  sehr angeregt über den Arbeitsmarkt der Zukunft ausgetauscht. Und weil die Zukunftsfähigkeit Eurer Unternehmen  davon direkt betroffen ist und Herr Jánszky interessante Impulse für das Employer Branding und Personalmanagement gibt, habe ich ihn zu einem Interview eingeladen.

Interview mit dem Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky zum Thema “Arbeitsmarkt der Zukunft”:

Wollmilchsau: In Ihrem Buch “2025 – So arbeiten wir in der Zukunft” haben Sie sich mit der Zukunft unserer Arbeitsgesellschaft befasst. Bitte skizzieren Sie uns das dabei entstandene Szenario.

Sven Gábor Janszky: Das Szenario beginnt mit einer einfachen Statistik: 6,5 Millionen werden in den kommenden zehn Jahren aus dem deutschen Arbeitsmarkt verschwinden, weil so viel mehr Menschen in Pension gehen als junge Menschen nachrücken. Selbst wenn man alle politischen Programme (mehr Frauen nach der Mutterschaft in Jobs und qualifizierte Einwanderer ins Land) einbezieht, entsteht am Ende eine verstörende Prognose: Je nachdem wie Sie die Statistik auswerten gibt es zwischen 2,0 Mio und 5,2 Miounbesetzbare Jobs. Dies ist reine Statistik. Aber als Folge prognostiziere ich, dass die heute noch dominierenden Langzeit-Anstellungsverhältnisse in der Wirtschaft nach dem Jahr 2020 auf ca. 30 bis 40 Prozent sinken. Zugleich verdoppelt sich der Anteil der Selbstständigen auf ca. 20 Prozent. Doch für die größte Veränderung in den Arbeitswelten sorgen jene Menschen, die 2025 in befristeten Verträgen arbeiten werden. Es sollen bis zu 40 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sein. Diese Menschen sind Projektarbeiter. Sie kennen keine 38-Stunden-Woche, keine geregelte Kaffee- und Mittagspause, keine Hausschuhe im Büro, keine Prämie oder Lohnsteigerung aufgrund langjähriger Betriebszugehörigkeit. Sie wechseln ihre Arbeitgeber oft und schnell und gehören zu jener „Creative Class“, nach der seit Richard Floridas „The Riseofthecreativeclass“ Politiker, Wirtschaftsförderer und Trendforscher suchen. Doch nicht ihre Kreativität charakterisiert jene neu entstehende Masse der Projektarbeiter, sondern ihre Arbeitsweise und ihr Verständnis der Arbeit als gestaltbares Element der Selbstverwirklichung in ihrer Patchworkbiografie. Die TOP3-Entscheidungskriterien der künftigen Projektarbeiter für oder gegen Ihr Unternehmen lauten: Ist das Projekt eine persönliche Herausforderung? Hat das Projekt einen größeren Sinn für die Welt? Arbeite ich im Projekt mit exzellenten Menschen zusammen? Nicht nur Partner, Kinder und Wohnorte werden zu Mosaiksteinen des individuellen Biografie-Patchworks sondern vor allem Jobs, Tätigkeiten und Projekte. Diese Situation führt bei den Mitarbeitern zu völlig neuen Erwerbsbiografien und bei den Unternehmen zu größten Herausforderungen um eine echte Katastrophe zu vermeiden. Die einzige realistische Lösung des Problems aus Sicht eines Trendforschers liegt bei den älteren Menschen. Wir werden eine durchschnittliche Lebenserwartung knapp unter 90 Jahren haben. Was machen wir zwischen 60-90? Urlaub? Sehr wahrscheinlich wird das langweilig. Deshalb werden viele von uns bis 75 oder 80 arbeiten wollen. Zum Glück!

Wollmilchsau: Worin sehen Sie die größten Herausforderungen mit denen Unternehmen auf dem Weg in die Zukunft konfrontiert werden?

Sven Gábor Jánszky: Gehen Sie bitte davon aus, das ein Unternehmen welches seine Mitarbeiter wie bisher rekrutierten will, keinen Mitarbeiter mehr bekommt. Wenn Sie weiterhin ihre Stellenprofile auf einen Zettel schreiben und diesen an ein schwarzes Brett hängen, egal ob an der Wand oder im Internet, dann bekommen Sie im Jahr 2025 exakt keine einzige Bewerbung. Denn es gibt auf dem Arbeitsmarkt keine passenden Mitarbeiter. Für die Unternehmen zeichnen sich zwei unterschiedliche Strategien ab: Die eine Gruppe von Unternehmen wird fluide Organisationsformen bilden. Die Unternehmen haben keine festen Grenzen mit eindeutig zugehörigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr, sondern bauen ihre Arbeitsorganisation auf das Zusammenwirken von Projektarbeitern. Sie sind sehr professionell im Anziehen und abstoßen dieser Projektarbeiter. Diese fluiden Unternehmen sind hochgradig flexibel, können schnell auf Veränderungen des Marktes reagieren und bei entsprechender Positionierung weltweit die kreativsten Köpfe zusammenführen. Doch nicht alle Unternehmen werden die Chance haben, die kosmopolitischen Projektarbeiter anzuziehen, insbesondere nicht die mittelständischen Unternehmen in der Provinz. Diese Unternehmen begegnen der Dynamik der Märkte, indem sie versuchen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stark an sich binden. Sie werden zu „Caring Companies“. ‚Corporate Life‘ ist das Stichwort, nach dem sich die Unternehmen aufstellen. Dies geht weit über klassische Personalbindungsmaßnahmen hinaus. Caring Companies versuchen intensive Bindungen nicht nur zu ihren einzelnen Mitarbeitern aufzubauen, sondern vor allem in der deren Umfeld: zu Kinder, Eltern, Partner, Freunden. Das schließt attraktive Angebote für Wohnen, Familienplanung, Freizeitgestaltung, Gesundheit und Vorsorge ein. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen dann immer mehr. Es ist sogar denkbar, dass große Unternehmen den Charakter kleiner Staatsgebilde annehmen und mit eigener Infrastruktur von Häusern, Schulen, Einrichtungen für Gesundheit und Freizeit eine prominente Rolle in der Gesellschaft einnehmen.

Wollmilchsau: Wird sich durch die demographisch bedingte Fachkräfteknappheit Ihrer Meinung nach das Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Unternehmen verändern?

Sven Gábor Jánszky: Radikal! Wir alle kommen aus der Gedankenwelt der Massenarbeitslosigkeit. Es war eine Welt der Angst unter arbeitenden Menschen. Denn Massenarbeitslosigkeit bedeutete, dass wir morgen zum Arbeitsamt gehen, wenn wir heute gekündigt werden. Das war schlimm! In den kommenden Jahren bis 2025 erleben wir genau das Gegenteil: Die Experten sprechen von Vollbeschäftigung und wir können es kaum glauben. Denn Vollbeschäftigung bedeutet, dass wir heute selbst kündigen können und morgen fünf bis zehn neue Jobangebote haben. Ein Paradies! Das Verhältnis von Unternehmen und Mitarbeitern verhält sich klar nach Marktmechanismen. Wenn es weniger verfügbare Mitarbeiter gibt als zu besetzende Jobs, dann sitzen plötzlich die Mitarbeiter am längeren Hebel. Sie können viele Forderungen durchsetzen. Denn die Unternehmen wissen genau, dass es viel teurer werden würde, wenn der Mitarbeiter kündigt und sie auf dem leergefegten Arbeitsmarkt einen neue suchen müssten. Einen kleinen Vorgeschmack auf diese Arbeitswelt der Zukunft haben wir übrigens schon in diesem Jahr erhalten. Erinnern Sie sich an die riesigen Probleme der Bahn in Mainz, weil in einem Stellwerk zu wenig Mitarbeiter verfügbar waren und dadurch massenhaft Züge ausfielen? Dies wird uns in allen Branchen begegnen. Die Fachkräfteknappheit ist ab sofort nicht mehr nur ein theoretisches Thema für Zeitungsartikel und Kongresse. Sondern sie senkt die Produktqualität und führt zu Gewinn einbußen.

Wollmilchsau: Wird der technologische Wandel und seine Geschwindigkeit Ihrer Ansicht nach Einfluss auf die Organisation von Unternehmen haben, insbesondere hinsichtlich ihrer Struktur und Größe?

Sven Gábor Jánszky: Es liegt auf der Hand, dass mit dem technologischen Wandel vor allem die Hierarchiestufen in den Unternehmen angegriffen werden. Flache Hierarchien kommen in die Unternehmen und bringen neue Führungskompetenzen mit sich: Moderation und Identitätsstiftung statt Befehl und Milestone-Execution! Die Unternehmen werden dabei einerseits größer, weil die vielen Teile der Wertschöpfungskette zusammen rücken und integriert werden. Andererseits werden Unternehmen zugleich kleiner, weil die Arbeit dezentraler in kleinen Teams und Projekten organisiert wird. Das Zukunftsbild der Unternehmensstrukturen sind viele einzelne, dezentrale Netze, die in einem großen Netzwerk verbunden sind.

Wollmilchsau: Die Trendforscher von Gartner haben jüngst vorhergesagt, dass der technologische Wandel den Arbeitsmarkt gravierend beeinträchtigen wird, da Softwaresysteme und Roboter neben Blue-Collar-Jobs in den nächsten Jahren auch immer mehr White-Collar-Jobs ersetzen. Wie schätzen Sie die Folgen des technischen Fortschritts für den Arbeitsmarkt und unsere Gesellschaft ein?

Sven Gábor Jánszky: Natürlich ersetzt die Technologie unsere Jobs. Das ist nicht neu, das ist seit den Maschinenstürmern bekannt. Auch dass es sich nicht mehr nur um Blue-Collar-Jobs handelt sondern Büroarbeit ersetzt wird, kennen wir schon in der Praxis. Die neue Qualität, die in den nächsten Jahren in unsere Unternehmen einzieht, basiert darauf, dass die Technologie durch Smarte Prognostik und Big Data tatsächlich „intelligenter“ wird als Menschen. Dies wird zahlreiche Bürojobs vernichten, zuerst Sekretärinnen- und Assistentejobs, später Manager und Referenten. Doch wenn Gartner die Anzahl der ersetzbaren Jobs auf 43% kalkuliert, dann ist das eine recht einseitige, technologische Betrachtung die auf den US-Arbeitsmarkt abzielt. Sie bezieht etwa die demografische Entwicklung in Deutschland nicht ein. Hierzulande können wir glücklich sein, dass die Technologie uns einige Jobs abnimmt. Das lindert für die Unternehmen den Schmerz der fehlenden Fachkräfte etwas.

Wollmilchsau: Wird auch zukünftig der Großteil der Menschen am Arbeitsmarkt teilhaben können oder müssen wir verstärkt über alternative Konzepte, wie z.B. ein Bürgergeld/ bedingungsloses Grundeinkommen nachdenken?

Sven Gábor Jánszky: Die Frage der Teilhabe wird noch mehr als in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Frage der Bildung und des kompetenten Umgangs mit Technologie. Jeder der halbwegs ordentlich gebildet ist, wird eine große Jobperspektive haben. Vermutlich werden die „normal Qualifizierten“ sogar die Jobs der „Hochqualifizierten“ machen müssen, weil es eben zu wenige Hochqualifizierte gibt. Doch am unteren Ende der Qualifikations-Skala wird es tatsächlich eine Gruppe von Menschen geben, die so schlecht gebildet sind, dass sie trotz der vielen offenen Stellen nicht am Arbeitsmarkt teilhaben können. Für diese werden unsere sozialen Sicherungssysteme nötig sein. Der Unterschied zu heute ist: Heute hat die Grundlogik unserer sozialen Sicherungssysteme das Ziel, jeden Arbeitslosen wieder in Beschäftigung zu bringen. Dies ist schon heute unrealistisch. Aber im Jahr 2025 werden wir das hoffentlich verstanden haben. Wenn diese Grundlogik sich verändert und wir uns Gedanken machen, wie wir den schlecht qualifizierten auch ein menschenwürdiges Leben bieten können, obwohl wir keine passende Arbeit für sie haben, dann kommen Ideen wie das Bürgergeld ins Gespräch.

[HTTP410] Glücklicher arbeiten!

Fühlt Ihr Euch bei der Arbeit unglücklich und wolltet schon immer wissen, woran das liegt? Sucht Ihr nach Lösungen und Wegen, glücklicher zu arbeiten? Dave Coplin, Chief Envisioning Officer bei Microsoft, nimmt in dem folgenden Video die Arbeitswelt auseinander und zeigt sehr detailreich die Was, Wieso und Warums sowie den Weg zum Glück auf. Die Moral zusammengefasst: Die Technologie hat uns unglücklich gemacht – die Technologie wird uns sehr glücklich machen. Wir müssen es “nur” zulassen.Vorhang auf.

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Im Zusammenhang mit dem aktuellen Post von Mirco Lange, “Das Scheitern der Social-Media-Enthusiasten”, möchte ich ein besonders gelungenes Zitat aus dem Video hervorheben, das sehr verständlich den aktuellen Stand der Veränderung der Arbeitswelt durch die Sozialen Medien sowie gleichzeitig den Grund für das bisherige “Scheitern” der Social-Media-Enthusiasten umschreibt.

“[…] Wenn wir Plattformen wie Facebook oder Twitter benutzen […] machen wir im Grunde alles öffentlich, außer die wenigen kleinen Stückchen, die wir als privat definieren. Im Gegensatz dazu stellt die Kultur in den meisten Organisationen das genaue Gegenteil dar. Alles was wir tun, ist absolut privat, bis auf die kleinen Stückchen, die wir nach außen lassen.”

Da brauchen wir uns nicht zu wundern, dass wir nach gerade mal 5 Jahren Social Media gefühlt nicht sehr weit gekommen sind. Fundamentaler kann der Unterschied kaum sein. Wir brauchen uns weiterhin nicht zu wundern, wenn die zunehmende Diskrepanz zwischen den privaten und den beruflichen Kommunikations-Gewohnheiten, also “Ich privat” vs. “Ich Firma”, zum Unglücklich-Sein beiträgt. Auf Kurz oder Lang wir sich hier etwas bewegen müssen. Und ich weiß, was sich nicht bewegen lässt…”Ich privat”.

Employer Branding oder: Die goldene Uhr

Wer 25 Jahre seinem Unternehmen treu war, der bekommt ein Kalauergedicht vorgetragen, dem werden die Hände geschüttelt, in eben diese wird ein großer Strauß Blumen gedrückt und mit etwas Glück gibt es obendrein für die geleistete Arbeit eine goldene Uhr. Herzlichen Glückwunsch!

So war es einmal. Man ging eine mehr oder minder lebenslange Beziehung mit der Firma ein, bis dass die Rente euch scheide. Kaum ein Arbeitgeber musste sich mit Arbeitgebermarkenbildung beschäftigen oder gar einen Feel-Good-Manager engagieren um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Diese Zeiten sind vorbei. Wirklich.

Heute ist zwar ein sicherer Arbeitsplatz Bestandteil des modernen Glücksprinzips, aber ebenso legt man Wert auf Selbstverwirklichung und Spaß bei der Arbeit. Die Angebote des Arbeitgebers rund um das eigentliche Aufgabenfeld, können ggf das I-Tüpfelchen sein, warum sich der Kandidat für Unternehmen B entscheidet und nicht für A.

Diese Benefits haben viele Arbeitgeber zu bieten, einen Betriebskindergarten, freies Essen, Massagen, Homeoffice und flexible Arbeitszeitmodelle. Das ist toll. Aber wenn keiner davon weiß, bleiben die Kandidaten trotzdem aus. Es gilt, dieses auch nach Außen hin zu kommunizieren. Employer Branding, jetzt kommst du!

Ich werde euch in meiner Kolumne zukünftig Beispiele für gutes und nicht ganz so gelungenes Employer Branding auf Facebook und Mitarbeiterblogs zeigen. Natürlich immer mit meinem Background als Community Managerin.

Im Vorfeld habe ich mir schon mal folgende Fragen gestellt:
1. Wie funktioniert Employer Branding auf Blogs und auf Facebook & Co.?
2. Ist Community Management auf Karriereseiten anders?

Was würde euch zum Thema Community Management und Employer Branding interessieren?

[HTTP410] Generation Y führen? Chefs in der Bredouille

“Flache Hierarchien”, “Mitspracherecht” und ein “offener, dialogorientierter Führungsstil” – das will der Arbeitnehmer von heute. So zumindest der Eindruck, den unzählige GenY-Studien vermitteln. Dass die Anforderungen an die Führungskraft aber noch sehr viel komplexer sind, zeigt eine aktuelle Studie von Hays:

Gute die Hälfte aller Befragten wünscht sich den Chef als Coach und Mentor, also als arrivierte Fachkraft, die der eigenen Arbeit mit Rat und Tat zur Seite stehen und gleichzeitig mit Fingerspitzengefühl und wohl dosierter Strenge Top-Leistungen abrufen kann. Gleichzeitig soll er auch Leader sein, ohne aber diktatorisch “von oben” die Arbeit zu delegieren. In die Rolle des fachlichen Beraters soll der Chef dann für ein Drittel der Befragten auch noch schlüpfen, ebenso soll er Seelentröster sein und sich auch vertrauensvoll den privaten Problemen widmen. Für 16% soll er gar zum echten Freund werden, für 10% dann wieder reiner Arbeitsverteiler.

Anforderungen an die Rolle der Führungskraft

Die Anforderungen an die Persönlichkeit sind fast noch komplexer als die an die Rolle des GenY-Vorgesetzten:

Anforderungen an die Persönlichkeit der Führungskraft

Nun mal ehrlich: Wie viele Leute soll es geben, die diese kombinierten Anforderungen halbwegs erfüllen? Klar, es gibt die geborenen Teamleader, die jede Mannschaft zu Bestleistungen führen können, aber das sind dann eben oft reine Führungskräfte – ohne den fachlichen Background. In den meisten Unternehmen sind Vorgesetzte “nur” weisungsbefugte Arbeiter mit ihren ganz eigenen Aufgaben und Problemen. Die werden ja nicht Chef, weil die auf Mitarbeiterführung stehen, sondern weil sie ein Team brauchen, das ihnen zuarbeitet – ein Team, das funktioniert.

Ich glaube hier werden ein wenig die möglichen Schattenseiten unserer neuen, selbstbestimmten und -verwirklichten Arbeitswelt sichtbar: Teamfähigkeit heißt “Ich kann alles mit jedem – auf gleicher Ebene”, aber nicht mehr: “Ich kann mich auch mit Autoritäten arrangieren, deren Sozialkompetenz nicht die beste ist”. Und das ist häufig der Fall, gerade bei KMUs. Chefs sind dort über die Arbeit in ihre Rolle gerutscht, selten über deren Softskills. Toll, wenn sich eine Firma reine Kommunikatoren für diese Positionen leisten kann, es ist leider oft nicht die Realität. Liebe GenY: Ihr werdet noch viele knurrige Knochenbeißer oder nerdige Fachidioten als Vorgesetzte haben: Eure Sozialkompetenz muss hier ausgleichen und abfedern, das ist auch eine Eurer Stärken!