[HTTP410] Facebooks “Sponsored Stories” – Wo ist das Problem?

Vor einigen Tagen stellte Facebook die “Sponsored Stories” vor. Eine, bei Facebook neue Form der Werbeschaltungen in der Sidebar. Hierzu werden Nutzeraktionen (d.h. Likes, Check-Ins etc.), die in Zusammenhang mit dem Sponsor stehen in der Sidebar der Kontakte dargestellt.

Im Prinzip eine großartige Idee. Während die Mitteilung des Nutzers sonst schnell im Strom der Neuigkeiten untergeht, kann sich die Marke etwas recycelte Aufmerksamkeit kaufen. So wird aus dem Check-In hier:

später eine Anzeige:

Natürlich blieb die Entrüstung in Deutschland nicht aus. Privatsphäre und Datenschutz wurden mal wieder in Gefahr gesehen. Zur Klärung:

Die Privatsphäreeinstellungen für die persönlichen Inhalte gelten ebenso für die Sponsored Stories. Mit anderen Worten: Keiner wird die Nutzeraktion zu sehen bekommen, der sie nicht schon in seinem Stream gesehen hat, oder zumindest gesehen haben könnte!

Doch dem nicht genug. Von “Werbeträger wider Willen” ist die Rede, der ungefragt als Testemonial für Produkte und Marken eingesetzt werden würde. Ich versuche zu verstehen: Wenn ich bei Starbucks einchecke, das meinen Facebook-Freunden mitteile, dann ist alles in Ordnung. Wenn aber meine Freunde von Starbucks auf diese Mitteilung hingewiesen werden, dann werde ich als Werbeträger missbraucht? Warum? Weil eine dritte Partei, Facebook, welche die Infrastruktur stellt, dafür Geld von Starbucks bekommt?!

Der Spiegel Online ergänzt hier:

Im Video verkauft Facebook das Werbeformat als regelrechten Dienst am Kunden, weil es ja gerade die Empfehlungen unserer Freunde seien, auf die wir höchsten Wert legten…

Ist es auch. Wenn ich etwas bei Facebook poste, dann möchte ich doch, dass es meine Freunde sehen. Und ja, ich lese bei Facebook, weil ich wissen möchte, was meine Freunde tun. Das ist Facebook!

…außer, man besucht den Shop eines Anbieters von Inkontinenz-Windeln oder Sado-Maso-Spielzeug? Es sind etliche Kontexte denkbar, in denen ein Facebook-Nutzer es durchaus nicht gern sehen könnte, für Werbung instrumentalisiert zu werden – vielleicht sogar prinzipiell.

Ja, aber dann poste ich es auch nicht bei Facebook! Wo ist das Problem?

Bin ich auf dem Holzweg? Habe ich etwas nicht verstanden?? Bitte klärt mich auf!

[HTTP410] Up To Date: Social Media Guidelines der US Army

Ich habe das Militär hin und wieder im HR-Kontext erwähnt, denn letztendlich sind die Streitkräfte eines Landes intern nicht mehr und nicht weniger als ein Unternehmen. Auch sie arbeiten möglichst effizient, wirtschaftlich (wenn auch nicht nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung) und mit einer Belegschaft – genauer gesagt: mit hochspezialisiertem Personal und besonderen Herausforderungen.

Die US-Army beschäftigt derzeit über eine Million Mitarbeiter. An der Durchdringungsrate in den USA gerechnet, wären davon 36% aktive Facebook-Nutzer. Vermutlich liegt die Nutzerrate weitaus höher, bedenkt man den Altersdurchschnitt in der Armee und die besondere Notwendigkeit mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben. Umso notwendiger sind verlässliche Regeln für den Gebrauch von sozialen Netzwerken als Armee-Angehöriger und als Soldat im Einsatz.

Die US Army hat ihre Social Media Guidelines für das Jahr 2011 veröffentlicht. Während die Bundeswehr diesbezüglich eher durch Vogel-Strauss-Politik glänzt und die Nutzung sozialer Netzwerke rigoros untersagt, sind die USA schon einen einige Schritte weiter.

Today, social media is so widespread and transparent that you may already be involved even if you are not actively participating.

Respekt – viele moderne Unternehmen haben das bis jetzt nicht begriffen. Die Guidelines kümmern sich allerdings nicht nur um Schadensbegrenzung, ganz im Gegenteil: Die Mitarbeiter werden gezielt als Markenbotschafter eingesetzt.

Every time a member of the Army Family joins Army social media, it increases the timely and transparent dissemination of information. (…) Social media allows every Soldier to be a part of the Army story. By starting a discussion on Facebook, or commenting on a Soldier’s story on a blog, all Soldiers can contribute to the Army story.

Im Kapitel “Social Media for Soldiers and Army Personnel” sucht man den erhobenen Zeigefinger vergeblich. Die Army hat Verständnis für die besondere Situation und den Lebensabschnitt, in dem sich die Soldaten befinden. Vom natürlichen Drang, das Erlebte zu teilen ist hier die Rede und dieser Drang wird unterstützt. Natürlich nicht ohne Hinweise auf die OPSEC (Operations Security), z.B. unter besonderer Berücksichtigung von Geolocation/Geotagging-Services:

Geotagging photos and using location-based social networking applications is growing in popularity, but in certain situations, exposing specific geographical location can be devastating to Army operations.

Verständlich argumentiert, ohne den Teufel an die Wand zu malen. So werden die Social Media Guidelines auch ernst genommen. Der Leser hat nicht das Gefühl, sie seien von jemandem geschrieben, der selbst nicht genau weiß, wovon er spricht. So lesen sich die zusammengefassten Sicherheitstipps klar und nachvollziehbar:

SECURITY ITEMS TO CONSIDER

  • Take a close look at all privacy settings. Set security options to allow visibility to “friends only.”
  • Do not reveal sensitive information about yourself such as schedules and event locations.
  • Ask, “What could the wrong person do with this information?” and “Could it compromise the safety of myself, my family or my unit?”
  • Geotagging is a feature that reveals your location to other people within your network. Consider turning off the GPS function of your smartphone.
  • Closely review photos before they go online. Make sure they do not give away sensitive information which could be dangerous if released.
  • Make sure to talk to family about operations security and what can and cannot be posted.
  • Videos can go viral quickly, make sure they don’t give away sensitive information.

Doch nicht nur das gemeine Army-Personal wird im Handbuch bedacht. Ein Kapitel beschäftigt sich mit den besonderen Herausforderungen für Führungspersonal. Hier werden Fragen wie “Sollte ich meinen Untergebenen auf Twitter folgen?” oder “Sollte man seinen Rang in Online-Profilen zur Schau stellen?” besprochen. Weitere Kapitel befassen sich mit dem Einrichten und der Pflege einer semi-offiziellen Army-Präsenz im Web 2.0 (!), der Krisenkommunikation in Social Media (!!), dem Branding der Army und einigen Case Studies.

Fazit

Dieses Social Media Handbook verdient diesen Namen wirklich. Es ist keine Verbotsliste, kein grober Richtungsweiser, sondern vielmehr kompaktes Social Media Grundwissen, das hilft, unternehmenskonformes Nutzen von sozialen Netzwerken zu lernen. Unbedingt bookmarken!

[HTTP410] Zeitverschwendung am Arbeitsplatz (Infografik)

Gibt es bei euch auch Zeitverschwendung am Arbeitsplatz, oder erwischt ihr Euch sogar selbst während der Arbeitszeit des Öfteren bei Beschäftigungen, die nur wenig mit Eurer eigentlichen Aufgabe zu tun haben?! Nun, mir hat mal jemand gesagt, ich solle mir keine Illusionen machen, ob ich will oder nicht, man könne max. 4 von 8 Std. am Tag effektiv arbeiten. Warum auch immer.

Bei Bit Rebels fanden wir eine Infografik (USA), die diese Aussage zu bestätigen scheint. So sollen Arbeitnehmer nach eigener Aussage 3 Std. am Tag verschwenden, Mittagspause und andere Pausen nicht inklusive.

Die größten Zeitfresser

Die größten Zeitfresser seien das Internet, samt Facebook, Youtube, Einkaufen, Jobsuche usw., und das  Socializing Schnacken mit Kollegen. Als mögliche Gründe werden Unterbezahlung, nicht genügend Arbeit und Störungen durch Kollegen genannt.

Ich gehe fest davon aus, vielen wird besonders auch die Angabe ins Auge springen, dass 39% der 18-24 und immerhin 16% 25-65 jährigen im Falle einer Facebooksperre einen Arbeitgeberwechsel erwägen würden. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob Facebook in diesem Kontext diese Sonderstellung verdient. Was würde geschehen, wenn man (Dir) den Austausch von Nebensächlichkeiten mit Ihren Kollegen verbieten würde? Würdest du bzw. die Befragten wohl ebenfalls einen Arbeitgeberwechsel erwägen? Ich denke schon.

Das natürliches Verlangen nach Kommunikation

Facebook und Co. befriedigen genau so wie eine kurze Ablenkung unter Kollegen unser natürliches Verlangen nach Kommunikation und müssen daher im Unternehmen auch gleich “behandelt” werden. Ich denke, dass jedes Individuum, ganz unwissenschaftlich gesprochen, eine Art Kommunikationstank besitzt, der nach Möglichkeit täglich voll werden sollte. Wird er nicht voll, sind wir nicht glücklich. Besser oder mehr arbeiten werden wir dadurch auch nicht.

Bei manchen ist der Tank  größer, bei anderen kleiner. Womit er gefüllt wird, ob mit Facebook-Konversationen oder mit den privaten Problemen des Büronachbarn, ist letztendlich egal. Die Entscheidung sollte jedoch jeder von uns selbst treffen dürfen.

(Wissenschaftlich fundiertere  Theorien zu unserem Kommunikationsverhalten gibt es von Robin I.M. Dunbar:  The Social Brain Hypothesis, Gossip in Evolutionary Perspective.)

hardlyworking

[HTTP410] Facebook Content – Was Ihre Facebook-Fans wollen

Sich eine Facebook-Präsenz zuzulegen, ist eine Sache – diese mit Leben zu füllen eine andere – Stichwort Facebook Content. Insbesondere Unternehmen, die keine Erfahrungen mit Aufbau und Pflege einer Community haben, tun sich mit Dialogen, Inhalten und dem richtigen Ton oft schwer.

Facebook Content – was ist zu beachten?

Umso schwerer ist es, allgemeingültige Tipps zu geben, da jede Facbook-Page abhängig von vielen individuellen Faktoren ist: Betreiber und Fans, Inhalte und Stimmung, Erwartungen und Ziele, selbst Jahres- und Uhrzeiten stehen in dynamischem Zusammenhang zueinander. Umso kritischer bin ich gegenüber 08/15-Lösungsansätzen, die Wachstum, Reichweite und Interaktion versprechen. Andererseits: Auch wenn jede Fanpage ihr eigenes Publikum hat, so gibt es doch einige Dinge, die sich jede Coporate-Page zu Herzen nehmen sollte. Wir haben letztes Jahr vier ganz grundlegende Eigenschaften benannt, die eine gute Fanpage haben sollte. Doch es geht auch konkreter:

Dan Zarella hat die Ergebnisse seiner Engagement-Analysen des letzten Jahres in einer Infografik zusammengefasst. Seine optimale Posting-Frequenz von 0.5 Posts/Tag ging bereits in den letzten Tagen durch die Blogs. Auch wenn das für meinen Geschmack fast etwas wenig ist – er erinnert damit an einen wichtigen Punkt: Fast alle Posts werden in der persönlichen Timeline gelesen und nicht auf der Page selbst. Eine Fanpage ist also zu Gast in der Timeline unserer Fans, nicht umgekehrt. Dementsprechend ist eine gewisse Zurückhaltung durchaus empfehlenswert.

Besondere Aufmerksamkeit möchte ich auf die erste Grafik lenken: Gerade an Wochenenden tummeln sich viele Nutzer auf Facebook. Dann ist mal etwas mehr Zeit, sich einen Post oder Link genauer anzusehen und in gemeinsamer Freizeit wird dieser auch bereitwilliger geteilt. Nur: Die wenigsten Corporate-Pages haben ein Wochenend-Programm. Wer sich hier die Mühe macht, ein paar Ressourcen bereit zu stellen, der kann auf gute Rückläufe hoffen.

[HTTP410] Must See 2010 – How To Survive A Shitstorm

Zum Jahreswechsel bringt die Wollmilchsau viele Rückblicke auf das vergangene Jahr, einige Ausblicke auf 2011 und ausgewählte Weisheiten aus dem fernen Osten. Egal welche Art des Auftretens gewählt wird: Social Media heißt für Unternehmen, in einen offenen Dialog zu treten. Und wie es Dialoge so an sich haben: Man steht zur Diskussion, wird gelobt, hinterfragt und unter Umständen kritisiert oder sogar offen angegriffen. Das Positive dabei – wer Teil dieses Gesprächs ist, kann argumentieren und sich verteidigen. Was aber, wenn die Situation außer Kontrolle gerät? Was, wenn die Gegenseite für Argumente nicht mehr zugänglich ist und einem die Diskussion zu entgleiten droht? Sascha Lobo hat selbst einige Erfahrung mit großen und kleinen Anfeindungen im Netz und hat auf der re:publica 2010 einen sehr guten und offenen Vortrag gehalten: How to Survive a Shitstorm.

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Konfuzius: “Der Wert des Vertrauens”

Zum Jahreswechsel bringt die Wollmilchsau viele Rückblicke auf das vergangene Jahr, einige Ausblicke auf 2011 und ausgewählte Weisheiten aus dem fernen Osten.

Für Vertrauen gilt das Gleiche, wie auch für Respekt: Es muss verdient (und gewährt) werden. Einfordern lässt es sich nicht. Umso glücklicher kann sich derjenige schätzen, der das Vertrauen anderer genießt und er sollte dieses nicht missbrauchen.

Dsï Hia sprach: “Der Edle (erwirbt sich) das Vertrauen, dann erst bemüht er seine Untertanen; wenn sie noch kein Vertrauen haben, so halten sie das für Härte gegen sich. Er (erwirbt sich) das Vertrauen (seines Fürsten), dann erst macht er Vorhaltungen; wenn er noch nicht das Vertrauen (seines Fürsten) hat, so hält jener es für Beschuldigungen gegen sich.”

(Konfuzius, Lun Yü – Gespräche, Buch XIX)

Pic: Shih K’ang (gemeinfrei)

Enterprise 2.0 ROI – Was bringt Social Media im Unternehmen? (Infografik)

Web 2.0 bedeutet für Unternehmen nicht nur Außenkommunikation und Marketing. Auch intern kann Social Software eingesetzt werden. Das kann eine Weiterentwicklung der externen Kommunikationsstrategie sein, oder aber auch als sanfter Einstieg in soziale Medien genutzt werden.

Schon im Marketing und Recruiting ist es oft nicht einfach, die traditionellen Führungsriegen von der Effektivität dieser Mittel zu überzeugen. Die Stärken liegen im nachhaltigen und langfristigen Engagement. Umso härter ist die Argumentation für den Einsatz im eigenen Unternehmen. Obwohl gerade hier kommunikative Plattformen jeder Art gefördert werden sollten, erschließt sich den Verantwortlichen oft nicht der Sinn, geschweige denn dessen monetärer Rückfluss.

Eine Infografik von Socialcast liefert für diesen Zweck schick aufbereitetes Argumentationsmaterial. Was lässt sich in den Bereichen Engagement, Fluktuation und Verkauf an ROI erwarten? Und wie lässt er sich messen? Neben drei etwas sinnfreien proportionalen Diagrammen (nach dem Motto: “je mehr desto mehr”) gibt es zu jedem Bereich je eine kurze Grundthese, ein wichtiges Pro-Argument und Tipps für Operationalität und Messbarkeit. Die Grafik bietet nicht wirklich neues, hat aber einen Fokus auf den Unternehmenskern und nicht, wie sonst oft,  auf Käufer- und Zielgruppen.

Pic: Socialcast und jayneandd

[HTTP410] Manager und Meetings stören die Produktivität

37signals baut (empfehlenswerte) Software für interne Aufgaben wie Projektmanagement und Office-Kommunikation. Dass man sich dort intensiv mit seinem Thema auseinandersetzt, zeigt ein Kurzvortrag von Gründer Jason Fried bei einer TED-Konferenz. (Gefunden bei thestrategyweb)

Why work doesn’t happen at work

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Er beschreibt eine interessante Tatsache: Wenn Menschen gefragt werden, wo sie hingehen, um etwas wichtiges zu erledigen, lautet die Antwort nicht “Ins Büro”. Vorgezogen werden z.B. Wohnzimmer, Keller, Balkon oder selbst Flugzeug oder Bahn. Und wird nach der Uhrzeit gefragt, so stellt sich heraus: Sehr früh morgens oder abends, bzw. nachts. Um es kurz zu machen: Dort, wo bzw. dann, wenn man seine Ruhe hat! Unterbrechungen sind Gift für produktives Arbeiten. Die Krönung der Störungen seien dabei Manager und Meetings, so Jason Fried. Manager, deren Job darin besteht, andere bei der Arbeit zu unterbrechen, um zu fragen wie weit die Arbeit sei. Und Meetings, die einen von der Arbeit abhalten, um Arbeit zu planen die später zu tun ist. Arbeit, erklärt Jason Fried, findet genau wie Schlaf in Phasen statt. Schlaf lässt sich nicht aktiv einleiten, man kann nur die Voraussetzungen dafür schaffen. (Hinlegen, Licht aus, Augen zu etc.) Genau so ist es mit dem Arbeiten. Um also produktive Arbeitsphasen zu unterstützen rät er dazu, drei Ansätze zu testen:

  1. No Talk Thursday: In Anlehnung an den Casual Friday – warum nicht ein Tag, wenigstens ein halber, an dem im Büro geschwiegen wird? So hätte man sechs Stunden die Woche für garantiert störungsfreies Arbeiten.
  2. Passive Communication: Statt in Büros zu platzen und Kollegen anzusprechen – warum eine Frage nicht mal per Mail oder Messenger stellen? Hier kann man selbst entscheiden, wann man sich die Zeit nimmt zu antworten, oder die Clients bei Bedarf sogar einmal abschalten.
  3. Cancel The Next Meeting: Und nein, nicht verschieben, absagen! Fried verspricht, es würde auch so alles gut laufen und man könne die Zeit besser nutzen, um nachzudenken.

Mit einem hat er durchaus Recht. Unterbrechungen, gerade die unfreiwilligen, können zum falschen Zeitpunkt erheblich stören und sogar Ergebnisse nachhaltig beeinflussen. Eine ruhige Arbeitsatmosphäre ist also wichtig. Andererseits finde ich gerade den Input, auch wenn er manchmal ungefragt kommt, von Kollegen sehr wichtig und wertvoll. Ich gehöre auch auf jeden Fall zu denen, die lieber erstmal anfangen etwas zu tun, als es totzureden. Wenn man aber zu selten seine Ergebnisse mit den Kollegen abgleicht, arbeitet man möglicherweise einen ganzen Tag in die falsche Richtung. Die Grenze ist, insbesondere in großen Arbeitsgruppen, schwer zu ziehen. A propos. Ein gewisses Maß an “Unruhe” wird ja in Co-Working Places sehr geschätzt; hier wird die Gemeinsamkeit bewusst als kreative Quelle genutzt. Wer hat damit Erfahrungen?

[HTTP410] An der Zielgruppe vorbei: Die neue Azubi-Kampagne der Telekom

Die Telekom beginnt zum Jahresende mit einer neuen Recruiting-Kampagne. Unter dem Motto “Wissen verändert alles” sollen in erster Linie Auszubildende angesprochen werden. Ein eigener YouTube-“Viral”-Channel verweist auf eine Microsite, mit der die Wunschkandidaten virtuell durch das Telekom-Hauptquartier gehen und Aufgaben à la “Rechne doch mal die Mehrwertsteuer von Nettobetrag x aus” oder “Mit welchem Stecker schließt man einen Beamer an?” lösen dürfen.

Die Kampagne ist mit großem Aufwand gemacht und mit viel Blick fürs Detail umgesetzt – nur schrecklich veraltet und völlig an der Zielgruppe vorbei! Um wen soll es gehen? Ausbildungen beginnen mit etwa 16 Jahren. Sagen wir, ein umsichtiger Schüler beginnt bereits im Alter von 14 Jahren mit der Ausbildungsplatzsuche. Hat er darauf – wie er sagen würde – Bock??

Empfangstätigkeit
Diese Mitarbeiterin ist ganz traurig, weil ihr Computer nicht funktioniert und sie ohne ihn keine Prozentrechnung kann.

Ich glaube kaum. Mehrwertsteuer ausrechnen, ein Plakat holen, einen Beamer anschließen sind allenfalls zeitraubende Aufgaben und keine Herausforderungen. Und schon gar nicht für Jugendliche in diesem Alter! Dass man sich virtuell durch ein Gebäude klicken kann ist auch nicht neu. Zudem ist das ganze unterbrochen von langen Ladezeiten und die Bedienung nicht sonderlich gelungen.

So klickt sich der Besucher von Raum zu Raum, von Stockwerk zu Stockwerk und wartet nach den jedem Klick geduldig bis alle Animationen und Bedienelemente geladen sind, damit es weiter gehen kann. Um dann herauszufinden, welche Optionen und Wege in einem Raum zu Verfügung stehen, muss man mit der Maus den Bildschirm abfahren und darauf achten ob sich der Mauszeiger verändert. Eine reine Geduldsprobe, kein Wunder, dass die basicthinking-Redaktion “keine Zeit” hatte, die Seite zu testen. 😉

Inhaltlich dürfte die Kampagne keinen Jugendlichen hinter dem Ofen hervor locken. Technisch schon gar nicht. Man schaue sich nur mal an, was im November 2010 an Computerspielen auf den Markt kommt. Natürlich kann das kein Maßstab für interaktive Recruiting-Sites sein, aber die eigene Idee muss trotzdem dagegen bestehen können. So zum Beispiel das Assessment-Game der Kanzlei Houthoff Buruma. Simples Prinzip, Teilnehmer die sich vernetzen müssen, eine echte Herausforderung – das kann auch gegen heutige Medienangebote standhalten. Ein YouTube-Video mit “Huch-Effekt” und eine Multimedia-Präsentation im Stile der 90er Jahre nicht.

Die FedEx/Ketchum Social Media Studie (Zusammenfassung)

FedEx und Ketchum Pleon Chance hat eine Befragung mit 60 der führenden Markenunternehmen bezüglich ihrer Social Media Aktivitäten durchgeführt. Die Ergebnisse sind hier als .pdf verfügbar. Die Studie wirft nicht mit Zahlen um sich, vielmehr formuliert sie Kernaussagen über Ideen und Ziele im Einsatz sozialer Medien im Unternehmensumfeld. Diese wären:

  • Social Media ist ein Kanal, keine Strategie. In Social Media selbst liegen keine Lösungsansätze. Vielmehr ist es ein Dialog-Tool, das als Teil einer Unternehmensstrategie zu Einsatz kommen sollte, die Geschäftsziele, Marketing und Kommunikation vereint.
  • Jeder der Befragten nutzt Social Media: Hauptsächlich um sich selbst ins Gespräch zu bringen, Markenloyalität aufzubauen, und um sicheren, direkten und schnellen Kundenservice leisten zu können. Desweiteren um das Unternehmen in der Öffentlichkeit angemessen präsentieren zu können und um Produkteinführungen zu flankieren.
  • Wer nicht teilnimmt, wird als fehlend wahrgenommen! Dieses Tool kann nicht mehr ignoriert werden. Tritt ein Unternehmen hier nicht auf, so wird ihm das als Gesprächsverweigerung zur Last gelegt werden.
  • 40% nutzen bereits Social Media im unternehmensinternen Netzwerk, 50% wollen es bald nachholen. Noch liegt der Fokus des Social Media Einsatzes auf der Außenkommunikation. Doch alle Befragten wollen bereits 2011 weitere interne Einsatzmöglichkeiten sozialer Medien ausloten.
  • In vielen Unternehmen wurden spezielle Social Media Teams aufgebaut. Deren Stärke variiert je nach Einsatzziel: Strebt ein Unternehmen nach Meinungsführerschaft auf definierten Gebieten (10%), so waren die Teams relativ groß (bis zu 10 Personen), ging es lediglich darum, Stimmungen und Themen im Web 2.0 im Auge zu behalten (15%), so waren die Teams dementsprechend kleiner.
  • Zwischen 5% und 15% des Kommunikationsbudgets floss 2010 in Social Media. Über die Messbarkeit des ROI zerbrechen sich nach wie vor alle den Kopf. Man ist sich einig: Es kann nicht nur um Freunde, Follower und Kommentare gehen. Einer der Befragten meinte: “It might not be a Dollar figure”.

Das letzte Wort hat Renée Horne, Staff Director of Digital & Social Media Engagement bei FedEx: Sie fasst die Studie aus ihrer Sicht zusammen und zieht Parallelen zu ihren eigenen Erfahrungen:

Pic: FedEx / Ketchum Pleon Chance