Die Wollmilchsau meldet sich live aus dem diesjährigen Sommerloch! Zwar haben wir keine UFOs gesichtet, aber dafür tief in unseren Beständen nach Infos geforscht, die Euch vielleicht interessieren könnten. Ausgegraben haben wir ein Thema, das – zumindest vor einigen Jahren – von den Meisten ähnlich wie Fliegende Untertassen auch noch im Science-Fiction-Bereich verortet wurde und das wir im letzten Beitrag angeschnitten haben: Künstliche Intelligenz. Dieses Mal geht’s jedoch weniger darum, wie die HRler und Unternehmen zu dem Thema stehen sondern mehr darum, was die Realität heute schon zu bieten hat. Die Ergebnisse haben wir der Studie amerikanischen Studie State of Artificial Intelligence 2018 aus dem Hause CB Insights entnommen.
Los geht es mit ein paar zentralen Ergebnissen aus der Studie, weiter mit einer Grafik und zum Schluss werfen wir noch einen Blick auf einige selbstlernende HR-Technologien, die schon heute da draußen auf dem (amerikanischen) Markt genutzt werden.
Zwischenüberschrift
Die Studie startet mit einer Erinnerung daran, wie sehr KIs unser Leben verändern werden und schon verändert haben. Während die Folgen für den Arbeitsmarkt noch nicht völlig absehbar sind, ändern sich schon heute unsere Nutzungsgewohnheit von Technologien, etwa im Bereich der sich ausbreitenden Sprachsteuerung. Zwischen China und des USA entbrannte zuletzt ein regelrechter Investitionsstreit für die Entwicklung von KI-Technologien, während der Hype um maschinelles Lernen langsam abebbt – denn diese Technologien haben ihr Entwicklungsstadium verlassen und sind weltweit in allen vorstellbaren Bereichen bereits im Einsatz.
Hier ein paar KI-Trends, die wir Euch nicht vorenthalten wollen:
Do-it-yourself-KIs, für die nach eigenen Angaben keine tiefgehenden Programmierfähigkeiten erforderlich sind, zum Beispiel ein Google Projekt namens “AIY” (kurz für “artificial intelligence yourself”), bei dem Nutzer ihre eigenen Ideen für Sprach- und Videoassistenten umsetzen können
Ungewöhnliche KIs, die bereits entwickelt wurden oder deren Finanzierung bereits abgeschlossen ist, wie etwa Bier, das von einer KI gebraut wurde oder “canabis tech”, die genutzt wird, um Profile über Geschlecht und Gesundheitszustand von Canabis-Pflanzen zu erstellen, oder auch eine Kombination von Radartechnologie und neuralen Netzwerken, die im Meer Fische von Geräuschen auf Radargeräten unterscheiden soll.
Die globale Weiterentwicklung von bestehenden Technologien, wie den Sprachassistenten von Amazon und Google (z.B. herrscht aktuell noch eine große Lücke auf dem spanisch-sprachigen Markt, wobei Alexa noch Ende diesen Jahres auf spanisch erscheinen soll)
KIs durchdringen nach und nach alle Industrien
Darauf verweist dieser Ausschnitt einer Grafik aus der Studie, der zeigt, in welchen Bereichen die Investitionen in KIs (und hier vor allem maschinelles Lernen) steigen:
HR-Technologien, im unteren Drittel der Grafik zu sehen, gehörten 2012 bis 2015 noch zu den Bereichen, in denen vergleichsweise wenig investiert wurde. Seit 2015 nimmt auch HR-Tech Fahrt auf, im Vergleich zu anderen Industrien wie Finanzen & Versicherungen oder dem Gesundheitssektor wird jedoch deutlich: da geht noch mehr.
HR-TECH-Anwendungen aus dem KI-Bereich, die schon auf dem (amerikanischen) Markt sind
In den letzten Jahren ist uns die ein oder andere inspirierende Recruiting-Webseite unter gekommen. Die besten Karriereseiten haben wir jetzt für Euch in einem Ranking zusammengefasst.
11 gute Gründe bei Jimdo zu arbeiten
Pages to the people – mit diesem Slogan wurde der Webbaukasten Jimdo bekannt. Und da man mit diesem sowohl schicke Privatauftritte hinlegen, als auch professionelle Seiten für größere Projekte oder sein Unternehmen aufziehen kann, sind derzeit schon über 3 Millionen Jimdo-Websites online – Tendenz steigend. Und unternehmerischer Erfolg zieht meist eine Notwendigkeit nach sich: Es werden neue Mitarbeiter gesucht. Jimdo tut dies mithilfe seiner Karriere-Page. Und die gefällt mir so gut, dass ich sie hier kurz vorstellen möchte.
Die Seite ist, entsprechend dem Jimdo-Design, sehr aufgeräumt. Nach einem kurzen Einleitungstext, der einem potentiellen Bewerber etwaige Scheu nimmt, folgt ein kleines Imagevideo, das Atmosphäre und Arbeitsumgebung darstellt. Es kommt dabei ganz ohne Worte und einstudierte Statements aus: Helle Büros, grüne Pflanzen, guter Kaffee, Hunde und Skateboards sind erlaubt – was will man mehr?
https://vimeo.com/53967812
Auf einer eigenen Unterseite werden die 11 besten Gründe vorgestellt, bei Jimdo zu arbeiten. Und guess what: Hier steht nichts von abstrakten “Aufstiegschancen und Herausforderungen” – die gibt es überall. Nein, hier stehen Gründe, die überzeugen sollen, sich eben hier, und nicht woanders zu bewerben. DAS sind Alleinstellungsmerkmale, die einen Arbeitgeber zur Marke machen. Und all diese Punkte könnten auch in jedem anderen Unternehmen ihre Berücksichtigung finden – vom Krawattenverzicht und dem Hamburg-Bonuns einmal abgesehen. 😉
Die Liste der offenen Stellen wird ergänzt um die ausdrückliche Einladung zu Initiativ-Bewerbungen und den Bericht eines Entwicklers, der als Azubi bei Jimdo begonnen hat. Nach dem obligatorischen Teamfoto folgt noch der Hinweis auf die Unterstützung der Initiative “Fair Company” und den damit einhergehenden Selbstverpflichtungen.
Fazit
Innerhalb von 5 Minuten gewinnt der Bewerber einen umfassenden Einblick in das Unternehmen. Er fühlt sich auf Anhieb willkommen und bekommt das Gefühl, dass sein Talent hier geschätzt und seine Persönlichkeit nicht nur respektiert, sondern ausdrücklich gewünscht wird. Hier werden nicht die Bewerber zum Wettbewerb aufgefordert, vielmehr stellt sich Jimdo selbst dem Wettbewerb um die besten Talente.
Superhelden-Empfehlungsprogramm von Re-Lounge
Normalerweise sind wir hier bei atenta aus SEO-Gründen weder große Freunde von Recruiting-Microsites noch von in Ihrer Kreativität überbordenden Job-Titeln. Aber keine Regel ohne Ausnahme und auf die bin ich eben gestoßen. Gesucht wird ein Superheld (m/w) aka Senior Webentwickler und abgesehen von dem Eingangseinwand hat die Freiburger Webagentur Re-Lounge einfach alles richtig gemacht.
1) Sie haben eine übersichtliche, ansprechende Recruiting-Seite geschaffen.
2) Sie vermitteln alle wesentlichen Infos den zukünftigen Kollegen und zum Unternehmen in einem 98 Sekunden Video.
3) Mit einem Empfehlungsprogramm und der neuen Alternativwährung iPad werden Superheldenvermittler rekrutiert. Das Empfehlungsprogramm wird leicht verständlich erklärt.
4) Die Anforderungen werden aus dramaturgischen Gründen erst dann genannt und eingefordert, nachdem sie sich selbst beworben und sich das Interesse an Re-Lounge verdient haben.
“Herzo-what?!” – Adidas wirbt für Arbeit und Leben in Herzogenaurach
adidas, ein Weltkonzern mit Hauptsitz in Herzogenaurach. Und hier beginnt das Problem: ‚With over 3,500 employees, 600 of whom are from outside Germany, and over 250 open positions currently – you can imagine how many times HR has heard “Herzo-what?!”.‘ schreibt Vicki Ng auf dem adidas Group-Blog. Unternehmen tun sich schon schwer, hiesige Mitarbeiter aus den Städten in die ländlichen Gebiete zu locken – internationale Fachkräfte vom mittelfränkischen Hinterland zu überzeugen, ist mit Sicherheit nicht einfacher.
adidas geht nun mit einer Microsite in die Offensive: Auf herzo.adidas-group.com können sich Interessierte über das Arbeiten bei adidas informieren. Dabei legt die Seite den Fokus ganz klar auf das „wie“ und geht auf die üblichen Fragen wie Karrierewege etc. kaum ein. Zielsetzung ganz klar: Arbeiten in Mittelfranken? In einem Ort mit etwas über 20.000 Einwohnern? Als Leitungsträger, der genau so gut in Weltstädte wie New York, Paris oder Tokio passen würde? Aber klar!
Die Seite ist in vier Bereiche gegliedert: Working, Germany, Living und Family: Jeder dieser Bereiche stellt sich mit einem Introvideo vor und hat wiederum einige Unterbereiche, die aber alle sehr kompakt gehalten sind. So leistet die Seite Überzeugungsarbeit bei teilentschlossenen Bewerbern, die noch Zweifel am Standort haben, oder holt adidas ins Feld der relevanten Unternehmen für jene, die noch ganz am Anfang der Entscheidungsphase stehen. Den Weg über eine Microsite finde ich hier sehr gut gewählt, insbesondere in Verbindung mit dem kompromisslosen Design und Aufbau der Seite. Gute Arbeit von Thorsten Konrad! Könnte für mich hier und da etwas weniger verschachtelt sein, aber das ist Geschmacksache. Das Stöbern gehört bei dieser Art von Kampagne ja auch immer etwas dazu.
Weiterführende Literatur: Gero Hesse hat David Enser, Senior HR Manager International Mobility bei adidas einige Fragen zur Seite gestellt – wir selbst hatten kürzlich Frank Thomas (Corporate Communication Manager) und Steve Fogarty (Senior Manager Employer Branding) zum Thema Employer Branding und Social Media bei adidas im Interview.
Kennt Ihr weitere gute Recruiting-Seiten? Wir. wollen. mehr!
Die Employer Brand sind nicht nur bunte Bildchen und lächelnde Gesichter. Hinter einer ausgereiften Arbeitgebermarke stecken eine Strategie und ein Kommunikationskonzept. Diese 5 Employer Branding Beispiele zeigen auf beeindruckende Art und Weise, wie man sich als Arbeitgeber authentisch und publikumsstark inszenieren kann. Wir starten den Countdown…
Ein Unternehmen besteht aus Menschen, die gemeinsam etwas tun. Menschen mit Visionen, guten Ideen und idealerweise Freude an der Umsetzung. Dieses Bild zu vermitteln, ist eine der Kernaufgaben von gutem Employer Branding. Und wenn das Ganze dann auch noch below-the-line vermittelt werden kann, hat man den ersten Jackpot in der modernen Zielgruppenansprache geknackt.
IBM feierte 2011 das 100jährige Bestehen und dieses Jubiläumsvideo dient sicherlich nicht in erster Linie der Kundenpflege. Es erzählt von denjenigen, die IBM zu dem gemacht haben, was es heute ist. Vom ältesten bis zum jüngsten Mitarbeiter zeigt der Clip Menschen, die einen Teil ihres Lebens in die Arbeit an einem gemeinsamen Unternehmen investiert haben – und es allem Anschein nach nicht bereuen.
Ein weiterer Film aus dieser Reihe stellt in 30min bedeutende Mitarbeiter aus der IBM-Geschichte vor. People who changed the way the world works. Hier ist die Botschaft aber weitaus offensiver.
https://youtu.be/XrhDaAmn5Uw
10. Gladigau Immobilien – Mitarbeiterbindung als Königsdisziplin
Die Objektivität von Arbeitgeberbewertungen ist, wie bereits erwähnt, ein schwieriges Thema. Wie viel Aussagekraft hat eine „3 von 5“ von einem ehemaligen oder eine „5 von 5“ von einem aktuellen Mitarbeiter? Ist er oder sie voreingenommen, ist seine oder ihre „3“ gleich meiner „3“? Und so weiter.
Eine andere Perspektive bieten die Employer Branding Botschaften, die von den Unternehmen selbst gezielt produziert und verbreitet werden. Damit meine ich Maßnahmen wie z.B. Videos, Anzeigen-Kampagnen mit coolen Sprüchen usw., die eben eine gewisse Sichtbarkeit erreichen und durchaus zum Image der Arbeitgebermarke beitragen können. Aber auch bei diesen Beispielen ist es mit der Objektivität nicht immer ganz einfach.
Gesucht wird also die „Goldene Mitte“ – eine objektive und ehrliche Bewertungsgrundlage, die gleichermaßen die Einstellung der Arbeitnehmer zum Arbeitgeber und auf der anderen Seite die Einstellung des Arbeitgebers zu seinen Arbeitnehmern glaubwürdig nach außen trägt. Unmöglich? Nicht ganz!
Als ich am Wochenende zufällig (Durchlauferhitzer kaputt) die Seite meiner Hausverwaltung besucht habe, entdeckte ich die folgende „Kleinigkeit“ in den Mitarbeiter-Profilen:
Wow! Es gibt da Leute, die über 10 und sogar über 20 Jahre im Unternehmen sind. Und das sind keine Ausnahmen. Klar, denkt man, ist das nicht unüblich im deutschen Mittelstand. Aber ich habe noch NIE gesehen, dass jemand diese Botschaft auch nur ansatzweise prominent platziert hätte, um Werbung für sich als Arbeitgeber zu machen.
Ich weiß nicht, ob ihr das so seht wie ich, aber als ich diese Mini-Botschaft gesehen habe, hat sich in meinem Kopf ein Eindruck von diesem Arbeitgeber manifestiert, den man nicht so einfach mit einer negativen Bewertung oder einem peinlichen Video zerstören könnte. Ich habe spontan einen sehr positiven Eindruck vom Arbeitgeber Gladigau – nach gerade mal einer Minute digitalem Erst-Kontakt mit dem Unternehmen. Diese Wirkung ist mit anderen mir bis-dato bekannten Maßnahmen allein kaum zu erreichen. (Zumindest was meine subjektive Wahrnehmung angeht.)
Das Aushängeschild der Unternehmen und ihre beste Arbeitgeber-Werbung sind die Mitarbeiter. Und wenn es gelingt, die Mitarbeiter über Jahre zu halten, muss ja irgendwas richtig laufen. Also, liebe KMUs, kein Geld oder keine Lust auf fesche Employer Branding Videos? Dann packt doch für den Anfang sowas sichtbar auf die Karriereseite, die Fanpage, den Prospekt und spielt ganz oben mit in der Employer Branding Bundesliga.
Und Du, lieber Leser, hältst Du meine Begeisterung für übertrieben, oder würdest Du Dich von so einem Indikator, wie ich, positiv stimmen lassen?
9. Daimler – Eine Web-Plattform für mehr Innovation
Ich bringe Daimler ja gerne als Positiv-Beispiel für ein Unternehmens-Blog, das (unter anderem) dem Anspruch eines guten Employer Brandings gerecht wird. Das Blog wird hauptsächlich von Daimler-Mitarbeitern geschrieben und über 260 verschiedene Namen in der Autorenliste zeigen, dass dieses Angebot auch gerne angenommen wird.
Doch die Marke mit dem Stern lässt seine Mitarbeiter nicht nur an der Außenwirkung des Konzerns mitwirken. Vor drei Jahren wurde – nicht ohne kritische und offene (!) Diskussionen unter den Mitarbeitern (1, 2) – die Business Innovation Community ins Leben gerufen. Ein unternehmensinternes Social Network, in dem Mitarbeiter ihre eigenen Ideen für Produktinnovationen und Weiterentwicklungen präsentieren. Diese können dann standortübergreifend kommentiert, bewertet und weiter verfeinert werden. Nach einem Jahr hatte die Plattform bereits 10.000 Mitglieder. Diese haben 860 Ideen, 5600 Kommentare und 6900 Bewertungen beigesteuert. Im Oktober 2010 zog Daimler erneut Bilanz: Von den inzwischen 20.000 Mitgliedern und 1.500 Ideen wurden bereits 35 ausgearbeitet. Darunter:
car2go: Ein Car-Sharing Modell für Ballungsräume. Der erste Testlauf in Ulm und Austin/Texas wurde direkt in den Dauerbetrieb übernommen. 20.000 Car-Sharer in Ulm und 10.000 angemeldete Nutzer in Austin führten im März 2010 zur Gründung der car2go-GmbH, die das Projekt 2011 auf den internationalen Markt brachte. car2gether wiederum ist eine Mitfahr-Community, die sich schnell und flexibel u.a. über Smartphones koordiniert.
Im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart kann man im Young Classic Store sogenannte Youngtimer, also Wagen aus den Baujahren von 1970 bis 1990, erwerben. Das ergänzt das Angebot der Daimler Classic Center für Oldtimer.
Seit Anfang 2010 werden in einem Pilotprojekt Fahrhilfen für Menschen mit Behinderung in die Fahrzeuge eingebaut. Je nach Anforderung kann jedes Fahrzeug individuell für den Kunden gestaltet werden. Mittlerweile bundesweit in allen Mercedes Benz Niederlassungen. (Btw: Über die Einführung der Mercedes Benz Fahrhilfen erschien auch ein Artikel auf dem Mitarbeiter Blog.)
8. Ignite – $5000 Arbeitgeber-Garantie für Ex-Mitarbeiter
Die AdWeek berichtete: Die Social-Media-Agentur ‚Ignite‘ hat mit Chrysler einen seiner größten Kunden verloren und muss sich von der Hälfte seiner gut 100 Mitarbeiter trennen. Dumme Sache, kann passieren. Die Frage ist dann, wie ein Unternehmen mit einer solchen Situation umgeht und wie es versucht, den ehemaligen Mitarbeitern unter die Arme zu greifen.
Der Ignite-Chef gibt seinen Ex-Mitarbeitern nicht nur seine Empfehlungsschreiben und LinkedIn-Endorsements mit auf den Weg, er stattet sie zudem mit einer Arbeitgeber-Garantie aus: 5000 Dollar bekommt der neue Arbeitgeber, sollte er den Ex-Ignite-Mitarbeiter innerhalb von drei Monaten wieder feuern müssen oder wollen. Also eine Garantie, dass seine Mitarbeiter Leistung bringen. Klar, es ist fraglich, inwiefern 5000 Dollar eine Fehleinstellung kompensieren würden, aber der neue Arbeitgeber hat immerhin die Gewissheit, dass Ignite ein entsprechendes Risiko eingeht. Das tut gut zu wissen.
Diese Aktion hat natürlich eine Reihe weiterer Effekte:
Wertschätzung: Die ehemaligen Mitarbeiter fühlen sich in ihrer Leistung bestätigt und wertgeschätzt. Eine Kündigung abzufedern ist nie einfach, aber diese Aktion vermittelt ein positives Gefühl. Und das lohnt sich auch für den ehemaligen Arbeitgeber – man sieht sich schließlich immer zwei mal im Leben.
Sicherheit: Auch an die aktuellen Mitarbeiter ist das ein positives Signal. Wenn scheidende Mitarbeiter mit Respekt behandelt werden, fühlt man sich als aktiver gleich ein wenig wohler und sicherer. Das Gefühl, gebraucht und im Zweifelsfall vermisst und anderen empfohlen zu werden, ist am Arbeitsplatz eine Menge wert.
Kommunikation und Eigenwerbung: Die Sache spricht sich rum, jetzt schreibt sogar schon dieses deutsche HR-Blog über Ignite als Arbeitgeber…
7. Ebay – Mehr Persönlichkeit für die Corporate Facebook-Page
Engagement der eigenen Mitarbeiter auf einer Facebook-Page ist keine einfache Sache: Will man Mitarbeitern einen eigenen Zugang geben? Sollen sie sich mit ihren privaten Profilen beteiligen, während eine Redaktion für die Hauptinhalte sorgt? Wie sorgt man dabei für die nötige Motivation? Also doch lieber einfach Fotos von der Weihnachtsfeier posten und die Kollegen darauf markieren? Ein gutes Beispiel für etwas mehr Persönlichkeit auf einer Corporate-Page habe ich in der Vorweihnachtszeit auf der Facebook-Page bei eBay.de gesehen.
Als eine Art Adventskalender wurden hier persönliche Weihnachtsgeschichten des Teams gepostet: Familientraditionen, Keksrezepte oder Geschenkideen. Der Mitarbeiter wurde dann jeweils mit der persönlichen Beschreibung zitiert – so einfach wie schön. Von allen Weihnachtsaktionen hat mich diese am längsten auf einer Facebook-Page gehalten. Zu Idee und Umsetzung durfte ich Blanca Led, Social Media Managerin bei eBay ein paar kurze Fragen stellen:
WIE KAMT IHR AUF DIE IDEE? WAS STECKT DAHINTER?
„Dieses Jahr haben wir uns vorgenommen, auf den für Marken- und Unternehmensseiten auf Facebook schon fast „klassischen“ Adventskalender in Form einer App zu verzichten. Stattdessen haben wir eine Kampagne entwickelt, die uns den Fans eBay als Unternehmen näher bringen soll. Vor allem wollten wir auch unser Weihnachtsmotto „From eBay with love“ auf Facebook spielen.
Wir entschieden uns bewusst dafür, das Motto quasi zu übersetzen, uns als „eBay“ ein Gesicht zu geben und unsere eBay Mitarbeiter in ganz Europa einzubeziehen. Die Idee dabei war, redaktionellen Content zu kreieren, der durch eine persönliche Note den Fans etwas Besonderes in der Adventszeit bietet, ihnen mit Tipps und Tricks durch den Weihnachtstrubel hilft und eben die Personen hinter dem Unternehmen eBay zeigt. Also haben wir vom 01.12-24.12 jeden Tag einen Beitrag von einem anderen eBay Mitarbeiter auf unserer Facebook Seite veröffentlichten.“
[su_row][su_column size=”1/2″]WIE HABT IHR DAS KOMMUNIZIERT? WIE WAR DIE REAKTION DER MITARBEITER?
„Wir haben eine Rundmail an alle Mitarbeiter der europäischen Niederlassungen geschickt, in der wir die Idee erklärt und dazu aufgerufen haben, Vorschläge einzureichen und ein Teil dieses „Adventkalenders“ zu werden. Wir fragten nach Vorschlägen für Weihnachtsgeschenke, liebsten Weihnachtssongs oder nach speziellen Bräuchen, die sie mit Weihnachten verbinden. Die Reaktionen waren überwältigend, die Mitarbeiter waren begeistert von der Idee und von der Tatsache, ein Teil der Kampagne zu werden. Es war wirklich erstaunlich zu sehen, mit welchen Einfällen die Mitarbeiter auf uns zu kamen.“
WELCHER BEITRAG GEFÄLLT DIR AM BESTEN?
„Selbstverständlich waren alle Beiträge interessant, jeder auf seine persönliche Art und Weise. Man hat richtig gemerkt, dass sich die Mitarbeiter Gedanken dazu gemacht haben. Sehr schade, dass wir nur 24 davon auswählen konnten. Wenn ich jetzt nach meinen persönlichen Favoriten gefragt werde, fallen mir gleich zwei ein:
Ich bin nach wie vor begeistert von den Erdbeer-Weihnachtsmännern („Strawberry Santas“), da ich vorher noch von so einer Art von Rezept gehört habe und sie sehr einfach nachzumachen sind. Und dann muss ich zugeben, dass ich von einer Einreichung besonders berührt war: Ein Mitarbeiter schickte uns seinen alten Wunschzettel ans Christkind zu, den er all die Jahre aufbewahrt hatte.[/su_column]
[su_column size=”1/2″][/su_column][/su_row]
Daraus ist ein sehr schöner Beitrag entstanden, der genau das vermittelt, was unser Ziel war: den Fans die Personen hinter eBay näher zu bringen. Zusätzlich haben wir zum Abschluss der Kampagne über die Weihnachtstage einige Mitarbeiter ausgewählt, auf dem Facebook Coverpicture allen „persönlich“ „Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch“ zu wünschen.“
6. Berliner Polizei – Employer Branding in Echtzeit über Twitter
Dass die Polizei ein ernsthaftes Nachwuchsproblem hat, ist nichts Neues. Immer wieder überlegt sich die Exekutive also, wie sie für den eigenen Berufsstand werben könnte. Und fast immer kommen dabei Kampagnen heraus, die gar nicht erst versuchen, mit Weichzeichner zu arbeiten, sondern den oft harten Alltag thematisieren. Die Polizei Berlin hat sich etwas besonders Ungefiltertes ausgedacht: Einen ganzen Tag lang versucht sie, alle(!) Notfalleinsätze ab 19:00 bei Twitter auf dem extra angelegten Kanal @PolizeiBerlin_E zu posten. Hashtag: #24hPolizei.
In einer typischen Nacht von Freitag auf Samstag rechnet die Polizei mit etwa 3000 Einsätzen in Berlin. Wenn möglich, soll auch noch etwas zum Ergebnis des Einsatzes gepostet werden – es dürften also an die 5000 Tweets zusammenkommen. Gut, dass der Twitter-Account einen blauen Verified-Haken bekommen hat – dem „Massenspam“ steht also nichts im Wege. Zusätzlich ist noch für zwei Stunden eine Hotline eingerichtet, die Fragen beantworten soll.
„Twitter ist tot und fürs Recruiting sowieso!“ Mal wieder alles eine Frage des Standpunktes. Für eine Aktion wie diese eignet sich kaum ein Kanal besser. Zum einen ist die technische Struktur dafür perfekt ausgelegt, zum anderen beweist die Polizei auch durchaus Mut, sich für 24 Stunden auf dem Netzwerk der wohl kritischsten Nutzerschaft in solch ungewohnter Transparenz zu zeigen. Zumindest dafür hat sie meinen Respekt.
5. OTTO – Personalisiertes Employer Branding im Viral-Clip
Nachdem Otto deutlich gemacht hat, dass sie Videos als Recruiting-Mittel sehr schätzen, überrascht die neuste Kampagne doch: Ein Video aus der Ich-Perspektive lässt den Betrachter einige Szenen als „Chef“ erleben. Soweit nichts Neues. Der Clou ist allerdings, dass man zunächst sein Foto hochlädt und seinen Namen angibt, um daraufhin ein individualisiertes Video zu erhalten. Marek Hoffmann von Basic Thinking zeigt hier einmal wie das Ganze dann aussieht:
Wir kennen diese Form des personalisierten Viral-Clips bereits. Hier in Deutschland machte zuletzt die schwedische Radiotjänst-Kampagne die Runde, wo man sich oder andere als Held, der seine Rundfunkgebühren bezahlt, feiern lassen konnte. Die Taktik ist klar: Mit der Möglichkeit, das Foto eines Freundes hoch zu laden, erhöht sich der virale Effekt eines solchen Videos immens. Schließlich zeigt man einen solchen Clip in der Regel zumindest diesem Menschen, wenn nicht weit mehr. Otto geht hier noch einen Schritt weiter: Neben dem eigenen Foto und dem eigenen Namen trägt man zusätzlich den eines Freundes ein und lädt dessen Foto hoch. Dieser landet dann als Bewerbermappe auf dem Tisch des Chefs und wird ein wenig auf die Schippe genommen: mit einem gefakten schlechten Zeugnis und einer Google-Suchanfrage des Namens.
Als Bewerber musste natürlich Hoffmans Kollege André Vatter herhalten, seines Zeichens ebenfalls Autor bei Basic Thinking. Die erste Seite der (realen!) Google-Suchergebnisse erscheint dann im Clip auf dem Bildschirm des Chefs. Letztendlich ein guter Trick, um den Clip weiter zu verbreiten, schließlich will man dem Freund ja auch zeigen, dass er gerade virtuell auf den Arm genommen wird. Andererseits hat dieser dann schon nicht mehr die Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Der Clip steht dann schon jedermann zur Verfügung und kann per Embed-Code munter weiter verbreitet werden. Etwas zu pingelig? Vielleicht, doch in einer Zeit, wo die Sorge um den Schutz persönlicher Daten zunimmt und Bewerber insbesondere Angst um ihre Online-Reputation haben – da sollte man vielleicht ein Quäntchen Extra-Vorsicht walten lassen.
Alles in allem aber eine gute Idee, technisch gut umgesetzt und eingebettet in ein Gewinnspiel. Gewinn: Einen Tag mit einem Chef bei Otto verbringen. Je nach persönlichen Interesse in den Bereichen Einkauf, E-Commerce oder Personal. Ganz großartig ist übrigens der Bereich „Styling“, wo der Bewerber angemessene Beispielgaderoben gezeigt bekommt: von Business bis Casual. Die entsprechenden Teile kann man sich dann auch gleich im Otto-Shop bestellen. Sehr gut!
4. Schottische Polizei – Employer Branding mit Schockeffekt
Die Kampagne „Who Cares?“ der schwedischen Streitkräfte haben wir bereits als Best Practice Beispiel für kreatives Guerilla Recruiting vorgestellt. In erster Linie als tolle Idee mit guten Zahlen als Ergebnis. Jo Diercks machte aber vor wenigen Tagen auf einen interessanten Aspekt solcher Aktionen aufmerksam: Das Erfahren, die emotionale Teilhabe am beworbenen Beruf. Eine Komponente die in dieser „Bewerbungsphase“ leider oft zugunsten von Aufmerksamkeit oder Shareability völlig außer Acht gelassen wird.
Gehen wir einen Schritt weiter: Die Polizei Schottlands wirbst derzeit mit drei neuen Spots für Ihre Arbeit. Wobei „werben“ hier sehr professionell betrachtet werden muss, sorgen die drei Filmchen doch eher für Unbehagen und Gänsehaut. Die Filmemacher von Brain Candy bringen Polizisten in schwierige Situationen, wie sie ihnen jeden Tag passieren könnten, und stellen dann abschließend die Frage: „What would you do?“.
https://player.vimeo.com/video/88014768
https://player.vimeo.com/video/88019260
https://player.vimeo.com/video/88016037
Selbst in meinem ergonomischen Bürostuhl sitzend, musste ich kurz überlegen, was wohl die sinnvollste Reaktion wäre. Nur schwer vorstellbar, wie ich in der Situation unter Zeitdruck selbst reagiert hätte. Und gerade deswegen, haben die drei Spots Eindruck gemacht: weil ich einen Bruchteil der Spannung und des Drucks selbst erfahren konnte. Deswegen völlig ok, dass die Spots (mit ca. zwei Minuten) an sich viel zu lang sind, der Spannungsbogen völlig untypisch und alles in allem so düster, dass sie kaum im unbeschwerten Media-Alltag unterzubringen sind.
Employer Branding muss Werte ‘fühlbar’ und ‘erlebbar’ machen.“, schreibt Jo und damit hat er Recht. Nun sind Polizei und Armee natürlich Extremberufe mit einem Erfahrungspotenzial, dem man als Zivilbürger kaum nahekommt. Und natürlich ist diese Art von Kampagne in diesem Bereich dementsprechend oft zu finden. Aber ich bin davon überzeugt, dass sich viele Berufe eine Scheibe davon abschneiden könnten. Ich kann mir „What would you do?“-Videos z.B. großartig in den sozialen Bereichen Pflege, Medizin oder Erziehung vorstellen.
Seit ich mich mit Arbeitgeber-Marketing befasse, frage ich mich alle paar Monate wieder, ob es ein ungeschriebenes Gesetz gibt, dass es verbietet, Produktmarketing und Employer Branding in einer ganzheitlichen Kampagne miteinander zu verbinden. Ausgerechnet im Wurstregal bin ich jetzt auf den Gegenbeweis gestoßen, als mich von einer Packung Leberwurst die Herren Michael Sanft und Udo Bratzke anlächelten und selbstbewusst verkündeten: „Zufriedene Mitarbeiter machen bessere Wurst!“.
Neugierig geworden, entdecke ich auf der Verpackung noch einen QR-Code mit dem Hinweis „Mehr über die Menschen dahinter“. Nein, den QR-Code habe ich nicht gescannt, dafür bin ich zu Hause auf die Website der Rügenwalder Mühle gegangen. Dort habe ich in einem Video erfahren, dass Michael Sanft Personalleiter und Udo Bratzke Vorsitzender des Betriebsrats ist – ein im Personalmarketing nicht allzu häufig anzutreffendes Team also. Aber seht selbst.
https://youtu.be/id4A_m0yb0E
Besonders gut gefällt mir, dass die Rügenwalder Mühle bemüht ist, möglichst viele Gesichter nach außen zu präsentieren.
https://youtu.be/DF6T3SKBP5U
Der Ansatz, die Mitarbeiter in den Vordergrund zu stellen, wird auch auf der Facebook-Page konsistent fortgeführt (es gibt zu diesem Zweck sogar eine eigene App):
Wer möchte, erfährt anschließend im Unternehmensblog mehr über die Arbeit der einzelnen Mitarbeiter bei Rügenwalder:
So, liebe Leute, verbindet man Produktmarketing und Employer Branding zu einer ganzheitlichen crossmedialen Kampagne! Ach und für die Skeptiker unter Euch, Ihre Weste bei kununu ist auch unbekleckert…
2. TimoCom – Employer Branding Video „Working in a Timo Wonderland“
Viele Employer Branding- und Karriere-Videos haben wir in diesem Jahr bestaunen dürfen. Allein die Initiative, das eigene Unternehmen über dieses nicht immer einfache Format zu präsentieren, ist zu loben. Fraglich ist allerdings, ob all die mutigen Produktionen die gesteckten Ziele der Initiatoren tatsächlich erreichen. Das kritische Publikum, die Zielgruppe und die Experten, sind zuweilen unberechenbar und gnadenlos. „Musste das wirklich sein?“ – hat sich im Nachhinein mit Sicherheit der eine oder andere fragen müssen.
Das Team der Fracht- und Laderaumbörse TimoCom wird sich diese Frage allerdings nicht stellen müssen. Ihr weihnachtliches Video „Working in a Timo Wonderland“ erreichte mich per Zufall und ist eine echte Überraschung. Ich muss gestehen, dass ich mir das gleich mehrfach hintereinander angeschaut habe. Ich habe irgendwie aus Gewohnheit erwartet, wieder mit Peinlichkeiten und Fremdschämen konfrontiert zu werden. Nichts!
Ein authentisches Video mit Liebe zum Detail und Text. Musikalisch, unabhängig vom persönlichen Musikgeschmack, ordentlichst umgesetzt. Echte Menschen, passendes glaubwürdiges Setting, Humor, viele Einblicke in die Firma, nicht überzogen, macht Spaß. Alles passt. Top!
Geht’s besser? Ja, es geht. Die Jungs und Mädels haben ganze Arbeit geleistet. Das Video ist gleichzeitig als Werbung/Verteiler für ihre mobile App „Transportbarometer“ gedacht (es gibt einen Download-Link am Ende des Videos). Die App zeigt die aktuelle Angebotslage von Fracht- und Laderaumkapazitäten in Europa an. Ein tolles Profi-Tool für Preisverhandlungen und gleichzeitig ein tolles „Spielzeug“, für alle, die sich für Logistik interessieren. Also auch für potentielle Bewerber. In der App sind natürlich auch Unterehmens-News untergebracht. Employer Branding und Marketing verschmelzen. Gut gemacht!
Und es geht noch weiter. Wenn sich ein Unternehmen so viele Gedanken um Details macht, lohn sich bestimmt auch ein Blick auf die Facebook-Fanpage, dachte ich mir. Und das stimmt. Für ein Unternehmen, das wohl kaum als klassische „Brand“ bezeichnet werden kann, läuft hier vieles erstaunlich richtig. Fast 6500 Fans, starke Engagement-Raten, viel Aktivität, interessante Inhalte, Leute machen mit. Eine Jobbörse ist auch gleich da – leider nicht von uns, trotzdem gleich in unser Fanpage-Ranking aufgenommen. Natürlich wurde auch das „Making-of-Video“ entsprechend aufgearbeitet.
Ihr merkt, ich bin hier etwas ins Schwärmen gekommen. Das liegt daran, dass ich mich echt freue, so ein tolles Beispiel gefunden zu haben. Ein auf den ersten oberflächlichen Blick „unsexy“ Mittelständler, den keiner kennt, der die zeitgemäßen Möglichkeiten intelligent einsetzt und zeigt, was in Wirklichkeit in ihm steckt. Und dabei sieht das alles so einfach und logisch aus.
1. Deutsche Bahn – Kampagne mit großem Kaliber
Personalmarketing ist irgendwie immer noch das kleine Geschwisterchen des Produktmarketings und deshalb kriegt es auch nicht so viel Taschengeld. Richtig große crossmediale Personalmarketing-Kampagnen sind deshalb leider ein seltenes Vergnügen. Der demografische Wandel und das Demografie-Management scheinen da allerdings einiges in Bewegung zu bringen. Denn mit der Kampagne „Kein Job wie jeder andere“ startet nach der Telekom nun auch die Deutsche Bahn eine crossmediale und dauerhaft angelegte Employer Branding Kampagne.
Angesichts von 7000 (!) jährlich zu besetzenden Arbeitsplätzen geht es neben der Pflicht, sich dem Volk als Arbeitgeber ins Bewusstsein zu brennen, in der Kür darum, die Vielseitigkeit des Arbeitsplätze-Angebots bei der Bahn bekannt zu machen. Denn bei der Bahn, und das schreibt Euch bitte hinter die Ohren, könnt ihr nicht nur Zugführer, Schaffner oder Gastro-Fachkraft werden, sondern zwischen über 500 (!) Berufen wählen. Vermittelt wird diese Vielfalt mit einer Plakat- und Anzeigenkampagne, der es erstmalig gelingt “die Komplexität des Gesamtkonzerns DB je Anzeige auf drei Begriffe zu reduzieren.”
Dieser Einschätzung schließe ich mich gerne an und die Komplexitätsreduktion ist neben der emotionalen Vermittlung des Vielfaltsgedankens auch die zentrale Stärke der Kampagne. Denn nicht nur die Anzeigen, sondern auch die Navigation der neu gelaunchten Karriere-Website ist auf das Wesentlich reduziert und bietet ein schönes Gegenbeispiel für überladene Konzern- Karrierewebseiten. Nicht zuletzt dank der auf der Einstiegsseite deutlich verlinkten Jobbörse.
Das einzige Haar in der Suppe sind aus meiner Sicht die im Hintergrund rumschwirrenden Mini-Bubbles, die mir persönlich zu viel Unruhe verbreiten und von den Inhalten ablenken. Unser Konzepter sagt zwar, sie würden den Vielfaltsanspruch der Bahn unterstreichen, ich frage mich nur, wer das den anderen hunderttausend Webusern erklären wird. Genug genörgelt, auf zum großen Finale. Denn es wäre natürlich keine Personalmarketing Großoffensive, wenn sie nicht das Potenzial hätte, die ganze Nation zu erreichen. Das schafft man heutzutage natürlich nur mit einem Format, mit Video. Und das läuft neben den offiziellen (ARD, ZDF) und den inoffiziellen Volkssendern (RTL, Sat1, Pro7) sogar im Kino. Hat es aber auch verdient.
https://youtu.be/gcqhaR-cF4s
Welches Beispiel gefällt Euch am besten? Oder kennt Ihr vielleicht noch eine Employer Branding Kampagne, die hier unbedingt Erwähnung finden sollte? Dann ab damit in die Kommentare!
Hier kommt sie: unsere CV Hall of Fame. Denn eine kreative Bewerbung ist die halbe Miete. So let the countdown begin.
Platz 8: Kreative Bewerbung auf dem Highway
[su_row][su_column size=”2/3″]Ein Freund hat mir damals dieses Foto seiner Morgenlektüre aus Vancouver geschickt. Dieser Ire warnt seine Landsleute vor seiner Auswanderung.
Féilim Mac An Iomaire (26) brauchte eine Anstellung im Bereich Sales und Marketing. Nach seinem Abschluss arbeitete er als Travel Agent in Australien und suchte jetzt wieder einen Job in seiner Heimat. Nun war es um die irische Wirtschaft nicht sehr gut bestellt, was ihn dazu brachte, seine Ersparnisse in eine „Billboard-Werbung am Straßenrand zu investieren: Er flankierte seine Aktion mit einer Page auf Facebook (>6.500 Fans) und twitterte unter @joblesspaddy.[/su_column]
[su_column size=”1/3″][/su_column][/su_row]
Platz 7: Rollentausch im Bewerbungsgespräch
[su_row][su_column size=”1/2″]Mona Schmadl machte gerade ihren Master in Marketing und Kommunikation in Frankfurt. Sie hat sich mit einem Video bei BMW beworben und dabei die Rollen einmal vertauscht. BMW stellt sich als Arbeitgeber beim Bewerber vor. In den Zeiten des Fachkräftemagels mehr als nur ein Gag. Sie postete das Video auf der BMW-Karrierepage bei Facebook und bekam auch prompt eine Antwort.
Leider wurde der Original-Post inzwischen gelöscht, deswegen hier nur ein Screenshot aus dem Google-Cache. Der Grund mag sein, dass sich die beiden Parteien dann doch nicht einig wurden. Aber ich mache mir wenig Sorgen, dass diese Dame ihren Arbeitsplatz findet. Großartige Idee![/su_column]
[su_column size=”1/2″][/su_column][/su_row]
https://youtu.be/l3l9hkzN4SI
Platz 6: Jobsuche mit Graffiti auf der (Pinn)wand
[su_row][su_column size=”2/3″]Nun ist Graffiti grundsätzlich eine tolle Sache (imho), zieht jedoch leicht Ärger nach sich. Schließlich möchte man Menschen dort erreichen, wo sie es nicht erwarten – soll heißen dort, wo an sich kein Platz für persönliche Bilder und Botschaften ist. Das gilt nicht nur für Wände und Züge. Auch in sozialen Netzwerken haben die Menschen klare Vorstellungen davon, wo Text zu stehen hat und in welcher Form. Umso überraschender wenn dieser Rahmen gesprengt wird.[/su_column]
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Die belgischen Designer Bas van de Poel und Daan van Dam haben sich mit einem simplen Trick in die Twitter-Sidebar von Wunscharbeitgebern geschlichen.
Mit ihrem Letterbombing sorgten Jeff Greenspan, Chris Baker, and Daniel Adrain bereits bei Facebook für Aufsehen.
Platz 5: Metro Curriculum (der U-Bahn Bewerbungssong)
Den Metro Curriculum, mit dem der Spanier Enzo Viscaino in einem mutigen U-Bahnkonzert der großen Arbeitslosigkeit entgegentritt, kann ich Euch unmöglich vorenthalten. Neben 650.000 YouTube-Klicks und Erwähnungen in zahlreichen spanischen Zeitschriften hat ihm seine gesungene Vita auch einen Fernsehauftritt beschert, den die spanischkundigen unter Euch sich in seinem Blog angucken können. Wenn meine Spanischkenntnisse ausreichen, ist für Enzo, der als Journalist, Texter, Musiker arbeiten wollte, bei der Aktion außerdem eine Stelle als Redakteur beim Fernsehen herausgesprungen. Das Glück ist eben mit den Tüchtigen!
Platz 4: Das Epiphanie Project (aka Kuchen-Bewerbung)
[su_row][su_column size=”2/3″]Ein Vorstellungsgespräch bei Facebook haben sich bestimmt schon viele gewünscht. In meinem französischen Lieblings-Jobblog bin ich auf die tolle Geschichte von einem gestoßen, der es nicht bei dem Wunsch belassen wollte: Bertrand Noirhomme.
Bertrand war 25 Jahre alt, hatte an der Reims Management School Marketing studiert, noch einen Master an einer der Grandes Écoles in der Tasche und einige Auslandserfahrung vorzuweisen. Seit Anfang 2011 arbeitete er bei Microsoft im Produktmarketing der Cloud-Computing-Lösung Windows Azure und bloggte dort u.a. für das Developer-Network-Blog von Microsoft Frankreich. Er war auch sonst begeisterter Social Web Nutzer und bei Facebook, Twitter, LinkedIn und Viadeo zu finden. Facebook hatte es ihm aber wohl besonders angetan, denn um dort ein Vorstellungsgespräch zu bekommen, legte er sich mächtig ins Zeug und stellte eine komplette Selbstvermarktungskampagne auf die Beine: das Epiphanie Project.[/su_column]
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[su_row][su_column size=”2/3″]Und das beginnt mit einem Kuchen, genauer einem Dreikönigskuchen, den er für die Facebook-Recruiter gebacken hat. Ein Dreikönigskuchen besteht aus gefülltem Blätterteig und enthält in der Mitte eine kleine Überraschung. In Bertrands Kuchen war diese Überraschung ein QR-Code, der auf die Website fb-hire.me verwies, wo er seinen Lebenslauf als PDF und als Video hinterlegt hatte. Anschließend schickte er den Kuchen – in eine Blechkiste, die er mit viel kreativem Einsatz als CV gestaltet hatte, verpackt – pünktlich zum Dreikönigstag (6. Januar) an die Facebook-Recruiter.[/su_column]
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Das komplette Making-of der Kampagne könnt Ihr Euch auf fb-hire.me anschauen und für alle französischkundigen, gibt es auch noch Bertrands Video-CV.
https://youtu.be/_qj8VDYJkeE
Nachdem er in seinem Blog schließlich auch den Ausgang verkündet hat, möchte ich Euch den natürlich nicht vorenthalten. Bertrand hat tatsächlich eine Einladung in die Facebook-Europazentrale nach Dublin bekommen und das, obwohl er aufgrund seiner relativ kurzen Berufserfahrung nicht in den aktuellen Recruiting-Fokus von Facebook passte. Das daraus letztendlich keine Einstellung geworden ist, stört ihn nicht. Er freut sich über seinen Lernerfolg mit der Kampagne und beendet seinen Post mit der Ankündigung: „Stay tuned for the Easter Project!“.
Platz 3: Die sprechende Bewerbung
Wie oft wünschen sich Bewerber, in dem Moment zum potentiellen Arbeitgeber sprechen zu können, wenn er oder sie den Lebenslauf liest. Mit einem Smartphone-Video und einem QR-Code könnt Ihr Euren Traum jetzt wahr machen.
Und für all diejenigen, die auch gerne solch eine kreative Bewerbung verschicken wollen – so geht’s:
Schreibe Deinen Lebenslauf.
Druck ein Bild von Dir auf die Rückseite oder auf die letzte Seite des Lebenslauf-PDFs.
Bitte jemanden, ein Video von Dir zu machen, während Du Dich Deinem potentiellen Arbeitgeber vorstellst (Smartphone-Kamera reicht).
Erstelle Dir einen YouTube-Kanal und lade das Video hoch.
Verlinke das Video in einem QR-Code (das geht z.B. hier oder hier ).
Spiel bei Photoshop solange mit Deinem Bild und dem Smartphone-Platzhalter rum, bis es so gut passt, wie im Video.
Schreibe eine kurze Anleitung in den Platzhalter.
Schick die Bewerbung raus und geh selbstbewusst ins Interview.
Étienne Duvall, ein 30-jähriger Architekt aus Frankreich, wollte unbedingt ein Vorstellungsgespräch bei dem renommierten dänischen Architekturbüro Bjarke Ingels Group (BIG). BIG ist bekannt fürs Querdenken und für ihre neuen Ansätze. Entstanden ist ein lautstarker Rap-CV, der auf mehreren Ebenen begeistert. Zum einen, weil Étinne sich dem Projekt mit derselben Methodik genähert hat, wie einem Architekturprojekt. Zum anderen, weil diese kreative Bewerbung unterhält, informiert und auch die Persönlichkeit des Bewerbers transportiert. Jetzt aber Film ab. Mehr zu den Hintergrund-Überlegungen von Étienne findet Ihr im Interview mit ArchDaily.
Platz 1: Der Skateboard-CV
Wow, der Lebenslauf von Baptiste Chatellier schafft es in Sachen Kreativität und Ausführung spielend an die Spitze meiner persönlichen CV Hall of Fame. Baptiste hat seinen CV nämlich als Skateboard gebaut.
Als passionierter Art Director und Grafik-Designer, der gerne mit den Händen arbeitet, baut Baptiste seine Boards schon seit längerem selbst. Im Bestreben um ein möglichst persönliches Design und die Aufmerksamkeit Pariser Recruiter hat er nun eigens ein Skateboard für seinen CV gebaut und ihn eingraviert. Neben der kreativen Idee steht das CV-Board für ihn symbolisch stellvertretend für einen kompletten Projektzyklus, von der Planung über die Ausführung bis zur Dokumentation. Und dokumentiert hat Baptiste sein Projekt in einem schönen Making-of Video seines Skateboard-CVs. Falls Ihr mehr von Baptistes Arbeiten sehen und ihn kontaktieren wollt, guckt mal in sein Béhance-Portfolio oder auf seine Website.
Der Arbeitnehmermarkt wird immer wettbewerbsstärker. Wer sich hier behaupten will, braucht innovative Recruiting-Strategien.
Serviceplan – Bulletin Board Recruiting
Das Hamburger Büro der Agentur Serviceplan suchte dringend Grafikdesigner mit IT-Kenntnissen und ging dabei den klassischsten Weg, den man wohl gehen kann: ein Aushang an den schwarzen Brettern der Unis. Wer aber beispielsweise das schwarze Brett im Phil-Turm der Hamburger Uni kennt (erstes Bild), der weiß, dass eine Anzeige hier schnell untergeht. Deswegen druckt sich der kluge Suchende seine Annonce idealerweise gleich mehrfach aus und verteilt sie über die ganze Wand – in der Hoffnung, dass sie gesehen wird. Oder man macht es wie Serviceplan: Mit solider Handarbeit aus Lego, Reißzwecken, Holz oder Wolle:
Hamburg – Eine WG für junge Talente
Genau wie Unternehmen um die besten Mitarbeiter kämpfen, so bemühen sich auch Städte und Regionen, junge Talente durch innovative Recruiting-Strategien für sich zu gewinnen. Sie sind bedeutend für eine nachhaltige Stadtentwicklung: Sie bringen Fähigkeiten und gute Ideen in die Betriebe, kurbeln durch ihre Kaufkraft die regionale Wirtschaft an und engagieren sich idealerweise sogar kulturell oder sozial in der Gemeinschaft. Und genau wie Unternehmen daran arbeiten, eine Arbeitgebermarke aufzubauen, so arbeiten die Metropolen am Branding der eigenen Stadt.
Auch die Hamburg Marketing GmbH feilt am Markenimage „Hamburg“, um die Attraktivität des Standorts für Wirtschaft, Wissenschaft und Tourismus herauszuarbeiten. In diesem Zuge startete letzte Woche eine Kampagne: die #hh-wg. Das Hashtag lässt es bereits vermuten; es wird social.
„Du hast Hamburg gerade noch gefehlt“…
…soll junge Kreative aus ganz Deutschland ansprechen und davon überzeugen, dass Hamburg der richtige Ort ist, den nächsten Lebensabschnitt zu starten. Per Video können sie sich bewerben. Die vier Gewinner werden ein Jahr lang in einem 200m² Loft im Szeneviertel Sternschanze wohnen und bekommen dort, was ein junger Starter so zum Leben braucht – inkl. eines Jobs bei einem der lokalen Partnerunternehmen Otto, der Sparda-Bank oder Radio Hamburg. Was er dafür tun muss? Darüber reden, auf den Kanälen, die die Kampagne begleiten: Facebook-Fanpage, Twitter, YouTube. Erinnert ein wenig an den „Best Job in the World“ als Inselhausmeister, nur dass Hamburg etwas „abwechslungsreicheres“ Wetter zu bieten hat. 😉
Eine Sache fiel jedoch nicht nur mir auf und brachte auch beim Feedback-Abend kritische Nachfragen: Hamburg gilt als eine der schönsten Städte Deutschlands – doch mit hohen Lebenshaltungskosten und einem Mietspiegel, der knapp 17% über dem Bundesdurchschnitt liegt, leider auch als eine der teuersten! Und nun sollen vier Testemonials die Werbetrommel rühren, die (dank freier Logis in der Schanze und geschenktem Smartphone und Laptop) von all dem nichts mitbekommen? Gerade die Young Creatives zeichnen sich nicht gerade durch große finanzielle Polster aus – sie müssen sich eher darauf einstellen, zunächst mit un(ter)bezahlten Praktika durch die Agenturen geschleift zu werden, bevor sie für ihren Lebensunterhalt aufkommen können.
Wir haben drei Kenner der Sache gefragt:
Der Wettbewerb wird vermutlich die gewünschte Aufmerksamkeit bringen, doch geht die Kampagne nicht an den Problemen der Zielgruppe vorbei?
„Nein, sie thematisiert sie. Sicher, ein Ziel ist es, Begeisterung für Hamburg zu wecken. Die kommt dem Standort zugute und damit allen, die hier leben. Zudem handelt es sich um einen Wettbewerb. Der Preis, in diesem Fall ein einzigartiges und damit ungewöhnliches Jahr in Hamburg, macht den Reiz einer Teilnahme aus.
Inhaltlich werden wir die genannten Schwierigkeiten jedoch aufgreifen. Wir wissen, dass neben den vielen Vorteilen, die Hamburg bietet, die Wohnungssituation im Stadtkern schwierig ist, aber nicht hoffnungslos. Das Projekt orientiert sich daher stark an dieser Realität und gibt auf www.hh-wg.de und über die sozialen Netzwerke entsprechende Links und praktische Ratschläge für die WG-Suche an die Hand. Social Media sehen wir dabei als Chance, die alten und neuen Hamburger in die Kommunikation mit einzubinden.“
„Die Initiative geht die essentiellen Problemfelder an, mit denen junge Kreative beim Eintritt ins Erwerbsleben zu kämpfen haben, und verschleiert sie doch. So entsteht eine Ästhetisierung eines Alltagslebens, die vom Loft bis zum coolen Arbeitgeber alle in-group-Zeichen bedient.
Doch wo bleibt, man verzeihe das abgedroschene Wort, die Nachhaltigkeit? Sie wird sich nur dort einstellen, wo sich die Glücklichen über Alltagserfahrungen und den Austausch mit ihren Kolleginnen und Kollegen des illusionistischen Settings ihres Daseins bewusst werden und in ihren Twitter-Botschaften, youtube und Facebook-Auftritten sich an das wirkliche Leben herantasten.“
Sven Wiesner kam 2006 selbst als junger Kreativer nach Hamburg und ist heute Gründer und GF der Social Media Agentur beesocial:
„Die Aktion ist in meinen Augen ein sehr guter Start. Ich kenne die Problematik, habe seinerzeit selbst vor dem letztendlichen Umzug nach Hamburg lange rumgerechnet. Allein die Mieten waren (und sind) im Vergleich zur alten Heimat Bremerhaven astronomisch. Letztendlich ist es immer ein bißchen auch wagen und einfach machen, mit der Hoffnung dass der Rest sich schon ergibt.
Wie in meinem Blog bereits geschrieben sind die Gegensätze natürlich offensichtlich: Geförderte WG mit allem drumherum gegen hohe Mieten und schlecht bezahlte Praktika Plätze. Die HH_WG wird für mich zum Erfolg wenn die Aktion es schafft, auch für Außenstehende einen echten Mehrwert zu bieten. Etwa wenn die Vorzeige WGler ihre Chance nutzen, und den Daheimgebliebenen den Weg in Hamburg ebnen. Etwa durch nützliche Tipps für den Umzug, für die Wohnungs- oder Jobsuche.
Das könnte aber noch viel viel weiter gehen, etwa indem die HH_WGler so etwas wie Repräsentaten für die jungen Hamburgstarter werden. Etwa indem sie zusammen mit den Leuten von Hamburg Marketing echte Maßnahmen entwickeln und vorantreiben, um jungen Kreativen den Start in Hamburg zu erleichtern. Das wäre für mich eine gelungene Social Media Kampagne die über den Marketingeffekt hinaus glänzt!“
Internships.com – Social Recruiting mit Charlie Sheen
Die US-Praktikantenbörse internships.com hat gestern Abend eine Infografik veröffentlicht, in der der 7. März 2011 als „historischer Tag im Social Recruiting“ beschrieben wird. Ein Tweet sammelte innerhalb einer Stunde über 95.000 Klicks aus 181 Ländern, schaffte es mit dem Hashtag #TigerBloodIntern in die weltweiten Trending Topics und generierte sagenhafte 74.000 Bewerbungen auf eine Praktikantenstelle bei… Charlie Sheen!
Was war passiert?
Dass Charlie Sheen derzeit einige Probleme haben soll, dürfte auch jemand mitbekommen haben, der sich für Gossip nicht sonderlich interessiert. Er nutzt seine neue freie Zeit unter anderem für den Aufbau eines Twitter-Accounts. Mit einigem Erfolg: Nach 25 Stunden hatte er eine Million Follower, inzwischen sind es knapp 2,5 Millionen.
Das Unternehmen Ad.ly bringt Prominente dazu, Markenbotschaften ihrer Kunden zu twittern. „Ad.ly is also the team behind the media storm that is @charliesheen.“, schreibt Brian Solis. Was man hier sieht, ist also eine clevere Kampagne von @charliesheen, Ad.ly und internship.com.
Fazit
Das Ganze ist natürlich nur ein kleiner Werbegag, aber der reale Rücklauf ist dennoch beeindruckend! Dabei ist es letztendlich auch unerheblich ob, Charlie Sheen tatsächlich einen Praktikanten sucht oder nicht. Dieser Case zeigt die unglaubliche Dynamik, die entstehen kann, wenn man die richtige Figur oder ein aktuelles Thema mit einer klugen Idee im richtigen Moment verbindet.
Aus Unzufriedenheit mit dem typischen Ablauf von Karrieremessen, auf denen in erster Linie Lebensläufe verteilt und gesammelt werden, veranstaltet das kalifornische Programmierer-Zentrum „Hacker Dojo“ eine eigene Jobmesse und stellt dabei das klassische Jobmesse-Konzept kurzerhand auf den Kopf:
„Auf der Programmierermesse sind die Jobsuchenden diejenigen, die die Präsentationen halten und die Recruiter diejenigen die herumlaufen. Stellen Sie sich das Ganze wie einen Wissenschafts-Wettbewerb vor, bei dem die Projekte und Nebenprojekte der Programmierer die ‘Forschungsarbeiten’ darstellen, die Recruiter die ‘Preisrichter’ und die Vorstellungsgespräche und hoffentlich Stellenangebote die ‘Preise’“.
Die Idee hinter dieser innovativen Recruiting-Strategie ist es, den Kandidaten die Möglichkeit zu geben, ihr Können direkt auf der Messe zu zeigen, anstatt nur darüber zu reden und Lebensläufe zu verteilen. Die teilnehmenden Arbeitgeber/ Recruiter und die Kurzprofile der Programmierer werden auf der Messewebsite der Community veröffentlicht, sodass sich die Teilnehmer vorab ein Bild machen können wer erscheint.
Auch wenn dieses Konzept nur in relativ kleinem Rahmen funktioniert, ist es ein sehr interessanter Ansatz, der insbesondere dazu beitragen könnte, Angebot und Nachfrage in Nischenbereichen zusammenzubringen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, ob es in Deutschland schon vergleichbare Veranstaltungen gegeben hat und welche Erfahrungen die Teilnehmer ggf. gemacht haben?