Talent Development: Man lernt nie aus

Fachkräftemangel, fehlender Nachwuchs, Digitalisierung – die Arbeitswelt steht vor großen Herausforderungen. Eine mögliche Lösung: Talent Development und Talent Management.

Bei LinkedIn machte kürzlich ein Bild die Runde, auf dem es hieß, dass wir bald nicht mehr von Arbeitslosen sprechen werden und damit Menschen ohne Job meinen, sondern von Arbeiterlosen und damit Unternehmen ohne Fachkräfte meinen.

Diese Prophezeiung ist nicht unbegründet: Der demografische Wandel geht langsam in die heiße Phase, weil die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer den Arbeitsmarkt verlassen und in Rente gehen. Übrig bleiben die jüngeren Generationen, die als Millennials und Generation Y oder Z bezeichnet werden und mit ihren Anforderungen an Arbeit für viele Personaler ein Buch mit sieben Siegeln bleiben.

Es wird also künftig immer schwieriger, geeignete Mitarbeiter:innen auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Die Anforderungen steigen nicht zuletzt wegen der Digitalisierung, aber auch wegen einer immer flexibler werdenden Arbeitswelt. Unternehmen sind dabei gut beraten, sich nicht darauf zu verlassen, immer die perfekt passende eierlegende Wollmilchsau (😊) per Stellenanzeige zu finden, sondern Mitarbeitende mit Potenzial zu identifizieren, weiterzuentwickeln und zu halten.

1. Talent Development vs. Talent Management: Was ist was?

2. How To: Welche Maßnahmen für Talent Development gib es?

3. Hohe Lernbereitschaft bei der jungen Generation

4. Stärkung des Teamzusammenhalts: Gemeinsam lernen

5. Fazit zu Talent Development: Menschen sind verschieden

Talent Development vs. Talent Management: Was ist was?

Wenn man vom Allgemeinen zum Speziellen geht, dann bedeutet Talent Management eine übergeordnete Strategie eines Unternehmens bezüglich Recruiting, Einstellung und Halten von qualifizierten Mitarbeitenden. Alle Planungen rund um das Thema gehören zum Talent Management. Eine Maßnahme kann etwa eine Talent Pipeline sein oder die Philosophie, Berufseinsteiger:innen einzustellen und weiterzubilden oder Stellen häufig intern zu besetzen.

Das Talent Development hingegen ist die spezifische Umsetzung an den einzelnen Mitarbeitenden: Es handelt sich um individuell zugeschnittene Maßnahmen, um vorhandene Talente weiterzuentwickeln. Es geht um lebenslanges Lernen und die Weiterentwicklung möglichst vieler Mitarbeitende direkt im Unternehmen in der Art und Weise, wie diese Personen es brauchen.

Das Talent Management schafft also die Rahmenbedingungen für das Talent Development. Beides zusammen sind all jene HR-Maßnahmen, die die Besetzung von wichtigen Positionen im Unternehmen langfristig sichern: vom Finden der richtigen Talente bis zur Weiterentwicklung von Mitarbeitende zu Expert:innen – strategisch und individuell. 

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How To: Welche Maßnahmen für Talent Development gib es?

Das Karrierenetzwerk LinkedIn untersucht jährlich, wie es um die Themen Lernen und Weiterentwicklung in Unternehmen steht. Die Studie aus dem vergangene Jahr zeigt: Wer sich intern weiterentwickeln kann, bleibt fast doppelt so lang. Aus dem LinkedIn Learning Workplace Report 2021  geht hervor, dass Mitarbeitende ohne interne Mobilität einem Unternehmen im Mittel 2,9 Jahre die Treue halten. Bei denjenigen mit interner Weiterentwicklung sind es im Schnitt 5,4 Jahre. Die Investition in Talent Management und Development lohnt sich also.

Die weltweit am häufigsten genutzten Maßnahmen zum Re- und Upskilling von Mitarbeitenden sind laut dem LinkedIn-Report zunächst einmal der Einsatz von speziellen People Managern, die sich hauptsächlich darum kümmern, wie Mitarbeitende lernen und ihre Skills weiterentwickeln. Außerdem ist es wichtig, überhaupt die Lücken zu identifizieren.

 Talent Development LinkedIn Maßnahmen
Talent Development LinkedIn Maßnahmen

Es lassen sich insgesamt verschiedene Bereiche identifizieren, unter anderem sind das Wissensmanagement, Mobilitätsprogramme innerhalb des Unternehmens und Up- und Reskilling von Mitarbeiter:innen. Dabei rücken verschiedene Bereiche immer weiter in den Mittelpunkt. Laut dem LinkedIn Report für 2022 sind das in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor allem Programme zu Führung in einer sich wandelnden Arbeitswelt und Förderung digitaler Kompetenzen.

Linkedin Report zu geplanten Weiterbildungsprogrammen
Quelle: LinkedIn Workplace Learning Report 2022

Wissensmanagement: Wissen sammeln und zugänglich machen

Beim Wissensmanagement gilt es, das Wissen einzelner Mitarbeiter:innen im Unternehmen zu sammeln, verfügbar zu machen und systematisch an andere weiterzugeben. Das kann über spezielle Plattformen geschehen oder über regelmäßigen Wissensaustausch innerhalb der Teams in eigens dafür genutzten Terminen.

Mobilitätsprogramme: Bleibt mobil!

Wer suchet, der findet und das vielleicht am besten in den eigenen Reihen: Mobilitätsprogramme ermöglichen Mitarbeiter:innen berufliche Veränderungen ohne das Unternehmen zu wechseln – und zwar nicht nur in Form der klassischen Karriereleiter, sondern auch als eine Art Quereinstieg im selben Unternehmen. Wer sich beispielsweise in einen internen Talentpool eintragen lässt oder Mentoring-Programme wahrnimmt, kann sich inhouse weiterentwickeln, Positionen wechseln oder seinen Arbeitsbereich erweitern.

Reskilling und Upskilling

Beim Upskilling werden bereits vorhandene Fähigkeiten und Kenntnisse vertieft und erreichen so ein neues Level. beim Reskilling werden komplett neue Skills erlernt, um so möglicherweise auf eine andere Stelle zu wechseln oder den eigenen Job auszubauen.

Für beide Prozesse ist agiles Arbeiten besonders geeignet, weil durch die Organisation der Arbeit fehlende Qualifikationen gut bemerkt werden können. Denn das Erkennen der Lücke ist ja eigentlich der erste Schritt hin zum Talent Development. 

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Hohe Lernbereitschaft bei der jungen Generation

Beim Thema Weiterbildung und Weiterentwicklung haben Unternehmen weltweit vor allem bei den jüngeren Generationen gute Chancen. Der LinkedIn Report 2021 zeigt grob die Richtung: je jünger, desto wissenshungriger.

Linkedin Report zu Talent Development verschiedener Generationen
LinkedIn Workplace Learning Report 2021

So sind besonders die Jungen bereit, sich neues Wissen anzueignen, um sich im Unternehmen weiterzuentwickeln. Dabei ist ihnen besonders der technische Wandel bewusst, sodass vor allem Tech-Wissen gefragt ist. Bei den älteren Generationen sind es eher Soft Skills, wie die Grafik zeigt. 

Stärkung des Teamzusammenhalts: Gemeinsam lernen

Seit Corona arbeitet ein Großteil der Menschen im Home Office. Teammember und Führungskräfte sehen sich nur noch selten persönlich und dieser Trend wird sich verfestigen, weil schon jetzt längst nicht mehr alle Angestellten denselben Wohnort haben. Gemeinsames Lernen kann dann eine Möglichkeit sein, das Teamgefüge zu stärken. Dabei können sich entweder Teams gemeinsam ein Thema suchen, das sie sich aneignen wollen oder Mitarbeiter:innen mit bestimmten Fähigkeiten geben diese weiter – sei es fachliche oder private Skills. 

Fazit zu Talent Development: Menschen sind verschieden

Beim Talent Development geht es am Ende auch darum, zu verstehen, was die Menschen antreibt – denn Motivation ist ein wichtiger Schlüssel zur Weiterentwicklung. Wer braucht was, um sich zu entwickeln, wen erreiche ich wie?

DIE einzelne und für alle passende Maßnahme gibt es dabei nicht, weil es auch nicht DEN oder DIE eine Mitarbeiter:in gibt. Und die Generationen unterschieden sich, was den Fokus bei der Weiterentwicklung angeht. Laut des LinkedIn-Reports 2021 zeigt sich etwa bei der Generation Z die zunehmende Vermischung von Beruflichem und Privatem: 83 Prozent sagen, sie wollen ihre Skills erweitern, um in ihrer aktuellen Rolle im Unternehmen besser zu performen. 73 Prozent geben aber ebenfalls an, sie wollen ein Thema, das sie persönlich interessiert, weiterentwickeln.

Dementsprechend gehören Empathie und Menschenkenntnis ebenso zu den Werkzeugen der Talententwicklung, wie belohnende Aspekte. Und ein belohnender Aspekt ist eben auch schon, dass sich Menschen anerkannt, gesehen und wertgeschätzt fühlen in dem, was sie in ihrer Persönlichkeit und ihren Talenten ausmacht. Erkenne also, wen du vor dir hast und was die Person antreibt und du wirst höchstwahrscheinlich den Willen eines und einer jeden finden, sich weiterzuentwickeln.

 

Diese 4 spannenden Apps sollte jeder Recruiter kennen

Warum Recruiting Apps nutzen?

Unter 30-Jährige sind im Jahr 2022 zehn Stunden täglich online – und das meistens am Smartphone. Klar: In dieser Zeit wird sich viel um den Instagram-Feed gekümmert, Facebook nach den neuesten Memes durchforstet und in WhatsApp-Gruppen das nächste Happening besprochen. Aber: Das Smartphone ist mittlerweile auch die Wahl Nr. 1, wenn es um wichtigere Dinge geht. Car-Sharing, Banking, der nächste Wocheneinkauf – für alles gibt es eine passende App. Das betrifft natürlich auch den nächsten Job. Die Jobsuche findet heute nicht mehr im Anzeigenteil der lokalen Tageszeitung statt, sondern in Bus und Bahn per Blick aufs Smartphone.

Für Bewerberinnen und Bewerber sind Apps zur Jobsuche interessant, weil sie häufig ein einfaches, schnelles Bewerbungsverfahren bieten. Unternehmen finden über diese Recruitment Tools Talente, die sie nicht über die klassischen Kanäle im Personalmarketing erreichen können. Eine Win-Win-Situation. Wir stellen hier 4 spannende Innovationen aus dem Feld des mobile Recruitings vor und zeigen, wie die Job- und Bewerber:innen-Suche über sie funktioniert.

Recruiting App Nr. 1: Truffls

Recruiting App Nr 2: MeetFrank

Recruiting App Nr. 3: Talentcube

Recruiting App Nr. 4: Hokify

Truffls

Truffls feiert 2023 zehnjährigen Geburtstag und ist quasi der Klassiker unter den Recruiting Apps. Das Start-Up benutzt das Tinder-Prinzip für Jobs. Bewerber:innen werden hier anfangs nach ihren Präferenzen gefragt: In welchen Berufsfeldern möchtest Du arbeiten? Wo wohnst Du (und bist Du umzugsbereit)? Suchst Du eine feste Anstellung in Vollzeit oder vielleicht doch ein Praktikum? Danach kann der CV importiert (XING, LinkedIn, PDF) oder die Daten selbst eingegeben werden.

Die Jobs werden in truffls als Karte mit den wichtigsten Informationen dargestellt: Titel, Unternehmen, Berufsfeld, Rahmenbedingungen und die Branche des Arbeitgebers sollen hier reichen, um schnell zu entscheiden, ob ein Job in Fragen kommt oder nicht. Wer mehr Informationen haben möchte, kann auf die Karten tippen, um die Aufgaben und Anforderungen zu erfahren. Jobs gibt es in der App genug: Eine Suche im Berufsfeld “Marketing und Kommunikation” ergibt viele passende Treffer. Nur hin und wieder ist eine Job-Karte dabei, die nicht zum Berufsfeld passt. Im Berufsfeld “Personal” finden sich Stellen als Recruiter:n, Personalreferent:in und Lohnbuchhalter:in.

Das Tinder-Prinzip bei Truffls: Fluch und Segen zugleich

Das Besondere an truffls ist, dass ein Swipe nach rechts schon einer Bewerbung gleichkommt. Danach müssen keine Fragen mehr beantwortet werden. Bis September 2017 war das für Recruiter:innen ein Problem, weil sie sich durch eine Vielzahl von unpassenden Kandidat:innen arbeiten müssen. Es ist wie bei Tinder: Einige wischen jeden Job nach rechts, egal wie wenig die Stelle zum eigenen Lebenslauf passt. Das Problem hat truffls dadurch gelöst, dass durch die App nicht mehr alle Kandidat:innen weitergeleitet werden, sondern nur noch solche, die schon Berührungspunkte mit dem Berufsfeld hatten. Der oder die Recruiter:in bekommt seitdem keine Bewerbungen mehr von Call-Center-Agenten auf die Systemadministration-Stelle. Nach einem Swipe wird das Profil zunächst anonymisiert an das Unternehmen weitergeleitet, wo das Recruiting entscheiden kann, ob sie den Kontakt aufnehmen und das Talent zum Kennenlernen einladen. Auch neu seit 2021: Truffls ist mittlerweile an einige Multiposter und Bewerbungsmanagementsysteme angeschlossen. So kannst Du zum Beispiel direkt aus Personio eine Anzeige bei truffls posten und musst das Bewerbermanagement dann auch nicht mehr in der App erledigen.

Die Kosten für eine Stellenanzeige bei truffls sind vergleichbar mit anderen Jobbörsen. Die Pro-Variante gibt es aktuell für 899€, die Pro-Plus-Variante für 1.399€. Bei größeren Mengen gibt es bessere Preise. Truffls bietet außerdem einen eigenen Active-Sourcing-Dienst, spezifische Fragen, Employer-Branding-Möglichkeiten und Ads auf Social-Media-Kanälen an.

Truffls Bewertung:

Truffls funktioniert besonders gut für Unternehmen, bei denen die Personalauswahl in einer Hand liegt. Denn die Recruiting App punktet durch die schnelle und unkomplizierte Kommunikation per Messenger – und die wird verzögert, wenn zu viele Verantwortliche mitsprechen wollen. Heute matchen, morgen Kennenlerngespräch, übermorgen Vertrag unterschreiben. So geht’s richtig mit truffls.

Recruiting mit Truffls: Unkompliziertes Kennenlernen mit Bewerbern in diesem Recruitment Tool
Mobile Recruiting mit truffls: In der App kann man wie bei Tinder swipen und sich so in Sekunden bewerben

MeetFrank

MeetFrank ist eine estnische Job-Plattform, die sich diskriminierungsfreies, anonymes Recruiting zum Ziel gesetzt hat. Das erreicht das Recruiting Tool durch Profile, auf denen natürlich Skills und Karrierewünsche angegeben werden. Persönliche Daten wie Alter, Geschlecht oder Nationalität werden nicht abgefragt und sind auch nicht relevant für das Matching. Nach der Registrierung beantworten Kandidat:innen einige kurze Fragen. Basierend auf den Angaben zu Skills, Wunschgehalt und anderen Vorstellungen bekommen sie dann passende Jobs vorgeschlagen. Wer sich auf einen der Jobs bewerben will, wird auf die Karriereseite des Unternehmens weitergeleitet und steigt dort in den regulären Bewerbungsprozess ein.

Die Recruitment App ist allerdings keine reine Jobbörse, sondern bietet Recruiter:innen auch die Möglichkeit, direkt mit den Talenten in Kontakt zu treten. Die erstellten Profile können von den Kandidat:innen nämlich auch in der App veröffentlicht werden. Unternehmen können diese Profile nach den passenden Skills und Gehaltswünschen durchsuchen und Talente direkt anschreiben. Die Hiring Software stellt dabei sicher, dass die Rahmenbedingungen stimmen: Skills, Gehaltsvorstellungen und Wünsche hinsichtlich Arbeitsort passen zusammen – ansonsten wäre diese Kontaktaufnahme nicht möglich.

Im Google Play Store wurde die App mehr als 100.000 Mal heruntergeladen. 2019 konnte MeetFrank wohl mehr als 250.000 User:innen verzeichnen. Die Kosten richten sich für Unternehmen danach, wie viele Stellen sie dort veröffentlichen wollen und ob sie eine ATS-Integration wünschen. Das kleine Starter-Modell kostet aktuell 379 Euro pro Monat.

MeetFrank Bewertung:

Die App wird besonders von europäischen Start-Ups und Softwareentwickler:innen genutzt. Gerade für remote Jobs lassen sich dort gut Jobs und Talente finden. Wer allerdings gerade Buchhalter:innen in Rostock sucht, dürfte auf anderen Portalen noch besser aufgehoben sein.

 

Mobile Recruiting App MeetFrank: Anonyme Jobsuche
MeetFranks Recruitment App: Talente bekommen Jobs vorgeschlagen, können ihr Profil aber auch veröffentlichen

 

Talentcube

Mit Bewerbungsvideos will Talentcube die Jobsuche revolutionieren. Bewerber:innen können sich über die App auf offene Stellen bewerben – mit drei Videos zu selbst gewählten Fragen, aber auch mit Lebenslauf und Zeugnissen. Die Videos ersetzen hier das Anschreiben, nicht die komplette Bewerbung. In den Anfangszeiten von Talentcube konnten Talente über die App nach passenden Jobs suchen. Mittlerweile können sich Bewerber:innen aber nur noch mit einem sog. Jobcode direkt auf eine Stellenanzeige bewerben. Den Jobcode bekommen sie direkt von Unternehmen, die Video-Bewerbungen über Talentcube akzeptieren.

Für die User:innen der App ist eine andere Funktion also fast noch wichtiger: Man kann Bewerbungsmappen erstellen, die Videos enthalten und sie bei Bewerbungen außerhalb der App mitschicken. So stechen Bewerbungen hervor, überraschen und Bewerber:innen haben die Möglichkeit, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Wichtig dabei: Bewerbungsvideos können auch nach hinten losgehen (oder ein toller Erfolg werden!). Unprofessionell produzierte Videos, das falsche Licht, die falsche Umgebung, schlechte Bildqualität, ein unpassendes Outfit, eine stelzig und gestellt wirkende Situation. Hand aufs Herz – wer vermutet dann noch einen qualifizierten Kandidaten vor der Kamera? Talentcube versucht das zu verhindern und gibt den User:innen nur 45 Sekunden pro Video, damit der Inhalt der Antwort im Fokus steht. Videobewerbungen sind jedenfalls ein spannender Ansatz in der Welt der Recruiting Tools und Trends – und durch TikTok, Snapchat, Instagram und Co. fühlt sich die junge Generation sowieso vor der Kamera zu Hause.

Talentcube Bewertung:

Das Konzept ist spannend und besonders geeignet für Jobs mit viel Kundenkontakt. Klar ist aber auch: Bewerbungsvideos sind nicht für alle Berufsfelder und Persönlichkeiten geeignet. Einen schüchternen IT-Profi per Video einstellen? Schwer vorstellbar.

Jobsuche über Talentcube: Video-Bewerbung selbst machen
Talentcube: Talente können sich in dem Recruiting Tool selbst eine Video-Bewerbung erstellen

Hokify

Hokify überträgt – wie Truffls – das Tinder-Prinzip auf die Jobsuche. In der App ist für Kandidat:innen der erste Schritt, das eigene Profil anzulegen. Für eine vollständige Bewerbungsmappe, die über Hokify verschickt werden kann, sollten Kontaktdaten, mögliches Startdatum und ein CV hinterlegt sein. Zusätzlich haben Talente die Chance, ein Foto, weitere Dokumente oder sogar eine Videovorstellung anzuhängen. Wie bei jeder App zur Jobsuche kann dieser Schritt der Profilerstellung etwas mühselig sein.

Nach der Branchen- und Berufswahl funktioniert die Jobsuche gut. Für die Beispielsuche “HR in Hamburg” werden etwa 30 Jobs angezeigt. Uninteressante Jobs können nach links weggewischt werden. Mit einem Swipe nach rechts wird die Kurzbewerbung gestartet. Zunächst wird nach einem kurzem Anschreiben gefragt, schließlich kann die Bewerbungsmappe verschickt werden. Unternehmen könnten in diesem Schritt noch selbst gewählte Fragen beantworten lassen.

Hokify tritt an mit dem hehren Ziel einer entspannten Jobsuche und einfachen Bewerbung. Ist das Profil einmal angelegt, klappt das gut. Auf dem Weg dorthin könnten sich User:innen aber fragen, ob eine E-Mail-Bewerbung nicht doch einfacher und schneller gehen könnte.

Arbeitgeber sollten Hokify nicht links liegen lassen. Das hat verschiedene Gründe: In Österreich (und gesamt DACH) bietet die Recruitment App Zugang zu einem großen Markt an Kandidat:innen, die vielleicht auf anderen Kanälen nicht zu finden sind – gerade auch aus dem Blue-Collar-Bereich (Handel, Gastro, Lager, Bau…). Hokify lässt Recruiter:innen zudem direkt auf die Talente zugehen. Wer das Profil öffentlich stellt, kann über Hokify von Arbeitgebern gefunden und angesprochen werden. Außerdem ist der Preis für Stellenanzeigen attraktiv: Die Basic-Anzeige gibt es schon für 199 Euro, die teuerste Anzeige kostet 959 Euro – dafür wird dann eine eigene Social-Media-Performance-Kampagne versprochen.

Hokify Bewertung:

Unternehmen können sich für einen günstigen Preis Zugang zu einem großen Pool an Talenten sichern, vor allem in Österreich und im Blue-Collar-Bereich. User:innen der App müssen dafür aber über einige Schwachstellen hinwegblicken können.

Hokify: Mobile Recruiting App aus Österreich
Recruiting Software aus Österreich: Hokify will Bewerbungen einfach machen

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Equal Pay Day: Was ist der Gender Pay Gap und was kann man dagegen tun?

Am 7. März 2022 ist Equal Pay Day – statistisch gesehen der Tag, bis zu dem Frauen hierzulande umsonst gearbeitet haben. Denn der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen beträgt noch immer 18 Prozent. Das macht in diesem Jahr 66 Tage unbezahlte Arbeit oder 4,16 Euro weniger pro geleisteter Arbeitsstunde.

Die Gehaltslücke verringert sich hierzulande nur sehr langsam. Im europäischen Vergleich bleibt Deutschland das Schlusslicht. Warum ist das so? Was ist der Gender Pay Gap? Was bedeutet bereinigt und unbereinigt? Und wie lässt sich die Lücke schließen?

Please mind the Gap: Was ist der Gender Pay Gap?

Der Gender Pay Gap bezieht sich auf den Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen. Die Zahl zeigt, wie hoch der Anteil am durchschnittlichen Gehalt von Männern ist, den Frauen weniger verdienen. Dabei gibt es zwei verschiedene Zahlen: Die unbereinigte und die bereinigte Verdienstlücke. Sie zeigen verschiedene Aspekte der Ungleichheit.

Die zwei Arten des Gender Pay Gaps

Gender Pay Gap in Deutschland bereinigt unbereingt

Die erste Zahl, der unbereinigte Gender Pay Gap, bezieht sich auf die Stundenlöhne von weiblichen und männlichen Berufstätigen über alle Branchen hinweg. Hier kommt also nicht zum Tragen, wie viele Stunden jemand leistet, sondern, wie er oder sie für eine einzelne Arbeitsstunde vergütet wird. Die Zahl ist also Arbeitszeit-bereinigt. Für jeden Euro, den männliche Berufstätige verdienen, erhielten weibliche im vergangenen Jahr 82 Cent.

Die zweite Zahl, der bereinigte Gender Pay Gap, gibt die „reine Diskriminierung“ wieder, also jene Ungleichheit, die nur noch auf dem Geschlecht beruht, weil alle anderen statistischen Merkmale herausgerechnet wurden. Es werden also Männer und Frauen in derselben Position betrachtet. Statistisch gesehen bekam also eine Frau im Jahr 2018 für die gleiche Arbeit nur 94 Cent, wenn der Mann einen Euro verdiente.

Das sind die reinen Fakten zur Verdienstlücke. Wenn es in die Diskussion und Interpretation geht, gibt es diverse Argumente, die die Lücke erklären oder entkräften wollen. Wir haben uns drei gängige herausgepickt und zeigen, inwiefern sie haltbar sind.

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Die häufigsten Argumente zum Gender Pay Gap (und wie sie zu bewerten sind)

1. „Frauen suchen sich häufiger Jobs in schlechter bezahlten Branchen.“

Ja, stimmt zum Teil, allerdings liegt die Betonung auf dem Wort „Job“ und nicht „Branche“. Wenn man die Wirtschaftszweige mit dem höchsten Frauenanteil und die Bezahlung nach Geschlecht betrachtet, zeigt sich, dass der Frauenanteil keine Auswirkung hat.

Im Gegenteil: Zwar verdienen Frauen in Kindergärten und Vorschulen sogar knapp fünf Prozent mehr als Männer. In (Zahn-)Arztpraxen liegt ihr durchschnittlicher Bruttoverdienst allerdings 54 Prozent unter dem der Männer, obwohl sie 85,5 Prozent der Beschäftigten ausmachen, wie aus der Verdienststrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes hervorgeht.

Gender Pay Gap nach Wirtschaftszweigen mit dem höchsten Frauenanteil

Und auch in Pflege- oder Altenheimen, die als Frauendomänen gelten, verdienen Frauen 6 bis knapp 10 Prozent weniger als Männer.

Die Branchenwahl ist also nicht das Problem, denn Männern ist es möglich, in nahezu allen mehr zu verdienen. Es liegt also an der Berufswahl (und der Position, dazu kommen wir später noch). Dabei spielen verschiedene Gründe eine Rolle: Zum einen sind „typisch weibliche“ Tätigkeiten in unserem Wirtschaftssystem weniger angesehen und werden geringer vergütet. Sie verschwinden als unbezahlte Tätigkeit in der Blackbox „Haushalt“ und werden weder gemessen, noch erfasst. Erst, wenn sie als Dienstleistung ausgeführt werden, tragen sie zum Wirtschaftswachstum bei und tauchen in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung auf.

Zum anderen zeigen Studien, dass Frauen die ungerechte Bezahlung „mitnehmen“. Erhöht sich der Anteil von Frauen in einer Branche, sinkt das durchschnittliche Gehalt (weil sich der Anteil schlechter bezahlter Beschäftigter durch die Frauen erhöht). Das zeigt unter anderem eine Studie, die in Großbritannien, der Schweiz und Deutschland durchgeführt wurde. Doch das Gehalt sinkt eben nicht für alle. Männer verdienen in der Regel weiterhin gut – nur die Frauen nehmen ihren Gender Pay Gap mit.

Zudem: Schon jetzt herrscht in den „typischen Frauenberufen“ Fachkräftemangel. Nicht zuletzt hat die Corona-Pandemie gezeigt, wie sehr unsere Gesellschaft auf diese Tätigkeiten angewiesen ist. Das Ziel muss also nicht nur sein, Frauen in besser bezahlte Berufe zu bringen, sondern die schlechter bezahlten aufzuwerten, um sie sowohl für Männer als auch für Frauen attraktiv zu machen. Die simple Logik: „Dann sollen die doch was anderes machen“ löst das Problem nicht.

2. „Frauen arbeiten weniger.“

Ja und nein. Frauen leisten weniger Erwerbsarbeit, dafür arbeiten sie häufiger unbezahlt. Zählt man die bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammen, arbeiten Frauen sogar mehr als Männer. Das geht aus den Zeitbudgetstudien hervor, die Statistikämter weltweit erheben – in Deutschland ist es das Statistische Bundesamt. Die jüngsten Daten stammen aus dem Jahr 2013, aktuell läuft eine neue Erhebung an. Pro Tag arbeiteten Frauen demnach 6 Stunden und 32 Minuten. Bei Männern waren es 6 Stunden und 7 Minuten. Dabei betrug die unbezahlte Fürsorgearbeit von Frauen fast 4 Stunden, die von Männern lag deutlich darunter.

Gender Time Gap Zeitverwendung nach Geschlecht

Der deutlich höhere Zeitaufwand für unbezahlte Arbeit spiegelt sich dann im Anteil der Frauen in Teilzeit- und Minijobs wider – und damit im Gehalt. Denn diese Jobs sind, auch wenn man die unterschiedlichen Arbeitszeiten herausrechnet, pro Stunde meist schlechter bezahlt als Vollzeitjobs. Wie die Grafik zeigt, nimmt der Anteil an Frauen, die in Teilzeit tätig sind, zu. Das liegt auch daran, dass insgesamt immer mehr Frauen auf dem Arbeitsmarkt vertreten sind, aber eben in geringerem Umfang als Männer.

Gender Time Gap Arbeitszeit von Männern und Frauen

3. „Frauen trauen sich keine höheren Positionen zu und verhandeln schlechter.“

Ja, Frauen verhandeln seltener und verlangen weniger. Der Grund dafür wird mehreren Studien und Meta-Analysen zufolge in den unterschiedlichen Rollenerwartungen und Geschlechterbildern von Männern und Frauen gesehen, wie ein Paper der LMU München zeigt. Ein Verstoß gegen diese geltenden Rollenerwartungen, wonach Männer eher mit Dominanz und Selbstbehauptung und Frauen eher mit Gemeinschaft und Selbstlosigkeit assoziiert werden, bedeutet bis heute oftmals auch eine soziale Sanktionierung.

Die Verhandlungsmentalität von Frauen kann also ein Grund für den bereinigten Gender Pay Gap sein – wenn also Frauen in der gleichen Position weniger verdienen als Männer. Allerdings zeigen Studien, dass Frauen auch abseits ihres eigenen Verhandlungsgeschicks in der Arbeitswelt aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden, etwa bei der Ausbildungssuche.

Und ja, Frauen sind seltener in hohen Positionen anzutreffen. Der Gender Pay Gap aufgeschlüsselt nach Alter zeigt, dass der Verdienstunterschied auch der Erwerbsbiografie folgt – der Unterschied nimmt mit steigendem Alter zu.

Gender Pay Gap nach Alter der Erwerbstätigen
Gender Pay Gap nach Alter der Erwerbstätigen

Wie die Grafik zeigt, liegt der Gender Pay Gap bei erwerbstätigen Männern und Frauen bis zum 30. Lebensjahr bei unter zehn Prozent. Danach steigt er kontinuierlich an und verringert sich erst wieder auf 15 Prozent, wenn das 65. Lebensjahr erreicht ist. In Deutschland bekommen Frauen durchschnittlich mit 29,8 Jahren Jahren ihr erstes Kind und leisten spätestens dann mehr unbezahlte Arbeit. Sie treten also in der entscheidenden Phase, in der Männer die Karriereleiter hochklettern, kürzer. Da leitende Positionen noch immer überwiegend eine Vollzeittätigkeit sind, Frauen aber häufig nicht Vollzeit erwerbstätig sind, ist das Erreichen solcher Positionen schwieriger.

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Was tun gegen ungleiche Bezahlung in Unternehmen?

Wenn Unternehmen individuell dazu beitragen wollen, Männer und Frauen gerecht und gleich zu bezahlen, gibt es verschiedene Maßnahmen:

Gehaltstransparenz ist wichtig, um eine Verhandlungsgrundlage zu schaffen und zu verhindern, dass schon bei der Einstellung eine Gehaltslücke entsteht. Wenn Gehälter offen und nachvollziehbar sind, kann verhindert werden, dass Frauen in der gleichen Position für die gleiche Arbeit weniger verdienen, der bereinigte Gender Pay Gap würde sich also schließen.

Außerdem sorgt eine allgemeine Arbeitszeitreduzierung dafür, dass neben der Erwerbsarbeit bei allen Geschlechtern mehr Zeit für Haus- und Carearbeit bleibt.

Unternehmen können ihre männlichen Angestellten dabei unterstützen, mehr Zeit für die Familie aufzuwenden durch die Ermöglichung von Elternzeit, Home Office und flexiblen Arbeitszeitmodellen.

Spitzenpositionen in Teilzeit oder als geteilten Job anzubieten, bringt Frauen in leitende Funktion in Unternehmen.

Außerdem sollte bei Beförderungen mit einbezogen werden, dass Frauen durch Schwangerschaft und Geburt an anderer Stelle Arbeit leisten, als im Unternehmen. Sie deshalb bei Beförderungen nicht in Betracht zu ziehen, ist ein Grund für die schlechtere Bezahlung von Frauen.

Außerdem gilt es, seine eigenen Vorurteile in Punkto Geschlecht immer wieder zu hinterfragen. Ob man unbewusste Rollenzuschreibungen aufgrund des Geschlechts macht, kann man zum Beispiel in diesem Test der Initiative Chef:innensache prüfen.

Was muss politisch und gesellschaftlich passieren, um den Gender Pay Gap zu verringern?

Abseits von Maßnahmen von einzelnen Unternehmen braucht es auch politischen und gesellschaftlichen Wandel.

Eine Möglichkeit der Politik ist es, Löhne anzuheben: Das Ziel der aktuellen Bundesregierung lautet, den Gender Pay Gap bis zum Jahr 2030 auf zehn Prozent zu reduzieren. Eine erste Maßnahme dazu ist die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro. Klingt erstmal gut, denn viele Frauen sind im Niedriglohnbereich tätig und würden davon profitieren. Eine Modellrechnung des Statistischen Bundesamts zeigt, dass die Auswirkungen gering ausfallen: Der unbereinigte Gender Pay Gap würde demnach nur um 1,2 Prozent sinken (die Rechnung bezieht sich auf die Daten von 2018). Um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, müsste hingegen jeder erwerbstätigen Frau pauschal und flächendeckend ein Zuschlag von 2,20 Euro pro Stunde gezahlt werden. Erst dann läge der Verdienstunterschied bei zehn Prozent.

Wie weiter oben gezeigt, leisten Frauen mehr Haus- und Fürsorgearbeit. Diese gilt es, sichtbar zu machen, um ihren Wert zu verdeutlichen: Um die unbezahlte Arbeit, die besonders von Frauen geleistet wird, sichtbar zu machen, gibt es Modellrechnungen, wie groß ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt eines Landes ist. Für Deutschland stammt eine Studie vom Statistischen Bundesamt aus dem Jahr 2016, die Daten beziehen sich auf 2013. Demnach wendeten Haushalte im Jahr 2013 35 Prozent mehr Zeit auf unbezahlte Arbeit als auf Erwerbsarbeit auf. Der gegengerechnete Wert dieser Arbeit würde etwa ein Drittel der im Bruttoinlandsprodukt ausgewiesenen Bruttowertschöpfung betragen – größtenteils geleistet von Frauen. Würde man also die unbezahlte Arbeit zu einem alternativen BIP dazurechnen, würde die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung anders ausfallen und die reine Fixierung auf Wachstum bei Waren und Dienstleistungen würde wegfallen.

Andere Stellenbewertungsmethoden: Der hohe Gender Pay Gap kommt auch zustande, weil unsere Art, Arbeit zu bewerten aus einer Zeit stammt, als die Tätigkeiten „typischer Frauenjobs“ eben nicht bezahlt wurden, sondern Männer mit ihrem Verdienst eine ganze Familie ernährten. Daraus resultiert, dass die Kriterien zur Bewertung von Jobs, die mit Fürsorge, Pflege oder Hausarbeit verbunden sind, nicht ausreichend gewürdigt werden. Um den Anteil dieser unterschiedlichen Bewertung am Gender Pay Gap zu messen, haben Forscherinnen der Uni Duisburg den Comparable Worth Index entwickelt, der „gleiches Entgeld für gleichwertige Arbeit“ ermitteln soll. So ergeben die Berechnungen, dass wenn an die Arbeit einer Pflegekraft dieselben Maßstäbe wie an eine:n Ingenieur:in angelegt würden, beide Berufsgruppen dasselbe Gehalt verdienen müssten.

Fazit

Der Dreh- und Angelpunkt beim Gender Pay Gap ist unsere Bewertung von Arbeit. Welche Arbeit wird bezahlt und welche nicht und wie legen wir die Höhe von Gehältern fest? Es handelt sich dabei um politische und gesellschaftliche Fragen, die wir auch nur kollektiv beantworten können. Solange Frauen mehr Fürsorge- und Pflegearbeit leisten, für die sie nicht bezahlt werden, wird sich der Gender Pay Gap nicht verringern. Genauso wenig wird er sich verringern, wenn diese „Frauenjobs“, sobald sie als Dienstleistung aus dem Haushalt ausgelagert werden, nicht besser vergütet werden.

Unabhängig von der Politik können Unternehmen als Vorbilder vorangehen und bestimmte Maßnahmen ergreifen, um für mehr Geschlechtergerechtigkeit zu sorgen und zum gesellschaftlichen Wandel beizutragen. Vor allem der bereinigte Gender Pay Gap liegt in Unternehmenshand, denn sie können dafür sorgen, dass Frauen und Männer für dieselbe Arbeit gleich bezahlt werden.

Insgesamt braucht es ein Umdenken: Ingenieur:innen tragen Verantwortung, wenn sie Brücken und Gebäude konstruieren, Vorstände, wenn sie Unternehmen leiten, aber damit Menschen zu Ingenieur:innen oder Vorständen werden, leisten andere Erziehungs-, Sorge- und Reproduktionsarbeit. Diese anderen sind in der Mehrzahl Frauen. Ohne ihre „Basisarbeit“ gäbe es also keine professionalisierten Fachkräfte. Sie halten den Laden am Laufen und werden dafür nicht oder gering vergütet und nehmen gleichzeitig nur zum Teil an der sichtbaren Produktion von Gütern und Dienstleistungen teil. Zudem werden „typisch weibliche“ Eigenschaften in unserem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem geringer geschätzt, woraus leicht eine Diskriminierung des Geschlechts entsteht. Und daraus ergibt sich der Gender Pay Gap.