Webinar mit Jan Kirchner vom 21.06.2019: Wie geht’s dem deutschen Arbeitsmarkt in 2019?
Monat: Juni 2019
Arbeitsmarkt-Studie 2019 – stetiger Anstieg der Vakanzzeiten
„Arbeitgeber klagen über fehlende MINT-Kräfte“, titelt die FAZ. „Deutsche Forschungsinstitute verlieren immer mehr Fachkräfte“, schreibt die Süddeutsche Zeitung im Mai 2019. Die Arbeitslosenquote sinkt, die Zahl der offenen Stellen steigt und mit ihnen die Vakanzzeiten; auch die großen Tageszeitungen können den Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr ignorieren.
Um zu verstehen, wie schlimm es wirklich um die aktuelle Arbeitsmarktlage bestellt ist, haben wir uns dieses Jahr zum zweiten Mal die neusten Arbeitsmarktdaten angeschaut und auf knapp 40 Seiten zusammengefasst. Hier nehmen wir den Demografischen Wandel, den Berufsausbildungsmarkt, Stellenmarkt und Arbeitslosigkeit sowie den Fachkräfteengpass in Deutschland genauer unter die Lupe.
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Im Vergleich zu den Ergebnissen der Arbeitsmarkt-Studie 2018 hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Recruiter und Unternehmen nochmals verschärft. Dies wird ganz besonders beim Blick auf die Arbeitslosen-Stellen-Relation sowie die aktuellen Vakanzzeiten deutlich.
Arbeitslosen-Stellen-Relation sinkt weiter
Im Jahr 2010 kamen 3,7 Arbeitslose auf eine offene Stelle, während die aktuelle Hochrechnung für das Jahr 2019 bei 1,7 Arbeitslosen liegt. In den letzten neun Jahren ist die Arbeitslosen-Stellen-Relation somit um knackige 54% gesunken. Auch auf dem Ausbildungsstellenmarkt sieht es diesbezüglich düster aus: Seit 2017 haben sich die offenen Ausbildungsstellen um 2% erhöht, während die Bewerberzahl um 2% sank. Erstmals übersteigt das Angebot an Ausbildungsstellen die Nachfrage.
Durchschnittliche Vakanzzeit steigt auf 130 Tage
Etwas anschaulicher als die Prozentzahlen, sind die durchschnittlichen Vakanzzeiten der vergangenen Monate. Heißt: Wie viele Tage benötigte es im Schnitt, um eine Stelle erfolgreich zu besetzen. Während im Mai 2017 die Besetzungsdauer noch durchschnittlich bei 95,7 Tagen lag, benötigte man im Mai 2019 bereits 130 Tage. Das ist eine Steigerung von 36%. Aua!
Betrachtet man die Engpass-Indikatoren ‘Vakanzzeit’ und ‘Arbeitslosen-Stellen-Relation’ wird die erneute Verschlechterung zum vergangenen Jahr noch deutlicher: Bei Softwareentwicklern, Ingenieuren und technischen Fachkräften wie Fahrzeugbau, Energietechnik oder Heizungs- und Klimatechnik, liegt ein nahezu flächendeckender Fachkräfteengpass vor.
Was viele Arbeitgeber bereits spüren und was auch mittlerweile immer wieder in den Medien thematisiert wird, haben wir in der Arbeitsmarkt-Studie belegen können: Der Fachkräftemangel ist real.
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Azubi-Recruiting Trends 2019: Sicherheit bleibt wichtigstes Benefit
Immer mehr Jugendliche möchten studieren, immer weniger eine Berufsausbildung absolvieren. Betrachtet man die letzten zehn Jahre, so hat sich die Anzahl der Azubis um 17% verringert. 2019 übersteigt das Angebot an Ausbildungsstellen erstmals die Nachfrage nach ihnen. Wer mehr Infos zum Thema Arbeitsmarkt bekommen möchte, sollte sich das Webinar am 21.6. nicht entgehen lassen:
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Jetzt könnte man sich natürlich am Kopf kratzen und über die faule Jugend philosophieren. Man kann aber auch versuchen herauszufinden, warum immer mehr Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben. u-form Testsysteme hat sich bereits zum zehnten Mal für die zweite Variante entschieden und für die Studie „Azubi-Recruiting Trends 2019“ insgesamt 3.500 junge Menschen sowie 1.600 Ausbildungsverantwortliche zum Thema „Ausbildung“ befragt. Die für uns wichtigsten und mitunter auch erstaunlichsten Ergebnisse stellen wir Dir in einer Kurzzusammenfassung vor:
Digitalisierung in der Ausbildung
Digitales Lernen geht heutzutage bereits im Kita- und Grundschulalter los und erleichtert vielen Kindern spielerisch das Lernen. An der Berufsschule geht diese Art der Digitalisierung bisher allerdings weitestgehend vorbei. Dass Berufsschulen und auch Ausbildungsbetriebe digitaler werden müssen, ist vielen Auszubildenden immer noch ein wichtiges Anliegen. In der Studie wurde häufig die digitale Kompetenz der Berufsschullehrer bemängelt. O-Ton einer Auszubildenden ist:
„[…]Ich habe es wirklich erlebt, ohne jetzt jemanden schlecht machen zu wollen, dass ein gefühlt 70-jähriger Berufsschullehrer EDV unterrichtet (Thema Excel und Word, leider veraltete Versionen) und die Schüler darauf hinwies, dass das Programm mit dem Kreuzchen in der oberen rechten Bildschirmhälfte zu schließen sei (dem Tonfall des Lehrers war keine Ironie oder Sarkasmus zu entnehmen, er meinte das ernst).[…]“
Wie werden Unternehmen von Jugendlichen gefunden
Auch wenn viele Unternehmen es nicht wahrhaben wollen, aber Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram oder Snapchat spielen eine sehr untergeordnete Rolle auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz: 72,3% nutzen hierfür keinerlei Soziale Medien.
Google ist bei der Kanalauswahl allerdings ganz vorne mit dabei: 84,3% der Bewerber nutzen Google „sehr oft“ oder „oft“, wenn es um die Suche nach einem Ausbildungsplatz geht. Gut die Hälfte der Befragten (54,8%) vertraut auf die Jobbörse der Agentur für Arbeit.
Bei Google selbst suchen die Jugendlichen nach Ort (76,8%) und Ausbildungsberuf (79%), während nur rund ein Drittel gezielt nach einzelnen Branchen (35,6%) oder einem bestimmten Unternehmen Ausschau hält (34,5%).
Hier erkennen wir das erste Problem: Bisher nutzen nur 10,1% der befragten Ausbilder Google AdWords zur Rekrutierung des Nachwuchses. Ganze 86,8% nutzen weder Google noch YouTube für ihr Azubimarketing. Um die 84% der auf Google nach Jobs suchenden Azubis zu erreichen, sollten Unternehmen ihre Auffindbarkeit in Suchmaschinen beispielsweise durch Google for Jobs oder aber durch Google AdWords erhöhen.
Bewerbungen und mögliche Bewerbungswege
Bewerbungen werden laut Studie präferiert über ein Online Formular abgeschickt (34,2%). 23,8% schicken lieber ihre Unterlagen per E-Mail raus und erstaunlicherweise immer noch 21,5% bevorzugen den Versand als analoge Bewerbungsmappe. Apps (2,3%), WhatsApp (1,1%) und Videos (0,7%) haben nach Meinung der Jugendlichen in der Bewerbungsphase nichts verloren. Kurz: Entscheide Dich hier eher für niedrige Bewerbungshürden als für “coole” digitale Trends.
Benefits und Job-Ziele
Hat man erst einmal die Aufmerksamkeit des Bewerbers, werden im nächsten Schritt die Benefits des Unternehmens bzw. der Branche wichtig. Nur weil die Bewerber jung sind, heißt das nicht, dass ihnen Sicherheit im Beruf und Geld nicht wichtig wären. 51,6% möchten am liebsten in ihrem Ausbildungsunternehmen bleiben und nach ihrem Abschluss übernommen werden. 95% ist nach der Ausbildung Jobsicherheit im (Berufs-)Leben wichtig. 94% streben eine Festanstellung an.
Daraus resultiert, dass 58,4% der befragten Schüler, Bewerber und Auszubildende eine Übernahmegarantie nach der Abschlussprüfung als wichtigstes Benefit des Unternehmens sehen. Im Vergleich: Nur 39,1% der Unternehmen bieten ihren Auszubildenden diese Leistung.
Weitere Benefits, die von den Jugendlichen als sehr wichtig eingestuft werden: Fahrtkostenübernahme (53,4%), moderne Arbeitsplatzausstattung (51,8%), Unterstützung bei Nachhilfe und Prüfungsvorbereitung (44,7%) sowie kostenfreie Parkplätze (33,2%).
Beim Kampf um gute Auszubildende sollten sich Betriebe überlegen, welche Benefits sie Azubis bzw. Bewerbern anbieten können und dies auf der Kandidaten-Suche auch deutlich kommunizieren.
Fazit
Die Azubi-Recruiting Trends 2019 zeigen, dass die Vorstellungen von Bewerbern und Ausbildungsbetrieben immer noch an vielen Stellen aneinander vorbei laufen. Um Auszubildende zu erreichen, setzen viele Unternehmen immer noch auf das falsche Pferd: Obwohl fast 85% der Stellensuchenden Google benutzen, verwenden nur ca. 10% der Betriebe die Vorteile der Suchmaschinenwerbung für eine Erhöhung ihrer Reichweite.
Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen versprechen keine rosige Zukunft; jeder Ausbildungsbetrieb, der seine offenen Stellen nicht besetzen kann, sollte die Sorgen und Wünsche seiner aktuellen und zukünftigen Auszubildenden ernst nehmen.
Tauche tiefer in die Azubi-Recruiting Trends 2019 ein und lern’ aus Deinen Fehlern 🙂