[HTTP410] Was das Employer Branding von Star Trek über Storytelling lernen kann

Tobi hat vorgestern anhand einer Studie dargelegt, dass Studenten von Arbeitgebern im Social Web skandalöserweise mehr erwarten, als Fotos von glücklichen Menschen. Sie wollen nämlich auch wissen, was die Mitarbeiter so glücklich macht. Ob es das sozial verantwortungsvolle Handeln des Arbeitgebers ist, seine hochwertigen Produkte und Dienstleistungen oder der Innovationsbeitrag, den das Unternehmen leistet.

Grafik über erwartete Arbeitgeberinfo aus sozialen Medien

Nun ist es erfreulicherweise ja so, dass wir in Deutschland tausende von Unternehmen haben, die jedes auf seine Weise, einen wertvollen Beitrag zu diesem Land leisten. Die Substanz zur Bedienung des Informationswunsches der angehenden Mitarbeiter ist also vorhanden. Das Problem liegt meiner Erfahrung nach eher darin, dass viele Organisationen sich unheimlich schwer damit tun, den aus ihrem Dasein für Mitarbeiter und Gesellschaft entstehenden Mehrwert zu kommunizieren. Ob das daran liegt, das an der Entwicklung von Arbeitgebermarken noch zu viele Ressortspezialisten und zu wenig “normale” Mitarbeiter beteiligt sind und deshalb niemand das große Ganze sieht, oder ob es daran liegt, dass die HR-Kommunikation ein junges Feld mit zu wenig Manpower und zu wenig fachlichen finanziellen Ressourcen ist, mag jeder für sich oder sein Unternehmen entscheiden.

Mich bewegt vielmehr die Frage, wie man seine Arbeitgebermarke, wenn man sie kennt, authentisch aber fesselnd aufbereitet. Und zwar möglichst einfach. Denn nicht jeder hat das Budget für eine Kommunikationsberatung oder dieses Budget ist gerade für eine Werbeagentur draufgegangen, die viele bunte Bilder aber keine solide Geschichte gestrickt hat und nun müsst ihr sehen, wie ihr bis zur nächsten Budgetrunde klar kommt. Aber Hilfe naht, denn ich bin auf meiner Suche der ultimativen Blaupause für das Storytelling von Arbeitgebermarken ein großes Stück näher gekommen. Auf meinen Studienreisen durch die Tiefen des Webs traf ich vor Kurzem auf den Storytelling-Enthusiasten James R. Harris, der dank Aristoteles und Star Trek eine wunderbar praktikable Lösung fand. Und was dem Verstand eines der größten Philosophen und Dichtungstheoretikers entsprungen ist und Hollywoods Brieftasche gefüllt hat, wird mit dem richtigen Fingerspitzengefühl auch dem Employer Branding zu Gute kommen. Laut Harris, folgen alle erfolgreichen Erzählungen im Kern der jahrtausendealten Drei-Akt-Struktur:

storytelling

Im ersten Akt entfaltet sich das Abenteuer und die Beteiligten werden eingeführt (= Euer Unternehmen). Im zweiten Akt, entfaltet sich das Abenteuer und steuert auf eine Krise zu (= der Unternehmenszweck und der nachgelagerte -Sinn), die nur der Held (= die zukünftigen Mitarbeiter) lösen kann und im dritten Akt löst der Held das Problem (= Karriere der zukünftigen Mitarbeiter).

Was das ganze mit Star Trek zu tun hat? Das seht Ihr in dieser exzellenten Slideshow, in der James Harris seine These anhand von Star Trek nachweist. Wem das nicht genügt, dem zeigt sein kurzes Ebook anhand von Star Wars, Matrix und Wall-E weitere Beispiele dieser einfach zu implementierenden Erzählstruktur auf. Viel Spaß beim Schreiben Eurer Arbeitgebermarken-Saga!

7,5 Tipps für mehr Facebook-Reichweite

Ob Marketing-, Brand- oder Karriere-Fanpage. Inzwischen haben mit Sicherheit alle, die professionell mit Facebook zu tun haben, gemerkt oder gehört, dass die kürzliche Änderung des Facebook Newsfeed-Algorithmus für fallende Reichweite- und  zum Teil Engagement-Werte sorgt. Facebook möchte nämlich gerne Geld mit gekaufter Reichweite verdienen.

Bei Moz.com habe ich einen interessanten Artikel gefunden, in dem die Änderungen anhand einer statistischen Auswertung von ca. 1000 zufälligen Facbeook-Pages verbildlicht werden.

Alleine in den letzten Monaten von 2013 fiel der Median der organischen Reichweite in der vorliegenden Untersuchung von 12.6% auf 7.7%. Der Rückgang zu 2012 fällt noch deutlicher aus. Betroffen sind offenbar alle Content-Arten. Ok, es ist scheinbar so: mehr Nutzer, immer mehr Content, mehr Wettbewerb, da mehr verfügbarer Content pro Nutzer, also weniger Reichweite pro Content-Einheit. Ähh, verstanden.

Organische Facebook-Reichweite im Vergleich

Das wirklich Spannende bei der Edgerankchecker Untersuchung ist die Feststellung, dass es entgegen der allgemeinen Annahme nicht alle Fanpages gleichermaßen erwischt hat. Sieht es bei den meisten düster aus wie im Fall A), gibt es offenbar Ausnahmen wie den Fall B), die dem allgemeinen Trend trotzen. Was machen sie anders?

Die organische Facebook-Reichweite zweier unterschiedlicher Facebook-Fanpages im Vergleich

Beobachtung der Analysten: Die Vertreter der Gruppe A) veröffentlichten überwiegend einfache Status-Updates und versuchten, mit Hilfe von Aufrufen (Call-to-Actions) das Engagement der Fans anzukurbeln. Die Vertreter der Gruppe B) veröffentlichten überwiegend Fotos und haben nicht versucht, ihre Fans ständig zu animieren.

Tipps für eine bessere Facebook-Reichweite

Also, “bitte, macht mit”, “bitte kauft”, “bitte kommentiert” und das jeden Tag – nicht so gut. Insgesamt kommt die Untersuchung anhand der positiven Beispiele zu den folgenden Empfehlungen für die Betreiber von Facebook-Fanpages, die im harten Wettbewerb um die Reichweite die Nase vorn haben möchten.

  1. Denkt immer und immer wieder an “Engagement”. Kein Engagement = keine organische Reichweite (wie in meinem privaten Profil).
  2. Überlegt, was gerade Eure Fans dazu bewegt, einen Like für Euren Inhalt zu geben.
  3. Vermeidet zu viele “macht doch bitte mit” – Aufrufe.
  4. Vermeidet Memes (z.B. Katzen, Chuck Norris und sonstige inflationäre Inhalte).
  5. Prüft, welche externen Links am besten angenommen werden (wollmilchsau.de/ funktioniert immer gut, habe ich mal gehört).
  6. Experimentiert mit der Posting-Frequenz (zu wenig ist nicht gut).
  7. Testet, welcher Content wann besser ankommt (z.B. News morgens, Werbung abends usw.).

Memes sind für mehr Facebook-Reichweite ungeeignet.

7.5 Zum Schluss noch ein Tipp von mir. Wenn Euch das alles zu viel, zu undurchsichtig und zu anstrengend ist, macht es doch einfach so:

Wem die organische Facebook-Reichweitenicht reicht, der kann auf bezahlte Reichweite setzen.

Aber bedenkt dabei, dass die Kombination aus Qualität und Sponsoring mit Sicherheit die effektivsten Ergebnisse bringen wird.

Viel Erfolg und teilt bitte Eure Erfahrungen mit uns! Unser Blog-Algorithmus erlaubt Call-to-Actions 🙂

Arbeitgebermarken in Social Media: Weniger glückliche Menschen, mehr Information!

Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Universität Liechtenstein eine kleine Studie zum Employer Branding in sozialen Medien. Teil nahmen 214 Studierende der Uni Liechtenstein und der Fachhochschule Vorarlberg.

Sehr “vernünftig” ist zunächst mal die Auswahl der Netzwerke, auf denen Studenten nach Informationen über Arbeitgeber suchen: YouTube steht an erster Stelle, gefolgt von Facebook und Wikis. Blogs folgen dann nach XING auf Platz fünf; ob hier von Corporate- oder privaten Blogs die Rede ist, konnte ich nicht erkennen. Sollten es Corporate-Blogs sein, so sind diese ja inzwischen oft Bestandteil der Unternehmens-Webseite (die allerdings wegen dem Fokus auf soziale Medien in der Auswertung nicht mit aufgeführt sind). Google+, LinkedIn und Twitter teilen sich die hinteren Plätze.

Grundsätzlich stehen Unternehmens-Webseite und persönliche Kontakte aber in der Gunst der Studierenden ganz oben, wenn es darum geht, nach einem Arbeitgeber Ausschau zu halten. Alle anderen Medien wie Print, Social Media oder TV werden nachrangig behandelt. Hier stellt sich für uns natürlich die Frage, wie bewusst sich der Kandidat informiert: Auch wenn das Fernsehen bei den befragten Gruppen auf dem letzten Platz landete, so kann es natürlich sehr gut sein, dass sie dort passiv ganz entscheidende und meinungsbildende Informationen bekommen.

Sehr spannend fand ich den Vergleich zwischen den gewünschten Benefits auf der einen, den in Social Media kommunizierten auf der anderen Seite:

Arbeitgeberinformation

Siehe da: Hat die Zielgruppe etwa die Nase voll von den Vorzeige-Mitarbeitern, die einem aus stilvollen Büros glücklich entgegenlächeln? Keine illustrierten Karriereleitern mehr, in einer Zeit, in der viele ihre nächsten Karriereschritte eh mit einem Firmenwechsel verbinden? Kann ich gut nachvollziehen: Gewünscht sind Infos zu CSR und den Produkten/Dienstleistungen eines Unternehmens, zu den Innovationspotentialen und Qualitätsmerkmalen. Kurz: Das was ein attraktives Unternehmen ausmacht für die, die dort wirklich etwas bewegen und nicht nur entspannt Zeit in schönen Büros verbringen wollen. Das, was Unternehmen im Kern von anderen unterscheidet. Womit wir wieder bei der alten und vieldiskutierten Frage wären, wie weit (Produkt-)Marketing und HR im Unternehmen eigentlich auseinander sitzen sollten.

[HTTP410] Ericsson Mobility Report – Angriff der Mobilgeräte

Liebe Mobile-Fans und -Skeptiker, ich habe etwas für Euch. Kennt Ihr schon den Ericsson Mobility Report? Eine feine Ressource, die sich kontinuierlich und ausführlichst mit Daten und Trends im Bereich Mobile beschäftigt. Regelmäßige Reports, Charts, Artikel, WhitePaper usw. stehen zu Euren freien Verfügung. #EmpfehlungDesHauses.

Die aktuellste Ausgabe des Mobililty Reports wurde im November 2013 veröffentlicht und enthält interessante Details zum Stand der Verbreitung sowie Wachstum bei der Nutzung von mobilen Geräten. Hier ein paar Fakten, die mir aufgefallen sind.

Der Mobility Report zeigt die Zahl der Mobilfunk-Anschlüsse weltweit in 2013

Demnach verfügen 6,6 Milliarden (abzüglich der Mehrfach-Anschlüsse sind es 4,5) Menschen über ein Mobiltelefon. Das sind ca 63% der geschätzten Weltbevölkerung (ca. 7,2 Milliarden Menschen). Allein im dritten Quartal 2013 sind 113 Mio. Abonnenten dazu gekommen. In Westeuropa waren es allerdings lediglich 3 Mio. verglichen mit den 30 Mio. in China.

Die weiteren Wachstumsprognosen sehen recht ordentlich aus, wie man dem folgenden Chart entnehmen kann. Wenn ich die Hochrechnung der Weltbevölkerung für 2019 (ca. 7,6 Milliarden) heranziehe und die Mehrfach-Anschlüsse auf Grundlage des heutigen Verhältnisses abziehe, dürfte in 2019 im Durchschnitt jeder Mensch über 15 Jahre ein mobiles Gerät bzw. mindestens einen Mobil-Anschluss besitzen (4,5 / 6,6 *9,5 Mrd. = 6,3 Mrd.). Hey, das ist in fünf Jahren!

Wachstumsraten und Prognosen für die Zahl der Mobilfunk-Anschlüsse in 2019

Weiterhin ist interessant, wofür diese ganzen mobilen Geräte heute und morgen verwendet werden. Auch darauf gibt es eine Antwort. Natürlich nicht nur zum Telefonieren. Es ist vor allem Daten-Traffic, der konstant hohe Wachstumsraten aufweist und bis 2019 das 10-fache des heutigen Niveaus erreichen wird.

Wachstumsraten für den mobilen Daten-Traffic zwischen 2013 und 2019

Es ist irgendwo logisch, dass Video-Traffic einen hohen Anteil des gesamten mobil genutzten Daten-Volumens ausmacht. Dass der Anteil von heute, der schon bei ca. 35% liegt, auf über 50% in 2019 steigen soll, ist für mich dann doch eine Überraschung. Lassen sich Schlüsse auf unser zukünftiges Nutzungsverhalten ziehen? Sprich, werden die Menschen durchschnittlich noch mehr Videos konsumieren? Oder liegt das nur an der höheren Qualität, die zu mehr Daten-Volumen führen wird? Social Media und Web Browsing sollen z.B. konstant bleiben. (Bei diesem Chart stellt sich grundsätzlich die Frage, inwieweit man Datenverbrauch mit Bedeutung gleichsetzen kann. Ich denke, man sollte das nicht tun.)

Video-Traffic macht einen hohen Anteil des gesamten mobil genutzten Daten-Volumens aus

Und siehe da. Hält man die Daten vom US-Markt für repräsentativ, so ist zumindest aktuell Social Media (bzw. Social Networking), unabhängig vom Traffic, der absolute Mobile-Zeit-Killer Nr. 1. Noch vor Videos und Games. Vorhersagen gibt’s dazu keine. Ist auch nicht so einfach. Wer weiss, wie Social Media in fünf Jahren aussieht. Vielleicht übernimmt Snapchat bis dahin Facebook und löst die Selbstzerstörung aus.

#1 der zeitintensivsten Aktivitäten auf dem Smartphone ist das Social Networking

Ok. Das reicht jetzt erst mal an schlauen Infos für den nächsten Party-Smalltalk. Für noch mehr Details lest bitte den Report. Es stellt sich wie immer die Frage: Was sagt uns das jetzt? Nun, wir werden wohl bis 2019 noch ein paar Mobilesites und Apps bauen müssen. Weitere Ideen?

[HTTP410] (M)ein Weg von vielen – Berufsorientierung aus persönlicher Sicht

berufsorientierung

Jo hat zu einer Blogparade aufgerufen. Thema: Berufsorientierung. Eine schöne Idee! Dazu hat natürlich jeder aus der HR-Suppe einiges an Fachlichem zu sagen – und hat es auch schon getan. (Siehe Liste unter Jos Artikel.) Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um aus der ganz persönlichen “Gegenperspektive” zu erzählen. Mein Weg an die Tastatur, an der ich heute diesen Text schreibe, glich nämlich eher einer Schnitzeljagd als einer aktiven Orientierung. Dass ich heute Konzepte für digitale Arbeitgeberkommunikation gestalte, mag ironisch scheinen – vielleicht ist es aber auch einfach das logische Ende dieser Entwicklung.

In welchen Phasen hätte meine Berufsorientierung stattfinden können? Woran ist das jeweils gescheitert und was hätte mir damals eventuell geholfen?

Frühkindliche Prägung

Eine familiäre Vorbestimmung gab es bei mir weniger. Meine Familie war väterlicherseits eher technisch/mathematisch orientiert, die meiner Mutter war in pädagogischen Berufen. Beides kam für mich nicht in Frage. Als Kind fand ich den klassischen Wissenschaftler spannend, in meiner Vorstellung eine Person zwischen aufregenden Apparaturen im Labor und abenteuerlichen Entdeckungsreisen in der ganzen Welt. So etwas wollte ich sein. Unter dem Eindruck von Museumskatalogen meines Großvaters und der Disney-Version von Indiana Jones habe ich im Kindergarten in irgendein Poesiealbum “Archäologe” (vermutlich falsch geschrieben) als Berufswunsch eingetragen. Lacht nicht, das wird noch mal relevant.

Ich glaube nicht, dass ich hier viel verpasst habe. Ich war ein Kind, hatte dafür vielleicht sogar ein überdurchschnittliches Interesse an Büchern und daran, was ich darin verstehen konnte. Eine gesunde Entwicklung hängt in diesem Alter – so glaube ich – noch nicht mit einer fachlichen Orientierung zusammen. Klar, gewisse Sozialkompetenzen kann man hier schon erlernen, musische Begabungen behutsam fördern, etwas Lesen und Schreiben kann auch vor der ersten Klasse nicht schaden, genau wie erste Fremdsprachenkontakte. Berufliche Orientierung sollte aber freiwillig sein.

Schulzeit

In meiner frühen Schulzeit gab es dann auch wenig Erweckungserlebnisse. In Heimat- und Sachkunde (so hieß das damals) glänzte ich mit großem Fachwissen, in allen anderen Fächern eher durch Ablenkung oder vergessene Hausaufgaben und Turnbeutel. Diesem Engagement Rechnung tragend, bekam ich gegen Ende meiner Grundschulzeit eine (damals verbindliche!) Empfehlung für die Hauptschule – ein Schicksal, das ich durch einen Aufnahmetest für die Realschule abwenden konnte. Eines war mir aber schon damals bewusst: Alle Berufswege, die ich mir grob vorstellen konnte, waren mehr oder weniger akademisch. Und da ich mir zudem alle Möglichkeiten offen halten wollte, gab es nur einen sinnvollen Weg: Abitur. Ich gab mir also ein Jahr wirklich Mühe und konnte zur sechsten Klasse dann auf ein Gymnasium wechseln. Nun war ich dort wo ich sein wollte, hatte mich aber noch lange nicht diszipliniert. Eine Ehrenrunde in der achten Klasse, in Verbindung mit einem Umzug in das schulisch weniger fordernde Hamburg, brachte mich dann entspannt und mit wenig Mühen zum Abitur. Ich genoss die Zeit, wählte meine Fächer aber meist nach dem Prinzip des geringsten Widerstands. Leistungskurs Deutsch und Geschichte liebte ich von Herzen, durch die anderen “Laberfächer” schlängelte ich mich auch noch ganz elegant und alles andere war rückblickend eine ziemliche Katastrophe. Aber ich konnte ja ausgleichen.

Hier würde ich heute dringend ansetzen: Bis auf wenige Ausnahmen wurde in meinen Schulen nach Lehrplan gepaukt. Der Unterricht selbst war zwar meist nicht schlecht, eine Einbettung in die Lebensrealität “da draußen” fand aber kaum statt. Allenfalls mal die schwammige Drohung “Was Ihr jetzt verpasst, müsst Ihr sonst während des Studiums nachholen!”. Da zittert der 16-jährige Tobias natürlich. Es gab dann noch ein Schulpraktikum, und eine Berufsinformationswoche mit Tagesexkursionen in unterschiedliche Betriebe. Danach wusste ich immerhin, wohin ich nicht wollte. Ich habe in der Schule so gut wie gar nichts über konkrete Berufe gelernt, nichts über Unternehmen, deren Funktionsweise, nichts über Dienstleistungen und Produkte – das bisschen Volkswirtschaft nur aus rein systemischer Sicht. Wer hätte es uns auch lehren sollen? Alle Lehrer waren nun mal Lehrer und hatten darüber hinaus keinerlei außerschulische Erfahrung. Dieses Problem besteht bis heute.

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Nach der Schule

Nach dem Abitur hatte ich keine Ahnung was ich machen sollte. Ich war froh, dass ich aus der Schule raus war, mit dem Abitur gefühlt “alle Möglichkeiten” hatte und genoss diesen Zustand erst mal ausgiebig. Da ich aufgrund des obligatorischen Knieschadens inkl. Sehschwäche ausgemustert wurde, fehlte mir allerdings auch die Zivildienst-Zeit zum finanzierten Überlegen. Also erst mal arbeiten. “Was Richtiges”, auf die Lieferjobs die ich als Schüler gemacht habe, hatte ich keine Lust mehr. Ich arbeitete dann im Versandlager einer Soft- und Hardwarefirma für Musikproduktion und hatte dort einen Heidenspaß. Ich wurde schnell voll eingesetzt, mit eigenen Verantwortungsbereichen und – darauf war ich damals sehr stolz – einem eigenen Schreibtisch mit Telefon, Computer und Stempeln! Wir waren ein tolles Team, leider wohl nicht kostendeckend genug, so dass die gesamte Abteilung im zweiten Jahr geschlossen und outgesourced wurde. Der Job war weg.

Seit dem Aussetzen der Wehrpflicht wird dieses Problem in meinem männlichen Bekanntenkreis noch deutlicher: Die Schule ist vorbei und man “steht auf der Straße”. Natürlich gibt es manche, die schon jetzt genau wissen, dass sie Ophthalmolog_in werden wollen, aber andere wissen es eben nicht. Wenn ich heute mit Schulabgängern spreche, bleibt für die Unentschlossenen die Option FSJ oder Ausland – oder beides. An dieser Stelle lässt sich allerdings wenig am System drehen, hier muss man selbst aktiv werden. Und Unternehmen könnten natürlich auch schon diese Phase nutzen, ihre Arbeitsplätze vorzustellen und entsprechende Berufsbilder zu bewerben.

“Ich muss jetzt was studieren.”

Also klopfte die Frage nach dem Studium wieder an. Ich hatte mich zwischenzeitlich mal bei einer Hamburger Kunstschule für Illustrationsdesign beworben (Ich konnte leidlich zeichnen, und gab da dem Drängen von Freunden und Familie nach) dann aber darauf verzichtet, zur letzten Bewerbungsrunde anzutreten. Ich zeichnete gerne, Designs nach Wunsch auf Abruf zu produzieren fiel mir unglaublich schwer. Und es machte mir keinen Spaß.

Ich grübelte lange. Ich war bestimmt drei oder vier Nachmittage im BIZ und schaute mir dort Berufsvideos auf seltsamen Datenträgern an (Internet als Informationsquelle war damals noch nicht wirklich überzeugend). Ich machte Skill-Tests und hatte sogar ein persönliches Beratungsgespräch. Dabei war es gar nicht so, dass ich keine interessanten Berufe fand, ganz im Gegenteil. Alles schien mir durchaus aushaltbar, selbst meinen Logistikjob hätte ich noch gut weiter machen können. Finanziell hatte ich damals keine großen Ansprüche. Ich war ja eher antikapitalistisch eingestellt und auf ressourcenarme Selbstverwirklichung gepolt. Was mich abschreckte, war der oft ellenlange Weg zum Job. Mich durch Studiengänge zu quälen, die mich schon auf dem Papier langweilten, nur um dann nach durchschnittlich 5 Jahren (Bachelor gab es damals noch nicht) irgendwann tatsächlich ergebnisorientiert zu arbeiten – die Vorstellung war für mich der reine Horror. Eine Ausbildung war mir aber wiederum zu schulisch, dazu war ich viel zu froh, aus der Schule draußen zu sein. Und natürlich muss ich zugeben, dass ich auch einen gewissen akademischen Anspruch an mich selbst hatte. Ja, Eitelkeit und Faulheit sind zwei hässliche Schwestern.

Und so entschloss ich mich das zu tun, was mich 1. schon als Kind interessiert und von dem ich 2. eine recht klare Berufsvorstellung hatte: Ich nahm ein Studium der Vor- und frühgeschichtlichen Archäologie auf. To make a long story short: Ich studierte mit großem persönlichem Interesse, beendete noch mit einigem Elan das Grundstudium. Als es dann jedoch einige Semester später in Richtung Abschluss und Berufsrichtung ging wurde mir klar, dass ich nicht in diesem Bereich arbeiten würde. Zudem hatte ich in diesen Jahren, die Gelegenheit viel “mit Medien” zu arbeiten. Ich habe Musik gemacht und “vermarktet”, wobei ich für Grafik, Text und Rechweite selber sorgen mußte. Bald folgte mein erster Job als Online-Redakteur bei einem Verlag. Ich fühlte mich in diesem Bereich schnell wohl und zu Hause. Ich machte mich selbstständig, arbeitete viel und mein Studium litt darunter zusehends. An einem gewissen Punkt entschloss ich mich, mein Studium abzubrechen und begann ein Praktikum in einer Werbeagentur.

Nun, diese Entwicklung war abzusehen. Es dauerte eben, bis ich “mein Ding” gefunden hatte. Und zwar durch zwei Faktoren: 1. praktische Erfahrung und 2. ein WWW, das mir eine Fülle von Antworten auf meine Fragen lieferte. Das in Kombination hat mich Berufsbilder und Unternehmen verstehen lassen. Und zwar so gut, dass ich mir sicher war, mit dem Studienabbruch keinen schwerwiegenden Fehler zu machen. An dieser Stelle also mein Plädoyer an Unternehmen: Stellt Euch vor, beschreibt was ihr tut, wie Ihr es tut und wie andere dabei mitmachen können! Und dabei reicht es nicht aus, Flyer ans schwarze Brett zu hängen oder hier und da mal auf einer Hochschul-Messe aufzutauchen. Baut Kampagnen und Informationsangebote, die so gut sind, dass sie junge Menschen auf neue Ideen bringen. Ihr müsst nicht auf die fertigen Bewerber in eurer Branche warten, ihr könnt sie euch selbst heranziehen.

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Heute

Seit fast vier Jahren arbeite ich hier bei der Wollmilchsau GmbH. Ich liebe Werbung, Unternehmens- und Online-Kommunikation. Und der Themenbereich HR ist mir als Anti-Held dieses Bereichs quasi auf den Leib geschneidert. 😉 Ich habe etwas gefunden, was mir wirklich Spaß macht, in dem ich gute Leistung bringen kann und was dabei sogar meinen Lebensunterhalt sichert. Und genau das ist es, was mich auch an den Erfolg meiner Arbeit glauben lässt. Für dieses ganze Hin-und-Her meiner Berufsorientierung kann ich niemandem die Schuld geben außer mir selbst, hätte ich aber früher Zugang zu besseren oder attraktiveren Informationen bekommen, dann wären die entscheidenden Aha-Erlebnisse vermutlich früher da gewesen.

Pics: Les Haines (CC BY 2.0), Sascha Erni (CC BY 2.0) und Travis Ford ( CC BY 2.0)

Jeder liest anders! Eye-Tracking Studie zeigt optimale Gestaltung von Stellenanzeigen

Vor einem Jahr habe ich Euch hier schonmal drei Eye-Tracking-Lektionen für Stellenanzeigen und Karriere-Webseiten vorgestellt, die jeder Online-Recruiter kennen sollte. Die Erkenntnisse aus Eye-Tracking-Studien bergen ein ungeheures Optimierungspotenzial für das Personalmarketing, weshalb ich mich sehr freue, dass Jobware seine Eye-Trackung-Studie zum Leseverhalten von Online-Stellenanzeigen Ende 2013 neu aufgelegt hat. Untersucht wurde das Leseverhalten von Online-Stellenanzeigen mithilfe von 230 Probanden aus den Berufsfeldern Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurwesen und Informationstechnik – je zur Hälfte Absolventen und zur Hälfte Berufserfahrene.

Zu Beginn gibt das Paper eine tolle Grundeinführung in die Untersuchungsmethode des Eye-Trackings und erklärt, was Heatmaps sind, in welche “Areas of Interest (AOI)” Stellenanzeigen zur Analyse zerlegt werden und was es mit Blickpunktverläufen auf sich hat. Anschließend gibt es einen Überblick über 14 Erkenntnisse, die die Studie ergibt bzw. bestätigt hat. Besonders interessant fand ich folgende Punkte:

 Zweispaltige Anzeigen übertreffen einspaltige

Sie optimale Gestaltung von Stellenanzeigen setzt auf zweispaltiges Design.

Interessenten betrachten bei zweispaltigen Anzeigen nicht nur Aufgaben und Anforderungen genauer, sie erinnern sich auch besser an deren Inhalt. Und ja, wir sprechen hier von Online-Anzeigen!

 Aufzählungen schlagen Fließtext

Aufzählungen schlagen Fließtext bei der Online-Stellenanzeige.

Die wichtigsten drei Punkte erhalten die größte Aufmerksamkeit und gehören nach vorne – mehr als fünf Punkte werden i.d.R. nicht wahrgenommen.

Firmenslang und Anglizismen bereiten Verständnisprobleme

Firmenslang und Anglizismen in der Stellenanzeige bereiten Verständnisprobleme.

Die Studie empfiehlt, auf firmeninterne Sprachelemente und Anglizismen zu verzichten. Bei der Ansprache branchenfremder Kandidaten sollte außerdem auf Fachbegriffe verzichtet werden.

Querlesen ermöglichen

Die optimale Gestaltung einer Stellenanzeige ermöglicht Bewerbern das Querlesen.

Nahezu alle Versuchsteilnehmer haben probiert, die Stellenanzeigen zu überfliegen. Bei Ingenieuren und Informatikern besteht quasi das ganze Leseverhalten aus Querlesen. Fließtextanzeigen werden außerdem durchgängig schlechter bewertet. Wer das Querlesen nicht unterstützt, schadet also seinem Anzeigenrücklauf!

Bildsprache an Position anpassen

Die Bildsprache der Stellenanzeige sollte immer auf die Position zugeschnitten sein.

Um die Vermittlung und die Erinnerung des Anzeigeninhalts zu fördern, sollten Bilder zur Branche, zur Aufgabe und zur Berufsgruppe passen. Wichtig ist auch, statt Gruppenbildern Einzelportraits zu verwenden. Die abgebildete Person sollte hinsichtlich des Alters zur Zielgruppe passen, um Kandidaten nicht zu irritieren.

Bild und Text vertikal anordnen

Wer Text und Bild vertikal anordnet, schafft einen klaren Fokus in seiner Stellenanzeige.

Wer seine Texte mit einem nebenstehenden Bild auflockern will, lenkt damit den Fokus vom Text weg. Besser ist eine vertikale Anordnung.

Jede Zielgruppe liest anders

Die optimale Gestaltung von Stellenanzeigen variiert in Abhängigkeit von der Zielgruppe.

Während Geistes- und Wirtschaftswissenschaftler Fließtexten gegenüber aufgeschlossener sind, lesen Ingenieure und Informatiker fast ausnahmslos quer. Frauen befassen sich intensiver mit den Anforderungen einer Stelle und Männer achten mehr auf das ausschreibende Unternehmen. Berufserfahrene sind geübte Querleser und wollen den Inhalt in 5 Sekunden erfassen. Aufgrund ihrer Ungeübtheit erreicht man die beste Erinnerungsleistung bei Absolventen dagegen mit einer starken Bildsprache.

Da ich ein paar Punkte vereinfacht und einige ausgelassen habe, solltet Ihr ruhig selbst noch einen Blick in die Studie werfen, die Ihr bei Jobware anfordern könnt. Insbesondere dann, wenn Ihr gerade zufällig Eure Karriere-Webseite relaunchen möchtet.

Entwickler finden mit Sourcing.io

Seid Ihr auf der Suche nach Entwicklern? Bestimmt seid Ihr das. Wenn Ihr dieses Blog fleißig verfolgt, habt Ihr bestimmt schon mal Posts gesehen, wo ich erklärt habe, wie man sie in sozialen Netzwerken und Nischenplattformen finden kann. Zuletzt gab’s eine solche Anleitung für GitHub.

Google-Suchkette für das Finden von Entwicklern auf Github

Das Problem war allerdings, dass ich in diesem Kontext bis jetzt immer Google-Suchketten propagiert habe, um an die Daten ranzukommen. Und auf Suchketten hat erfahrungsgemäß kaum jemand Lust. Zu anstrengend.

Wer hat schon Lust auf Google-Suchketten?
Damit ist jetzt vorerst Schluss.

Ich habe eine schöne Alternative für Euch gefunden. Vor knapp drei Wochen startete in San Francisco ein Sourcing Service namens Sourcing.io. Die Idee ist simpel. Es ist eine super einfache Suchmaschine, die verschiedene Netzwerke nach Entwickler-Profilen durchstöbert. That’s it. Keine Suchketten, kein Pipapo. Nach der schnellen Anmeldung sucht man mit ein paar Klicks die Themenfelder und die Region aus:Themenvielfalt auf Sourcing.io

Drückt auf “Start” und freut sich über die Ergebnisliste, die sich mit erweiterten Filter-Option noch verfeinern lässt.

Erweiterte Filteroptionen auf Sourcing.io
Dann klickt man sich durch die Profile und entscheidet sich bei Interesse für einen der bevorzugten Kontaktwege. Die Profile enthalten je nach Verfügbarkeit z.B. E-Mails, Twitter-, Facebook- und GitHub-Profillinks. Also, da lässt sich was machen.

Kandidaten-Profile auf Sourcing.io

Als Extra beinhaltet der Service auch eine soziale Komponente. Ihr habt die Option, Euch mit Euren Facebook-, Twitter-, LinkedIn– oder GitHub-Profilen anzumelden. Anhand Eurer Daten wird überprüft, ob Ihr über Euer Netzwerk in Verbindung mit einem Kandidaten steht, um die Kontaktaufnahme zu begünstigen. Die Suchergebnisse lassen sich speichern oder per .CSV exportieren.

Für Deutschland habe ich ca. 8 Tsd. Profile rausgefischt. Wer jetzt meint, das sei zu wenig, irrt sich. 8 Tsd. Entwickler-Profile in zwei Minuten, schön ausführlich aufbereitet, ist schon nicht ohne. Mich überzeugen diese Ergebnisse und vor allem auch die unübertroffene Einfachheit von Sourcing.io. Bei einer Woche “for free” und 95$ pro Monat eine absolute Empfehlung für all die verzweifelten Entwickler-Jäger da draußen.

Viel Spaß und lasst mich wissen, wie ihr das Tool findet!

Von Werbung und Vertrauen

Statista hat gestern eine Infografik veröffentlicht, der zufolge klassischer Werbung eher vertraut wird als Online-Werbung. Zugrunde liegt dieser Grafik eine Nielsen-Studie aus dem Herbst 2013, der Global Trust In Advertising Report. Dieser befragte 29.000 Konsumenten mit Internet-Zugang aus 58 Ländern weltweit.

Statista-Infografik_1753_vertrauen-in-werbung-

Nun ist das zunächst nicht sonderlich überraschend: Werbung in den klassischen Medien ist ungleich teurer, weswegen Kampagnen und Anzeigen, die über diese Kanäle laufen tendenziell “seriöser” wahrgenommen werden. Die Unternehmen dahinter wissen meist was sie tun und haben ein gewisses Standing. Oder anders gesagt: Die Möglichkeit, über Online-Kanäle relativ günstig Massen an Menschen zu erreichen, zieht schlichtweg einen Haufen Müll an. Sehr treffend dazu dieser Facebook-Post von heute Vormittag:

//

 

Aber steht Online wirklich so schlecht da? Ein genauer Blick in den Report lohnt sich durchaus: (weltweite Zahlen)

  • Mit 84% bekommen persönliche Empfehlungen von Bekannten nach wie vor den höchsten Vertrauensvorschuss. Und diese müssen natürlich nicht mit Augenkontakt ablaufen, sondern können genau so gut online stattfinden.
  • Branded Websites stehen mit 69% auf Platz zwei der vertrauenswürdigsten Medienkanäle.
  • Platz drei belegen mit 68% Online-Bewertungen von Konsumenten.

So schlecht sieht es für Online also doch nicht aus. Und wer keine Bauch-weg-Superfrüchte verkauft findet bestimmt einen Weg, seine Inhalte so zu präsentieren, dass er bei seinen Konsumenten auch online Vertrauen schafft.

Pics: Devensters (CC BY 2.0) und Statista (CC BY-ND 3.0)

Social Media hausgemacht: die TimoCom-Strategie

Im Dezember haben wir das Employer Branding Video “Timo Wonderland” der Firma TimoCom als Best-Practice vorgestellt. Es hat bis heue über 30.000 Yotube-Views gesammelt und stellt mit wesentlich mehr postiven als negativen Reaktionen eine sehr erfreuliche Ausnahme dar.

christof_thesingaSelbstverständlich wollten wir wissen, wie  das Team von TimoCom es geschafft hat, dort, wo die aller meisten (auch wesentlich größere Unternehmen und Budgets) versagen, einen Erfolg zu erzielen. Christof Thesinga von TimoCom war so freundlich, uns ein paar Fragen zu beantworten.

WMS: Hallo Christof, was genau machst Du bei TimoCom?

CT: Mein Name ist Christof Thesinga, ich bin 37 Jahre alt und seit rund 10 Jahren bei der TimoCom Soft- und Hardware GmbH. Als Marketing Director bin ich verantwortlich für das operative und strategische Marketing von TimoCom in Europa.

WMS: Wer betreut Eure Social Media Strategie? Gibt es Mitarbeiter, die sich fest damit beschäftigen, oder erfolgt das nebenbei?

Um das nebenbei laufen zu lassen, ist dieser Bereich zu umfangreich und auch viel zu wichtig. Wir haben schon früh ein eigenes Online-Marketing-Team geschaffen, das von der Strategieentwicklung über das Content-Marketing bis hin zum kompletten Monitoring und Controlling für alles verantwortlich ist.

Auch wenn wir eigentlich auf allen Social Media Kanälen mitspielen, liegt der Schwerpunkt auf Facebook. Aktuell haben wir hier alleine 17 Seiten in 15 Sprachen, die von eigenen Country-Managern muttersprachlich betreut werden. Durch regelmäßige Redaktionssitzungen behalten wir den Überblick und sorgen dafür, dass eine einheitliche Außendarstellung beibehalten wird.

WMS: Eure Auftritte und Kampagnen wirken insgesamt sehr durchdacht, umfassend und professionell. Macht Ihr das alles intern oder habt ihr Unterstützung von außen?

CT: Natürlich stellen auch wir uns generell die betriebswirtschaftliche Frage “Make or Buy”. Da aber eine selbstbewusste DIY-Mentalität Teil unserer Firmenphilosophie ist, entscheiden wir uns fast immer für eine interne Lösung. Das gilt auch für das Marketing. Für uns ist das absolut die richtige Strategie, schließlich sind unsere Zielgruppen stark segmentiert, unser Themenfeld komplex und die Märkte multilingual. Außerdem sind wir mit Produkten und Entwicklungen schnell am Markt. Da ist ein hoher Grad an Flexibilität und Geschwindigkeit in den Kommunikationsmaßnahmen einfach unerlässlich. So können wir heute vom Onlineauftritt bis zum Imagefilm alles selber machen.

WMS: Eure Mitarbeiter sind offenbar mit Enthusiasmus dabei und helfen, dass Unternehmen und seine Kultur nach außen zu kommunizieren. Wie schafft Ihr das?

CT: Gute Frage. Ich denke der Grund dafür liegt im fairen und respektablen Umgang der TimoCom mit ihren Mitarbeitern. Natürlich klingt das jetzt nach peinlichem PR-Pathos, aber in diesem Fall kann man das wirklich nicht anders sagen. Ohne eine gesunde Basis, die nur der Arbeitgeber selber schaffen kann, hat es jede interne Marketingabteilung schwer.

Desweiteren trägt sicherlich auch die hervorragende Arbeit unserer HR-Abteilung dazu bei, dass wir auf Plattformen wie kununu so gut wegkommen. Schlussendlich bauen wir im Marketing darauf auf. Durch eine gute interne Kommunikation, kreative Mitarbeiterevents und Mitmach-Aktionen tragen wir unseren Teil zu diesem besonderen „TimoKlima“ bei.

WMS: Mit rund 20.000 Aufrufen in nur 10 Tagen ist Euer Video nicht nur unter Kreativ- sondern auch unter Performance-Gesichtspunkten erfolgreich. Das dürfte sowohl die Aufrufe Eurer Stellenangebote als auch die Download-Zahlen Eurer App nach oben getrieben haben. Gibt es da schon konkrete Ergebnisse?

CT: Konkret ist erst einmal der PTA-Wert (People Talking About) auf den Facebook-Seiten regelrecht abgehoben. Wir konnten aber auf allen Kanälen die positive Wirkung des Videos verzeichnen. Als direkte Folge gab es viele frische Abonnenten für unseren YouTube-Kanal, neue Facebook-Fans und Twitter-Follower, kleine und große Forumsdiskussionen, jede Menge Traffic auf unserer Website und sogar neue Newsletter-Anmeldungen. Blogartikel wie hier auf Wollmilchsau freuen uns natürlich ganz besonders und sind eine schöne Bestätigung für den Einsatz unserer Mitarbeiter.

Was die gesteckten Downloadziele für die zeitgleich veröffentlichte Transportbarometer-App angeht, haben wir diese bereits 48 Stunden nach dem Upload des Videos erreicht. Das hat uns selbst auch überrascht. Ob wir auch als attraktiver Arbeitgeber punkten konnten, wird das Bewerbungsaufkommen in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Wir sind jedenfalls immer auf der Suche nach klugen Köpfen. Zurzeit auch im Social Media Team.

WMS: Nach welchen Kriterien, Zielen und Messgrößen gestaltet und überwacht Ihr Eure Social Media Aktivitäten?

CT: In erster Linie geht es uns um den direkten Kontakt zu unseren Kunden. Dazu versuchen wir den verschiedenen Ansprüchen und Erwartungshaltungen unserer Fans durch einen ausgeglichenen Mix aus Branchenwissen, Firmeneinblicke, Produktinformation und Spaß gerecht zu werden. Alle Inhalte werden in Redaktionsmeetings geplant und in einem Postingplan fixiert.

Nach der Veröffentlichung kontrollieren wir den Erfolg mit Hilfe der gängigen Analysetools und ziehen daraus Rückschlüsse für zukünftige Inhalte und Optimierungsmöglichkeiten. Dabei sind die Interaktionsraten für uns ein wichtiger quantitativer Erfolgs-Indikator. Qualitativ ist es vor allem das Feedback durch Kommentare und Anfragen. Spannend sind dabei die internationalen Unterschiede unserer verschiedenen Präsenzen. Was in Frankreich funktioniert, geht in Polen oder Litauen noch lange nicht. Wir sind also permanent dabei unsere Aktivitäten an die Länder anzupassen und lernen täglich dazu.

WMS: Da Du nach diesem Meisterstück jetzt Experte für Employer Branding Videos bist: Hast Du einen Rat für andere Unternehmen, wie sie das Thema angehen können? 

CT: Für den Expertentitel ist es wohl noch etwas früh. Das komplette Projekt wurde von meinem Team erdacht, konzipiert und verwirklicht. Wenn, dann sind das die Experten. Und ohne die vielen freiwilligen Timos, hätten wir das so erst recht nicht machen können.

Aber um auf Deine Frage zurück zu kommen: Ich denke, man sollte sich einfach umschauen, was andere machen. Eine Idee zu kopieren ist nicht schlimm. Es kommt nur darauf an, wie man damit umgeht. Unser Video ist das beste Beispiel. Solche Lip-Dubs gibt es millionenfach im Netz. Wir haben uns trotzdem bei dieser Grundidee bedient und sie an unsere Bedürfnisse angepasst. Mit etwas Mut zur Ehrlichkeit und zu Fehlern, schafft man dann die Authentizität, die das Ergebnis einzigartig macht.

WMS: Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Wir wünschen Dir und dem gesamten TimoTeam ein fantastisches 2014!

“For a better working life” – XING positioniert sich neu

xing

Nachdem XING Anfang November schon seinen neuen Claim “For a better working life” präsentiert hat, haben die deutschen LinkedIn-Konkurrenten zum Jahreswechsel vier TV-Spots auf dem Weg gebracht, mit denen die Neuausrichtung weiter deutlich wird. Hier ist nicht mehr vom Netzwerk und seinen Funktionen die Rede, vielmehr springt XING auf den Zug der sich verändernden Arbeitswelt auf. Sicherlich ein kluger Schritt. Als digitales Rolodex funktioniert LinkedIn wegen seiner Internationlaität einfach besser, dieser Zug dürfte für XING (erstmal) abgefahren sein. Und dass es da irgendwo eine Art Facebook gibt auf dem mich nicht meine eigene Freunde vollquatschen, sondern selbständige Vertriebler und Coaches auf der ewigen Suche nach “Synergieffekten” und “Gelegenheiten” – diese Tatsache bringt niemanden zu XING, der es jetzt noch nicht ist. (geschweige denn macht ihn zu einem zahlenden Mitglied).

Also neue Mission: Die neue Arbeitswelt. Neuer Claim, die Einrichtung von Co-Working-Spaces in den großen Städten und nun auch vier Spots, die genau in diese Kerbe schlagen. XING als neuer Social Hub für die junge Working-Avantgarde… Was meint Ihr? Richtiger Weg? Erfolgsversprechend oder Verzweiflungstat?

Pic: Gideon (CC-BY 2.0)