[HTTP410] Best Practice: Bosch – Eine Facebook-Karrierepage mit Sternchen

Vor einigen Wochen habe ich euch Karriereseiten aus dem Bereich deutscher Automobilhersteller vorgestellt. Heute habe ich mir ein Unternehmen der Technologie- und Dienstleistungsbranche vorgenommen: Bosch.

Was sollte eine gute Facebook Karriereseite bieten?

Informationen – Support – Entertainment. Sowohl für den externen Betrachter und potenziellen Bewerber, als auch für die derzeitigen Mitarbeiter. Eigentlich eine ganz einfache Formel. Für meine Analyse habe ich mir zuerst die Unternehmens-Homepage angesehen. Diese bietet im besten Fall bereits eine gute Basis für unternehmensbezogenen Content. Anschließend konnte ich so feststellen, ob die Unternehmen ihr eigenes Kapital auf Facebook auch einzusetzen wissen. Hier mein Ergebnis:

bosch karriereseite karrierepage facebook

Bosch Karriere

Ich glaube, selten hat mir das Durchforsten einer Facebook-Karriereseite so viel Spaß gemacht wie bei Bosch Karriere. Möglicherweise war ich aber auch schon so beeindruckt von deren Homepage, dass ich einfach gute Laune hatte, was ja durchaus auch die Betrachtungsweise beeinflussen kann. 😉

Was ich auf der Homepage bereits erlebt habe (und ich habe mir sogar den Unternehmensleitfaden durchgelesen) spiegelt sich auch auf der Facebookseite wieder. Hier steht der Mensch und die Firmenkultur im Vordergrund.  „Wir sagen: „Jeder Erfolg hat seine Geschichte“. Und so bieten wir Dir viel Raum für Deine eigene Erfolgsgeschichte – in Deutschland und überall auf der Welt. Das gilt in unserem Unternehmen und auf unserer Facebook-Karriereseite natürlich immer für beide Geschlechter.“

Ihre Auszeichnung als familienfreundlichstes Großunternehmen Deutschlands 2012, zeigt sich unter Anderem durch dem Wiedereinsatz ehemaliger Mitarbeiter als externe Berater auch nach der Rente (jung lernt von alt und umgekehrt) oder die flexiblen Arbeitszeitenmodelle, die sich den persönlichen Gegebenheiten der Mitarbeiter anpassen. Ein schönes Beispiel, wie man dies auf Facebook mitteilt ist die Vorstellung einzelner Mitarbeiter mit einem Album +++ Flexibel: unserer Mitarbeiter und Arbeitszeitmodelle +++ Wir lernen Margit kennen, die seit rund einem Jahr im weltweiten Einkauf von Maschinen, Anlagen und Einrichtungen, Dienstleistungen und Komponenten tätig ist. Wir können ihrem bisherigen Lebenslauf, der auf die verschiedenen Bilder der Mitarbeiterin aufgeteilt ist, folgen und erfahren, wie für sie die Teilzeit im Detail aussieht. Alles ist machbar.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der auf der Facebookseite immer wieder auftaucht ist, das Engagement der Mitarbeiter für den guten Zweck. +Bosch Mitarbeiter setzen sich mit Kunst für „Herzenssache“ ein+  Ein schönes Album, dass den Weg des 11 köpfigen Teams über 3 Monate bei ihrem Projekt verfolgt, eine Lichtinstallation zu bauen (ein wunderbare Gelegenheit auch ein bisschen Product Placement zu betreiben), die später versteigert wird. Hier wurden sogar Wochenenden geopfert und es macht Spaß zu sehen, dass man trotzdem ehrlich erfreute und stolze Gesichter auf  den Bildern sieht.

bosch facebook karriereseiten

Neben den vielen sehr persönlichen Postings, die auch mal die Mitarbeiter in den USA am Grand Canyon zeigen, wird auch die Internationalität und die Austauschmöglichkeiten rund um den Globus hervorgehoben. So kann ich beispielsweise im  „5-Minuten Praktikum“ bei Bosch Türkiye“ den türkischen Mitarbeitern  meine Fragen per Videochat zu Bosch Türkiye stellen und sogar mit dem General Manager einen kleinen Plausch halten.

Es werden auch weitere Themen der Homepage wieder aufgegriffen, wie der backstage@bosch-Tag, der interessierten Studenten die Möglichkeit bietet, für einen Tag hinter die Kulissen bestimmter Jobs zu schauen. Oder auch bosch@women das dem Gleichstellungsgedanken von Bosch zuspielt, der immer wieder sowohl auf der Homepage, als auch bei Facebook in den Fokus gerückt wird. Die Zielgruppe Frauen will man sich hier nicht entgehen lassen.

Etwas vermisse ich aber doch. Bosch bietet im Rahmen seiner Employer-Branding-Strategie nicht nur verschiedene Arbeitszeitmodelle, sondern es gibt auch eine Theatergruppe, eine Bigband, das Orchester und Chöre, die teilweise deutschlandweit auftreten oder die verschiedenen Sportprogramme, die für jeden etwas bieten. Darüber habe ich zu mindestens in den letzten Monaten nichts gefunden, schade eigentlich.

Aber zurück zu den positiven Punkten. Für mich persönlich eine schöne Sache ist der Einsatz von wiederkehrenden Themen, bei der die Fans nach einiger Zeit, aufgrund der optischen Zusammenfassung, bereits nach einer Sekunde wissen, worum es geht. Das hat Bosch mit  +++bosch denkt: xyz+++ eingeführt. Hier werden in einfachen Grafiken Fakten zu Produkten und dem Unternehmen geliefert. Einziger Wermutstropfen: diese gesammelt in einem Album wäre zum Durchstöbern noch besser. 🙂

bosch facebook karriereseite

Neben diesen Informationen kommt natürlich auch noch ein kleiner Unterhaltungsfaktor hinzu und so wurde genutzt, dass Jamie Oliver zur Bosch Bohrmaschine griff und einem Kürbis damit das passende Halloween-Outfit verpasste. Erkenne Gelegenheiten, wenn sie kommen.

Bevor ich mich jetzt aber noch weiter der guten Postingideen wie dem Bewerbungsphoto-Gewinnspiel hingeben, kurz ein paar Anmerkungen zum Support. Hier wird schnell, freundlich und geduldig vom Community-Management-Team geholfen, hier werden die Namen des jeweiligen CMlers als Absender genannt. Besonders gut, wenn offensichtlich die Zusammenarbeit mit den anderen Bosch-Seiten stimmt und so kurzerhand, der Kollegen von Bosch Home Deutschland die passende Antwort gibt.

Bosch Karriere Facebook Community Management

Zu guter Letzt will ich auch noch kurz auf die Tabs unter dem Headerbild eingehen. Hier kann ich mir nicht nur unter dem Job-Tab die 1.326 Job-Ads aus den internationalen Standorten ansehen, sondern kann mir Videovorstellungen aus den einzelnen Bereichen ansehen, mich direkt über den Einstieg als Schüler, Student etc. informieren oder mir die weltweiten Standtorte von Bosch auf der Weltkarte ansehen und mich direkt weiter zu deren Homepages oder Facebookseiten weiterklicken. Und besonders der Kununu-Tab ist interessant und sicherlich auch mutig, allerdings muss sich Bosch hinter den recht guten Ergebnissen aus über 500 Bewertungen nicht verstecken.

Hätte ich nicht diesen schönen Arbeitsplatz bei der Wollmilchsau, wäre Bosch sicherlich meine nächste Anlaufstelle. 🙂

Bosch Karriere, weiter so!
In diesem Sinne, Schrauben dreh, Muddern drehn.

Der Arbeitsmarkt der Zukunft – Interview mit Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky

Vor zwei Wochen habe ich mich mit dem Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky auf dem Haufe Talentmanagement Gipfel  sehr angeregt über den Arbeitsmarkt der Zukunft ausgetauscht. Und weil die Zukunftsfähigkeit Eurer Unternehmen  davon direkt betroffen ist und Herr Jánszky interessante Impulse für das Employer Branding und Personalmanagement gibt, habe ich ihn zu einem Interview eingeladen.

Interview mit dem Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky zum Thema “Arbeitsmarkt der Zukunft”:

Wollmilchsau: In Ihrem Buch “2025 – So arbeiten wir in der Zukunft” haben Sie sich mit der Zukunft unserer Arbeitsgesellschaft befasst. Bitte skizzieren Sie uns das dabei entstandene Szenario.

Sven Gábor Janszky: Das Szenario beginnt mit einer einfachen Statistik: 6,5 Millionen werden in den kommenden zehn Jahren aus dem deutschen Arbeitsmarkt verschwinden, weil so viel mehr Menschen in Pension gehen als junge Menschen nachrücken. Selbst wenn man alle politischen Programme (mehr Frauen nach der Mutterschaft in Jobs und qualifizierte Einwanderer ins Land) einbezieht, entsteht am Ende eine verstörende Prognose: Je nachdem wie Sie die Statistik auswerten gibt es zwischen 2,0 Mio und 5,2 Miounbesetzbare Jobs. Dies ist reine Statistik. Aber als Folge prognostiziere ich, dass die heute noch dominierenden Langzeit-Anstellungsverhältnisse in der Wirtschaft nach dem Jahr 2020 auf ca. 30 bis 40 Prozent sinken. Zugleich verdoppelt sich der Anteil der Selbstständigen auf ca. 20 Prozent. Doch für die größte Veränderung in den Arbeitswelten sorgen jene Menschen, die 2025 in befristeten Verträgen arbeiten werden. Es sollen bis zu 40 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sein. Diese Menschen sind Projektarbeiter. Sie kennen keine 38-Stunden-Woche, keine geregelte Kaffee- und Mittagspause, keine Hausschuhe im Büro, keine Prämie oder Lohnsteigerung aufgrund langjähriger Betriebszugehörigkeit. Sie wechseln ihre Arbeitgeber oft und schnell und gehören zu jener „Creative Class“, nach der seit Richard Floridas „The Riseofthecreativeclass“ Politiker, Wirtschaftsförderer und Trendforscher suchen. Doch nicht ihre Kreativität charakterisiert jene neu entstehende Masse der Projektarbeiter, sondern ihre Arbeitsweise und ihr Verständnis der Arbeit als gestaltbares Element der Selbstverwirklichung in ihrer Patchworkbiografie. Die TOP3-Entscheidungskriterien der künftigen Projektarbeiter für oder gegen Ihr Unternehmen lauten: Ist das Projekt eine persönliche Herausforderung? Hat das Projekt einen größeren Sinn für die Welt? Arbeite ich im Projekt mit exzellenten Menschen zusammen? Nicht nur Partner, Kinder und Wohnorte werden zu Mosaiksteinen des individuellen Biografie-Patchworks sondern vor allem Jobs, Tätigkeiten und Projekte. Diese Situation führt bei den Mitarbeitern zu völlig neuen Erwerbsbiografien und bei den Unternehmen zu größten Herausforderungen um eine echte Katastrophe zu vermeiden. Die einzige realistische Lösung des Problems aus Sicht eines Trendforschers liegt bei den älteren Menschen. Wir werden eine durchschnittliche Lebenserwartung knapp unter 90 Jahren haben. Was machen wir zwischen 60-90? Urlaub? Sehr wahrscheinlich wird das langweilig. Deshalb werden viele von uns bis 75 oder 80 arbeiten wollen. Zum Glück!

Wollmilchsau: Worin sehen Sie die größten Herausforderungen mit denen Unternehmen auf dem Weg in die Zukunft konfrontiert werden?

Sven Gábor Jánszky: Gehen Sie bitte davon aus, das ein Unternehmen welches seine Mitarbeiter wie bisher rekrutierten will, keinen Mitarbeiter mehr bekommt. Wenn Sie weiterhin ihre Stellenprofile auf einen Zettel schreiben und diesen an ein schwarzes Brett hängen, egal ob an der Wand oder im Internet, dann bekommen Sie im Jahr 2025 exakt keine einzige Bewerbung. Denn es gibt auf dem Arbeitsmarkt keine passenden Mitarbeiter. Für die Unternehmen zeichnen sich zwei unterschiedliche Strategien ab: Die eine Gruppe von Unternehmen wird fluide Organisationsformen bilden. Die Unternehmen haben keine festen Grenzen mit eindeutig zugehörigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr, sondern bauen ihre Arbeitsorganisation auf das Zusammenwirken von Projektarbeitern. Sie sind sehr professionell im Anziehen und abstoßen dieser Projektarbeiter. Diese fluiden Unternehmen sind hochgradig flexibel, können schnell auf Veränderungen des Marktes reagieren und bei entsprechender Positionierung weltweit die kreativsten Köpfe zusammenführen. Doch nicht alle Unternehmen werden die Chance haben, die kosmopolitischen Projektarbeiter anzuziehen, insbesondere nicht die mittelständischen Unternehmen in der Provinz. Diese Unternehmen begegnen der Dynamik der Märkte, indem sie versuchen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stark an sich binden. Sie werden zu „Caring Companies“. ‚Corporate Life‘ ist das Stichwort, nach dem sich die Unternehmen aufstellen. Dies geht weit über klassische Personalbindungsmaßnahmen hinaus. Caring Companies versuchen intensive Bindungen nicht nur zu ihren einzelnen Mitarbeitern aufzubauen, sondern vor allem in der deren Umfeld: zu Kinder, Eltern, Partner, Freunden. Das schließt attraktive Angebote für Wohnen, Familienplanung, Freizeitgestaltung, Gesundheit und Vorsorge ein. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen dann immer mehr. Es ist sogar denkbar, dass große Unternehmen den Charakter kleiner Staatsgebilde annehmen und mit eigener Infrastruktur von Häusern, Schulen, Einrichtungen für Gesundheit und Freizeit eine prominente Rolle in der Gesellschaft einnehmen.

Wollmilchsau: Wird sich durch die demographisch bedingte Fachkräfteknappheit Ihrer Meinung nach das Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Unternehmen verändern?

Sven Gábor Jánszky: Radikal! Wir alle kommen aus der Gedankenwelt der Massenarbeitslosigkeit. Es war eine Welt der Angst unter arbeitenden Menschen. Denn Massenarbeitslosigkeit bedeutete, dass wir morgen zum Arbeitsamt gehen, wenn wir heute gekündigt werden. Das war schlimm! In den kommenden Jahren bis 2025 erleben wir genau das Gegenteil: Die Experten sprechen von Vollbeschäftigung und wir können es kaum glauben. Denn Vollbeschäftigung bedeutet, dass wir heute selbst kündigen können und morgen fünf bis zehn neue Jobangebote haben. Ein Paradies! Das Verhältnis von Unternehmen und Mitarbeitern verhält sich klar nach Marktmechanismen. Wenn es weniger verfügbare Mitarbeiter gibt als zu besetzende Jobs, dann sitzen plötzlich die Mitarbeiter am längeren Hebel. Sie können viele Forderungen durchsetzen. Denn die Unternehmen wissen genau, dass es viel teurer werden würde, wenn der Mitarbeiter kündigt und sie auf dem leergefegten Arbeitsmarkt einen neue suchen müssten. Einen kleinen Vorgeschmack auf diese Arbeitswelt der Zukunft haben wir übrigens schon in diesem Jahr erhalten. Erinnern Sie sich an die riesigen Probleme der Bahn in Mainz, weil in einem Stellwerk zu wenig Mitarbeiter verfügbar waren und dadurch massenhaft Züge ausfielen? Dies wird uns in allen Branchen begegnen. Die Fachkräfteknappheit ist ab sofort nicht mehr nur ein theoretisches Thema für Zeitungsartikel und Kongresse. Sondern sie senkt die Produktqualität und führt zu Gewinn einbußen.

Wollmilchsau: Wird der technologische Wandel und seine Geschwindigkeit Ihrer Ansicht nach Einfluss auf die Organisation von Unternehmen haben, insbesondere hinsichtlich ihrer Struktur und Größe?

Sven Gábor Jánszky: Es liegt auf der Hand, dass mit dem technologischen Wandel vor allem die Hierarchiestufen in den Unternehmen angegriffen werden. Flache Hierarchien kommen in die Unternehmen und bringen neue Führungskompetenzen mit sich: Moderation und Identitätsstiftung statt Befehl und Milestone-Execution! Die Unternehmen werden dabei einerseits größer, weil die vielen Teile der Wertschöpfungskette zusammen rücken und integriert werden. Andererseits werden Unternehmen zugleich kleiner, weil die Arbeit dezentraler in kleinen Teams und Projekten organisiert wird. Das Zukunftsbild der Unternehmensstrukturen sind viele einzelne, dezentrale Netze, die in einem großen Netzwerk verbunden sind.

Wollmilchsau: Die Trendforscher von Gartner haben jüngst vorhergesagt, dass der technologische Wandel den Arbeitsmarkt gravierend beeinträchtigen wird, da Softwaresysteme und Roboter neben Blue-Collar-Jobs in den nächsten Jahren auch immer mehr White-Collar-Jobs ersetzen. Wie schätzen Sie die Folgen des technischen Fortschritts für den Arbeitsmarkt und unsere Gesellschaft ein?

Sven Gábor Jánszky: Natürlich ersetzt die Technologie unsere Jobs. Das ist nicht neu, das ist seit den Maschinenstürmern bekannt. Auch dass es sich nicht mehr nur um Blue-Collar-Jobs handelt sondern Büroarbeit ersetzt wird, kennen wir schon in der Praxis. Die neue Qualität, die in den nächsten Jahren in unsere Unternehmen einzieht, basiert darauf, dass die Technologie durch Smarte Prognostik und Big Data tatsächlich „intelligenter“ wird als Menschen. Dies wird zahlreiche Bürojobs vernichten, zuerst Sekretärinnen- und Assistentejobs, später Manager und Referenten. Doch wenn Gartner die Anzahl der ersetzbaren Jobs auf 43% kalkuliert, dann ist das eine recht einseitige, technologische Betrachtung die auf den US-Arbeitsmarkt abzielt. Sie bezieht etwa die demografische Entwicklung in Deutschland nicht ein. Hierzulande können wir glücklich sein, dass die Technologie uns einige Jobs abnimmt. Das lindert für die Unternehmen den Schmerz der fehlenden Fachkräfte etwas.

Wollmilchsau: Wird auch zukünftig der Großteil der Menschen am Arbeitsmarkt teilhaben können oder müssen wir verstärkt über alternative Konzepte, wie z.B. ein Bürgergeld/ bedingungsloses Grundeinkommen nachdenken?

Sven Gábor Jánszky: Die Frage der Teilhabe wird noch mehr als in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Frage der Bildung und des kompetenten Umgangs mit Technologie. Jeder der halbwegs ordentlich gebildet ist, wird eine große Jobperspektive haben. Vermutlich werden die „normal Qualifizierten“ sogar die Jobs der „Hochqualifizierten“ machen müssen, weil es eben zu wenige Hochqualifizierte gibt. Doch am unteren Ende der Qualifikations-Skala wird es tatsächlich eine Gruppe von Menschen geben, die so schlecht gebildet sind, dass sie trotz der vielen offenen Stellen nicht am Arbeitsmarkt teilhaben können. Für diese werden unsere sozialen Sicherungssysteme nötig sein. Der Unterschied zu heute ist: Heute hat die Grundlogik unserer sozialen Sicherungssysteme das Ziel, jeden Arbeitslosen wieder in Beschäftigung zu bringen. Dies ist schon heute unrealistisch. Aber im Jahr 2025 werden wir das hoffentlich verstanden haben. Wenn diese Grundlogik sich verändert und wir uns Gedanken machen, wie wir den schlecht qualifizierten auch ein menschenwürdiges Leben bieten können, obwohl wir keine passende Arbeit für sie haben, dann kommen Ideen wie das Bürgergeld ins Gespräch.

Welcome To Miami: Deutsche Kandidatin für “Top Recruiter” gesucht!

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Unser TV-Scout Alex hatte ja im Sommer die US-Doku-Soap “Top Recruiter” aufgetan, bei der Recruiter in unterschiedlichen Wettbewerben gegeneinander antreten. Inzwischen läuft die zweite Staffel – wieder in Miami mit viel Pink, Türkis, Palmen, Cabrios und was sonst noch so zum “Sunshine State” Florida gehört. Wie man hört, ist die dritte Staffel bereits in der Planung und das “Top Recruiter”-Team schielt nach Deutschland. Chris LaVoie, Creator und Executive Producer der Serie wünscht sich ausdrücklich eine deutsche Kandidatin für die nächste Staffel und hat uns dazu einige Fragen beantwortet:

WMS: Recruitment – who or what brought you to this topic? Chris: One of the businesses that I own, for the past 15 years, has been in the advertisement/ marketing in the recruitment space. I have many friends within the space so I have learned and been inspired by them throughout the years.

WMS: You’re now producing the next season of Top Recruiter. Is this the first time the series leaves the US for casting? Chris: We did go abroad for season 2 and will do it again for season 3. We believe that maintaining a global perspective on the show has taken it from good to awesome!

WMS: What feedback did you get there? Chris: The feedback we’ve received from everyone here and abroad has been truly remarkable. I have not heard one single negative thought about this global perspective on Top Recruiter. We live in a much smaller world than our previous generations and we mustn’t ignore that!

WMS: Why Germany? Do you have any special expectations in German recruitment agents? Chris: We aim to have Germany’s professionals represented in our own little “recruitment olympics,” know of any? If so, send them over to www.toprecruiter.tv we will commence our audition screening very soon.

WMS: Are there remarkable differences? Chris: There is in fact a very remarkable difference between season 1 and season 2. That difference is immensely attributed to the global representation on season 2 that was not in season 1. Everything from life in the mansion, to behind the scenes, to communication styles to the very approach to recruitment was different because we had representatives from different nationality backgrounds. What we truly found amazing was the love and respect that was a direct product from having worked together. We just made the world a little smaller yet, at least for these cast members. We all found life long friends… that is undeniably remarkable- and it was all because of this show.

Warum es ausgerechnet eine deutsche Kandidatin sein soll, wissen wir zwar immer noch nicht, aber er scheint es ernst zu meinen! 😉 Also Mesdames, wer seine German-Recruiting-Skills in Miami vor der Kamera unter Beweis stellen möchte, möge sich hier für die kommende Staffel bewerben! Viel Erfolg, wir werden einschalten! 🙂 Und wer sich mal anschauen möchte, was ihn bzw. sie erwartet:

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

  Pic: Top Recruiter (C)

[HTTP410] Die Zukunft der Suche

Marcus Tandler, ausgewiesener SEO-Experte und der Macher von OnPage.org, dem Tool für Webseiten-Optimierung, hielt am 20. September bei TEDx München einen Vortrag unter dem Titel “The future of search”. In kaum mehr als 15 Minuten schafft es Marcus, einen Bogen von der Entstehung der Web-Suche über ihre Gegenwart bis in ihre Zukunft zu schlagen. Ein interessanter, umfassender und leicht verständlich Crash-Kurs. Ich lege das folgende Video all denjenigen ans Herz, die glauben, dass die Suche nach Informationen, Daten, Menschen, was auch immer, eine immer größere Rolle in unserem Alltag, in unserer Gesellschaft spielt. Sich zu verbildlichen, wie und warum die “Suche” funktioniert, heißt letztendlich zu verstehen, wie man selbst etwas findet und wie man andere etwas finden lässt. Und geht es nicht genau darum auch im Bereich Personal-“Suche”?

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Eine ziemlich coole Zukunftsvision von Marcus, die mir persönlich sehr gefällt, ist die Vorstellung, dass man ein historisches Ereignis aus der Perspektive unterschiedlicher Menschen verfolgen könnte (16:20). Stellt Euch vor, alle Teilnehmer eines Events tragen Google Glasses und ihr könnt sie auf einer Karte auf Eurem Telefon, Tablet, Desktop oder in Euren eigenen Glasses abwechselnd auswählen und die Geschehnisse mit ihrem jeweiligen Blick verfolgen. Ich fände das super. Das bringt mich gleich auf eine Idee für unseren Bereich. Stellt Euch vor, es ist möglich, Bewerbern echte Ad-hoc Live-Eindrücke aus dem Unternehmen zu gewähren – aus unterschiedlichsten Perspektiven. Ich stelle mir vor, ich laufe in der Mittagspause durch die Hamburger Innenstadt. Vor einigen Gebäuden erhalte ich automatisch zu mir passende Stellenangebote der dort ansässigen Firmen und kann mich gleich visuell durch die Unternehmen durchklicken. Oder es ist jemand da, der für mich bzw. “mit mir” durch das Unternehmen sprintet und mir die möglichen zukünftigen Kollegen vorstellt. Wie wäre das? Falls Ihr Euch für das Thema Suche begeistern könnt, möchte ich bei dieser Gelegenheit an zwei meiner älteren Posts zu dem Thema erinnern (Yandex.Atom: Personalisiertes Web und Context is King: Finden ohne zu suchen).

Azubiblogs im Check: Banken

Nachdem letztes Mal die Facebook-Karrierepages der deutschen Automobilindustrie dran waren, beschäftige ich mich heute mit Mitarbeiterseiten – besser gesagt mit den Azubiblogs. Und ich gestehe, es hat mich nicht halb so amüsiert wie die Analyse der Facebookseiten. Okay, es mag für eine große Bank wie die TARGOBANK aufgrund eines höheren Budgets leichter sein als für eine kleine Kreissparkasse, aber ich denke Usability und ein wenig Verständnis für die Zielgruppe sollte bei jedem Geldbeutel vorhanden sein. Aber ich will nicht vorweg greifen. Hier meine kleine Analyse:

TARGOBANK Azubi-Blog

Der Azubiblog der TARGOBANK ist optisch klar und ansprechend. Mir strahlen die Gesichter der Blogverantwortlichen entgegen und wenn ich mehr über Ausbilderin Marie und ihre Azubis erfahren möchte, so bekomme ich hier alle Informationen und kann mich gegebenenfalls mit einem der aktuellen Azubis identifizieren.

TARGOBANK Azubiblog

Der weitere Aufbau der Seite wird nach wenigen Blicken klar. Egal, ob ich mich bewerben will oder Infos über das duale Studium haben möchte. Die Blogartikel der Azubis und der Ausbilder sind kurz gehalten und decken die Gesamtbreite an möglichen Themen perfekt ab. Niklas erzählt von seinen Vorbereitungen für den TARGO-Run, es gibt Berichte über direkte mögliche Einsatzorte wie die Ausbildungsabteilung oder uns wird erzählt, wie ein Schulblock bei der Ausbildung aussehen kann.

Ausserdem kann man sich mit einem Klick noch weiter über den Arbeitgeber TARGOBANK informieren.

Azubi-Blog Sparda-Bank Südwest eG

Die Navigationsleiste verschafft mir innerhalb von Sekunden einen Überblick. Ich bin schon nach 3 Klicks auf der für mich interessanten Seite mit Informationen zu den relevanten Themen: Ausbildung, Praktikum, duales Studium und bekomme eine Ansprechpartnerin samt Telefonnummer und Mailadresse genannt.

Azubiblog Sparda-Bank

Leider ist der Link hinter “Wer Wir sind / Redaktionsteam” nicht klickbar und der Link “Unsere Azubis” führt auf: “UPS, diese Seite gibt es nicht”. Dabei wäre es hier perfekt, das Unternehmen, das Team und vor allem die Azubis der Sparda-Bank vorzustellen.

Bei der Ansprache habe ich 7 verschiedene Varianten gefunden, hier ist man sich offensichtlich so gar nicht einig 😉 Außerdem wird als Vorschaubild für neue Azubigruppen immer ein und dasselbe Gruppenbild verwendet, was im ersten Moment auf mich wirkte, als wäre seitenweise ein Artikel mehrfach veröffentlicht worden. Das ist schade, denn hinter den einzelnen Posts finden sich die Steckbriefe der neuen Azubis.

Die Blogbeiträge bestehen zum größten Teil aus Interviews – sie kommen mal mehre Tage hintereinander, mal 1 – 2 Wochen gar nicht. Diese Unregelmäßigkeit macht wenig Lust auf das Folgen des Blogs – auch sind mir die die Themen leider etwas zu einseitig.

Volksbank Freiburg eG Azubi Blog

Hier ist in der Navigation schon klar, wer und was im Fokus steht: der Blog und die Blogger und ein netter Hinweis auf die Benimmregeln 😉 Wer mehr über die Blogger erfahren möchte, bekommt, mit Privataufnahmen ausgeschmückte, kleine Einblicke in das Leben eines Azubis bei der Volksbank Freiburg. Die Beiträge sind teilweise etwas lang, aber durchaus sympathisch und authentisch geschrieben.

Azubiblog Volksbank Freiburg

Besonders klasse finde ich persönlich die Kategorie “Feierabend” – allerdings muss hier und auch bei einigen anderen Kategorien noch ein wenig aufgefüllt werden. Auch sehr gelungen ist das Monitoring. Wenn in den Kommentaren Fragen auftauchen, wird von den Azubis selber nett und hilfreich geantwortet. Außerdem kann man sich weitere Bewerbungstipps holen oder sich direkt auf der Jobstartbörse umsehen.

Sparkassen

Insgesamt habe ich mir 6 Sparkassen-Azubiblogs angesehen und zuerst fällt mir auf, dass die Blogs auf der Homepage der jeweiligen Sparkasse integriert sind. Bei der Sparkasse Aachen finde ich mich allerdings nach mehreren Klicks immer noch nicht auf einem Azubiblog wieder. Wo ist der nur? Bei Klick sechs bin ich endlich angekommen – andere hätten sicher schon längst aufgegeben.

Azubiblog der Sparkasse Aachen

Die Sparkasse Pforzheim Calw hat indes einen eigenen allgemeinen Blog über ihre Niederlassung, in dem sie über Events und Photoshootings bloggt. Die Azubis haben ihren eigenen Bereich, bestehend aus Bildern und Beiträgen, von deren Autoren wir leider nur ein kleines Bildchen zu sehen bekommen.

Im Großen und Ganzen wirken die Azubiblogs der Sparkassen für mich wie der halbherzige Versuch, einen Blog aufzusetzen. Leider kommt bei mir aber nicht das Gefühl auf, es würde für die Azubis ein Raum geschaffen, in dem sie sich über das Unternehmen, die Benefits oder ihre Kollegen informieren und austauschen können. Wie die Blogs bei den Azubis ankommen, wäre interessant zu erfahren.

Volksbank

Etwas traurig ist der Aufbau der VR-Bank Kreis Steinfurt eG.

VR Bank Steinfurt

Wäre nicht das Sonnenaufgangsbild gewesen – ich hätte sofort aufgrund der Aufmachung “Sechs, setzten!” gesagt. Der Vorgängerblog war übrigens kaum ansprechender. Wer bloggt sieht man “ausführlich” beschrieben hier. Warum bloggen die Azubis nicht selber? So richtig werde ich mit dem Blog nicht warm, ganz ehrlich, welcher Azubi klickt denn auf einen Artikel der “Einladung zu den berufskundlichen Gesprächen” heißt? Allerdings gab es heute immerhin schon 63 Klicks auf den Blog. (5 davon sind von mir.)

Azubiblog Volksbank Eisenberg

Ebenso wie die Sparkasse hat auch die Volksbank für ihre einzelnen Filialen Blogs auf der Homepage integriert und ebenso wie bei der Sparkasse kann ich ihnen zumeist wenig abgewinnen. Mal von dem oben bereits erwähnten Beispiel der Volksbank Freiburg abgesehen. Immerhin hat sich die Volksbank Eisenberg eG mehr Mühe gegeben. Das witzige und für Banken eher ungewöhnliche Headerbild mit Azubis im Stroh und die kurzen, knackigen Beiträge der Azubis vermitteln das Gefühl: Hier macht es Spaß zu bloggen.

Die Azubis selber stellen sich bei Fragen zur Verfügung mit dem Hinweis: “P.S.: Falls wir mal nicht gleich antworten sollten, schwitzen wir wahrscheinlich in der Berufsschule!”

Fazit

Bei den meisten von mir untersuchten Azubiblogs ist noch massenhaft Luft nach oben. Gut, eine Bank wird sicher nicht mit rosa Sternchen und lustigen animierten Gifs aufwarten – das erwartet auch keiner. ABER: Azubis sind jung und wollen keine steifen Blogs lesen, die zu 90% aus reinem Text bestehen. Sie wollen sich nicht 8x durch die Homepage klicken, bevor sie zu der Information gelangen, die sie suchen. Und ganz sicher wollen sie nicht, dass andere für sie die Texte schreiben.

Azubis miteinzubeziehen, ist der erste Schritt. Im zweiten Schritt sollte dann unter professioneller Anleitung Raum dafür geschaffen werden, Spaß zu haben, sich zu tummeln, auszutauschen und Erfahrungen weiterzugeben. Das fängt bei der Darstellungsweise an und hört bei den Inhalten auf. Dass es auch anders geht, könnt ihr euch bei Barclay ansehen – dies ist zwar kein Blog, zeigt aber wie eine Bank mit jungen Leuten umgehen kann. Barclay LifeSkills gibt Ratschläge und zeigt Möglichkeiten auf, um im Berufsleben Fuß zu fassen.

Barclay LifeSkills als ein Best Practices Beispiel für den Umgang mit jungen Menschen

Deutsche Banken, da geht doch noch was!

PS: Wir haben in diesem Blog die beim Google-Ranking auf den ersten 10 Seiten auftauchenden Banken unter die Lupe genommen. Wenn wir jemanden vergessen haben sollten, der einen Top-Azubiblog hat, bitte gerne her damit!

[HTTP410] Facebook-Ads: Erfolgreich auch mit einfachsten Mitteln?

Der Anzeigenmarkt auf Facebook wächst und auch wir entwarfen im Jahr 2013 so viele Facebook-Kampagnen wie noch nie zuvor. Darunter waren große Unternehmen und bekannte Marken, für die wir Facebook-Pages beworben oder Kampagnen unterstützt haben. Aber auch für kleine und mittelständische Unternehmen, die wir in den sichtbaren Bereich schieben wollten, durften wir uns Gedanken machen. Gerade hier steht man oft vor einer Herausforderung: Es gibt keine (Arbeitgeber-)Marke, an die man anknüpfen könnte. Keine Produkte oder Dienstleistungen, die einem Otto-Normalbürger als Endkunde bekannt wären und meist auch sonst wenig, was irgendwie “attraktiv kommuniziert” werden könnte. Zumindest nicht in der Kürze einer Facebook-Anzeige.

Nun bekamen wir mit einigen dieser wenig bekannten Kunden die Möglichkeit, klassische Aufmerksamkeits-Mechanismen anzuwenden und zu prüfen, wie der Nutzer auf diese reagiert. Sprich: Wir arbeiten mit bestimmten Schlüsselreizen, die erstmal wenig mit dem Unternehmen selbst zu tun haben, dafür aber sehr aufmerksamkeitsstark sind. Damit konnten wir zuletzt beeindruckende Ergebnisse erreichen, die uns teilweise selbst etwas überrascht haben.

Ein Beispiel: Die “superlokale” Ansprache in Facebook-Ads

Untersuchungen zeigen, dass der Newsfeed eines Facebook-Nutzers meist wenig lokal ist. Klar, er hat seine Freunde und damit oft eine örtliche Verbindung, er folgt zudem einigen lokalen Angeboten – aber ebenso vielen nationalen und internationalen Seiten. Zudem rutschen die lokalen Seiten auch leichter mal im Edge-Rank nach unten, sofern man nicht in einer großen Stadt wohnt. Umso größer die Aufmerksamkeit des Nutzers in Kleinkleckersdorf, wenn er plötzlich seinen Ort in einer Facebook-Anzeige sieht:

Beispielhafte Facebook-Ad für eine Stellenanzeige in Kleinkleckersdorf
Fiktive Facebook-Anzeige

Ziemlich plump? Mag sein, aber es funktioniert wunderbar! Und die Conversion-Rates und Reaktionen zeigen, dass sich der Nutzer hier nicht auf den Arm genommen fühlt. Im Gegenteil. Eine vernünftige Facebook-Page hinter dieser Anzeige tut dabei ihr übriges. Es sollten natürlich keine lokalpatriotischen Gefühle verletzt werden (unser Beispiel ist etwas drastisch formuliert) und es muss wie immer alles im Rahmen der Facebook-Richtlinien bleiben.

Das ist nur ein Beispiel. Auch viele andere “Urinstinkte” lassen sich ansprechen und nutzen. Es lohnt sich gerade bei Facebook-Ads, mal etwas auf die K… – äh – große Trommel zu hauen. Voraussetzung ist aber immer, dass 1. genug Substanz in dem steckt, was nach der Anzeige kommt, und dass 2. alles im Rahmen der Corporate Identity bleibt und die Marke keinen Schaden nimmt.

[HTTP410] Trendforschung mit Google Books Ngrams

Ich war letzte Woche auf der Developer Conference 2013 in Hamburg. Es war eine gute Konferenz. Der vielseitige Mix aus Themen und Vorträgen bot genug Denkfutter für Entwickler und Nicht-Entwickler gleichermaßen. Wer an ein paar guten Zusammenfassungen interessiert ist, wird hier, hier und hier fündig.

Einer der interessanteren Vorträge, die ich in Erinnerung behielt, wurde von Dr. Felix Marczinowski  (Blue Yonder GmbH) zum Thema “Predictive Analytics in der Praxis” gehalten (hier eine etwas ältere Version des Vortrags). Nein, es folgen jetzt keine Details aus dem Vortrag. Es kommen auch keine Lobeshymnen auf BigData usw. Ich möchte Euch lediglich daran erinnern, nicht zu vergessen, dass DATEN auch in unserem Bereich eine wichtige Rolle spielen (und noch spielen werden). Also, liebe Recruiting-Statistik-Freunde da draußen, sammelt bitte bewusst Daten in Eurem Bereich: Klicks, Quellen, Verbleib auf den Stellenanzeige, Conversions usw. Eines Tages wird sich das garantiert auszahlen.

Warum Daten Spaß machen, wenn man erst einmal genug davon gesammelt hat, zeigt eine Entdeckung aus dem oben erwähnten Vortrag. Der Euch sicherlich bekannte Dienst Google Books erfasst und speichert ja seit einiger Zeit alle möglichen Bücher in digitaler Form. Was ich nicht wusste, ist, dass es ein Tool Namens “Ngrams” gibt, mit dem Wörter und Phrasen in dem Bestand von Google Books ausgezählt werden können. Ist das cool?! Man kann also z.B. analysieren, wann welche Themen auf besonderes Interesse gestoßen sind. Nach möglichen Korrelationen mit anderen Themen suchen. Und letztendlich sogar Prognosen erstellen.

Leider, leider gibt’s aktuell Daten nur bis 2008. Was soll’s, es ist trotzdem eine feine Sache. Hier ein paar schnelle Beispiele aus unserem Themenfeld:

Nicht übel. Was haltet Ihr davon?

[HTTP301] Wenn Roboter Bewerbungen sortieren…

Die Technisierung und Automatisierung von HR-Prozessen ist ja eine feine Sache. Und auch wenn wir die letzten wären, die diese Entwicklung nicht tatkräftig unterstützen würden: Hin und wieder treibt dieser Fortschritt aber seltsame Blüten. Zumindest auf den ersten Blick. Ich habe die Grafik eines Software-Anbieters gefunden, die auf mich einen etwas dystopischen Eindruck gemacht hat. HireRight vertreibt ein Applicant Tracking System (ATS), das unter anderem die eingegangen Bewerbungen screent und automatisch vorsortiert. So weit, so gut. Die dadurch möglicherweise entstehenden Probleme liegen auf der Hand: Individuelle Bewerbungen, die nicht einem gewissen Standard entsprechen, werden aussortiert oder falsch verstanden. Die Folge kann sein, dass erstklassige KandidatInnen aus dem Korb fallen. Das wäre schade.

Um dem vorzubeugen, liefert HireRight gleich eine Anleitung mit, wie der Bewerber seinen Lebenslauf möglichst roboterfreundlich gestalten kann. Er möge also bitte auf Schnickschnack wie Grafiken oder Tabellen verzichten, sich streng an die Formatvorlage halten und das Ganze bloß nicht als PDF versenden!

Mit einem Applicant Tracking System werden die Bewerbungen von Robotern genauer unter die Lupe genommen.

Ja, auch wenn Google tatsächlich 75.000 Bewerbungen die Woche bekommen sollte und zur Bewältigung dessen Software einsetzt, sollte so die Bewerbung der Zukunft aussehen? Bewirbt man sich im Zweifel hier nicht eh zunächst über Web-Formulare? In allen Personaler-Blogs lese ich immer von den Vorzügen einer individuellen Bewerbung, die (unter Berücksichtigung aller erwünschten Infos) etwas über die Kandidaten und seine Persönlichkeit verrät. Oder werden wir nur Zeuge einer Entwicklung, die in den größten Unternehmen beginnt und sich nicht mehr aufhalten lässt? Mich würde Eure Einschätzung interessieren: Wohin geht diese Reise?

Social Media Recruiting Report 2013 – der Durchbruch ist da!

Unser geschätzter Blogger-Kollege Wolfgang Brickwedde hat gerade den Social Media Recruiting Report 2013 fertig gestellt. Er untersucht darin zum wiederholten Male den Status quo im Social Media Personalmarketing und Active Sourcing in der deutschsprachigen Recruitingwelt.

Folgende Ergebnisse finde ich besonders interessant:

Mittlerweile wird mehr als jede 10. Stelle im DACH-Raum via Social Media besetzt. Personalmarketing und Active Sourcing im Social Web sind damit innerhalb von nur drei Jahren von der siebt- zur drittstärksten Einstiegsquelle aufgestiegen. Darüber hinaus zeigt Wolgangs Report auch, das Social Recruiting von allen Einstiegsquellen die stärksten Zuwachsraten aufweist. Nicht dass das für uns hier bei der Wollmilchsau eine Überraschung wäre, deckt sich dieses Ergebnis doch mit den Auswertungen, die wir im Rahmen der Social Recruiting Module unserer Online-Personalmarketing Toolbox jobspreader durchführen. Es freut mich aber, dass diese Erkenntnis nun auch im Bewußtsein der Unternehmen angekommen ist.

Auch die Abfrage der Kompetenzeinschätzung des eigenen Unternehmens in Sachen Social Recruiting deutet auf eine ernsthaftere Auseinandersetzung mit dem Thema und wachsendes Know-how hin. Das neue Stiefkind des Personalmarketings ist das Thema Mobile Recruiting, was sich mit den Ergebnissen unserer Mobile Recruiting Studie 2013 deckt.

Gefreut hat mich auch die Tatsache, das die proaktive Ansprache von Kandidaten zunimmt und nach eigenen Aussagen schon die Hälfte der Unternehmen Active Sourcing einsetzt. Das hätte ich mir vor vier Jahren, als Alexander und ich unser Active Sourcing Praxishandbuch “Online-Personalsuche” geschrieben haben, nicht träumen lassen.

Positiv ist auch die budgetäre Entwicklung. Denn es wird nicht nur weiter bei Print-Anzeigen und Personalberatungen gekürzt sondern auch verstärkt in Soziale Netzwerke und Online-Jobbörsen investiert. Damit einher geht auch ein steigendes Interesse an der Erfolgsmessung im Online-Personalmarketing, was ich aus unseren Erfahrungen mit dem jobspreader ebenfalls sekundieren kann.

Wenn Ihr jetzt Lust bekommen habt, Euer Restbudget bis zum Jahresende in etwas Zukunftsträchtiges zu investieren, bietet Euch der jobspreader einen schnellen Einstieg ins Social Media Personalmarketing ohne Aufwand. Wer den nicht scheut, ist natürlich angesichts der Ergebnisse des Social Media Recruiting Reports gut beraten, das Employer Branding im Social Web umfassend anzugehen.

Pic: x-ray delta one (CC-BY-2.0)

COUB: Videoformat neu gedacht oder Stellenanzeige 3.0

(Boxen an. IE6-8 aus!)

Furchtlose(r) Sachbearbeiter(in) ab sofort gesucht.
Bei uns gibt es immer sehr, sehr viel zu tun. Spaß an Routine? Dann bist Du bei uns genau richtig. Klare Abläufe,Vorgaben, Prozesse. Dieser Job kennt nur eine Richtung: Geradeaus. Starte mit uns durch! JETZT!

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So oder so ähnlich könnte meiner Meinung nach bald eine coole Stellenanzeige aussehen, die, um etwas aus der Reihe zu tanzen, die simple und gleichzeitig geniale Idee des russischen Start-up “COUB” einsetzt. COUBs sind max. 10 sek. lange Video-Loops, die immer weiter laufen. Im Gegensatz zum einfachen Video, das irgendwann zwangsläufig aufhören muss, erlauben es CUOBs, die Aufmerksamkeit des Betrachters auf lustige, spannende oder zum Kontext inhaltlich passende Sequenzen zu fokussieren. Und … die Aufmerksamkeit durch den gewissen hypnotisierenden Effekt der ständigen Wiederholung theoretisch unendlich lange zu behalten. Einige der gut gemachten COUBs mit einer guten Ideen dahinter kann man sich wirklich unaufhörlich anschauen.

Ich persönlich halte diese Symbiose aus Video und animated GIF, die sich der besten Eigenschaften der beiden bedient, für ein wirklich neues und sehr interessantes Format. Es müsste voll den Geist der Zeit und unsere immer weiter sinkenden Aufmerksamkeitsspannen treffen. Die Messlatte der für die Erzeugung eines ansehnlichen Ergebnisses benötigten Kreativität liegt allerdings gar nicht so tief. Und genau das gefällt mir. Ein lustiges 10 sek. Video zu drehen, ist eine Sache – eine sinnvolle Endlosschleife doch eine andere.

Mindestens genauso kreativ, wie der Entstehungsprozess eines COUBs, können auch die Einsatzmöglichkeiten sein. Der dynamische Header dieses Posts und gleichzeitig das Beispiel einer “lebendigen” Stellenanzeige sind nur zwei der spontanen Ideen, die wir bei der Entdeckung von COUB hatten. Da ist einiges denkbar – im Marketing, Personalmarketing und vielem mehr.

Das Tolle ist, auf der englischsprachigen COUB Plattform lässt sich ein “COUB” in wenigen Minuten mit wenigen Klicks erstellen. Schaut Euch andere Beispiele an, probiert’s aus oder zeigt’s Euren Kindern, die werden’s sofort peilen. Und, vor allem, sagt uns Eure Meinung dazu!

Copyright: Alle Rechte der im COUB Video verwendeten Inhalte liegen bei ihren Urhebern.