Altersstrukturanalyse: Wie demografiefest ist Dein Unternehmen?

In ihrem Bemühen einen Beitrag zur Fachkräftesicherung zu leisten, haben die Handelskammern einen interaktiven Demografierechner veröffentlicht, mit dem Ihr die Demografiefestigkeit Eures Unternehmens untersuchen könnt. Ihr könnt damit eine Altersstrukturanalyse Eurer Beschäftigten durchführen, prüfen wie hoch Euer Ersatzbedarf an Fachkräften in den nächsten Jahren sein wird und Euch ansehen, wie Ihr im Regionalvergleich und Branchenvergleich dasteht. In der Detailanalyse könnt Ihr außerdem eine berufsgruppenspezifische Untersuchung vornehmen. Ein feines Spielzeug für Personaler also und sehr nützlich, wenn Ihr noch ein paar Charts für das nächste Strategiemeeting braucht. Hier seht Ihr die Daten einer fiktiven Münchener IT-Firma, die ich gerade untersucht habe.

Altersstrukturenanalyse

Die Demografiefestigkeit Eures Unternehmen könnt Ihr auf der Demografierechner-Website des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifor untersuchen. Dort findet Ihr auch Links zu den bisher erschlossenen Bundesländer-Versionen für Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Für die anderen Bundesländer bieten viele IHKs ein Excel-Tool an. Weitere nützliche Tools zur Demografie- und Unternehmensstrukturanalyse bietet Euch auch der Demografiekompass.

Recruiting Reality Show

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Es gibt heutzutage vermutlich für alles Mögliche eine Reality Show im TV oder Web. Die Arbeitswelt ist da keine Ausnahme. Mit Formaten, wie Undercover Boss oder The Apprentice (hierzulande als Big Boss bekannt), wurde bereits versucht, den Arbeitsort bzw. die Karriere als ein Abenteuer voller Spannungsbögen, Skandale und Intrigen darzustellen. Die Beurteilung des Erfolgs und der Sinnhaftigkeit sei jedem selbst überlassen. Dass der Alltag eines Personaler (Recruiters bzw. Headhunters) offenbar auch genügend Stoff für’s mediale Ausschlachten bietet, hätte ich allerdings wirklich nicht vermutet. Bis heute.

Unsere amerikanischen Freuende, die Meister der TV-/Web-TV-Unterhaltung, haben’s tatsächlich geschafft. “Top Recruiter. The Competition. Miami.”  heißt die Recruiting Web-TV Reality Show, die bereits letztes Jahr angelaufen ist. (Irgendwie völlig an uns vorbei gegangen.).

Fünf Top-Recruiter mit verschiednen Schwerpunkten  “battlen” sich in unterschiedlichen “Competitions”. Ziel der Show, nach meiner Interpretation einiger Presse-Berichte: eine Bühne für den coolen Berufszweig, Einblicke in dessen Methoden (Old School vs. New School – Social Media und so) und vor allem Unterstützung für die vielen Opfer der Wirtschaftskrise durch anschauliche Praxis der Personalauswahl und -Beurteilung. Für die Formulierung der Aufgaben für den Wettbewerb wurden übrigens ausgewiesene Experten der Branche involviert.

Abgefahren! Begleitet von einer Facebook-Community mit 42 Tsd. Fans, einem YouTube Channel mit 1.8 Mio Views, einiger Presse, einer guten Webseite und mit einer zweiten Staffel, die bereits im Herbst fertig sein soll, ist das eine echt ernste und professionelle Geschichte.

Are You Ready? Unten kommt der Trailer und die erste Folge. Die erste Staffel mit zehn Folgen gibt’s komplett auf toprecruiter.tv unter “Episodes”.

 

Folge 1: “Are You a Hunter or A Farmer. I say, I’m a Hunter!”

 

Es natürlich alles etwas sehr amerikanisch 🙂 Aber irgendwie ist die Sache doch zumindest ein wenig beneidenswert. Jemand interessiert sich für Personaler…! Hand aufs Herz, etwas mehr Glanz und Gloria würde doch der als grau, konservativ und langweilig verschrienen Personalerseele hierzulande ganz gut tun.

Wie findet Ihr das? Wäre so ein Format (irgendwann) in Deutschland vorstellbar? Wünscht Ihr Euch als Personaler mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit?

[HTTP410] Die jungen Wilden: Tumblr im HR-Marketing

Auch wenn Tumblr (gegründet 2007) in Wirklichkeit alles andere als jung ist, so richtig im Blickwinkel der Werbeindustrie war es bis jetzt nicht. Vielleicht einer der Gründe, dass sich dort bis jetzt ungestört eine sehr eigene Kulturlandschaft entwickeln konnte.

Als dann Yahoo-Chefin Marissa Mayer im Mai dieses Jahres bekannt gab, das Netzwerk für 1,1 Milliarden US-Dollar gekauft zu haben, rückte es plötzlich in den Fokus. Warum gibt jemand so viel Geld für einen Haufen 13-22jähriger aus, die dort Handy-Spiegel-Fotos mit dem Hashtag #selfie teilen? Weil es dort natürlich sehr viel mehr gibt: “From art to architecture, fashion to food, Tumblr hosts 105 million different blogs.”, schreibt Marissa selbst. Dass #Porn bei Tumblr ebenfalls eine zentrale Rolle spielt, verschweigt sie in diesem Zusammenhang – ergänzt aber an anderer Stelle:

“I think the richness and breadth of content available on Tumblr — even though it may not be as brand safe as what’s on our site — is what’s really exciting and allows us to reach even more users”.

Recht hat sie. Und sie tut gut daran, sich mit der Einflussnahme zurück zu halten. Dennoch: Dass Tumblr derzeit schon etwas erwachsener wird, bekommt man zu spüren: Vor zwei Tagen lief eine Beta-Phase aus, in der US-Unternehmen wie General Electric oder AT&T mit Sponsored Posts auf Tumblr werben konnten. Auch wenn sich diese Anzeigen im Kontext etwas fremd anfühlten, es war ein erster Schritt; ein Zeichen, dass sich auch die seriöse Industrie des Netzwerks und seiner Nutzer annimmt. Und auch an anderen Stellen wurde etwas geschraubt – genug, um sich einmal die Frage zu stellen:

Ist Tumblr im HR-Marketing einsetzbar?

Strukturell betrachtet: Tumblr ist als Microblog in einer Nische irgendwo zwischen Instagram und “richtigem” Blog. Ein Tumblr-Post hat einen beiläufigen Charakter, kann sehr viel spontaner und unperfekter sein als man es heute schon von Facebook-Posts erwarten kann. Die einzelnen Interaktionsmöglichkeiten sind begrenzt. “Liken” in der bekannten Form gibt es nicht. Man kann einzelne Posts seinen Favoriten hinzufügen, das bekommt aber niemand mit außer dem Urheber selbst. Der virale Effekte bleibt hier aus, entsteht bei Tumblr aber über das Rebloggen einzelner Beiträge (ähnlich dem Retweet).

Ich würde Tumblr als Medienstream einsetzen, in dem ich Bilder, Grafiken oder Videos mit einem kurzen Kommentar versehe und teile. Im Gegensatz zu Facebook muss ich mir hier um Frequenzen und Zeiten weniger Gedanken machen. Bei Tumblr wird strikt chronologisch sortiert, gescrollt und bei Gefallen geteilt. Sofern man nicht zehn schlechte Inhalte direkt nacheinander bringt, kann hier im Tagesgeschäft nicht viel falsch gemacht werden. Und das Publikum? Ist eher jung und nicht aus Deutschland. Doch auch hier wird das Prinzip Tumblr von den monatlich 3,5 Millionen Besuchern gut angenommen, sofern die Blog-Idee zusagt. Kim Jong-Il looking at Things war z.B. auch in DACH ein erfolgreiches Tumblr-Blog – nach dem Tod des “geliebten Führers” leider eingestellt. Auch die herzliche Umarmung von Phillip Rösler und Kai Diekmann wurde in einem zynischen Themen-Tumblr tagesaktuell kommentiert. Leider alles in Nischen. Darüber hinaus gibt es nur wenig, was viele deutsche Besucher hätte. Tumblrs Nutzerstruktur ist wie sein Themenfeld: Sehr vielfältig, international und – ja – nicht immer “safe for work”.

Fazit

Tumblr kann hierzulande noch nicht wirklich empfohlen werden, dazu gibt zu wenige aktive Nutzer im DACH-Raum. Möglich wäre ein Konzept, das 1. gut zu Tumblr passt (wie z.B. dieses) und 2. durch genügend Media-Budget gemeinsam mit anderen Netzwerken befeuert wird. Die Infrastruktur ist hochinteressant, aber gleichzeitig so dezentral und global, dass eine gezielte Ansprache derzeit kaum möglich ist. Dennoch: Es ist ein wunderbares Netzwerk mit viel Raum für kreative Ideen. Falsch ist man dort sicher nicht, auch wenn die Zahlen vermutlich noch nicht überzeugen werden. Aber für erste Experimente ist es nicht zu früh. Tumblr, Instagram und Co wachsen und erfreuen sich bei Teenagern großer Beliebtheit. Mehr dazu in der kommenden Woche!