Gesucht: Leader in the Digital Age – Award und Verlosung

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Heute bei uns als Gastautor: Dr. Willms Buhse. Er ist Experte für Digital Leadership & Enterprise 2.0 und Gründer von doubleYUU, einem Beratungsunternehmen spezialisiert auf die Einführung von Prinzipien des Web 2.0 in Unternehmen.  Er stellt die Verleihung des Leader in the Digital Age Awards vor und lässt für unsere Leser gleich noch zwei Karten für das Event springen.

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“Die Netzkultur prägt Wettbewerb und Gesellschaft. Sie verändert Menschen, die in Unternehmen arbeiten oder einmal dort arbeiten sollen und sie verändert das Management. Führungsmodelle, die in der Vergangenheit funktioniert haben, stoßen in Zeiten, in denen aktuell Offenheit, Agilität, Vernetzung und Partizipation vielfach eher als Handlungsmaximen eine Erfolgsgarantie mit sich bringen als traditionelle Vorgehensweisen, an ihre Grenzen.

Der Leader in the Digital Age Award, der auch in diesem Jahr wieder im Rahmen der CeBIT in Hannover verliehen wird, zeichnet Macher und Manager aus, die in Zeiten des Umbruchs vertraute Führungsmuster und gewohnte Bahnen couragiert verlassen und auf neuen Wegen erfolgreich sind. Neue Formen der Vernetzung und der Zusammenarbeit sind dabei immer wieder kehrende Erfolgsmuster, die wir bei allen Gewinnern beobachten. Preis-Gewinner sind Menschen wie Cordelia Krooß, die als interne Kommunikationsmanagerin in einem Unternehmen durch den Aufbau des Netzwerks connect. BASF dafür sorgt, dass die 109.000 Mitarbeiter in über 80 Ländern mit fast 400 Produktionsstandorten ihr Wissen auch austauschen und sich vernetzen. Oder ein Auto-Visionär wie Jay Rogers, der Gründer von Local Motors darauf setzt, dass eine Online-Community effizienter Autos entwickeln kann als Heerscharen von Ingenieuren. Wer diese Auszeichnung in 2013 mit an den Schreibtisch nehmen wird, erfahren Sie auf der exklusiven Preisverleihung am 06. März im NordLB Forum in Hannover.

Das Thema Interne Vernetzung und Zusammenarbeit bietet – auch vor diesem Hintergrund – dagegen einiges an Potential für Personalverantwortliche, die ihre Arbeit besser als nur ganz gut machen wollen. Über Social Media Kanäle Mitarbeiter zu rekrutieren sollte inzwischen Alltag sein – das gilt auch für Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Das bedeutet aber auch: Über Facebook und Co. nach neuen Talenten zu suchen ist also kein besonders prägnantes Differenzierungsmerkmal mehr. Was die Mehrheit der Unternehmen macht, gehört irgendwann zum guten Ton und wird zur Pflichtdisziplin, hilft aber nicht, aus der Masse herauszustechen. Und wenn Unternehmen Talente über Social Media-Kanäle suchen: Versprechen sie den Bewerbern damit nicht auch, dass sie die Werte, die sie nach Außen hin präsentieren – offen kommunizieren, vernetzt denken und so weiter – auch im Inneren leben? Was passiert, wenn die Digital Natives die Rekrutierungsphase durchlaufen haben und der Arbeitsvertrag unterschrieben ist?
Durch die positiven Erfahrungen, die Bewerber in Bezug auf die Nutzung von Social Media durch die Personalbereiche machen, assoziieren sie eine Kultur, die Werte wie Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität fördert. Diese Erwartung stößt auf hierarchische Organisationsstrukturen und Führungsverständnisse aus dem Industriezeitalter.

Schlanke Social-Business-Anwendungen wie Chatter oder Yammer, die nach einer Facebook-artigen Logik und im Look and Feed des weltgrößten Sozialen Netzwerks daher kommen, sind dagegen bei weitem nicht in allen Unternehmen im Einsatz, Sie  haben aber, wie auch interne Vernetzungslösungen auf Basis von Plattformen wie SharePoint, Jive oder IBM Connections das Potential, die interne Kommunikation optimaler zu gestalten und die Zahl der E-Mails zu senken.

Doch diese Tools vernetzen nicht nur und stellen die Zusammenarbeit auf eine zukunftsfähige Basis. Zugleich steigt auch die Mitarbeiterzufriedenheit; McKinsey gibt an, dass sich die Zufriedenheit durch die Einführung von Social Software um 37 Prozent verbessert.

Für Personaler ergeben sich mit der Einführung derartiger Lösungen viele Vorteile. Der eine ist, dass gerade jüngere Bewerber – egal, ob man sie nun als Digital Natives oder Generation Z tituliert – einen Arbeitsplatz erwarten, bei dem sie Technologien nutzen können, die sie aus ihrem privaten Alltag kennen.

Sich mit interessanten Menschen über organisatorische Grenzen und Organigramme hinweg zu vernetzten ist für sie ebenso normal wie der schnell, umstandslose Austausch von Wissen über Blogs, Wikis und Kurznachrichten und das Auffinden von Informationen. Wer Tools zur internen Vernetzung anbietet, erfüllt diese Anforderungen, auch wenn die Corporate-Version eines Facebooks im Einsatz ist und der Austausch von Firmenwissen und Einblicken aus dem Arbeitsalltag verständlicherweise nicht über die Server der Zuckerberg-Company organisiert wird. Wer gute Bedingungen für die Zusammenarbeit schafft und dabei die Nutzung zeitgemäßer Tools ermöglicht, hat es leichter, Mitarbeiter zu binden und zu halten als Unternehmen, die Arbeitsweisen aus dem letzten Jahrhundert als Benchmark definieren. „Wissensarbeiter erfahren aus ihrer Sicht zu wenig Unterstützung bei der Vernetzung mit anderen Wissensarbeitern über Unternehmensgrenzen hinweg“, warnen etwa die Personalberater von Hays. „Dabei sind Wissensarbeiter selbstbewusst und wechselbereit.“  www.wissensarbeiter-studie.de.

Weitere interessante Perspektiven ergeben sich auch bei dem Themen Talentmanagement und Re-Organisation von Teams. Die Kommunikation in mit Social Business-Lösungen vernetzten Unternehmen macht transparent, welche Talente in vielen Mitarbeitern schlummern und für was sie sich begeistern. Springt jemand auf das Thema Japan in einem Diskussions-Threat an? Oder hat jemand in seinem Mitarbeiter-Profil im internen Netzwerk unter der Rubrik Hobbies vielleicht „Asienreisen“ angegeben? So jemand kann ein interessanter Kandidat sein, wenn in einer Zweigstelle Fernost eine neue Position besetzt werden muss. Und man kann ihn und seine Leidenschaft – aus der sich vielleicht dann auch eine Leidenschaft für eine neue Aufgabe ergibt – identifizieren, auch wenn aus dem Organigramm oder der klassischen Personalakte nicht hervorgeht, dass dieser Mitarbeiter eine gute Besetzung sein könnte.

„Weiche“ Informationen wie etwa Interessen oder Wünsche können besser erkannt werden. Erstmals erfahren Unternehmen, was sie alles wissen und für welche Themen die Menschen brennen, die dort arbeiten. Wer mit diesem Hintergrund-Wissen Talente weiterentwickeln und Menschen für Aufgaben begeistern will, findet hier viele Hebel, mit denen er ansetzen kann.

Doch gerade beim Thema Interne Vernetzung und Zusammenarbeit sind die Widerstände in vielen Unternehmen groß. Ein O-Ton aus einem unserer Workshops mit Führungskräften: „Die, die am meisten an ihrem Blog schreiben, sind die ersten in der nächsten Entlassungsrunde.“ Nicht alle Führungskräfte sind von Vernetzungsprojekten, die Zusammenarbeit auf zukunftsfähige Art und Weise organisieren, begeistert, und nicht alle verstehen sofort ihr Potential.

Deswegen laden wir alle am Thema Digital Leadership Interessierten, die wissen wollen, wie man zeitgemäß führt, um so herzlicher ein, in diesem Jahr wieder von den besten Leadern in the Digital Age zu lernen. Exklusiv für die Leser der wollmilchsau verlosen wir zwei Plätze für die Verleihung des diesjährigen LIDA-Awards.

Weitere Chancen auf einen Platz eröffnen sich hier: Sagen Sie uns, warum Sie bei der Verleihung des LIDA-Award dabei sein sollten und wir tun, was wir können, um das möglich zu machen.”

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Für unsere Leser die an der Verlosung teilnehmen wollen gilt: Bitte schreibt als Kommentar, was einen Digital Leader aus Eurer Sicht ausmacht. Der Gewinner wird Freitag, 16:00 Uhr ausgelost und hier bekannt gegeben.

UPDATE: Martin Maas und Florian Schrodt, die glücklichen Gewinner mögen sich bei kirchner(at)atenta.de melden. 

Pic: ashisgett (CC BY 2.0)

Mundpropaganda und Social Media: Mythen und Wahrheit (Video)

Mundpropaganda

Manchmal muss nicht viel geschrieben werden. Nur der dringende Rat, sich diese 10 unterhaltsamen Minuten Zeit zu nehmen, um sich von Martin Oetting den Kopf in Sachen Word-Of-Mouth-Marketing und viraler Mundpropaganda ein wenig zurechtsetzen zu lassen.

 

Pic: Brian Smithson (Old Geordie) (CC BY 2.0)

Live-Mitschnitt von der #SMWHH: Karriere durch und mit Social Media

smwhh-karriere

Diese Woche ist Social Media Week in Hamburg und wir hatten mit anderen Hamburgern HR-/Web-Menschen gestern eine kleine Session zum Thema Karriere und Social Media. Moderiert von Jürgen Sorg, auf dem Podium Harriet Weiler, Payam Parniani, Jörn Hendrik Ast und unser Jan.

Pic: SMWHH

[HTTP410] Keine Angst vor Shitstorms

Was für spannende Wochen: Amazon, bayrische Polizisten, Pferdefleisch – ein Aufreger jagt den nächsten. Und natürlich macht sich der moderne Wutbürger auch online Luft. Die Folge: Vernichtende Shitstorms. Ist das wirklich so?

Blicken wir mal zurück: Damals, 2009… Sich als “Social Media Berater” zu bezeichnen, zog noch keine belustigte Häme nach sich und Shitstorms konnten verwendet werden, um Unternehmen die Notwendigkeit zu verdeutlichen, einen solchen Berater zu konsultieren. Diese Argumentation lief etwa so:

“Unternehmen X war nicht in Social Media aktiv. Unternehmen X dachte also, es wäre sicher vor Anfeindungen und Schmähungen, bis es einen kleinen, aber folgenschweren Fehler machte, der sich via Twitter und Facebook wie ein Lauffeuer um die ganze Welt verbreitete. Die Folgen: Sinkende Aktienkurse, herber Imageverlust, Frustration bei den eigenen Mitarbeitern. Unternehmen X ist am Ende, geben Sie ihm noch 6 Monate!”

Und heute?

United Airlines fliegt nach wie vor, trotz des unachtsamen Umgangs mit einer Gitarre, ich habe diesen Winter so viele Jack Wolfskin-Jacken gesehen wie nie zuvor und Vodafone zieht als Telko-Anbieter genau so viel Hass auf sich wie eh und je – ob mit oder ohne Shitstorm. Irgendwann kam dann auch die Gegenreaktion: “Shitstorms sind völlig egal”, schrieb Nico Lumma letztes Jahr und meint:

Das, was derzeit als Shitstorm bezeichnet wird, ist letztendlich nur eine geballte Anzahl von Unmutsäußerungen irgendwo online.

Sehr richtig. Natürlich sind Shitstorms unangenehm, eben weil sie ein (vermeintliches) Problem des Unternehmens an die Öffentlichkeit zerren und u.U gar Medieninteresse wecken. Aber genau das war es in der Regel auch schon. Im schlimmsten Fall gehen die Umsätze kurzfristig zurück – dauerhaften Schaden haben Unternehmen aber nie genommen. (Für Gegenbeispiele bin ich offen. Bitte in die Kommentare posten.) Ich für meinen Teil wette, dass mindestens 99% derer, die vor 4 Wochen bei Amazon bestellten oder Tiefkühllasagne kauften, es auch auch in 6 Monaten wieder tun werden.

Völlig zu ignorieren sind Shitstorms als Phänomen natürlich nicht, zumal sie innerhalb der betroffenen Organisationen für erhebliche Unruhe sorgen können. Gerade hier schlägt das Halbwissen über den vermeintlichen Schaden am heftigsten ein. Und plötzlich wird der arme Praktikant, der die Facebook-Page betreuen durfte zum gescheiterten Krisenmanager, weil er in Panik geriet und ein paar Kommentare löschte.

Grundsätzlich gilt: Weder begünstigt noch verhindert ein eigener Social Media-Auftritt einen Shitstorm. Und gerade im HR-Bereich muss man ehrlich sagen: Von einer Relevanz, die einen erzürnten Mob mit sich bringen könnte, können die meisten Arbeitgebermarken nur träumen. Da muss noch viel Grundlagenarbeit geleistet werden, bevor wir uns ernsthaft mit sogenannten “Krisen” auseinandersetzen müssen.

Die Shitstorms als Kalkül

Noch mehr Schrecken verliert der Online-Mob in meinen Augen, seitdem er bewusst in Marketing-Kampagnen und Entertainment-Angeboten eingesetzt wird. Christians Ulmens Show “Who wants to fuck my girlfriend” fiel mitten in die #aufschrei-Debatte um Alltagssexismus und nutze diese gekonnt als Trampolin. In Hamburg werden wir seit zwei Tagen Zeuge einer Kampagne für ein “sauberes, schöneres und vor allem obdachlosenfreies Hamburg”, die verdächtig an die Kampagne zur Rettung der Troy Library in Michigan erinnert: Kalkulierte Provokation mit einer “Book Burning Party”:

Recruiting goes Hollywood: “The Internship” aka “Generation Praktikum”

Endlich. Hollywood dreht sein erstes Recruiting-Video. Nachdem es bereits eine ganze Menge schreckliche und lustige Recruiting-Videos gibt, nimmt sich Hollywood jetzt des Themas an und dreht einen Film über den Recruitingprozess bei Google. Als Stars der Produktion “The Internship” fungieren die Spaßkanonen Owen Wilson und Vince Vaughn, die sich frisch gefeuert, als alternde Praktikumsanwärter bei Google mit einem Haufen junger Geeks einen Wettbewerb um die wenigen Praktikumsplätze bei Google liefern müssen. Trailer ab:

[MA GDPR YouTube] Invalid video id.

Während der amerikanische Originaltitel mit “The Internship” neutral gewählt wurde, war man sich hierzulande wohl einig, das der Filmtitel ohne die typisch deutsche Prise Skeptizismus keine Einnahmen generieren würde und nannte ihn kurzerhand “Generation Praktikum”. Findet Ihr das überzogen, findet Ihr das gut oder ist Euch das egal? Sagt uns Eure Meinung mit einer kurzen Begründung, denn unter allen Kommentaren bis morgen Abend verlosen wir eine DVD der deutschen Praktikanten-Komöde “Résiste – Aufstand der Praktikanten”.

Employer Branding Trash wird zum Trend: Google Harlem Shake Video

employer branding trash videos

(Update: ja, vom Harlem Shake Trend weiss ich. Wenn allerdings der Arbeitgeber bewusst ins Bild gerückt wird, bekommt das ganze einen neuen bzw. zusätzlichen Kontext. Um eben diesen geht es hier.)

Ich wollte heute wirklich nicht über Employer Branding Videos schreiben. Ehrlich! Aber mir bleibt offenbar keine Wahl.

Ich glaube wir werden gerade Zeuge eines neuen Trends. Immer größere Unternehmen überbieten sich mit immer trashigeren Videos, in denen der Firmenname und die Mitarbeiter irgendeiner Abteilung vorkommen. In der Regel wird ein sehr bekannter Pop-Song parodiert. Die Botschaft in etwa: “Yeah. Wir bei XYZ sind ganz schön crazy drauf. Haben alle zusammen Spaß dabei. Und das ist gut so.”

Allein in den letzten 48 Stunden erschienen zwei Vertreter.

Google – muss ich nicht vorstellen:

MTC – ein Telekommunikationsriese aus der Ukraine (gestern bei Facebook vorgestellt):

 

mts_ukraine_employer_branding_video

 

Man kann davon halten, was man will. Der künstlerische Wert solcher Produktionen liegt natürlich im Auge des Betrachters. Gerade bei den eben vorgestellten Vertretern darf man dabei nicht vergessen, dass hier keine Agenturen und Profis am Werk waren. Es waren die Mitarbeiter. Das macht’s für mich wirklich sympathisch. Und das die Unternehmen sich nicht zu schade sind, mit diesen Werken in Verbindung gebracht zu werden, gefällt mir auch.

Ich persönlich fände es nicht schlecht, wenn es zu einem echten Trend käme und Teams aus unterschiedlichsten Unternehmen aus aller Welt sich zu immer mehr Kreativität gegenseitig anpeitschen würden. Für’s Teambuilding können solche Projekte nur positiv beitragen.  Dem Image und der Bekanntheit des Unternehmens kann’s eigentlich auch nicht schaden.

Schade ist lediglich, dass das bereits vorhandene Image eines Unternehmens sich in der Wahrnehmung und Bewertung solcher Videos durch die Zuschauer widerspiegelt. Coole Firma  – “cooler Trash!”. Uncoole Firma – “peinlicher Mist!”. Google Video – positive Bewertungen überwiegen. MTC – negative Bewertungen überwiegen. Aber so sind wir Menschen 🙂

Vielleicht sollten wir hier eine unabhängige Jury bilden und den Wollmilchsau Award für die besten Employer Branding Trash-Videos vergeben, mit Begründung versteht sich. Ich werd’s mir ernsthaft überlegen.

Ihr könnt schon mal Eure Stimmen abgeben und Kandidaten vorschlagen.

Pic: cc2.0 BY x-ray delta one 1965 … Max and ’99’

Think global, act local: Vom Trend zur lokalen Kommunikation in Social Media

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Die Kopenhagener Community-Manager von Mindjumpers argumentieren in einer Infografik für eine stärkere Lokalisierung von Facebook-Pages. Dem stimme ich nicht grundsätzlich zu, gehe aber völlig d’accord mit der Annahme, dass das Thema “Local” im Bereich der Social Media noch eine sehr große Rolle bekommen wird. Oder anders ausgedrückt: Diese Rolle hat es schon lange, jetzt wird es aber Zeit für Marketing und Kommunikation, auf diesen Wandel einzugehen.

Eine gewisse “Müdigkeit” in Sachen Web 2.0 wurde schon zu Beginn des letzten Jahres in einigen Fachblogs besprochen. In der Tat findet hier eine Veränderung in der Nutzung statt: Junge Generationen wachsen mit Facebook und Co. auf – die werden nicht herumrennen und rufen “Yeah, das Web 2.0”. Und bei uns älteren ist die Phase auch vorbei, in der wir immer noch ein wenig aufgeregt waren, bei Twitter Statusmeldungen aus der ganzen Welt in Echtzeit vorbeirauschenrauschen zu sehen. Das was wir vor ein paar Jahren als “Social Media Revolution” bezeichnet haben, ist inzwischen ein recht normaler Bestandteil dessen, was man auch ganz unspektakulär als Internet bezeichnen könnte. Vorbei die weltweite soziale Vernetzung?

Nein, aber wie der durchschnittliche Mensch so ist: Sein Interesse an globaler Kommunikation und Schaffenskraft ist begrenzt, sehr viel höher liegt sein Engagement, wenn es um seine lokalen und persönlichen Umfelder geht. Kampagnen, die Menschen lokal ansprechen sind oft sehr viel wirkungsvoller, da sie eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema leicht machen, zusätzlichen verstärken sich Netzwerkeffekte durch persönliche On- und Offlinekontakte. Diese Effekte beschreibt auch die eingangs erwähnte Grafik und Facebook gibt diesen Ideen neuen Raum durch Global Pages, die größere Kunden beantragen können. Wann das wirklich sinnvoll ist und wie lokal “lokal” werden kann – das sind sehr individuelle Entscheidungen. Interessant sind die Zahlen allemal.

Extended Mind und unser Smartphone: Die Rolle von Interfaces in der Zukunft

Manche sagen, was den Menschen im Gegensatz zu anderen Tieren so weit gebracht habe, sei die Fähigkeit, Werkzeuge und Geräte zu nutzen, selbst herzustellen und weiter zu entwickeln. Das umfasst sowohl abstrakte Werkzeuge wie unsere Sprache (als Kommunikationsmittel), aber auch handfeste Gerätschaften vom Faustkeil bis zum Smartphone. Mit deren Hilfe können wir unsere physischen Gegebenheiten und Einschränkungen überwinden und uns Lebensräume erobern, für die wir langsamen, klapprig-schwachen Zweibeiner nicht wirklich geschaffen sind.

Diese Entwicklung hat immer dann einen entscheidenden Schub bekommen, als wir unser wohl komplexestes Werkzeug Sprache mit technischen Fortschritten kombinieren und erweitern konnten: Die Entwicklung von Schrift, der Buchdruck und zuletzt unsere modernen Kommunikationsmittel waren die größten Innovationsbooster der Geschichte und haben unser sogenanntes Informationszeitalter ermöglicht.

Die Technologien, die uns heute zur Verfügung stehen, verändern natürlich nicht nur unseren Alltag, sie verändern unser grundsätzliches Verhalten als Mensch, ja sie verändern den Menschen. Die Theorie des Extended Mind lässt sich (wie ich finde) hervorragend auf unser Smartphone anwenden: Ich muss mir keine Kontaktdaten mehr merken, sie sind alle nur ein paar Fingerbewegungen entfernt. Ebenso all jene Daten, die ich jederzeit über Wikipedia abrufen kann. Ich muss mir nur Begriffe und Zusammenhänge merken und wissen, wie ich die Informationen bei Bedarf abfragen kann. Idealerweise bekomme ich so meinen Kopf frei für wichtigere Dinge.

Interfaces sind dabei die Schnittstelle zwischen uns und unserer geschaffenen Infrastruktur. Diese Interfaces zu gestalten, ist eine der größten Herausforderungen für uns Menschen – und somit auch für Unternehmen, Dienstleiter und Agenturen. Hier liegt der Schlüssel zu deren Leistungsfähigkeit: in der nahtlosen Integration in unseren Alltag. Dazu ein paar Menschen, die sich den ganzen Tag diese Gedanken machen: Interaction- und Usability-Designer.

In vielen älteren Science-Fiction-Filmen und Zukunftsvisionen sehen wir Technologien, die wir inzwischen lange überholt haben. Ein schönes Beispiel sind die beliebten riesigen Touchscreens, auf denen Benutzer mit großen Bewegungen Inhalte hin und her schieben müssen. Schrecklich unübersichtlich, ganz abgesehen von der körperlichen Anstrengung. Lächerlich in unsren Augen, die wir unser Pocketdevice mit ein bis zwei Fingern bedienen. Aber ein Zeichen dafür, dass man solche Entwicklungen denen überlassen sollte, die die Menschen verstehen, nicht nur denen, die die Technik verstehen.

[HTTP410] Arbeitswelt 2025 – zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Wie sieht die Arbeitswelt 2025 aus? Diese Frage hat das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation mit über 100 Experten diskutiert und daraus eine positive Zukunftsvision mit wahrscheinlichen Szenarien entwickelt. Demnach leben wir 2025 in einer global noch stärker vernetzten Welt, deren wirtschaftliche Wachstumstreiber Effizienz, Kreation und Innovation sind. Als Folge daraus wird die Welt zunehmend digital, wobei uns erprobte Werte natürlich erhalten bleiben (also kein Kulturpessimismus bitte). Damit einher geht die Entstehung einer digitalen Aura die jeden von uns umgibt und die wir pflegen müssen. (Heute nennen wir das noch Online-Reputation.) Außerdem nimmt der von IBM beschworene Smart Planet bis 2025 Gestalt an, erleichtert uns das Leben und schneidet die Umwelt auf unsere Bedürfnisse zu, darunter auch unseren Arbeitsplatz. Neben der traditionellen Unternehmensform, die Mitarbeiter an Standorten “bündelt” entstehen sogenannte “Cloud Companies”, sprich Unternehmen aus fluiden über das Internet koordinierten Teams, deren Mitglieder über die ganze Welt verteilt leben. In Abgrenzung dazu werden die traditionellen Unternehmen im Szenario “Care Company” genannt, da sie die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter aufgrund der Talentknappheit im Innovationsbereich stark berücksichtigen und Work-Life-Balance dank flexibler und Lebensphasenorientierter Personalpolitik zur Selbstverständlichkeit wird. Aber seht selbst:

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Mitarbeiterbindung: Die Königsdisziplin im Employer Branding?

Die Objektivität von Arbeitgeberbewertungen ist ein schwieriges Thema. Wie viel Aussagekraft hat eine “3 von 5” von einem ehemaligen oder eine “5 von 5” von einem aktuellen Mitarbeiter?! Ist er oder Sie voreingenommen, ist seine oder ihre “3” gleich meiner “3”? Und so weiter.

Eine andere Perspektive bieten die Employer Branding Botschaften, die von den Unternehmen selbst gezielt produziert und verbreitet werden. Damit meine ich Maßnahmen wie z.B. Videos,  Anzeigen-Kampagnen mit coolen Sprüchen usw., die eben eine gewisse Sichtbarkeit erreichen und durchaus zum Image der Arbeitgebermarke beitragen können. Aber auch bei diesen Beispielen ist es mit der Objektivität nicht immer ganz einfach.

Gesucht wird also die “Goldene Mitte”  – eine objektive und ehrliche Bewertungsgrundlage, die gleichermaßen die Einstellung der Arbeitnehmer zum Arbeitgeber und auf der anderen Seite die Einstellung des Arbeitgebers zu seinen Arbeitnehmern glaubwürdig nach außen trägt. Unmöglich? Nicht ganz!

Als ich  am Wochenende zufällig (Durchlauferhitzer kaputt) die Seite meiner Hausverwaltung besucht habe, entdeckte ich die folgende “Kleinigkeit” in den Mitarbeiter-Profilen:

verweildauer

Wow! Es gibt da Leute, die über 10 und sogar über 20 Jahre im Unternehmen sind. Und das sind keine Ausnahmen. Klar, denkt man, ist das nicht unüblich im deutschen Mittelstand. Aber ich habe noch NIE! gesehen, dass jemand diese Botschaft nur ansatzweise prominent platziert hätte, um Werbung für sich als Arbeitgeber zu machen.

Ich weiß nicht, ob ihr das so seht wie ich,  aber als ich diese Mini-Botschaft gesehen habe, hat sich in meinem Kopf ein Eindruck von diesem Arbeitgeber manifestiert, den man nicht so einfach mit einer negativen Bewertung oder einem peinlichen Video zerstören könnte. Ich habe spontan einen sehr positiven Eindruck vom Arbeitgeber Gladigau, nach gerade mal einer Minute digitalen Erst-Kontakt mit dem Unternehmen. Diese Wirkung ist mit anderen mir bis-dato bekannten Maßnahmen allein kaum zu erreichen. (Zumindest was meine subjektive Wahrnehmung angeht.)

Das Aushängeschild der Unternehmen und ihre beste Arbeitgeber-Werbung sind die Mitarbeiter. Und wenn es gelingt, die Mitarbeiter über Jahre zu halten, muss  ja irgendwas richtig laufen. Also, liebe KMUs, kein Geld oder keine Lust auf fesche Employer Branding Videos?  Dann packt doch für den Anfang sowas sichtbar auf die Karriereseite, Fanpage, Prospekt und spielt ganz oben mit in der Employer Branding Bundesliga.

Und Du, lieber Leser, hältst Du meine Begeisterung für übertrieben, oder würdest Du Dich von so einem Indikator, so wie ich, positiv stimmen lassen?