Vor einigen Woche habe ich das neue ambitionierte soziale Netzwerk app.net vorgestellt. Es ist ein kostenpflichtiges Netzwerk. Für das Geld wird Werbefreiheit und die bestmögliche User & Developer Experience in Aussicht gestellt. Auf großes Interesse der Leser ist das Thema hier im Blog leider nicht gestoßen. Auch bei uns intern herrschen unterschiedliche Meinungen darüber, ob das Projekt eine Zukunft hat. Who cares?! Mich interessieren der jetzige Stand und die praktischen Einsatzmöglichkeit nach einem Monat des Bestehens.
app.net wächst und ist dabei bei Techies, Nerds, Kreativen und Vordenkern aus aller Welt unheimlich beliebt. Das merkt man z.B. an der Wachstums-Geschwindigkeit des app.net App-Mikrokosmos, an dem immer stärker frequentierten globalen Stream und an der Entwicklung des Alexa-Ranks.
Welche zusätzlichen Argumente braucht denn bitte ein aufmerksamer und flexibler Recruiter von heute, um so eine Community einer schnellen “Recruitibilitäts-Analyse” zu unterziehen? Keine! Also los!
Schritt 1: Durchsuchbar oder nicht? Wenn ja, auf wie viele Profile habe ich Zugriff?
Ohne lange zu grübeln, nehme ich eine einfache Suchkette und versuche nach und nach, die offensichtlichen für soziale Netzwerke typischen Nicht-Profil-Seiten zu neutralisieren.
site:alpha.app.net AND -inurl:post AND -inurl:following AND -inurl:followers AND -inurl:hashtags AND -inurl:legal
Ich komme bei diesem ersten Versuch auf 10.000+ zugängliche Profile. Das Netzwerk hat mindestens 20.000 Nutzer. Entweder ist meine Kette nicht 100% richtig oder Google hat noch nicht alle erfasst. Es ist im Grunde egal. app.net ist auf jeden Fall ein offenes Netzwerk und für die Personalsuche ist das eine gute Voraussetzung.
Schritt 2: Lässt sich app.net mit Goolge gut nach berufsrelevanten Stichworten und geographischen Angaben durchsuchen?
Zunächst ohne Ortsangabe einfach mal nach Developer suchen:
developer site:alpha.app.net AND -inurl:post AND -inurl:following AND -inurl:followers AND -inurl:hashtags AND -inurl:legal
Ich erhalte knapp 2.000 Profile. Hier ein Beispiel:
Jetzt nehme ich eine Ortsangabe dazu.
new york developer site:alpha.app.net AND -inurl:post AND -inurl:following AND -inurl:followers AND -inurl:hashtags AND -inurl:legal
Ich erhalte überschaubare 32 Ergebnisse, von denen nur ein Bruchteil wirklich zuverlässig ist. Zu selten wird der Wohnort bei app.net in der Profilbeschreibung erwähnt. Hilfreicher kann hier einen genauerer Blick auf die Erwähnungen von Orten, Firmen etc. im Stream sein.
Wer international sucht, kann bei app.net nach meinem ersten Eindruck den einen oder anderen Schatz recht einfach und schnell ausgraben. Doch wie sieht das für Deutschland aus?
Die Suche mithilfe von deutschen Ortsangaben dürfte aufgrund des letzten Tests eigentlich nicht funktionieren. Ich probier’s aber trotzdem in Kombination mit einer deutschen Berufsbezeichnung.
entwickler berlin site:alpha.app.net AND -inurl:post AND -inurl:following AND -inurl:followers AND -inurl:hashtags AND -inurl:legal
Erstaunlicherweise werden 14 Ergebnisse gefunden, von denen ein paar tatsächlich die Kombination aus Beruf “Entwickler” und Wohnort “Berlin” darstellen. Schauen wir uns den ersten an.
Das ist doch echt nicht schlecht für 15 Minuten Arbeit. Versucht doch mal zum Vergleich, aus Facebook einen iPhone-Developer rauszuholen.
Schritt 3: Google-Suchketten sind mir zu anstrengend. Gibt es einen anderen Weg, app.net nach Kandidaten zu durchsuchen?
Ein Blick in die Liste der verfügbaren app.net Apps führt über eine Suche nach Search-Apps zu der Anwendung “appnetizen”. Es handelt sich hierbei um eine universelle app.net-Suchmaschine für Posts und User. (Unsere Newsletter-Leser haben übrigens schon vor einigen Wochen einen Hinweis auf diese App bekommen.)
Die Suche läuft für meinen Geschmack etwas holprig. Einzelne Begriffe und exakte Phrasen funktionieren. Lose Kombinationen nicht wirklich. Wenn ich z.B. nach “Entwickler Berlin” suche, wird ein Profil, in dem vom “Entwickler PHP in Berlin” die Rede ist, nicht angezeigt. Vermutlich ist es das ein Fehler, der noch behoben wird.
Mit ein wenig Rumprobieren lassen sich auf jeden Fall recht fix interessante Ergebnisse erzielen. Für mich persönlich ist die Google-Suche allerdings besser.
Ich hoffe, ich konnte mit dieser kleinen Analyse Euer Interesse für app.net doch noch wecken und gleichzeitig zeigen, wie schnell man mit ein paar logischen Schritten potentielle Recruiting-Quellen prüfen kann.
Ein weiterer wichtiger Gedanke ist, dass Recruiter von neuen Plattformen, Communities und Kanälen viel früher profitieren können als z.B. Marketer. Ihr müsst und dürft nicht so lange warten, bis ein Netzwerk so groß und bekannt wie Facebook oder Twitter wird, bevor ihr in Erwägung zieht, dort nach Kandidaten zu suchen. Ihr verliert unnötig Zeit und gebt einen Wettbewerbsvorteil ab. Ich sage nicht, dass man bei jedem neuen app.net in Hysterie ausbrechen muss. Eine halbe Stunde Zeit ist in einer kleinen Nutzen-Analyse allerdings immer gut angelegt. Auch eine 10.000 Nutzer starke Community kann sich als sehr hilfreich erweisen.
Wie viele der mitlesenden Personaler und Recruiter sich wohl nach meinen letzten beiden app.net-Vorstellungsartikeln tatsächlich auf eigene Faust mit dem Thema beschäftigt haben? Ich hab da so eine Vermutung.