[HTTP410] Fachkräftemangel und Medienparadigma auf dem deutschen Arbeitsmarkt

“Im Jahr 2011 wurden in Deutschland insgesamt 5,4 Mio. Stellen erfolgreich besetzt. Bei 953.000 Stellen wurde dagegen die Personalsuche mangels geeigneter Bewerber abgebrochen.” So fasst das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung die frisch veröffentlichten Ergebnisse ihrer Erhebung des Gesamtwirtschaftlichen Stellenangebotes 2011 zusammen.

Zahlen, die wahrhaftig dazu einladen, die lästige Diskussion über den Fachkräftemangel in Deutschland ein für allemal abzuschließen (Ja es gibt ihn! Punkt.). Umso mehr, als die Aussagen der IAB-Studie nicht allein dastehen, sondern von anderen repräsentativen Studien wie z.B. dem Adecco Arbeitsmarkt Monitor und dem DIS AG Fachkräftekompass gestützt werden, wie man hier sieht:

Soweit für Personaler nichts Neues. Interessant wird es aber, wenn man die IAB-Zahlen in die Rechenapp tippt und in der Studie weiterliest:

2011 konnten 15 Prozent der offenen Stellen nicht besetzt werden

die “Time-to-hire” stieg als Plan- wie als Realwert auf den höchsten Wert seit Anfang der 90er Jahre

So erschreckend diese Zahlen für sich allein wirken, so wenig verwunderlich sind sie wenn man bedenkt, das die Mehrheit der 15.000 an der IAB-Studie teilnehmenden Betriebe und Verwaltungen glauben, “Persönliche Kontakte oder klassische Inserate führten bei der Personalsuche der Betriebe am ehesten zum Erfolg”. Nichts gegen persönliche Kontakte aber mich schockieren an dieser Aussage zwei Punkte. Zum einen das die Mehrheit der befragten Betriebe immer noch an die durchgehende Wirkung von Printanzeigen glaubt. Und zum anderen, das dieselbe Mehrheit der Unternehmen noch nicht begriffen hat, das Social Media nichts anderes sind als die digitale Seite der für das Recruiting so wichtigen persönlichen Kontakte, mit denen Sie ihre Stellen besetzen.

Die Überlegung was das über den Zustand des medialen Erfolgstrackings in Recruiting-Deutschland aussagt überlasse ich Euch und tröste mich damit, das mittelständische Betriebe bis zu 250 Beschäftigten weiterhin das Rückgrat des Arbeitsmarktes bilden. Fest steht: wenn sich nicht bald was an den Mediengewohnheiten deutscher Recruiter ändert, gehen diese Werte nächstes Jahr noch weiter runter:

Pic: Sarah G. (CC by 2.0)

Neugier (m/w)


Was ist für Euch die wichtigste Eigenschaft bei der Einstellung eines neuen Mitarbeiters bzw. eines neuen Kollegen?

Für Cap Witkins, einen im Web nicht unbekannten Designer, der gerade beim Amazon im UX Design tätig ist, ist es eindeutig die Neugier.

Er ist überzeugt, dass keine Fähigkeiten und Talente diese Eigenschaft in seinem und in den meisten anderen Berufen ersetzen könnten. Die Neugier befähigt uns, nämlich neue Fähigkeiten zu erlangen, unsere Talente weiterzuentwickeln und noch ungelöste Probleme zu meistern. Und so gehöre die Frage nach der Neugierde seiner Meinung nach in jedes Stellenangebot und jedes Bewerbungsgespräch.

Ausgelöst wurden seine Überlegungen durch ein Gespräch mit einem Berufskollegen, der sich recht desinteressiert im Bezug auf Twitter zeigte.

“Oh, I don’t use Twitter,” one of them said quickly, with disgust. “Oh? What about it don’t you like?” I asked. “Well, I’ve never tried it,” he admitted, “but it seems pretty stupid to me.”

I pressed further and turned out he didn’t know anything about Twitter. Literally didn’t know how it works, why it’s popular, etc. I was blown away. Not by his lack of knowledge, but rather by his lack of curiosity.

Die Überraschung darüber, dass jemanden in seinem Berufsstand sich wirklich “Null” für einen dermaßen einflussreichen Dienst interessierte, führte zu der Idee, in jedem Interview die Fragen nach dem Service XYZ zu stellen.

 “Have you heard of [new app/service]?”

Dabei ist es für Cap unwichtig, ob die Antwort “ja” oder “nein” lautet. Wichtiger ist, welche Richtung das Gespräch von da aus nimmt. Macht sich die natürliche Neugier des Gesprächspartners bemerkbar, spielt das Know-how eine untergeordnete Rolle.

Auch wenn sich diese Sichtweise durchaus als zu vereinfacht kritisieren lässt, gebe ich Cat sehr gerne recht. Nicht nur aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es in vielen Berufen immer weniger darauf ankommt, was man als Mitgift mitbringt, sondern darauf, was man bereit ist neu drauf zu legen.

Der erfahrenste Personaler z.B. bringt heute bestenfalls nur halb so viel, wenn er sich nicht von sich aus für Neuentwicklungen interessiert.

Was meint Ihr dazu?

Pic: cc2.0 1948…curious? by x-ray delta one

Abonnieren und gewinnen: Der Wollmilchsau-Newsletter

Ein E-Mail-Newsletter? In Zeiten von Fanpages und Twitteraccounts? Ganz genau! Ich abonniere (gute) Newsletter, ich lese sie und das sogar immer häufiger. Sie haben in meinen Augen einen entscheidenden Vorteil: Sie landen im Postfach. Dort, wo die Artikel landen, die ich später lesen möchte und mir deswegen per Mail schicke, um sie nicht zu vergessen.  Dort, wo ich mehrmals am Tag prüfe, was es neues gibt. Ortsunabhängig und ohne lange Ladezeiten. Meine E-Mails, simple as that.

Einen guten Vertreter seiner Art wollen wir ab sofort mit dem Wollmilchsau-Newsletter anbieten. Mit exklusiven Inhalten, einem Best-Of des Monats, Sonderkonditionen für unsere Produkte und Dienstleistungen und kleinen Gimmicks. Und mit Letzterem wollen wir diese Woche schon mal anfangen: Unter allen Abonnenten verlosen wir bis zum Ende der Woche einen Zero-Blaster – Mehrwert für jeden Arbeitsplatz!

Also tragt Euch in der Abo-Box rechts unten ein, selbstverständlich behandeln wir alle Daten mit der gebotenen Sorgfalt!

Pic: Tim Green aka atoach (CC BY 2.0)

Curiosity liefert erste Bilder von app.net

Ich habe vor 20 Tagen von dem neuen ehrgeizigen Projekt app.net berichtet – ein Soziales Netzwerk ohne Werbung, ein im technischen Sinne hindernisfreies Netzwerk, das Informationen und Daten ohne Einschränkungen rein- und rauslässt. Sprich ein absolutes Gegenteil zu dem, was wir von Facebook, Twitter & Co. inzwischen kennen.

Falls Euch im Detail interessiert, warum app.net tatsächlich den überfälligen Paradigmenwechsel herbeiführen könnte, empfehle ich den kleinen Artikel von Dan Wineman über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Internets.

Ansonsten sind wir sehr froh, dass app.net das benötigte Start-Geld inzwischen einsammeln konnte und wir bereits mit einem eigenen Developer-Account mit an Bord sind. Von dort aus werden wir nun die Entwicklung begleiten und Euch gerne davon berichten.

Und das ist also das app.net alpha…

Auf den ersten Blick eine aufgeräumte Kreuzung zwischen Facebook & Twitter, ohne Werbung, dafür aber mit 256 Zeichen für Eure Status-Meldungen. Neben dieser Ansicht unseres Profils gibt es noch die Hauptansicht “My Stream” mit den Meldungen der Leute, denen man folgt, den “Mentions” (also ähnlich wie bei Twitter), wenn man erwähnt oder angesprochen wird, sowie den “Global” Stream, wo man ähnlich wie bei identi.ca alle Meldungen in chronologischer Reihenfolge lesen kann.

Nicht mehr und nicht weniger wird im Moment den Pioneer-Nutzern, die sich im Augenblick größtenteils aus Entwicklern, Nerds und Internet-Begeisterten zusammensetzen, geboten. Aber es ist ja auch erst alpha.

Wesentlich spannender als die Oberfläche selbst, die selbstverständlich nach und nach um typische Funktionen wie Suche etc. erweitert wird,  scheint für viele, die sich für das Projekt begeistern, das zu sein, was unter der Oberfläche passiert. Wird app.net  dem Versprechen der absoluten Bewegungsfreiheit für die Daten und der uneingeschränkten Entwicklerfreundlichkeit gerecht? Es sieht ganz danach aus. Kaum zwei Wochen online kann app.net bereits mit einer stolzen App-Liste aufwarten. Die Funktionalität und gute Dokumentation der Schnittstellen sowie das Fehlen von Restriktionen sind nun mal ein gutes Rezept, um Entwickler zum Mitmachen zu animieren.

Aber auch für einfache Nutzer wird die Richtung bereits in dieser sehr frühen Phase der Entwicklung durchaus erkennbar. Mit einem Klick lassen sich die kompletten Daten (also Posts) ohne Probleme exportieren.

Bei app.net wird von Anfang an der Nutzer zum Besitzer der Daten und zum Lenker seiner Datenströme im Internet erklärt. Das gefällt mir!

Soviel zum ersten Eindruck. Bis nächste Woche werde ich mir ein paar app.net apps ansehen und berichten. Freue mich natürlich über Eure Fragen und Meinungen zu dem Thema.

Pic: cc2.0 by NASA Goddard Photo and Video

adidas im Interview: Employer Branding und Social Media

Die adidas AG beschäftigt knapp 47.000 Mitarbeiter und teilt sich mit Nike den Platz der größten Sportartikelhersteller weltweit. Seit 2006 gehört auch Reebok zur Unternehmensfamilie, die sich zusätzlich im Bereich (Street)-Fashion international einen festen Platz erarbeitet hat. Bei dieser Vielzahl von Märkten und Zielgruppen ist es nicht verwunderlich, dass adidas einen ganzen Blumenstrauß an Marketingkanälen im Social Web hält – unter anderem ein tolles Unternehmensblog. Wie das Thema Social Media und Employer Branding bei Adidas in Herzogenaurach in der Praxis gehandhabt wird, erzählen uns Frank Thomas und Steve Fogarty von adidas:

Frank ThomasFrank Thomas,
Corporate Communication Manager, u. a. verantwortlich für den adidas Group Blog.

Steve Fogarty,
Senior Manager Employer Branding

Im adidas Corporate-Blog schreiben viele verschiedene Autoren. Ist prinzipiell jeder Mitarbeiter eingeladen, für das Unternehmen zu bloggen? Wie ist das in der Praxis geregelt?

Frank Thomas: Jeder Mitarbeiter ist ein potentieller Blogger. Wir finden es wichtig, dass unsere Mitarbeiter aus den verschiedensten Abteilungen selbst über ihre Erfahrungen, Eindrücke und Meinungen berichten, denn nur so kann ein authentisches Bild des Unternehmens und der Menschen hinter den Marken entstehen. Eine Geschichte kann am lebendigsten und überzeugendsten erzählt werden, wenn man sie selbst erlebt hat. Darüber hinaus soll der Blog die große Vielfalt innerhalb der adidas Gruppe veranschaulichen. Auch das gelingt am besten wenn man die Mitarbeiter einbindet. Um dauerhaft ein interessantes und vielseitiges Themen-Spektrum zu gewährleisten haben wir für zentrale Bereiche unseres Unternehmens Experten identifiziert. Diese Experten bloggen selbst und unterstützen uns außerdem dabei, interessante Geschichten und potentielle Blogger im Unternehmen ausfindig zu machen. Die Zahl unserer bloggenden Mitarbeiter steigt kontinuierlich.

Die adidas Group Careers Facebook-Page hat knapp 1.700 Fans, die adidas Brandpage hingegen über 8,2 Millionen. Warum eine separate Karriere-Page? Auf der Brandpage finde ich keine HR-Themen – gehen adidas da nicht viele Kontakte durch die Lappen?

Steve Fogarty: Wir haben viele Brandpages innerhalb der adidas Gruppe. Wir haben Seiten für jede unserer Marken und für spezifische Segmente innerhalb unserer Marken. Das Großartige an sozialen Medien ist, dass die Nutzer entscheiden, was sie interessant finden und nicht andersherum. Unsere Brandpages konzentrieren sich auf unsere Konsumenten; unsere Karriereseite hingegen fokussiert sich auf unsere Stellenbewerber und auf das Arbeiten innerhalb der adidas Gruppe, egal für welche Marke. Wir haben uns als Unternehmen dafür entschieden, erst dann eine Facebook Karriereseite einzurichten wenn wir der Meinung sind, einen ausgereiften Plan zum Management der Community erarbeitet zu haben und in der Lage sind, interessante Inhalte zu kreieren, die unsere Fans am Ball halten werden. Mit dem bevorstehenden Go-live einer neuen Karriereseite werden wir zum ersten Mal proaktiv unsere Facebook-Seite an unsere Stellenbewerber kommunizieren.

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Kommunikation lebt von guten Inhalten. Den Produktmarken gehen die Geschichten wohl nicht so schnell aus, wie ist das im HR-Bereich? Wie wird die tägliche “Content-Maschine” bei adidas am Laufen gehalten?

Frank Thomas: Die adidas Gruppe ist weit mehr als die Summe seiner Marken. Als global operierendes Unternehmen beschäftigen wir uns täglich mit einer Vielzahl an spannenden Themen aus den verschiedensten Bereichen wie z.B. HR, Operations, Marketing, Social and Environmental Affairs oder auch IT – das sind Themen die von der Allgemeinheit nicht originär mit adidas verbunden werden. Solche Geschichten stehen unter anderem auch hinter jedem Marken- und Produktthema. Dieses Bild zum Unternehmen hinter den Marken versuchen wir mit dem adidas Group Blog greifbar zu machen. Uns gehen die Themen sicher nicht aus.

Steve Fogarty:
Beim Erstellen von Inhalten verfolgen wir keinen HR-fokussierten Ansatz. Es geht darum zu kommunizieren, wer wir als Arbeitgeber sind. Und da gibt es über die vielen Facetten jede Menge zu erzählen. Wir beobachten, dass immer mehr Stellenbewerber und Konsumenten ihre Entscheidung für ein Unternehmen auf dessen Ruf und Angebote als Arbeitgeber stützen. Darauf konzentrieren sich unsere Inhalte und wir sind der Meinung, dass es zu diesem Thema viele interessante Geschichten zu erzählen gibt. Wir stellen fest, dass Stellenbewerber mehr über das Arbeitsleben in der adidas Gruppe erfahren möchten. Sie möchten über unseren Führungsansatz, die angebotenen Weiterbildungsmöglichkeiten und unsere Einstellung zu sozialen und Umweltangelegenheiten und vieles mehr informiert werden. Unsere Stellenbewerber möchten zudem mehr darüber wissen, welche Vorgehensweise wir bei Neueinstellungen anwenden, damit sie sich bestmöglich vorbereiten können, wenn sie sich auf eine Stelle bewerben.

adidas hat neben der Karrierepage auf Facebook auch einen eigenen Twitter-Channel für Jobs und HR-Themen. Wie viel Zeit braucht die tägliche Pflege dieser Accounts?

Steve Fogarty: Es ist nicht sehr zeitaufwändig, unsere Accounts immer auf dem neuesten Stand zu halten. Wir haben über zwanzig Community-Manager weltweit, die uns bei den Updates unterstützen und wir pflegen eine starke Partnerschaft mit unserem Communications Team, das für die Erstellung der Inhalte verantwortlich ist. Was mehr Zeit in Anspruch nimmt, ist sicherzustellen, dass wir auf die Kommentare unserer Fans wohlüberlegt antworten. Aber darum geht es ja. Diese Verbindung zu unseren Fans hilft uns, ihre Bedürfnisse besser zu verstehen, wodurch wir wiederum unsere Fähigkeit, begabte Talente einzustellen, verbessern.

Unter wie vielen Augen entstehen die Web 2.0 Beiträge? Bekommen die einzelnen Mitarbeiter da freie Hand oder benötigt jeder Tweet eine Freigabe?

Frank Thomas: Alle Posts auf dem adidas Group Blog stellen die persönlichen Gedanken des jeweiligen Mitarbeiters dar. Wenn das ausnahmsweise nicht mal der Fall sein sollte, weisen wir das eindeutig aus. Wann immer es gewünscht ist, steht das Corporate Communication Team den bloggenden Mitarbeitern beratend zur Seite, um z.B. redaktionelle Qualitätsstandards zu erreichen oder um sprachliche Hürden zu überwinden. Der Twitter Kanal @adidasGroupBlog wird im Moment ausschließlich von Mitarbeitern der Unternehmenskommunikation gepflegt.

Steve Fogarty:
Wie bereits erwähnt haben wir circa fünfundzwanzig Community-Manager für unsere Karriereseiten. Und wir setzen auch andere interessierte Teammitglieder für diesen Aufgabenbereich ein. Die einzige Auflage ist, dass sie unser Community-Management-Training absolvieren müssen. Dann können sie ihre eigene, authentische Meinung online äußern. Es wird keine Erlaubnis benötigt, damit unsere Community-Manager etwas posten dürfen. Als Unternehmen verfügen wir über umfassende Social-Media-Richtlinien und wir halten unsere Mitarbeiter nicht davon ab, ihre persönliche Meinung zu äußern. Sie müssen nur ein paar grundlegende Richtlinien einhalten, wenn sie unsere Organisation vertreten.

Auf dem YouTube-Channel der adidas Group kommen in letzter Zeit häufiger Videos mit deutlichem Bezug zum Mitarbeiter. Plant adidas, Bewegtbild auch verstärkt für den HR-Bereich einzusetzen?

Frank Thomas: Der YouTube Kanal der adidas Gruppe wird ebenfalls vom Corporate Communication Team bespielt und gepflegt. Ein Großteil aller Videos die auf dem adidas Group Blog zu sehen sind, werden über diesen Kanal eingebettet. Da wir in Zukunft generell mehr Rich-Media Inhalte auf dem Blog zur Verfügung stellen möchten und da fast alle Themen auf dem Blog auch in irgendeiner Form einen natürlichen Arbeitgeberbezug haben, ergibt sich daraus automatisch eine gleichzeitige Steigerung der Bewegtbildnutzung für HR-Themen.

Steve Fogarty:
Ja, wir nutzen nun seit einiger Zeit auch Videomaterial auf unseren Karriereseiten. Wir haben erst kürzlich eine neue Karriereseite für adidas Designer gelauncht, wo wir auch Videomaterial nutzen. Ihr könnt Euch die Seite unter www.adidasdesignstudios.com ansehen. Wir werden zudem bald eine weitere Karriereseite mit neuem Videomaterial live stellen. Wir wollen aber nicht Inhalte um der Inhalte Willen kreieren. Und Videos sind nur eine Form von Medien, die wir einsetzen. Wir sind gerade auch dabei, Inhalte auf neue interessante Art und Weise zu kreieren, z. B. über Infographics. Und wir experimentieren derzeit auch mit Gamification.

Als wie effektiv bewerten Sie die einzelnen Social Media Aktivitäten? Haben Sie feste KPIs definiert? Konnten sie schon neue Mitarbeiter über Facebook einstellen?

Steve Fogarty: Unsere Karriereseiten in sozialen Netzwerken fokussieren sich auf die Stellenbewerber. Wir erhalten jedes Jahr hunderttausende Bewerbungen und nur ein Bruchteil der Bewerber wird eingestellt. Kandidaten, die nicht sofort eine Zusage erhalten, denken oftmals „Das war’s“. Wir sind uns aber darüber bewusst, dass Menschen mit der Zeit ihre Fähigkeiten ausbauen; und nur weil eine Stelle nicht passte, heißt das nicht unbedingt, dass keine Stelle passt. Anstatt einfach nur den Bewerbungsprozess zu durchlaufen, wollen wir mit den Bewerbern in einen Dialog treten. Somit entsteht aus einer zweidimensionalen Datenbank eine lebhafte soziale Plattform, auf der wir uns mit unserer Talent-Community austauschen können und sie über unser Unternehmen auf dem Laufenden halten können. Und wir sind überzeugt: Wenn wir unsere Sache gut machen, gewinnen wir mehr Kandidatenerfahrung und verfügen über einen größeren, leichter zugänglichen Talentpool.

Recruiting-Video: Ein Tag aus der Sicht des Developers

Mal wieder ein Beispiel für ein Video aus der Kategorie: Keines Geld, große Wirkung. Ein Software-Entwickler filmt seinen Tagesablauf in der Agentur Marcus Thomas LLC in Cleeveland, Ohio – nicht unbedingt der Ort, von dem junge Developer in den USA träumen. Dass es sich aber bei Macus Thomas ganz gut aushalten lässt, soll eben dieser Zeitraffer-Clip zeigen:

https://youtube.com/watch?v=sm7s852_Uvo

Möglich werden solche Videos durch eine neue Generation von Action Sport-Kameras, die für relativ schmales Geld hochwertige und unverwackelte Aufnahmen aus Ego-Perspektive liefern. Allen voran die GoPro. Mit einem Preis von ca. 250€ lassen sich damit kostengünstig HD-Videos aus Angestellten-Perspektive drehen. Fehlt nur noch eine gute Idee, im Zweifel: Mama fragen. 🙂

Pic: Marcus Thomas LLC

Facebook ist der schlimmste Arbeitgeber der Welt

Als ob Facebook gerade nicht genug Probleme hätte.  Aktienkurs, Geschäftsmodell, Nutzerwachstum, es hagelt Kritik und Schadenfreude von allen Seiten. “Social Media Blase vor dem platzen”, hieß es heute morgen um 8:30 in der Telebörse bei n-tv. Nun melden sich auch Facebooks Mitarbeiter zu Wort und lassen das positive Arbeitgeber-Image bröckeln.

Philip Su, ein Softwareentwickler bei Facebook, hat in einem offenen Brief  in seinem privaten Blog seine Zeit bei Facebook als die schlimmste seines Lebens bezeichnet und 10 gewichtige Vorwürfe formuliert, die andere Naivlinge davon abhalten sollten, sich von der Strahlkraft Facebooks irreführen zu lassen und sich dort zu bewerben. Hier geht’s zum ausführlichen Artikel.

Diese sind (Übersetzung der Titel):

  1. Es wird zu viel Quellcode produziert
  2. Es gibt zu wenige Meetings
  3. Mark Zuckerberg mischt sich zu sehr ein
  4. Man kümmert sich zu wenig um kurzfristige betriebswirtschaftliche Indikatoren
  5. Das Essen ist viel zu gut
  6. Entwickler treffen zu viele Entscheidungen
  7. Zu viele Ideen entstammen nerdigen Veranstaltungen (Hackathons = so eine Art LAN-Party zum Nachdenken und Programmieren)
  8. Es wird einfach zu viel über Mobile nachgedacht
  9. Unprofessionelle Auswahlmethoden (Bewerbungsgespräche in einem Pool)
  10. Zu viel Vertrauen

Dieser Brief hat bereits hitzige Diskussionen im Blog von Phil ausgelöst und wird vermutlich noch breite Wellen schlagen, wie z.B. eine Kündigungsflut  oder eine Bewerbungsdürre. Ich persönlich bin sehr enttäuscht von Facebook und verkaufe heute meine Aktie.

…Ihr bzw. Euer Arbeitgeber ha(b)t definitiv etwas richtig gemacht, wenn die Mitarbeiter von sich aus bereit sind, z.B. durch Berichte zu den Arbeitsbedingungen in ihren privaten Blogs zum positiven Arbeitgeber-Image beizutragen.  Ihr bzw. Euer Arbeitgeber ha(b)t definitiv die richtigen Mitarbeiter, wenn ihre Employer Branding-Botschaften so verpackt werden, dass sie auch auf breites Interesse stoßen.

Pic: cc2.0 by x-ray delta one

Goodbye atenta – ein Praktikumsbericht

Unser Praktikant Fosten Amezando hatte gestern seinen letzten Tag bei uns. Er hat ihn dazu genutzt aufzuschreiben, was er während des Praktikums bei uns für sein Medienmanagement-Studium gelernt hat:

Ich habe etwa fünf Monate bei atenta verbracht und mein Praktikum neigt sich nun dem Ende zu. Ich habe in dieser Zeit viel über PR Arbeit in der Praxis gelernt und auch persönliche Erkenntnisse für mich erschließen können. Ich habe mir mein Praktikum noch mal durch den Kopf gehen lassen und habe die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.

Ich konnte vor allem Erfahrungen mit Social Media Relations sammeln, dabei werden soziale Medien als Instrument für PR Arbeit genutzt.

Die Fans oder Abonnenten auf sozialen Medien können als Teilöffentlichkeit gesehen werden, für die man Inhalte generieren und suchen muss, um einen Mehrwert zu erzeugen, der sie zum Kommentieren und Diskutieren anregt.

Ein großer Vorteil von Social Media Relations ist die Möglichkeit direkt mit seinen Kunden in ein Dialog zu treten und ungefiltertes Feedback von ihnen zu bekommen, welches sehr wertvoll für die Umsetzung von neuen Projekten oder Produkten sein kann. Hier gilt es die Kanäle auf sozialen Medien, wie Facebook oder einen Unternehmensblog, regelmäßig zu aktualisieren, um seine Leserschaft/Abonnenten/Fans bei Laune zu halten.

Um z.B. Öffentlichkeit für ein Event zu schaffen kann man eine klassische Pressemitteilung über einen Presseverteiler verschicken oder sie auf Presseportalen veröffentlichen, was für eine gut verteilte Distribution im Internet sorgt. Eine andere Methode um Öffentlichkeit aufzubauen, die man auch zusätzlich zu klassischen PR Methoden durchführen kann, ist es seine Leserschaft/Abonnenten auf sozialen Medien, über eine bestimmte Sache zu informieren. So kann man z.B. eine Geschichte rund um ein Event veröffentlichen, die nicht nur informiert sondern auch unterhält. Solche Inhalte haben eine größere Chance geteilt zu werden und erreichen eine größere Reichweite.

Dies ist ein kleiner Ausschnitt aus dem was ich während des Praktikums gelernt habe. Ich konnte die theoretischen Kenntnisse meines Studiums in die Praxis umsetzen und habe dabei neue Erkenntnisse gewonnen. Mir ist aufgefallen, dass Social Media obwohl es einen immer wichtigeren Stellenwert in der Kommunikation hat, längst noch nicht bei allen Unternehmen angekommen ist, was sich meiner Meinung nach ändern muss, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Social Media ist das Kommunikationsinstrument der Zukunft und wird auch in nächster Zeit einige klassische Kommunikations-Methoden ergänzen oder sogar ersetzen.

Ich hatte eine schöne Zeit bei atenta und habe innerhalb von 20 Wochen viel für meine berufliche Zukunft lernen können und bin auch persönlich gewachsen. Ein spezieller Dank geht an folgende Mitarbeiter von atenta: Jan Kirchner, Alexander Fedossov, Michael Trzebiatowski und Tobias Kärcher. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit euch zu arbeiten und ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft! Bleibt so wie ihr seid!

Pics: SomewhatDamaged2 & alltheragefaces (CC BY 2.0)

[HTTP410] “Die Welt der DB” – Eine Kampagne für… wen genau? Kampagnenziel unklar!

Die Deutsche Bahn ist irgendwie mehr, als ein normales Unternehmen: Sie ist Quasi-Monopolist des deutschen Schienentransportwesens und fährt jedes Jahr fast 2 Milliarden Menschen und über 400 Millionen Tonnen Güter quer durchs und aus dem Land. Im Grunde ist die DB eine hochkomplexe, deutsche Institution – und genau darin liegt eines ihrer Hauptprobleme in der Öffentlichkeitsarbeit: Denkt man an die Bahn, denkt man an Züge, allenfalls an Bahnhöfe und daran, dass die Züge “oft” nicht rechtzeitig in den Bahnhöfen ankommen. Selten an ihre Rolle als Logistikmotor. Und als Arbeitgeber? Der Traumberuf des Lokführers wird mit 10 Jahren durch den das Fußballers abgelöst. Die Vielfältigkeit und die besondere Rolle der Bahn macht sich der Durchschnittsbürger in den folgenden Jahrzehnten nur noch selten bewusst.

Idee

Das soll eine kleine Mitmachkampagne ändern, die vorgestern in einer gemütlichen Runde Hamburger Marketing- und Digitalmenschen vorgestellt wurde: “Die Welt der DB”. Das Konzept ist recht schnell erklärt: Über eine Facebook-App sollen Geschichten eingereicht werden, die Nutzer in Zusammenhang mit der Bahn erlebt haben oder gerne erzählt haben würden. Die Vorschläge können in der App kommentiert und bewertet werden und eine Jury unter der Leitung des DB-Vorstandsvorsitzenden Grube wählt sich dann ihre Favoriten für die Umsetzung aus. Umsetzung bedeutet in diesem Fall: Die Szenarien werden in der Miniaturwelt LOXX in Berlin nachgestellt bzw. -gebaut. Dort können sie von Besuchern live (oder via Facebook und YouTube in Bildern und Videos) bestaunt werden. Verlost werden täglich fünf Eintrittskarten für das LUXX. Klingt nett…

Probleme? Kampagnenziel?

…aber für wen? Ich sehe für den Ablauf der Aktion zwei große Hindernisse. (Das übliche Problem mit Nutzervotings, die dann nochmal von einer Jury kontrolliert und “korrigiert” werden, lasse ich mal außer Acht)

1) Wer nimmt an der Aktion teil?

Wie gesagt: Die Rolle des DB-Konzerns im Leben des Durchschnittsdeutschen ist den wenigsten bewusst. Dementsprechend werden aus den Normalos nun nicht die tollen, emotionalen und fesselnden Geschichten sprudeln. Klar, echte Bahnfreaks werden mitmachen und sich Schnellzugtests, Tunnelbohrungen, Schwertransporte und anderes N24-Reportagenmaterial ausdenken. Ich bezweifle aber, dass sich damit für andere neue Welten auftun werden. Wenn die DB Pech hat, nährt sie damit nur ein Eisenbahn-Nerdklischee. Ein paar Pufferküsser und Trainsprotter spielen eben mal wieder Eisenbahn – schön. Und die Eintrittskarten für eine Modellbaulandschaft aktiviert nun auch keine neuen Zielgruppen.

2) Wer bekommt es mit?

Gehen wir mal davon aus, dass hier ein paar richtig tolle Stories entstehen und im LOXX nachgebaut werden: Das sieht dort bestimmt geil aus. Aber eben nur dort. Modellbau kann (überraschend) spannend sein, wenn der Besucher vor den Modellen steht. Er kann entdecken und hat Zeit, nach Details zu suchen und zu staunen. Das geht durch Fotos und Videos weitestgehend verloren. Auch wenn sich in gefilmten Modellwelten nette Geschichten erzählen lassen, dass man so Leute abholen kann, die sich für das Thema bis jetzt nicht interessieren, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Ein Video > eines Modells > einer Geschichte > eines Eisenbahnfans > die der DB-Jury gefallen hat…

Crowdsourcing ist “total social” – nur wenn es keine Crowd gibt, aus der man sourcen kann, dann wird das schnell “socially awkward”. Und Eisenbahn-Enthusiasten sind nun mal – so fürchte ich – nicht die idealen Markenbotschafter. Ich hoffe ehrlich, dass ich mich täusche. Wie André Vatter schreibt, ein sicherer Gewinner der Aktion wird das Luxx sein. Und auch Nico Lumma hat etwas weitergedacht: Viel spannender sind Bahngeschichten doch, wenn man selbst und mit Freunden daran teilhaben kann. Ich habe Railroad Tycoon geliebt und wäre sofort dabei!

Ich bin gespannt. (Sobald die Aktion losgeht (15.8), poste ich hier nochmal den Link.) Es geht los: https://www.facebook.com/deutschebahn/app_273511669422110

Willst Du ein echtes Soziales Netzwerk?!

Mit dieser Frage fordert seit einigen Tagen der Mitgründer von app.net Dalton Caldwell die Internetgemeinschaft heraus.  Er hat vor, ein neues echtes Soziales Netzwerk zu entwickeln, bei dem Nutzer und Entwickler endlich an erster Stelle stehen. Um diese Idee zu verwirklichen, hat er eine Initiative ins Leben gerufen. Gelingt es ihm, genügend Unterstützer seiner Idee zu finden und bis zum 13.  August 500.000$ Startkapital über Crowdfunding einzusammeln, wird die Idee umgesetzt. Aktuell liegt er bei 211.000$. Es ist also noch alles drin.

 

Als Auslöser für die Aktion diente sein Treffen mit der Führung von Facebook, bei dem er für sich endgültig verstanden hat, dass der Platzhirsch Facebook sich immer mehr von den ursprünglichen Werten und Zielsetzungen entfernt. Facebook kümmere sich nun ausschließlich um die Interessen der Werbekunden. Nutzer und Entwickler blieben auf der Strecke. Neue spannende, richtungsweisende Ideen anderer werden aufgekauft zerstört. Seine Vorwürfe hat Dalton in einem offenen Brief an Mark Zuckerberg detailliert zusammengefasst.

Daltons Lösung ist recht einfach. Ein echtes Soziales Netzwerk soll echtes Geld kosten. So bleibt es werbefrei und unabhängig und kann dem Nutzer ein Maximum für sein Geld zurückgeben. Der Preis dieser Freiheit liegt für Dalton bei aktuell 50$ pro Jahr.  Auf den ersten Blick ist das natürlich ein echtes Hindernis. Auch wenn fest davon auszugehen ist, dass sich eine beachtliche (überwiegend idealistische?) Anhängerschaft eines solchen Vorstoßes finden würde, scheint das Konzept auf den ersten Blick nicht konkurrenzfähig. Oder könnt ihr Euch vorstellen, dass die fast eine Milliarde Facebook Nutzer irgendwann in ein gebührenpflichtiges Netzwerk abwandern? Kaum denkbar.

Deltons Vision ist allerdings, dass Facebook nicht von einem einzigen Netzwerk überholt wird, sondern von einem ganzen Netzwerk kleinerer Netzwerke, die objektiv besser und benutzerfreundlicher sind und gleichzeitig aufgrund ihrer offenen Infrastruktur problemlos integrieren.  Das ist eine Vorstellung, die mir gefällt und die ich für durchaus realistisch halte. Die Umsetzung ist im Moment allerdings noch eine große Herausforderung. Neue Ansätze, wie z.B. das Diaspora Projekt, haben es hier bis jetzt nicht sonderlich weit gebracht.

Dennoch, das Internet muss und wird sich weiter entwickeln. Auch wenn Facebook im Augenblick gefühlt einen gewaltigen Teil davon ausmacht, wird es sich noch entscheiden, ob es lediglich als Zwischenstation in unsere Interntengeschichte eingeht  oder zu einem festen Bestandteil der Internetwelt für viele weitere Jahre wird.  Wie auch immer, echte Konkurrenz kann uns hier nur weiter bringen. Und so ist der Vorstoß von app.net und Dalton Caldwell für uns eine unterstützenswerte Sache. Deshalb beteiligt sich atenta gerne an der Finanzierung der Idee.

Was haltet ihr von der Geschichte?

Pic:   cc2.0 by Horia Varlan