[HTTP410] Social Media Bewerber-Screening: in der Summe neutral

Seit das Wissen um soziale Netzwerke die Recruiting-Szene erreicht hat, brandet immer mal wieder die Frage auf, ob Recruiter denn jetzt Bewerber-Screenings im Social Web machen oder nicht. In bester deutscher “Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps”-Manier geht damit meist die Forderung einher, Recruiter hätten sich nicht für das Privatleben der Mitarbeiter zu interessieren, begleitet von dem impliziten Vorwurf, sie seien ja vor allem auf der Suche nach dem Haar in der Suppe. Artig bekunden dann die Vertreter der Zunft öffentlich, in ihren Unternehmen geschähe das nicht und überhaupt hätten sie dazu keine Zeit. In Gesprächen untereinander streitet allerdings kaum ein webaffiner Recruiter ab, dass er oder sie sich regelmäßig den digitalen Fußabdruck, zumindest ausgewählter Kandidaten, anguckt.

Aber, und das ist aus meiner Sicht der entscheidende Punkt, das geschieht i.d.R. primär aus dem Wunsch heraus, ein “runderes” Bild des Menschen zu gewinnen, der sich hinter dem CV verbirgt. Es geht nicht darum, die Leichen im Keller auszugraben, sondern einen zukünftigen Mitarbeiter als Mensch in seiner Gesamtheit besser einschätzen zu können.

Das sich das Social Media Bewerber-Screening genauso häufig zu Gunsten wie zu Ungunsten der Kandidaten auswirkt, zeigt die folgende Infografik und differenziert dabei auch sehr schön zwischen den Gründen für Einstellung oder Absage.

Infografik zum Social Media Bewerber-Screening

[HTTP301] Programmierer und Kreative sourcen

Ich bin heute auf eine recht interessante Sourcing Idee gestoßen. Für Techies und Kreative gibt’s abseits von den populären Netzwerken eine ganze Reihe von Plattormen und Communities, wo man sich unter seinesgleichen austauschen, Hilfe einholen und Arbeitsbeispiele bzw. Portfolios vorzeigen kann. Der Vorteil dieser Plattformen ist, dass die Teilnehmer dort wesentlich mehr relevante Informationen preisgeben als z.B. bei Facebook, LinkedIn, Twitter usw., die wiederum die Suche und Ersteinschätzung vereinfachen. Warum diese Kanäle also nicht auch als Sourcing-Plattformen für den teilweise schwer zugänglichen Arbeitnehmermarkt nutzen?

Die folgenden Foren und Communities werden zwar überwiegend von internationalen Nutzern besiedelt, jedoch finden sich dort auch immer mehr Teilnehmer aus Deutschland. Und bei dem herrschenden Mangel, z.B. gerade im IT-Bereich, sollte man auch noch so kleine Pools berücksichtigen.

GitHub

Auf GitHub stellen Entwickler und Programmierer ihre Code Beispiele online, diskutieren drüber und arbeiten gemeinsam daran. Selbstverständlich lässt sich anhand solcher Beispiele “erraten”, in welchem Bereich die Schwerpunkte liegen. Das interne Suchsystem ist nicht optimal. Die externe Google-Suche bietet dafür recht flexible Möglichkeiten:

site:github.com “location * Berlin” python django
site:github.com ”location * Berlin” (php OR ruby OR coldfusion OR “cold fusion”)

github

Coroflot.com

Coroflot richtet sich vornehmlich an Designer, die ihre Portfolios  dort hosten. Aktuell sind es fast 250.000. Ich komme auf etwa 4500 Profile aus Deutschland.

site:coroflot.com inurl:profile intitle:Germany
site:coroflot.com inurl:profile (actionscipr OR as3 OR flash) intitle:Hamburg

Coroflot

CarbonMade

CarbonMade ist eine Plattform, auf der sich fast 400.000 Techies und Kreative aufhalten. Viele der Nutzer bieten Ihre Dienste als Freelancer an, was aber kein Hindernis sein sollte, ihnen ein gutes Angebot zu machen. Abgesehen davon ist eine gute Quelle für Freelancer auch nicht verkehrt.

site:carbonmade.com (inurl:projects OR inurl:about)  location * germany photoshop

CarbonMade

Krop.com

Krop.com ist ebenfalls eine Plattform für Techies und Kreative. Die Profile bzw. Portfolios sind hier in der Regel recht umfangreich. Die Zahl der deutschen Nutzer ist mit unter Tausend jedoch recht überschaubar. Bei der Suche ist darauf zu achten, die Jobkategorie auszuschließen.

site:krop.com -inurl:jobs , germany
site:krop.com -inurl:jobs Hamburg, germany photographer

Krop.com

StackOverflow

StackOverflow ist eine ziemlich lebendige Community für Techies, wo es um Ideenaustausch und um gegenseitige Beantwortung von technischen Fragen geht. Die Fragen und Themen sind sehr gut verschlagwortet.

site:stackoverflow.com/users (python OR perl OR lamp OR php OR ruby) “location *  Hamburg”

StackOverflow

Das soll fürs erste genügen. Natürlich sind diese Plattformen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn es gibt noch viel mehr da draußen. Als Recruiter/Sourcer muss man heute einfach die Augen offen halten und stets bereit sein, abseits der vertrauten Pfade nachzusehen, auch wenn die Aussichten auf Erfolg zunächst nicht eindeutig einschätzbar sind.

Fallen Euch weitere Experten-Communities ein, die für die anderen Leser interessant sein könnten?

P.S. Wem der Aufbau von Suchketten noch nicht wirklich vertraut ist, dem empfehle ich einige ältere Tutorials aus unserem Blog oder aber unser Buch, das die Arbeit mit Suchketten von A biz Z verständlich vermittelt.

Das Schlachtfeld von Web 2.0 – Kampf um die Datenherrschaft

“Kenne deinen Feind und kenne dich selbst, und in hundert Schlachten wirst du nie in Gefahr geraten.”, stellte Sun Tsu vor vielen Jahrhunderten in “Kunst des Krieges” fest. Die größten Schlachten unserer Zeit werden zum Glück im Internet geschlagen, wo viele große und kleine Parteien Tag und Nacht um mehr Einfluss in ihren technologischen Nischen kämpfen.

Vor einem Jahr bereits haben die Macher des Web 2.0 Summits dieses Schlachtfeld im Form einer interaktiven Karte, Points of Control: The Map, visualisiert. In diesem Jahr wurde die Karte um eine neue Ebene erweitert und zwar um die Datenebene. Neben reinen Nutzerzahlen, Bekanntheit usw. werden nach und nach DATEN als das wahre Vermögen, die entscheidende Ressource für eine nachhaltige erfolgreiche Strategie verstanden.(Zur vollständigen Karte!)

Informationen über unser Einkaufsverhalten, Suchverhalten, soziale Interaktionen, unsere Interessen und Aufenthaltsorte, Inhalte, die wir konsumieren, bilden die Bausteine, aus denen die virtuellen Imperien entstehen. Nun (liebe Datenschützer), es ist nicht schwer zu erraten, wer aktuell die größte Stadt auf der Karte besitzt. Aber hättet Ihr auch an die anderen Städtchen gedacht?!

Allzu leicht lassen wir uns dazu verleiten, zu einem bestimmten Zeitpunkt nur einen kleinen Ausschnitt  eines großen Ganzen wahrzunehmen. Letztes Jahr – Google = böses Internet, diese Jahr – Facebook = böses Internet, nächstes Jahr – ? Und so entsteht manchmal der Eindruck, dass manch einer von einem bösen Internet zum nächsten rennt, während sich das Internet insgesamt völlig entspannt und unbeeindruckt, nach seinem eigenen Plan, weiter entwickelt, wie eine große Metropole.

Pic: by El Bibliomata

[HTTP410] Wie man eine Facebook Unternehmenspage zum Leben erweckt – 16 Tipps

Seit zwei Jahren spreche ich fast täglich mit Menschen über den Einsatz von Facebook für Employer Branding, Recruiting & Marketing. Eine Herausforderung, die fast allen Unternehmen begegnet, ist die Frage, wie man seine Unternehmens-Fanpage zum Leben erweckt. Das es dabei im Kern um den Aufbau eines Dialogs geht und nicht um die schiere Gewinnung von Fans, kann zwar gar nicht oft genug betont werden, aber ohne Gesprächspartner (Fans) gibt es natürlich auch keinen Dialog. Und deshalb habe ich mal eine Reihe von Tipps aufgeschrieben, die dabei hilft, interessierte Gesprächspartner zu erreichen und eurer Facebookpage Leben einzuhauchen:

1. Macht aus eurer Fanpage eine Themenwelt

Der Schlüsselfaktor zum Erfolg, der in der Immobilienwelt immer mit “Lage, Lage, Lage” umschrieben wird, lässt sich bei Facebook am besten mit “Content, Content, Content” auf den Punkt bringen. Ob informativ oder lustig – Blogpost oder Zeitungsartikel – Foto oder Bewegtbild – Podcast oder Song –  Meinung oder Frage – guter Content passt zum Thema der Page, nimmt die Zielgruppe ernst, lädt zum Mitmachen und Weiterverbreiten ein und ist langfristig das beste Mittel zur Bekanntmachung der eigenen Unternehmenspage! Klingt nach Arbeit? Ist es auch, aber sie lohnt sich.

2. Nutzt Apps um eure Fanpage aufzuwerten

Neben gutem Content sind Facebook-Apps eine tolle Möglichkeit, die eigene Unternehmenspage mit funktionellem und inhaltlichem Mehrwert auszustatten. Möglich sind z.B. die Vorstellung des Unternehmens und Eures Facebook-Teams, eine sich selbst pflegende Facebook-Jobbörse mit Euren Stellenanzeigen, ein Video-Channel mit allen Euren YouTube Videos, ein Facebook-Blog, auf dem Mitarbeiter über das Unternehmen oder Kunden über Produkte schreiben. Darüber hinaus könnt ihr Gewinnspiele veranstalten, Bewerbern Self-Assessment Tests anbieten, einen Shop integrieren und so ziemlich alles andere, was Euch einfällt.

3. Richtet eine Vanity-URL ein

Eine Vanity-URL ist eine personalisierte URL, die Du für Eure Facebookpage (und Dein Profil) anlegen kannst. Sie sollte den Namen des Unternehmens oder der Marke enthalten und kann zusätzlich mit einem Schlagwort ergänzt werden, das das Ziel der Page beschreibt, bei Recruitingpages z.B. “Karriere”, “Ausbildung” o.ä.. Dabei sollte sie leicht zu merken sein. Die Vanity-URL unserer Fanpage z.B. lautet facebook.com/wollmilchsau. Unter facebook.com/username kannst Du prüfen, ob die gewünschte URL für Euer Unternehmen noch frei ist. Am besten machst Du das direkt nach der Einrichtung der Page, denn die Vanity-URL ist zwingende Voraussetzung für viele der folgenden Tipps.

4. Macht die Vanity-URL zum Bestandteil eurer E-Mail Signatur

Sobald die Vanity-URL eingerichtet ist, und die ersten Beiträge die Page füllen und die thematische Richtung andeuten, sollte die Vanity-URL zum festen Bestandteil der E-Mail-Signatur des Unternehmens gemacht werden. Den größtmöglichen Effekt erreicht ihr natürlich, wenn die Vanity-URL in die Signatur aller Kollegen aufgenommen wird! Geht das nicht, muss sie zumindest in die Signaturen aller unmittelbar Beteiligten der federführenden Abteilung(en)(Recruiting, Marketing, PR etc.). Bei Karriere-Pages ist es besonders sinnvoll, auch die Kollegen der personalsuchenden Fachabteilungen einzubeziehen, da die ja i.d.R. viele Berührungspunkte zur Zielgruppe haben. Dasselbe gilt für die Einbeziehung des Vertriebs zur Verbreitung einer Marketing-Fanpage.

5. Ladet alle Kollegen ein und bittet sie um Mithilfe

Um der Facebookpage des Unternehmens einen guten Start und einen erfolgreichen Lauf zu bescheren, solltet ihr möglichst viele Kollegen in die Pflege und Gestaltung der Page mit einbeziehen. Einflussfaktoren für den Erfolg von Unternehmenspages gibt es viele, aber die Einbeziehung möglichst vieler Menschen in die Gestaltung der Page ist neben der Leidenschaft für das eigene Thema ein Charakteristikum, das alle erfolgreichen Unternehmenspages eint.

6. Tragt die Fanpage in eure Business Network Profile ein

Sowohl Xing als auch LinkedIn bieten die Möglichkeit, im eigenen Profil auf Web- und Social Media Präsenzen hinzuweisen. Auch hier erzielt ihr maximalen Erfolg, wenn alle Kollegen mitmachen. Erfahrungsgemäß schadet es nicht die lieben Kollegen nach der ersten Bitte noch ein paar Mal zu erinnern ;).

7. Verlinkt euer Facebook-Profil mit der Fanpage eures Unternehmens

Inzwischen geben immer mehr Nutzer in ihren Facebook-Profilen ihren Arbeitgeber an. Facebook verlinkt diese Einträge jedoch mit Gemeinschaftsseiten und nicht mit der Unternehmenspage (die ja zum Zeitpunkt des Eintrags häufig noch nicht existierte). Um eure Unternehmenspage dort zu verlinken, geht auf “Profil bearbeiten” und gebt in der Rubrik “Ausbildung und Beruf” den Namen eurer Page in das “Arbeitgeber”-Feld ein. Nach den ersten Buchstaben erscheint dann eine Auswahlliste, aus der ihr (anhand des Logos) eure Unternehmenspage auswählen könnt. Bittet eure Kollegen, das auch zu tun. Dabei solltet ihr ausdrücklich betonen, das die Verlinkung freiwillig ist (!) und eine Anleitung bzw. Hilfestellung anbieten.

8. Bindet die Vanity-URL in eure Twitter-Hintergrundgrafik ein

Das funktioniert natürlich nur, wenn euer Unternehmen einen Twitter-Account hat oder privat twitternde Kollegen dazu bereit sind.

9. Integriert eine Likebox in die Unternehmenswebsite

Websites gehören zu den erfolgreichsten und nachhaltigsten Quellen zur Gewinnung neuer Fans. Wer sie besucht, interessiert sich bereits für das Unternehmen und freut sich häufig, wenn er oder sie . Am meisten Interessierte erreicht ihr mit einer Likebox auf der Startseite:

Falls die Einbindung der Likebox auf der Startseite nicht möglich ist, sollte sie zumindest auf der inhaltlich passenden Unterseite eingebunden werden (Karriere, Produkte etc.). Falls auch das nicht geht, sollte an zentraler Stelle zumindest ein Facebook-Button in die Website integriert werden (im Footer bringt er wenig).

10. Schreibt einen Blogpost über eure Page im Corporate Blog

Auch das geht natürlich nur, wenn ihr ein Corporate Blog betreibt. Falls ihr Blogger unter euren Kollegen oder Geschäftspartnern habt, könnt ihr auch sie bitten über eure Fanpage zu schreiben.

11. Veröffentlicht einen Beitrag über eure Page im Mitarbeitermagazin

Viele größere Unternehmen geben Mitarbeitermagazine heraus, die auch tatsächlich gelesen werden. Ein Beitrag über die Unternehmenpage ist da natürlich naheliegend. Aufgepasst! Hier gilt es nicht, sich selbst zu beweiräuchern sondern die Hintergründe zu erläutern und die Kollegen in persönlichem Ton um ihre Unterstützung zu bitten. Je nach Unternehmen kann es sinnvoll sein, auf skeptische Vorbehalte einzugehen und sie zu entkräften. Darüber hinaus solltet ihr den Kollegen auch Hilfe bei der Verlinkung des Profils mit der Firmenpage oder der Einrichtung eines persönlichen Facebookprofils anbieten.

12. Stellt eure Fanpage im Intranet vor

Hier gilt dasselbe wie bei Nr. 11.

13. Ladet mit dem nächsten Newsletter Kunden, Lieferanten und Geschäftsfreunde auf eure Fanpage ein

Jetzt wo ihr eure Kollegen und die engsten beruflichen Kontakte für die Fanpage gewonnen habt, ist es an der Zeit auch Kunden, Lieferanten, Geschäftsfreunde und alle, die sich sonst für euer Unternehmen interessieren, auf eure Page einzuladen. Und am besten geht das natürlich im Rahmen eures Newsletters. Da das im Enzelfall mal mehr (Marketing) und mal weniger (Recruiting) Sinn macht, müsst ihr selbst abwägen, ob sich das lohnt.

14. Schaltet Online-Werbung zu Stichworten aus eurer Themenwelt

Nachdem ihr jetzt alle Menschen eingeladen habt, zu denen euer Unternehmen Kontakt pflegt, lohnt es sich, auch Menschen einzuladen, die euer Unternehmen noch nicht kennen, sich aber für euer Thema interessieren. Das funktioniert am besten über kontextbezogene Online-Anzeigen. Am naheliegendsten sind da natürlich Ads und Sponsored Stories bei Facebook, aber auch Google AdWords und andere Möglichkeiten sind eine Überlegung wert, solange sie ein gezieltes Targeting zulassen.

15. Crossmedia/ Offline-Marketing

Jetzt wo die digitalen Präsenzen des Unternehmens und die Profile der Mitarbeiter mit der Vanity-URL bestückt und alle Online-Kontakte über die Existenz der Unternehmenspage informiert sind, solltet ihr über Crossmedia Marketing nachdenken. Das Ziel ist ganz einfach und klar: die Vanity-URL muss auf alles drauf was man anfassen und angucken kann und wo sie nicht hinpasst, kommt stattdessen ein kleines Facebook-Logo hin, um wenigstens darauf hinzuweisen, dass Euer Unternehmen bei Facebook ist. Spontan denke ich da an Visitenkarten, Briefumschläge, Briefpaper, Broschüren, Verpackungen, Messeposter, Firmenwagen und Firmen-Laptops, Aufkleber. Aber Euch fällt da sicher noch mehr ein.

16. So, und bevor ihr jetzt all diese Punkte umsetzt noch ein letzter Tipp: Denkt bitte erst noch ein bisschen über Tipp Nr. 1 nach!

Viel Erfolg!

WollmilchsauTV 38: Facebook Timeline

Facebook schreibt mit der angekündigten Umgestaltung des Profils Internet-Geschichte und gibt jedem von uns die Möglichkeit, seine eigene Geschichte zu schreiben. Ganz nüchtern gesehen ist es eine technische Innovation, die uns wie keine andere davor helfen wird, sich zu erinnern. Fotoalben, Postkarten, Familienfilme und Abizeitungen  waren jeweils stets Bruchstücke ohne Verküpfungsmöglichkeiten, die früher oder später im Keller landen. Facebook Timeline ist eine gut durchdachte und funktionierende Möglichkeit, Erinnerungen zu speichern.

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Pic: by hj91

Eine andere Liga: Tumblr vs. Posterous (Spaces)

Ob sie nun Blog, Microblog oder Tumblelog genannt werden – Tumblr und Posterous sind eine tolle Möglichkeit, eigene Inhalte im Netz zu veröffentlichen – ohne die Grenzen von 140 Zeichen, geschlossenen Netzwerken oder anderen Strukturen. Beide erlauben es prinzipiell, mit Inhalten jeder Form und jedes Umfangs zu arbeiten, aber ohne den komplexen Unterbau einer “richtigen” Website bzw. Blogs. Nun zieht das blaue Tumblr dem gelbem Posterous seit einigen Monaten mit gewaltigen Schritten davon: 300 Millionen Vistis im Monat, über 10 Milliarden Posts auf 28 Millionen Blogs. Posterous dümpelt 11 Millionen Visits vor sich hin und hat jetzt reagiert.

Was Tumblr besser macht:

Posterous und Tumblr teilten sich die gleiche Klientel: Nutzer, die schnell und unkompliziert im Netz publizieren wollten. Beide boten daher schon früh die Möglichkeit, per E-Mail zu posten. Auch die Web-Interfaces waren denkbar einfach und die Einrichtung und Gestaltung des eigenen Accounts mit wenigen Mausklicks erledigt. Damit waren die beiden Plattformen noch einmal zugänglicher, als die direkte Konkurrenz blogger.com oder wordpress.com. Auch hier bekommt der Nutzer sein eigenes Blog, ohne eigenen Server  und damit verbundenen Aufwand und Kosten. Allerdings handelt es sich dabei auch um ein ausgewachsenes Blog, mit allen Funktionen, was dementsprechend mehr Zeit für die Einrichtung und Einarbeitung verlangt. Eben diesen Spagat zwischen Funktionalität und Einfachheit hat Posterous nicht hinbekommen.

  • Usability: Posterous ergänzte Feature um Feature und verfettete dadurch immer mehr. Am Ende konnte es die Plattform fast mit einem einfachen WordPress aufnehmen, allerdings ohne dessen klare Strukturen. Unter einer einfachen Oberfläche versteckten sich unzählige Untermenüs in mehreren Ebenen. Tumblr hingegen gelang es, seine intuitive Oberfläche zu behalten, ohne auf die wichtigen Funktionen verzichten zu müssen.
  • Netzwerk: Tumblr spiegelt mit seinem System von Likes und Reblogs die wichtigsten Netzwerk-Elemente von Facebook und Twitter. Inhalte verbreiten sich so auf der gesamten Plattform und man gewinnt schnell neue Leser. Das war bei Posterous nicht einfacher, als bei jeder anderen Website – also schwierig!
  • Content und Nutzertypen: Tumblr hat inzwischen eine eigene Dynamik mit vielen unterschiedlichen Themengruppen. Das bringt viel. Zudem hat Tumblr viele Promis mit eigenen Accounts – unbezahlbar. Und, da hat Nico Lumma Recht, Tumblr hat Pornografie. Auch das zieht gut.

Und Posterous?

Wer einen eigenen Account hat, wird es bereits mitbekommen haben: Aus Posterous wurde “Posterous Spaces”: Auch wenn alle bisherigen Funktionen erhalten bleiben, wird Posterous nun um Privacy- und Listenoptionen ergänzt. Und man ahnt es bereits: Posterous positioniert sich zwar neu, aber schon wieder irgendwo zwischen anderen, die es besser machen. Diesmal zwischen Tumblr und Google+ – mit dem Werkzeuggürtel eines wordpress.com. Irgendwie habe ich das Gefühl, Posterous weiß gerade selbst nicht so richtig, was es will. Zumindest liest sich der Artikel auf dem Posterous-Blog so. Auch die Video-Botschaft überzeugt mich jetzt nicht soooo sehr:

Pic: bangli 1 (CC BY 2.0)

Zweifelhafte Kandidaten-Selektion: The Loyalty Test Envelope

Um die lange Bewerberliste für eine Stelle als Finanzmanager bei der serbischen Delta Genarali Versicherung zu kürzen, ging deren Agentur einen besonderen Weg: Sie verschickte die Einladung zum Vorstellungsgespräch in den berüchtigten blauen Briefen der serbischen Regierung. Diese Briefe müssen persönlich entgegengenommen und der Empfang schriftlich bestätigt werden. Da in diesen Briefen selten gute Nachrichten stecken und sie in den Zeiten des Jugoslawienkrieges als die gefürchteten Einberufungsbescheide bekannt wurden, sind diese Umschläge allgemein unbeliebt. Sich bei den Zustellungsversuchen dieser Briefe zu verleugnen, ist in Serbien verbreiteter Volkssport – ähnlich der deutschen Kooperationsbereitschaft mit der GEZ.

Da die Delta Generali aber nur die “ehrlichsten, loyalsten und gesetzestreusten” Bewerber berücksichtigen wollte, konnte sie die Kandidatenliste auf sieben Personen reduzieren – nur so viele hatten den blauen Brief tatsächlich angenommen und geöffnet:

“Ihre Entscheidung diesen Umschlag in Empfang zu nehmen und zu öffnen zeigt uns, dass Sie die nötige Integrität und Ehrlichkeit besitzen, ebenso wie die ethischen und moralischen Prinzipien, nach denen wir suchen, wenn wir zukünftige Kandidaten auswählen.”

(McCann)

Ok, auf den ersten Blick eine pfiffige Idee. Auf den zweiten Blick aber vor allem in zwei Punkten fragwürdig:

  1. Wenn ich nach Kandidaten mit Ehrlichkeit und hohen moralischen Prinzipien suche, ist dieser Weg wohl kaum der richtige. Schließlich beweist der neue Arbeitgeber bereits in der ersten Kontaktaufnahme die Bereitschaft seine (zukünftigen) Mitarbeiter zu täuschen. Diesen Vertrauensverlust muss er erst mal wieder ausbügeln.
  2. Auch wenn wir alle Emotionen außen vor lassen: Da werden einige gute Kandidaten durchs Raster gefallen sein. Was hat denn die (Ehr)furcht vor einem staatlichen Verwaltungsapparat mit Loyalität zu tun? Oder mit moralischen und ethischen Prinzipien die einem Unternehmen zu Gute kommen? Nun kann natürlich jedes Unternehmen selbst entscheiden, welchen Typus es gerne einstellen möchte, mich würden als Personaler jedenfalls eher die interessieren, die sich der Zustellung kreativ entzogen haben. 😉

Da gefällt mit der “Loyalitäts-Test” von Zappos schon besser: Die bieten jedem neuen Mitarbeiter 1000 Dollar, wenn er gleich wieder kündigt.

Pic: Charles McCain (CC BY 2.0)

Mit Amen und Ayloo auf dem Spielplatz – Wie machen sich die neuen Netzwerke?

Schon wieder zwei neue Social Networks, die die Welt nicht braucht? Die Frage nach der Relevanz und Nützlichkeit von Online-Diensten hat Sascha Lobo kürzlich so beantwortet:

Antipareidolie: Der beliebte Netzkommentar “Das braucht niemand” ist dumm. Denn Sinnlosigkeit ist fast immer situativ und subjektiv.

In diesem Sinne: Zwei neue Netzwerke, die vielleicht jemand brauchen kann:

Amen

www.getamen.com – Das bekanntere der beiden, schließlich wurde dafür auch schon ordentlich die Werbetrommel gerührt. Öffentlichkeitswirksame Investoren wie Ashton Kutcher und Guy Oseary machten es möglich.

Worum gehts?

Mittels vorgegebener Textbausteine veröffentlicht der Nutzer kurze Statements. Diese werden von seinem Netzwerk entweder bestätigt (“Amen”) oder abgelehnt (“Hell no!”) So entstehen innerhalb dieses Netzwerkes Meinungen, die je nach Anzahl der gesammelten Zustimmungen Stärke gewinnen. Die gesammelten Amens werden so zu einem Ranking aggregiert:

Brauchbar? (subjektiv)

Ich finde es macht Spaß. Erstens wird man durch die vorgegeben Bausteine zum Nachdenken angeregt (“Wer ist denn nun eigentlich der schlechteste Schauspieler aller Zeiten?”) und zweitens sind auch die Statements der anderen oft recht inspirierend oder zumindest lustig. Schön ist es, Aussagen mit ganzem Herzen zustimmen zu können, auf die man selbst nie gekommen wäre:

AMEN! 🙂 Ach ja, ich habe noch zwei Invites übrig – wer möchte, meldet sich bitte in den Kommentaren. First-come, first-served.

Ayloo

www.ayloo.net – Ayloo ist erst eine Woche alt. Ähnlich wie bei Subjot steht hier nicht der Nutzer im Vordergrund. sondern dessen bevorzugte Themen.

Worum gehts?

“Make Conversation Better” lautet der Ayloo-Claim. Das soll geschehen, indem sich die Nutzer in Themen-Streams zusammenfinden und dort Beiträge verfassen. Jeder dieser Beitrag kann dann wiederum kommentiert werden. Also ein klassisches Board-Prinzip, dass Facebook bereits in seinen Groups mit mäßigem Erfolg aufgegriffen hat.

Brauchbar? (subjektiv)

Da Ayloo noch sehr neu ist, kann ich schlecht einschätzen, wie intensiv es genutzt werden wird. Derzeit gibt es noch wenige versprengte Gruppen mit einer Handvoll Mitgliedern. Die wenigen größeren (“Social Media”) sind schon wieder recht durcheinander. Ich glaube, da liegt auch die Krux an diesem Projekt: Wenn ich mit einer exklusiven Gruppe über ein Thema diskutieren will, wird es schnell persönlich – ich brauche also kein rein themenorientiertes Netzwerk. Bei Massenthemen hingegen, postet jeder munter das, was er für wichtig hält. Und hier filtere ich (üblicherweise) nach Personen, was ich bei Ayloo wiederum nicht kann. Jeder, der einmal vergeblich versucht hat, in einer großen Xing- oder LinkedIn-Gruppe aktiv zu werden, wird verstehen was ich meine.

Pic: Tim in Sidney (CC BY 2.0)

WollmilchsauTV 37 – Google-Jobbörse

Wird Google in die Jobsuche einsteigen?! Für Marcus ist Google der unvermeidbare und unbesiegbare “Endgegner” aller Jobbörsen und Jobsuchmaschinen. Zugegeben, es spricht so einiges dafür. Bereits bestehende Google-Dienste, die nach ähnlichen Prinzipien funktionieren, interessante Patentanmeldungen, passende Unternehmenszukäufe und der unbezwingbare Wille Googles, das Leben der Nutzer um jeden Preis angenehmer zu machen. Wir halten viel von dieser Idee und fragen uns, wie es hier in naher Zukunft weiter gehen könnte.

Pic: 1963 … television eyeglasses by x-ray delta one