HRinside vs. Wollmilchsau: Kann man sich online kennen lernen?

HRinside vs. Wollmilchsau – ein Thema, zwei Meinungen. In dieser Kolumne liefern wir uns einen Schlagabtausch zu wechselnden Themen. Zum Zankapfel wird heute die Frage: “Kann man Menschen online kennen lernen?”. “Natürlich geht das!” sagt die Wollmilchsau –  HRinside sieht das anders…

“Online-Kontakte” – das hat einen unguten Beigeschmack: Schnell kommt die Assoziation zum bleichen Kellerkind, das “da draußen” nicht zurecht kommt und sich deswegen in Internet-Bekanntschaften flüchtet, da es seine Unzulänglichkeiten dort hinter seinen Avataren verstecken kann. Eine persönliches Treffen hat Qualitäten, die durch nichts zu ersetzen sind, aber Online-Kontakte sollten in ihrer Tiefe nicht unterschätzt werden. Natürlich kann man andere Menschen online kennen lernen, sogar sehr gut. Ich gründe diese Behauptung auf einer Überlegung und Erfahrung:

Überlegung

Was heißt kennen lernen? Es fehlen online manche Eindrücke, die wir in einer Face-To Face-Kommunikation haben; auch die Geschwindigkeit der Informationsübermittlung ist eine andere, aber das schränkt die Intensität der gewachsenen Beziehung nicht ein. Auch die schiere Menge, die wir an Informationen sammeln können, ist online nicht wirklich begrenzt (Pheromone etc. klammere ich jetzt mal aus). Klar, manches ist verfälscht, durch die Möglichkeiten sich online besser oder anders darzustellen. Andererseits eröffnet das wiederum viele Möglichkeiten: Schüchterne Menschen können sich so in einen Personenkreis – wie man so schön sagt -“introducen”,  und positive und interessante Seiten an sich betonen, die nie jemand mitbekommen würde, da sie ihren Mund nicht aufmachen. Und wenn, würden sie lieber im Boden versinken, als zu sagen: “Ich bin übrigens auch sozial engagiert und habe eine sehr kreative Ader…”. Ich glaube sogar, dass ich den ein oder anderen Onlinekontakt besser und vielseitiger kenne, als manche aus dem Real-Life, die ich alle paar Wochen mal treffe.

Erfahrung

Ich habe Personen auf Twitter und in anderen sozialen Netzwerken kennen gelernt. Ich habe ihre Nachrichten über viele Monate verfolgt, bevor ich sie u.U. das erste Mal persönlich getroffen habe. Ich weiß, was sie arbeiten, wo sie arbeiten, ich kenne ihren Musikgeschmack und kulinarische Vorlieben. Ich kenne politische Einstellungen, viele andere Affinitäten und Antipathien und sogar die Familienfotos von Ostern. Selten war ich nach solchen Treffen von Personen enttäuscht, die mir sympathisch erschienen. Meist stellte sich heraus, dass sie auch in Fleisch und Blut sehr umgänglich sind. Manchmal entscheidet man sich auch dafür, dass der Kontakt online besser funktioniert und man es darauf beruhen lässt. Ein Mechanismus, der on- und offline gleich abläuft.

Ich habe im Jahre im 2008 einmal sechs Wochen Semesterferien bei Word of Warcraft verbracht. Meine Karriere dort fand mit Vorlesungsbeginn zwar wieder ein rasches Ende, in der Zeit habe ich mir aber – ja – “Freunde” gemacht. Nächtelang mit einem bayrischen Koch und einem Dortmunder Türsteher durch die Lande zu ziehen und für das Gute zu kämpfen, das schweißt zusammen – über das Spiel hinaus. Ich lernte die Mitspieler in Stresssituationen kennen und weiß, wie sie sich in einer Frührungsposition verhalten. Oft dachte ich zum Beispiel: “Den Typen würde ich sofort einstellen” – oft aber auch: “Warum du keinen Job lange behälst, ist mir schon klar”. Es wurde gelacht, diskutiert und gestritten, man war ein paar Tage eingeschnappt und hat sich dann wieder versöhnt. Auch wenn ich keinen meiner WoW-Kontakte je getroffen habe, so habe ich sie doch sehr gut kennen gelernt.

Reinen Online-Bekanntschaften (noch) nicht persönlich, kohlenstofflich begegnet zu sein, ist zwar nicht ersetzbar – spielt aber andererseits auch keine große Rolle. Es gibt Menschen die kenne ich nur online, aber so gut, dass ich sofort mit ihnen eine Woche mit in Urlaub fahren würde!

Bloggen und Recht – Der Weg zum abmahnsicheren Blog

So ein Blog ist ja eine gute Idee, doch “was sagt Legal zu dem Draft?” 😉 Als Blogger hat man dauernd mit Abmahnungen und Klagen zu kämpfen, so der Eindruck. Gerade Unternehmen sorgen sich um rechtliche Stolperfallen und die umsetzenden Abteilungen haben wenig Lust, sich für Probleme und Extrakosten zur Verantwortung ziehen zu lassen. Also lassen sie lieber die Finger davon.

Das ist natürlich Unsinn. Zum einen ist der “Abmahnanwalt”, der sich auf der Suche nach Rechtsverstößen durchs Netz klickt, ein Mythos. Solange es niemanden auf den Schlips tritt, ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass ein Blog unter die juristische Lupe genommen wird. Und wer sich dennoch absichern möchte, kann das relativ einfach tun: Obey the law! Sooo viel ist das gar nicht.

Ich erwähnte den Workshop Bloggen und Recht auf der re:publica. Thorsten Feldmann und Henning Krieg gaben hier eine Einführung in das rechtssichere Bloggen und nahmen sich viel Zeit für Fragen aus dem Publikum. (Was dazu führte, dass die Session irgendwann abgebrochen werden musste, da die Kalkscheune geschlossen wurde). Thorsten hat nun aber die Folien online gestellt, so dass sich die Teilnehmer die fehlenden Parts anschauen können und jeder andere einen Eindruck davon bekommt, was er verpasst hat was bei einer ersten rechtlichen Absicherung zu beachten ist.

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Pic: dierk schaefer

Links auf Twitter: Eine Studie über Inhalte, Bezugnahmen und Wertungen

Axel Maireder, Doktorand an der Universität Wien, hat mit seinem Team über 3000 deutschsprachige Tweets untersucht, die auf einen Inhalt verlinken. Zwei Forschungsfragen standen dabei im Vordergrund: “Auf welche Medianinhalte verweisen die Tweets?” und “Welche Bezüge zu diesen Medieninhalten stellen Tweets her?”. Die Samples sollten bestimmte Kriterien erfüllen. Es wurden nur die Posts individueller, deutschsprachiger Twitter-Nutzer gwählt, die einen gültigen Link enthalten – zufällig in einem Zeitraum von 2x je einer Woche gesammelt. Das Ergebnis ist ein “sauberes” Forschungsmaterial, das ich bei manch anderer Twitter-Erhebung vermisse.

Auch die Auswertung und Interpretation der Ergebnisse zeugt von Kenntnis der Materie. Die Unterscheidung der Medien-Inhalte und Produzenten ist gut gewählt und schlüssig erklärt. Die Ergebnisse selbst sind keine Sensation, zeigen aber deutlich, dass Twitter – richtig gefiltert – ein valides Nachrichten und Informationsmedium ist.

Aus den Studienergebnissen:

  • Ein Drittel der Tweets verweisen auf Inhalte redaktioneller Medien, 28% auf User-Generated-Content und 37% auf Content von Unternehmen/ Organisationen.Links auf Twitter verweisen häufig auf Medieninhalte von Unternehmen.
  • Mehr als die Hälfte der Tweets verweisen auf Nachrichten unterschiedlicher Art. 12% sind interne Mitteilungen und 13% als Unterhaltung zu werten. 23% verweisen auf direkte Werbung.Der am häufigsten aus Twitter verlinkte Inhaltstyp sind Nachrichten.
  • In nur 55% der Tweets ist ein individueller Kommentar enthalten. Davon nehmen 88% Bezug auf den Inhalt, in 27% der Fälle ist die Bezugnahme wertend.Die meisten verweisenden Posts auf Twitter nehmen keine Wertung bezüglich des verlinkten Inhalts vor.

Besonders interessant finde ich, bei welchen Contenttypen die Nutzer einen wertenden Kommentar abgeben. Ein solcher Tweet ist ja schon fast das Maximum an User-Engagement, das ich auf Twitter mit eigenen Inhalten erreichen kann.

  • Bei redaktionellen Inhalten und User-Generated-Content wird häufiger gewertet (29 & 31%) als bei Unternehmen / Org. (22%)
  • Bei Videos / Audios als Inhalt wird häufiger gewertet (37%) als bei Texten (25%) und Bildern (24%).
  • Bei Nachrichten (27%) wird häufiger gewertet als bei Werbung (22%)

Die komplette Studie gibt es hier: Maireder, Axel (2011): Links auf Twitter. Wie verweisen deutschsprachige Tweets auf Medieninhalte? Online Publikation, Universität Wien unter CC BY-NC 2.0 – Lizenz.

Die Social Media Recruiting Conference (SMRC) in Wien (29./30.6.)

 

Termine in 2012 für Zürich, Wien, Hamburg gibt’s hier!

 

Nachdem die erste SMRC im Oktober 2010 ein großer Erfolg war, gibt es in diesem Jahr gleich zwei Fortsetzungen: In Kooperation mit PERSONAL|inform werden wir, neben einer Neuauflage hier in Hamburg, ein zusätzliches Gastspiel in Österreich haben. Am 29. und 30. Juni 2011 kommt die Social Media Recruiting Conference nach Wien und bietet mit ausgewählten Sprechern eine fundierte und praxisnahe Einführung in das Recruiting, Personalmarketing und Employer Branding im Web 2.0. In den Praxisseminaren wird das Wissen des Vortages vertieft und aufbereitet. Hier ist Raum für offene Fragen zum konkreten Einsatz von Social Media Tools – beantwortet von erfahrenen Experten.

Aus dem Programm

Tag 1 – 29.6.

Moderiert von Oliver Sonnleithner (karriere.at)

  • Employer Branding als Voraussetzung für Social Recruiting
    Ralf Tometschek, Geschäftsführer/Partner, IDENTITÄTER
  • Direktsuche mit Xing
    Stefan Schmidt-Grell, Director Product Marketing, Xing AG
  • Direktsuche im Social Web bei der Philips Deutschland GmbH
    Susanne Hagen, Sourcing Manager, Philips Deutschland GmbH
  • Personalmarketing und Recruiting mit Facebook
    Ulrike Maier, Geschäftsführerin, medicaltopjobs.de
  • Employer Branding mit Twitter und Location Based Services
    Robindro Ullah, Leiter Zusatz Services, Deutsche Bahn AG
  • Employer Branding und Personalmarketing mit Blogs
    Janka Schmeißer, HR-Inside/ Personalberatung i-potentials
  • Die Zukunft der Personalsuche – Strategien im Social Recruiting
    Jan Kirchner, Geschäftsführer, atenta (wollmilchsau.de, jobtweet.de)
  • Diskurs mit den Referenten und Zeit für Fragen
    Teilnehmer: Ulrike Maier (medicaltopjobs.de), Robindro Ullah (Deutsche Bahn AG) und Jan Kirchner (atenta)

Tag 2 – 30.6.

Intensiv-Seminare in zwei Gruppen unter der Leitung von Jörn Hendrik Ast und Thorsten zur Jacobsmühlen:

  • Blogs
    – Wie können Sie mit Blogs Ihre Arbeitgebermarke stärken?
    – Was macht einen Blog aus und wie funktioniert er in der Praxis?
    – Wie können Sie für Ihren Blog Themen und Bildmaterial finden und das Bloggen in Ihren Arbeitsalltag integrieren?
  • Facebook
    – Wie können Sie Ihre Zielgruppe in der Facebook-Community erreichen?
    – Welche Möglichkeiten gibt es bei der Gestaltung einer Facebook-Karriereseite?
    – Wie bauen Sie Ihre eigene Community auf und worauf müssen Sie im Dialog mit Ihrer Zielgruppe achten?
  • Twitter
    – Wie funktioniert Twitter und wie können Sie es sinnvoll im Recruiting einsetzen?
    – Wie können Sie bei Twitter interessante Menschen identifizieren?
    – Welche Tools können Ihnen das Twittern erleichtern?

Besucht auch die SMRC-Seite hier im Blog oder bucht Euer Ticket direkt hier. Wir freuen uns auf zwei spannende Tage!

Pic: Ethan Prater

Unser Osterei für re:cruiterInnen [Verlosung]

Die Woche neigt sich dem Ende zu und auch die letzten Nachwehen der re:publica klingen so langsam ab. Die übrigen Defizite an Schlaf und Ruhe können nun mit einem extra langen Osterwochenende ausgeglichen werden. Und da sich das auch Wetter nun deutschlandweit wieder von seiner besten Seite zeigt, verlosen wir zu Ostern zwei re:cruiterIn T-Shirts in einer sommerbejahenden Farbe! Und ja – sie sind etwas zerknittert, doch Jan hat sie unter den schwierigsten Bedingungen von Berlin nach Hamburg geschafft. 😉

Eines für den Herrn in der Größe L und eines für die Dame (taillierter Schnitt) in der Größe M. Die Verlosung läuft fast wie üblich: Jeder Kommentar nimmt an der Verlosung teil – mit dem Unterschied, dass sich die Teilnehmer vorab für eines der beiden Shirts entscheiden müssen. Die Verlosung läuft bis einschließlich Dienstag, den 26.04. Die Gewinner werden am Mittwoch bekannt gegeben. Die Auswahl unterliegt wie immer random.org. Achtet bitte darauf, Eure Kontaktdaten (Twitter, E-Mail, Facebook…) anzugeben.

Frohe Ostern und schöne Feiertage!!

PS.: Die re:publica 2011 lotet die Zufriedenheit der Besucher in einer Umfrage aus. Hier könnt Ihr Lob und Tadel loswerden.

Best Practice: SNT rekrutiert 42 Mitarbeiter direkt bei Facebook

Die Call-Center Branche steht nicht nur den Problemen eines allgemeinen Fachkräftemangels gegenüber, sie kämpft zudem mit einem nachhaltig schlechten Image, gerade als Arbeitgeber. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ging die SNT AG den Schritt ins Social Web.

Bei SNT herrscht permanenter Bewerberbedarf. Dabei sind die Rekrutierungswege in der Regel sehr kurz – von der Vakanz bis zur Besetzung der Stelle vergehen oft nur wenige Tage. Umso wichtiger ist es, dass Bewerber schon früh einen Einblick in die Arbeit der Service-Center bekommen. Web 2.0-Angebote waren den aktuellen Anforderungen an diese Kombination aus Geschwindigkeit und Imagevermittlung am besten gewachsen: Sie ermöglichen es, die Kontakte der Mitarbeiter zu nutzen und potentielle Bewerber dort anzusprechen, wo sie sich aufhalten. Das sichert einen Dialogeinstieg ohne Umwege. Dass sich die Bewerber hier auch direkt über die Arbeitsatmosphäre und die zukünftigen Kollegen informieren können, tut dabei sein Übriges.

SNT entschied sich für einen Auftritt bei Twitter und Facebook und animierte seine Mitarbeiter zusätzlich, die anonyme Arbeitgeberwertungsplattform Kununu zu nutzen, um einen ehrlichen Einblick in das Beriebsklima bieten zu können. Auch Twitter und Facebook sollte zur Schärfung der Arbeitebermarke eingestezt werden; im Fall von Facebook aber auch ein konkretes Mittel zur dirkten Rekrutierung neuer Mitarbeiter sein. Aus diesem Grund finden sich auf der Facebook-Karrierepage neben den üblichen Unternehmensinformationen zwei weitere Reiter: Einer mit Information über die einzelnen Berufsfelder, und ein weiterer mit der Applikation jobstriker, die vakante Stellen stets aktuell auf der Facebook-Page einbindet und die Nutzer zum weiteren Verteilen der Jobangebote animiert.

Die Betreuung der Social Media Auftritte übernahmen zunächst zwei Mitarbeiter der HR-Abteilung, die im Umgang mit sozialen Netzwerken vertraut waren. Später wurden auch aktive Fans und andere SNT-Mitarbeiter in die Moderation und Pflege der Kanäle eingebunden. Überhaupt spielen die eigenen Mitarbeiter in der Community eine große Rolle: Viele Führungskräfte, Mitarbeiter, Betriebsräte und selbst der Vorstand sind aktive Besucher der Facebook-Page. In der Mitarbeiterzeitschrift, auf Mitarbeiterveranstaltungen bzw. Betriebsversammlungen und in Meetings wird über die Facebook-Aktivitäten berichtet und diskutiert. Darüber hinaus ist die Page als Corporate-Commmunication-Tool Gegenstand von internen Social Media Weiterbildungen. Zurecht: Auf der Seite herrscht rege Aktivität aller Beteiligten.

Erfolge der Facebook-Page

  • Traffic: Pro Woche kommen etwa 2000 zusätzliche Visits von der Facebook-Page auf die SNT-Firmenwebseite.
  • Die Seite stärkte das “Wir-Gefühl” der Belegschaft und verbindet erstmals die Mitarbeiter verschiedener Standorte untereinander.
  • Von März 2010 konnten innerhalb eines Jahres etwa 1200 Mitarbeiter für eine Festanstellung gewonnen werden. Etwa ein Drittel davon kamen über das Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programm, bei dem gerade die Web 2.0-Angebote zum Erstkontakt und als Informationsquelle häufig genutzt wurden.
  • Darüber hinaus konnte SNT 42 neue Mitarbeiter direkt über die Facebook-Page rekrutieren.

Ein Case der deutlich macht: Facebook taugt nicht nur für langfristiges Employer Branding. Sinnvoll und sauber in das Unternehmen eingebunden, kann über eine Facebook-Page direkt und effektiv rekrutiert werden. Die Unterstützung und das Engagement der Mitarbeiter ist diesem Fall beispielhaft.

Geistiges Eigentum, Urheberrecht und YouTube

Mit dem Beitrag Wenn Dinge zu Daten werden wurde hier kürzlich ein mittelgroßes Fass aufgemacht: Urheberrecht und freie Inhalte. Auf der re:publica wurde dieses Thema weiter genährt – zum Einen durch die großartige Session “Bloggen und Recht” von Henning Krieg und Thorsten Feldmann, zum Anderen durch den Vortrag “Wir sind der Urheber” von Till Kreuzer:

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Zusammengefasst: “Nie zuvor hat es eine solche Kreativität der Massen gegeben. Dadurch hat das Urheberrecht einen elementaren Bedeutungszuwachs erfahren, ohne dass es jedoch entsprechend weiter entwickelt wurde. Folge ist, dass es Kreativität (und damit auch kulturelle und technische Innovation) in mancher Hinsicht nicht fördert, sondern im Gegenteil behindert. Es bedarf daher grundlegender Reformen, u. a. einer Abkehr von der Idee des “Geistigen Eigentums”.” Die gesamte Problematik geht an den normalen, nicht selbst (re)produzierenden Nutzern meist vorbei. Gäbe es da nicht YouTube, wo selbst der passivste Internet-Flanierer erleben kann, wie das Musikvideo seiner Jugend aufgrund von Gema-Verstößen oder Urheberrechtsansprüchen von EMI, Sony oder Universal plötzlich nicht mehr aufzurufen ist. In der offiziellen “Copyright-School” erklären die “Happy Tree Friends” die Gefahren der Urheberrechtsverletzung auf YouTube:

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Auch wenn ich mich im ersten Moment gefragt habe, ob das eine Persiflage sein soll; es ist bitterer Ernst. So sieht es nun mal aus, wenn geltendes Urheberrecht konsequent angewendet wird. Auch YouTube steht hier in der Verantwortung, was mich wieder zu obiger Frage führt, ob dieses Urheberrecht so noch sinnvoll und praktikabel ist. YouTube sagt, es wäre der selbstproduzierte Content, der YouTube interessant machen würde. Das stimmt, was es aber so unglaublich erfolgreich macht, ist die Tatsache, dass es dort eben “alles” gibt. Ich liebe YouTube für seine verwackelten Handyvideos, aber genauso dafür, dass ich mir mal schnell ein Zitat eines koreanischen Actionfilms und eine Aufnahme von Band XY anhören kann. Von den unzähligen Remixes, Mashups und anderen, selbst neu zusammengeschnittenen Dingen ganz zu schweigen! Da geht es YouTube genau wie dem Rest des Internets – nur dass sich die Inhalte bewegen. Ach ja: Dass nun ausgerechnet die Figuren einer kommerziell erfolgreichen Trickfilmserie im Namen YouTubes dazu auffordern, eigenen Content zu produzieren, ist aus pädagogischer Sicht schon recht sportlich. Pic: opensourceway

[HTTP410] Facebook Wegelagerei: Fan-Gating

Qualität ist meistens wichtiger als Quantität. Diese Weisheit scheint zumindest in der Offline-Welt kaum jemand ernsthaft anzuzweifeln. In der schönen neuen, bunten Online-Welt müssen wir offenbar noch überzeugt werden, dass sie wirklich zutrifft. Anders lässt sich nämlich die Fixierung auf Klicks, Follower und Fans oft nicht erklären. In Ermangelung von allgemein anerkannten und erprobten Qualitätskriterien für Online- bzw. Social Media Auftritte ist es heute für die Mehrheit der Teilnehmer (Unternehmen) ein naheliegender Ausweg, sich auf harte Fakten, wie Menge bzw. Größe, zu konzentrieren und sie mit Qualität gleichzusetzen. Soweit mein persönlicher Eindruck.

Spannend zu bobachten ist es, mit welchen Mitteln dann versucht wird, das Rennen um die gesteckten “Qualitätsziele” zu machen. Eine im Ausland und inzwischen hierzulande  gerne vorgeschlagene Methode zur Fanzahlsteigerung bei Facebook hat es mir in letzter Zeit besonders angetan – das sogenannte “Fan-Gating”.

Kurzdefinition von Fan-Gating: Der Nutzer wird gezwungen, Fan einer Fanpage zu werden, und erhält erst dann Zugang zu vermeintlich exklusiven Inhalten. Wird er nicht Fan, kann er mit der Fanpage praktisch nichts anfangen.

Vermutlich liegt die zunehmende Beliebtheit dieses Umgangs mit dem Nutzer daran, dass er gewisse Übereinstimmungen mit bewährten (offline) Denk- /Verhaltensmustern (z.B. “Eintritt nur für Clubmitglieder = alle wollen unbedingt rein” ) aufweist und deshalb als Methode so vertraut und zuverlässig scheint, ohne hinterfragt zu werden. Aber lassen wir die pseudopsychologischen Erkenntnisse. Für mich ist das unübertrieben mit das unsinnigste, was man einem potentiellen Facebook Fan antun kann.

Ich weiß nicht, wie Ihr auf Fan-Gates reagiert, aber ich mache Folgendes:

a) Wenn ich zufällig auf einer Seite lande und von einem Fan-Gate gezwungen werde, Fan zu werden, dann mache ich das aus Prinzip nicht.

b) Wenn ein cleverer Marketer mit der Aussicht auf  ein interessantes Tutorial zunächst außerhalb Facebooks (z.B. Blog, Webseite usw.) mein Interesse ernsthaft geweckt hat und ich mir den ganzen (Klick-) Weg machen musste, nur um festzustellen, dass ich den versprochenen Content nicht einfach so bekomme, läuft es so: Ich werde Fan. Lösche eine Sekunde Später die entsprechende Statusmeldung mit dem Hinweis auf die Fanpage von meiner Wall. Hole mir den Content. “Entlike” die Fanpage wieder. Und noch viel schlimmer, ich merke sie mir…für immer.

Ich kann mir vorstellen, dass ich nicht der einzige bin, der so oder so ähnlich reagiert.

So läuft es heute einfach nicht mehr! Guter, offener und freier Content – das ist die Zauberformel von heute, um echtes Interesse bzw. Engagement zu generieren und echte Multiplikatoren anzulocken, was wiedrum zu mehr neuen echten Fans und Interaktionen führt.  Möchte man als Fanpagebetreiber mit dieser Währung “bezahlt” werden, braucht es Arbeit und Zeit und keine Diskriminierungsmechanismen bzw. Vortäuschung von Exklusivität.

Gute Fanpages brauchen keine Fan-Gates. Ich bin sicher, dass die Facebooknutzer kurzfristig eine sehr ablehnende Haltung dieser Methode gegenüber entwickeln werden und empfehle, keine Zeit auf solche Experimente zu verschwenden. Auch wenn die zunächst steigenden Fanzahlen der betroffenen Fanpages in dem einen oder anderen Fall mir nicht gleich recht geben mögen (nicht alle machen sich die Mühe, aus Prinzip zu “entliken”), so wird es die Fanbeteiligung garantiert. Ich halte eine geringere Zahl von Fans, die tatsächlich aktiv sind, für zielführender als eine große Zahl passiver Fans.

Dazu ein Link Tip: Mit dem Tool Fangager lassen sich schon in der gratis Version Fan Engagement Analysen durchführen und die Kennzahlen mit anderen Wettbewerbern vergleichen.

Gibt’s da draußen noch mehr Fan-Gates Fans?

 

Pic: Gatekeeper’s women by activefree

re:publica 2011 – Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem (Video)

Die re:publica ist noch nicht vorbei. Zu früh, die Highlights zu benennen? Ja. Zu früh, ein Fazit zu ziehen? Ich glaube nicht. Der Vortrag von Gunter Dueck hat es bereits getan und hier nachhaltig beeindruckt. “Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem” fasst eigentlich alles zusammen, warum wir alle hier sind und stellt die Agenda für die kommenden Jahre auf.

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Pic: re:publica

Die viasto interview suite: Per Webcam zum Job?

Bewegtbild steht ja auch im Recruiting derzeit hoch im Kurs. Bewerbervideos auf der einen, Arbeitgebervideos auf der anderen Seiten sollen mehr Emotionen vermitteln als die herkömmliche Text-, Standbild- und Papierform. Eine Verbindung zwischen beiden Welten könnte viasto mit seiner interview suite schaffen.

Hier können Arbeitgeber ihre Kandidaten zum Video-Interview bitten. Der Recruiter formuliert die Fragen und Aufgaben und legt den Zeitrahmen zur Beantwortung fest. Die Bewerber bekommen die Fragen per E-Mail zugeschickt und müssen diese dann audiovisuell beantworten. Personaler bekommen so schon einen ersten Eindruck von der Stimme, der Sprechweise und dem Auftritt des Bewerbers. Das System kümmert sich als SaaS dabei um die Aufnahme, Archivierung und anschließende Verteilung der Interviews an die Entscheider, die sie beurteilen sollen. Diese können sich die Videoantworten zeit- und ortsungebunden ansehen, die Antworten zu den jeweiligen Fragen bewerten und so ein Resümee ziehen.

Backend und Auswertungsbereich für Arbeitgeber (Zum Vergrößern anklicken)

Mir gefällt die Idee, denn ich halte Video-Interviews für eine gute Sache. Und auch die Tatsache, dass sich die Kandidaten auf die Fragen vorbereiten können, nimmt nicht unbedingt zu viel Authentizität (1€ ins Buzzword-Schweinchen) aus deren Auftreten. Ein solches Interview auf Abfrage ist eine ganz eigene Aufgabe und daran wie die Kandidaten diese meistern, lässt sich bereits eine Menge ablesen. Und das Ganze als SaaS-System anzubieten, macht Sinn: So kann der Aufwand der Aufnahmen und Wiedergabe des Videos auf beiden Seiten gering gehalten und standardisiert werden. Leider gibt es außer den paar Screenshots noch nicht viel mehr zu sehen. Die Interview-Suite mal in Aktion (z.B. als Video) zu erleben, wäre schön.

Pics: viasto und Russ Neumeier