[HTTP410] Gute “alte” Social Media Rezepte

In dem privaten Blog von Nikolay Belousov, einem Online Marketer bei Panasonic Russia, bin ich auf eine interessante Auswahl von Tutorials und Cases im Bereich Social Media Marketing aus 2010 gestoßen. Diejenigen von Euch, die sich schon in 2010 intensiv mit Social Media beschäftigt haben, werden den einen oder anderen Artikel bereits kennen, vermutlich jedoch nicht alle. Vor allem aber werden Leser, die neu in disem Bereich sind,  hier Infos und Antworten auf wichtige Fragen finden können, die meiner Meinung nach gerade in 2011 für viele tatsächlich aktuell werden.

Die Zusammenstellung wurde ursprünglich von dem Newsletter-Dienst smartbrief.com erstellt, der sich auf professionelle branchenspezifische News-Aggregation und -Vorselektion spezialisiert. Diese Informationsquelle war mir persönlich unbekannt. Sollte man sich wirklich anschauen!

21 ways to rack up Facebook fans
Eine Übersicht der legalen Methoden zur Steigerung der Fanzahl bei Facebook. Hier ist immer Luft nach oben.

9 social-media tips you should ignore at all costs

Weit verbreitete Fehlannahmen im Bezug auf Social Media, wie z.B. der Zwang unbedingt virale Videos machen zu müssen. Der Autor erklärt, welche Ratschläge und warum man einfach  ignorieren sollte.

Social Media Screw-ups: A Brief History
Übersicht der 37 eindruckvollsten Flops in der Social Media Geschichte.

How We Got To 40,310 Facebook Fans In 4 Days

Praktisches Beispiel, wie die Fanpage Weekly World News die Zahl der Fans in wenigen Tagen von ca.3000 auf über 40.000 erhöhte.

10 strategies for promoting your brand on Facebook

10 kurze und verständliche Tipps für die Gestaltung einer erfolgreichen Facebook Fanpage

20 greatest social-media campaigns of all time

Der  Titel spricht hier wohl eindeutig für sich

How Old Spice conquered social media in a single day

Ausführliche Beschreibung einer der erfolgreichsten Social Media Kampagnen – Old Spice.

Viel Spaß! Ergänzungen werden gerne angenommen.

Pic: 1959 … can’t stop cooking!

Warum sich die Investition in Arbeitgebermarke und HR-Strategie lohnen wird

Employer Branding und HR-Strategien werden in vielen Unternehmen immer noch stiefmütterlich behandelt. Dabei geht es nicht nur darum, durch den Aufbau und die gekonnte Vermittlung einer Arbeitgebermarke, dem Fachkräftemangel zu begegnen und neues Personal zu gewinnen; eine holistische HR -Strategie geht mit Employer Branding Hand in Hand und betrifft auch die aktuelle Belegschaft des Unternehmens.

Zwei Infoclips des CRF-Institus (die Researcher hinter der internationalen “Top-Employer”-Auszeichnung) zeigen die gegenseitige Abhängigkeit von Arbeitgebermarke zu Personalentwicklung und Unternehmenskultur.

Employer Branding für die nächste Dekade

Employer Branding bedeutet auch, nachhaltige Begünstigungen und Freiräume zu bieten. Sabbaticals, Weiterbildungsangebote und Rücksicht auf die Work-Life-Balance der Arbeitnehmer machen nicht nur Lust bei einem Unternehmen anzufangen, sie unterstützen auch den Wunsch, bei einem Unternehmen zu bleiben. Außerdem: Wer Frauen in seinem Unternehmen eine echte Chance bietet, erschließt sich einen zusätzlichen, leistungsstarken Arbeitsmarkt.

Gute HR-Strategien zahlen sich aus

Auch bzw. gerade wenn bei der HR-Strategie der einzelne Mitarbeiter im Mittelpunkt steht, wird sich das positiv auf die Produktivität der gesamten Belegschaft auswirken. Personalentwicklung, Beratungen und Home-Office-Angebote schlagen sich zum Beispiel in geringeren Ausfall-Quoten nieder. Hier müssen Unternehmen weg vom schnellen Profit und auf den langfristigen ROI ihres HR-Managements vertrauen.

Pic: Christopher Craig

Microsoft + Nokia = ?

2011  Nokia + Microsoft 11:53 min – “At Microsoft we’re driving many of those, ahh, innovations… . With products like […]” 1983 Apple + Microsoft 1:45 min – ” To create a new standard it takes something that’s not just a little bit different. It takes something that’s really new and really captures peoples’ imaginations.”

[HTTP410] Zur “Viralität” der Telekom Recruiting-Kampagne

Wir waren von der Telekom Recruiting-Kampagne “Wissen verändert alles” nicht gerade begeistert: “An der Zielgruppe vorbei” titelten wir im November 2010. Zur Erinnerung: Man klickt sich durch das Telekom-Gebäude und löst Aufgaben. Die Kampagne ist mehrere Stufen gegliedert und hat nun die zweite erreicht: Ein versteckter Raum wurde geöffnet. Von dort aus kann der Bewerber nun individuelle Informationen (für Azubis, Studenten oder Professionals) zu seinem möglichen Telekom-Karriereweg abrufen. Ich möchte darauf nicht groß eingehen – auch der neue Raum wertet das gesamte Konstrukt nicht auf.

Viel spannender ist ja, ob ich mit der Prognose richtig lag, dass die Kampagne an der Zielgruppe vorbeigehen würde. Besonders betont wird in der Kommunikation dieser Kampagne ihre “Viralität”. Warum? Der Einstieg zu der Kampagne läuft über einen YouTube-Markenkanal, der dann wiederum auf die Seite www.wissen-verändert-alles.de führt, wo der virtuelle Rundgang beginnt.

Dieser YouTube-Kanal verzeichnet immerhin über 455.000 Aufrufe. Das ist eine beachtliche Zahl, zumal unklar bleibt, wie sich die Verteilung gestaltet hat. Über das Video selbst kann es nicht gekommen sein, dieses hat nur 9700 Aufrufe. Also muss die Verbreitung über den Link direkt zum YouTube-Channel gelaufen sein. (Was weitaus schwieriger ist!)

Nun wäre elbkind keine Seeding-Agentur, wenn sie nicht wüssten, wie sie dem Virus einen kleinen Schubs geben könnten. Die Google Suche nach “Spaßvogel des Monats” liefert zum Beispiel seitenweise Verweise auf die unterschiedlichsten Portale, auf denen der Link unter diesem Titel gezielt platziert wurde. Das alleine dürfte einiges an Traffic gebracht haben (und war vermutlich noch längst nicht alles).

Die Zahl der Kanalaufrufe zeigt also nur, das elbkind beim Seeding bis jetzt gute Arbeit geleistet hat. Wie viel davon wirklich aus dem Publikum gekommen ist, das wird man vielleicht im April erfahren – solange soll die Kampagne mindestens laufen. Die Anzahl der absolvierten Online-Bewerbungstests oder die Anzahl der gelösten Aufgaben im Spiel wären z.B. interessante KPIs.

Ich bin nach wie vor gespannt!

[HTTP410] ifttt: Wenn das Facebook zwei mal klingelt…

WENN in Miami die Außentemperatur auf unter -70 Grad fällt und die neue Eiszeit ausbricht, DANN möchte ich eine E-Mail, eine SMS und einen Anruf erhalten und gleichzeitig ein To-Do mit “Bitte Heizung aufdrehen” bei Evernote hinterlassen.

WENN ich endlich mal auf einem Bild bei Facebook getaggt wurde, DANN soll die frohe Botschaft “Jemand hat mich gern!” bei Facebook, Twitter und Posterous sofort alle meine Freunde erreichen, auch wenn ich selbst gerade im Urlaub bin

WENN der Aktienkurs meines Konkurrenten auf unter 1€ fällt, DANN möchte ich einen Anruf erhalten und ihm gleichzeitig meine Glückwünsche zukommen lassen.

WENN Ihr Euch schon immer gefragt habt, wie sich solche und ähnliche Aufgabenstellungen automatisch umsetzen lassen, DANN hat der junge Dienst ifttt.com die bisher wohl coolste und einfachste Lösung.

Wie bei Netzwertig und Louis Gray bereits treffend beschrieben, lässt man mit ifttt das Internet für sich arbeiten. Das Konzept: 22 aktuell unterstützte Kanäle, wie Facebook, Twitter, RSS Feeds, Wetter- und Börsendienst, Evernote usw., in deren Rahmen ein auslösendes Ereignis stattfinden und automatisch zu einer Aktion führen kann. Insgesamt stehen heute 150 Aktion/Reaktion Kombinationen zur Verfügung. That’s ifttt!


Für den technisch versierteren Onliner ist das Projekt in der aktuellen Entwicklungsphase noch(!) keine Weltrevolution, eher hier und da eine bequeme Ergänzung, lassen sich doch viele der bei ifttt abgebildeten Prozesse und Vernetzungen mit anderen Tools/Methoden zum Teil flexibler umsetzen. ifttt ist jedoch der erste Dienst, der die Vorteile der Kanalvernetzung und Automatisierung im Social Web aus einer Hand, umfassend und vor allem sehr nutzerfreundlich, beinahe spielerisch, zugänglich macht. Das gefällt mir sehr! Aber Wayne interssiert’s?! Am besten man macht sich selbst ein Bild.

Das Projekt befindet sich leider in der closed-beta Phase. Ein Test ist nur mit Einladung möglich.
Wir haben zwei Einladungen zu vergeben. Die Gewinner werden unter den Kommentaren in Form von “WENN das DANN dies” verlost. Einsedeschluss ist heute um 18:00 Uhr.

Online Sourcing mit der Boolean Toolbar

Recruiter, die unser Blog schon länger verfolgen, unser Buch über die Methoden der Online Personalsuche gelesen haben oder sich auf eigene Faust mit den Möglichkeiten des Kandidatensourcings im Internet beschäftigen, kennen den Nutzen und die Möglichkeiten der so genannten Boolschen Operatoren. Zusammen mit den spezifischen Suchmaschinenbefehlen von Google & Co. bilden sie die Grundlage für die erfolgreiche Suche nach Informationen im Internet. Auch wenn der Bau komplexer Suchketten heute noch nicht unbedingt zur täglichen Routine eines jeden Sourcers/Recruiters gehört, kann man jedem, der im Bereich der Online Recherche systematische Erfolge erzielen möchte, nur empfehlen, sich ausführlich mit der Materie zu beschäftigen, und seine persönliche Recherche-Toolbox Schritt für Schritt auszubauen.

Nun gibt es im deutschsprachigen Internet kaum eine wirklich umfassende Übersicht mit gut funktionierenden Beispielen von Suchketten, mit denen man adhoc experimentieren bzw. an denen man sich bei der Entwicklung eigener orientieren kann. Eine tolle Allternative haben wir bei den englischsprachigen Recruitingbloggern gefunden. Die Free Boolean Toolbar ist ein Firefox Plugin mit mehr als 100 vordefinierten Suchketten für verschiedenste Aufgaben im Bereich Online Sourcing.

Lebenslaufrecherche in den wichtigsten Suchmaschinen, Durchsuchen der Profile in den Sozialen Netzwerken, Suche nach E-Mail Adressen usw. Eine bessere Sammlung ist mir persönlich bisher nicht begegnet. Es ist nicht weiter tragisch, dass die meisten Ketten nicht sofort für den deutschsprachigen Raum einsetzbar sind.

Die Logik ist entscheidend. Es gibt vermutlich keine bessere Übung, als zu versuchen, die Ketten selbständig anzupassen, bis sie auch hier vernünftige Ergebnisse generieren. Probiert’s aus. Bei einigen, wie z.B. Xing, ist das eine leichte Übung.

Wem der manuelle Bau von Suchketten doch zu umständlich oder langweilig erscheint, kann mit dem Prototypen des e-sourcers rumspielen – eine Kandidatensuchmaschine, die den Einsatz komplexer Suchketten für den Nutzer übernimmt.

[HTTP410] Die 100 besten Arbeitgeber: Beim Fortune Magazine mehr als nur ein Ranking

Es gibt kaum wirkungsvolleres Employer Branding als zufriedene Mitarbeiter in Kombination mit einem reichweitenstarken Medium. Das Fortune Magazine hat eben diese Reichweite und rankt jedes Jahr 100 Firmen mit den zufriedensten Mitarbeitern in den USA. Das Ergebnis ist eine ausführliche Cover-Story, die mit einem tollen Online-Angebot ergänzt wird.

Hier kann man neben dem eigentlichen Ranking, sortiert nach unterschiedlichen Gesichtspunkten, wie Gehalt, Region oder Benefits, auch interaktive Grafiken abrufen. Der Perkfinder listet zum Beispiel diverse Vergünstigungen und Anreize auf. Diese lassen sich frei kombinieren und helfen so, den passenden Arbeitgeber zu finden. Lege ich zum Beispiel Wert auf Kinderbetreuung und ein Fitnessstudio auf dem Firmengelände, kommen für mich nur noch 26 der Top 100 Arbeitgeber in Frage.

Eine andere dynamische Grafik ist die “What employees say”- Word-Cloud. Hier können zu einzelnen Unternehmen Tag-Clouds abgerufen werden, die dann wiederum Begriffe und Zitate aus den Befragungen der Angestellten zeigen. Der umgekehrte Weg ruft über Erwähnungen bestimmter Themen die Zitate zu den Unternehmen auf.

Neben einigen anderen Features stellt Fortune ausgewählte Firmen mit einem Arbeitgeber-Video vor. Hier erklärt John Mackey, CEO und Mitgründer von Whole Foods, wie sich seine Angestellten in Teams selbst organisieren und warum es, entgegen der Branchenpraxis, bei Whole Foods keine Gewerkschaften gibt:

Schon die Startseite zeigt die Komplexität und den Blick fürs Detail, mit dem die Ergebnisse aufbereitet werden. In Deutschland kursiert zwar auch die ein oder andere Liste an Top-Arbeitgebern (in manche kann man sich einkaufen, bessere werden anhand von Studienergebnissen in Zusammenarbeit mit Universitäten entwickelt), aber die Präsentation und insbesondere der langfristige Mehrwert für den Arbeitnehmer lassen noch viel Raum nach oben.  Zugegeben, ein solches Issue bedeutet großen Aufwand und schluckt einiges an Ressourcen, aber für ein großes deutsches Wirtschaftsmagazin sollte das doch zu stemmen sein, oder? Also Ihr Handelsblätter, FTDs, WiWos oder Capitals – wie wärs?

Pics: Fortune Magazine und Knipsermann

Frisches Zahlenfutter: Die Social Media Ära (Video)

Jeder, wirklich jeder kennt das Social Media Revolution Video von Socialnomics. Unzähligen Praktikanten hat es zwei Jahre lang geholfen, die ersten Web 2.0 – Versprechungen in Präsentationen mit Fakten und Zahlen zu unterfüttern. Ganz Faule haben sich noch nicht mal die Mühe gemacht, die Zahlen abzuschreiben sondern haben als Eröffnung ihres Vortrags einfach dieses Ding abgespielt. Doch es ist in die Jahre gekommen, das gute Stück. “Wenn Facebook ein Land wäre”, hieß es damals, “dann wäre es das viertgrößte der Erde.” Damals lag Facebook mit lächerlichen 200 Millionen Nutzern tatsächlich noch hinter den USA.

Die Berliner Brandung hat sich die Mühe gemacht, die Metrics die heute noch zu gebrauchen sind auszusuchen, manche auf den neusten Stand gebracht und einige neue Zahlen dazu gemischt. Zum Beispiel:

  • Alleine zu Sylvester 2011 wurden auf Facebook über 750 Millionen Fotos hochgeladen.
  • Facebook hatte 2010 einen Nutzerzuwachs von sagenhaften 150% – auf 600 Millionen Nutzer.
  • Internetnutzer konsumieren durchschnittlich über 12 Stunden Online-Video pro Monat…

… da fallen die nächsten 2 Minuten 47 auch nicht mehr in Gewicht. Also viel Spaß! 😉

Und als besonderer Service zum Wochenende. Wer sich nicht (wie ich) 30 min den Kopf zermartern möchte, woher er die Baseline der Hintergrundmusik kennt: Hier.

Pic: fihu

[HTTP410] Schubladen, Geschlechterrollen und Social Media

Johanna Blakley vom Norman Lear Center stellt in diesem TED-Talk die These auf, dass Social Media dabei helfen wird, medienübliche Stereotypen und damit auch Geschlechtergrenzen zu überwinden. Warum?

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Noch heute wird das Medienpublikum nach veralteten demographischen Mustern eingeordnent. Diese Daten werden dann wiederum verwendet, um die Publikumswünsche zu analysieren und vorherzusagen. Also: “Du bist zwischen 25 und 35 Jahre alt, männlich, wohnst in einer Großstadt und hast ein geregeltes, mittleres Einkommen? Dann wird dir [dieses Medienprodukt] gefallen!” Dieses Denken beeinflusst nicht nur die Vermarktung, sondern bereits die Produktion traditioneller Medien. Bei Social Media gestaltet sich diese Publikumskategorisierung anders. Der Nutzer wird sich hier aus dem Zielgruppenschema befreien: er sagt nämlich selbst, was ihm gefällt und was ihm nicht gefällt. Das funktioniert schon heute sehr gut. Meine Medienangebote und Werbeeinblendungen in Social Media Applikationen entsprechen sehr viel eher meinen Interessen, als das z.B. bei einem durchschnittlichen “Männermagazin” der Fall wäre. Frauen wird es ähnlich gehen. Wir bewegen uns also weg von einem “wer bin ich”, hin zu einem “was mag ich”. Diese Entwicklung in Kombination mit der Tatsache, dass Frauen in sozialen Netzwerken sehr aktiv und in großer Zahl vertreten sind, lässt Joahanna Blakley eine zunehmende Feminität in der Medienlandschaft erwarten. Diesen direkten Zusammenhang sehe ich persönlich nicht ganz so deutlich. Vielleicht weist sie hier aber auch auf ein Problem hin, dessen ich mir nicht ausreichend bewusst bin. Wenn ich darüber nachdenke, fallen mir zwei Fundstücke aus den letzten Tagen ein:

  1. Anne Roth stellte unter dem Titel “Mädchenfrage” einige aktuelle Blogartikel zusammen, die sich mit der Frage auseinandersetzen, unter welcher Selbstbezeichnung sich Frauen in Blogs oder sozialen Netzwerken bewegen.
  2. Wirklich erstaunt war ich über einen Artikel in der TAZ: Nur 13% der aktiv bei Wikipedia schreibenden Nutzer sind weiblich!

Facebook vs. Google – Kommt nun der Kampf um Online-Advertising?

Sprechen wir von Traffic, hat Facebook Google bereits überholt. Laut Hitwise fielen 2010 8,9% der Unique Online Visits auf Facebook, Google hingegen konnte „nur“ 7,2% für sich verbuchen. Laut Comscore ist Facebook sogar dabei, mehr Page Impressions als Google zu sammeln. Die ersten Vermutungen werden laut, dass Facebook auch in Sachen Werbung Google bald den Rang ablaufen könnte.

Mit Blick auf die Einnahmen hat Facebook da noch ein gutes Stück Arbeit vor sich: Während Google 2010 stolze 29 Milliarden an Werbedollars einfuhr, hat Facebook gerade mal 2 Milliarden mit seinen Ads verdient. Andererseits: Facebooks Anteil an allen Online-Werbeeinblendungen hat gerade in Deutschland extrem zugenommen. Lag dieser im Dezember 2009 noch bei 6%, so gingen im Dezember 2010 bereits 16% auf das Konto von Facebook.

Das mag zum einen an den wachsenden Nutzzahlen liegen, zum anderen wurden durch Facebook viele neue Nutzer, animiert Online Advertising auszuprobieren: Betreiber von Fanpages, kleine Projekte und StartUps. Ganz zu schweigen von inzwischen zahlreichen professionellen Kampagnen. Wenn das Schalten von Googles Ad-Words auch nicht sonderlich kompliziert ist – Facebooks Targeting-Interface ist herrlich intuitiv und selbsterklärend. Wählt man eine demographische Zielgruppe oder geht man doch lieber nach Interessen? Oder doch eine Kombination? Am Ende noch schnell zwischen Tausend-Kontakt-Preis und Cost-Per-Click gewählt und fertig ist die erste eigene Kampagne.

Hat Google in Facebook einen ernsten Rivalen im Online-Advertising?

Ich möchte mich zunächst in Googles Windschatten stellen und sagen: Nein. Der Konsum von Facebook-Werbung funktioniert nach einem völlig anderen Prinzip. Hier wird man in seinem persönlichen Online-Umfeld mit Produkten und Dienstleitungen konfrontiert, ohne das man nach ihnen gesucht hätte. Je nach Targeting trifft die Ad zwar die Interessen des Nutzers, aber er muss erst von der Interaktion mit der Werbung überzeugt werden: Exklusive Informationen, Gewinne, Boni, etc. helfen dabei. Facebook-Ads sind so, bei allen Interaktionsmöglichkeiten, viel eher mit herkömmlicher Banner-Werbung zu vergleichen. Dementsprechend schnell verliert der Nutzer das Interesse.

Das lässt sich an der Click-Trough-Rate wunderbar ablesen. Erreicht diese nach zwei Tagen ihren Höhepunkt, so liefert die Ad vier Tage später nur noch fünfzig Prozent.

Durch geübte Konfiguration (z.B. durch „Friend of Fan“-Targeting) kann diese Kurve etwas nach hinten gezogen werden. Doch auch dieses Interesse erlischt dann schnell.

Dieses Problem hat Google nicht. Hier fordert der Nutzer explizit Informationen zu einem bestimmten Thema an. Und wenn er diese bekommt, gibt es noch ein paar “gesponsorte Informationen” dazu. Eine perfektere Adressierung ist kaum möglich. Wenn es also darum geht, konkrete Kaufentscheidungen zu beeinflussen, sind Facebook-Ads eher ungeeignet. Diese eigenen sich hingegen für begleitende Maßnahmen bei Produkteinführungen, Sonderaktionen und vergleichbaren Kampagnen. Zudem liefert Facebook die soziale Komponente, die Google nicht hat. Die neuen Sponsored Stories sind ein schönes Beispiel hierfür.

Der Kampf um die Online-Ads selbst wird wohl eher ein kleines Gerangel – vorausgesetzt, die Werber bleiben in der Kanalwahl etwa bei ihren heutigen Prioritäten . Eines darf dabei nicht vergessen werden: Bezahlt werden sowohl Facebook- als auch Google-Ads aus dem selben Topf!

Pics: fightlaunch und Webtrends