Fachkräftemangel selbstgemacht: Fachmessen und Personalmarketing

In der laufenden Woche waren wir gleich auf zwei Fachmessen als Besucher unterwegs. Und zwar auf der Aluminium in Essen und der SMM (shipbuilding, machinery & marine technology) in Hamburg. Für uns als Personalberater mit technischem Schwerpunkt bieten solche Veranstaltungen spannende Einblicke in die für uns interessanten Branchen und darüber hinaus die eine oder andere Gelegenheit für ungezwungene Gespräche mit potentiellen Kandidaten für aktuelle und zukünftige Suchaufträge. Schließlich sind die Fachmessen dafür da, dass sich das vielfach anwesende Fachpublikum untereinander austauschen kann.

Umso mehr verwundert es, dass die meisten Unternehmen aus den Branchen mit Fachkräftemangel, wie Maschinen- und Anlagenbau, Schiffbau, Metall und Elektrotechnik, es leichtfertig versäumen, den eigenen Messeauftritt zur Ansprache von neuen Mitarbeitern zu nutzen. Wo gibt es denn bitte mehr Potential auf einem Haufen? Und viele der Messeteilnehmer haben ganz eindeutig Bedarf. Zumindest teilen Sie das zeitgleich über Zeitungsanzeigen und auf den eigenen Internetseiten mit.

In diesem Zusammenhang stellt sich die folgende Frage. Wenn der Fachkräftebedarf eines Unternehmens so groß ist, das es bereits Geld für Zeitungsanzeigen ausgibt, bei denen unklar ist, ob sie von der für das Unternehmen interessanten Zielgruppe überhaupt bemerkt werden, warum nutzt man dann nicht seinen ohnehin schon bezahlten Messestand, um das Fachpublikum auf die offenen Stellen aufmerksam zu machen? Die Wahrscheinlichkeit, das berufstätige Spezialisten die Messe “ihrer” Branche besuchen, ist ungleich höher als die, dass sie Samstags die Stellenanzeigen im Abendblatt lesen. Ganz abgesehen davon, dass eine Messe-Bekanntmachung Mundpropaganda erzeugt, und das Stellenangebot so auch nach und außerhalb der Messe Verbreitung in den Fachkreisen findet. Und das alles ohne Zusatzkosten.

Die Idee, Stellenanzeigen am Messestand anzubringen, ist sicher nicht neu und auch nicht von uns. Viele Unternehmen auf der CeBIT und der Industriemesse haben gute Resultate mit dieser Taktik erzielt. Warum Unternehmen mit offensichtlichem Fachkräftemangel auf DEN Branchenfachmessen die Chance für ihren Auftritt verschlafen, ist nicht nachvollziehbar. Dieser Frage müssen sich die Personalverantwortlichen stellen.

Den eigenen Messeauftritt nicht für das Personalmarketing zu nutzen, belegt deshalb den 2. Platz in unserer Rubrik „Fachkräftemangel selbstgemacht“.

Generation Y?!

Einen interessanten Artikel zum Thema zeitgemäße Mitarbeitersuche lieferte heute die Onlineausgabe der Financial Times Deutschland. Unter dem Titel „Die Besten der Generation Y rekrutieren“ zitiert man die Ergebnisse einer Studie des schwedischen Wirtschaftswissenschaftlers Anders Parment, in der die Arbeitnehmer mit dem Geburtsjahr in den 80er Jahren unter die Lupe genommen werden. Auch wenn der Artikel leider recht oberflächlich ausfällt, liefert er doch Anlass, einige zentrale und gleichsam sinnvolle Aussagen festzuhalten.

1. Der Arbeitsmarkt hat sich gewandelt

2. Die Generation Y ist der Erfolgsgarant von morgen

3. Die Generation Y hat ein viel differenzierteres Verhältnis zum Arbeitsplatz

4. Die Generation Y sucht ihre Jobs deutlich anders als frühere Generationen

5. Bei der Ansprache der Generation Y sind moderne Wege der Kommunikation unverzichtbar

6. Wenn man als Unternehmen von der Generation Y wahrgenommen werden will, muss man sich
anstrengen und sich auf die neuen Möglichkeiten einlassen.

7. Tut man das nicht, wird die Konkurrenz die Besten für sich gewinnen

Wir werden nicht müde zu wiederholen, dass die kleinen und mittelgroßen Unternehmen gerade im Bereich Personal und gerade heute keine Zeit zu verlieren haben. Es ist noch viel zu viel Nachholbedarf vorhanden (s. Studie: Online-Personalmarketing im Maschinenbau).

[HTTP410] Fachkräftemangel selbstgemacht: Die Chiffre-Anzeige

Die Lektüre des Stellenmarktes des Hamburger Abendblattes vom Samstag, den 13.09.2008 hat wieder Mal viele Fragezeichen hinterlassen. Viele, viele Stellenanzeigen von kleinen und mittelgroßen Unternehmen, die ordentlich Geld kosten und dennoch kaum die erhoffte Wirkung erzielen werden.

Das die großen Konzerne die Stellenanzeigen mitunter zur Imagepflege und als Werbung einsetzten, ist die eine Sache. Das die kleineren, die sich im Grunde keine Verschwendung leisten können, gerade im wichtigen Bereich der Personalgewinnung noch viel zu oft und unüberlegt auf das falsche (älteste und langsamste) Pferd setzen, eine ganz andere.

Doch damit nicht genug. Die Stellenanzeige eines 40 Mann Betriebes aus Hamburg hat an diesem Wochenende alles bisher gesehene eindeutig in den Schatten gestellt.

Eine kuriose Stellenanzeige aus dem Hamburger Abendblatt

Das Unternehmen hat offensichtlich kein richtiges Interesse daran, Bewerbungen für die Stelle des Werkstattleiters zu erhalten oder warum macht man es den ohnehin schon seltenen qualifizierten Führungskräften unmöglich, sich über das Unternehmen zu informieren oder zumindest nähere Auskünfte zu der Stellen einzuholen?

Arbeitgeber aufgewacht! Die Zeiten, in denen hochqualifizierte Führungskräfte als Bittsteller an Unbekannte herantreten mußten, sind vorbei. Falls es sie je gab.

Wir finden, dieses Exemplar verdient eine eigene Rubrik. Diese führen wir ab heute unter dem Namen „Fachkräftemangel selbstgemacht“. Die Chiffre Anzeige eröffnet die Rubrik verdient auf Platz 1.

Sinn oder Unsinn? Durchschnittslöhne.

Zu meiner Schulzeit hatte einer meiner Lehrer des öfteren gesagt: „Es gibt Lügen. Es gibt schlimme Lügen. Und es gibt Statistiken.“ Er hatte recht!

Vor ein paar Tagen ist mir auf dem Internetportal der Tageszeitung WELT in der Rubrik „Wirtschaft“ ein Artikel mit dem Titel: „Gehaltsvergleich – In Hamburg verdienen Arbeitnehmer am besten“ aufgefallen. Darin wird der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zitiert, der die durchschnittlichen Löhne in allen Bundesländern berechnet haben will. Die Ergebnisse habe ich in der unten stehenden Tabelle zusammengefasst.

Durchschnittslöhne nach Bundesländern
Quelle: WELT.DE

Aufbauend auf den Zahlen argumentiert der DGB, dass Niedriglöhne die Nachfrage und die Kaufkraft reduzierten und gleichzeitig die „entscheidende Ursache“ für eine hohe Arbeitslosigkeit seien.

Auch wenn ich mich über das gute Abschneiden Hamburgs bei diesem „Wettbewerb“ gefreut habe, sei an dieser Stelle die Frage erlaubt, was die vom DGB zusammengetragenen Zahlen tatsächlich aussagen.

Zur Verdeutlichung ein kleines Rechenbeispiel: Zwei Firmen teilen sich ein Zwei-Raum-Büro. In einem Raum sitzt die Firma A bestehend aus einem Mitarbeiter – dem Geschäftsführer. Der Geschäftsführer der Firma A zahlt sich ein Gehalt von 50 € pro Stunde. Im zweiten Raum residiert die Firma B bestehend aus einem Geschäftsführer und zwei Sachbearbeitern. Der Geschäftsführer verdient 50€ pro Stunden und die beiden Sachbearbeiter jeweils 25 € pro Stunde.

Der Durchschnittslohn der Firma A beträgt somit 50/1 = 50 € pro Stunde. Bei der Firma B beträgt er (50+25+25)/ 3 = 33,33 € pro Stunde. Diese Zahlen werden nun veröffentlicht.

Durchschnittslohn
Durchschnittslohn

Es ist nicht bekannt, in welchen Branchen die beiden Firmen tätig sind. Man weiß nicht, wieviele Mitarbeiter jeweils beschäftigt werden, welche Ausbildung sie haben und wie anspruchsvoll ihre Tätigkeiten sind. Anhand dieser Zahlen lassen sich einfach keine sinnvollen Aussagen treffen und schon gar nicht eine ernstzunehmende Einschätzung der finanziellen Lage der beiden Unternehmen, ihrer Wettbewerbssituation und Perspektiven oder Attraktivität für die Arbeitnehmer.

Was in aller WELT hat sich der DGB dabei gedacht?!

„Papier ist geduldig.“ – hätte mein damaliger Schuldirektor kommentiert.

Wenn schon, denn schon!

Es ist wohl an der Zeit, dass wir hier ein wenig Farbe bekennen. Liebe Kollegen, liebe Mitarbeitersuchende Unternehmen, wir sind als Personalberater fest davon überzeugt, dass Stellenanzeigen in den Printmedien bei der Suche nach Führungskräften und Spezialisten die Geldverschwendung schlechthin sind.

Auch wenn es in unserer Branche immer noch genug namhafte und weniger namhafte Personalberater gibt, die Ihren Kunden als erstes eine Stellenanzeige in einer der bekannteren Tageszeitungen oder der Lokalpresse empfehlen, um erst anschließend zu den tatsächlich effektiven Methoden überzugehen, so ist das schlicht und einfach Ressourcenverschwendung. Wenn Sie aber als kleineres oder mittleres Unternehmen tatsächlich der Meinung sind, dass die mehreren Tausend Euro für eine einmalige Zeitungsanzeige gut angelegt sind, oder als Personalberater Ihren Kunden guten Gewissens eine solche Vorgehensweise ans Herz legen können, dann tun Sie das bitte! Nur…wenn Sie es schon falsch machen, dann machen sie das Falsche wenigstens richtig.

Beim Durchblättern des Hamburger Abendblattes vom letzten Wochenende ist mir eine einzige Stellenanzeige in Erinnerung geblieben. Sie ließ mich nicht mehr los und mußte hier einfach rein, trotz des angespannten Verhältnisses zu dieser Methode der Personalgewinnung.

Stellenanzeige Ingenieur in Hamburger Abedblatt
Stellenanzeige Ingenieur/-in im Hamburger Abendblatt

Das uns allen bekannte Unternehmen, geht hier offensichtlich auf Nummer sicher. Für den Fall, dass die Stellenanzeige an sich kein Erfolg werden sollte, kann das Geld einfach als Werbeausgabe verbucht werden. Hier wird eine Stellenanzeige eindrucksvoll als Werbefläche für das eigene Produkt benutzt. Davon können und sollten sich die Liebhaber von Stellenanzeigen in den Printmedien ein ganz dicke Scheibe abschneiden. Wenn schon, denn schon! Kreativität ist nicht nur den großen Konzernen vorbehalten.

[HTTP301] Bewerbungstipps – Leitfaden Musterbewerbung

Keine Stellenbörse, kein Jobblog, und kaum ein Internetauftritt einer Personalberatung oder Personalvermittlung kommt heutzutage ohne eine Rubrik unter dem Motto “Bewerben-aber wie?!” aus.

Diesem Trend wollen wir uns natürlich nicht entziehen. Schließlich prüfen wir Tag für Tag eine Menge von Bewerbungen und behaupten selbstbewusst von uns, zu wissen, wie eine gute Bewerbung auszusehen hat, was hinein gehört und was nicht. Freunde und Angehörige wissen unsere Kompetenz zu schätzen und müssen bei gegebenem Anlass die eine oder andere neunmalkluge Bemerkung hinsichtlich der vielen Unzulänglichkeiten ihrer Bewerbung über sich ergehen lassen.

Die Praxis hat uns aber auch gelehrt, dass meckern und kluge Hinweise allein selten ausreichen. Viel besser ist es, dem Bewerbungslehrling am “lebenden Objekt” vorzuführen, welche “chirurgischen Eingriffe” aus einer schlechten oder mittelmäßigen Bewerbung eine gute machen. Genau dieser Part fehlt aber nahezu sämtlichen Ratgebern, die dem Ratsuchenden im Netz angeboten werden. Wie eine gute Bewerbung aussehen, und welche Informationen sie enthalten muß, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Wie die allgemein gehaltenen Hinweise im konkreten Fall in die Tat umzusetzen sind dagegen schon.

An dieser Stelle setzt unser “Ratgeber” an. Entstanden ist er im Rahmen einer Aktion, die wir diesen Sommer für Auszubildende in technischen Berufen durchgeführt haben. Ziel der Aktion war es, den angehenden Facharbeitern durch ein kurzes Bewerbungscoaching den Einstieg in den Beruf zu erleichtern. Die zentrale Rolle bei der Beratung spielten dabei berufsspezifische Leitfäden, bestehend aus allgemeinen Tipps in Verbindung mit konkreten und anschaulichen Beispielen für den jeweiligen Beruf.

Diese Unterlagen stellen wir jetzt hier als Leitfaden allen Interessierten zur Verfügung, in der Hoffnung, dass sie dem einen oder anderen Auszubildenden zu einer guten Bewerbung und somit zu einer guten Stelle verhelfen.

Auch wenn Sie, liebe Leser, keine Auszubildenden auf Stellensuche sind, würden wir uns wie immer über Feedback freuen. Würde Sie ein auf Ihren Beruf zugeschnittener Bewerbungsratgeber in dieser Form weiter bringen?!

Nutzungshinweise:

In dem Ratgeber finden Sie eine Menge nützlicher Tipps für Ihre Bewerbung. Sie werden feststellen, dass jeder Ratschlag mit einer Nummer versehen ist. Diese Nummern finden Sie dann in den konkreten Beispielen wider. So können Sie besser erkennen, wie die Ratschläge in die Tat umgesetzt werden könnten.

Download hier: Leitfaden-Musterbewerbung

Private Arbeitsvermittlung & Zeitarbeit – die Luft wird dünn!

Vor einigen Tagen bekam ich eine Email von einer mir bis dato unbekannten Firma. Nach dem Öffnen staunte ich nicht schlecht, da man aufgrund der unzähligen Empfänger die eigentliche Nachricht nicht lesen konnte:

Private Arbeitsvermittlung & Zeitarbeit - die Luft wird Dünn!
Private Arbeitsvermittlung & Zeitarbeit – die Luft wird Dünn!

Beim Runterscrollen sah ich dann, dass die Email von einer Zeitarbeitsfirma aus Süddeutschland stammte, die unsere Personalberatung offensichtlich mit einer privaten Arbeitsvermittlung verwechselt hatte.

Gerade als ich die Mail löschen wollte, wurde mir klar, dass sie interessante Schlüsse über zwei Bereiche der deutschen Personalbranche zulässt:

1.Zeitarbeitsfirmen haben inzwischen offensichtlich derart gravierende Probleme bei der Anwerbung von qualifizierten Mitarbeitern, dass ein Mailing an ca. 100 private Arbeitsvermittlungen nötig ist, nur um eine Handvoll Stellen zu besetzen.

2.Private Arbeitsvermittlungen, die dank staatlicher Subventionierung gerne mit der kostenlosen Vermittlung von Fachkräften werben, scheinen dieses Versprechen kaum noch erfüllen zu können, da immer weniger gut ausgebildete Menschen arbeitslos sind.

Als Folge dieser Entwicklung kommen private Arbeitsvermittler nicht länger als Personalpartner für Firmen mit Fachkräftebedarf in Frage und werden sich zukünftig auf die Vermittlung von Hilfskräften beschränken (müssen). Vorausschauende Arbeitsvermittler, deren Vermittlungsleistung gut genug ist, um am freien Markt zu bestehen, werden die kostenlose Vermittlung peu à peu aufgeben und somit faktisch zu Personalvermittlern werden.

Sollte die Regierung dann Ende 2010 feststellen, dass der Vermittlungsgutschein seine Aufgabe als arbeitsmarktpolitisches Instrument im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit getan hat und daraufhin die staatlichen Subventionierung einstellen, werden sich viele von denen, die bisher zum Nulltarif vermittelt haben, eine neue Beschäftigung suchen müssen.

Spätestens dann werden sich auch die Zeitarbeitsfirmen wieder selbst um die Anwerbung ihrer Mitarbeiter kümmern müssen, da die Beauftragung einer Personalvermittlung zu marktüblichen Konditionen den meisten Zeitarbeitsfirmen zu teuer sein dürfte.

Fazit: Die Luft wird dünn!